Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)
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ursprung, m.
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zu erspringen (s. d. 1, 4). es kommen ur- A 1, C 1 und C 4 c in betracht. älter ist urspring (s. d.). schon ahd. ist u. vereinzelt belegt (Graff 6, 398); mhd. ursprunc; mnd. or(t)sprunk (vgl. Schmeller-Fr. 2, 704); mnl. orspronc, nl. oorsprong (entlehnung aus dem d. halten Franck-van Wijk 477ᵇ für wahrscheinlich, lehnt aber das nl. wb. 11, 178 ab); vgl. dän. udspring, oprindelse; schwed. ursprung aus dem d. amnis ursprung Diefenbach gl. 31ᵃ; rivus n. gl. 319ᵇ; origo ursprunk, -spronk, -spruck, -sprugk, orspronch, oresprunge gl. 400ᶜ; n. gl. 273ᵇ; ortus gl. 402ᵃ; principium gl. 460ᵃ. ein f. wie bei urspring ist nicht bezeugt; in ursprunge N. v. Wyle transl. 64 K. liegt wohl das epithetische alemann. e vor; vgl. noch oresprunge origo Diefenbach gl. 400ᶜ. or- dringt auch ins frühnhd., Hedwiglegende (1504) a 6ᵇ. der sproszvocal (in uresprung) ist H. Sachs 3, 13, 29 K. für den vers willkommen. der durchaus nicht seltene plur. lautet regelmäszig ursprünge (Schwarzenberg Cicero 45; Jhering geist des röm. rechts 1, 103; Gutzkow zauberer 3, 107; Ratzel völkerk. 2, 21), frühnhd. verkürzt ursprieng H. Sachs 17, 290, 10 G.; ursprüng Frisius 1057ᵃ; Federman sechs triumph 322; Stumpf Schweizerchron. 663ᵃ; die ursprüng der flisser Hennenberger landtafel 2; der umlaut bleibt gelegentlich aus: die ursprung der Emmet und Aaren flusz Tschudi chron. 1, 14; zwischen den ursprungen der flüssen L. und T. Thurneyszer magna alchymia 58; umgekehrt gelangt der umlaut bisweilen (durch contamination mit urspring) auch in den sing.: den gantzen ursprüg (zum schwund des n Weinhold alem. gr. 168; Fischer 6, 305 unter ursprünglich; Diefenbach gl. 400ᶜ oben) des arguments Terenz (1499) 165ᵃ; wi dann dise ... wörtlen ... von dem wort liebhaben ... iren urspruͤng nemen Schwarzenberg Cicero 78. vgl. urquell und urquelle; u., quelle Weigand syn. 3, 913. mundartlich wird u. ungleich verzeichnet, z. b. Fischer 6, 304; Schmeller-Fr. 2, 704; Meisinger 223; Follmann 521ᵇ; Christa 209ᵃ; luxemb. 452ᵃ; Doornkaat-Koolman 2, 686ᵇ; eine eigene entwicklung hat u. in den mundarten nicht gehabt.
A.
in sinnlicher grundanschauung das hervorspringen, -brechen, das hervorspringende und der ort des hervorspringens. dasz u. im nhd. seine sinnliche bed. verloren habe, ist von Weigand zu unrecht behauptet.
