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Handy |
N. (-s und Handies; -s und Handies), im späten 20. Jh. im Sprachgebrauch von
Funkamateuren aufgekommene, anglisierende Bildung eventuell nach
Handy-Talky (vgl. Walkie-Talkie), dem Produktnamen eines
militärisch genutzten Handsprechfunkgeräts der Firma Motorola, als Produktname
des Elektronikkonzerns Philips für den Nachfolger des tragbaren Mobiltelefons
„Porty“ oder als (scherzhaftes) Kürzel für engl. hand-held transceiver
bzw. hand-portable; zu engl. hand ‘Hand’ (vgl. dazu engl.
handy ‘greifbar, (schnell) zur Hand, griffbereit; geschickt, praktisch’),
gelegentlich in phonetischen Schreibungen wie Händy, Händi.
In der
Bed. ‘kleines, tragbares, handliches, schnurloses Telefon (mit Zusatzfunktionen
wie Text- und Bildübermittlung), das über Funk mit dem Telefonnetz verbunden ist
und dadurch ortsunabhängig eingesetzt werden kann’ (vgl. Mobiltelefon),
oft ironisch bis abwertend und kritisch diskutiert im Zusammenhang mit
Suchtverhalten, Überschuldung, gesundheitlichen Problemen, Geltungssucht o. Ä.,
in Wendungen wie das Handy klingelt, die Wanderer verständigten die Bergwacht
per Handy, den mobilen Internetzugang über das Handy erleichtern, jmdm. eine
kurze Textmitteilung (SMS) auf sein Handy schicken, die drei Eingeschlossenen
hatten sich über ein Handy gemeldet, zum/nach dem Handy in der Tasche greifen,
ich schaltete mein Handy wieder ein, Fotos via Handy übermitteln, über Handy
erreichbar sein, das Ohr stets am Handy ist trendy, die größte Schuldenfalle ist
derzeit das Handy, Handy am Steuer wird höher bestraft, weil der Fahrer mit dem
Handy hantierte, verlor er die Kontrolle über das Fahrzeug, das Handy hat sich
mittlerweile zur Plage entwickelt, als Bestimmungswort in Zss. wie
Handyman M. (-s; Handymen), auch Handy-Mann ‘Benutzer eines
Handys’ (als scherzhafte Umdeutung von engl. handyman ‘Bastler,
Heimwerker’, zu handy ‘geschickt; praktisch’), Handyanbieter, -anruf,
-anschluss, -banking, -daten(-dienst), -dichte, -dieb(-stahl), -display,
-empfang, -format, -frequenz, -gebühr, -gerät, -generation, -geschäft,
-gespräch, -halter/-nutzer/-besitzer/-betreiber, -karte, -klingelton,
-konzession, -kultur, -lizenz, -logo, -mail(-box), -marke,
-mitteilung/-nachricht, -netz, -nummer, -kommunikation/-kontakt, -kunde,
-rechnung, -sender, -signal, -sparte, -tarif, -tastatur/-taste, -technik,
-telefon(-at), -verbindung, -vertrag, -vorwahl, -werbung, -zeitalter, -zubehör;
handyfrei, -los, -tauglich, (mit positiver Konnotation:)
Handybegeisterung, -boom, -fan, -fetischist, -freak, -kult, -fieber, (mit
negativer Konnotation:) Handy(-elektro-)smog, -gegner, -gefahr,
-geklingel/-gebimmel, -hasser, -land, -schulden, -seuche/-sucht, -verbot, -wahn;
handybesessen, -bewaffnet, seltener als Grundwort in Aufklapp-, Auto-,
Bild(-schirm)-, Billig-, Designer-, Dienst-, Dual(-band)-, Einweg-,
Ersatz-/Zweit-, Freisprech-, Funk-, (Kredit-)Karten-, Marken-, Mini-,
Multimedia-, Nobel-, Partner-, Prepaid-, Privat-, Telefon-, Vertrags-,
Vibrations-, Video-, Wap-, Zweithandy sowie (in Verbindung mit Markennamen:)
E-Plus-, Nokia-, Philips-Handy.
Daneben seit den 90er Jahren die
neoklassische Kombination Handymanie neben Handymania F. (-; ohne
Pl.) (zu -(o)manie, terminale Lehnwortbildungseinheit mit der Bed.
‘übersteigerte Vorliebe; krankhaftes Suchtverhalten’, zurückgehend auf griech.
μανία ‘Raserei, Wahnsinn, starke Gemütsbewegung’; → Manie)
‘Handysucht, -fimmel, -seuche’, die eher auf den österr. Sprachgebrauch
eingeschränkte Nebenform von Handy Handyphon, auch Handyfon
N. (-s; -e) und (anglisierend) Handyphone N. (-s; -s), mit dazugehörigem
Handyphonie, auch Handy-Phonie F. (-; ohne Pl.)
