Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)
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1weide, f.
¹weide, f.
salix. ahd. wîda Graff 1, 773, mhd. wîde mhd. wb. 3, 620ᵃ; Lexer 3, 821, md. weide Gerbet vogtl. § 157 anm., mnd. wîde Schiller - Lübben 5, 707, nnl. wijde, wije Kilian (1777) 806ᵃ, ags. wíþig Bosworth-Toller 1254ᵃ, mengl. wiđi Stratmann 691ᵇ, nengl. withy Kluge-Lutz 229ᵇ, anord. víđir Fritzner 3, 931, schwed. vide. als urgerm. ausgangsformen sind *wīþ(w)ō, *wīþia anzusetzen. zu einer wurzel u̯ī͏̆ 'biegen, biegsam' sind in andern idg. sprachen folgende weidennamen gebildet: gr. ἰτέα (Ϝειτέα Fick in Bezz. beitr. 30, 274), ἶσος, οἶσος, οἰσύη, poln. witwa, apreusz. witwan Berneker 242. 332.
die gleiche erweiterung mit k-suffix wie die ags. form weist gr. οἰσάξ auf. mit -ti-suffix zur gleichen wurzel sind gebildet lit. žilvìtis, asl. vitĭ 'weidenstrick', avest. vaeiti 'weidenzweig', pers. bēd Horn npers. etym. 251, mit bed.-verschiebung lat. vītis 'rebe'. dazu mit k-erweiterung lat. vītex, aind. vīṭikā 'binde, band', slov. vitica 'ring'. lat. vīmen steht neben den germ. formen wie ahd. bluomo neben bluot Hoops idg. forsch. 14, 480. — das wort gilt zu allen zeiten überall im deutschen, wird aber in früheren jahrh. mehr nur gelegentlich literarisch, so dasz es z. b. bei Lessing und Wieland völlig zu fehlen scheint. mundartl. wird sein gebrauch eingeschränkt schwäb. und bair.-östr. durch felber, md. durch sale, els. und nd. durch wilge. für die alte zeit wird diese concurrenz deutlich Diefenbach gloss. 508ᵇ. 625ᵃ; Calepinus XI ling. 1291ᵃ. — von dem homonym weide 'pascua' ist unser wort gut geschieden: mhd. steht wîde 'salix' neben weide 'pascua', und so in nd. und alem. mundart noch. wo diphthongiert wurde, bleibt doch die aussprache fast überall verschieden, das zeigt sich u. a. in der schreibung waide, die für 'salix' nur ganz vereinzelt (Sachs 13, 159 Keller), für 'pascua' weithin auftritt. wo die schriftspr. lautgebung den unterschied verwischt, wird doch orthographisch getrennt: Bellin hd. rechtschr. (1657) 137 schreibt weide 'salix' neben weyde 'pascua' vor; entspr. Gueintz rechtschr. (1666) 157; Ravellus (1616) 407ᵇ und Lanckisch in s. concordanz zu Luthers bibel (Leipzig 1677) ordnen demgemäsz, und noch Gottsched sprachk. (1752) 141 stellt im 'orth. verz. gewisser zweifelh. wörter' weide 'salix' neben weyde 'pascua', wie sein 'suus' neben seyn 'esse' (th. 10, 244). dazu tritt Gottsched 141 waidwerk, wie 118 haide neben heide und heyde, 124 Mayn neben mein und ich meyne. Schottel, Stieler, Steinbach und Adelung kennen die scheidung nicht, doch findet sich weyde 'pascua' noch Lavater verm. schr. 1 (1774) 263.
die bedeutung 'salix' gilt in alter zeit uneingeschränkt. seit beginn des 16. jahrh. werden manche weidenähnliche pflanzen gleichfalls weide genannt, so der spindelbaum (th. 10, 2500): siler ... ein wyde gemma gemm. (Str. 1508) z 6ᵇ; pappelbaum, weisze weiden Grüwel brand. bienenk. (1761) 399; lonicera Pritzel-Jessen 77; liguster das. 215; faulbaum 318; kreuzdorn 329; schlinge (th. 9, 728) 435; wilde weide 'knöterich' Hertel thür. 255. eine gröszere rolle spielt auch sprachlich das bemühen, die 160 arten von salix gegen einander zu scheiden: Dietrich vollst. lex. d. gärtn. 8, 371 ff. nachtr. 7, 355 ff.; Perger denkschr. d. Wiener akad., math.-nat. classe 19 (1861) 56 ff.; Pritzel - Jessen 353 ff. dazu werden meist attribute herangezogen: gelbe, kleine, rothe wayde Henisch 1056, 43; weisze Brockes 1, 240; französische, spanische Frege bot. handwb. 2, 138; schwarze weide Mörike 1, 87. 3, 104, vor allem aber müssen die meisten der zus.-setzungen mit -weide diesem zweck dienen (die in früheren bänden übergangenen sind gesperrt): acker-, afterblatt-, ähmts-, amts-, anger-, arints-, armets-, aschen-, bach-, band-, bastard-, baum-, baumwollen-, bein-, berg-, bind-, bitter-, blank-, blau-, brach-, bruch-, busch-, damm-, dotter-, duft-, erd-, faul-, felber-, feld-, felsen-, fieber-, fischer-, flachs-, gebirgs-, gerber-, girl-, glanz-, glas-, gletscher-, gold-, gras-, grau-, grund-, haar-, hage-, hanf-, hängel-, hart-, hecken-, heckenrosen-, heger-, heiden-, hohl-, hopfen-, hügel-, hürden-, kahl-, kamp-, kandel-, kapp-, kiefer-, knack-, knacker-, knapp-, kneil-, knick-, kolb-, kopf-, koppel-, korb-, körblein-, krach-, kraut-, krebs-, kriech-, lorbeer-, mandel-, matten-, moor-, mund-, myrten-, ohr-, öl-, palm-, pappel-, papst-, pfahl-. pfirsich-, polar-, pott-, purpur-, rain-, randel-, reif-, röhr-, rosen-, rosmarin-, rosz-, rot-, sal-, salbei-, sand-, satz-, schaf-, schaft-, schäl-, schlick-, schnee-, schul-, schusz-, see-, seidel-, seil-, silber-, spiesz-, spitz-, sprock-, spröckel-, spröde(l)-, sprol-, steck-, stein-, steinacker-, strauch-, streich-, stroh-, sturm-, stutz-, sumpf-, süszholz-, thränen-, trauer-, ufer-, wasser-, werft-, woll-, wurm-, zäh-, zapfen-, zaun-, zwergweide.
1)
weide schlechthin meint den baum: salix haizt ain waid und ist als vil gesprochen als ain springerinn, dar umb, daz der paum snell auf springt und wechst b. d. nat. 347, 7; die falsche etym. von
salix auch gemma gemm. (Str. 1508) y 4ᵃ. spätere theoretiker halten es für nöthig, ausdrücklich zu sagen, dasz sie den baum meinen: weyd, weydenbaum salix 491ᵃ; weide f. weidenbaum salice 1, 1040. sprachlich auf gleicher linie steht die weide als strauch: weide ... ein holtz, welches theils zu einem baum erwächset, theils aber nur wie ein strauch bleibet öcon. lex. 8, 2282; etliche weiden bleiben strauchartig 2, 346. die weide ist jedem vertraut und darum geeignet, fremde bäume der anschauung näher zu bringen, so gleich beim ersten vorkommen: cyprus arbor est similis salice salahun vel uuidun ahd. glossen 1, 551, 21; weiszer diptam ... hat blätter wie die weyden vollk. t. jäger 7; bäume, die mehrentheils weisze rinde und viel ähnlichkeit mit unsern weiden hatten 2, 292. darum kann die weide zum nordischen ersatz des lorbeers werden:
in ortsnamen ist weide nicht allzu häufig gesch. d. d. bodens 221, wol gerade weil der baum allverbreitet und nicht leicht besonderheit eines bestimmten ortes ist.
kurfürst: was für ein laub denn flicht er? laub der weide?
Hohenzollern: was! laub der weid', o herr! der lorbeer ist's
2 (1863) 273 (prinz v. Homburg 1, 1).
a)
die weide hat in der natur ihre sehr ausgeprägte eigenart. dem Deutschen ist das auffälligste stets ihr stand am wasser gewesen. die alte sprache nimmt das als äuszerlich gegeben:
neuere dichter stellen eine innere beziehung zwischen wasser und weide her:
so viel weiden auch dem bache entgegengehn oder ihm das geleite geben 2, 37. das sprichwort zieht aus dem engen verh. seine schlüsse: man musz die weiden an den bach setzen und nicht in die dünen sprichw.-lex. 5, 79; wo weiden sind, da ist auch wasser 80. die weide theilt ihre vorliebe mit andern pflanzen, die darum mit ihr am wasser erscheinen:
von da 315ᵃ Bohtz; dort reiszt sie das epheu von der weyde am teich 1, 17; grosze strecken (der pontin. sümpfe) ... sind mit weiden und pappeln angeflogen I 31, 8 Weim.; bald wurden die ufer ganz flach, mit weiden und pappeln bewachsen und äuszerst ainförmig 1, 107. am häufigsten wird neben ihr die erle genannt: die wiese ... welche sich sanft zu den erlen und weiden des flusses hinabsenkt 3, 28; an dem wasser standen erlengebüsche, mehrere weiden standen da 5 i 56, seltener ulme und birke: wenn ich unter den ulmen und weiden, im schosze des berges sasz 2, 70 Litzmann; ganze gruppen von alten weiden und birken was ich erlebte 9, 249. die weide wächst rasch und reichlich ohne zuthun des menschen: ich wil meinen geist auff deinen samen gieszen ... das sie wachsen sollen wie gras, wie die weiden an den wasserbechen Jes. 44, 4; danach lebensl. 2, 486. weitere besonderheiten prägen sich sprachlich erst später aus: der eine stamm trägt nur männliche, der andere nur weibliche blüthen: zweyhäusige (blüthenpflanzen) dioecia. die blüthen stehen auf zwey stämmen. weiden, pappeln, hanf allg. nat.-gesch. 3, 6; im frühling ist sie eine der ersten:
ihre gestalt weicht von der gewohnten baumgestalt weit ab: auf eine niedergebogene weide springen auch die geiszen 5, 79; ihre blüthe gilt als anmuthiger frühlingsbote:
hinter einer blühenden weide ... die ganz voll gelber kätzchen hing 6, 296. durch ihre früchte wird die weide dem menschen nicht nützlich, ihr saft ist bitter:
wenn du auch die weide mit honig begieszest, sie bringt dir keinen zucker 5, 80. im nd. sprichwort als scherzhaft unmögliche zeitbestimmung: wann de wyden prumen dregen das. im alter wird die weide hohl:
auch volksl. 1, 236; (die magd lief) einer hohlen weide zu, in welche sie sich versteckte sagen 1, 173; streckten die ausgehöhlten stämme alter weiden ihre verkrüppelten arme in die luft 5, 1; je älter die weide, je hohler der stamm 5, 79. die blätter haben eine graugrüne farbe:
durch das gräuliche hellgrün seiner lanzettförmigen blätter gleicht der ölbaum viel unserer weide ästh. 2, 96; das blaue grün der italienischen weiden briefw. 2, 163.
dô sprach er lougenliche: dâ ich daʒ schif vant,
bî einer wilden wîden, dâ lôsteʒ mîn hant
Nib. 1508, 2,
wenn der Ilme bach bescheiden
schlängelnd still im thale flieszt,
überdeckt von zweig und weiden
halbversteckt sich weiter gieszt
I 16, 301 Weim.;
und als ich sah ...
am quellenrande sich die weiden neigen
2, 115;
das rohr wuchs wie die haselstecken
bey narrenkolben, schilff und weyden
froschm. (1595) C 5ᵇ;
der frühling schmückt dort schon am uferrand
mit seidner wimper aller weiden augen
6, 201.