1)
von quell, wasser, flüssigkeit, s. gl. z. d. tirol. weist. 941. selten das hervorspringen: ein zwar kleines, aber mit u. der schönsten saurbrünnlein gar lustiges städtlein schr. 690;
am häufigsten von der quelle selbst:
do vieng der Jordan wider an bey zu geen und ... geschwall auf gegen seinem ursprung Keisersberg ausgang der kinder Israels l 5ᵃ;
da gieng s. Johannes lang in dem walde und bat gott, das er mit seinen gnaden mit im were und in fursehe. da sach er einen kleinen u. und gieng bey dem wasser und ward gar fro 6, 501ᵇ Jen.; alle flüszende wasser ... ausz dem meer ihren u. nemmen (vgl. originem sumere, trahere, ducere, deducere) Odyssea (1537) vorr. 5; Nilus, des u. und haupt (fons et caput) man nit wissen kan weltb. 17ᵃ; sprichw. (1546) 1, 1ᵇ; umb den u. der Elbe Sarepta (1571) 78ᵇ; an dem gebirg kompt ein u. und quellen under einem schroven herfür von wassern (1572) 150; da hat ein aufquellender u. seinen anlauf 166; hist. rerum prussic. 1, a 1ᵃ; froschmeuseler (1595) b 3ᵇ;
vgl. dulcius ex ipso fonte bibuntur aquae, das wasser ist nirgend besser als beym u. teutsch-lat. wblein anh. 16; friedenssieg 43 ndr.; d. schr. 2, 447;
die quellen streiten um die ehre, des Donaustroms echter u. zu sein (1907) 3, 70; aus ... trümmerkaren sammelt in diesem kessel der Urschlauerbach die wasseradern seines ursprungs Kalkalpen (1874) 53. quell- oder ursprungsgebiet: dieweil der keiser in dem Niderland gewesen, sind sie über den u. des Rheins gezogen und ins keisers land gefallen Germ. chron. 233ᵇ; also finden wir, dasz die alten cosmographi setzen die Helvetier zum u. der Tonaw cosmogr. 96; und zwar ziehen die lehrer ... mit ihrer schuljugend in prozession an den u. der quelle (stelle, wo die quelle entspringt) III 3, 16 W.; als name des Hinterrheins Sachs-Villatte. in ortsnamen (vgl. urspring), z. b. Ursprungalm im Perneggtal, -bach (s. urspring), Ursprung, worauf dann der familienname U. beruht. auch das brunnenbett (th. 2, 435), die brunnstube (th. 2, 437) wurde u. genannt: conceptaculum, der ort, da etwas empfangen und gehalten wird, u. 280ᵇ; ora fontibus relaxare, die ursprüng oder stuben der brunnen aufthuͦn 1136ᵃ.
der des ursprungs quellen verhehlt, der Nil
Horaz 1³, 215 (od. 4, 14, 4).
von manigem ursprunge ist der Rin so tief
Traugemundslied 8, 2 Uhland;
usz alten lüten werden jung
von disem brunn und seim ursprung
badenfahrt 26, 56 B.;
mensch, in dem ursprung ist dasz wasser rein und klar,
trinkstu nicht ausz dem qual, so stehstu in gefahr
wandersmann 24 ndr.;
im gebyrge ... da rauschet
ein schneller bach von seinem ursprung weg
ak. ausg.;
I 1, 418 2)
bei pflanzen die wurzel oder die ausgangsstelle oberhalb der wurzel: sy wissen und finden geschriben, ausz was u. sollich gewechsz entspringt (im bilde) Fortunatus (1509) 122 ndr.; das indigo- und weydekraut sollen aus einerley u. herrühren allgem. haushaltungslex. (1749 ff.) 3, 643; blumenblätter ..., die entweder ... den übrigen blättern der krone gleich sind oder noch sichtbare zeichen ihres ursprungs an sich tragen II 6, 25 W.; dürft ich mir eine ... Strelitzia ... erbitten, den stengel so nah als möglich an seinem ursprunge (da, wo er anfängt) abgeschnitten IV 42, 67 W.; flora 1, 543; stellung (der blättchen) am u. der haupt- und nebenstiele standortgewächse 27; am u. des halms 5, 56.
3)
ausschlag auf der haut; vgl. urspring impetigo, mit dem u. wechselt, an-, aussprung ( krankheitsnamenbuch 667ᵃ; 2, 704), säge-, lot-, ungute sprünge a. a. o.; für urschlacht, urschlag, urschlächte 'gebraucht man in einigen gegenden auch u.' 202, 361. vgl.: hatt der habich an den vedern die hungermäler, so sol man nemen menschenmist und saltz und damit sol man die vedern bestreichen, besunder an der haut, da sy ainen u. haben von den falken 45 lit. ver.
4)
auch die blutbildung hat man sich sinnlich vorgestellt: der wein ... hilft der deuwung der speisen und dem u. des bluts bergwerkb. (1621) 15.
