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synkretistisch

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GrammatikAdjektiv · Komparativ: synkretistischer · Superlativ: am synkretistischsten, Steigerung selten
Aussprache 
Worttrennung syn-kre-tis-tisch
Wortzerlegung Synkretismus -isch
formal verwandt mitSynkretismus
Herkunft zu synkrētizeingriech (συγκρητίζειν) ‘(sich) vereinigen’
ZDL-Vollartikel

Bedeutungen

1.
bildungssprachlich Synkretismus aufweisend; in der Art eines Synkretismus; durch Synkretismus entstanden
Kollokationen:
als Adjektivattribut: ein synkretistischer Kult; eine synkretistische Religion; synkretistische Tendenzen; ein synkretistisches Element; ein synkretistischer Charakter
Beispiele:
Das Alevitentum gilt in der Religionswissenschaft inzwischen als eine eigenständige »synkretistische Religion«. Das bedeutet, dass sich die Ideen verschiedener Religionen zu einer neuen Religion vermischt haben. [Die Welt, 28.12.2007]
Dort [in Indonesien] gibt es kurios verknotete Entwicklungslinien hin zu dem synkretistischen Musikmischmasch, der das Land heute prägt. [Die Zeit, 29.09.2005]
Die Menschen, die als Sklaven aus Afrika in die Karibik und nach Brasilien kamen und deren Nachfahren haben dort Religionen entwickelt, die bis in die Moderne eine ungebrochene Vitalität und Vielfalt zeigen. Es sind Religionen der Revolte. Sie sind »synkretistisch«, das heißt[,] sie verknüpfen Vorstellungen und Praktiken verschiedener Herkunft zu einer neuen Religion (»Patchwork«). [Neue Zürcher Zeitung, 02.10.2016]
Vielerorts haben sich [in Afrika] die importierten Lehren mit dem Animismus vermischt und synkretistische Glaubensformen hervorgebracht. [Die Zeit, 08.11.2001]
Während Polytheisten synkretistisch dachten und für sie attraktive Gottheiten einfach in das eigene Pantheon eingemeindeten, kam mit dem Judentum, dem Christentum und dem Islam die monotheistische Unerbittlichkeit in die Welt. [Der Tagesspiegel, 21.12.1998]
Subjektiver, synkretistischer und sinnorientierter als in den erkenntnistheoretischen Debatten gingen die Literaten mit der eingeforderten Beschränkung aufs Rationale um[…]. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.12.2004] ungewöhnl.
2.
Sprachwissenschaft Synkretismus aufweisend; in der Art eines Synkretismus; durch Synkretismus entstanden
Beispiele:
Die schwache Adjektivflexion besteht seit dem Mittelhochdeutschen aus zwei extrem synkretistischen Formen: ‑e und ‑en. Ihr Anteil am Ausdruck von Kasus, Numerus und Genus ist sehr gering. [Szczepaniak, Renata: Wird die deutsche Nominalphrase wirklich analytischer? In: Bittner, Dagmar / Gaeta, Livio (Hg.): Kodierungstechniken im Wandel. Berlin / New York: Walter de Gruyter 2010, S. 131]
Im Lauf der schriftlich bezeugten Sprachentwicklung stirbt der hethitische Vokativ als selbständiger Kasus aus, indem er im Singular mit dem Nominativ zu einem neuen synkretistischen Kasus zusammenfließt, den man provisorisch »Nominativ‑Vokativ« oder »Neonominativ« nennen kann, da sich der Nominativ formal durchsetzt. [Eichner, Heiner: Zur Syntax des vedischen und hethitischen Vokativs im Vergleich. In: Velhartická, Šárka (Hg.): Audias fabulas veteres. Anatolian Studies in Honor of Jana Součková-Siegelová. Leiden: Brill 2016, S. 134]
Schwache Maskulina und Neutra zeichnen sich dadurch aus, dass mehrere Kasus synkretistisch, d. h. gleichlautend und dadurch nicht unterscheidbar, sind. [www.grammatikfragen.de, 12.05.2015, aufgerufen am 24.04.2017]
Der synkretistisch aus zwei grundsprachlichen Kasus gebildete Dativ‑Lokativ drückt allgemein den Zusammenfall oder die Überschneidung von Relans und Relatum aus. [Kutscher, Silvia / Wernig, Daniel A.: On Ancient Grammars of Space. Berlin / Boston: de Gruyter 2014, S. 4]

letzte Änderung:

Typische Verbindungen zu ›synkretistisch‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›synkretistisch‹.

Zitationshilfe
„synkretistisch“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/synkretistisch>.

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