Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

Es wurden mehrere Einträge zu Ihrer Abfrage gefunden:

note, f.

note, f.
aus lat. nota, franz. note.
1)
ahd. nota, mhd. note, das mlat. nota, zunächst die über die silben des textes geschriebenen tonzeichen (neumen) oder buchstaben, an deren stelle im 13. jahrh. die viereckigen choralnoten traten, aus denen sich allmählich die tonzeichen unseres modernen notensystems entwickelten; sodann der durch das sing- oder spielbare tonzeichen nach höhe, tiefe oder zeitdauer bestimmte musikalische ton sowie (im plural) der tonsatz, die gesungene oder gespielte melodie (vergl. Du Cange 2, 2, 662).
a)
eigentlich: mhd.
(er) nam sô flîʒeclîche war
des leiches unde der süeʒen noten.
Tristan 3515;
si steigete unde valte
die noten behendeclîche.
7999;
nâch disen lieden sang ich dô
einen leich mit noten hô
und ouch mit snellen noten gar.
Lichtenstein 422, 14;
nhd.
α)
die geschriebene oder gedruckte note:
schafft die geschwänzten noten ab.
Stoppe neue fabeln 2, 44;
bis der bogen noten völlig abgedruckt ist. Lessing 12, 120; auf die noten (nach noten) singen. Aler 1477ᵇ; eine frau singt nach noten (auf dem bilde). Frankf. gel. anz. (1772) 207, 5 neudruck; die noten mit ihren strichen auf und zwischen den fünf linien. Göthe 24, 185; das notenlesen ging zuerst an. ebenda; sie brachte die noten herbei. 17, 91; wenn nicht der vermaledeite capellmeister den takt mit einer rolle noten .. geklappt hätte. 27, 114; ein lied in noten setzen, bringen, componieren. Lenau (1880) 2, 331. Scheffel waldeinsamkeit 7.
β)
die gespielte, gesungene note: noten stimmen oder noten singen, solvisare voc. 1482 x 6ᵃ;
und wa man krumme noten (gezierten, unkirchlichen gesang) sing.
Murner narrenbeschw. 11, 102;
laszt uns bei süszen versen rein
die zarte noten führen.
Spee trutzn. 121 B.;
wir ihm auf halmen und geröhr
durch alle noten schweifen.
141;
nun wolan, singe du die noten! so will ich den text darein singen. Widmann Fausts leben 370 K.; es ist sehr wichtig, ob die töne ... in einförmig langen oder in kurzen, oder in vermischten noten fortschreiten. Engel 11, 310; er hat um eine note zu hoch gesungen. Simrock sprichw. 409;
auf einer geige
zeige die kunst der langsam seufzenden noten.
Zachariä (1767) 1, 124;
und rufe laut und in den grellsten noten ..
ein heiliges threnodion
um seine gruft, und stirb am letzten ton.
Seume 4, 392 Zimmermann;
er brachte wol einen ton heraus, aber keine note (but not). Schlegel sommernachtstraum 5, 1;
die mädchen singen, doch es wollen
die noten aus der kehle nicht.
Kinkel ged. (1857) 249;
auch vom gesange der singvögel, besonders der nachtigall:
kein pfeil kann sich so schnell bewegen,
als sie (nachtigall) bringt die noten heraus.
Brockes 1, 66;
eine hand voll blüthen ... und wenige noten aus der kehle eines vogels. Freytag handschr. 1, 64; während die eine (strophe der nachtigall) sanft anfängt, nach und nach an stärke zunimmt und wiederumb ersterbend endigt, so werden in einer andern eine reihe von noten in geschmackvoller härte hastig angeschlagen und melancholische ... sanft in fröhlichere verschmolzen. Brehm thierl. 3, 760.
b)
übertragen und figürlich:
des mag ich doch nit verschweigen,
