Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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suche, f.

suche, f.,
das suchen, die untersuchung, ahd. im compositum hussuacha scrutinium ahd. gl. 2, 354, 18. daneben begegnen sohhi questiones 1, 235, 17 und mit anderer bildung sohni quaestio 1, 235, 13; soohni inquisitionem 1, 181, 8.
a)
in der allgemeinen bedeutung bereits im mhd. durchaus üblich, vgl. zu den belegen in den mhd. wörterbüchern die übertragungen von quaerere in einer bearbeitung des Johannesevangeliums (anfang des 14. jhs.) bei Schönbach mittheil. aus altd. handschriften, Wiener sitzungsberichte 137, 139; 140:
durch waz so hant ir suche dan
zu Joh. 7, 19;
ist er niht der dem sie genahen
mit suche wollent
zu Joh. 7, 25;
ir sollent suche han nach mir
zu Joh. 7, 34; 36;
em (dem hirsch) stunt den ougen zwischen
stritlich ein vil grozes horn.
sinen lauf hat er irkorn
ot uf des wedirs suche
der da vor deme bruche
minen ougen schinber wart
Daniel 6027 Hübner.
abgesehen von der verwendung in der jägersprache (s.b) hat sich suche jedoch erst in jüngster vergangenheit wieder eingebürgert; noch nicht hierher gehörig: dies kann der suche nach eitler ehre angenehm ... sein Nicolai reise 11, 44, dafür gewöhnlicher gesuch, s. Adelung; dagegen: in den nächsten tagen ging der jäger auf die suche aus — der geisterbeschwörer war aus der gegend verschwunden Laube ges. schr. 16, 13; 150 mann auf suche ausgesendet neue freie presse 1871, nr. 2590; ein geräumiges terrain zu weiterer suche (nach anstiegsmöglichkeiten) H. v. Barth Kalkalpen 584; da ... machte ich mich auf die suche nach andern sagen Laistner nebelsagen 207; bald war alles auf der suche nach seinem truppenteil Liliencron s. w. 1, 87; auf der suche nach motiven H. v. Kahlenberg Eva Sehring 87; mit allem ausgerüstet, was zu solcher suche (des verunglückten) herkömmlich gehörte Fontane I 6, 111; er gestand sich nicht zu ..., dasz der zwiespalt seiner seele ihn auf die suche treibe H. Grimm volk ohne raum 1, 276. umgangssprachlich und z. t. auch mundartlich heute durchaus üblich, gern in der verbindung auf (der) suche sein, auf (die) suche gehen, s. Staub-Tobler 7, 232; Fischer schwäb. 5, 1946; Martin-Lienhart 2, 324; Brendike Berlin 182ᵇ.
b)
in der jägersprache:
führ mir die hund nein in die such,
geh, ehe ich dir sanct Velten fluch
Gilhusius grammatica (1597) 73;
und sehe zu, dasz der hund nur einen oder ein paar hirsche zur suche hat Döbel jägerpractica (1754) 1, 91; hohe suche mit erhobenem kopf, tiefe suche mit der nase tief am boden E. Bischoff wb. der berufsspr. 150. mehrfach übertragen: leithund heisset derjenige starke mittelhund mit ... einer sehr guten suche Heppe lehrprinz (1751) 2, vgl. die suech der geruch, die nase des hundes Schöpf tirol. 728; suche ..., die grosse kammer ... darein das wildpret im hohen zeug stehet Heppe a. a. o.; es hat eine gute suche ... 'darunter (wird) verstanden ein angenehmer, thauschlechter morgen' ebda 34; suche 'wird benennet ... die zeit, wenn mit dem leithund vorgesuchet wird, so vom ende des maimonats bisz ur prunft auf den hirsch geschiehet' Heppe jäger (1763) 291. — wie such (s. d.) auch bezeichnung des hundes: suche ist geheissen min hunt, der lange hat gesuchet Suchensinn bei W. Wackernagel kl. schr. 3, 82.
c)
in der steinmetzkunst: die fürnehmste seiten derer steine in der andern art der schwibbögen, welche gleichfalls ihre lager- und bogenseiten sind, die lassen sich nicht allezeit nach solchen flachen tafeln formiren, sondern, wo man seinen zweck erreichen will, musz man sich anstatt der tafeln bedienen derer durchschnitte oder so genannten leeren spuren oder suchen Argues zeichnung zum steinhauen (1699) 48.
d)
als wasserleitung auf dem felde Schöpf tirol. 728; rinnsal eines baches, mühlgraben Lexer kärnt. 260.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1936), Bd. X,IV (1942), Sp. 833, Z. 19.

suchen, vb.

suchen, vb.,
in allen germanischen sprachen bezeugt: got. sokjan, ags. sēcan, as. sokian, an. soekja, afr. sēka, sēza, ahd. suohhan. aus idg. sprachen steht am nächsten lat. sāgio spüre, air. saigim gehe einer sache nach, suche; zur weiteren verwandtschaft vgl. Walde-Pokorny 2, 449. der umlaut des stammvokals erscheint im nd., er wird im md. verzeichnet von Crecelius oberhess. wb. 827; Spiess henneb. id. 248; Hertel Thüringen 240; Gerbet Vogtland 425 und auf kolonialem boden bei Schröer deutsche mundarten des ungrischen berglandes 225. neben eigentlichem suchen 'einer sache nachspüren, sich bemühen, sie aufzufinden' (dann auch 'jemanden aufsuchen, ihn bedrohen, angreifen') steht eine reich bezeugte bedeutungsgruppe mehr unsinnlicher art: 'erstreben, trachten nach', s. u. 5. der gebrauch von suchen in der rechtssprache (s. u. 7) ist nicht zu trennen von den composita besuchen, ersuchen, s. deutsches rechtswb. u. Staub-Tobler schweiz. id. 7, 220; 229.
1)
'sich bemühen, etwas zu finden', das object folgt im acc. oder ist mit um, nach angeschlossen.
a)
als sinnlicher vorgang, meist handelt es sich um einen concreten gegenstand, dessen örtliche lage ungewisz ist.
α)
allgemein: see diin muoter enti bruoder stantant uze suohhent dih Monseer fragmente 7, 23 Hench; allero giwelih thie bitit inphahit inti thie suohhit findit Tatian 40, 5;
sus begunder suochende gân
und sach ein schœne palas stân
Hartmann v. Aue Iwein 6425;
dô wart ûz den schrînen   gesuochet guot gewant
Nibelungenlied 275, 1 L.,
in gleicher verwendung auch Walther v. d. Vogelweide 30, 31; 34, 23; item 1⁄2 m vor das vortrunkene silber weder zu suchen Marienburger treszlerbuch 548 Joachim; do der abt und die münche vernamen, daz sie nicht wider zuͦ im selbes kame, in an griffen, den pulsz suchten, aber nit funden Arigo dekamerone 220 Keller; die czwei jungen rechlein ... ir speise in dem walde suchten Arigo dekamerone 93 Keller; (die bienen), die der uszern farben nit acht habent, sunder suochent sie die süssikait des honigs Steinhöwel Äsop 4 lit. ver.; den wäg mit den henden suchen iter caecum explorare Frisius dict. 518ᵇ; den andern theil der adern such mit einer nadel und zeuch in herfür Gäbelkover artzneybuch (1595) 211; wann ... ein rosz einen vollen fetten kopf hat, so suche eine qverhand unter das auge, da fühle hinein, da liegt es in der haut wie ein finger dicke M. Böhme roszartzney (1618) 18; umb herberg suchen Moscherosch gesichte Philanders 1 (1650) 31; (das) instrument wird gebraucht, wenn ein rosz ein unsaubern hals und die würme drinnen hat, so sol man sie damit suchen, auch solche gewisz in dem halse finden wird J. Walther pferdezucht (1658) 158; vom einzäumen und satteln, davon suche auch droben im 9. capitel ebda 27, dazu vgl. sursum trahere soke Diefenbach nov. gloss. 356ᵇ; unser suchen nach ihr ganz vergeblich ware A. U. v. Braunschweig Octavia (1677) 1, 333; fand sich zuletzt, freilich nach unermüdetem suchen und anklopfen, noch irgendeine gutmüthige seele U. Bräker s. schr. 1, 205; mich lüsts um einen häring (sucht um geld im sack) samml. v. schauspielen (haush. n. d. mode) 6, 66; und hiernächst hat mir der verzweifelte Guido de Columna so viel suchens (in der bibliothek) gemacht Lessing 18, 208 L.-M.; vor den häusern nach dir suchend herumbetteln Brentano 5, 162; Abdias zündete sich nichts an, sondern suchte nach der wange des weibes, kniete nieder und küsste sie zum abschiede Stifter s. w. 3, 39; hätte man das überschreiten der sächsischen grenze um vierzehn tage verschoben, so würden wir heute ... die schlachtfelder des krieges auf der landkarte von Schlesien zu suchen haben Moltke ges. schr. 1, 29; vergebens hatte Mozart unter der groszen menge italiänischer operntexte nach einem brauchbaren gesucht Jahn Mozart 4, 193. häufige verbindungen: mhd. herberge, furt suchen, s. mhd. wb. 2, 2, 9, dort auch das häufige weg suchen, das namentlich uneigentlich begegnet (s.b β), ebenso übertragen: soll das nicht seine (des teufels) letzte verstörung sein, so mus er und wirt ein ander schlupfloch suchen Luther 15, 128 W.; das die propheten alda an der saal raum und loch suchten, ihren geist und gift auszubreiten 18, 96; wie sucht frau Hulda lucken und löcher? 18, 205. ein nebensinn 'zu erwerben, sich zu verschaffen trachten' tritt hinzu, während der gedanke an die örtliche unbestimmtheit zurücktritt:
ich will mir suchen ein andern herrn
H. Sachs 21, 10 lit. ver.;
bist du ledig, such kein eefrowen Zwingli deutsche schr. 1, 133; treibet einen die noth, solche dienste ausserhalb zu suchen Moscherosch insomnis cura 44 ndr.; mancher ... kirchendienst vergeblich suchen muss B. Schupp schr. (1663) )( 2ᵇ; meine häuszlichen umstände nöthigen (mich), mir eine gehülfin zu suchen Lessing 2, 11 L.-M.; personen, die ein amt, eine anstellung suchen Göthe 25, 52 W. heute allgemein einen gesellen, einen lehrling, ein hausmädchen suchen, eine stellung suchen.
β)
der sinnliche vorgang des suchens ist in seiner art näher ersichtlich:
sinen blic
wirfet er lieblich nach dir,
suchende ob sine gir
si da dime lebne bi
Daniel 8246;
ihre wünsche in ihren augen suchend Göthe 45, 70 W.; ihre blicke spielten umher, sie schien etwas mit den augen zu suchen Eichendorff s. w. 3, 279; (er sperrte) die augen weit auf und suchte mit denselben rings auf dem platze ein haus, wie einer, der aus einem schweren traume erwacht Keller 4, 22; als ich suchend die nun ganz verdunkelte gasse hinunterblickte R. Huch triumpfgasse (1902) 2; er richtete seinen unsicher suchenden blick auf den doctor M. v. Ebner-Eschenbach 2, 46; oft sasz er stundenlang, mit stieren blicken den boden suchend M. Beer s. w. 44. in anderen fällen tritt eine bewegungsvorstellung stärker hervor: die krippe laufft dem ochsen nicht nach, der ochs musz die krippen suchen Petri der Teutschen weissheit (1604) 2, q 7ᵃ; wie Cato sagt, das hauss suche nit das land noch das land das hauss Sebiz feldbau (1579) 31; ebenso natürlich und nothwendig als dasz der frosch das wasser sucht Göthe 21, 478 W.;
und zischend, mit geschwelltem kamm
die eidechs sucht den hohlen stamm
die weitere entwicklung führte dann zur bedeutung 'hingehen und aufsuchen', s. u. 3.