(Christus hiesz) mit süeʒer vruht vürdringen
daz honic von der wîden
Barlaam 20, 9 Pfeiffer;
ûf wîden mac niht vîgen werden
renner 20580 Ehrismann;
der gutzgauch hat sich zu todt gefallen
von einer holen weiden
d texte des mittelalt. 5 nr. 111 v. 2;
wie unterscheidet sich das grün, so wir auf linden,
von dem, so wir auf weiden finden!
ird. vergn. 2, 98;
b)
der mensch bemächtigt sich des baumes
α)
körperlich, zunächst zu wirtschaftlicher nutzung. die weide befestigt den grund: weiden ist ain trost dem lannd vor dem wasser, das es dest mynder den grund mit im nem liederb. 171; dasz man lose ufer damit befestigen, nasse gründe austrocknen könne handwb. d. ökon. 324ᵇ. die starken äste taugen zum stock: bestellt den bettelstab, weil ihr geld habt, sonst werdet ihr einen knittel von der ersten weide abschneiden müssen erzn. 44 neudr.;
am geschätztesten sind die gerten: weide ein laubholz mit sehr biegsamen zähen zweigen ... zu flechtzäunen, zum anbinden der dachstöcke bei stroh- und rohrdächern, zum spriegeln der lehmdecken, als latten ... gebraucht landbauk. 405ᵇ. um die gerten zu gewinnen, werden die weiden gestutzt, das gilt als typische bauernarbeit:
und wird gern zu anspielungen verwendet, so in einem spottlied auf die Schweizer:
es wachsen die köpff nicht wider wie die weiden zäub. 266; die weiden köpfen (d. i. ihnen das oberste reis-holtz, als das haar üm den kopf herüm, abschneiden) rosenmand 224; die weiden und bauren musz man alle 3 jahr behauen, und die äst stümpffen flor. pol. 2, 605. die weide läszt sich leicht propfen: das da transplantatio bescheh von eim in das ander, wie ein pfersich auff einer weyden 1, 355ᵉ; pfropft er freundschaft auf den unedlern zweig wie der verdorbene Römer auf weiden seine limone 1, 33. eine art militärischer bedeutung hat die weide als gute deckung: (der bürgermeister beschied die ketzer) uff dy selbige nacht vor dy stad under dy widen, dy do vor der stad steen thür. chron. 1 Hesse; sind aber etliche besser gesinnet ... so halten sie doch hinter der weiden schrapteufel O 3ᵇ; du lagst ja halb tot dahier hinger a weida Rose Bernd 130. zum spiel ist die weide brauchbar und beliebt. den kinderscherz, weidenstäbe in streifen halb zu schälen, treiben in alter zeit auch erwachsene, s. weibelrute, Jacob gewinnt damit geschecktes
jungvieh Zürcher bibel (1531) 1. Mos. 30, 37, wo Luther von pappelbäumen spricht. die weide ist der pfeifenbaum der buben (s. weidenpfeife): wozu wüchsen die weiden, sollte man sich keine pfeifen schneiden? 5, 80; rapp. 225. liebende schneiden ihre namen in die bildsame rinde:
die kirche läszt am palmsonntag statt der palmenzweige, die man in Deutschland nicht haben konnte, blüthenzweige der salweide weihen bad. volksl. 92, obersächs. 2, 649ᵇ; reallex. 128; waldb. 611; geweihte palmkätzchen oder blütenknospen einer art weiden reise 5, 115. der geruch der heiligkeit, in den die weide damit geraten ist, fordert den spott heraus: da die weide palmen trug, nannte sie sich gleich einen heiligen baum 5, 79, und leitet zur anspielung auf menschliche schwächen: wenn die weide palmen trägt, spricht sie gern vom morgenlande das. 80.
stand bewafnet zu dem streite
mit dem ast der nächsten weide,
als der waldgott kam, schon da
I 37, 15 Weim.
wenn die bure wide haue,
sitzen wir daheim bi'n fraue
schweiz. volksl. 1, 159 Tobler,
stümlen musz man die weiden,
aussproszen sie zu vil
hist. volkslieder (1515) 3, 178 Liliencron;
die hirten sollen ihn an alle weiden,
die jäger an die tannen schneiden
ged. (1744) 252.
β)
man bemächtigt sich der weide mit der phantasie. hier geht biblischer sprachgebrauch voran: an den wassern zu Babel saszen wir, und weineten, wenn wir an Zion gedachten. unsere harffen hiengen wir an die weiden, die drinnen sind ps. 137, 2. da salix babylonica aus China erst vor 200 jahren nach Vorderasien gelangt ist und in Babylonien nicht gedeiht, meint hebr. garab vielmehr eine pappel, populus euphratica. aber Luthers übersetzung bestimmt alle citate ( d. Dädalus 1, 378; u. a. ged. 6, 309; im Gött. musenalm. 1771, 76 neudr., 2, 177; 27, 371; briefw. 2, 140 Körte; ästh. d. tonkunst 304; ged. 1, 95; d. museum 4, 154; 6, 6; hungerpastor 2, 167; völkerk. 306; 8, 4) und ist mächtig genug gewesen, die weide zum baum der trauer zu beseelen: gieb mir ein kleines plätzchen, milder bach! häng du deine sinkende blätter auf mein haupt, traurige weide 1, 200; zweige der weinenden weide, die ich über meinem haupt zusammen flechte 2, 87 Waitz;
darum auf gräbern: sie ... pflanzen gerne weinende weiden und rosen auf gräber einsamk. 4, 224; 3, 78; 1, xxvii. 2, 9;
weiteres s. u. trauerweide. vorübergehend galt die weide als symbol der reue: die schönheit ist ein berg ... zu oberst mit wermuht bewachsen, und mit weiden, (welche die reue bilden) gleichsam umb setzt t. secr. 1 (1656) Bbb 7ᵇ. unabhängig von der bibel fühlt sich ein deutscher dichter bei den weiden eher zur träumerei gestimmt:
schon hier zeigt sich der standort der weide am wasser als stimmendes element. das motiv wird noch oft fruchtbar, zumal in der romantik: nicht weit vom hause lag ein grauer, stillstehender see, um den uralte verwitterte weiden standen 9, 231. namentlich das gespenstisch spukhafte ihrer erscheinung zieht die dichter an:
es braucht jemand durchaus nicht an gespenster zu glauben und kann ... in der rechten stimmung doch (bei) der nächsten alten weide irre werden Horacker 103. darum im zauberspruch: zs. des vereins für volksk. 7. 71 f. mehr zu lehrhafter verwerthung eignen sich ihr wandel von der jungen gerte zum alten knorren und ihre bindkraft:
alte weiden haben dicke köpfe, die weide ist ein geringes holz und kann doch andere bäume binden 5, 79.
traurig säuseln hier die weiden,
und im winde bebt das rohr
ged. 1 (1857) 32;
die weid' am ufer steht, die weichen äste ringend
258.
o es pflanze dich an das grab der freund mir,
weide der thränen
oden 2, 59 Muncker.
verträumt die stillen weiden hingen
hinab bis in die wellen kühl
1 (1864) 537.
mein vater, mein vater, und siehst du nicht dort
erlkönigs töchter am düstern ort? —
mein sohn, mein sohn, ich seh es genau:
es scheinen die alten weiden so grau
erlkönig v. 24;
laszt du die wid werden zuͦ alt
und bügst sie, gwisz sie dir zerknalt
4, 205 Bolte;
2)
seltener bezeichnet weide die einzelne weidengerte. die bed. hat sich sichtlich aus der vorigen entwickelt; nach beiden seiten hin sind deutbar: do machet si (Mosis mutter) ein körbelin von binson und von wîdon pred. 2, 111; do machten sy vele korbe von widen thür. chr. 38 Hesse. eindeutig die gerte wird so genannt seit mitte des 15. jahrh.: wiltu machen, daz du ain wid ainzway schnidest, so ... mache drú crútz úber die wid Basler handschriften I 1, 47 Binz. wie hier ist bis in neue zeit gelegentlich der stecken von weidenholz gemeint: nim baumöl ... schürs fleiszig umb mit einem stecklin von weiden arzneib. 1, 206; mein weiser schwang mit seiner rechten eine weide poet. vers. 1, 68; wenn die weide tanzt, trauert der rücken 5, 80. viel öfter jedoch ist dieses weide, im wechsel mit wiede (s. d.) das weidenband zum binden oder flechten. gebunden wird in alter zeit viel mit weiden, wozu heute seil und faden dient: (die flösze) haben sie mit weiden ann dem landt bestetigt Polyb. 148; (palissaden) die dann mit weiden sollen angebunden seyn kriegsb. 1, X 4ᵇ; (der held des lügenmärchens) nam die rote weiden, und band das pferd darmit wider zusammen. die weiden bekleibten in dem pferde, und wuchsen so sehr, das ein gantzer wald auff dem pferde ward Clawerts hist. 67 neudr.; hatten nichts an dann lange hembder, mit weiden umbgürtet Schwytzerchr. 751ᵇ; dort garbet man es (das getreide) auf, und bindet es mit weyden 2, 377 Fischer; die schuhe waren ... zerfetzt, so dasz manche sie mit weiden zusammen binden muszten leben 3, 183;
geflochten werden nam. kränze, stühle und körbe: er solle ... den ochsen von grünen weiden kräntze auffsetzen kl. leute 36 neudr.; er sitzt auf seinem stühlchen, das er sich aus weiden selbst geflochten hat Godwi 1, 115; da ging er aus und schnitt weiden, sie aber muszte anfangen körbe zu flechten märchen 1, 236; körbe aus binsen oder weiden völkerk. 173, vereinzelt auch nester: viehbüchl. (1667) 118 und schilde gesch. d. Deutschen 1, 37. der alten zeit allein gehört die weidenschlinge zum henken: nimt er so bald eine weide von dem baum und schürtzet ihn darein Fausts leben 142 Keller; er soll mich an ein weiden hencken (1663) 836; löste ich deinen hals von der weide, die für dich gedreht war ahnen 1, 295. auch hier ist wiede beliebter.
ich fand des holzes viel, und doch gebrach's am stricke
da sucht' ich weiden an des baches rand
ged. 1, 39.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1915), Bd. XIV,I,I (1955), Sp. 540, Z. 68.
2weide, f.