ir wolt mir auch an (in) hohen noten geigen (derb die wahrheit sagen).
fastn. sp. 2, 650;
kein gesang wil lieblich klingen,
wo der warheit noten stehn.
Logau 3, zugabe 97, 22;
nimm diese ruthen und lehre diese schendliche creatur ein ander liedlein und noten singen. Amadis 207 K.; als wenn man einem rasenden zumuthen wollte, in versen zu phantasiren, oder einem, der die colic hat, nach noten zu schreien (vergl. unten nach noten). Knigge umg. (1790) 2, 77; ihr wollt auf mir spielen; ihr wollt in das herz meines tiefsten geheimnisses dringen, ihr wollt mich von meiner tiefsten note (from my lowest note) bis zum gipfel meiner stimme hinauf prüfen. Schlegel Hamlet 3, 2. — wie nach noten oder blosz nach noten, wenn etwas nach gemessener, gehöriger art, wie nach dem takte geschieht (vergl. taktmäszig): es geht wie nach noten, schnell und pünktlich, in gehöriger weise. Eiselein sprichw. 495; die Welschen schlugen die Deutschen todt nach noten, wo sie konnten. Seume spazierg. 87; und man verkauft wieder indulgenzen nach noten für alle arten von schurkereien. 137; gehörig, tüchtig, derb:
(sie) kniff, wenn er im sorgstuhl sasz,
den lieben mann nach noten.
Overbeck ged. 153;
nach noten prügeln Schm.² 1, 1774. Albrecht Leipziger mundart 177ᵃ; nach den noten, sehr viel Schöpf 474; basl. no de note, gehörig, trefflich, rasch. Seiler 224ᵃ.
2)
ein schriftzeichen, ein buchstabe (wie ja auch die musiknoten ursprünglich nur buchstaben waren): dise noten oder zeichen des a be cees heiszen darumb auch buͦchstaben, das sich die lesen lernenden daran wie an staͤbe oder stecken halten. Ickelsamer gramm. A 5ᵃ Fechner.
3)
eine schriftliche bemerkung: die rechnungsableger lassen oft mit gutem bedacht fehler stehen, um den abnehmern zu noten zeit und raum zu lassen. Hippel 1, 6; besonders eine erklärende anmerkung:
ich danke dir (Gottsched) ..
dasz du .. deines geistes trefflichkeit
in noten an so mancher stelle
ans licht gestellet hast.
Brockes 2, 557;
beschäftigung, die schriften anderer durch noten zu vermehren und zu verbessern. Rabener 2, 85; wer auf .. noten lüstern ist. Hippel 1, 3;
hier mach ich eine note.
Lenz 3, 73;
versäumt' er fast nie,
Nasonis buch zu treiben,
und noten beizuschreiben.
Bürger (1778) 139;
der beste text zu vielen oder wenigen noten. Göthe 17, 206; noten und abhandlungen .. 6, titel; noten und erläuterungen. F. Müller 2, 40.
4)
eine schriftliche eröffnung oder mittheilung, die von einer regierung der andern direct oder im wege des gesandtschaftlichen verkehrs gemacht wird; aus dem gleichbedeutenden franz. note, da ja die franz. sprache bis in die neueste zeit fast ausschlieszlich als diplomatische verkehrssprache galt.
5)
kaufmännisch, eine kurze rechnung (s. Holtzendorff rechtslexicon 2, 178); ein schein, der eine verschreibung enthält (die noten einer bank, das von einer bank ausgegebene papiergeld, die banknoten).
6)
im schulwesen, die beurtheilung der leistungen und das darüber ausgestellte zeugnis: die erste, die zweite, eine gute oder schlechte note ertheilen, erhalten u. s. w. (nach lat. nota, der rang, die beschaffenheit).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1884), Bd. VII (1889), Sp. 902, Z. 44.