γ)
anwendungsbereiche besonderer art. in der bergwerkssprache 'erz schürfen': wo ein man ercz suchen wil, das mag her thun mit rechte (14. jh.) Freiberger urkundenbuch 2, 268; die wil der suchenthalp do ist Diesselmuter bergweistum (1377), s. zeitschr. für bergrecht 13, 74; allermeniglich, so umb berürten Dachsberg ... von perchwercksarbeit, suchens und erpauens willen sich einlegen (1522) Lori baier. bergr. 185. bergwerk suchen: (wir verleihen) allen denen ..., so in diss bergwerk gangen sind und noch gan wurdent ... das gebirg und bergwerk in der grafschaft Salgans gelegen ..., also dasz si solichs nach bergwerksrecht suchen, buwen, nutzen und nieszen sollen und mögen (1521) nach Staub-Tobler 7, 214; diese kunst den berckleuten, die bergwerck suchen, ... sehr dienstlich Ercker beschreibung (1580) 1ᵃ. als 'aufspüren, fahnden nach, verfolgen', s. sucher:
suͦchin er (Saul) in (David) da gebot
Rudolf v. Ems weltchron. 24482;
und taten ir mit warheit kunt
wie man si suͦchte uf den lip
15896;
in hat auch der Machmet gepoten, das sie die christen und alle, die wider sein glauben sein, suchaten pei tag und pei nacht Schiltberger reiseb. 92 lit. ver.; ouch hant si (des bischofs dienstmannen) daz recht, ... swa ieman in ir hus entrinnet, den sol nieman sœchen (13. jh.) bei Staub-Tobler 7, 215. als 'beute suchen, plündern': dann die reutter, die in dasz landt waren gelegt, thätten nit dann voglen und suechen Basler chron. 7, 303, s. o. such. in der jägersprache: il queste bien er (der hund) sucht wohl Duesius nomencl. (1652) 185; wie man hasen suchen sol haushaltung in vorwerken 215 Ermisch-Wuttke; such! verloren! (stehende wendung, um den hund auf die spur zu schicken) Döbel jägerpractica (1754) 1, 109; Staub-Tobler 7, 213.
δ)
formelhafte redewendungen: (etwas sucht) seines gleichen hat nicht seines gleichen, ist unerreicht: ich hab einen hund, der seines gleichen sucht Klinger w. 1 (1809) 143; an zähheit sucht es (das israelitische volk) seines gleichen Göthe 24, 248 W.;
bist du der (mörder) auch,
so suchst du deines gleichen
Schiller 13, 83 G.;
in dem lebendigen, echt dramatischen ... sucht dieses recitativ seines gleichen O. Jahn Mozart 4, 620. die formel etwas zu suchen haben entstammt anscheinend der rechtssprache, s. u. 7 b. mundartlich begegnet ein unpersönlicher gebrauch, dessen sinnlicher ausgangspunkt nicht mehr ersichtlich ist: es sucht in einem, im bauch vom leichten schmerz beim bauchgrimmen, nach genusz eines abführmittels Staub-Tobler 7, 213; Martin-Lienhart 2, 323; Follmann lothr. 511; weiterhin der magen sucht knurrt Fischer schwäb. 5, 1946; s het mi schon lang gesuecht von den ersten leichten anfängen der krankheit Martin-Lienhart 2, 323.
ε)
suchen im sprichwort: man sagt: wer das erste mal gen Rom gaht, der sucht einen schalck, zum andern mal find er ihn, zum dritten bringt er ihn mit erausz Luther 6, 437 W. suchen mus mans doch zuletzt do es ist Friedrich Wilhelm sprichw. (1577) e e 1ᵃ; wenn der feind im hausz ist, musz man nicht ihn draussen suchen Lehman flor. pol. (1662) 1, 218. es suͦcht offt einer, das er vor lang funden hat sprichw. (1548) 103ᵃ; es sucht offt einer ein pferd und sitzet oben darauff Petri der Teutschen weisheit (1604) 2, D d 1ᵇ. so sucht selten einer den andern hinder dem ofen, der nit zuvor auch dahinden gestanden ist J. Mathesius Sarepta (1571) 153ᵇ; es sucht keiner den andern im sack, er sei denn zuvor selber drinn gesteckt Lehman flor. pol. (1662) 1, 50; vom vergeblichen und unnötigen suchen: suͦchst ein knopf (als sprichwort ist) an der bintzen J. Dittenberger ob sant Peter zu Rom sei gewesen (1524) a 3ᵇ, s. teil 5, 1472; aquam e pumice postulas du suͦchest würst im hundsstall Tappius adag. (1545) v 7ᵇ; den fünften zipfel am sack suchen Fischart Garg. 242 ndr.; im meer wasser suchen S. Franck sprichw. (1545) 1, 49; er hat ... Moses grab gesucht Lehman flor. pol. (1662) 2, 798.
b)
unsinnlich als geistige tätigkeit.
α)
durch nachdenken erkenntnisse, gedanken, auch ihre ausdrucksform, zu gewinnen suchen:
suahtun io innan thiu   urkundi luggu,
thaz sie nan thoh mit luginon   mohtin thar biredinon
(quaerebant falsum testimonium Matth. 26, 59) Otfrid IV 19, 24,
hier in anlehnung an die vorlage (s.γ), jedoch selbständiger:
nû sint die cardinal sô karc
daz si ungerne fliesen.
die begunden suochen unde kiesen,
mit wiu si wurden gewert
darumb darfstu nicht lange süchen und nach allen sunden trachten Luther 15, 489 W.;
wer überlegt, der sucht
bewegungsgründe, nicht zu dürfen
Lessing 3, 72 L.-M.;
philosophen, das ist, leute, die deutliche begriffe suchen Herder 5, 17 S.; (ich) habe keine worte, keine gedanken, dir zu sagen, was geschah, und nie will ich darnach suchen Klinger w. 4, 99; verstehen sie das gleich auf den augenblick oder müssen sie den verstand erst durch gegeneinanderhaltung der sätze suchen Lenz ges. schr. 2, 329; zuerst suche ich, woher es komme, dasz man so gerne in gesellschaft läuft Zimmermann einsamkeit 1, 7; wie der bearbeiter ... leichtere übergänge sucht, ... überall verständlicher ... zu werden strebt Ranke s. w. 1, 174; so sollen wir doch nicht verschmähen, die technischen regeln ... zu suchen und verständig zu gebrauchen G. Freytag technik des dramas, ges. w. 14, 5; (er) suchte schreibend erst die gedanken W. H. Riehl musik. charakterk. 1, 307;
ein sinn
wird nur von dem gefunden, der ihn sucht
Schnitzler kakadu (1899) 56.
in allgemeinerer bedeutung: wer sucht, wird zweifeln Novalis im Athenäum 1, 2, 77; häufig: die warheit suchen cercare, ricercare la verità Kramer dict. 2 (1702) 1032ᶜ;
wenn ihr im suchen euch trennt, wird erst die wahrheit erkannt
Göthe 5, 231 W.;
deutlich übertragen: darumb suͦche es von innan in dem grunde und lo din uzlouffen und din uzsuͦchen sin Tauler pred. 14, 25 Vetter; wenn sie in sich blickte und suchte, war es in ihrem geiste leer Göthe 21, 45 W.; von allen fehlern und untugenden seiner zöglinge muss der erzieher den grund in sich selbst suchen Salzmann ameisenbüchlein (1806) 17. die örtliche angabe zeigt, dasz hier der sinnliche gebrauch ins unsinnliche übertragen ist. gleiches gilt von den folgenden belegen: es ist lächerlich, den wahren geschmack ... in Frankreich zu suchen Gerstenberg recensionen 88 lit. denkm.; Griechenland ist die schule aller schönen künste gewesen; hier musz man also den ursprung der dramatischen poesi suchen Ramler einl. (1758) 2, 285;
wie oftmals suchen wir von eines reiches fall
und mächtger thronen sturz, die ursach überall
Zachariä poet. schr. 1, 89;
und man findet sie (die auflösungen der rätsel) nicht, eben weil man zu tief suchte Herder 12, 187 S.; diese gestalt der kunstschönheit, diesz bild der liebe suchte er (Winckelmann) allenthalben, wollte sie auch im bloszen abglanz sehen Herder 3, 70 S.; wenn sich Deutschland gar nicht mehr gleichet, so ist der grund davon in dem anbau desselben ... zu suchen M. I. Schmidt gesch. der Deutschen 1, 3; will man ... von einer solchen abbildung gebrauch machen, so soll man in der wirklichkeit eine annähernde gestalt suchen Göthe 49, 235 W.; wir suchen überall das unbedingte und finden nur dinge Novalis im Athenäum 1, 1, 70. als selbständiges part. präs.: (Lavater) ist ... unter den suchenden des achtzehnten jahrhunderts, wie ich diejenigen nennen möchte, welche den spuren der verlohrnen wahrheit unermüdet nachgingen, nebst Lessing der vortrefflichsten und der merkwürdigsten einer Fr. Schlegel gesch. der lit. 2, 293; in der mannigfaltigkeit dieser pläne spiegelte sich der wandel der kunstempfindungen eines suchenden jahrhunderts Treitschke 19. jh. (1894) 5, 405; noch mehr als ausdruck des unsicheren tastens: es (das leben Rodins) wird eine kindheit gehabt haben, irgendeine, eine kindheit in armut, dunkel, suchend und ungewisz R. M. Rilke Rodin (1928) 8. diese belege reichen bereits in die gruppe 'trachten, streben, sich sehnen nach' hinein, s. u. 5.
β)
formelhafte verbindungen; z. t. handelt es sich um die umsetzung einer auch in concretem sinne üblichen verbindung ins geistige, so bei dem häufigen einen weg suchen: wär auch, dasz ... ainer den andern truegen und ungleich weeg suechen wollte (1423) Lori baier. bergr. 26ᵃ; alsz nun dise brief ... verfertiget waren, hat oft gemeldter abt weg gesuͦchet, dieselben dem herzog anzuzeigen und verkunden Knebel chron. v. Kaisheim 220 lit. ver.; im fürsatz wäg zu suchen, wie er Othonem ... verrahten ... möchte Stumpf Schweizerchron. (1606) 749. und sonst: ambages agere vil auszzüg suͦchen Frisius dict. (1556) 65ᵃ; colligere causas eine entschuldigung suchen 246ᵇ; drümb bleiben sie nicht bei dem text, suchen ausflüchte Luther 20, 569 W.; vgl. 16, 2; 16, 56; 26, 396; verstanden si wol, das er ursach suchet Knebel chronik v. Kaisheim 183 lit. ver.; suchet der teufel andere mittel B. Krüger anfang u. ende der welt (1580) a 3ᵇ; du suchst eine ausrede Göthe 24, 45 W. mit subjectswechsel: (die überquellende lebenslust), die nach ausdruck sucht und ihn bald findet Böhme gesch. des tanzes 1; dies gefühl, das in seinem herzen nach worten suchte Grimm Michelangelo 1, 97; reflexiv: grosze gedanken ... suchen sich ihren ausdruck Bettine die Günderode 1, 14; wider jemanden etwas suchen: man halt sich auch freuntlich mit den nachbarn, such nichts wider sie Sebiz feldbau (1579) 37.