²weide, f.
pascua. ahd. weida 1, 774, mhd. weide mhd. wb. 3, 551; 3, 737 f., mnd. weide 5, 653ᵇ, anfr. weitha, mnl. weide 686ᵇ, nnl. weide, wei ²783 f., ags. wáþ 'jagd, umherstreifen' 1170ᵃ, mengl. wâþe 672ᵃ, anord. veiđr 'jagd, fischfang' 3, 895ᵇ, veiđa 'fangen' urgerm. lautl. 213. hd. d, anord. đ usw. führen zurück auf idg. t, insofern ist akelt. *veido-s 'das wild', air. fíad 'das wild', fíadach 'jagd' urkelt. sprachsch. 265, 3, 138 nicht vergleichbar. dagegen gewinnt altiran. wb. 1413 aus av. vāstar- 'hirt', vāstra- 'weide' eine wurzel idg. *u̯āt 'weiden', die mit *u̯ē(i)t in sec. ablaut stehen kann idg. forsch. 18, 237. 255. weiterhin vergleichen sich aind. vē-ti 'ist hinter etwas her, verfolgt', av. vayeiti 'treibt, jagt', lit. vejù, výti 'jagen, verfolgen, nachsetzen', aslav. vojĭ 'krieger', gr. Ϝίεσθαι, Ϝιό-της 367, lat. vēnāri, via, vīs 'du willst' ²816.
form. genus und starke flexion stehen fest. ein schwacher sing. nur in fehlerhafter überlieferung: auf süszer weyden (: freude) P. Gerhardt bei 3, 362ᵃ. die orts- und flurnamen Weiden sind dat. plur.: schwäb.-augsb. 428ᵇ; lusern. 232. der plur. fehlt, abgesehen von zwei ahd. glossen (nom. pascuę uueîda
ps. 99, 3; acc. pabula vveida 2, 642, 10) der alten sprache völlig. seit (1527) 23, 35 Weim. und weltb. 166ᵃ wird er allmählich häufiger, stets in der bedeutung 'futterplätze für herdenvieh' (I B 3):
die mundartliche contraction des stammvocals wird kaum je literarisch: der grünen umbstehenden garten, weden, wiesen lobspr. d. st. Elbing 204ᵃ Töppen. schreibung ai herrscht bair.-östr. von der Vorauer hs. 31, 5 Diemer bis a. d. Lechrain (1855) 126. sie reicht ins alem.: St. Georger pred. 53, 5 Rieder; weisth. 5, 153; Reichenauer chr. 21 Barack; Garg. 46 neudr.; ged. 88, schwäb.: d. dicht. 10 Strauss; 1, 416 Fischer;
und ostfränk.: Nürnberger polizeiordn. 163 Baader; städtechr. 2, 226; Meininger stat. 43 Stickel. gehalten hat sich waid 'jagd': hist. volksl. 4, 367 Liliencron; s. u. II A 2. neben ai zeigt sich gleichwerthiges ay im gleichen gebiet von reiseb. 16 Langmantel bis Judas 1 (1686) 75, aͤy von kriegsth. (1572) 40ᵇ bis akad. roman (1690) 3. die schreibung weyde wird benutzt um das wort von weide 'salix' zu scheiden, s. sp. 541. seitdem die orthogr. trennung gefallen ist, begegnen fälle, die keine sichere zuweisung erlauben:
ihr matten lebt wohl,
ihr sonnigen weiden
11, 396.
heil dabei der weisen volksregierung
wenn der herrscher auf der waide graszt
1, 188,
die flüsse sind los. die weiden sind grün.
die nachtigall ruffet den gatten ins laub
lieder Sineds (1772) 157.
bedeutung. die erschlieszbare grundbed. 'ausgehen auf nahrungsgewinn', die von thier und mensch, zu land und wasser, von thierischer und pflanzlicher kost gilt, wird in langer entwicklung näher bestimmt, eingeschränkt und umgebildet. unverändert bleibt dabei die vorstellung, dasz durch fang und nahrung irgend welcher art ein lebendes wesen gelabt wird.
I.
ein thier labt sich.
A.
von alters her kann das ein wildes thier sein.
1)
älteste bed. ist in diesem zus.-hang 'nahrungsgewinn': in der naht farent ûʒ in iro uueida alliu uualdtier ps. 103, 20; der dachs. . schlaafft. . nit so lang als andere ... dann winterzeiten gadt er auch auff die weid thierb. 33ᵇ Herold; etliche von denen (fischen) gehen zur weyde, vermittelst ihrer floszfedern anthr. plut. 1, 71. es handelt sich nicht nothwendig um pflanzenkost: der uarigo leuuo, der in uueido gâd ps. 16, 12;
doch stets um feste nahrung: die storcken (führen ihre jungen) zu wasser und weide cat.-milch 358. bisweilen kann weide als 'nahrungsaufnahme' gemeint sein, als 'futter' verstanden werden: (die karpfen) kommen nicht wieder hervor in die teiche zur guten weyde, bisz wieder im frühling fischbüchl. 108.
er (ein storch) vlouc ûf sîner weide vart,
da im ein veiziu henne wart
37, 21 Pfeiffer; entspr. 78, 3,
2)
auch als 'futter wildlebender thiere' ist weide nicht nothwendig pflanzenkost:
unsere blauwling (felchen) zur zeyt, so sy den hürlingen oder kleinen eglinen nachstreychend als der weid ausz dem oberen see in den undern, werdend davon weidfisch genannt fischb. 187ᵇ. thatsächlich spielt jedoch von je das pflanzliche wildfutter zumal der hirsche die wichtigste rolle: dero hirzo ... die dia uueida nieʒen suln ps. 28, 9; (die hirsche müssen) sich verpergen und des nahts ir waid suochen 130 Pfeiffer; im herbst ist das geläse (s. gelos th. 4 i 3050) wieder grosz ... weil sie ... durch den sommer gute weyde gehabt haben jagd- u. weidbüchl. 18;
daher die weidmännische wendung: der hirsch nimmt die weide (an) feldbau 568; jag- und forstrecht 63ᵇ; frauenz.-gespr. 3, 113; aufr. lehrpr. 110, selten vom dachs oder hasen thierl. 1, 646. 2, 463. hier überall ist weide das am boden wachsende wildfutter: (ein thier) welches wegen des groszen horns der weide nit genieszen, sondern nur von hecken ... seinen unterhalt suchen musz t. secr. 2, 679. nam. in der weidmannsspr. bleibt aber der name dem futter auch noch im leibe des wilds (s. auch weiddarm): was hat der edle hirsch von felt gen holz tragen? den külen thau und die liebe grüne weid, darumb wirt der edle hirsch des bauren grasmaid jägerkunst (1610) in Wagners archiv 1, 145;
von der bed. 'wildfutter' führen übergänge zu der jüngeren 'futterort':
der rhinoceros mit dem helffanten streidten wil, welchs der weide halben mehrertheils geschücht Plinius 127; haselhüner ... fallen auf die weide oder geäsz (geäsze th. 4 i 1632 mit gleichem doppelsinn) jägerpract. 1, 50ᵇ. lex. f. jäger 587 stellt beide bed. nebeneinander.
an ainem gar fischreichen see
da er (der affe) fund gar miltreiche waid
fab. nr. 347, 5 neudr.;
(wie die hirschkuh) auf den bergen umher und kräuterbewachsenen thälern
weide sucht
Od. 4, 338 Bernays.
alsbald ein rudel hirsche,
der weide voll, sprang sorglos an ihm hin
(full of the pasture)
Shakespeare 4, 191.
diu tier in dem walde ir weide liezen stên
Gudrun 389, 1;
3)
zu der bed. 'futterort des wilds' gelangt man auch unmittelbar von zeugnissen, die weide noch als 'nahrungsaufnahme' meinen können:
(die königsvögel) fliegent an die waid von irn nesten gegen der sunnen aufganch 185 Pfeiffer; bei nacht aber streychend sy (die hasen) auff die weid thierb. 69ᵃ Herold. eindeutig belegbar ist diese bedeutung seit beginn des 13. jahrh.:
sie wird nachmals die herrschende: der trach suͦcht ym ein weg usz zuͦ seiner weyde Plinius 8, 48; wo ist nu die wonung der lewen, und die weide der jungenlewen? Nahum 2, 12; wann man in (den damhirsch) an seiner gewonten weyd laset ehzuchtb. 243 Hauffen; die dolen, so langsam von der weyde weichen, zeigen an den winter zäub. 135; grundfohren und schwäbfohren: diser unterschied aber ist nicht am fisch, sondern an der weide fischbüchl. 145; wie ein reh auf freier weide 2, 95 Litzmann. in der späteren zeit, die weide fast nur vom herdenvieh gebraucht (B), wird es als erstaunlich vermerkt, dasz auch wilde thiere 'weiden': kühe und beeren werden an der weide gehen Jes. 11, 7; so musz er glauben, dasz ... kühe und löwen an einer weide gegangen samml. 622.
er (der drache) ist an sîner weide,
als der âbent ane gêt
Wig. 124, 18 Pfeiffer;
sîn weide,
walt unde heide
hât er alleʒ behert
krone 26871 Scholl,
B.
der mensch sorgt für die ernährung seiner hausthiere und sieht sie regelmäszig bei ihrer nahrungsaufnahme. darum findet sich auch weide häufiger von ihnen gebraucht als vom wild.
1)
auszugehen ist hier, wie bei A, von der abstr. bed., die sich hier vielgestaltiger entwickelt.
a)
'nahrungsaufnahme des viehs' bed. weide seit ende des 13. jahrh.:
die weide et weidung, it. das weiden pastio 2453, nam. in einigen festen wendungen: die peinen varnt niht an ir waid 290 Pfeiffer; darumb lieszen sy ir vych und hyrten dahinden zuͦ wayd faren Herodot 62ᵃ; aus dem wasser steigen sieben schöne fette küe, und gingen an der weide im grase 1. Mos. 41, 2; entspr. Hiob 1, 14; weish. 19, 9; doctor Martinus sahe das vieh im felde gehen an der weide
tischr. 26ᵇ; der weid nachgon dict. 187ᵇ. in freiem gebrauch läszt sich dieses weide mit 'sättigung' umschreiben: ain mul gieng umb syne waid uf ainem wismad Äsop 193 Österley; ein iede (katze) den platz, so sie zu ihrer weid gebraucht, mit allen krefften unterstehet zu beschirmen thierb. Alberti Magni F 6ᵃ; kaum so vil über bliben ist, das zuͦ der weid unnd dem holtz wachsz gnuͦg gewesen kosmogr. vorr. 4; ein faun über ihr ... bezeugt, dasz zu gesunder weide die beste gelegenheit auf den höhen sei I 49, 130 Weim.
(der kranich zum pfau im garten:)
dâ muoʒ dîn weide inne wesen
altd. beisp. 24, 28 zs. f. d. alt. 7, 354;
b)
'gelegenheit satt zu werden' (zu intrans. weiden) ist weide vom 11. bis 19. jahrh.:
man musz sonderlich achtung aufs viehe haben, damit dasselbige mit genugsamer weide und hute versehen werde vichbüchlein (1667) 24; aus mangel an weide schwimmen die zusammengedrängten thiere stundenlang umher ans. d. nat. 1, 35. häufiger ist die bed. 'gelegenheit vieh zu sättigen' (zu trans. weiden):
ob man nicht allein im sommer genugsame weide, sondern auch im winter genug heu und stroh haben kan georg. cur. 1, 10; ein feld, das keine weide hat 2, 960; hier gab es für ein volk ... raum zu freier bewegung, üppige weide gesch. d. d. bodens 5.
er (Holofernes) vuͦrte olbenten ane zal.
si mohten chume haben weide
j. Judith bei Diemer, d. ged. des 11. jahrh. 135, 14;
Joseph balde lief ze Sichem in daz tal tief,
wan da was weide genuͦch der sich ir uihe betruͦch
Milst. genesis 75, 22;
bin drumb rabgangen an die Tieber.
im grund da wechst das grasz vil lieber.
wolt sehn, obs drinnen geb weid
dram. 1, 48 Keller;
c)
'hut' als thätigkeit des viehhirten ist weide selten:
von hegung und weide des zahmen viehes Grimm Reinhart Fuchs II, noch seltener 'hutbetrieb': die abgaben bestanden ... wenn das land zur weide lag, in einem ... hutgeld röm. gesch. 2, 382.
swenn er daʒ vihe treip ze holz ...
sô kunde er sîn mit weide
nâch dem wunsche nemen war
Troj. 696 Keller;
d)
schon von den vorstehenden belegen für abstr. bed. können mehrere auch concret als 'viehfutter' verstanden werden. vollends zu dieser bed. leiten über: die gebürge von Man, wo schatten und weide für seine pferde und sein vieh waren Usong 2; auf den bergen gibt es einige weide I 31, 96 Weim.; gute weide macht fette schafe 3, 219.