nothen, noten, nöten, verb.

nothen, noten, nöten, verb.,
mhd. nôten, noth sein oder werden:
dem keiser nôten began.
der gute Gerhard 1063;
cimbr. noaten, noten, nöthig sein Schm. 150ᵇ; schwäb. nothen, in noth sein, nothwendig zu thun haben. Schmid 408; mit umlaut (vergl.nöthen): wann es nöttet, wenn es noth thut. B. Zink, städtechron. 5, 233, 23; die nöthenden, die nothleidenden. Keisersberg seelenp. 154; schweiz. nöthen, eilfertig thun, knapp leben Stalder 2, 244, eilen Tobler 335ᵇ; tirol. neaten, noth leiden (vergl. nöther). Schöpf 473.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1884), Bd. VII (1889), Sp. 931, Z. 18.

nöthen, nöten, verb.

nöthen, nöten, verb.,
goth. nauþjan (βιάζειν und ἀναγκάζειν), ahd. nôtjan, nôtten, nôtan, nôten, mhd. nœten, nôten, alts. nôdian, mnd. nôden, nl. nooden, altfries. neda. — nhd. nöthen, nöten (früher auch nötten, notten, noten und netten Zimm. chron. 1, 555, 25, nethen österr. weisth. 1, 235, 24, entsprechend dem heutigen mundartlichen neten, neaten), noch bei Stieler neben nötigen, durch welches sodann das ältere nöten aus der nhd. schriftsprache fast ganz verdrängt worden ist, während umgekehrt die oberd. mundarten an nöten festhalten, s. Schm.² 1, 1774. Höfer 2, 294. Lexer 199. Schöpf 473. Hintner 175. Schmid 408. Stalder 2, 244. Das von noth abgeleitete nöthen bedeutet im allgemeinen in noth bringen, noth anthun; es wird transitiv (mit persönlichem oder sachlichem objecte), reflexiv und absolut gebraucht.
1)
in noth, in bedrängnis bringen, gewaltthätig behandeln, bedrängen, zwängen, quälen u. dergl. (s. noth A, I).
a)
absolut:
nun tuot er sin knecht ussenden,
das si sond (sollen) nœten und pfenden.
teufels netz 13230;
der ärgste tod ist der, der gar zu langsam tödtet;
die ärgste noth ist die, die gar zu langsam nöthet.
Logau 3, 9, 26.
b)
transitiv oder reflexiv: mhd. md.
daʒ er sie genœtet (in noth gebracht)
hête alsô lesterlîche.
H. v. Freiberg Trist. 3542;
ich muoʒ verderben,
sint herzen leit mich nœtet.
minnes. 3, 435ᵇ;
dirre stach, jener sluoc ..
in dirre wîse nôten sich
dise under einem muote.
krone 27042;
dî prîstir er dâ tôte,
dî munche er mortlîch nôtte (quälte, marterte).
Jeroschin 26307;
nhd. zorn tuot fründ und mag nœten.
teufels netz 691;
der Hanns Im hof treib das rad,
als man die armen notet (martert, foltert).
Liliencron volksl. 123ᵇ, 8 (vom j. 1469);
das ihn die lieb thet nöten.
H. Sachs 2, 199, 14;
leut verbrennen, bressen und nöten
und sonst mit schwerer marter tödten.
Ayrer 1234, 3;
gibestu gelihen gelt meinem armen volk, das do bei dir wonet, du solt sie nit nöten als ein zwinger. bibel 1483 43ᵇ (non urgebis eam quasi exactor 2 Mos. 22, 25); aber man hett solch gruszlich geschutz, das man sy (die belagerten) so gar nott, das es nit zu schribend ist. Hug Villinger chron. 86 Roder; und als dieselbigen pauren vil geschütz .. eroberten, nöteten sie die im schlosz vast hart. Baumann quellen 1, 579; eine stat nöten durch belagerung, beschieszung, erstürmung, plünderung (vergl. noth A, I, 3. 6, a):
das si dir (dem Türken) des nit wellen vertragen,
das du Constantinopel hast genöt
und mangen unschuldigen darin hast ertöt.
fastn. sp. 299, 15;
das die veint ..
die stat erstorten und auch noten.
Küchlin reimchron., städtechron. 4, 345, 11;
er belegeret zwo stet und .. nötet die so hart, das sich edl, raisig, bürger und kriegsknecht .. ergeben muesten. Wilw. v. Schaumburg 28; und liesz über etlich tag die statt wider nöten und stürmen. Schöfferlin Liv. 34; das der pawrn furnemen sei, .. gemaine statt Rotenburg .. zu nöten und zu betrangen. Baumann quellen 2, 112; und zoch derselbe hertzog Friderich mit seinem volk für die statt zu st. Gallen und meint die stadt zu nöten. Tschudi 1, 628. — nöthen durch, mit: mhd. md.
er würde von sîme gesellen
wol mit ritters ellen
genœtet und ersuochet
und mit slegen beruochet.
krone 28008;
ich nœte dich mit wunden.
Ecke 88 Schade;
waʒ sî dem zu leide tâten
und die sînen genôtet hâten
mit vollem strîte manicvalt,
in der lantgrâve nû daʒ galt.
kreuzfahrt 2233;