γ)
wie die voraufgehenden belege zeigen, hat sich suchen im laufe der sprache nicht zu einem selbständigen ausdruck einer bestimmten geistigen tätigkeit entwickeln können. auffallend sind deshalb frühe lexikalische angaben: loicus ein lerer der suchenden kunst Diefenbach 335ᵇ; vgl. damit: logicus ein kunst suchender meister Diefenbach nov. gloss. 238ᵇ; intellectus balderkennend selkraft, racio suochend selkraft vocabul. optimus 13ᵇ Wackernagel. abseits stehen auch die vielen ahd. belege, in denen suchen lat. quaerere wiedergibt ('fragen stellen, sich mit jemandem befragen'). es ist unwahrscheinlich, dasz es sich hier um lebendigen sprachgebrauch handelt: manage sint sohhenti in huuelihheru ziti gotes sunu kaboran uurti querunt multi quando sit dei filius genitus Monseer fragmente 33, 28 Hench, vgl. ebda 34, 27; aliunde quicquam querere non detur occasio allasuuanan eouueht suahchan min si kikeban frist bei Steinmeyer kl. ahd. denkm. 244, 7 (Benedictinerregel); mittiu sie sprachun inti mit in suohtun dum fabularentur et secum quaererent Tatian 224, 2; gisah her thie buochera suochente mit in scribas conquirentes cum illis 91, 6; fon thiu suohet ir nu untar iu uuantih quad de hoc queritis inter vos quia dixi 174, 3, ebenso ags.: of đisse gê sœcas bitwih iow de hoc quaeritis inter vos Bosworth-Toller suppl. 700ᵇ; so noch erste deutsche bibel 1, 403.
c)
bei jemandem, hinter jemandem etwas suchen u. ä. in dieser verbindung geht suchen in die bedeutung 'vermuten, erwarten' über. es handelt sich dabei meist um ein unbegründetes erwarten oder nichterwarten: wer verstand bei einem amanten suchet, der suchet gold in der chymisten schmeltzkolben S. v. Birken ostländ. lorbeerhayn (1657) 23; er hätte in dieser sandichten fläche keine wasserkunst gesucht Lohenstein Arminius (1689) 103ᵇ; wenn ich hinter einem paar glasthüren, wodurch ein seidner vorhang leuchtet, ein putzzimmer suche und ein ganz andres gemach dahinter treffe J. E. Schlegel w. 5, 215; diese (die phantasie) nimmt dieselben so wie sie ihr in dem cörperlichen und sichtbaren kleide vor augen gestellet erscheinen und sucht kein tieferes geheimnisz darunter als was sie siehet und empfindet J. Bodmer abh. v. d. wunderbaren 42; überhaupt musz man die (orthographie) beim sächsischen frauenzimmer nicht suchen Göthe IV 1, 112 W.; dasz man da wunder sucht, wo ... alles ganz natürlich vor sich geht W. v. Humboldt br. an Welcker 62; beweglichkeit ... der rede, die man bei einem Westfalen nicht suchen sollte Arndt s. w. 1, 115; viele der besten seiner leistungen finden wir, wo man sie nicht suchen sollte — im drama Ludwig ges. schr. 5, 39; gern in der irrealen form: ein junger professor ..., in dessen unscheinbarer gestalt ... niemand heldenmuth oder kühnheit gesucht hätte Ranke s. w. 2, 9; hatte ich doch in dem trocknen vogel die schelmerei nicht gesucht Gottsched deutsche schaubühne 5, 120. üblich wurde etwas hinter jemandem suchen: der pfarrer zuo sant Martin ... bewärt sin schlussred mit vil gschriften so grüntlich und wol, daz ich mich syn verwundret; hett es ouch nit hinder im gesuocht (1525) bei Staub-Tobler 7, 212; ei, wer solt das hinder dem bauren gesucht haben Tappius adag. (1545) v 7 β; (er) öffnete den verborgenen schatz, welcher von gold ... viel reicher war, als man hinter den bauren hätte suchen mögen Grimmelshausen Simplic. 17 ndr.; s. a. Staub-Tobler 7, 212.
2)
untersuchen, erforschen, prüfen. nicht die örtliche lage, sondern der zustand oder das wesen eines dinges wird festgestellt.
a)
discucienda ze suchenna sint (subtiliter itaque ab arguente discutienda sunt opera protervorum) ahd. gl. 2, 200, 43. vgl. nec rimamini ne sokiad 2, 581, 38 und ags.: hit is smealîce and yeornlice tô sêcanne sunt subtiliter occulta perscrutanda Bosworth-Toller suppl. 700ᵇ; probandi zi suohhanne ahd. gl. 2, 298, 16; rimare suchen, erforschen Diefenbach 498ᵇ; inquirere er-, herforschen, suchen 300ᵃ; perlustrare suchin 428ᵃ.
b)
probasti nos deus, igne nos examinasti sicut igne examinatur argentum kesuahtoos unsih ... fuire unsih ersuahtos soso fuire ist ersuahhit silbar kl. ahd. denkmäler 214, 16 Steinmeyer; we den anderen wundet met echachtenden wapenen, de wunden sal men soken und pröven Dortmunder statuten 80 Frensdorff; da oder da ist geschriben; so wollend wir dasselbig suchen, ob dem also syg Zwingli dtsche schr. 1, 130; item man sucht und beschaut auch saltz und harnasch, wann man hette daz vor gepoten städtechron. 2, 333; dasz die (wasserseher) täglich in wehrender arbeit die wasser suchen, dieselben fleiszig vermachen ..., einer den andern, wie er das wasser befunden, vermelden ... sollen (1616) bei Lori baier. bergrecht 497; es mögen andere, deren geist alles genauer suchen wil, dasjenige, was ihnen gewisse bewehrte gründe, so sie erforschet, weisen, lehren Gueintz rechtschreibung (1666) xᵇ; für das richterliche untersuchen:
thas suach er mit then forahtun   uuaz mennisgon io uuorahton
Otfrid V 20, 8;
thun sie nicht dazu, das solcher mord gesucht und gestrafft werde Luther 23, 408 W. bei personalem object 'auf die probe stellen, versuchen':
do si des gelegen wârn
unz an den funften tac,
der kunic dô der liste phlac,
daz er suochte den herzogen,
ob im getorsten nâch zogen
von Osterrîch die frechen
Ottokar v. Steiermark reimchr. 71066;
die kunigin Sabaa ... kam in zesuͦchen (var. versuͦchen) ... in verborgen geleichsamen erste deutsche bibel 5, 286;
ach arger trieger Sathanas
billich so treist du gottes hasz,
den du suchst in frasz, hoffart, gydt
der doch verstundt dein valsch und nydt
der ewigen wiszheit betbüchlin (1518) 94ᵃ.
c)
genau suchen scharf untersuchen, prüfen, vgl. teil 4, 1, 2, 3352: perquisite mit fleyssiger nachfrag und erforschung, gnaw gesuͦcht Frisius (1556) 989ᵃ; wo er (der pharisäer) solche grobe knoten hette gewirkt, würde sie das euangelion haben antzeigt, weil es ihn so genau sucht, das es auch sein purpurkleid und essen antzeigt Luther 10, 3, 178 W.; wann sie ewern ernst sehen, so werden sie fro sein, das ihr unter sie kumet wie Saul unter die propheten, wie wol wann sie daz recht genaw süchen wolten ..., so würden sie (die katholiken) euch nicht bald annehmen, sondern ubel mit euch umbgehen E. Alberus widder Jörg Witzeln mammelucken (1539) l 4ᵇ; meist 'scharf verhören': wenn der teufel, als er uns genach sucht, sprechen wirt: wo hast das in der schrieft gelesen? Luther 10, 3, 43 W.; wo man im (dem beklagten) so genow suchen wölt (1527/9) bei Staub-Tobler 7, 213; dort auch das adj. genausüchig (1529) (zu) genau nachforschend und entsprechendes genausüchigkeit (1691) ebda 7, 234. — es genau suchen, vgl. heutiges es genau nehmen: sucht es nicht so genau mit ihm (dem meier), das er nicht vieleicht ursach zu klagen bekomme Sebiz feldbau (1579) 39; mehr als 'ahnden, strafen': darum schleuszet sie ihrer blindheit nach hieraus, gott hab ihm zu viel gethan, er sei gar zu gestreng und suche es zu genau Luther tischr. 2, 83 Förstemann-B.
d)
versuchen, die probe machen: mich zwingt armuͦt, das ich hie umbgang und suͦch, ob mich got beraten wölt Fortunat 35 ndr.; öfter als technischer versuch: also wirdet die zirckellini ... geteilt, ... wer es will geneuer haben, der such es demonstratione A. Dürer underweysung (1525) e 4ᶜ; wie nun die ... krummen mauren ... in den oberen grund eingeteilt sollen werden, das suͦch man durch disen ... weg ders. underricht (1527) a 3ᵃ; in den folgenden figuren süche, wie du die löcher auf den schweitzerpfeifen ... greifen solt M. Agricola musica deudsch 24 Eitner. 'feststellen': und (sollen) nach dem trucknen wieder wägen, damit sie den abgang der nässe wieder suchen Span speculum (1698) 22.
3)
suchen als verb der bewegung: 'aufsuchen', seit frühester zeit bezeugt, auch auszerdeutsch, s. mhd. wb. 2, 9; Lexer 2, 1321; Staub-Tobler 4, 284; Schiller-Lübben 4, 284 und Sehrt wb. zum Heliand 489; Bosworth-Toller angl.-sax. dict. 854; suppl. 700.
a)
allgemein, zu vergleichen sind auch die belege unter heimsuchen, gesuchen und mhd. wb. 2, 2, 9: invisere sohhen, sohken, soohen ahd. gl. 1, 178, 23; ofto suochet frequentate 2, 761, 23; vgl. frequentantem oft sēcende Wright-Wülker anglosaxon. voc. 2, 34, 18; frequentare stedeklich suchin Diefenbach 247ᵃ; visere suchen 623ᵃ:
meistar, quadun, hugi thes:   si farent thines ferehes
mit selb steinonne;   nu suachist sie afur thanne?
(et iterum vadis illuc)
Otfrid III 23, 32;
gefangen was ich hertenklich,
da suchtent ir mich tugenlich
Mone schausp. des mittelalters 1, 286;
so mag unser einer ... wol dannan riten, unser friund suchen und in (den Zürchern) ze friund gewinnen (1352) bei Staub-Tobler 7, 214; die da ain eelich muͦter Lucrecie was und die Lucrecia oft suͦcht und noch ofter von ir haimant ward gesuͦchet und besechen Niclas v. Wyle translationen 43 Keller; es ist ouch alle unsre tag unser will ... gewesen, daz ir uns mit üwer früntlicher zuokunft suochtind, als daz hüt beschechen ist (1487) bei Staub-Tobler 7, 214;
da Peter ihr krankheit vernam,
er suchts daheim und klagt sie sehr
history Peter Lewen 455 Schade;
er solt mich kranchen suchen und den rechten weg leren, mich spissen und in minen notten trosten bei H. Haupt ein oberrheinischer revolutionär 121;
ich wil mein freundt suchen zu hausz
H. Sachs 6, 155 lit. ver.;
etliche hebammen auch, die solches (abtreiben) wehren solten, lassen sich umb geschänck und gaben willen auch also suchen und uberlaufen J. Ruoff hebammenbuch (1580) 41;
wenn du von mir ziehst
so suche meinen schwager, könig Heimer,
vielleicht blüht dort ein heitrer augenblick
Fouqué held des nordens (1810) 1, 71.
ein land, einen ort aufsuchen: nen Dithmarscher noch kopman, de dat land to Dithmarschen sœcken will edder hefft socht, schall nenen tollen geven (1341) bei Westphalen monumenta 3, 1758; Petrus zœhte (adiit) Romam (1473) bei Schiller-Lübben 4, 284; de nummande bedreigan kan, de soke de wostenie Tunicius sprichw. nr. 561; diese ursach, frembde land zu suchen buch der liebe (1587) 152ᵇ; mit adv. zusatz: alle de yenne, de myt erer veylen have de stad van Bremen soken to und af (1488) bei J. P. Cassel ungedr. urk. 78; (pfähle in der Eider) dar op de schepe to unde aff sokende stoten (1480) bei Michelsen Dithmars. urkundenb. 83. im niederdeutschen ging die entwicklung am weitesten. suchen wurde intr. verb der bewegung ('kommen, gehen'): de cœplude, de to Bremen unde darvan soket (1387) bei J. P. Cassel ungedr. urkunden 198; hebben menighen man vordreven de tho us sochte Mecklenburgisches urkundenb. (1395) nr. 12745; dat nymant in unse böme unde lantwere sœke mit waghenen (1418) Lübecker urkdb. 6, 55; to Schonen soken unde komen 9, 856.