2)
ganz gewöhnlich ist weide 'futter des zahmen viehs'. das wort bleibt, auch wenn das futter gegen seine bestimmung von anderen als zahmen thieren gefressen wird:
es ist nicht auf gras und kräuter beschränkt: etleich (bienen) sind wächig und fleiʒig ze suochen ir waid 289 Pfeiffer, auch nicht auf das am festen land gefundene futter: wann es inen (den schwänen) an der weyd manglen wolt feldbau 113. die beziehung auf den wiesenboden herrscht zwar vor: er ... hat alle andere thier gegen der erden gekert, darmit sy der weyd und narung alleyn acht hetten anatomi A 3ᵃ; alle andere thier lassen ihre meuler undersich zur erden und weid hangen hirnschl. (1664) 55, doch wird auch freszbares laub inbegriffen:
auch das vom boden gelöste und sogar das schon gefressene viehfutter kann noch weide heiszen: ocymum ... allerley saatkreüter so sy abgeschnitten werdend dem vych zur weid dict. 908ᵃ;
was also das vieh auf den feldern ... abbeiszt und in sich friszt, heiszet weide n. jägerpract. 5, 25. gewahrt wird dagegen die beschränkung auf feste pflanzliche kost: bauren geben inen (den hühnern) im sommer gar nichts, dann sie erhalten sich von der weyde, von den würmlein, und was sie sonsten finden viehbüchl. (1667) 96; Pieps half den thieren zu weide und tränke 12, 37. gras und kraut heiszen weide nur soweit sie abgeweidet werden sollen: wir haben heuer viel heu, die weide ist hoch m. leben 3, gemeinhin vom herdenvieh, das der mensch am häufigsten grasen sieht:
deine knechte haben nicht weide fur ir vieh (non est herba gregibus) 1. Mos. 47, 4;
vielfach kann weide noch als 'gewachsenes viehfutter' gemeint sein, aber schon als 'fläche, auf der viehfutter wächst' verstanden werden: es laszt sich ... sonder ander futer an seiner weyde benügen feldbau 123; die fette weide, die fruchtbare erde ... reitzten die eroberungssucht der ungerechten n. theater 1, 4;
auch von den bed. 'gelegenheit satt zu werden' und 'nahrungsaufnahme' her sind solche übergänge zu gewinnen: er ... suͦchet gar vil stet, das das vich guͦtt weyd hett heiligenl. sommerth. (1472) 210ᵃ;
(die fünfte plage waren heuschrecken)
die selben aszen alle die waid,
das das vich solt essen, dem volk ze laid
blume d. tug. 2316.
davon entgeht den heerden
die weid' an laub und grasz
Königsb. dichterkr. 21 neudr.;
es hängt indes an klippen voller weide
der bärtge bock, der die gesträuche nagt
3, 137.
wan friedlich unser herd und schaff
nach späthem widerkawen ...
die süsze weid verdawen
trutznacht. 192;
die weide eneʒʒent geiʒe rinder ros noch schâf
j. minnes. frühl. hg. von Vogt ²305;
die rinder sogar um die stiere
schweifen klagend umher, und verschmähn die weide zu kosten
Theokrit 370.
ich sag' es dir: ein kerl, der speculirt,
ist wie ein thier, auf dürrer heide
von einem bösen geist im kreis herum geführt,
und rings umher liegt schöne grüne weide
I 14, 87 Weim.
in dem er also iszt, hört er der schafe schellen
die von der weyde nun sich wider heimgesellen
t. poem. 31 neudr.
3)
'ort an dem herdenvieh futter findet' ist die häufigste von allen bed. des subst., sie ist früh erreicht:
und gilt ganz allgemein in den mundarten: kärnt. 253; bair. 2, 850; lothr. 534ᵇ; vgl. wb. des Handschuhsh. dial. 76ᵇ; rapp. 224; oberhess. 901; thür. 255; obers. 2, 649ᵇ; vogt. § 211, 3 a; wald. 112ᵇ; gött. 290ᵃ. theoretiker wie allg. lex. d. künste u. wiss. 2 (1767) 1735 pflegen von ihr auszugehen. die oben beobachtete abneigung gegen den plur. ist in älterer sprache auch bei dieser bed. fühlbar: ich hab dich genomen von der weide hinder den schafen (cum in pascuis sequereris gregem) 1. chron. 18, 7; die Scythen sein ... genand worden nomadas leut die viel umbwallen, andere weide ... suchen Curäi schles. chron. 11.
er wiste sin vihe an di guten waide
d. ged. d. 11. jahrh. 28, 23 Diemer;
gezogenlich chan ich ilen
und an der weide mit minem vihe gen
Milsteter genesis 102, 9 Diemer,
a)
weide steht in aufzählungen ländlichen besitzes: dasz sy von iren garten, wisen, ackhern, holz, waid, wasser ... kain zechenden solten geben chron. v. Kaisheim 53; mit alpen, wälden, tälern, seewen oder mösern, ebeinen, matten, weiden, wassern ... übergeben chron. helv. 1, 53; landbau auf wiesen, weiden, äckern, weinbergen der stadtflur 18, 122, bildet mit wechselnden gegenworten begriffspaare: in den häusern und auff der weid 1, 154; die gärten und die weiden 1, 81; brunnen und weide 5, 130; ställe und weiden ged. 34 Weinhold; äcker und weiden 6, 281; wald und feld, wiese und weide 2, 20, und erscheint gern in reimformeln: scheide und weide rechtsalt. 1, 18; heide und weide kreuz im Venn 29, die, wenn sie aus alter zeit stammen, durch stabreim gebunden sein können: weid und wald Pegnitzschäf. forts. 37; 4, 8; wald und weide poet. w. 5 Gärtner; Kalkalpen 91; 6, 265; wasser und
weide rechtsalt. 1, 10; 21, 171 Grimm. die älteste und häufigste ist wonne und weide, sie bindet zwei von haus aus fast gleichbed. wörter: das erste glied ist, wie schon rechtsalt. (1828) 521 gesehen hat, ahd. winna, dem got. winja 'νομή', anord. vin 'grasplatz' entsprechen. im deutschen ist winne schon seit anfang des 9. jahrh. auszer gebrauch gekommen. in unserer formel wurde es, wie in winnemânôth 'monat in dem das vieh auf die weide kommt, mai' unter dem einflusz von wonne umgebildet beitr. 14 (1889) 370. im sinn dieser volksetymologie umspielt schon Gottfried v. Straszburg die formel:
in ihrer ausgangsbed. behält die rechtssprache die formel: wasser, weyer, wunn und weyde, leut und gut, varnd oder ligend habe städtechron. (1392) 4, 170; das müllehen daselbs mit aller zugehörung, es sey wismad äcker haws hofstat holtz, wunn und waid, nichts davon besundert mon. boica (1469) 21, 553; zwing, bann ... wunn, weid Riederer spiegel d. rhet. w 6ᵃ; es sollen auch die schulmeister jedes orts bey irem ampt wasser, wonn und weyde und andere gemeine allmandt ... zugenieszen haben kirchenordn. f. Braunschweig (1569) 350. von da gelangt sie zu den dichtern:
ich hab euch wonn und weide nechst den bächen ausgesucht frauenz.-gespr. 6, Ff 5ᵃ. entstellungen sind wund-waid mon. boica 15, 353; wohn und weidt weisth. 4, 77. jung und nur bei gelehrten möglich sind übertragungen auf leibliche und sinnliche labe des menschen: schr. an s. lieben Deutschen 2, 127. 402. weitere belege gloss. 2126 ff.; 2, 850.
ouge und ôre heten dâ
weide unde wunne beide:
daʒ ouge sîne weide,
daʒ ôre sîne wunne
Tristan 16759.
allda die Schweden funden nun
holtz, brunnen, gute wayd und wunn
16, 209 Keller-Götze;
b)
hier entfalten sich am reichsten die attr. bestimmungen, die
α)
den wirthschaftlichen werth der weide bestimmen: dürr — fäuht 155 Pfeiffer; fruchtbar b. d. beisp. 22; gut Eulensp. 409 Hauffen; köstlich grewel d. verw. 1; ungesund Reinicke Fuchs (1650) 124; nuzbar Oct. 3, 870; grasicht poet. belust. 1, 496; trocken ackerb. 49. das häufigste dieser attr. ist älteres feist 9, 140 Keller; flor. pol. 2, 831, neueres fett fortg. mus.-poet. lustw. 1, 448; 2, 99; I 15, 287 Weim.; 1, 26 Rösch.
β)
die attr. klären die besitzverhältnisse, von alters in der fügung gemeine weide, die die almende als besitz der gemeinde kennzeichnet (th. 4 i 3177. 3271): lat.-nd. wb. von 1417 bei n. gloss. 104ᵃ; chron. helv. 1, 114; flor. pol. 1, 353; östr. weisth. 4, 89, 3; 2, 960; allg. lex. d. künste u. wiss. 2, 1736; tageb. 1, 192; d. staats- u. rechtsgesch. 1 (1821) 46; röm. gesch. 2, 128. erst seit dem 17. jahrh. treten freie wendungen verwandter art daneben: die gewönliche weide forts. d. Pegnitzschäf. 4; abgezäunt beytr. z. crit. hist. 2, 111; ordentlich neuestes a. d. anm. gelehrs. 8, 298; fremd 1, 195; königlich gesch. d. Hohenst. 4, 557; städtisch 5, 149.
γ)
eine ästhetische würdigung geben die attr. schön meisterl. 102, 6 Mayer; lustig Simpl. 488 neudr.; frisch poesie d. Nieders. 1, 75; heerdenvoll schlesw. lit.-briefe 349 neudr.; bunt ged. 146 Halm; grün 1, 124; beblümt 1, 399 Hempel; duftig nov. 141.
c)
verbale fügungen mit weide können
α)
das weidende vieh zum subject nehmen. praed. ist dann meist gehen, die präp. wechseln: pferde oder küge ... die an die weyde gont Schlettstadter stadtr. (1399) 1, 332; ochssen ... nach ihrer weyde giengen theatr. diab. 397; rossen ... die ... in der weide giengen ras. Roland 33; (wenn die vom teufel erschaffenen ziegen) nun zur weide gingen märchen 2, 289, meist ist es auf: do ain gaisz ... usz wolt gann uf die waid
Äsop 121 Keller; 18 schaff ... welche daselbst uff der waid gangen schwed. krieg 57 Weech; dasz die pferde an einigen posten noch auf der weide gingen 1, 136. andere verba treten mehr gelegentlich auf: die herden zogen auf die weide 3, 23 Elster; zur weide gegackert werden vierzig jahre 1, 273; traben ged. 45; heimkehren ged. 1, 288; hinauslaufen 5 i 269; verlassen 4, 135. früh bahnt sich hier der übergang zu wendungen an, die den menschen zum ausgangspunkt nehmen: das uwer gnode uns die ochszen uff uwer gnoden weyde hat loszen gen privatbr. d. mittelalt. 1, 322 Steinhausen.
