welsch
GrammatikAdjektiv · ohne Steigerung
Aussprache [vɛlʃ]
Wortbildung
mit ›welsch‹ als Erstglied:
Welschkohl
· Welschkorn · Welschkraut · Welschland · Welschriesling
· mit ›welsch‹ als Letztglied: kauderwelsch · mit ›welsch‹ als Grundform: 1Welsche · 2Welsche
· mit ›welsch‹ als Letztglied: kauderwelsch · mit ›welsch‹ als Grundform: 1Welsche · 2Welsche
Bedeutungsübersicht
- 1. [veraltet, noch landschaftlich] romanisch, besonders italienisch, französisch
- ● [allgemeiner, meist historisch] fremdländisch, fremdartig
- 2. [meist CH ] den französischsprachigen Teil der Schweiz betreffend, zu ihm gehörig, dort befindlich; französischsprachig
ZDL-Vollartikel
Bedeutungen
1.
veraltet, noch landschaftlich romanisch, besonders italienisch, französisch
Beispiele:
Es ist lange her, dass Frankreich für die Deutschen der
»welsche Erbfeind« war, heute lieben sie das
Land. [Dresdner Neueste Nachrichten, 16.03.2022]
Hinter vorgehaltenen Händen wurde über eine stürmische Affäre des
Herzogs mit der Tochter eines lombardischen Diplomaten gesprochen; es hieß,
Georg habe die welsche Schönheit auf einem Fürstentag
in Regensburg kennengelernt und sie kurzerhand mit auf die Trausnitz
genommen. [Landshuter Zeitung, 08.09.2021]
In Kärnten, das dem Zustrom der »welschen
Wanderkrämer« besonders ausgesetzt war, erließ Kaiser Friedrich III. im
Jahre 1457 Verbote gegen die Händler aus Italien. [Kronen Zeitung, 05.09.2007]
Tonton Päule hatte Ahnen vom Stamme Israel, wie er sich ausdrückte,
immer ausgeschlossen. […] Allemannisches ja, Römisches seinetwegen, überhaupt
Welsches; hier und da ein slawischer Einschlag,
Keltisches, seines Erachtens sogar sehr viel; aber Semitisches könne man
prima vista ausschließen. [Degenhardt, Franz Josef: Für ewig und drei Tage. Berlin: Aufbau-Verl. 1999, S. 96]
[Die mysteriöse Terrororganisation] »Ein
Tirol« warnte in dem Brief alle zuständigen Tiroler Politiker und
Professoren an der Innsbrucker Uni, »den Gletschermann Ötzi der
welschen Besatzungsmacht (= an Südtirol) auszuliefern«. [Kurier, 05.11.1996]
altertümelnd Die welschen Künstler zu
Rom, Mailand und Venedig, deren Wissenschaft dich lockt, bezahlen allesamt,
glaube es mir, was sie aus den Freudenhäusern in die Künste holen, mit einem
heiligen Verlust. [Weismantel, Leo: Die höllische Trinität. Berlin: Union-Verl.1966 [1943], S. 49]
●
allgemeiner, meist historisch fremdländisch, fremdartig
Beispiele:
Woher kommt die Walnuß? Der deutsche Name
kommt von dem Ausdruck »welsche«, also
»fremdländische« Nuß. Die Bulgaren nennen sie »bulgarische«, die Russen
bezeichnen sie als »griechische Nuß«. [Neues Deutschland, 17.08.1974]
Die exotisch klingende Sprache wird
»Rotwelsch« genannt. »Rot« heißt Bettler
oder falsch;
»welsch« steht für
fremdländisch. [Aachener Zeitung, 13.10.2018]
abwertendDer Holzhandwerker heißt bei uns »Tischler«
und nicht »Schreiner«. Derart welsche
Bezeichnungen überlassen wir gern den Leuten in
Oberammergau. [Hamburger Abendblatt, 15.02.2022]
2.