B.
bildlich, bisweilen von der übertragung (C) kaum zu unterscheiden.
a)
an A 2 anknüpfend: und ob er des ersten in guͦtem und getrüwem dienst erscheint, so bald er aber zuͦ rychtumb und gewalt kumpt, so vacht er an zuͦ vollbringen die werk, die usz grund siner bösen wurtzeln ursprung haben b. der beispiele 41 lit. ver. b) es ist bei den alten haidenischen hochgelerten künstlern und erfarnen leuten ein alts gemains sprichwort: 'die weil der brun stet, hört das flieszen daraus nit auf, so aber der u. abgetan, wirt auch mit aufgehebt alles, was darausz zu flieszen pflegt' 4, 11 L.; in syn. verbindungen brunnen und u., u. und quell u. dgl.: daher denn der brunnen und u. aller künftigen freundschaften kommen Plutarch (1580) 18ᵃ; disz (die achterklärung gegen Luther) ist der erste u. und quell alles des bluts, dasz bey achtundsechtzig jaren her in der christenheit ist vergossen worden bienenkorb 210ᵇ; darausz dann zumal die aufruͦren und meutereyen ... ire erste quel und u. namen Schweizerchron. 268ᵇ; die quelle und der u. in der kunst ist die natur selbst 6, 11;
ausz der quelle, da das recht einen u. und flusz hat, kan und soll kein unrecht herflieszen florileg. 2, 855; der adel ... hat seinen u. aus der tugend genommen Arm. 1, c²; Parnass 19; nationalstolz 17;
die thränen haufenweis ihr in den busen fielen,
gleich wie zwey kleine bäch aus ihrem ursprung quillen
ras. Roland 76;
aus dem verborgenen quillt das heilige. keiner ist jemals
seinem brunnen genaht, noch kennt er die räthsel des ursprungs
4, 41.
b)
u. ist als gottesvorstellung der mystik (myst. 2, 78, 20; 127, 15; 157, 32; 195, 19; 275, 19; 517 ff. Pf.) fast syn. mit grund; der bildliche ausdruck in den predigten Joh. Taulers 15 f. vgl. ursprünglich 2 b und das v. ursprungen. in n. spr. verallgemeinert sich allmählich die bed., so dasz von der mystischen vorstellung nichts mehr übrig bleibt: der vater in der gotheit ist ein ursprunc in der gotheit myst. 1, 125, 31 Pf.; also ist des menschen lauf aller edelst und volkummest, wann er aller aigenlichs in seinen u. geet serm. (1508) a 1ᵇ; pred. 9, 4 V.; u., aus dem alle reine ausflusse flieszen ackermann aus Böhmen 34, 58 B.; alles dis leuchten und bekennen in got ist on creaturen. es ist nit da als ein werk, sunder als ein wesen oder ein u. theologia deutsch 60 M.; der ew. weisheit betb. (1518) 4ᵇ; also sind wir alle yn Adam durch den teuffel geschlagen und beraubet unsers ursprungs, das ist gottes 18, 509 W.;
gott, der u. aller ding 3, 353ᵇ Fischer-Tümpel, der ewigen gnade ebda 5, 501;
ird. vergnügen 4, 17; poet. betrachtungen 1, 61; (1769) 1, 2. seltener von andern persönlich vorgestellten wesen: Adam ist ain u. und haubt (fons et caput) aller sünden 10, 3, 276 W.; Luther ... solches unglücks ein fürnemer u. ist eins u. hundert 1, 147ᵃ;
du, ... meines elends u. 1, 233 Gr.; der bekümmerte Johannes, der ... keinen andern ausweg fand, als sich zunächst wieder an den u. seines übels (Fides) zu wenden, befolgte den rat des bischofs 6, 101.
wo ist mein brunn, ihr kühlen brünne?
ihr bäche, wo ist meine bach?
mein ursprung, dem ich gehe nach?
seelenlust 25 ndr.;
du ursprung dessen, was nur ist,
gerecht und weises wesen
(1735) 26;
genug. wie kann man also sagen,
ich sey der ursprung solcher plagen?
äsop. fabeln (1748) 136;
C.
die vollausgebildete übertragung (vgl. lat. fons, oben urquell, urquelle) ist früh entwickelt, wie die schon fürs ahd. bezeugte bed. causa zeigt. die fast unbegrenzte möglichkeit der übertragung zwingt zur beschränkung auf eine auswahl. die entfernung von der ausgangsvorstellung ist oft beträchtlich, in der ä. spr. gröszer als in der neueren. übergänge in den bedd. sind unvermeidlich.