nhd. sie viengen den weger ... und nötten in mit fanknus. B. Zink, städtechron. 5, 276, 9; ob er besinnlich oder genött tod sei (eines gewaltsamen todes gestorben sei). 166, 10; daʒ man dadurch (durch proviantmangel) icht getrungen oder genötet würde. Schürstab, städtechron. 2, 330, 15; sie nöteten die pauren vor dem schlosz und in der statt mit dem geschütz. Baumann quellen 1, 597; ir habt uns geplagt und genot mit dem ban. Schade sat. 2, 146, 24.
2)
eine nöthen oder mit gewalt nöthen, nothzüchtigen (vgl. noth A, I, 4): ewr son hat mir mein tochter ... genöt. gesta Roman. 45; er will mich nöten und frevenlichen meiner eren empfremden. Bocc. 128, 35 K.; wir wellend .. die alten kamerschellen nöten. Baumann quellen 1, 486; eine frawen mit gewalt nöthen. Kaltenbäck österr. taidingbücher 4, 40;
(er wollte) mich mit gewalt nöten und zwingen.
Ayrer 870, 22;
wann ain genöth wurd, so sol si von im aufsteen mit zerfloktem har und dem negsten menschen solche sachen anzaigen, damit es nit übernächtig werd. österr. weisth. 1, 312, 46 (17. jh.); er unterliesz nie sich vorher um den taufnamen derjenigen, die er verführen oder nöthen wollte, zu erkundigen. Wieland (?);
junge dintenleker ..
wollen uns (musen) — wie garstig! nöthen,
ei! die grobian!
was ich, ohne schamerröthen,
nicht erzählen kann.
Schiller 1, 245.
3)
einem noth, zwang anthun, ihn mit gewalt zwingen und wozu nöthigen, oft verbunden mit dem sinnverwandten zwingen, dringen (vgl. noth A, II): notten, zwingen, necessitare gemma gemm. r 1ᵃ; der mensch hat freien willen, die englisch huͦt nötet den menschen nit. Keisersb. irrig schaf 21ᵇ; die (wasser) also die natur understond zu zwingen und nöten. Thurneiszer von wassern 287; derhalben er genötet (genöthigt, nothgedrungen) .. den Antony .. wider nach Basel schickt. F. Platter 220 B.
a)
wozu genöthet wird steht
α)
im genetiv: ahd.
erda bibinôta,   thiu gotes kraft sies nôtta.
Otfrid 4, 34, 1;
mhd. der iuch eines nôte (wenn jemand euch nöthigte einen zum manne zu nehmen).
Gudrun 989, 3;
daʒ kunde si îlens nœten (zur eile zwingen).
Mai u. Beaflor 135, 14;
nu muoʒ ich fröide nœten mich (mich zur freude zwingen).
minnes. frühling 164, 37;
wil er des niht tuon sô sol ins der rihter nœten. Schwabensp. 287, 2 Wackern.; nhd.
e ainr sich ains valschen aid liesz nœten.
teufels netz 2506;
ich lasz mich sein .. nimer nöten.
fastn. sp. 615, 22;
ich musz der warheit noten dich.
H. Sachs 13, 305, 12;
wes wolt ir euch dann nöten?
Uhland volksl. 433;
ir müszt das thun und seits genöt. Schade sat. 3, 108, 15; das object kann auch fehlen: wann ainer dem andern leicht, es sei gelt, traid .., dasz solt man zallen, wie mans .. gelihen hat und kaines andern werts nötten. österr. weisth. 1, 99, 1 (17. jahrh.).
β)
im dativ mit zu:
zuͦ schwerer arbait man sy nöt.
(er) doch zuͦ sünden nymandt nöt.
155ᶜ;
in messhören .. ist es ein andechtig volk, das .. auch vor tags oft mägdt und knecht zuͦ der fruͦmess noͤt. Frank weltb. 47ᵃ; sie also zu fried und freundschaft uns nöttet. kriegb. des fr. 43; das man sie mit gewalt zum glauben noͤth. 138; dasz kein mann sein weib zu ander arbeit denn zu spinnen, nehen und weben nöthen oder dringen solt. Kirchhof wendunm. 4, 47 (6, 60) Öst.; die inen geholfen hetten ain rat zu Rotenburg zu uberziehen und nöten zu irem willen. Baumann quellen 2, 151; wie sich ainer zu undewen noͤtet und würget. Ickelsamer die recht weis .. lesen zu lernen C 4 (A 7ᵃ neudruck);
wer wehren will der sonnen glantz,
und nöten eine geisz zum tantz.
Philander (1650) 1, 473;
der dativ (oder infinitiv) ist in dazu mitverstanden: auch ward die stat Werd wider zuͦm reich geben von hertzog Ludwig, der ward darzuͦ genöt von kaiser Fridrich. städtechron. 4, 328, 12 (15. jahrh.);
wann mein (der fasnacht) fest niemant darzu not.
fastn. sp. 383, 30;
doch wil er mich darzu (zur heirat) nit nöten.
H. Sachs 13, 420, 25;
darzu hat in die lieb genot.
14, 13, 31;
dieweil aber mein gnädige fraw darzu genötet hat. Galmy 109; mit folgendem nachsatz: und nötet sie darzu, das si in tödten musten. Müglin 74ᵇ; man soll sie darzu nötten, damit sie schwören, das .. österr. weisth. 1, 162, 32 (16. jahrh.).
γ)
im infinitiv: goth. þai nauþjand izvis bimaitan (die zwingen euch zu beschneiten). Gal. 6, 12; ahd. sie nôtent unsih opherôn. Notker ps. 78, 1; mhd.
er .. nôtet iuch varen hinne.
Milstäter exodus 151, 11;
nhd. mit zu:
wie wir zu trinken ainander nöten,
und uns mit sauffen selber tödten.
Murner schelmenz. 47, 22;
ir wolt durch ewer schwartze kunst
