Kanon, der
GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Kanons · Nominativ Plural: Kanons
Nebenform Kanon · Substantiv · Genitiv Singular: Kanon(s) · Nominativ Plural: Kanones
Aussprache [ˈkaːnɔn]
Worttrennung Ka-non
Wortbildung
mit ›Kanon‹ als Erstglied:
Kanonbildung
· kanonisch · kanonisieren · Kanonist · Kanontafeln
· mit ›Kanon‹ als Letztglied: Bildungskanon · Fächerkanon · Heiligenkanon · Messkanon · Wertekanon · Wissenskanon · Zirkelkanon
· mit ›Kanon‹ als Letztglied: Bildungskanon · Fächerkanon · Heiligenkanon · Messkanon · Wertekanon · Wissenskanon · Zirkelkanon
Herkunft zu kanṓngriech (κανών) ‘Regel, Vorschrift, Liste, Katalog, Verzeichnis der klassischen Schriftsteller’, eigentlich ‘gerade Stange, Richtscheit, Lineal’
Bedeutungsübersicht
eWDG
Bedeutungen
1.
Musik Musikstück, bei dem verschiedene Stimmen in bestimmten Abständen nacheinander mit derselben Melodie einsetzen können
Grammatik: Plural ‘Kanons’
Beispiele:
einen Kanon singen
ein dreistimmiger Kanon
2.
Regel, Richtschnur, Vorschrift
Grammatik: Plural ‘Kanons’
Beispiel:
Religion kirchliche Rechtsbestimmung
Grammatik: Plural ‘Kanones’
3.
als verbindlich erklärte Texte
a)
b)
Religion die kirchlich für verbindlich erklärten Bücher des Alten und Neuen Testaments
Grammatik: nur im Singular
c)
Religion die feststehenden Texte der Messe
Grammatik: nur im Singular
4.
Religion Verzeichnis der Heiligen
Grammatik: nur im Singular
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Kanon · kanonisch · kanonisieren
Kanon m. ‘Richtschnur, Regel, Kettengesang’. Griech. kanṓn (κανών) ‘gerade Stange, Richtscheit, Lineal’ ist wohl, ausgehend von einer Bedeutung ‘Rohrstab’, eine Bildung zu griech. kánna (κάννα) ‘Rohr, Rohrgeflecht’ (s. Kanal). Bereits im Griech. entwickelt kanṓn die Übertragungen ‘Regel, Vorschrift, Liste, Katalog, Verzeichnis der klassischen Schriftsteller’, die alle von lat. canōn übernommen werden. Davon ausgehend bezeichnet canōn in der griech. und lat. Kirchensprache den unveränderlichen Hauptbestandteil der Messe, das Verzeichnis der als göttlich inspiriert geltenden Bücher der Bibel und den Katalog der Heiligen. In allen übertragenen Bedeutungen wird canōn zu unterschiedlichen Zeiten ins Dt. übernommen; zuerst wohl ahd. canon ‘(kirchliche) Rechtsvorschrift’ (9. Jh.), dann für das eucharistische Hochgebet in der Messe (15. Jh.) und schließlich für ein Lied oder Musikstück, bei dem die Stimmen nacheinander (nach strenger kontrapunktischer Regel) einsetzen (16. Jh.). Die Wendung unter aller Kanone ist eine scherzhafte Übersetzung der Schülersprache von lat. sub omni canone ‘unter allem Kanon’, d. h. so schlecht, daß es sich der Beurteilungsrichtschnur entzieht. – kanonisch Adj. ‘der Regel, dem Kanon entsprechend, kirchenrechtlich, mustergültig, maßgebend’, lat. canonicus, griech. kanonikós (κανονικός); zuerst zur Kennzeichnung der von der Kirche in das Verzeichnis der maßgebenden Schriften (in den Kanon, s. oben) aufgenommenen biblischen Bücher (16. Jh.), Gegensatz apokryph (griech. apókryphos, ἀπόκρυφος ‘versteckt, heimlich’); dann auch ‘den katholisch-kirchlichen Rechtsbestimmungen entsprechend’, im Unterschied zum bürgerlichen, weltlichen Recht (17. Jh.), daher kanonisches Recht, nach spätlat. iūs canonicum. kanonisieren Vb. ‘in den Kanon, in das Verzeichnis der Heiligen aufnehmen, heiligsprechen’, mhd. canonizieren, mlat. canonicare.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Typische Verbindungen zu ›Kanon‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Kanon‹.
Allgemeinbildung
ander
At
biblisch
bildungsbürgerlich
buddhistisch
daoistischen
dreistimmig
Dynastiegeschichte
eusebische
eusebischen
eusebischer
Fuge
Gigue
Imitation
Kirchenrecht
Kunstgeschichte
kunsthistorisch
literarisch
Literaturgeschichte
neutestamentlich
Polyklet
Schullektüre
tradiert
verbindlich
vielstimmig
vierstimmig
weltliterarisch
Weltliteratur
zweistimmig
Verwendungsbeispiele für ›Kanon‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Dann singen wir ein kurzes Lied, für heute einen Kanon.
[Hasler, Ulrich E.: Eubiotik, Heidelberg: Haug 1967, S. 71]
Allein nur in extremen Fällen ist dieser Kanon wirklich anwendbar.
[Gadamer, Hans-Georg: Wahrheit und Methode, Tübingen: Mohr 1960, S. 363]
Manchen heute als legalistisch angesprochenen Schriften wurde die Ehre zuteil, in den taoistischen Kanon aufgenommen zu werden.
[Franke, Herbert: Sinologie, Bern: A. Francke 1953, S. 71]
Insofern tut der Kanon den Werken, die er in sich versammelt, immer auch unrecht.
[Die Zeit, 23.05.1997, Nr. 22]
Das hieße, daß zunächst definiert werden müßte, für wen ein Kanon gedacht ist.
[konkret, 1980]
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