1)
das hervorgehen aus etwas, der ausgangspunkt, anfang, beginn, geburt, gründung u. dgl., vgl. principium u. gl. 460ᵃ.
a)
concret. der ausgangspunkt: und do sy wider in den u. des tempels kamen, do funden sy in serm. (1508) 15ᵇ; myst. 2, 24, 29 Pf.; nun sind aber die Nemeter gar nit beym u. des Schwartzwalds (als grenze bildender ausgangspunkt) ... wonhaft Schweizerchr. 348ᵇ; heimatgegend s. zschr. f. d. wortf. 6, 227; erzeugungsstätte des salzes bergr. 378 (1608); 2, 1015; brandherd: W. ... dachte zuerst nach dem ursprunge des brandes hinzudringen 22, 214 W.; u. des thales col de la vallée Sachs-Villatte; dicht bewaldete bergrücken ... nehmen ihren u. am Gramaigrat Kalkalpen 438. anatomisch: dem u. der band wundarznei (1517) 1, 2ᵇ; vorr. über den propheten Daniel 7, 359 Bindseil. ausgangsstelle: man sieht
sehr gut den u. der 12 hirnnervenpaare bau d. menschl. körpers 2, xxxv; 207, 365; der körper des brustbeins (beim fasan) hat vorn ... neben dem ursprunge des kiels eine ... dünne ... stelle naturgesch. d. vögel 6, 431.
b)
abstract arcessere a capite rem aliquam vom anfang und u. härnemmen 113ᵇ; phraseologey (1631) 87: des heiligen krûzes tac alse iz funden wart. wie daz zu quam, daz hôrit den êrsten ursprunc myst. 1, 126, 37 Pf.; im u. unsers glaubens an d. adel 25 ndr.; der warhait anfang und u. 42 R.; aber jetz gefalt es got, das in teutscher nation wider ein u. hab in alle wält ein christlich wäsen 1, 3 ndr.; nun hat doch die natur, was das aller best, edlest und nötig ist, von gar schlechtem u. lassen herkommen sprichw. (1541) 1, 138ᵇ; damit ihr vernemmen, wie sich der zweyer jungen Frantzosen glück und unfal ein u. genummen hat 1, 203 B.; processus juris (1600) 53; lästert nur mehr das verhängnusz, ihr irrdischen gottesverächter, dasz es sich weder um unsern u. (geburt) noch um unser ableben ... bekümmere Arm. 1, 79ᵃ; der müsziggang ist ein u. aller laster (1711) 1021ᵇ; adverbial: ursprungs erstes gebüsch 125; vgl. vom u. an d. ged. 1, 110 lit. ver.; in ihrem ursprunge (ursprünglich) nachgel. schr. 1, 424; seinem ursprunge nach ordinairement Sachs-Villatte.
2)
herkommen, herkunft, abstammung u. dgl.
a)
allgemein: der sel u. sey von hymel kommen spiegel der sitten (1511) j 8ᵃ; in den landen ires ursprungs (in ihrem geburtslande) offenb. der hl. Birgitte (1502) 7ᵇ; so geben di selben der ... fraintschaft einen gantz nydern, unedlen u. Cicero (1535) 70;
authenticae testamenti tabulae der rächt u. eins testaments oder gemächts 147ᵇ; man spricht 'wöllichem das glück wol wöll, dem schauwen auch die steren zuͦ', mag villeicht den u. haben von der that Josue eins u. hundert 1, 14ᵃ; der gedruckten zeitungen u. kömmt aus der kaufmanschaft zeitungslust 139; des weines u., welcher geschiehet aus den trauben küchen- u. kellerdict. (1716) 1285ᵇ; die meinung des B., welcher die hetrurische kunst ägyptischen ursprungs macht 10, 284 M.; das ist der erste u. des dienstadels gewesen 1, 116; IV 21, 89 W.; I 44, 390 W.; 41, 1, 34 W.;
die bet- oder busztage haben historisch gewisz einen abergläubischen u. I 5, 124; ist er (d. berg) vulkanischen ursprungs? 15, 278 Gr.; sie (d. materie) bekundet ihren u. aus dem raum 1, 42 Gr.; I 7, 108; also war es bewandt mit dem u. dieser kapelle 1, 256; ... beflissen ..., dem u. der kleie (ort, wo die kleie herkam) nachzuspüren 4, 80; 1, 143; die reformation ... bürgerlichen ursprungs d. deutsche arbeit 28; er ... weisz nicht, welchen thälern sie (d. Innthaler berge) den u. geben Kalkalpen 285; länder, in denen diese waaren ihren u. haben (ursprungsländer) s. w. 4, 64; den päpstlichen u. der censur hist. u. polit. aufs. 1, 18; die historischen kirchen haben ... einen überhistorischen u. d. schr. 181; den u. der uhr (woher sie stammt) 3, 25.