b)
häufigere verbindungen in der älteren sprache: ih mina chirichun so nesuahda duruhc mammendi mines lichamen ... sose got habet geboden Reichenauer beichte (9./10. jh.) bei Steinmeier kl. ahd. denkm. 332, 11; vgl. ebda 330, 10 (Mainzer beichte); dia chirihhun suahhan in die kirche gehen; dia pfarrkirchen suechen, haimsuechen bei Schmeller-Fr. 2, 215. als 'wallfahrten': he globete sin grab zu suchene leben des hl. Ludwig 80, 30 Rückert; sin grab alle jâr suchen mit einem phunde wachs 86, 6; ich bin willens den tempel gottes zum heiligen grab zu suchen hertzog Aymont (1535) l 5ᵃ; die pilgerin die das heilge lant suͦhtent ... beschirmen städtechron. 9, 563; er hat sin wonung bi ainem trüwen man, mit welches rat und anzaigen er das münster sant Petter und Pals sucht Oheim Reichenauer chron. 6 lit. ver.; die heiden von allen landen suͦchent disen Machemet städtechron. 9, 534; vil edler leut ausz teutschen landen kamen gen Rhom, sant Peter und sant Paulum zu suchen J. Pauli schimpf u. ernst 72 lit. ver.; 'an den hof gehen':
ir ... liezet iuch bevillen
der reise zuo der selben zît,
der ir dem rîch gebunden sît
sînen hof ze suochen
Ottokar reimchron. 14805 Seemüller;
der furste ouch hoves dicke plac,
daz in die herren suͦchten
Elisabeth 145 Rieger;
besonders häufig vom besuch einer öffentlichen zusammenkunft; vgl. auch die belege bei Richthofen altfries. wb. 1003; Schiller-Lübben 4, 285; Staub-Tobler 7, 214:
pharrær und prelâten
die des sint gebunden,
daz si z'allen stunden
in Salzburgære bistum
suln suochen daz concilium
Ottokar v. Steiermark reimchron. 28105;
iewelk cristen man is sent plichtich zu sûchene drîes ime jâre, sint her zu sînen jâren komen is; ... vrîheit diu is aver drîer hande: scepenbâre die der bischoppe seint sûchen solen, plechhaften der dûmprôveste, lantsêten der erceprîstere Sachsenspiegel 19 Eckhardt; swer daz ehaft taidinck niht suochet, so geit er einen ohsen, der 60 D wert ist weist. 6, 117; und mussen auch alle lantsidel, die do siczen in dem obgenanten dorfe, solichen sibenden süchen von des closters wegen 6, 11; (er sei so krank,) daz he daz dinc noch kein dinc (gerichtsverhandlung) gesuchen muge (c. 1400) urkundenbuch von Freiberg 3, 30. den tag (eines tages) suchen, s. a. unter gesuchen und mhd. wb. 2, 2, 9ᵇ: der sinnebote muz ouch sweren also, daz der man, so suchtesich si, daz he daz dinc noch kein dinc gesuchen muge urkundenb. v. Freiberg 3, 30; (der klägerin wurde) ein früntlicher tag für min herrn custor zum grossen münster gesetzt, dahin sy ouch kam und den tag suochte (1451) bei Staub-Tobler 7, 214, ebda weitere belege; es wurden vil tag gesucht von fürsten und stetten städtechron. 4, 124; denselben tag wolt marggraff Albrecht nit suchen und schreib den tag wider ab städtechron. 2, 140; (den) landtag suͦchen (1514) bei Fischer schwäb. 5, 1946; öfter bezeugt auch in der verwendung mercatus concelebrare die gemeinen marckt suchen, auf die marckt oder mässen ziehen Frisius dict. (1556) 276ᵇ; daz die uwern unszn mercket nicht suchin wollint (14. jh.) bei Diefenbach-Wülcker 870; (wir) gebieten üch allen unsern getruwen undertanen ..., daz ir dieselben zwen jarmerkt suochent und üebent (1363) bei Staub-Tobler 7, 214, ebda weitere belege; das ouch ieglicher derselben jarmerkte und alle die lute, die dorzu und davon ziehen und die suchen, alle die gnade, freiheit, recht, fride, geleite, schirme, redliche gewonheit, ordnung und herkomen haben ... sollen (1417) stadtrecht von Neuenburg am Rhein 51 Merk; do ne wolden die coplude dar nicht wedder buwen, umme dat de markete dar weren vorboten to sokende van deme hertogen bei Lappenberg Bremer gesch.-quellen 61. wun und waid, waid und waszer suechen (das vieh) auf die (gemein-)weide treiben Schmeller-Fr. 2, 215; den blumen suchen vieh auf die weide treiben ebda; do man die almend suoch(t), zalt man 1 lb 8 β (1377) bei Staub-Tobler 7, 214; item süllent die, so unsers guotes pflegent ... unz ze disen pfingsten ünser almende suchen und von disshin also jerlichs (15. jh.) ebda; da sich schäfere ... mit denen ... heerden widerüm in die ... auen begeben, die gewöhnliche weide zu suchen S. v. Birken forts. d. Pegnitzschäferey (1645) 4. formelhafter: si hetten ettliche güetter ussert irem zwing und bann liggen, daruf sy weid suochten ..., getruwten, das sy als nachpuren den weidgang wie von alters har zuosammen suchen solten (1555) ebda 217.
c)
verbindungen, die bis in die gegenwart reichen:
da sucht ein jeder sein schlafbett
und sich darein verbergen thet
J. Spreng Ilias (1610) 1, 1ᵇ;
sahe ich mich gezwungen das bette zu suchen Schnabel Felsenburg 6, 21;
(mein nachbar) sucht stets mit tages anbruch erst die lagerstatt
Kretschmann s. w. 6, 364;
ihn übernahm der gram, er muszte das bett suchen Dahlmann gesch. v. Dänemark 1, 322; sein lager suchen Stifter s. w. 5, 1, 85; ich ging noch sehr lange ... herum und suchte erst, als schon alle laternen brannten, meine stube ders. 1, 61;
und er sucht sein dunkles haus
Mörike 1, 144 G.;
die welt, das weite, das freie suchen: ir solten wandern und die welt suchen und euch uben in ritterspiele V. Warbeck Magelone 4 Bolte; bleibe du hier, ich suche die weite welt Schiller 2, 389 G.; er wollte das freie suchen, fand sich aber gefangen Göthe 24, 158 W.; üblich: Silia für den ankommenden sich schämend, das weite suchte A. U. v. Braunschweig Octavia 2, 1195;
die mit worten tapfer sind
und kommts zur that, das weite schimpflich suchen
Schiller 12, 251 G.
älter luft suchen: wie der theter nit meer inhanden, sonder luft gesucht heige (1632) bei Staub-Tobler 7, 213; dann auch: derenhalben ich die flucht gesucht Schaidenreiszer Odyssea (1537) 56ᵇ; einsichten aber, ruhige überlegungen, sie verschmähen die mauern einer hauptstadt und suchen das freie land Herder 17, 26 S., doch nähern sich in diese letzten belege suchen als streben (s. u. 5) mit einem örtlichen ziel.
d)
eine unbestimmtere bewegungsvorstellung konnte sich öfter mit suchen verbinden, sie steckt z. b. auch in den mhd. formeln: den sant, die erde suochen (auch im Heliand 4852); die vüeze suochen stürzen, sich (bittend) niederwerfen, noch frühnhd.: ich such deine füss buch der liebe (1587) 87ᵇ, und begegnet auch bei sachlichem subject: den grund suchen absinken:
in dem gestreuss haubtguet, gewin,
das suecht den grund und swam ich zue dem reiffen (ufer)
Oswald v. Wolkenstein 64, 32 Schatz;
dises stuck hailt nicht so gählingen, suecht aber den grund Seuter roszartznei (1599) 268; vielleicht hierhin: dasz es ein flieszendes sälblin und nit dick werde, damit es desto besser einschlieffen und suechen könde 261. das herz suchen: das das wort 'keret euch zu mir' tief gehe und das hertze suche Luther 23, 507 W.; unter einflusz von nachsuchen: das es im in trüwen leid were und nach zum herzen suochte (1583) bei Staub-Tobler 7, 214; so macht du des enphunden han, daz minu liden vil naher suͦchent und tiefer gant ... denne ellu angenomnu liden Seuse 249 Bihlmeyer.
4)
'bedrohen, herausfordern, angreifen', eigentlich 'jemanden in feindlicher absicht aufsuchen'. der besondere nebensinn, der allein diese gruppe von der voraufgehenden trennt, ist häufig erst aus dem zusammenhang zu ersehen. die bedeutung begegnet auch im ags. und an.; vgl. die einschlägigen wb. und Schiller-Lübben 4, 285. in heutigen mundarten begegnet einen suchen jd. reizen; (es) suchen streit hervorrufen, worin die sonst ausgestorbene bedeutung noch nachklingen mag, s. Staub-Tobler 7, 213; Martin-Lienhart 2, 323; Follmann Lothr. 511.
a)
von öffentlicher fehde:
dem herzogen chom ze mære,
daz in die Romære
suochten mit so getanem her
kaiserchronik 6978 Edw. Schröder;
Liudgast und Liudgêr   die wellnt iuch suochen inz lant
Nibelungenlied 142, 4 L.; vgl. 164, 3;
ez ist bezzer daz wir die
vinde suchen dan uns sie
Ludwigs kreuzfahrt 7154 Naumann;
mit sturme suchten sie die statt
tegelich mit starkem her
ebda 1382;
dâ derhalben an den stat
sich leget ein alsô grôzez her,
weder ûf lant noch in dem mer
gesach ich rotte nie gevarn
mit alsus krefteclîchen scharn.
wellents uns hie suochen mit ir kraft,
helft mir, ich gib in rîterschaft
Parz. 663, 29;
wir geben in noch strîtes vil
und bringenz ûz ir freuden zil.
man und mâge sult ir manen,
und suocht die stat mit zwein vanen.
wir mugen an der lîten
wol ze orse zuo zin rîten:
die porten suochen wir ze fuoz
205, 4; 7;
ieclich man mûz mit helfe weren stete, burge unde lant ... wider herren unde mage unde manne, die sie gewaldeclichen suchen Sachsenspiegel 3, art. 78, § 5 Weiske-Hildebrand;
ob ez (das land) suoche ein vremdes her
daz manz iht vinde âne wer
Ulrich v. Eschenbach Alexander 2325 Toischer;
ind begerde gevolchnisse to done ... syne vyande to schedigen ind to soyken (1446) bei Schiller-Lübben 4, 285; (die Walliser haben) mit ir macht die vyend gesuocht und einen mannlichen angriff getan (1476) bei Staub-Tobler 7, 215; da wurdestu ja nicht faul sein, sondern deinen feind suchen und im kein fride lassen Luther 34, 2, 388 W.; die strafe ward aufgezogen, bis da das stündlin kam, an wilchem die Römer das garaus mit ihnen spieleten und sie auf einmal daheim sucheten Luther 52, 427 W.; wan die weil man teg sucht, die zeit mocht ieder teil den andern suchen und beschedigen städtechron. 2, 131; dannethin er sich anhub ze rüsten und des fürnemens was den küng ze suchen J. v. Watt schr. 1, 351 Götz.; den feind im läger oder in der schanz suchen inferre praelium in castra Maaler nach Staub-Tobler 7, 215; wolt aber der bezzerunge mit gewalt iemen wider sin und wolte die stet daruber suchen Augsburg. stadtbuch 123 M.; auch hat könig Florenz den könig ausz Franckreich oft daheim gesucht, desgleichen der könig aus Frankreich den könig Florentzen widerumb buch der liebe (1587) 31, vgl. heimsuchen u. die belege unten; er (der könig) wolte ... lieber ... den feind auszerhalb landes suchen als daheim und zu hause seiner warten Chemnitz schwedischer krieg (1648) 21; mit dem swert suchen:
da di heristin in der werilte
suohtin sich mit suertin
Annolied 454 Rödiger;
die teutschen herren ... haben disz land mit dem schwerdt gesuͦcht S. Frank weltb. (1534) 55ᵇ; vom angriff im gerichtlichen zweikampf: so sal der vorderer ienen suchen mit drin howen, alse recht ist; zwene howe sal he howen uber sime schilde, umme sin houbt in der luft; mit deme dritten slage sal he zu ieme kumen also nahe, daz he treffe sinen schilt oder sin swert oder den man selbe. wenne daz also geschit, so hat he in rechte gesuchet. suchet he in also nicht so verbuzit he sechzig schillinge unde muz in anderweide suchen also lange, biz daz di sigewarten bekennen, daz he in rechte gesuchet habe (dann beginnt der kampf) H. Ermisch das Freiberger stadtrecht 165. im nd. ging die verselbständigung am weitesten und gestattete auch präpositionale ergänzungen:
wolde wer sochen in dit lant,
dem wolde ich brengen wedergelt
Berthold v. Holle Crane 4801;
ich gaf im sô die wederkêre
daz her des sint nî môt gewan
noch nî sôchen ûf mich began
ebda 1925; weitere belege, s. ebda anm. zu 1862;
weret, dat iemant ... uns angrepe, beschedigede edder uppe unser welken sokende worde Göttinger urk. 2, 247 bei Schiller-Lübben 4, 285; de krich warde lengh wen en half iar, dat de heren uppe de stede unde de stede wedder uppe de heren vientliken sochten Schiller- Lübben 4, 285; do de meren quemen dat de vyende to em (könig Harold) sochten ebda; he wolde soken over de Elve in dat Luneborgher lant uppe sine viande Lübecker chr. 2, 169 Grautoff; und beschermden dat overelvesche land, dat de hertoch nicht mer wenn eins darin sochte städtechron. 7, 296.