β)
seit dem 15. jahrh. wiegen die fügungen vor, die den menschen zum subj. nehmen. mit der anschauung wechseln hier die verba stark: ain kalb ... laszt man frey auf die wayd sp. d. sitten B 6ᵇ; das sie weide suchten fur ire schafe 1. chron. 5, 40; man musz sie (die gänslein) auch niemals ungessen in die weide bringen viehbüchl. (1667) 107; dasz du ... fünf schaafe zur weide führest 1 (1777) 40;
fest geworden sind treiben: Odyssea 60, 4 Weidling; disc. mil. 23; trutznacht. 42, und schlagen, dies zunächst mit frischer anschauung: so schlagen sie ire pferdt auf die waid (bindens an halfftern und langen stricken, die legen sie an einen pfal, denselbigen schlagen sie stets fort und fort, wie die rosz das gras abessen roszarzn. 94, doch früh verblasst: ein rossz das man auff die weid schlacht unnd frey lasszt lauffen dict. 471ᵇ. von kühen; general chron. (Frankf. 1576) 48ᵇ, von schafen: würtemb. zollordn. (1651) 28.
ein schäfer hüt auf der weide
wunderhorn 1 (1845) 55.
d)
übertragener gebrauch ist in verschiedener richtung von der bed. 'futterplatz für herdenvieh' ausgegangen, zunächst in zweideutigkeiten: der leib des weibs als tummelplatz männlicher lüste:
das recht des ehemanns auf seine gattin:
dann im ungelenken bilde: so sich di alten ... inn guͦten künsten (als andere thier inn schmackhaffter wayde) erlustigen Cicero 32ᵇ. fest geworden im bild für unordnung: da es alles unternander leufft on unterscheid wie die kue auff der weide 34 ii 389 Weim.; man musz ... den versz nicht wie eine saue von der weide lauffen lassen unterr. v. d. d. sprache 1, 710; alles bunt durch einander, wie's der dorfhirt auf die weide treibt 6, 123, und im vergleich: viech als stall, hirt als wayd antipap. eins und hundert 4, 133ᵃ. von dichtern kann ein ganzes land als eine grosze weide bezeichnet werden:
dieselbe vorstellung wird längst vorher im wirthschaftlich gerichteten bild erreicht: wie möcht dann teütsche nation grünen, so als vyl schedlicher thiere in ir ab etzen alle guͦte weide? 1, 8 neudr. bemerkenswerth früh ist die bez. auf das weidende vieh völlig abgestreift. dann kann bedeuten: zu weide 'auf freiem felde': meisterl. 83, 11 Mayer; uffs schäffers waid müssen 'verstoszen werden' 93; auf der weide sein 'im schwange gehen' doppelsp. 7; auf die weide schlagen 'preisgeben' dram. 4, 2407, 29 Keller.
ich lihe dir meinn esel auf ir weid
fastnachtsp. 1, 347 Keller;
und hüt dieselben weil seins weibs
da im kain ander sein waid ab fretz
das. 2, 767,
so schaut sie aus der luft, und Sachsen stellt sich ihr
mit aller seiner pracht und seinem segen für.
hier Meiszen reich an wein, der churkreis an getreide,
dort das gebirg an erz, Thüringens fette weide
4, 57;
wie segn' ich dich, mein reiches kleines land,
du frische weide einer treuen heerde
3, 162:
ist denn nicht Schwaben ein fruchtbarer garten,
eine gesegnete weide die Schweiz?
1 (1867) 198.
4)
schon in wendungen unter 3 a) und 3 b β) kann weide nahe an die bed. 'recht, einen weideplatz zu nutzen' gelangen.
ebenso nähern sich ihr ältere urkundensprache: sollen wir ym vier pferde ... iclichs von vier marken und die weyde dorzu vorlyen Marienb. tresslerb. 416 Joachim; das gras und die weide in den statgreben ... niessen die zwei fündelheuser baumeisterb. 257; er sich disesz walds mit aller nutzung, wisen, waydt, holz ... freywillig verzigen chr. v. Kaisheim 9, desgleichen einzelne formeln:
weilen die wittib Hörstgens mit weidt undt schweidt sich der gemeinden bedienet urkundl. beitr. z. gesch. v. Münstereifel (1682) 1, 435 Scheins; wer auch bei in in der stat gesessen ist, und waid und wasser mit in suecht, der sol in stewren quellen u. erört. z. bair. gesch. (1351) 6, 414; wasser und wede vorbiten (Leipz. 1517) bei gloss. 303ᶜ; wasser und weide weltb. (1542) 129ᵃ; d. spr. ehrenkranz 51; 8, 244; laszt mir keine druckfehler einschleichen! ich sage euch sonst wasser und weide auf briefe 3 nr. 669 Strodtmann; die tröpfe mögten euch heide und weide sonst aufkündigen das. 2, 102; heyde und weide Montaigne 5, 3. theoretiker buchen die bed.: das recht zu weiden (1816) 660, sie ist bis jetzt möglich: die weide auf seinem acker gehörte vor der aussaat ... dem gutsherrn 20, 429.
keynr reidt dem andren inn die weydt
5, 109 Bolte;
II.
seit seinem frühsten auftreten bez. weide auch nahrungserwerb und labe des menschen.
A.
körperlich bed. weide 'gang des menschen auf fang'; so schon gemeingerm., wie die ags. und anord. verwandten erweisen.
1)
alt ist im deutschen vor allem die bez. auf fischfang:
sie hält sich bes. zäh am Oberrhein: das niemant keinen kneht uf die weide schicken sol der sines rehten nüt enhet zwey schiff Straszb. zunftordn. (14. jahrh.) 168 Brucker; wer anders dete, der bessert 7 β d und die weide (den ertrag des fischzugs) das. 175; sich der weide des Rînes gebrûchen (im Rhein fischen) zs. f. gesch. d. Oberrheins (1449) 4, 82; es soll auch keiner dem andern sein geschürr in sein weide stellen Schlettst. stadtr. (1596) 2, 553 Gény. in diesen kreis gehört auch fischen weyd 7, 386 Bolte, woraus Bartsch vischweide für 20, 262 rückbildet th. 3, 1689; mhd. wb. 3, 553ᵇ; 3, 373).
oba iro (der fischenden apostel) thehein uuiht habêti, thes in in uueidu zauuêti (beim fang zu theil würde)
friunton ouh zi nuzzîn gifangan mit thên nezzin
5, 13, 9.
2)
die bez. auf die jagd ist wol nur zufällig im deutschen erst später bezeugt: (Marke geht zur jagd, Tristan bleibt krank daheim):
die bed. 'jagd' wird vorausgesetzt durch zus.-setzungen wie weidmann (s. d.), von da kann sie stets neu belebt werden:
darnach ehrenbr. 49 zs. f. d. alt. 6, 41. in der weidmannssprache wird sie fest gehalten:
dem gehürn zuͦ, lieber gesell, der weyd naher feldbau 565 ; offenbar auch im jägergeschrei ho ho, woit gut altd. wälder 3, 103 ff. aus der weidmannsspr. gelangt sie zu den dichtern, während in neuerer prosa waidwerk (s. d.) gilt:
der sieche weidenære
wolte ouch an sîne weide
Tristan 14381.
des waldes ûf der heide vil nâhen an dem ende
hielt ein man der weide
j. Titurel 1277 Hahn;
(Philipp) het geschworen ainen aid,
den kaiser gschlagen an der waid,
oder wolt nit landgraf bleiben
hist. volksl. 4, 367 Liliencron;
ich habe eichenwälder tief und breit,
mit bahnen rings durchhauen für die waid
1, 386;
die stärke
kund gethan durch blut'ge werke
in der schlacht und auf der waid
dram. 2, 11.
3)
auch in freiem gebrauch ist die bed. 'nahrungserwerb des menschen' der alten sprache durchaus geläufig:
die bed. 'unterhalt' wird lange festgehalten, wesentlich von den dichtern:
(Alcidamas lagerte sich am tisch) wie die Scythen, immer da wo er die beste weide fand Lucian 1 (1788) 332. jüngere spielarten der bed. sind 'kost': wie einer speisz braucht, also lebt er auch, rauhe weyd macht rauhe leut, wie Tacit von Teutschen tacet Garg. 82 neudr.; von da flor. pol. 1, 213 f. 3, 300; 'existenzmöglichkeit': sie wollen ... den schaaren ihrer juristischen hungerleider ... eine neue weide ... öffnen ges. briefe 3, 49; 'beruf':
'körperliche befriedigung': die schönheit dient viehischen trieben zur gräszlichen weide I 9, 115; 'ort an dem sich menschen wol fühlen': die ebene, lustige waid und plumreiche strasen des unehlichen unverfangenen stands ehzuchtb. 206 Hauffen; den dunkeln trieb ... welcher ihn von der grünen weide hinweg dem gestaltenden leben der städte zugeführt hatte 1, 20; früh auch 'bewegungsfreiheit':
vor allem aber 'gang, fahrt': (der herr entläszt den knecht:)
hieran schlieszt, wie bei fahrt, gang, kehre, die bed. 'mal':
dorumb Jhesus grisgrampt ander waid in im selber erste d. bibel, Joh. 11, 38 (var.: aber); vgl. anderweit th. 1, 314.
dannen fûr er vor baʒ
an eine breiten heide.
dâ was ubil weide
rossen unde mannen
Alexander 2618 Kinzel.
die armen sint mit leide
der rîchen hêrren weide
Martina 129, 108;
ir (ein prediger) suchet uwer weide
vil me danne gotis gir
b. Daniel 2656 Hübner;
der feind offt auffhielt die provant,
dasz sie hettn weder speisz noch weyd
16, 268 Keller-Götze;
auff wilder heyd such ich (ein reiter) mein weyd:
bergreihen 115 neudr.;
hätt ich wiltpret, wein und fisch
und die gantze weyde,
die den hals und schmack ergötzt
bei 3, 408ᵇ;
bulute graʒ ich nennen
muʒ durch ire arebeit.
tac mit nacht tut sie ir weit
nicht slafen, sunder wachen
b. Daniel 1790 Hübner;
arme und ahsel beide
die heten breite weide
Tristan 6704;
ginc und var din weide
9, 135;
stet uff, ir gotes boten beyde,
ich sal uch ryszlich uwir weide
vuͤren an eyne stat
altd. schausp. 1, 1306.
zu dem dritten weide
vorkund hern in daz gevelle
der grundelosen helle
apokal. 4236 Helm;
B.
weide des menschen kann 'befriedigung' sein auch über nahrungserwerb und körperliche sättigung hinaus.
1)
zu geistlichem gebrauch gibt die bibel das vorbild mit Joh. 10, 9: ich bin die thür, so jemand durch mich eingehet der wird selig werden, und wird ein und aus gehen und weide finden. die worte pascua inveniat der vulgata sind schon längst vor Luther mit hilfe von weide widergegeben worden: sol weide vinden pred. 110, 21 Vetter; waid vint er codex Teplensis 1, 138 Huttler. auch auszerdem hat das kirchenlatein diesen wortgebrauch belebt: anne mir uindent ouh sie die uueida des êuuegen lîbes 55, 17 Seemüller; entspr. 59, 11. 115, 9; in pascuis uberrimis (Hesek. 34, 14) mit ainer vaiʒter waide d. pred. d. 13. jahrh. 1, 7 Grieshaber. von den mystikern wird dann das ganze bild vom weidenden schaf ins geistliche umgesetzt: uf den bergen von Israhel sol ich sú fuͦren an die grünen krúter an der vetterlichen weide pred. 114, 2. die reformation bildet den gebrauch so fest aus, dasz Luther weid schlechthin gleich predigampt und doctrina setzen kann 34 i 329, 11. 333, 4 Weim.
a)
die neutest. parabel leitet dazu an, unter weide die labe der christenseele im diesseitigen leben zu verstehen. so ist der wortgebrauch alt und gut entwickelt:
man beget húte drier leige geburt in der heilgen cristenheit, in der ein ieglich cristen mensche so grosse weide und wunne solte nemen pred. 7, 13, nam. Luther pflegt ihn: darümb ist es (das sacrament) gegeben zur teglichen weide und futerung, das sich der glaube erhole 30 i 225 Weim.; entspr. 6, 320; 10 i 1, 19; 10 iii 174. von der reformation bleibt neben der bez. auf das abendmahl die auf gottes wort:
Jesu ... lasz ... deine worte meine weide ... seyn 1, 8, während spätere katholiken und pietisten die auf Jesus selbst ausbilden:
(der engel zu Maria:) gnade, froude und weide
wolte got mit ihr geben und daʒ ewige leben
Maria, fundgr. 2, 176;
mit deinem wort und geistes krafft,
dadurch uns weide wird verschafft
bei 3, 34;
ernähr mich, wie du andren thust,
mit der fetten weide deiner brust
seelenlust 71 neudr.;
Jesu, meiner seelen weide,
meine höchste lieblichkeit
t. ged. 51.