den bachen-dieb nöten und zwingen,
mein bachen mir wider zu bringen.
H. Sachs 14, 226, 15;
da nötet und zwang er sie mit im in das heer zu gehen. Schöfferlin Liv. 54; da zwang und noͤtet er sie mit ihm in das läger zu gehen. Kirchhof wendunm. 20ᵇ; wiewol der fuhrmann die pferd abgewendt wolt haben, noͤtet in das schnoͤd weib uber den todten cörper ires vatters .. zu fahren. 16ᵃ; und wellen die leut zwingen und nötten inne zu geben ires gefallens. österr. weisth. 1, 209, 34; einen nöten und tringen .. etwas ze thuͦn. Maaler 308ᵃ;
er musz noch heut
das fräulein nöthen Paris zu verlassen.
Wieland Gandalin 6, 182;
der (ton) felsen kann nöthen
zu springen mit ach.
Rückert mak. (4. aufl.) 72.
δ)
in einem nachsatze: ahd.
thô nôttun sie nan (ihn) ginuagi,   thaʒ er mit in giangi.
Otfrid 5, 10, 4;
mhd. ein sun nœtet sînen vater wol mit rehte, daʒ er sîn guot mit im teilen muoʒ, swenne er fünf unde zwênzik jâr alt ist. Schwabensp. 53, 5 Wackern.; nhd. da liesz man im sein korn und wolt in nit nötten, dasz ers verkaufet. B. Zink, städtechron. 5, 162, 11; er die frawen mit gewalte nötet und zwang .., das sy im die warheit .. bekennen muͦszt. Bocc. 271, 11 K.;
si nött mich, das ich musz peichten und püszen.
fastn. sp. 629, 30;
ach, was thut unsern könig nöten,
das er das unschuldige blut
desz kindes hie vergieszen thut.
H. Sachs 12, 95, 1;
doch thet er den burgern keinen schaden anderst dann das er sie nötet, das sie ir statt verlassen und gen Rom ziehen müszten. Schöfferlin Liv. 12; und nötet sie .., das sie sich zu den Römern verpflichten. ebenda; er nötet sy, das sy die stat aufgaben. Baumann quellen 1, 58.
b)
nöthen durch, mit wie bei 1: mhd. also nœtet und trîbet uns unser herre och mit arbait. Grieshaber pred. 1, 48; nhd. nötten und zwingen durch. Aventin. 4, 783, 21. H. Sachs 14, 226, 15; mit nachsatz: er nött in mit gewalt, dasz er vom rosz abstuend. B. Zink, städtechron. 5, 217, 27.
4)
zwangsweise, gewaltsam oder mühsam wovon, wozu oder wohin bringen, bewegen (hinweg, hinzu, heraus, hinein nöthigen):
der tod kan keinen nöthen (hinweg nöthigen),
den ihr (poeten) und eure sinnen
nicht lassen wolt von hinnen.
Logau 3, 6, 13 vers 10;
mit örtlichen präpositionen oder adverbien:
wil dich untugende nœten in zorn.
Suchenwirt 39, 130;
derhalben weichet, ir poeten,
die war geschicht inn falsch gdicht nöten.
Fischart glückh. schiff 84 Kurz;
mein bruder hat
mein tochter in ein closter gnöt.
Ayrer 36, 26;
was die forcht des schwerdts aus ihn nöth. kriegb. d. fr. 99; wer do wöll den priester von der ehe nötten, der soll seins ampts beraubt sein. Frank chron. 374ᵃ; das wir es in seinem werdt als ein lugen herausz lassen und nit hinein noͤten. weltb., vorr.; es truckt und krimmet sich und redet mit allen glidern, bisz es sein sprach herausz noͤtet. 7ᵇ; wie er dann .. genött wirdt auff den boden. Paracelsus 2, 97ᵃ.
5)
durch dringende bitte oder einladung, durch vieles zureden bewegen (zu kommen, einzutreten, zu bleiben, zu essen u. s. w.); mhd. und nœte si, daʒ si herin gengen, hinz mîn hûs reht vol werde. Grieshaber pred. 1, 44;
liebeʒ töhterlîn
nœte den gesellin dîn:
bite in eʒʒen.
Mai u. Beaflor 218, 36. 227, 28;
noch oberd. zum essen nöthen, sich nicht nöthen lassen; einen in das haus, in die stube u. s. w. nöthen (nämlich zu gehen, zu treten): die wirthin ... nöthete das ehepaar in die stube. Gotthelf geld und geist (1859) 172.
6)
erzwingen: genöter eid ist got leid. Frank sprichw. 1, 76ᵇ; wie das sprichwort sagt: kinder segen läszt sich nicht nöthen. Creidius 11, 125.
7)
schweiz. dringend erinnern, gemahnen an: du nöthest mi uuf und nider a dy (an deinen) vater selig. Stalder 2, 244.
8)
reflexiv, sich womit abmühen, plagen, sehr anstrengen: mhd.
o wê, wes nœte ich mich,
daʒ ich die werlt sô prîse.
U. v. Türheim Willeh. 33ᵇ;
nhd. welche (maus) sich wider heraus (aus der falle) zu kommen hart noͤtet. Kirchhof wendunm. 85ᵃ; bair. sich nöten, sich gewalt anthun, seine abneigung und unlust bezwingen. Schm.² 1, 1774; kärnt. bei aller geschäftigkeit und ängstlichkeit nichts rechtes zu wege bringen, sich umsonst abmühen Lexer 199; österr. sich nothen, einen harten stuhlgang haben. Höfer 2, 294.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1884), Bd. VII (1889), Sp. 931, Z. 29.