dem lat. origo, origines entsprechend: ihren u. hat sie (d. stadt) einem korcyräischen pflanzvolke zu danken pelop. krieg 28; u. der stadt 43, III W.; 33, 164 W.; die ursprünge der römischen geschichte 12, 158; 4, 71; London, wenn gleich früheren ursprungs 14², 8; eine messingfabrik, deren erster u. auf einen bürger von H. ... zurückgeht
drei sommer in Tirol 1, 123. nach lat. elementa, principia, primordia: den vier elementischen ursprüngen Cicero (1535) 45.
das als von der sünd ursprung hat (kommt her von)
K.;
1, 50, 33 wenn sich das thier noch weiter dran ergetzt,
so musz der mensch mit seinen groszen gaben
doch künftig höhern, höhern ursprung haben
Faust 6847;
b)
abstammung; stirps stamm und u. desz geschlächts 1243ᵃ: wir haben alle von eim menschen Adam ein u. d. schr. 1, 56; si was io edel nach dem orsprunge der leiplichen gesippunge Hedwiglegende (1504) a 6ᵇ; 17, 290, 10 G.; wir betrachten nur unsern u. und unsern adel schimpf u. ernst 179 lit. ver.;
Simplic. 7 Kögel;
die Dardaner, vom ursprunge Thracier 2, 38ᵃ; nidriger u. Pathmos 85; d. schr. 2, 445;
äsop. fabeln 26; die heldin ist unbekannten ursprungs 40, 369 W.; merkmale eines plebejischen ursprungs 1, 211; 2, 154; Darwin on the origin of species (1859) und the descent of man wird von Carus übersetzt: über den u. der arten und u. des menschen; völkerk. 4; der zweifelhafte u. jenes ... kindes sollte zu der trennung der ehegatten die nächste veranlassung gegeben haben 1, 121.
aus des grösten printzen samen ...
schöne söhn ihren ursprung namen
F.;
1, 96 schwartzer ursprung, fleckicht leben
kan sich hoch bey hofe heben
E.;
169 die ihr aus dem heldenblute eurer häuser ursprung führt
(originem ducere)
Heinrich der vogler 20;
c)
von sprache und sprachlichen verhältnissen: er merke ..., dasz alle die wörter ... rechte aigentliche teutsche stammwörter seind und von keiner andern sprach ihren u. haben teutscher sprache ehrenkranz (1644) 46; rosenmând 24; helik. rosentahl 11; rechtschreibung 15; u. eines wortes origine, radice, primitivo, tema, etimo d'un vocabolo 2 (1702) 891; dem ursprung eines wortes nachforschen 2, 1221ᶜ; es giebt wörter, die unstreitig deutsches ursprungs sind, und doch ... mit einem c oder qu geschrieben werden sprachkunst 53; der nahme ist offenbar einheimischen ursprungs röm. gesch. 1, 31; röm. gesch. 1², 13;
jedem worte klingt
der ursprung nach, wo es sich her bedingt
Faust 7094.
d)
von literarischen erzeugnissen: daher die sprüch Polycarpi und anderer yrn u. gehept haben chron. Germ. (1530) 3ᵃ; die sechste und letzte (satire), welche aus der zehenden Juvenalis ihren u. hat satyr. ged. 12 ndr.; aus dieser ursache hat die fabel ... ihren u. bekommen crit. dichtk. 1, 111; man sagt dabey, dasz diese schrift ihren u. von demselben hätte (verfaszt sei) crit. poet. schr. 2, 159; so müssen wir über einzelne gedichtarten vorarbeiten und jede derselben bis auf ihren u. verfolgen 15, 385 S.; diese dichtungen ..., zum theil französischen, aber auch deutschen ursprungs Europa 2, 7 Schlegel; motive auf ihren u. zurückführen literaturgesch. 300. unüblich geblieben für original, hauptschrift, davon man etwas abschreibt (1618) 2, 273ᵃ.