b)
mehrfach kann hier weide als 'labe' gemeint sein, als 'ort der labe' verstanden werden: da ist die rechte weyde und wonung aller geyster 7, 651 Weim.; soll man darumb den geistarmen schäflein die weid nehmen? cat.-milch 1, 390, von hier aus breitet sich, wie bei der irdischen weide, räumlicher gebrauch seit der reformation bei den protestanten rasch aus. der gebrauch bedarf zunächst der erläuterung: dye schaff müssen noch den hirten die weide, das ist das euangelium, weisen flugschr. a. d. ersten jahren d. ref. 1, 27; damit sy von im als ainem guͦtem hirten in die waid gottes worts gefuͦrt ... werden sabbata 90 Egli, nachmals wird er selbstverständlich: (die schäflein) giengen irre, oder auff einer ungesunden weide bettelteufel E 6ᵇ; wan disz schäfflein Christi sind, ihr aber dessen bestellter hirt, so wil euch gebühren, sie auff eine bessere wäide zuführen Simpl. 75 neudr.; ein guter hirte ist damit noch nicht zufrieden, dasz er seine schaafe nur auf eine gute und gesunde weide führe pred. 2, 25. wesentlich unterstützt wird dieser räumliche gebrauch durch ps. 74, 1: gott warumb verstöszestu uns so gar? und bist so grimmig zornig uber die schafe deiner weide? angeführt von tageb. 82; 18, 314 Keller-Götze; 1, 350 Fischer; P. Gerhardt bei 3, 301; ged. 26; Wieland I 2, 379.
c)
wird weide auf das leben der christen im jenseits bezogen, so musz das zunächst ausdrücklich gesagt werden:
fest wird auch dieser wortgebrauch durch die mystiker: in die úberweseliche gotheit, do alle volkomene weide ist pred. 142, 19 Vetter, von da wird er, durch die reformation nicht unterstützt, nachmals neu belebt: der herr ... führet sie ein in seine weyde 5, 205, und namentlich im kirchenlied (P. Gerhardt bei 3, 428ᵇ; lebensl. 1, 274; d. volksl. 363) sowie zu schonender tröstung gern gepflegt: ist es ein kind, so spreche ich, es wäre von dem liebreichen hirten auff eine andere weyde geführet worden pol. redner 538.
wen ir von hinnen sult scheiden
czuͤ der engil weyden
altd. schausp. 1, 1154;
ich (Maria) sal von deser werlde scheide
an dem dritten tage zcuͤ der ewigen weide
1, 1078.
2)
von geistigem genusz des menschen kann weide gleichfalls schon auf der höhe des mittelalters gebraucht werden:
damit hat Gottfried sogleich den ton angeschlagen, der fortan bei den dichtern am hellsten klingt:
bis in die gegenwart wird in gehobener sprache das compos. augenweide (th. 1, 813) gern aufgelöst:
die auflösung erlaubt ein attribut anzubringen: das geld ... seiner augen neue weide beispielsamml. 1, 203; auch ohne die hofnung eines schönen tags, ist dieser anblick dem aug eine rechte weide IV 4, 134 Weim.;
mit alledem bleibt die fügung beweglich genug, um in immer wechselnder gestalt in sätze eingebaut zu werden: (so haben) meine stunden und augen ihre weide in gutten büchern gesucht Pathmos einf. 4ᵃ; unmüglich war es dasselbe (das auge) von dar abzulenken, dahin es, seine weide zu hohlen, unnachläslich gerichtet blieb Simson 288; ich ... wolte meine vorwitzige augen auff die wäyd führen Judas 1, 41; ich gestattete also meinen neugierigen augen die nicht verwehrte freyheit, welche auch ... die angenehmste weyde suchten Leipz. aventurier 1, 208; so hübsch und bescheiden, dasz es eine weide zu sehen ist Rahel 1, 80. im gebiete keines andern sinnes entwickelt sich ein ausdruck, der der augenweide vergleichbar wäre, da nasen- und ohrenweide ( erg.-wb. 621ᵃ; th. 7 1260) kaum eine rolle spielen, dagegen wird sinnenweide (th. 10 i 1173) von der gesamtheit der sinne gebraucht, dazu:
die seelenweide ist im 17. jahrh. zum festen ausdruck geprägt (th. 10 i 40), daneben bleibt auch hier freier gebrauch der wortglieder lebendig:
dasz es eine wahre weide für seine seele war 3, 118 Tieck, wider mit dem erfolg, dasz es möglich bleibt, attribute einzuschieben: eine süsze weide für bekümmerte seelen Winckelmann 1, 298. älter ist weide des gemüts: (leiden) ist irme gemüte ein weide pred. 109, 11; ein monarch, dessen ganze felicität in der gloire und weide des gemüths, nachdem dem leibe ohnedas nichts mangelt, bestehet d. schr. 1, 213, jünger ist weide des geistes: (das ländchen) liegt, wo dein geist, dein herz auf die weide geht 5, 14; doch sollte ich ... meinen geist auf die weide treiben, (du nennst es bildung meiner seele) Brentanos frühlingskr. 318; einer andern freiheit ... wodurch auch die geister ihre weide haben 1, 265 Rösch. verwandte ausdrücke schlieszen leicht einen tadel ein: deswegen gieng er auch gern in die schule, weil er dort in der vollen weide seines muthwillens war Spitzbart (1779) 55; sein dünkel fand eine stattliche weide
Lucian 3, 84; es soll die sinnlichkeit nicht den geist verkuppeln, durch allerlei weide das herz verstricken volksthum 354; (die sinnlichen) wählen das thal Sodoms, um der fetten weide willen 4, 212; seina wai naugäihn 'seinen gelüsten leben' egerl. 106ᵇ. in der dichtung wiegt auch hier der edle klang vor: ich soll in meinen kindern langsam sterben, eine volle weide an eurer marter nehmen Ugolino 244 Hamel; die bekanntschaft von Lavatern ist für ... mich ... eine weide an himmelsbrod, wovon man lange gute folgen spüren wird IV 4, 140 Weim.;
daʒ ouge daz hanget
vil gerne an sîner weide
Tristan 17827.
welchs bildt dann was seinr augen weyd
8, 58 Bolte;
schöne hand, meiner augen waid,
lasz dich meinen zorn nicht betrüben
1, 173 Fischer;
wie desz frülings erste kinder
der masirten felder schein
unsrer augen weide sein
(1642) 329.
du hast vor uns die rührende weide der augen genossen
Noah 3, 587;
jede nymfe, jede göttin, bleibet meine lust und freude,
jedes antlitz, jede brüste, werden meiner augen weide
Banise 842;
hier ist der sitz der zärtlichkeit,
der sinnen lust, der augen weide
versuch 19, 22 neudr.;
hände, meiner augen weide,
o wie drück' und küss' ich sie
I 16, 357 Weim.;
wie lachte da auch Herzeleide,
als ihren schmerzen
zujauchzte ihrer augen weide
10, 356.
dieser schmerz, den mein gefolge zeigt,
ich weisz, ist eurem auge süsze weide
13, 479.
unbillichkeit ist seine frewd,
und seiner sinnen süsze wayd
2, 16 Fischer;
niedriger sinnen verächtliche weide
poesie d. Nieders. 6, 116.
alles war für unsre seelen weide,
jeder pulsschlag ein genusz der freude
Daphne bei elegien d. Deutschen (1776) 179;
du gewährtest mir ...
was die weide meiner stillen stunden,
und der lieblingstraum des knaben war
rhaps. 2, 5;
das dritte, deutscher männer weide!
am hellsten soll's geklungen sein!
die freiheit heiszet deutsche freude
ged. (1860) 294.
III.
auszer thier und mensch können sich auf einer weide wesen laben, die mit beiden verglichen werden. in den sternen sieht der Deutsche weidende schafe, die sich auf der himmelsaue ergehen:
seltener und später gilt das gleiche bild für die wolken (s. lämmerwolken th. 6, 86): eine heerde lämmerwolken, die tief gegen süden auf der blauen weide gingen 1, 14. aus griech. mythologie schlieszen sich die herden des Helios an: worauf er (Odysseus) an der thrinakischen weide des sonnengottes zu übernachten genöthiget wird krit. bl. 2, 311. allegorische gestalten, anthropomorph gedacht, laben sich nach menschenweise: früh findet frau Minne in einem frauenantlitz die weide, in der sie sich mit lust ergeht:
aber auch in neuer dichtung erscheint die welt als tummelplatz allegorischer gestalten:
der persönlich gedachte tod sättigt sich mit sterbenden menschen: sie müssen nur des todes weide seyn haubtspr. 121; die menschen sämtlich sind des todes fette weide disc. d. mahlern 3, 186, der teufel mit sünde und sündern: dann spilen ist des teuffels weid doppelsp. 23; bawersleut seynd eine weyde der tyrannen und der soldaten: die tyrannen aber und soldaten seyen eine weyde desz leidigen teuffels flor. pol. 3, 413.
die wogen fliegen auf bisz an der sternen wayd
2, 43 Fischer;
mond des himmels, treib zur weide
deine schäflein gülden gelb
trutznacht. 211;
auf einer groszen weide gehen
viel tausend schaafe silberweisz
11, 355;
gottes schäflein gehn zur weide
2, 49 Behaghel,
doch zeiget wol diu minn ir weide
an ir, swie sî in trûren wære
Willeh. 71, 12 Singer,
(unschuld und friede harren,)
um dann zu kehren beide
hinaus zu freier weide
1 (1867) 131.
IV.
zusammensetzungen: acker-, alp-, an-, anger-, augen-, auszen-, bauern-, berg-, binnen-, brach-, bruch-, busch-, distel-, dreesch-, faul-, feld-, fett-, fisch-, fohlen-, frei-, frühlings-, gänse-, garten-, geisz-, gemein-, gemeinde-, götter-, gras-, haber-, harz-, haus-, hege-, heide-, herbst-, herren-, herzens-, holz-, hühner-, hut-, jahr-, johannis-, kälber-, koppel-, küh-, lachs-, lehden-, mast-, mein-, mit-, moor-, nach-, nacht-, nasen-, ohren-, pacht-, pferde-, pfingst-, rinder-, rosz-, saat-, schaf-, schau-, schnabel-, schneeflucht-, seelen-, sinnen-, sommer-, sonnen-, stoppel-, sumpf-, tag-, thal-, ur-, vieh-, vogel-, vor-, voralp-, wald-, walpurgis-, wetter-, wiesen-, winter-, zeidel-, ziegenweide.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1915), Bd. XIV,I,I (1955), Sp. 545, Z. 55.
weiden, adj.
weiden, adj.
von weidenholz, ahd. mhd. wîdîn 1, 773; 3, 876, mnd. widen 5, 707ᵇ. stoffadj. wie die meisten hd. adj. auf -în. zuerst in der Würzburger markbeschr.: in den uuîdînen sêo Müllenhoff u. Scherer denkm. 64, 8, und in e. glosse des 11. jahrh.: vimineum uuidinaʒ 2, 617, 22. dann erst wider in Nürnberg zu ende des 14. jahrh.: wer auch zewnholcz hawet, ez sey weidein, heslein, ernlein oder ander holcz städtechr. 1, 30. auch sonst gern neben bed.-verwandten adj.: ausz zween theilen lindenen oder weidenen kolen Rätia (1616) 152ᵃ; espene, weidene oder haselne reiser n. jägerpract. 2 (1754) 137. in alter zeit vorwiegend in den wb. n.: n. gloss. 325ᵃ; (1537) 214ᵃ; (1556) 1175; 509ᵃ; fons lat. 731; 2, 960, gel. auch umgangen: salicius eyn ding daz von wyden ist gemacht gloss. 508ᵃ. jetzt fast nur in den mundarten: weden, weën brem. wb. 5, 214; wîen gött. 297; wîdən cronenb. 134ᵇ; wegə ripuar. 42, und von da vereinzelt literarisch:
so geht man ja nicht mit weidenen zeinen um, wie du mit irdenen platten Wiltfeber (1912) 251. nie präd., attr. neben rüthlein apophth. (1628) 244; gert flor. pol. 1, 289; reif, band t.-it. dict. 2 (1724) 1293ᵇ; holz not. ven. 195; richtscheit Vitruv 2, 266; schild Ekkeh. 173. die alte zeit schätzt das wort in späszchen, lehrhaftem vergleich und abergläubischem brauch:
ein weidenes oder heseln rütlin kan ich mit einem brotmesser zuschneiden, aber zu einer harten eichen musz man barten ... haben tischr. 37ᵃ; am abend allerheiligen stecke birckene oder weiden knüttel ... in die erden georg. cur. 1 (1682) 137. 4, 1448f. bemerkt, dasz häufiger als das adj. zus.-setzungen mit weiden- sind, es bleibt ihm aber, wie vorher (s. u. weidenbast) verborgen, dasz gerade im ersten worttheil dieser zus.-setzungen vielfach das adj. fortlebt ( gramm. 4, 258 ff.), wie es sich mundartlich noch am wortton bemerklich macht: ostfr. wèidengért wie schwèinenbráten. —
hierauf schirmt' er die seiten (des flosses) entlang mit weidenen flechten
gegen die rollende flut
Odyssee 5, 256;
was hängst du wieder ernst und stumm
im weidnen korb am dromedare?