nothen, noten, nöten, verb.

nothen, noten, nöten, verb.,
mhd. nôten, noth sein oder werden:
dem keiser nôten began.
der gute Gerhard 1063;
cimbr. noaten, noten, nöthig sein Schm. 150ᵇ; schwäb. nothen, in noth sein, nothwendig zu thun haben. Schmid 408; mit umlaut (vergl.nöthen): wann es nöttet, wenn es noth thut. B. Zink, städtechron. 5, 233, 23; die nöthenden, die nothleidenden. Keisersberg seelenp. 154; schweiz. nöthen, eilfertig thun, knapp leben Stalder 2, 244, eilen Tobler 335ᵇ; tirol. neaten, noth leiden (vergl. nöther). Schöpf 473.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1884), Bd. VII (1889), Sp. 931, Z. 18.

nöthen, adv.

nöthen, adv.,
s. noth B, I, 2.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1884), Bd. VII (1889), Sp. 931, Z. 28.

nöthen, nöten, verb.

nöthen, nöten, verb.,
goth. nauþjan (βιάζειν und ἀναγκάζειν), ahd. nôtjan, nôtten, nôtan, nôten, mhd. nœten, nôten, alts. nôdian, mnd. nôden, nl. nooden, altfries. neda. — nhd. nöthen, nöten (früher auch nötten, notten, noten und netten Zimm. chron. 1, 555, 25, nethen österr. weisth. 1, 235, 24, entsprechend dem heutigen mundartlichen neten, neaten), noch bei Stieler neben nötigen, durch welches sodann das ältere nöten aus der nhd. schriftsprache fast ganz verdrängt worden ist, während umgekehrt die oberd. mundarten an nöten festhalten, s. Schm.² 1, 1774. Höfer 2, 294. Lexer 199. Schöpf 473. Hintner 175. Schmid 408. Stalder 2, 244. Das von noth abgeleitete nöthen bedeutet im allgemeinen in noth bringen, noth anthun; es wird transitiv (mit persönlichem oder sachlichem objecte), reflexiv und absolut gebraucht.
1)
in noth, in bedrängnis bringen, gewaltthätig behandeln, bedrängen, zwängen, quälen u. dergl. (s. noth A, I).
a)
absolut:
nun tuot er sin knecht ussenden,
das si sond (sollen) nœten und pfenden.
teufels netz 13230;
der ärgste tod ist der, der gar zu langsam tödtet;
die ärgste noth ist die, die gar zu langsam nöthet.
Logau 3, 9, 26.
b)
transitiv oder reflexiv: mhd. md.
daʒ er sie genœtet (in noth gebracht)
hête alsô lesterlîche.
H. v. Freiberg Trist. 3542;
ich muoʒ verderben,
sint herzen leit mich nœtet.
minnes. 3, 435ᵇ;
dirre stach, jener sluoc ..
in dirre wîse nôten sich
dise under einem muote.
krone 27042;
dî prîstir er dâ tôte,
dî munche er mortlîch nôtte (quälte, marterte).
Jeroschin 26307;
nhd. zorn tuot fründ und mag nœten.
teufels netz 691;
der Hanns Im hof treib das rad,
als man die armen notet (martert, foltert).
Liliencron volksl. 123ᵇ, 8 (vom j. 1469);
das ihn die lieb thet nöten.
H. Sachs 2, 199, 14;
leut verbrennen, bressen und nöten
und sonst mit schwerer marter tödten.
Ayrer 1234, 3;
gibestu gelihen gelt meinem armen volk, das do bei dir wonet, du solt sie nit nöten als ein zwinger. bibel 1483 43ᵇ (non urgebis eam quasi exactor 2 Mos. 22, 25); aber man hett solch gruszlich geschutz, das man sy (die belagerten) so gar nott, das es nit zu schribend ist. Hug Villinger chron. 86 Roder; und als dieselbigen pauren vil geschütz .. eroberten, nöteten sie die im schlosz vast hart. Baumann quellen 1, 579; eine stat nöten durch belagerung, beschieszung, erstürmung, plünderung (vergl. noth A, I, 3. 6, a):
das si dir (dem Türken) des nit wellen vertragen,
das du Constantinopel hast genöt
und mangen unschuldigen darin hast ertöt.
fastn. sp. 299, 15;
das die veint ..
die stat erstorten und auch noten.
Küchlin reimchron., städtechron. 4, 345, 11;
er belegeret zwo stet und .. nötet die so hart, das sich edl, raisig, bürger und kriegsknecht .. ergeben muesten. Wilw. v. Schaumburg 28; und liesz über etlich tag die statt wider nöten und stürmen. Schöfferlin Liv. 34; das der pawrn furnemen sei, .. gemaine statt Rotenburg .. zu nöten und zu betrangen. Baumann quellen 2, 112; und zoch derselbe hertzog Friderich mit seinem volk für die statt zu st. Gallen und meint die stadt zu nöten. Tschudi 1, 628. — nöthen durch, mit: mhd. md.
er würde von sîme gesellen
wol mit ritters ellen
genœtet und ersuochet
und mit slegen beruochet.
krone 28008;
ich nœte dich mit wunden.
Ecke 88 Schade;
waʒ sî dem zu leide tâten
und die sînen genôtet hâten
mit vollem strîte manicvalt,
in der lantgrâve nû daʒ galt.
kreuzfahrt 2233;
nhd. sie viengen den weger ... und nötten in mit fanknus. B. Zink, städtechron. 5, 276, 9; ob er besinnlich oder genött tod sei (eines gewaltsamen todes gestorben sei). 166, 10; daʒ man dadurch (durch proviantmangel) icht getrungen oder genötet würde. Schürstab, städtechron. 2, 330, 15; sie nöteten die pauren vor dem schlosz und in der statt mit dem geschütz. Baumann quellen 1, 597; ir habt uns geplagt und genot mit dem ban. Schade sat. 2, 146, 24.