b)
in der rechtssprache begegnet suchen häufiger in bestimmungen zum schutz des einzelnen und seines besitzes vor bedrohung, herausforderung und angriff: und ist das ain haimsuechi, der den andern vrävellichen über die swelle alde in das hus jaget alde suochet alde der an sine türe vrävellichen bozt, wirfet und stozet quelle von 1291 bei Staub-Tobler 7, 228; swer den andern in sime huse freventlich suchet (1293) Schöpflin Alsatia diplomatica 2, 96; suchet ein man den herren oder der herre den man unverclaget vor sinen mannen nah rechte, her tut wider sinen truwen Sachsensp. 3, art. 78, 8 Weiske-Hildebrandt; welicher den andern an sinen werken ... mit gewapneter hand verdachtlich suochet (1457) quelle bei Staub-Tobler 7, 215; were ouch, das ein ussburger einen indern ... als vil anreizte und suochte daz er von siner eren wegen nit möcht entberen, er müeste sich weren (15. jh.) ebda; welcher den andern zu hus oder zu hof oder an seinem werk suochte frefentlich, der verfalt dem land umb 5 pfd pfennig ebda; item wer den andern suchet in sinem huse ader hoffreide, beschirmet der sich ader sin gut, der brichet des friden nit Wormser recht 43 Kohler; unde wirt er da heime gesuochet, man sol im büezen, wan er wirt darinne ist Deutschenspiegel 191, 5 Eckhardt-Hübner; dasz ainer den andern nicht soll nachgehen, nicht allein demselben an dem leben zusuechen sondern auch mit andern waffen in geringsten ... alsz da sein armbrust, stahlgeschüz ... auf das dorf oder der herrschaft grunt anzutasten, zu suechen, vill weniger zu schlahen. ob aber ainer ainen suechte oder nachgienge ... (1614) österr. weist. 8, 645; weitere belege bei Staub-Tobler 7, 214.
c)
auszerhalb dieser beiden anwendungsbereiche kann suchen auch eigene bedeutungen entwickeln: so gar hässig hat er (dr. Eck) uns gesucht (durch schmähungen) Luther br. 1, 317 de Wette;
wer syn vatter, muoter ladt
und sie enteret hie uf erden
oder sunst sie suͦcht mit gferden
die dich so sur ermanet handt
Th. Murner mühle 438 Bebermeyer;
selbständiger hervor tritt die bedeutung 'bedrücken, heimsuchen, strafen':
nicht suche,
herre, an mir den unvlat,
damitte dich dicke hat
irzurnet mine torheit
Daniel 2376;
'bin ich allein ein sünder und ist menlich gereht, daz du din ruͦten an mir armen also uͤbest ...?' er sprach: 'nein, es ist noh nit gnuͦg. du must ze grunde in allen dingen gesuͦchet werden, sol dir recht beschehen' Seuse deutsche schr. 56 Bihlmeyer; se hebben unse armen lude woldichliken ghesocht und ghesocht laten (1396) braunschweig.-lüneb. urkundenb. 8, 150 Ludendorff; dise zwe länder werden hort gesucht, also dasz ein groszer raub an vieh und rossen quellen zur gesch. d. st. Kronstadt 5, 422. gewöhnlich tritt das adv. heim, daheim hinzu, s. das so entstandene heimsuchen:
got suohte si heime   mit herige vil chleine(me)
Diemer genesis 137, 16;
er sucht daheim die missethat der väter uber die kinder J. Jonas bei Luther 52, 427 Erl.; das got, nit allein mit gegenwertiger jetziger widerwertigkeit, sonder auch mit andern leiblichen warnungen in daheim gesuͦchet hat Sleidanus reden 54 lit. ver.; ungewöhnlich:
krieg ist die allerschärfste zucht,
womit uns got zu hause sucht
Fr. v. Logau 136 Eitner;
jemandem genau suchen: ob doch yemant sei, dem der schmerz so gnaw suoche als mir nach Staub-Tobler 7, 213, s. auch genau suchen oben 2 c; an dieses wieder anschlieszend: so bin ich die ewig wiszheit und weisz bas, was din allerbestes ist, so magst du es enpfunden han, das mein liden vil nahe suͦchet der ewigen wiszheit betbüchlin (1518) 31ᵃ. dann gesteigert: wer einmal derogleichen (die verächtliche behandlung) ungeahndet liesse, reitzete noch geringere ihm es noch näher zu suchen Lohenstein Arminius 2 (1689) 642ᵇ.
5)
suchen etwas zu erreichen, zu gewinnen trachten. ziel ist nicht mehr ein örtliches auffinden oder ein aufsuchen, wie im voraufgehenden, sondern die erfüllung eines wunsches, die verwirklichung einer absicht, eines planes. neben nominalem und pronominalem object erscheint seit frühneuhd. zeit der infinitiv, seltener ein abhängiger satz, s. g.
a)
seit frühester zeit reichlich bezeugt. die bedeutung schwankt zwischen streben, begehren, wünschen und bewusztem beabsichtigen und planen: expetunt sochent ahd. gl. 2, 146, 9; thee dea uuizzacheit suochant (qui divinationes expetunt) 2, 99, 52; quid quisistis unaz sohtut, quesivimus (quod nobis necesse fuit) sohtum (daz uns durft uuas) 3, 12, 40; expetiverunt kasuoctun, kasohtum, gisuohton 2, 101, 15 (in: qui semel in clero deputati sunt aut monachorum vitam expetiverunt); repetit suohchit ahd. gl. 2, 228, 25 (in: humana mens ... ad superiora colligitur, quia illud repetit unde descendit); haec enim omnia gentes inquirunt thisu allu suohhent thiota Tatian 38, 6; alle dise ding suchent die leut erste deutsche bibel 1, 25, doch Luther: nach solchem allem trachten die heiden;
er spráh zi then, es rúahtun,   thie sinan douf suahtun
Otfrid I 23, 35;
scono si iz (das gewand) gifuagta   so druhtin selbo suahta
IV 29, 30;
ich suohta daz noch ze leibo uuas, suohta follunga minero tago ze diu daz ih Abrahe gelicho irsterben muosi Notker 2, 610, 24 P.; also daz der mensch enhein dinch minne noch wollust sücke noch haige st. Georgener prediger 210, 27 (var.) Riederer; ein ding waz im do ein pinliches liden, daz er nieman hate, ... der dasselb suͦchti in derselben wise, als im geruͦfet waz Seuse deutsche schr. 10 Bihlmeyer; der mensch sol von natur lieber suœchen sein selbs geistliche volkommenhait Berthold v. Chiemsee tewtsche theologei 13 R.; alles, das ich mit so grosser arbeit, in meinem harten und schwären wanderen ... gesucht und erworben hab Hutten opera 1, 411 Böcking; er hatts aber williglich than, nichts ihm selb drinnen gefurcht noch gesucht (nullo vel adactus metu vel spe illectus) Luther 10, 1, 1, 365 W.; Carlstad (hat) einen wunderlichen kopf, der imer was sonderlichs sucht 18, 179; nu hab ich mit alle meinem schreiben nicht mehr gesucht, auch noch nichts suche, an bapst und allen meinen feinden, denn solch bekenntnis, das ir ding erkennet würde ungegründ in der schrift ders. 1 (Jena 1555) 443ᵃ; den hoichwisen dusser werlt, de gesmuckede rede söken Rotmann restitution 4 ndr.; wan das volk sucht allein gelt Pauli schimpf u. ernst 21 lit. ver.;
aber ain weiser höher sucht
acht nicht der schal, sonder der frucht
Fischart bibl. hist. 276 Kurz;
was sucht anders Martinus Luther wann ain lutere raine dargebung ewangelischer lere Eberlin v. Günzburg 1, 4 ndr.; unter disem allem stehet das hertz auf das kirchengut, das sie suͦchen und zu sich sapplen J. Andree erinnerung (1567) 92;
was wir suchen, gwind ein krebsgang
J. Ayrer 1590 Keller;
ein jegliche kunst, die da mehr suchet, die ist falsch Paracelsus opera (1616) 2, 72 H.; wer vergengliches suchet ... jedermanns jammerklage (1621) a 1ᵃ; die kunst wäre mir ohne mein suchen und nachtrachten zugestanden Grimmelshausen 4, 688 Keller;
der menschen uppigkeit sucht purpur, gold und seiden
J. Rachel sat. ged. 58 ndr.;
wer ein bösen tag hat gehabt, der musz ein gute nacht suchen Lehman flor. pol. (1662) 2, 938; obgleich ... solcher hauptzweck nicht genugsam beobachtet noch gesucht wird Leibniz deutsche schr. 1, 422; bei ihm auch ein ganz vereinzelter absoluter gebrauch: Frankreich wird allein einer suchenden monarchie verdacht 1, 202 (d. i. ausdehnung seiner macht); denn nicht das haben, sondern das suchen des reichthums verboten ist P. F. Sperling Nicodemus quaerens 2 (1719) 69; folglich ist es etwas gutes an sich selbst, das man bei gelegenheit zu suchen hätte J. E. Schlegel w. 3, 446; bald suchten sie die verurtheilung oder lossprechung einer angeklagten person Lessing 8, 29 L.-M.; wir, die wir seine (gottes) diener sind, suchen nicht euer haab und gut, sondern das heil eurer seelen M. I. Schmidt gesch. d. Deutschen 1 (1778) 580;
ich bitt euch alle, sagt, was die verdienen,
die meinen tod mit teufels ränken suchen
Shakespeare 9, 114;
ältere verhältnisse sind zerstoben und neue mag man nicht mehr im getümmel suchen Göthe IV 28, 63 W.; edle junge gemüther, die mehr als eine blosze sinnliche liebe suchen Lenz vertheidigung des herrn Wieland 30 lit.-denkm.; wer aber ohne sein suchen in diese bekanntschaft (mit der geisterwelt) kommt, der bete Jung-Stilling s. schr. 6, 456; (der glaube) rettet noch den vom verderben, der, von begierden verführt, von dem stätigen suchen nach dem höchsten abirrt W. v. Humboldt ges. schr. 5, 226; es fehlt unsrer zeit ..., so sehr sie die natur sucht, eben der sinn für natur Tieck schr. 4, 58; die bursen (an den universitäten) lösten sich auf, die grade wurden nicht mehr gesucht Ranke s. w. 1, 182; (Östreich) hat die preuszische allianz statt der Würzburger gesucht Bismarck ged. u. erinn. 2, 19; gegensätze ... schienen mehr gesucht als vermieden zu sein Fontane ges. w. I 5, 19. bei sachlichem subject erhält suchen sinnlichere bedeutungsfärbung:
hier siehst du, wie die fluth stets neue grenzen sucht
J. J. Schwabe belust. 1, 130;
die wassermasse des stroms sucht nach ausgleichung des niveaus durch die stromscheidung Ritter erdk. 1, 85. die weite der anwendungsmöglichkeit von suchen als 'streben' zeigt eine gegenüberstellung der grenzfälle. dabei zeigen sich ansätze zu eigenen bedeutungsentwicklungen: etwas bestimmtes erwerben wollen: si habes novam tunicam da veterem alteri, das du es nicht als genaug zu dir suchst Luther 25, 445 W., oder gar: dat se (in der ehe) kinder soken und anders nicht Rotmann restitution 4 ndr.; als 'bewuszt planen, beabsichtigen': zu erkunden ..., ob auch etwas wider e. cfl. g. ader derselben bruder des Luthers ader anders halben gesucht wurde H. v. d. Planitz berichte 453; was suchst du damit, dasz du dem Theophan dieses sagst Lessing 2, 69 L.-M.; als 'wünschen, begehren': appetunt lustont ahd. gl. 2, 330, 66; dan sulch anbeter suchet der vater Luther 2, 81 W.; vereinzelt auch dann, wenn das wollen in die tat umgesetzt wird: welicher pfaltzgraf ... das, was ihm die recht genommen, mit gewalt suechen wollen v. Brandis ehrenkränzel (1678) 183; ob er (der durchzug durch ein fremdes land) auf den versagungsfall könte und solte mit rechtmäsziger gewalt gesucht werden v. Fleming vollk. soldat (1726) 84; die märsche und durchzüge durch eines andern potentaten land werden, so viel nur immer möglich, zurückegehalten und nicht eher gesucht, als bisz es die unumgängliche noth erfordert 211. selbständige bedeutung erlangte nur suchen als 'bitten, fordern', s. u. 6.