3)
entstehung, oft von 2 nicht scharf gesondert, so dasz herkunft und entstehung sich berühren. vgl. unursprung: und diese leidige gewonheit einerley gestalt (des abendmahls) hat keinen gewissen ursprunk, denn niemand weis, wo sie doch herkompt, wer sie zum ersten hat angefangen odder welche zeit sie ist aufkomen 23, 415 W.; der siben tagzyt u. 1, 37, der turnieren wendunmuth 2, 116 Ö., der metallen Sarepta (1571) 1ᵃ, des vivatrufens 171, der journale 17, 206 S., der sprache (1772), IV 31, 17 W., der racen röm. gesch. 2², 8 u. s. w.; Nietzsche bevorzugt früher das wort u., später entstehung, s. in d. zs. f. d. wortf. 15, 108. die verbalen verbindungen, vielfach von lateinischen abhängig, sind meist veraltet, üblich u. haben,
verdanken u. dgl.: woher die binen iren u. bekommen feldbau (1579) 297; woher der sommer und winter ihren u. haben Faust volksb. 43 Br.;
dieses gab den mechanischen künsten den u. einleitung in d. sch. wiss. 1, 10;
zweifel ... in den ersten augenblicken ihres ursprungs briefe 1, 59 R.; den besten begriff einer sache giebt ihr u. 12, 6 S.; wenn sie (d. gesetze) spätern ursprungs sind 7, 158 W.; die kunst hat einen idealischen u. 48, 135 W.; ein blick in das allerheiligste, in den u. der dinge literaturgesch. 241; derjenige vorgang, dem die sage ihren u. verdankt nebelsagen 129; so entsteht ein eigenes reich von erfahrungen, welches im inneren erlebnisz seinen selbständigen u. und sein material hat einleitung in d. geisteswiss. 1, 10. im philologischen wortspiel: oder auch wenn das wortspiel philologisch wird, z. b. wenn ich hier Schellings ursprung des endlichen übersetzte in salto mortale oder auch immortale 49/51, 203. entstehungsort:
die leber nichts anders dann ein brunn und u. des geblüts ... ist von wassern 265; weit von dem u. der natürlichen hitz arzneib. (1588) 146ᵈ.
er schuf aus edlen samen,
davon die sterne selbst den reinen ursprung nahmen,
das wehrte mannsgeschlecht
satyr. ged. 16 ndr.;
der ältern neid will nicht, dasz ihr den ursprung wisset,
wie jeder mensch aus lust zur lust entspriszet
verm. ged. (1769) 111;
lasz rausz her tropfen (den nasenschleim) widerumb,
dasz es zu seinem ursprung kumb,
und supp es dann gleich wider ein
Grobianus 3091 ndr.;
4)
mit einschlag eines causalitätsverhältnisses ursache, grund, veranlassung, motiv u. dgl. vgl. ahd. u. causa: der anfang und u. der sälikait kompt von tugenden spiegel der sitten (1511) a 4ᵇ; 'begründung' rhetoric (1493) e 1ᵃ; dises alles hat ungezweiflet seinen u. gehabt durch grose wunderzeichen, so ... geschehen sein beschirmung des lobs Marie (1523) 17ᵇ; in dem ursprunge (dem grunde nach) erkennen beichtpüchlein (1523) a 4ᵃ; also haiszt er auch sol justicie, das ist der prunn, u., haupt, sonn und anfang ist der gerechtigkeit 1, 703 W.; 666 R.; u. aller sünd sprichw. (1545) 1, 41ᵃ; es mussen uns je solche namen (wie 'teutsche volle säue') wolgefallen, dasz wir den u., darvon sie entsprossen, nicht vermeiden Grobianus 4 ndr.; 30 jähr. krieg 20; solcher äuszerlichen dinge grund und u. ketzerhist. vorr. 38; wer begierig ist, den u. unsers vorhabens zu erfahren vern. tadlerinnen (1725) 1, 2; mein vatter ist voller zorn. er hat noch nicht zeit gehabt, uns den u. davon zu sagen lustsp. (1765) 1, 802; eine empörung ..., welche ihren u. in der zwietracht des forums hatte röm. gesch. 