2)
eine nöthen oder mit gewalt nöthen, nothzüchtigen (vgl. noth A, I, 4): ewr son hat mir mein tochter ... genöt. gesta Roman. 45; er will mich nöten und frevenlichen meiner eren empfremden. Bocc. 128, 35 K.; wir wellend .. die alten kamerschellen nöten. Baumann quellen 1, 486; eine frawen mit gewalt nöthen. Kaltenbäck österr. taidingbücher 4, 40;
(er wollte) mich mit gewalt nöten und zwingen.
Ayrer 870, 22;
wann ain genöth wurd, so sol si von im aufsteen mit zerfloktem har und dem negsten menschen solche sachen anzaigen, damit es nit übernächtig werd. österr. weisth. 1, 312, 46 (17. jh.); er unterliesz nie sich vorher um den taufnamen derjenigen, die er verführen oder nöthen wollte, zu erkundigen. Wieland (?);
junge dintenleker ..
wollen uns (musen) — wie garstig! nöthen,
ei! die grobian!
was ich, ohne schamerröthen,
nicht erzählen kann.
Schiller 1, 245.
3)
einem noth, zwang anthun, ihn mit gewalt zwingen und wozu nöthigen, oft verbunden mit dem sinnverwandten zwingen, dringen (vgl. noth A, II): notten, zwingen, necessitare gemma gemm. r 1ᵃ; der mensch hat freien willen, die englisch huͦt nötet den menschen nit. Keisersb. irrig schaf 21ᵇ; die (wasser) also die natur understond zu zwingen und nöten. Thurneiszer von wassern 287; derhalben er genötet (genöthigt, nothgedrungen) .. den Antony .. wider nach Basel schickt. F. Platter 220 B.
a)
wozu genöthet wird steht
α)
im genetiv: ahd.
erda bibinôta,   thiu gotes kraft sies nôtta.
Otfrid 4, 34, 1;
mhd. der iuch eines nôte (wenn jemand euch nöthigte einen zum manne zu nehmen).
Gudrun 989, 3;
daʒ kunde si îlens nœten (zur eile zwingen).
Mai u. Beaflor 135, 14;
nu muoʒ ich fröide nœten mich (mich zur freude zwingen).
minnes. frühling 164, 37;
wil er des niht tuon sô sol ins der rihter nœten. Schwabensp. 287, 2 Wackern.; nhd.
e ainr sich ains valschen aid liesz nœten.
teufels netz 2506;
ich lasz mich sein .. nimer nöten.
fastn. sp. 615, 22;
ich musz der warheit noten dich.
H. Sachs 13, 305, 12;
wes wolt ir euch dann nöten?
Uhland volksl. 433;
ir müszt das thun und seits genöt. Schade sat. 3, 108, 15; das object kann auch fehlen: wann ainer dem andern leicht, es sei gelt, traid .., dasz solt man zallen, wie mans .. gelihen hat und kaines andern werts nötten. österr. weisth. 1, 99, 1 (17. jahrh.).
β)
im dativ mit zu:
zuͦ schwerer arbait man sy nöt.
(er) doch zuͦ sünden nymandt nöt.
155ᶜ;
in messhören .. ist es ein andechtig volk, das .. auch vor tags oft mägdt und knecht zuͦ der fruͦmess noͤt. Frank weltb. 47ᵃ; sie also zu fried und freundschaft uns nöttet. kriegb. des fr. 43; das man sie mit gewalt zum glauben noͤth. 138; dasz kein mann sein weib zu ander arbeit denn zu spinnen, nehen und weben nöthen oder dringen solt. Kirchhof wendunm. 4, 47 (6, 60) Öst.; die inen geholfen hetten ain rat zu Rotenburg zu uberziehen und nöten zu irem willen. Baumann quellen 2, 151; wie sich ainer zu undewen noͤtet und würget. Ickelsamer die recht weis .. lesen zu lernen C 4 (A 7ᵃ neudruck);
wer wehren will der sonnen glantz,
und nöten eine geisz zum tantz.
Philander (1650) 1, 473;
der dativ (oder infinitiv) ist in dazu mitverstanden: auch ward die stat Werd wider zuͦm reich geben von hertzog Ludwig, der ward darzuͦ genöt von kaiser Fridrich. städtechron. 4, 328, 12 (15. jahrh.);
wann mein (der fasnacht) fest niemant darzu not.
fastn. sp. 383, 30;
doch wil er mich darzu (zur heirat) nit nöten.
H. Sachs 13, 420, 25;
darzu hat in die lieb genot.
14, 13, 31;
dieweil aber mein gnädige fraw darzu genötet hat. Galmy 109; mit folgendem nachsatz: und nötet sie darzu, das si in tödten musten. Müglin 74ᵇ; man soll sie darzu nötten, damit sie schwören, das .. österr. weisth. 1, 162, 32 (16. jahrh.).
γ)
im infinitiv: goth. þai nauþjand izvis bimaitan (die zwingen euch zu beschneiten). Gal. 6, 12; ahd. sie nôtent unsih opherôn. Notker ps. 78, 1; mhd.
er .. nôtet iuch varen hinne.
Milstäter exodus 151, 11;
nhd. mit zu:
wie wir zu trinken ainander nöten,
und uns mit sauffen selber tödten.
Murner schelmenz. 47, 22;
ir wolt durch ewer schwartze kunst
den bachen-dieb nöten und zwingen,
mein bachen mir wider zu bringen.
H. Sachs 14, 226, 15;