b)
feste verbindungen mit inconcreten. auf sie ist suchen als 'streben' im gegenwärtigen sprachgebrauch fast ganz eingeengt: ruhe suchen Monseer fragmente 7, 12 Hench; friden kleine ahd. sprachdenkm. 193, 22 Steinmeyer; trost Otfrid I 16, 6; für das mhd. vgl. gnade, helfe, hulde, rat suchen (an einen) mhd. wb. 2, 2, 9ᵃ; kurtzwyl bei Steinhausen privatbr. 1, 69; aplas zu sandt Benedicten Marienburger treszlerb. 242 Joachim; recht (1462) bei Fischer schwäb. 5, 1946, s. u. 7 c; gelücke Arigo decamerone 340; narung 130; nucz Diefenbach s. v. procurare; ere adder wirdikeit Alsfelder passionsspiel 54 Grein; gesellschaft zu jemandem Fortunatus 143 ndr.; lob bi den menschen Zwingli deutsche schr. 1, 274; den gemainen nuz Knebel chron. v. Kaisheim 153 lit. ver.; das wolgefallen der hailigen J. Strausz christenl. unterricht (1523) a 3ᵃ; zahlreiche der heute noch üblichen verbindungen bei Luther: trost 26, 217 W.; zuflucht bei jem. 18, 261; hülf und radt 18, 236 W.; freundschaft mit jem. 20, 415 W.; das seine 19, 358 W. (vgl. friaþwa ... ni sokeiþ sein ain 1. Kor. 13, 5; suachit thas sinaz Otfrid III 16, 19); fürwicz 29, 5 W.; genies 34, 2, 318 W.; mutwillen an etwas 18, 320 W.; jemandes verderben B. Ringwald hdb. a 11ᵃ; hülf Alberus dict. 92ᵃ; gunst oder rhum 7ᵇ; ruhm oder grossen nahmen G. v. Berlichingen lebensbeschr. 4; ursach (gelegenheit) S. Franck chron. Germ. (1538) 22ᵇ; brot (not sucht brot) sprichw. (1541) 2, 45ᵇ; dienst Barth. Krüger Hans Clawert 27 ndr.; fröud Frisius 1098ᵇ; krieg und streit buch der liebe (1587) 120ᵇ; gelegenheit (d. i. händel) Fronsperger kriegsb. 1 (1578) 111ᵃ; gewinn Nigrinus v. zäub. (1592) 122; heil mit fersengelt Stumpf Schweizerchron. 163ᵃ; rache (1626) Staub-Tobler 7, 213; des vaterlandes wolfahrt Neumark palmb. (1668) 178; jemandes kundschaft Bucholtz Herkuliskus (1665) 23; freundschaft bei jem. Ziegler asiatische Banise (1689) 280; vergebung Kramer dict. 2 (1702) 1032ᶜ; der compagnie bestes v. Fleming vollk. soldat (1726) 152; sein brod U. Bräcker s. schr. 1, 221; zeitvertreib Zimmermann einsamkeit 1, 6; streit an jemanden J. J. Bodmer crit. poet. schr. 1, 41; händel an jemanden Göthe IV 12, 335 W.; gerechtigkeit Schiller 5, 344 G.; das ziel 13, 313; jemandes nähere bekanntschaft und rath Göthe 23, 68 W.; zerstreuung Bettine d. Günderode 1, 6; händel mit jem. Bismarck ged. u. erinn. 2, 102 volksausg.; fühlung bei jem. 2, 241; deckung 1, 97; seinen unterhalt O. Jahn Mozart 4, 275. in erweiterter bedeutung: frieden suchen den frieden herstellen Staub-Tobler 1, 1307 (quelle von 1501). aus der sprache der bibel stammt altes die seele suchen, schon im Tatian 11, 1: qui querebant animam meam die mina sela suchton Notker 2, 138 Piper; die predig ... warnet uns vor drien vinden die unser sel suchen Tauler 12, 20 Vetter; wann sy seint dot, die do suchent (querebant) die sele des kindes erste deutsche bibel 1, 11; vgl. ags. sāwle sēcan Bosworth-Toller 854; anderen ausgang hat dagegen mundartliches d'seel suchen im sinne von 'jemanden umbringen' (scherzhaft): mit eineme sone scharfen messer könnte mer einem schon d'seel suchen Martin-Lienhart 2, 323.
c)
eine präpositionale verbindung tritt näher bestimmend hinzu: in (bei, an, unter) einer betätigung etwas suchen:
wer setzt sin lust uff zyttlich guͦt
und darinn suͦcht sin freyd vnd muͦt
S. Brant narrenschiff 6 Z.;
nicht uber menschen, sonder uber sew und hunde sollten soliche leute regiren, die nicht mehr denn ihren nutz oder ehre im regiment suchen Luther 15, 36 W.; daneben: das einer sein lust und freude daran suche, das es nur den leuten übel gehe 34, 2, 394; in dieser reformacion niemmandt sich selbs suchen ... soll (1538) Diefenbach-Wülcker 870; (er hat) seinen vorteil zur flucht gesucht Stumpf Schweizerchron. 343ᵇ; daz ain solh hochfertig mensch ... darin sein aigene ere und hochfart suoecht Berthold v. Chiemsee theologey 70 Reithm.; zeitvertreib in leibesübungen gesuchet Chr. Weise polit. redner (1677) 35; der feind würde ... seinen vortheil darunter suchen v. Fleming vollk. soldat (1726) 263; im duelliren seine revenge suchen Chr. Weise erznarren 21 ndr.; die in der rauhigkeit des ausdrucks eine schönheit suchen Gottsched crit. dichtkunst 7; sein glück in dem wohle der andern suchen Göthe 17, 179 W.; der mensch sucht in der betäubung seinen trost E. M. Arndt schr. für u. an s. l. Deutschen 1, 438; darin sucht Luther seinen vornehmsten ruhm, dasz ... Ranke s. w. 2, 313; (die) glück im wechselvolles leben suchten Ebner-Eschenbach ges. schr. 4, 10; wie 'gesucht': hier ist eine blume, dort eine schleife ... angebracht, und zuweilen suchet sie hierinnen eine kleine unregelmäszigkeit J. E. Schlegel w. 5, 193.
d)
suchen in religiöser sprache. auch hier überwiegen feste verbindungen: gottes helfa suochen Notker 2, 50, 9 P.; genada sina Otfrid II 12, 75; das er sin ruͦw allein in dir suͦcht der ewigen wiszheit betbüchlin (1518) 4ᵃ; sehend wir nit jetz in menschlichen erfindungen mer trosts dann bi got gesuͦcht Zwingli freiheit der speisen 17 ndr.; in got die vergebung der sunden zu suchen J. Strausz beichtpüchlin (1523) a 2ᵇ; bei im gedeien des bergwerks suchen Mathesius Sarepta 1571, vorr. 2ᵇ. — das reich gottes suchen: az erist suahhat rihhi cotes ..., reht sinaz (quaerite regnum dei) kl. ahd. denkmäler 201, 36 Steinmeyer. gott suchen: suahhanti cotan requirens deum ebda 212, 31; got ... allein such und lieb hab Keisersberg bilgersch. (1512) b 2ᵃ; ich kam nie leer zurück, wenn ich unter druck und noth gott gesucht hatte Göthe 22, 305 W.; ein so wahres bedürfnis der gott suchenden seele Ranke s. w. 1, 198. gern in der mystik: dis inwendig suchen von grunde Tauler 164, 4 Vetter; ein innerlich suchen 164, 9; ein verborgen suchen 350, 21; weitere belege im register; der (himmlische bräutigam) nun mehr gahr nahe ist allen denen, die ihn mit ernst aus hertzlicher liebe suchen A. v. Franckenberg klageschreiben (1658) 439.
e)
tritt zu suchen im sinne von 'zu gewinnen, zu erwerben trachten' eine concretere ortsangabe, so rücken die belege in die nähe der sinnlichen ausgangsbedeutung (s. 1): alte leut müssen ire sterke suͦchen in der kanten, in weichen betten und hinder dem ofen Tappius adag. (1545) B bᵇ; in einem baumgarten, in wölchem er die hertzogin oft kurtzweil suͦchen wuszt J. Wickram 1, 11 Bolte; unter allen elementen ist die erd dem menschen am anmütigsten, dieweil er ... entlich sein ruhe darin suchet Sebiz feldbau (1579) 24; damit die leut ir kraft in der schüssel und schalen suchten J. Mathesius Sarepta (1571) 10ᵃ; und er sein brod musst in der erden suchen 7ᵇ; der mensch suchet auch sein heilung in kräutern Paracelsus op. (1616) 2, 326 Huser; mein bessere fortun in der welt zu suchen Grimmelshausen 2, 331 Keller;
der knappe karges brot in klüften sucht
Göthe 2, 141 W.;
(gezwungen,) ihr heil in Obernubien zu suchen Ritter erdk. 1, 584.
f)
reflexives sich suchen 'zu einander hinstreben' zeigt gleichfalls sinnlichen bedeutungsgehalt, es verbindet sich damit leicht eine mehr oder minder fühlbare bewegungsvorstellung: die groben selen suchen sich so wie die feinen Hermes Sophiens reise 1 (1770) 202; sie entzweien und suchen sich wieder Göthe II 6, 10 W.;
die laulichten lüfte ...
sich fliehend und suchend
Göthe 2, 41;
lasset ewige harmonien
bald sich suchen, bald sich fliehen
und zuletzt vermählen
4, 291;
seit alter zeit beruhte die römische oekonomie auf den beiden ewig sich suchenden und ewig hadernden factoren, der bäuerlichen und der geldwirtschaft Mommsen röm. gesch. 2, 75. verbunden mit finden: gleich sucht sich, gleich findt sich S. Franck sprichw. (1541) 2, 60ᵇ; Ewald und Lina traten in eine neue welt, in der sie nur sich suchten, nur sich fanden Pfeffel pros. vers. 5, 185; mit selbständiger bedeutung: sihe, wie sucht sichs, helffe, was da helffen kan, eine lüge mus allemal sieben ander luͦgen haben Luther 18, 209 W., vergleichbar: de hebbt sich söcht sie passen gut zusammen Mensing schlesw.-holst. wb. 4, 707.