1 (1870) 149;
'fart immer her, mich dürstet gleich' ...
„ihr habt ein weiden hertz vorwar,
es wil nur feucht stehn immerdar“
hochz. zu Cana 4, 273 Palm;
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1915), Bd. XIV,I,I (1955), Sp. 575, Z. 57.
1weiden, verb.
¹weiden, verb.
ahd. weidôn 1, 775, mhd. weiden mhd. wb. 3, 555ᵃ; 3, 740, mnd. weiden 'auf die weide führen, mit falken jagen' 5, 654 f., ags. wǽđan 'jagen, umherstreifen' 1162, anord. veiđa 'jagen' 3, 894, norw. veida 'fangen, erlegen, jagen' 914ᵃ. aus dem germ. stammen frz. guéder, wallon. waidî 'sättigen' etym. wb. d. rom. spr. (1878) 606. als schwaches verb ist weiden abgeleitet von ²weide f., wie ahd. wâtôn von wât f., klagôn von klaga f. es ist von gemeingerm. alter, doch in älterer sprache selten, z. b. aus Otfrid und Tatian, Walther und Wolfram, Nibelungen und Gudrun nicht nachgewiesen, seitdem immer häufiger, doch wesentlich schriftwort und durch
literarische wellen, die protestantische theologie und später durch die schäferdichtung emporgetragen.
form.
1)
neben ahd. weidôn steht häufigeres weidanôn 1, 775, eine nur deutsche bildung, die in mhd. weidenen und seitdem nam. mundartlich festgehalten wird und in allen bed. von weiden concurriert, s. weidnen.
2)
die schreibung mit ai, ay, aͤy gilt in gleicher ausdehnung wie die entspr. von ²weide nam. bei obd. schriftstellern. noch der junge Schiller schreibt waidet 1, 258; waiden 2, 353; wayden 2, 114. seit etwa 1785 gilt ausschlieszlich weiden.
3)
die graphische scheidung zwischen den homonymen weide 'salix' und weyde 'pascua' (s. o. sp. 541) wird von Gueintz auf das verb ausgedehnt: weiden in übereintziger zahl mit dem ei, ist ein gemein bekantes holtz ... weyden mit dem ey ist das eigentliche essen des viehes auf den ängern d. rechtschr. (1645) 158. demgemäsz ordnen z. b. dict. (1616) und bibelconcord. (1677) das verb unter weyden ein.
bedeutung.
mit ags. wǽđan und anord. veiđa theilt unsere ältere sprache die bed. jagen, die das verb von seinem subst. übernehmen konnte (s. ²weide II A 2): daʒ sie unsih unêidondo gefiêngin (in venationem) psalm 123, 6. fortan mnd. von der vogelbeize: binnen dem vrede ging ein Doring an der Unstrut mit sinem haveke weiden städtechron. 7, 16; he red gherne weydende myt den valken mnd. postille cod. ms. Bordesh. nr. 62 bl. 163ᵇ. diese alte bed. spielt aber in der gesamtentwicklung zumal des hd. verbs keine rolle. sie theilt sich vielmehr begrifflich und grammatisch in zwei grosze hälften.
I.
transitives weiden bed. 'pascere'. wider öffnen sich zwei wege.
A.
subject und object des weidens fallen auseinander, dann können
1)
beide stellen im satz frei besetzt werden: das weidethier ist subject, der hirt object:
diese vertheilung der rollen ist nur als satirische umkehr der norm möglich. in ernsthaftem gebrauch kann neben dem weidethier als subject nur die nahrung oder die weidefläche object sein: es ist so grosz als ein mittelmäsziger hirsch, weidet grasz Plinius (1565) 253;
mehrfach ist auch die nahrung oder weidefläche subject und der gelabte object:
wenn menschenjammer sie weidet, sie können ihn nie mehr frischer sehen novellen 1 (1861) 255.
die schaf müessend mich weiden
in allem muͦtwill
papst u. priestersch. 138 Bächtold.
(ihr bienen) weidet jene süsze wangen
trutznacht. (1649) 103;
die herde weidete laub und blatt
3 (1867) 14.
lasz fruchtbar bekleiben
klee, grasz und sträuche die schafe zu weiden
fortg. mus.-poet. lustw. 1 (1657) 371;
aber mache, herr, voll freuden,
die dein wort wort sich lassen weiden
ged. (1744) 87;
sie ist ein vorschmack jener freüden,
die einst die auserwählten waiden
ged. (1745) 46;
wer weisz, wer uns den tisch noch deckt,
der unsern körper weidet
d. volksl. 778;
2)
die norm ist jedoch, dasz der hirt als subject, das weidethier als object steht.
a)
von diesem fall allein geht die umsetzung ins passiv aus: der seit, daʒ ein wolf solte wonen bi eime schäfflin und ein bäre geweidet werden bi den kelblin 420 Bihlmeyer; davon nur faule freszlinge ... geweydet werden 15, 183 Weim.; geyszbluͦt .. vertreybt das gifft ... vorausz so sy mit bequemlichen kreüteren geweidet werdend thierbuch 59ᵃ Herold; die wilden schweine giengen im felde herumb, wie andere heerden, als ob sie geweidet würden chron. v. Dachwig (1662) mitt. d. ver. f. Erfurter gesch. 4, 122; die rosz so die erden arbeiten, werden mit spreuer geweidet Schupp
(1663) 712; ihr meine schaf werdet durch meine göttliche wort geweidet und gespeiszt hirnschl. 163; mein guter genius ... nannte mir einen andern (ort), wo mein geist besser geweidet werden sollte 9, 5 Schüddekopf. der gebrauch des part. sucht verschiedene wege:
an den bergabhängen sangen kinder neben den geweideten herden 15/18, 601 Hempel; vom passiv es wird geweidet! aus entwickelt sich der befehl:
weder geweidete flur, noch geackerte, breitet sich irgend
Odyssee ⁵9, 122;
wächterchen, nun mit vernunft, wie du pflegst, mir die schafe geweidet!
2 (1802) 179.
b)
das activum ist zeitlich und räumlich weit ausgedehnter.
α)
in eigentlichem gebrauch ist das object stets ein thier. das subject kann unter bes. umständen gleichfalls ein thier sein: die hüner pflegen die junge gänslin besser zunehren und weyden ... dann die gäns selbst feldbau (1579) 110;
besser entspricht dem sprachlichen empfinden, dasz ein thier als weidendes subject abgelehnt wird:
der mensch als subject ist durchaus die regel: ságe mir, uuíne mîn, uua dú dîne scâf uuêidenes 13, 2;
es begab sich uff ain tag, das ain schwinhirt nach daby die suwen waidet Reichenauer chron. 14 Barack; wer weidet die herten: und isst nit von der milch der herde? erste d. bibel 1. Kor. 9, 7; entspr. cod. Teplensis 2, 31 Hutter; 1, 174 neudr.;
höre du, der am strande der Ostsee wohnt, und auf den höchsten Alpen seine heerden weidet schriften an s. l. Deutschen 1, 260; die kühe, die er weidete, eines morgens stehen zu lassen 1, 14. statt des einzelnen hirten kann ein ganzes volk weiden:
die Albanesen weideten ihr vieh des sommers in den arkadischen gebirgen 42, 305. in der regel ist aber das weiden arbeit des einzelnen und zwar geringe arbeit des ungelernten jungen:
unter den landwirthsch. arbeiten steht es dem ackerbau entgegen: einen knecht ... der jm pflüget, oder das viehe weidet Luk. 17, 7, unter den mit der viehzucht verbundenen ist es die obacht auf die nahrungsaufnahme der thiere im freien. gegenwort kann tränken sein: trencket die schafe, und gehet hin und weidet sie 1. Mos. 29, 7. von stallfütterung steht weiden nur unter bes. umständen: die thier hat er (Noah) alle müssen weyden und yglichs sonderlich bey paren 24, 179 Weim. gewöhnlich beschränkt es sich auf die sommerliche nahrungsaufnahme: saltus ... ein forst, ein ungebawen waldechtig ort, da man das viech weiden und sümmeren mag XI ling. 1291ᵇ. die obacht auf die sicherheit des viehs wird daneben durch hüten und (be)schützen getragen: wie eim jedern hirden sein schefflein beuohlen, die er nicht allein weiden, sondern auch für den wolff ... vleiszig schützen sol bettelteufel (1586) E 5ᵃ; er vertrauete mir ...
seine gantze heerde schafe, dasz ich selbige hüten, wäiden und ... vor dem wolff beschützen solte Simpl. 10 neudr. obacht auf das wol und gute behandlung des weideviehs sind gleichwol voraussetzung auch beim weiden: ein hirt weidete seine herde und sah, wie ein vieh am fusz hinkte d. sagen 2, 17; es ist besser ein dieb weyde die herd als der hirt, der die schaf schlägt und schlachtet flor. pol. 2, 696. so wird es zur wolthat für das vieh:
das acc.-object ist sehr wandelbar: rosse Odyssea 46, 34 Weidling; büffel Gesner thierbuch 31ᵇ; wilde eber 1, 175; junge raben 1, 130 Hempel; höckriges kamel 1, 447 Elster. eine bez. für 'vieh' kann durch andeutung der besitzverhältnisse oder mit pars pro toto umgangen werden: die frow äbtissin und ... ire hab, die si in obgenanter alp weidend, sollend sicher sin vor unsz chron. helv. 1, 165;
zu dem acc.-object können dat. commodi und acc. des resultats treten:
mit bewuszter übertragung tritt zu dem vieh als object des weidens der mensch: der eine herrschet, der ander dienet; einer weydet die menschen, ein ander hütet der schweine Simpl. 460 neudr.;
denn wo der wolff weidet die herd,
da sind die schäfflein bald verzehrt
froschm. (1595) Oo 6ᵇ.
ein wolf und nicht ein hirte, nicht die heerde
zu weiden angethan, nur sie zu würgen
ernste dramen 5, 71.
seht, wie der kocadrille
ûʒ eime rôre springet
und schâf ze nœten bringet,
swâ man si weidet bî dem mer
turn. 1093 Bartsch;
die zählte sie mit wenig freude,
und sprach: kaum dasz ichs dulden kann;
bey allen weibchen, die ich weide,
treff' ich nur einen widder an
3 (1769) 27;
ein volk, das fromm die heerden weidet
11, 401;
(Apollo) hielt es gar nicht für ein spot,
dasz er dein (Admetes) schaff solt weiden
Eurip. Alceste 1195 Dähnhardt;
wo Jesse groszer sohn zuevor auf grüner heiden
noch schlecht und unbekandt die schaffe müssen weiden
t. poem. 179 neudr.
mein vor beglücktes vieh! itzt kann ich dich nicht weiden
1 (1766) 65.
doch ich bin schäfer eines andern manns
und schere nicht die wolle, die ich weide
Shakespeare 4, 202.
ein hirt, o Tirtyrus, weidet
billiger schafe sich fett
Virgil 1, 67 (ecl. 6, 4).
zerstreuet euch, ihr lämmer auf der heiden,
ihr seid jetzt eine hirtenlose schaar,
denn eine andre heerde musz ich weiden,
dort auf dem blutgen felde der gefahr
13, 147.
