Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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knieen

knieen,
s. knien.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1867), Bd. V (1873), Sp. 1427, Z. 60.

knien

knien,
einsilbig und zweisilbig.
I.
Die formen.
a)
ahd. chniuwên (zu chniu) und chnewên (zu chneo) wie es scheint, s. die wenigen und unsichern beispiele bei Graff 4, 576, vermutlich auch chniuwôn (nach dem spätern alem. kniewote); mhd. knien kniete, so bei den dichtern, sonst aber auch noch kniuwen kniuwete, kniewen kniewete, kniewote, knûwen knûwete, s. mhd. wb. 1, 853. nd. knên 15. jh. Dief. 260ᵃ. 462ᵃ, knien Rein. vos 4262, im älteren englisch knee (jetzt kneel, s. knielen). auszerdem ags. cneovjan cneovede, goth. aber knussjan. merkwürdig mrh., um Mainz starkf. geknoen gekniet (Kehrein Nassau 157), das könnte wol echt sein.
b)
wie beim subst. macht sich das urspr. w des stammauslauts auch nhd. noch lange geltend: kniwen, geniculari, in einem oberrhein., knuwen in einem mrh. voc. 15. jh. Dief. 260ᵃ, nrh. knuien procumbere 462ᵃ: die andern mogen nider knuwen. manuale curatorum 95, 2. im 16. jh. und länger alem.: knüwen, sich auf den knüwen enthalten Maaler 247ᵃ, niderknüwen Frisius 600ᵃ; auch knewen (wie ahd.): solich wort hort der bruder uf dem altar knewend. N. Manuel 318; als er uf unser frawen altar in der capell knewet. 322; auch kneuwen: als er nun für den pfaffen nider kneuwet. Wickram rollw. 125, 10 Kurz. im dem. (s. knielen) noch jetzt schwz. knülen, kneulen, schwäb. kneubeln (d. i. kneuweln), und kneugen Schmid 319.
c)
diesz g auch in bair. kniegen, kniegeln Schmeller 2, 367, schon mhd. z. b. Augsb. chron. 1, 76, 22 var. (14. jh.), s. knie I, f und vgl. knicken 4.
d)
zur hervorhebung der zweisilbigkeit (s. II, 1, b) schrieb man auch kniehen, wie Stieler 1347, eselkönig 328, schon ein mitteld. voc. 15. jh. knehen, kniehen Dief. 462ᵃ.
II.
Bedeutung.
1)
auf den knien liegen, was aber sachlich mit 2 oft zusammenfällt.
a)
einsilbig geschrieben (was aber vor dem eintreten der orthographischen genauigkeit oder pedanterei keine bürgschaft gibt für blosz einsilbige aussprache): und solte das ubrige (holz) zum grewel machen und solte knien fur eim klotz? Jesa. 44, 19; und es kam zu im ein aussetziger, der bat in, kniet fur im. Marc. 1, 40 (goth. knivam knussjands);
jeder rasen ein altar,
wo er vor dem erhabnen kniet.
Hölty 106;
trunken kniet ich, wann der reigen kniete.
164;
als Ximene tief in trauer
und in thränen vor ihm kniete.
Herder Cid 7;
viermal kniet ich euch zu füszen.
9;
dasz selbst dein unterthan ihr glück mit neide sieht
und zweifelt, ob er auch vor rechten göttern kniet.
Göthe 13, 22;
die weibliche familie des Darius kniet vor Alexandern und Hephästion (auf einem bilde von Paul Veronese), die vorankniende mutter hält den letztern für den könig. 27, 133;
und alles kniet und schlägt die brüste.
Schiller musenalm. 1798 s. 315.
b)
zweisilbig geschrieben (vgl. I, d): man muͦst gegen im nider knieen, wa man in sach. Augsb. chron. 1, 76, 22 (14. jh.);
weinend knieete Rodrigo.
Herder Cid 4;
die jünglinge sie knieeten.
Göthe 3, 231;
zu knieen und zu flehen dränget mich das herz.
11, 257;
und knieet rechts und knieet links,
und ist gewärtig jedes winks.
Schiller musenalm. 1798 s. 314;
und alles lag in stiller andacht knieend.
braut von Messina (1803) 81.
c)
das perf. nimmt hier meist haben zu sich:
het er gekniet alsô vil
ze kirchen alsô (wie) zuo dem spil.
Renner 11308;
sie haben den ganzen tag gekniet. Adelung.
d)
mit part. kniend flehen, kniend abbitten, daher in gekürztem ausdruck eine kniende abbitte (wie fuszfällige bitte) u. dgl.: ich will die thüre zuschlieszen. sie soll mir eine kniende abbitte thun. Gellert 1784 3, 237 (loos in d. lott. 1, 4); ja es fehlte wenig, dasz ich nicht meiner frau eine kniende abbitte hätte thun müssen. Rabener (1755) 1, 153.
e)
dichterisch seit Klopstock, der das liebte als röm. anklang, auch mit dat. der person statt vor:
wer der krümste (am knechtischsten) mir kniet, ich belohn' ihn.
Klopstock oden 1798 2, 156;
nun musz, nun soll ihm alles knien. Herder z. rel. u. theol. 7, 304 (1800);
nur die ihm in demuth knieen,
hebt er frei zu sich empor.
Fresenius freiheit und wahrheit (liederlexicon 4, 243).
2)
sich auf die knie legen, wie sitzen auch sich setzen, stehn sich stellen, liegen sich legen hiesz und oberd. noch heiszt.
a)
hier nimmt das perf. sein an, im unterschied vom vorigen, wie Adelung bestimmte: ich habe oft thränen geweint und bin niedergekniet. Lichtenberg (1800) 1, 41; als der burg Hohentwiel eigene leute seid ihr geknieet, als .. freie erhebt euch. Scheffel Ekkeh. (1855) 230; die Sannel war neben ihn gekniet. O. Ludwig Heiterethei 509. doch früher auch mit haben, wie sich sein beim vorigen findet: er hat nider gekniet und sich gelagert wie ein lewe. 1 Mos. 49, 9.
b)
es wird gewöhnlich mit nieder oder hin oder andern räumlichen bestimmungen verbunden:
knie nider, guoter man,
sag mir was hastu getan.
fastn. sp. 431, 23;
und da sie (Maria) es geboren hatt,
sie sah ir liebs kind an,
sie knieet auf ein marmelstein
und bett es alsbald an.
Uhland volksl. 841;
knüwt er für ein altar hin,
seit (sagte) gott dank, der mutter sin.
J. Lenz Schwabenkrieg 66ᵇ;
ein höhi brugi (schaffot) was im bereit,
daruf must er knüwen.
165ᵇ;
sein götze .. dafur er kniet und niderfellet. Jes. 44, 17, vgl. 15; kniet fur in und fraget in. 10, 17 (goth. jah knussjands baþ ina); knieten nider am ufer und beteten. apost. 21, 5; da schürzet sich die fraw, kniet zum kübel, wäscht ihm (ihrem manne) die zähen. Fischart Garg. 73ᵇ;
ist er zu mir gesinnt, wie ich zu ihm auch bin,
so knie er neben mir auf dieses polster hin.
kniet zu den füszen der Elisabeth!
Schiller 445ᵃ (Maria Stuart 5, 9);
sie kniet aufs kissen — legt das haupt —
das.
c)
nachdrücklich mit zusetzung des subst., vergl. schon goth. knivam knussjan unter 1, a:
dô ich daʒ vingerlîn enpfie,
ich kniete nider an diu knie.
Lichtenstein 242, 26;
und er kniet des tages drei mal auf seine knie, betet. Daniel 6, 10, vulg. nur flectebat genua sua.
d)
auch im part. praet., wie gesessen gleich sitzend, gelegen liegend:
und stellt' auf kohlen die kanne,
hingekniet, bis steigend die farbige blase geplatzt war.
Voss Luise (1795) 1, 272,
schon bei Frisius 600ᵃ nixus genu, geknüwet.
3)
zuweilen refl. sich knien, vgl. sich setzen, besonders volksmäszig, nd. schon früh (wol auch hd.): he sat van sîme orse unde knêde sic und lovede got sîner gnâde. Eike v. Repgow zeitb. 305ᵃ;
Reinke kniede sik tor erden dale
vor den konnink.
Rein. vos 4262;
setzt seinen hut dorthin, bücket, kniehet und neiget sich. Spangenberg jagteufel P 4ᵃ (s. 2, 152), denn sich musz wol zu allen dreien gehören; sich vor einen knien. Klinger th. 2, 258; sich kniend. 2, 290;
sie kniet sich auf ein marmorstein.
Ditfurth fränk. volksl. 1, 59ᵇ;
er kniete sich hin vor die sterbende. Schönwerth aus der Oberpfalz 2, 218. bair. s. Schm. 2, 367.
4)
ins trans. übertretend (vgl. beknien): an den vîrtagen, sô man ze metti ze kilchun kumet, sô knûwet der mensche eine venie alder mê. Lazaritenregel im (schweiz.) geschichtsfreund 4, 155; vor mylady mag sich schon manches knie wund gekniet haben. Klinger th. 2, 291;
sie kniet sich auf einen marmelstein,
sie kniet sich drei löcher in ihre bein,
drei löcher in ihre kniee.
Simrock volksl. 147.
5)
bildlich für verehrung von etwas uns heiligem: ihr wenigen männer alter kraft und tugend, erhabene genien ... ich .. knie vor euren heiligen namen und manen. Arndt geist der zeit (1806) 36. vgl. Göthe 13, 22 unter 1, a.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1867), Bd. V (1873), Sp. 1429, Z. 60.

knit

knit,
s. kneten.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1868), Bd. V (1873), Sp. 1446, Z. 7.

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Zitationshilfe
„knit“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/knit>.

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