g)
mit abhängigem infinitiv oder abhängigem satz. der infinitiv ist heute allgemein üblich, doch erst in frühnhd. zeit als sprachläufig zu erweisen. ahd. gibt es noch keinen beweisenden beleg. die häufigen bezeugungen im Tatian (9, 2; 54, 2; 79, 12; 88, 6; 101, 2; 104, 1; 104, 9 usw.) gehen auf übertragung des lat. quaerere mit nachfolgendem infinitiv zurück, gleiches gilt von anderen ahd. belegen: ahd. gl. 2, 657, 54 (ni souchi ne quere doceri); Monseer fragmente 14, 6; 15, 1; auch mhd. kaum bezeugt:
daz er si nu verschalden
ir rehtes nit ensuhte
Elisabeth 5883;
auch die ersten frühnhd. belege sind von der fremdsprachlichen vorlage beeinfluszt: wann es ist kunftig, das Herodes suͦcht das kint es ze verliesen (quaerat puerum ad perdendum eum) erste deutsche bibel 1, 11; aber ich wil geburlicher disz sachen fürkomen und suͦchen mich selbs mit gifte ze ertöten N. v. Wyle translationen 30, 23; vgl. 31, 2; (ihr frauen) mit grossem fleisze und künsten suchet (die schönheit) ze mern (cercate d'accrescere) Arigo Decamerone 105; dieselbig kilch ... sucht nit zitlich eer, grosz land und lut under sich ze drucken Zwingli deutsche schriften 1, 140; hat e. c. g. nit gehört, das begert und gesuͦcht würt, mich gefangen gen Rom ze schicken U. v. Hutten 1, 384 B.; doch suoech ich nit ze gefallen oder ze schmaicken den lewten Berthold v. Chiemsee teutsche theologei 6 R.;
(der Türke) dein untherton mit mörden, rauben
tyrannisch zu verderben sucht
H. Sachs 1, 219 lit. ver.; vgl. 1, 227;
diese krankheit ... sucht sich widerumb in mir zu erneuwern Amadis 1, 104 lit. ver.; da er doch vornehmlich sucht, ein herr über ihrer mutter ducaten zu werden Grimmelshausen 2, 340 Keller; das volck suchen an sich zu bringen Kramer dict. 2 (1702) 1207ᵃ; wir haben durch die untersuchung unserer eigenen kräften und unserer schwäche uns den weg zu der kenntnis anderer gesucht zu brechen chron. der gesellsch. der mahler 17 Vetter; eine nichtswürdige verstoszene, die durch kleine kunstgriffe die schande von sich abzuwehren sucht Lessing 2, 325 L.-M.; (er) suchte sich die abwesenheit meines gemahls zu nutze zu machen Gellert w. 4, 209; ich wills künftig suchen allein tragen zu lernen Göthe IV 3, 71 W.; institutionen, die sich zu beseitigen und auszuschlieszen suchen Ranke s. w. 1, 4; man hat gesucht, eine präcisere fassung ... zu finden Moltke ges. schr. 7, 103; scharen von bettelkindern ... suchten durch die fenster einen blick zu gewinnen Storm w. 1, 15; suche immer zu nützen, suche nie dich unentberlich zu machen Ebner-Eschenbach 1, 34. mit abhängigem satz:
suahton fon then liutin   thaz sie in nigin
Otfrid IV 6, 40;
ist alles sein suchen, das er der T. gunst ... müge hindern Neithart Terenz 83 Fischer; der mit gott nit einsz ist, der hebt an, sucht und sorget, wie er doch wolle gnugthun Luther 6, 207 W.; suchten sie, wie si sich mochten verbergen Schaidenreiszer Odyssea (1537) 24ᵇ; (sie) suchen, wie sie uns hinrichten Moscherosch insomnis cura 26 ndr.; suchen sie, dasz jedesmal, so oft es gesungen wird, von irgend einem wohlgelaunten manne, eine neue strophe eingeschaltet ... wird Göthe IV 21, 205 W.;
und jede dieser bösen feen
sucht, wie sie mich umspinne
Cl. Brentano ges. schr. 2, 416.
6)
bitten, ersuchen, verlangen, fordern. auch hier handelt es sich um ein bemühen, etwas zu erreichen, nur wird die absicht einem anderen (höhergestellten) gegenüber mündlich (schriftlich) geäuszert.
a)
bitten, erbitten, ersuchen (von [an] jemanden etwas suchen; jemanden um etwas suchen; etwas suchen): et ideo si qua requirenda sunt a priore pidiu ibu huuelihhiu ze suahhanne sint fona heririn kl. ahd. denkm. 209, 9 Steinmeyer;
do si des kunigs ernst gefrieschen,
sie suochten unde ieschen,
ob in der kunic wold erlæben
anscheinend formelhaft:
ouch will ich iu vil gern
darumbe dienen, swa irz suocht
2267; ebenso 4360;
der das almusen offenlich suchet (1480); ebenso solte (er) den vater ... nicht mit klugen geschliffen worten gelockt und gesucht haben umb ein jawort Luther 8 (Jena 1568) 379ᵇ; sondern still geschwiegen, damit er ... mercke, was wir hiemit suchen und begern J. Mathesius Sarepta (1575) 45ᵃ; des Moysis suchen und begehren J. Ayrer processus juris (1600) 270; obwol ... ümb einen stillstand der waffen gesuchet ward Micraelius altes Pommerland (1640) 5, 243; dasz sein könig ... auf ihr (der stadt) flehentliches suchen und bitten darzu bewogen ... worden v. Chemnitz schwed. krieg 1, 14; der kaiser bedankte sich, dasz er auf sein suchen nach Rom gekommen A. U. v. Braunschweig Octavia 1, 10; der heilige Servulus (hat) zu Rom ... unter einem schupfen ... gelegen und von den vorbeigehenden ein almosen gesucht Abraham a s. Clara 1 (1649) 703; demnach aber dasselbe (gedicht) ... zu unterschiedenen malen bei mir gesucht und begehrt Neumark palmb. (1668) 330; auf höfliches suchen und erbitten Immermann 1, 186 Boxb.; suchen betteln Martin-Lienhart 2, 323; oft als 'werben':
sie möcht ...
dem konig sein suchen erwehrn
J. Ayrer 1963 Keller;
wenn er in seinem suchen glücklich ist Lessing 2, 31 L.-M. die seit frühmittelhochdeutscher zeit übliche verbindung etwas an jemanden suchen bleibt bis in die klassische zeit hinein gebräuchlich, vgl. die belege im mhd. wb. 2, 2, 9, bei Staub-Tobler schweiz. 7, 217:
swie man es doch von êrst began
an der Beier herren suochen
Ottokar v. Steiermark reimchron. 2145;
denn ich solchs an e. f. g. nicht lehrens- oder meisternsweise suche Luther br. 3, 546 de Wette; als nun der könig an die fürstin gnade hat gesuchet buch der liebe (1587) 269; was vor ein wiederwertiges begehren suchet ihr an mir Creizenach schausp. engl. comödianten 86; derowegen (ist) an mich von christlichen gottseeligen und lehrbegierigen personen ... gesucht worden, (die) predigten ... zu publicieren Dannhawer catechismusmilch (1657) 1, x 3ᵇ; wenn es ein handwerckspursch, ein studentenlaquei oder bauerskerl an mir gesucht hätte, ich wäre der zeit es nimmermehr eingegangen jungfer Robinson 88;
ich musz dir nur gestehen, das ich im
begriffe war —
(Nathan:) doch nicht, das nehmliche
an mich zu suchen
Lessing 3, 96 L.-M.;
und dasz, wer was an ihn zu suchen habe, es diesen abend noch thun könne Göthe 36, 25 W.; den herzog brauche ich nicht zu erwarten, weil ich nichts an ihn zu suchen habe Schiller 1, 160 G. vor allem gehört suchen in diesem sinne dem brief- und cancleistil an: ifg. ... würden solches bei der röm. kais. maj. zu suchen nicht unterlassen Schweinichen denkw. 161 Ö.; die lehen unterthenigst zu suchen und die lehenspflicht wirklichen in eigner persohn zu thun (1572) nach Diefenbach-Wülcker 870; ihre kayserl. mayestet werde sie, dasz sie deroselben wie sie sonsten gerne wolten, in diesem ihren suchen (um Türkenhilfe) dieszmahl nicht entgegengehen können, allergnädigst vor entschuldigt halten Hipp. a Lapide dissertatio 246; so suecht und begehret auch der von Minckwitz noch täglich eine vorbesserung seines deputats acta publica (1618) 1, 36; ich will dise lehen wiedereinst unterthenigst gemuthet und gesuchet haben (1641) nach Diefenbach-Wülcker 870; (die obrigkeit), welche die abstellung und bestrafung bei dem commandirenden officier zu suchen v. Fleming vollk. soldat (1726) 255; den obersten Illo hatte er ... überredet, in Wien den grafentitel zu suchen und ihm dabei seine kräftigste fürsprache zugesagt Schiller 8, 334 G.; so glauben wir keine fehlbitte zu thun, wann wir ... um beilegung des gesuchten characters unterthänigst ansuchen Göthe IV 30, 58 W. gern als subst. infinitiv, heutigem gesuch entsprechend, vgl. 'da dann in kanzleien auch das suchen für gesuch gebraucht wird' Adelung 4 (1780) 874: on weither appellation und suchens peinl. gerichtsordn. Karls V. 13 K.; und dicz mein suechen nicht in ungnaden gegen mir vormerkhen (1567) bei Diefenbach-Wülcker 870; das übrige ihr suchen betreffend Chemnitz schwed. krieg (1648) 1, 219; so gelanget an ... herrn als des verstorbenen getreuen freunde unser inniges suchen, er wolle den abend bevor sich hieher verfügen Harsdörffer teutscher secretarius 2, 28; wendete deshalben sein suchen in einem andern schreiben mit aller höflichkeit von mir ab A. U. v. Braunschweig Octavia (1677) 2, 440; dasz i. hochfl. durchl. so gnädig erscheinen und auf mein unterthänigstes demütigstes suchen das gegenwärtige hochzeitfest ... bestrahlen wollen Chr. Weise polit. redner (1677) 755; deszwegen wollen mir monsieur vergeben, dasz ich für diszmal ihrem gefälligen suchen musz entgegen sein Menantes art zu schreiben (1718) 119; versehe mich geneigter willfahrung in ansehen mein suchen denen rechten gemäsz Chr. Thomasius ged. u. erinn. (1720) 2, 142.
b)
'eine forderung stellen', besonders ausgebildet in der rechtssprache (s. 7 a), jedoch deuten auf einen frühen allgemeinen gebrauch as. soken (te us) abfordern, s. Sehrt wb. zum Heliand und die zahlreichen ahd. glossierungen: ad requirendum zi sohhene ahd. gl. 1, 235, 36; expetierit suachit 1, 278, 31 (subiacebit damno quantum maritus mulieris expetierit et orbitri indicaverint); exigatis suachet 1, 473, 14 (usurasne singuli a fratribus vestris exigitis); exactor, qui res exigit suachit 1, 509, 2; exigant gisuohhant 2, 266, 30 (ut districte tunc a nobis exigant hoc quod nos modo invisibilis conditor aequanimiter partat); exigitur gisuohit 2, 281, 26 (pecunia ... a vobis cum usura exigitur); exigere gisuochan 2, 295, 19 (a memetipso exigere volo); tumbo, in therra naht thina sela suochent fon thir stulte, hac nocte animam tuam repetunt a te Tatian 105, 3; und such es (das geliehene) von dem elenden und von dem frembden (a peregrino et advena exiges) erste deutsche bibel 4, 182; 3, 149, 16; wer meine wort nicht hören wird, ... von dem will ichs suchen Luther 24, 11 W.; dan gottis ere das erst, letzt, hochst ist, das wir im geben kunnen und er auch nichts meher sucht und fordert 2, 94. als sachlich fordern, notwendig machen:
eigun sie iz bithenkit   thaz sillaba in ni wenkit,
sies alles wio ni ruachent   ni so thie fuazi suachent
(wie die versfüsze es erfordern)
Otfrid I 1, 24;
thes selben pades suazi   suachit reine fuazi
I 18, 35;
si autem necessitas loci aut paupertas exigerit armida suachit Benedictinerregel § 48, s. Steinmeyer kl. ahd. denkm. 254, 22; den dise artznei süchet (querit) vor allen dingen ein leren buch Murner, s. U. v. Hutten opera 5, 421 Böcking.