2, 84; ihr (meiner militärischen neigung) u. lag in den gesprächen meines vaters gesch. m. mil. laufbahn 245; symbolik 1, 103; d. d. arbeit 232; ... darf der hochdeutsche consonantenwandel seinem ursprunge nach betrachtet werden literaturgesch. 40; tätigkeit ..., die nicht in einer ... beziehung zu gott ... ihren u. hätte s. w. 1, 3. undeutlich und ungut: ich will nicht läugnen, dasz derjenige (von zwei bewerbern), welcher die gunst gewann, von mir und ... Coudray seinen u. hat IV 39, 180 W. u. einer krankheit: ein jeglicher ... derselbigen (krankheit) u. und ursach, wesen und eigenschaft erkennen mag chir. (1618) 182 a H.; grundt und u. 119 c H.; allem gebrechen, so sein u. von kelte hat spiegel der gesundheit (1544) 102ᵃ; Ruoff hebammenb. a 3ᵃ; feldbau (1579) 162; magna alchymia (1583) vorr.;
procatarctica causa oder procatarxis ist eine hauptursache der krankheit, aus welcher hernach die krankheit, erst recht ihren u. ziehet Noel Chomel (1750 ff.) 7, 999;
u. des krieges, streites, der uneinigkeit u. s. w.: den u. irer unainigkeit Fortunatus (1509) 151 ndr., des krigs Garg. 380 ndr.; chron. 2, 708; schwed. krieg 1, 1, des streits reise 1, 208 u. s. f. von andern begriffen aller art: mir den u. deines liebhabens zuͦ verston geben wöllest 1, 17 B.; gold ist der lastern ein u. Agricolas bergwerkb. (1621) 5; u. viles bösen und unraths zeitkürzer (1603) 50ᵇ, dieses hohns satyr. ged. 106 ndr., deiner schmerzen lustwald (1657) 1, 60, vieles leydes P. Gerhardt bei 3, 321, des glückes belustigungen 1, 197, dieser klarheit 2, 150, meines lachens Leipziger avanturieur 1, 149, vieler thränen 5, 10, der schönheit Winckelmann 1, 64, der schulden s. w. 9, 57;
wer krankheit nicht so sehr als ihren ursprung heilet,
ein solcher artzt heilt wol
E.;
198 es wird ihm wohlthun; aber dennoch glaub ich,
der ursprung und beginn von seinem gram
sey unerhörte liebe
Shakespeare 3, 238 (Hamlet 3, 1).
er (Johann der seifensieder) herzt den beutel, den er hält,
und zählt und wägt und schwenkt das geld,
das geld, den ursprung seiner freude
versuch 1738.
5)
die in u. ursprünglich nicht vorhandene bed. ur- C 4 c macht sich geltend.
a)
schon in der mystik (s. o. B), zuerst noch bildhaft, dann immer abstracter: dis sint iemer starke und grosze stúre und helf wider in zuͦ gon in den u. und in unsern begin pred. 50, 2 V.; die verleugnung sein selbst ist der hasz des unwesens, so in uns, und die liebe des ursprungs unsers selbstwesens, das ist gottes d. schr. 1, 412; u. ist die abstammung einer wirkung von ihrer ersten, d. i. derjenigen ursache, welche nicht wiederum wirkung einer anderen ursache von derselben art ist 6, 200 H., vgl. syn. 3, 914.
b)
ursprüngliche, eigentliche beschaffenheit, art, wesen: also soltu herschen über all creatur und sy ordnen in iren u. granatapfel (1510) g 7ᵃ; das gras, abschlagen odder gebrochen, verleurt seinen u., das ist der einflieszende saft und feuchtigkeit 18, 509 W.; und wenn ich die gschrift ... in irem u. (ursprünglichem wortlaut und sinn) bsach, so hat sy den sinn nit, den sy iro wolltend angwinnen d. schr. 1, 298;
merkwürdig ists, wie das gedicht (Hermann u. Dorothea) gegen sein ende sich ganz zu seinem idyllischen ursprunge hinneigt IV 12, 61 W.
wer hat die schreibkunst doch so rein vor dir (Rompler) gesehen?
wer ist, bei dem das teutsch so teutsch und deitlich klingt,
wie Opitz und wie du und wie Venator singt?