meist CH den französischsprachigen Teil der Schweiz betreffend, zu ihm gehörig, dort befindlich; französischsprachig
Kollokationen:
als Adjektivattribut: ein welscher Kanton, Kantonsteil, Politiker; die welsche Presse, Schweiz; das welsche Fernsehen; welsche Journalisten, Medien
Beispiele:
Gerade für die welsche Minderheit hat sich
seit der Krise der Uhrenbranche während der siebziger Jahre viel verändert –
nicht zum Guten. Früher hatten die französischsprachigen Bieler leitende
Positionen in den Familienunternehmen inne, heute sind die Kaderstellen in
den neuen Konzernen meist mit Deutschschweizern besetzt. [Der Standard, 29.10.1993]
Wer führt neu die FDP‑Fraktion an? Nun seien sie an der Reihe, sagen
welsche Nationalräte. Doch auch zwei
Deutschschweizerinnen sind interessiert. [Thurgauer Zeitung, 16.12.2021]
Gegen Ende der 1960er‑Jahre zeichnete sich ab, dass das
Frauenstimmrecht auf nationaler Ebene bald durchkommen würde.
Welsche Kantone hatten es bald zehn Jahren
[sic!]
vorher eingeführt. [Der Bund, 28.05.2018]
Farbfernsehempfang in der welschen Schweiz
[Stichpunkt] Der Nationalrat lehnte am 18.
Dezember mit 69 gegen 43 Stimmen ein Postulat ab, wonach der Bundesrat den
Bau von Gemeinschaftsantennen mit Normenwandler SECAM/PAL in jenen Gebieten
der Westschweiz fördern sollte, in welchen das französische Fernsehen
empfangen werden kann. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1968]]
letzte Änderung:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
welsch · rotwelsch · Rotwelsch
welsch Adj. ‘romanisch’, besonders ‘italienisch’, allgemeiner ‘aus südlichen Regionen, aus dem romanischen Bereich (besonders aus Italien, Frankreich, Spanien) stammend’, ahd. wal(a)hisc (11. Jh.), mhd. walhisch, welhisch, walsch, welsch ‘italienisch, französisch, romanisch’, mnd. welsch, mnl. walsch, welsch, nl. waals ‘wallonisch’, aengl. (angl.) wē̌lisc, wǣ̌lisc, (westsächs.) wī̌lisc, wȳ̌lisc ‘keltisch, normannisch’, engl. Welsh ‘walisisch’, anord. valskr ‘romanisch’, schwed. välsk ‘romanisch’. Das Adjektiv ist von einem in ahd. Wal(a)h ‘Romane’ (9. Jh.), mhd. Walch, Walhe ‘Romane, Italiener, Franzose’, aengl. Walh, Wealh ‘Kelte, Gallier, Römer’, anord. (Plur.) Valir ‘Bewohner Nordfrankreichs, keltische Bewohner Englands’ belegten Substantiv abgeleitet, das aus dem Namen eines keltischen, den Germanen benachbarten Volkes unbestimmter Herkunft hervorgegangen ist (lat. Volcae, germ. *Walhōs). Noch vor der ahd. Lautverschiebung übernommen, bezeichnet er zunächst die Kelten, dann die nach der Eroberung durch die Römer entstehende romanische Bevölkerung in Gallien sowie die Bewohner Italiens. welsch steht daher für ‘romanisch’, und zwar speziell für ‘italienisch’ (bis ins 18. Jh.), für ‘französisch’ (seit dem 16. Jh. vorwiegend in südwestd. Quellen, in der Literatursprache in betontem Gegensatz zu deutsch, oft mit abschätzigem Beisinn), seltener für ‘spanisch’ oder ‘rätoromanisch’. In übertragenem Sinne ‘fremdartig, unverständlich’ (16. Jh.). – rotwelsch Adj. ‘gaunersprachlich, unverständlich’, mhd. rotwalsch, -welsch, substantiviert Rotwelsch n. ‘unverständliche Sprache der Gauner und Landstreicher’, mhd. rotwalsch (13. Jh.), danach auch ‘betrügerische Rede’; gebildet zu rotw. rot(t) ‘schlauer Bettler’. Die Zusammensetzung steht dann unter dem Einfluß der Farbbezeichnung rot in deren übertragenem Sinne von ‘falsch, untreu’, auch ‘betrügerisch, gaunerisch’. S. auch kauderwelsch.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
ausländisch ·
fremd ·
fremdländisch ·
fremdstaatlich ·
nicht heimisch ●
landfremd veraltet ·
welsch veraltet, abwertend ·
mit Migrationshintergrund ugs. ·
nicht von hier ugs.
Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›welsch‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›welsch‹.
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