Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Dunst, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Dunst(e)s · Nominativ Plural: Dünste
Aussprache 
eWDG

Bedeutungen

1.
durch Wasserdampf oder Verunreinigungen getrübte Atmosphäre
Grammatik: nur im Singular
Beispiele:
leichter, weißer, milchiger, nebliger, starker Dunst
über dem Industriegebiet liegt ständig ein feiner Dunst
die Berge sind in Dunst gehüllt, verschwimmen im Dunst der Ferne, des Horizonts
Über den dämmerigen Wiesen schwebte blauer Dunst [ L. Frank6,389]
übertragen
Beispiele:
umgangssprachlichjmdm. blauen Dunst vormachen (= jmdm. Unwahres glaubhaft zu machen suchen)
saloppkeinen (blassen) Dunst von etw. haben (= von etw. gar nichts wissen, verstehen)
der holde Dunst der Phrasen [ FalladaWolf2,398]
2.
stark riechende, warme Luft, die oft als lästig und erstickend empfunden wird
Beispiele:
giftige, beizende, warme Dünste
der feuchte Dunst der Fäulnis
die Gaststube ist mit undurchdringlichem Dunst erfüllt
gehobender Vulkan haucht übelriechende Dünste aus
als sie nach dem Essen in der Halle standen, in einem schweren Dunst von Wein, Speisen, Gerüchen und Gesprächen [ Bergengr.Feuerprobe49]
gehobenWenn eine Stalltür sich öffnete, schlug der Dunst der Tiere in die Kälte hinaus [ ZahnFrau Sixta174]
3.
Sonderbedeutungen
a)
Soldatensprache Beschuss
Beispiele:
mächtig Dunst bekommen
Dann [wenn der Kaiser an die Front kommt] müßte es gerade schweren Dunst geben [ MarchwitzaJugend388]
b)
Jägersprache feinste Schrotsorte, Vogeldunst
c)
Mahlprodukt in einer Korngröße zwischen Mehl und Grieß, das bei der Herstellung von Weizenmehl abfällt und zu Teigwaren verarbeitet wird
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Dunst · dunsten · dünsten · ausdunsten · verdunsten · dunstig · Dunstkreis · Vogeldunst
Dunst m. ‘Lufttrübung, Dampf, feiner Rauch’, ahd. thunst ‘Wind, Sturm’ (10. Jh.), mhd. dunst, tunst ‘Dampf, Dunst’, asächs. thunst ‘Dunst, Streif oder Strahl des Feuers’, mnl. donst ‘Staubmehl’ und mit n-Ausfall und Ersatzdehnung mnd. dūst, dust ‘Staub, Spreu, Hülse’, aengl. dūst ‘Staub’, engl. dust führen auf die s-Erweiterung ie. *dheus-, *dhū̌s- ‘stieben, stäuben, wirbeln’, auch ‘blasen, wehen’ der Wurzel ie. *dheu-, *dheu̯ə- ‘stieben, wirbeln’, besonders von Staub, Rauch, Dampf (s. Duft). Verwandt ist außergerm. aind. dhváṁsati ‘verfällt, geht zugrunde, zerfällt zu Staub’. Insgesamt weist die zugehörige Wortgruppe aind. dhva(ṁ)s- in ihren ältesten Belegen auf die Bedeutung ‘zerstäuben, verfinstern, rauchen’. – dunsten, dünsten Vb. ‘Dunst ausströmen, dampfen, mit Dampf gar kochen’, mhd. dunsten, dünsten. ausdunsten, -dünsten Vb. ‘Dunst, Geruch ausscheiden’, mhd. ūʒdunsten ‘verdunsten’. verdunsten Vb. ‘sich in Dunst auflösen, gasförmig werden’ (17. Jh.); im 18. Jh. fallen ursprünglich geschiedenes intransitives verdunsten und transitives verdünsten zusammen. dunstig Adj. ‘trübe’, ahd. thunstīg ‘stürmisch’ (10. Jh.), mhd. dunstec ‘dampfend’. Dunstkreis m. ‘Lufthülle der Erde, Ausstrahlungsbereich, (geistige) Umgebung’, Übersetzung (17. Jh.) von Atmosphäre (s. d.). Vogeldunst m. feinster Schrot zur Jagd auf kleine Vögel (18. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Dunst · Nebel · Nebeldampf · Nebelschleier · Nebelschwaden · Schleier · Trübung · Vernebelung  ●  (eine richtige) Waschküche ugs., fig. · Brühe ugs., fig. · Suppe ugs., fig. · trübe Suppe ugs., fig.
Oberbegriffe
Assoziationen

Dunst · Qualm
Assoziationen
  • übler Dunst  ●  Gifthauch geh., literarisch · Miasma fachspr., veraltend, historisch, griechisch · Pesthauch geh., literarisch

Typische Verbindungen zu ›Dunst‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Dunst‹.

Verwendungsbeispiele für ›Dunst‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Es roch nach altem Fett, nach Dunst, nach kaltem Rauch. [Glavinic, Thomas: Die Arbeit der Nacht, München Wien: Carl Hanser Verlag 2006, S. 27]
Im Dunst des Abends lehnen sie sich wie Schatten an die Sterne. [Die Zeit, 31.03.1999, Nr. 14]
Das Wort meint weniger ein Angebot an die Nase als an die Augen: Dunst, Nebel, Tau. [Die Zeit, 11.02.1999, Nr. 7]
Immer steigt ein wohlschmeckender Dunst an ihnen hoch und füllt den Raum an. [Kronauer, Brigitte: Die Frau in den Kissen, Stuttgart: Klett-Cotta 1990, S. 169]
Der weiße Dunst kriecht angstvoll umher, ehe er wagt, über den Rand hinwegzugleiten. [Remarque, Erich Maria: Im Westen nichts Neues, Berlin: Propyläen 1929, S. 114]
Zitationshilfe
„Dunst“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Dunst>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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