den ursprung (verdienst, vorangegangen zu sein) mus man euch mit ehr und recht gestehen
bei erstes gebüsch 233;
c)
antiquitas der uhralte u. (1623) 137: wan das wahr were, das die wenigsten buchstaben den u. machen solten, so ... (dasz die wörter, je kürzer, desto ursprünglicher seien) rechtschreibung (1666) 20; in allen sprachen des ursprungs (später geändert: in allen ursprünglichen sprachen) tönen noch reste dieser naturtöne 5, 9 S.; stimmen gottes, sagen des ursprungs tönen umher vor allen hügeln der vorwelt 7, 3 S.;
wo die urzeit des völkerlebens gemeint ist, das land des ursprungs und der jugend des menschengeschlechts.
dort im reinen und im rechten
will ich menschlichen geschlechten
in des ursprungs tiefen dringen
W.,
6, 5 D.
zusammensetzungen.
1)
nicht häufig als 2. worttheil, z. b.: grunduhrsprung haubtspr. 473, haubtuhrsache 475; ehrenkränzel (1678) 113; bekehrungsu. 7, 525 S.; sprachursprünge völkerk. 110; 2, 1159ᵇ; erg. wb. 499ᶜ.
2)
dagegen oft als 1. theil der zs.; im 17. jh. einigemal ohne s der compositionsfuge, z. b. ursprungart Donaustrand 2; -wasser lorbeerhayn 66; -wort (oder
wurzelw.) kanzlei 5. sonst durchweg mit s, z. b.:
(beim markenschutz, vgl. ursprungsbezeichnung, -schein, -attest, -certificat) hwb. d. staatswiss. 5², 683,
der ursprungsdunkle Walther (man kennt seine heimat nicht) o Böhmen 169, individuelle bildung,
doch seind sie on underlasz zu derselben ersten gebermuͦter und zu dem ursprungshausz, gleich als zu einer hauptstatt und altem vatterlandt wider kommen
de officio mariti (1566) 4ᵃ,
gebirgsarten (1787) 23; naturgesch. des volkes 4, 77; 5, 40; auch übertragen: und hierin legt auch die heilige geschichte ... den u. aller eroberungssucht 13, 211. vgl. oben ursprungort,
köhlerglaube u. wissenschaft 51, -quell, -quelle, m., f., eigentlich: denen unbekannten ursprungsquellen des Nilsstrohms poet. betrachtungen 4, 13. uneigentlich: den ursprungsquell dieses übels neu entlarftes Rom (1672) 406; 4, 372; hwb. d. staatswiss. 5², 683; 6, 94,
(vgl.-angabe, -bezeichnung, -attest, -certificat, -zeugnis) d. gesch. 3, 602; hwb. d. staatswiss. 3², 1056,
dasz die ewige h. trinität die vörderste würk- oder u. ... sei
Pordage sophia (1699) 194,
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 16 (1935), Bd. XI,III (1936), Sp. 2538, Z. 1.
úrsprungen, v.
úrsprungen, v.,
zu ursprung, nebenform zu urspringen (s. d.), hat sich in mystisch-theologischer schriftsprache, der diese bildungen entstammen, bis ins 18. jh. erhalten. mhd. ursprungen (myst. 2, 518, 2 ff. Pf.); mnl. orsprongen. vgl. mhd. geursprungen, geursprungetheit, ûzgeursprungetheit (myst. 2, 518, 20; 17 Pf.). transitiv: der vater von himelrîche muz iz (das ursprunclich licht) in si (die vernunft) ursprungen (hervorschieszen machen) myst. 1, 129, 16 Pf.; aber das geteilte ader das unvolkommen ist das, das ausz dissem volkommenn geursprungt ist ader wirt theologia deutsch 8 M.; gott ist alle ding und ist doch nichts unter den dingen allen, die da geursprünget sein oder die da einen anfang haben von der seligmachenden erkentnus gottes 97; das ewige leben ..., welches ausz dem heiligen geiste geursprunget wird oder ist v. dem leben Christi 33; gleichwie bei vergangenem werk der schöpfung die reine und klare leiber geursprunget ... theos. wundersaal (1709) 35. intransitiv: das zufellige, ursprungende (das von einem andern den ursprung hat), gemachte wesen soli deo gloria 21. —
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 16 (1935), Bd. XI,III (1936), Sp. 2546, Z. 1.
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Zitationshilfe
„ursprungen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/%C3%BArsprungen>.
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