da nötet und zwang er sie mit im in das heer zu gehen. Schöfferlin Liv. 54; da zwang und noͤtet er sie mit ihm in das läger zu gehen. Kirchhof wendunm. 20ᵇ; wiewol der fuhrmann die pferd abgewendt wolt haben, noͤtet in das schnoͤd weib uber den todten cörper ires vatters .. zu fahren. 16ᵃ; und wellen die leut zwingen und nötten inne zu geben ires gefallens. österr. weisth. 1, 209, 34; einen nöten und tringen .. etwas ze thuͦn. Maaler 308ᵃ;
er musz noch heut
das fräulein nöthen Paris zu verlassen.
Wieland Gandalin 6, 182;
der (ton) felsen kann nöthen
zu springen mit ach.
Rückert mak. (4. aufl.) 72.
δ)
in einem nachsatze: ahd.
thô nôttun sie nan (ihn) ginuagi,   thaʒ er mit in giangi.
Otfrid 5, 10, 4;
mhd. ein sun nœtet sînen vater wol mit rehte, daʒ er sîn guot mit im teilen muoʒ, swenne er fünf unde zwênzik jâr alt ist. Schwabensp. 53, 5 Wackern.; nhd. da liesz man im sein korn und wolt in nit nötten, dasz ers verkaufet. B. Zink, städtechron. 5, 162, 11; er die frawen mit gewalte nötet und zwang .., das sy im die warheit .. bekennen muͦszt. Bocc. 271, 11 K.;
si nött mich, das ich musz peichten und püszen.
fastn. sp. 629, 30;
ach, was thut unsern könig nöten,
das er das unschuldige blut
desz kindes hie vergieszen thut.
H. Sachs 12, 95, 1;
doch thet er den burgern keinen schaden anderst dann das er sie nötet, das sie ir statt verlassen und gen Rom ziehen müszten. Schöfferlin Liv. 12; und nötet sie .., das sie sich zu den Römern verpflichten. ebenda; er nötet sy, das sy die stat aufgaben. Baumann quellen 1, 58.
b)
nöthen durch, mit wie bei 1: mhd. also nœtet und trîbet uns unser herre och mit arbait. Grieshaber pred. 1, 48; nhd. nötten und zwingen durch. Aventin. 4, 783, 21. H. Sachs 14, 226, 15; mit nachsatz: er nött in mit gewalt, dasz er vom rosz abstuend. B. Zink, städtechron. 5, 217, 27.
4)
zwangsweise, gewaltsam oder mühsam wovon, wozu oder wohin bringen, bewegen (hinweg, hinzu, heraus, hinein nöthigen):
der tod kan keinen nöthen (hinweg nöthigen),
den ihr (poeten) und eure sinnen
nicht lassen wolt von hinnen.
Logau 3, 6, 13 vers 10;
mit örtlichen präpositionen oder adverbien:
wil dich untugende nœten in zorn.
Suchenwirt 39, 130;
derhalben weichet, ir poeten,
die war geschicht inn falsch gdicht nöten.
Fischart glückh. schiff 84 Kurz;
mein bruder hat
mein tochter in ein closter gnöt.
Ayrer 36, 26;
was die forcht des schwerdts aus ihn nöth. kriegb. d. fr. 99; wer do wöll den priester von der ehe nötten, der soll seins ampts beraubt sein. Frank chron. 374ᵃ; das wir es in seinem werdt als ein lugen herausz lassen und nit hinein noͤten. weltb., vorr.; es truckt und krimmet sich und redet mit allen glidern, bisz es sein sprach herausz noͤtet. 7ᵇ; wie er dann .. genött wirdt auff den boden. Paracelsus 2, 97ᵃ.
5)
durch dringende bitte oder einladung, durch vieles zureden bewegen (zu kommen, einzutreten, zu bleiben, zu essen u. s. w.); mhd. und nœte si, daʒ si herin gengen, hinz mîn hûs reht vol werde. Grieshaber pred. 1, 44;
liebeʒ töhterlîn
nœte den gesellin dîn:
bite in eʒʒen.
Mai u. Beaflor 218, 36. 227, 28;
noch oberd. zum essen nöthen, sich nicht nöthen lassen; einen in das haus, in die stube u. s. w. nöthen (nämlich zu gehen, zu treten): die wirthin ... nöthete das ehepaar in die stube. Gotthelf geld und geist (1859) 172.
6)
erzwingen: genöter eid ist got leid. Frank sprichw. 1, 76ᵇ; wie das sprichwort sagt: kinder segen läszt sich nicht nöthen. Creidius 11, 125.
7)
schweiz. dringend erinnern, gemahnen an: du nöthest mi uuf und nider a dy (an deinen) vater selig. Stalder 2, 244.
8)
reflexiv, sich womit abmühen, plagen, sehr anstrengen: mhd.
o wê, wes nœte ich mich,
daʒ ich die werlt sô prîse.
U. v. Türheim Willeh. 33ᵇ;
nhd. welche (maus) sich wider heraus (aus der falle) zu kommen hart noͤtet. Kirchhof wendunm. 85ᵃ; bair. sich nöten, sich gewalt anthun, seine abneigung und unlust bezwingen. Schm.² 1, 1774; kärnt. bei aller geschäftigkeit und ängstlichkeit nichts rechtes zu wege bringen, sich umsonst abmühen Lexer 199; österr. sich nothen, einen harten stuhlgang haben. Höfer 2, 294.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1884), Bd. VII (1889), Sp. 931, Z. 29.

Im ¹DWB stöbern

a b c d e f g h i
j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
norderpol nälen
Zitationshilfe
„note“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/note>.

Weitere Informationen …


Weitere Informationen zum Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)