‘Mobilfunk(-betrieb)’, handyphonieren/-fonieren V. intrans. ‘mittels
Handy telefonieren’ und Handyphonierer/-fonierer M. (-s; -), auch
Handyphoniererin/-foniererin F., Okkasionalismen wie Handyaner M.
(-s; -), auch Handyanerin F. und (eventuell nach Idiot, vgl.
Videot) Handyot M. (-en; -en), auch Handyotin F., im
abwertenden Sinne ‘jmd., der in exzessiver Weise mit dem Handy telefoniert;
Handybenutzer(-in)’, sowie (eventuell ausdrucksseitig durch österr.-dtsch.
händisch ‘von Hand, manuell’ gestütztes) handysch Adj.
‘über/per/via Handy’.
Belege
taz 4. 7. 1990
die
Westjournalisten protestierten, ist für sie doch das „Händy“-Telefon Lebensnerv
und Statussymbol zugleich geworden;
Presse 2. 10. 1991
Anfang Juli ’91
auf den Markt gekommen und in elf Wochen 1000 Stück verkauft. Dies bedeutet
einen Marktanteil bei den Handys von 16 Prozent. Das MT-5 Pocket ist das
leichteste und kleinste D-Netz-Mobiltelephon am österreichischen Markt;
taz
29. 3. 1993
Die Privaten, so das zum Urteil geronnene Vorurteil, verfügen
über ein stabileres Netz und liefern die handies schneller aus;
Salzb. Nachr.
28. 8. 1993
Die „Handy“-Fans bekommen neues Spielzeug (Überschr.) Schon bald
. . werde niemand mehr einen Schritt ohne tun. Die Rede ist vom
D-Netz-Mobiltelefon, dem Handportable, kurz „Handy“ genannt;
Mannh. Morgen
26. 11. 1994
In Italien gehört es zum – geschäftlich wie privat – Alltag, ob
im Auto oder auf der Vespa: das „Handy“. In Deutschland hat die „mobile
Telefonitis“ längst noch nicht die Dimensionen angenommen, wie in anderen
europäischen Ländern;
Vorarlb. Nachr. 24. 2. 1999
Satellitentelefonie
immer attraktiver (Überschr.) Die Sprachqualität sei jener bei digitalen Händys
ebenbürtig oder sogar besser;
Berl. Ztg. 18. 3. 1999
Die
Programmiersprache Java soll das Handy zu einem Allzweckgerät für den drahtlosen
Zugang zum Internet und zu Firmennetzen machen;
Mannh. Morgen
10. 11. 2000
Branchenexperten rechnen damit, dass bis 2005 rund 70 Prozent
aller Mobilfunk-Anwender Daten über ihr Handy abrufen werden. Die Smartphones
übertragen neben Sprache auch Daten, bieten E-Mail und Faxfunktionen sowie einen
direkten Zugang zum Internet;
ebd. 16. 4. 2003
Es gehe nicht an, dass der
Mobilfunk verdammt werde – und gleichzeitig längst fast jeder Mensch ein Handy
in der Tasche habe;
ebd. 19. 4. 2003
Der Mann hatte der 20-jährigen
anzügliche SMS-Botschaften auf ihr Handy geschickt;
Nürnb. Nachr.
28. 12. 2007
Wenn zu Silvester die ersten Leuchtraketen in die Luft sausen
und Böller das neue Jahr mit ordentlich Radau einläuten, greifen viele Menschen
beinahe instinktiv zu ihrem Handy, um Verwandten und Freunden die besten Wünsche
zu schicken.
taz 12. 9. 1997
Spätestens unsere Kindeskindeskinder werden Abbilder unserer Handymanie sein. Zu
erkennen an verkümmerten Beinen und Übergewicht;
Mannh. Morgen
17. 3. 2003
Mit SMS rein in die Schuldenfalle. „Handymanie“ führt bei immer
mehr Jugendlichen zu finanziellen Problemen;
Berl. Ztg. 26. 7. 2003
Die
Seuche verbreitete sich schleichend. Am Anfang waren es nur ein paar belächelte
Wichtigtuer, die an Straßenecken und in voll gepackten U-Bahn-Waggons
prahlerisch ihr Mobiltelefon zückten, nur um Mutti lautstark den Speiseplan fürs
Abendbrot durchzugeben. Das ist inzwischen einige Jahre her, und in dieser Zeit
hat die Seuche ganz Deutschland befallen. Ihr Name: Handymania. Ihre Symptome:
Das Verlangen, jederzeit und für jedermann überall erreichbar zu sein;
Rhein-Ztg. 11. 3. 2005
Die Handymanie nimmt groteske Züge an. Das
Zweitgerät ist mittlerweile Pflicht. Beim Bummel durch die Mainzer Innenstadt
sieht man immer mehr Pärchen, das Handy am Ohr und intensiv in Gespräche
vertieft.