7)
suchen in der rechtssprache, vgl. auch oben 4 b.
a)
beanspruchen, fordern auf grund eines rechtstitels, s. a. recht suchen unter c, und vgl. die zahlreichen belege bei Staub-Tobler 7, 216: enthebt marggraf Ludwig das closter sanct Mariaberg von ainer malzeit, so ain landtfirst in Tyrol daselbsten zu suechen gehabt v. Brandis gesch. der landeshauptl. 58; der überschusz von einem traidzehend, so sie bei etlichen häusern auf denen feldern zu suechen haben (1627) öst. weist. 10, 76; dasz man sich bei solcher bezahlungk billich erholen sollen und nue mehr bei den herrn fürsten und ständen nichts zu suchen sein würde acta publica 1, 42. den anspruch geltend machen, auch durch die tat: item, ob ainer dem andern nimbt sein acker, so soll ainer, desz dasz trait ist, sein acker und trait suechen und mag dasz nemben vor sant Georgen tag mit dem pflueg; verweilt er sich aber, so mag ers suechen und nemben nach sant Geörgen tag und mag dasz nach frumber leüt rath nemben mit dem knopf (in garben) österr. weisth. 8, 107 (a. d. j. 1469); dasz si alsdan ... verzicht nemen für all ansprach ..., daz si ir vordrung und ansprach ... suchen sollen oder mugen österr. weist. 6, 231; wer darzue gerechtigkait oder ansprach vermaint ze haben und ist im gericht wonhaft, der soll daz in jarsfrist melden und suechen österr. weist. 1, 216; dasz ain probst zum Creutz deren ding nie kaines befuͦgt und seine vorfaren zum Creutz nie gesuͦcht städtechron. 32, 319. vom anspruch auf schadenersatz: das wür dann unsere erben gegen irem leib und gueth unnd iren erben unnser schaden suechen sollen und mügen nach allen unnsern wolgefallen v. Brandis landeshauptleute von Tirol 46; wurd aber iemant von söllichen inleuten oder dinstpoten beswärt oder gefrävelt, das sol man mit gerichtshilf datz denselben inleuten oder dinstpoten suechen nach dem und seu verhandelt haben und recht ist österr. weist. 1, 287; alles unheil und verderbliches wesen sollte bei den säumigen ständen an dero habe, gut und vermögen zu suchen und sich daran der nothleidende stand oder mitglied zu erholen berechtigt und befugt sein (1621) acta publica 128; seine schulden suchen debita consectari Frisius dict. (1556) 306ᵃ: meine freunde haben mir gerathen, es (das geliehene geld) gerichtlich zu suchen Rabener w. 3, 353. (den) bluemen suechen für verfallenen gültenzins das pfandrecht auf den blumen geltend machen Staub-Tobler 7, 216; ähnlich pfand suchen 5, 1139; alle die orth, alwo ... zuvor kein bluembhesuech oder nuzung gesuecht worden österr. weist. 6, 459. an jem. etwas suchen an ihn eine forderung stellen: es will auch keiner der gewesenen handelsconsorten wegen der im nahmen beider geschehenen verrichtung an dem andern etwas suchen massen sie einander wechselweise auch diszfalls lossprechen Menantes neue briefe (1723) 409.
b)
die formelhafte verbindung etwas zu suchen haben, die vorwiegend uneigentlich verwendet wird, geht anscheinend auf den rechtssprachlichen gebrauch zurück, s. die belege zu eingang von a: ich frage mit aller bescheidenheit ..., was sie vor diesem hause zu suchen haben Lessing 2, 153 L.-M.; er erhielt aber die stolze antwort, dasz er nichts bei ihm zu suchen habe Archenholz England u. Italien (1785) I 1, 28; was ... der nahme senior vor des doctor Lessens nahmen zu suchen hat, verstehe ich nicht Lichtenberg nachlasz 32; geh nun, Trin, sagte sie, ... was hast du nun noch hier zu suchen Storm 1, 73; seltener: um einzusehen, dasz für sie in der welt nichts zu suchen Ebner-Eschenbach ges. schr. 4, 5. zu vergleichen ist auch die gegenformel: (an einem orte) nichts verloren haben.
c)
vor gericht klage erheben (jemanden suchen ihn gerichtlich belangen; etwas suchen wegen einer angelegenheit klage erheben), vgl. besuchen und ersuchen im deutschen rechtswb. und bei Staub-Tobler 7, 220; 229: arcessire soahhen, suahchan, sohan ahd. gl. 1, 32, 4; mnd. soken edder vorderen; soken edder vorvolgen (öfter in mittelalterl. urk. aus Hannover), s. Schiller-Lübben 4, 285: geschegen aber icht bruche uf demselben der stat gute von ir eigen inwonern, das sullen sie vor uns, unsern voiten ader amptleuthen suchen (1432) urkundenb. der stadt Freiberg 1, 147; in welchem jar Appenzell von kaiser Fridrichen gefreit ward, für kein frömbde gericht schuldig sein um des rechten willen ze keren, sonder man al landleut vor irem stab suͦchen und daselbs sich rechtens vergnüegen laszen sölte J. v. Watt 2, 223; sy söllend denselben ... darumbe suchen, es were nit billig, das andere dessen sölten entgelten (1553) bei Staub-Tobler 7, 216; das er die statt nieman anders sölle suchen dan for unseren heren burgermeister und räte der stat Zürich (1559) ebda; 12. april wurde ich und herr Georgius Matthiae zum herrn richter geschicket, dasz wir vorläufig anzeigen sollten, dasz das capitul diese injurie suchen würde (1765) quellen zur gesch. der stadt Kronstadt 4, 377; unde bidde den voghet, dat he ine veleghe (schützen) vor unrechter ghewalt ...; weigherde ime des de voghet, he soke dat an deme rade bei Schiller-Lübben 4, 285; unde mosten enne daer nicht mit rechte umme soeken münster. chron. 1, 271 Ficker; min herren söllen (ihn) suoche, da er gsessen sige (1567) bei Staub-Tobler 7, 215. im schweizerischen ist jemanden für, um etwas suchen noch heute gebräuchlich im sinne von 'ihn wegen etwas gerichtlich belangen'.
d)
die formel recht suchen rechtlichen anspruch erheben: dücht aber sin erben recht darzu zu han, daz sollen si suchen vor geistlichem gericht (1418) bei Sattler gesch. Württembergs unter den grafen (1768) 5, beil. 96; der soll ... inner jaresfrist nach seiner meldung sein recht suchen, anders hat er sein rechten verloren (1494) österr. weist. 6, 229; item, das perkrecht scholl man suechen zu weingarten (15. jh.) ebda 11, 331. einen rechtsentscheid suchen: darumb sol ainer wider den anderen ain freuntleich recht suechen und sol im das der richter ... widervaren lassen (15. jh.) österr. weist. 6, 18; die soltend mit dem rechten procedieren und das recht suͦchen über hertzog Fridrichen Richental Constanzer concil 95 lit. ver.; und hette dehein teil an dem andern útzit zu sprechen, der solt recht darumb suchen nach sinem inhalt Diebold Schilling Berner chron. 5; allgemeiner: damit ein jeder ... sein richter und recht zu suchen und zu finden wisse Fronsperger kriegsb. 1 (1578) a 3ᵇ; allwo jedweder sein recht auf das kürtzeste suchen kann Thomasius ged. u. erinn. (1720) 2, 162. vom gerichtsstand: unser gnedigister herr laszt verpieten, das niemant frembte recht suech, ain jeder den andern vor seinem richter fürneme, wie recht ist österr. weist. 2, 72; bei synonymen: an deme (dem stellvertreter des berchmesters) scal me dat gerichte soken gelec alse an dem berchmester Goslarer bergr. § 131 nach Schiller-Lübben 4, 285; iederzeit ein idweder den compactaten nach die justitz zue suchen vorwiesen worden acta publica (1618) 1, 44.
8)
das part. prät. gesucht in selbständiger verwendung, s. gesucht teil 4, 2, 1, 4285; 'geschätzt, begehrt':
du bist gesucht und werth bei jedem, der dich kennt
König ged. (1745) 368;
einen groszen vertrieb gesuchter waaren Göthe 25, 108 W.; das geliebte, gesuchte, angebetete geschöpf 21, 46; Mozart war nie ein gesuchter ... musiklehrer Jahn Mozart 3, 192; ne gesuechter doktor ein gesuchter, tüchtiger arzt Martin-Lienhart 2, 323. weit gesucht fern liegend, weither geholt: das ist eben weit gnug gesuchet (dasz der papst weltlichen besitz brauche, um sich zu schützen) Sleidanus reden 231 lit. ver.; das ist gar weit gesucht questo è un ricercare da ben lontano Kramer 2 (1702) 1033ᵃ;
nur licht und wahrheit her!
ein weit gesuchter reim gefället ohngefähr
B. Neukirch ged. (1744) d 5;
deram weitesten gesuchte witz hatte allemal den vorzug bei ihr J. E. Schlegel w. 3, 487; zuvörderst ist Hamlet blond — das heisz ich weit gesucht ..., woher schlieszen sie das? Göthe 22, 175 W.; daneben steht einfaches gesucht: nun es aber so oft fürfället, kan man nit anders achten dann dasz ein gesucht ding und mit fleisz oder vorsätziglich geschehen G. Nigrinus anticalvinismus (1595) 102; einen krieg wider sie anzufahen und zu führen unter einem gesuchten schein H. v. Lewenklau neue chron. (1590) 73; man verfället auf gesuchte schwürigkeiten Leibniz deutsche schr. 2, 101; unter den gesuchtesten vorwänden O. Ludwig ges. schr. 2, 66. gewöhnlich ganz objectiv als 'gewählt, geziert, gespreizt, unnatürlich', gern vom sprachlichen ausdruck: eine armuth, nicht der sprache, sondern des redenden, ... eine gesuchte eitelkeit Gottsched anm. gelehrsamkeit 8, 888; auf einen kunstrichter, der in meinen sinngedichten ängstlich gesuchten witz sieht Kästner verm. schr. 2, 247; dasz das gleichnisz gesucht ist, das räume ich ihnen ein Dusch schr. (1758) 26; ich habe von haus aus einen eigenen komischen styl; aber er ist weder gesucht noch geborgt Bode Montaignes ged. u. meinungen 2, 208; bei einer gesuchten, kostbaren, schwülstigen sprache kann niemals empfindung sein Lessing 10, 31 L.-M.; seine modulationen und harmonien sind oft ängstlich gesucht Schubart ästhetik der tonkunst 234; nachher war sie still, sprach wenig und in etwas gesuchten ausdrücken A. v. Droste-Hülshoff br. an L. Schücking 156; mit etwas gesuchter einfachheit gekleidet Schnitzler freiwild 33. daneben, wenn auch selten, in positivem sinne: um ... ein gesuchtes wort zu brauchen Klinger w. 9, 8; dasz meine schönheit so unterscheidend sei, dasz selbst die gesuchteste vermummung sie nicht verstellen könnte 1, 235; ich wünschte, dasz unsere dramatischen dichter auch in solchen kleinigkeiten ein wenig gesuchterer und auf den ton der groszen welt aufmerksamer sein wollten Lessing 9, 218. die traditionsformel gesucht und ungesucht ist der lat. formel quaesita et inquisita u. ä. nachgebildet und seit mitte des 12. jhs. bezeugt, vgl. Fischer schwäb. 3, 569; Lexer 2, 1321; Staub-Tobler 7, 217; teil 4, 1, 2, 4285 und zur zwillingsformel teil 11, 3, 26; zur bedeutung: zu welcher dienst haben wir auch geben den übrigen tail gemeltes walts ... mit allen ausz- und eingang, mit allem, unz so gesuecht oder aber zu suechen wäre (16. jh.) österr. weist. 6, 51; s. auch die formel besucht und unbesucht teil 11, 1, 372; Schmeller-Fr. 2, 215; rechtsalterthümer 43; Staub-Tobler 7, 231; rechtswörterbuch 2, 206.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1936), Bd. X,IV (1942), Sp. 834, Z. 73.

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Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1937), Bd. X,IV (1942), Sp. 1006, Z. 53.

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„suche“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/suche>.

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