Deutsches Fremdwörterbuch
Kandidat
1. Aufl. Band 1 (Schulz 1913)
M. ‘Bewerber’ älter meist Candidate (Michaelis 1770 Universitäten II 53) aus gleichbed. lat. candidatus. Das Wort gilt schon im 16. Jahrh. in der akademischen Terminologie für die ‘Bewerber eines akadem. Grades’ (1 a), daher im 18. Jahrh. bes. von den jungen Theologen, die schon vor dem Examen Stellungen annahmen (b). Daneben beginnt schon im 18. Jahrh. eine allgemeinere Verwendung des Wortes (2).
Belege: 1 a. 1580 Statuten d. Univ. Heidelberg S. 206 die candidaten, so das magisterium begern. Meyfart 1636 Hochschulen S. 276 die Faculteten seyn zu rühmen, bey welchen die Candidaten müssen vorlegen die Jahre, in welchen sie studiert haben. Martin 1637 Parlement S. 675 einen Candidaten, der in den Rechten den Gradum annemmen wolte. Dazu z. B. Schulamtskandidat Gedicke 1795 Schulschriften II 8.
b. Gellert 1746 Fabeln S. 168 Ein sehr geschickter Kandidat, Der lange schon mit vielem Lobe Die Kanzeln in der Stadt betrat. Wagner 1776 Kindermörderin S. 54. Kortum 1799 Jobsiade S. 248 Drum hielt er sich einen Kandidat als Kaplan.
2. Meier 1746 Ehre S. 147 Diese Candidaten der Ehre sind mehrentheils zu hitzig. Wahlkandidat: 1790 Der Beobachter S. 195. Scherzhaft Heiratskandidat Schefer 1847 Achtzehn Töchter S. 90. – Todeskandidat (Frey 1844 Bilder S. 344. Großmann 1847 Gesellschaft S. 225) scheint aus der Sprache der Ärzte zu stammen vgl. Bürger 1794 Briefe IV 243 Der zuletzt Herbeigerufene [Arzt] erklärte mich fast für nichts mehr als condamnatum, für einen Candidatum mortis. Vorher freilich schon religiös bei Dannhauer 1642 Katechismusmilch I 317 was ist dann ein solcher anders als ein Candidatus mortis aeternae.
Kandidatur F. ‘Bewerbung’ in politischem Sinne, aus frz. candidature. Beleg: Freytag 1863 Aufsätze II 75 Die Can­didatur des Prinzen Leopold für den griechischen Thron.
kandidieren Ztw. ‘sich um eine Stelle (ein Mandat) bewerben’ z. B. Spielhagen 1866 Jn Reih u. Glied IV 66 für die nächsten Wahlen zu kandidieren.