Banken :
Zurück im Kreditrisiko

Hanno Mußler
Ein Kommentar von Hanno Mußler
Lesezeit: 2 Min.
Unter Banken in Frankfurt
Während Corona durfte es keine Insolvenzen geben. Signa war dann ein erster Warnschuss, auch die Gläubigerbanken der Baywa müssen sich nun Fragen stellen. Fehlt es am richtigen Risikobewusstsein?

Für die Banken geht eine ungewöhnliche Zeit zu Ende. Auch wegen der vielen staatlichen Stützungsmaßnahmen während der Corona-Pandemie gab es viele Jahre lang kaum Kreditausfälle. Die Banken konnten sogar zuvor gebildete Risikovorsorge auflösen. Jetzt aber nimmt der Risikovorsorgebedarf zu, in der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) erheblich, meisten anderen Kreditinstituten allmählich.

Soweit erkennbar, können alle deutschen Banken die wachsenden Risiken mit ihren Eigenkapitalpolstern und Reserven gut abfedern. Größere Sorgen muss man sich aber womöglich um deren Risikokultur machen.

Nach Immoblienfinanzierungen wackeln nun mehr Unternehmenskredite

Ein erster Warnschuss ging im vergangenen Jahr von der Schieflage und späteren Insolvenz von großen Teilen der Signa-Immobiliengruppe von René Benko aus. Auch der Preisverfall am US-Gewerbeimmobilienmarkt zwang Banken wie Deutsche Pfandbriefbank und Deutsche Bank zu größeren Rückstellungen. Nun rücken die Kredite für Unternehmen in den Blick. Vor allem kleinere Gewerbetreibende leiden unter der schwachen Konjunktur in Deutschland. Sie können nicht „einfach so“ im Ausland investieren, wie es größere Unternehmen gerade etwa wegen der hohen Energiepreise hierzulande vielfach tun. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigt – wieder auf ein Normalniveau. Schließlich gehört auch Scheitern zur Marktwirtschaft.

Viele Banken indes kennen das Scheitern von ihren Kunden gar nicht mehr. In den Vorstandsetagen sind immer weniger „Markt- und Vertriebsleute“ anzutreffen, sondern immer öfter schaffen es ehemalige Unternehmensberater in die Bankvorstände. Diese sind es gewohnt, in Prozessen zu denken. Dabei könnte ihnen der Blick für die wahren Kreditrisiken verloren gehen.

Diesen Eindruck konnte man schon bei Signa gewinnen, als etwa die Helaba mit mehreren Finanzierungen auf ein ausgereichtes Kreditvolumen in Höhe eines mittleren dreistelligen Millionenbetrags kam – ziemlich viel für eine öffentlich-rechtliche Bank, die Bundesländern und Sparkassen gehört. Nun stellen sich Fragen an die Gläubigerbanken des schlingernden Agrarkonzerns Baywa , dessen gescheiterte Expansion DZ Bank, LBBW, Hypo-Vereinsbank, Deutsche Bank und Commerzbank finanziert haben. Auch über diese Einzelfälle hinaus wachsen die Risiken für die Banken.