β)
zu geistlichem gebrauch von weiden leitet früh die parabolische sprache der bibel an, nam. Davids dank an gott: in loco pascuae ibi me collocavit ps. 22, 2 und Jesu auftrag an Petrus: βόσκε τὰ ἀρνία μου ... ποίμαινε τὰ προβάτιά μου ... βόσκε τὰ προβάτιά μου Joh. 21, 15f. wo die vulgata an solchen stellen pascere braucht, tritt gern schon im deutschen mittelalter die übersetzung weiden ein: den liût fure diû scaf zeuuêidonne ps. 77, 71; und wurt an ime vollebracht das unser herre anderswo sprach durch den propheten Johel: ich sol mine schaf weiden pred. 113, 35 Vetter;
in deutschen bibelcitaten der ref.-zeit wird dieser gebrauch ganz allgemein, z. b.: bilg. B 2ᵃ; 7, 631 Weim.; freih. d. speise 23 neudr.; 18, 106 Keller-Götze. von da gelangt dieses weiden in das eigne deutsch, zumal in predigt und polemik der reformatoren und ihrer gegner: ein silberen stab macht keinen hirten, sunder die sorg der schaff und weyden derselben 10 iii 174 Weim.; Christus waidet alle, so von got verordnet sein von ewigkeit zuͦ dem heil 2, 158 neudr.; es gebüre kainem priester, deme des herren herd zuͦwaiden beuolhen worden antipap. eins u. hundert 1, 71ᵇ; die bischoff ... schuldig sein, die gemeine gottes mit seiner unverfälschter euangelischer (nit lutherischer) lehr zu weiden gelinde antwort (1586) 66. es wird nam. durch Luther zum festgeprägten schlagwort: zum ersten mussen wir wissen, was sie durch weyden vorstehen. weyden auff romisch heiszet, die christenheit mit vielen menschlichen, schedlichen gesetzen beschweren, die bischoff mentel auffs theurist vorkeuffen ... kurz umb, niemant lassen zur warheit frey kummen 6, 316 Weim.; das wort weiden ist szo hoch geistlich, das, ob der bapst schon szo heilig were alsz s. Peter ... were er dennoch nit ein weider. weiden heist die lere geben, da die seele von lebt, wilche ist der glawb und euangeli 7, 417, und ist durch das ganze 16. jahrh. in diesem geistlichen sinn häufiger als im körperlichen. subject dieses weidens ist die gottheit
oder der geistliche hirt, object die gemeinde als Christi herde, weideplatz und -nahrung gottes wort und lehre. das bild bleibt als solches stets lebendig, einzelne züge können näher ausgemalt werden:
und solten mit einem stabe geweydet werden 5, 157. die dichtung späterer zeit denkt bei weiden lieber an den zustand der seligen im jenseits:
spätere prosa nimmt das alte bild nicht immer ernst: der teuffel weidet und geneust den besten theil dieses weingartens (der kirche) hirnschl. 329; der pfarrer hat nebst dem rechte die seelen zu weyden, auch die gerechtigkeit bier zu schenken päckchen satiren (1769) 38; er weidete beichtkinder, mit denen er sonst als kind das schloszvieh auf die weide klatschte, jetzt selber als seelen-schmierschäfer 3, 124 Hempel; trefflich unterrichtet ... wuszte der hochmeister, dasz Rom seine schafe nicht ohne die wolle weide hist. u. pol. aufs. ⁵2, 27.
drie sprak Jesus to sunte Peter: make di bereit,
hefst du mi lef, so weide mine cristenheit
Lübecker totentanz 392 Bäthcke.
o höchster gott, ich (ein pfarrer) schrey zuͦ dir:
dein schäfflein hast befolhen mir
zuͦ weiden in ainr faisten weid
totenfr. v. 177 Gödeke;
ich (der bischof) han's dermaszen gweidet all,
dasz mir keins bliben ist im stall
totentanz str. 15 Bächtold;
in der schönen schaar, die gott mit manna weydet
3, 360 Fischer-Tümpel;
die frommen wird der herr mit freud
im himmelreiche weyden
3, 366 Fischer-Tümpel;
denn gottes lamm wird euch viel schöner kleiden,
und dort vor seinem stule weyden
ged. 1 (1751) 339;
dein liebling steht gekleidet,
wo Christ die schaafe weidet
ged. (1815) 52.
γ)
auf das walten weltlicher obrigkeit wird weiden von dem früher und besser ausgebildeten geistlichen gebrauch her übertragen: weiden wird, wie bekannt, bildlich von lehrern in der bedeutung 'unterrichten', und von obrigkeiten für 'regieren' gesagt wb. des neuen test. (1792) 473. pascere der vulgata, ποιμαίνειν des neuen testaments wird auch hier von früh an mit weiden übersetzt: hab ich auch ye geredt mit yrgent der stämmen Israels einem, dem ich befolchen habe mein volck Israels zuͦ weyden Zürcher bibel (1531) 2. Sam. 7, 7; ein kneblein, der alle heiden solt weiden mit der eisern ruten aktion v. anf. d. welt (1580) A 5ᵃ. von da im eignen gebrauch der reformationszeit:
früh auch im scherz: herzog Christof sagt bei tafel: hie sitzen wir bey unsern schäflein, worauf ein edelmann: habt jhr sie nicht wohl geweydet, so habt jhr sie doch wohl getränckt flor. pol. 3, 499. seit dem 18. jahrh. vorwiegend bei dichtern:
o oberkeit, thu dein augen auff!
ewig ist gar ein langer kauff,
thu deine schefflein weiden
bergreihen 24 neudr.
o könig, sieh, mich weidet
dein zepter nicht und nicht dein feldherrnstab
1 (1784) 309;
ach! diesz betrogne volk ergab
sich unter euern hirtenstab,
geweidet, nicht gewürgt zu werden
152 (68, 20) neudr.;
die fürsten weiden ihre nationen,
als gute hirten, mit gelindem stab
1, 410.
δ)
die augen weiden ist aus dem mhd. sehr beliebten ougenweide (th. 1, 813f.) entwickelt:
an dem alle ougen süszeclich geweidet wurdent d. schr. 552 Bihlmeyer. die ersten belege lassen vermuthen, dasz lat. oculos pascere, epulas oculis dare (th. 1, 797) die deutsche wendung mitbestimmt haben: nichtz was verhandt dann die ougen weydend (nil nisi oculos pascere Phormio 1, 2) deutsch (1499) 104ᵃ; epulas oculis dare. Plaut. seine augen weyden dict. (1556) 437ᵇ; von da 491ᵃ; pascere oculos, metaphora Germanis etiam usitata est, die augen weiden B. Faber
thes. (1587) 594ᵃ. auch von den dichtern des 17. jahrh. brauchen nur die lat. gebildeten die wendung: 1 (1690) 7; ged. d. Königsb. dicht. 210 neudr.; Pegnitzschäf. forts. 2; friedens sieg 17; friedej. Teutschl. 58. wie im lat. so wird auch in deutschen belegen vom 14. bis 18. jahrh. der gegenstand der augenweide mit in angeknüpft: die jugend ... in unzüchtigen büchern ... die augen weidet t. secr. 1, B bb 8ᵃ; Otto weidete seine augen in der Octavia schönheit Octavia 2, 115; dem altar den rucken zeigen, und ihre augen in den gesichtern herum weiden weinkeller (1710) 325; zuletzt noch 6, 171. daneben seit ende des 17. jahrh. anknüpfung mit an: eine schönheit setzte sich ins gras, also dasz ich sie genug betrachten, und meine vorwitzige augen an ihr weyden konte Simpl. 394 neudr.; meine intention ist, die augen an dero höfligkeit zu weiden pol. redner 361. sie ist im übergewicht schon bei den dichtern der 2. schles. schule: Armin. 2, 41ᵇ. 1505ᵇ, und setzt sich zur alleinherrschaft durch bei den classikern: 5, 454. 6, 383. 17, 184; 3, 140. 8, 224. 23, 183. 374; 3, 211. 316; 13, 349. zu auge treten folgende attribute: falsch d. Dädalus 1, 31; aufmerksam ird. vergn. 8, 203; hell 203 Bock; dürstend 3 (1767) 75; fromm-gerührt 16, 316 Hempel. anknüpfung mit anderen präp. bleibt selten: wir hatten ... mit allerhand lust unsere augen geweidet verm. reisebeschr. 243;
wie weidete der bischof von Hildesheim ... bei dem anblick des gefangenen ebers seine augen! 4, 378, wol aber kann der gegenstand der augenweide zum subject erhoben werden:
ein holtz, ein feld, ein garten ... alles ist fähig, seine augen zu weiden disc. d. mahlern 1, 36 neudr.; (farben, die) das auge nicht weiden, sondern bestürmen sollen 5, 323;
gelegentlich blickt bei dichtern die erinnerung an den sinnlichen ausgangspunkt der wendung noch hindurch:
diese vielen unbedeckten delicatessen, woran jene leute nur die augen weiden können, müssen ihren appetit sehr stark wecken 3, 94 Elster. der glaube der alten, dasz sich die gestirne von aufsteigenden dünsten nähren, lebt bei den classikern auf:
im citat von da Ursleu (1908) 78. die alte anschaulichkeit wird gestört, wenn für auge minder concrete objecte eintreten:
zaghaft sind die übergänge ins gebiet anderer sinne: umb eher ... die augen, als den geschmack zu weiden Armin. 2, 514ᵃ;
machenschaften ... an denen ... das Berliner publikum seine ohren weiden müssen allg. d. biblioth. 93 (1790) 163; bruder Nass ... weidet seine nase daran, während die nachbarn sich die ihrigen zuhalten gesch. d. d. dicht. 3, 136;
so will ich ... nach Belvedere gehn und meine botanische augen und sinne weiden IV, 7, 284 Weim.
sus lieʒ ich sich weiden
mîniu ougen dar
minnesinger 1, 359ᵃ v. d. Hagen;
damit ich am altar, zu alles volkes freude,
durch meiner bürger blut des königs augen weide
1 (1761) 44;
überall, wo nähte gehn,
siehet man ein kleinod stehn,
dessen glanz die augen weiden
in Wagners archiv 1, 208;
solch harmonisches gebilde
weidete kein auge nicht
1, 121 Litzmann.
(der tag) gönnet mir das glükk,
die augen satt zu weiden
in meiner liebsten blikk
geh. Venus 51 neudr.;
mägdlein, woll zur erde sehen,
lasse deine augen weiden
2, 146;
die reine fluth, die die gestirne weidet
I 1, 114;
und in dem glatten see
weiden ihr antlitz
alle gestirne
I 2, 57 Weim.;
der zweige zittern rauscht, und weidet das gesichte
Pegnitzschäf. forts. 83;
der regenbogen kann das licht der augen weiden
in Hoffmannswaldaus u. a. ged. 2, 60;
wahnsinnge weiber, habt ihr kein gefühl,
dasz ihr den blick an diesem schrecknisz weidet?
14, 400.
wir sehen ja an dem, was er vorlängst gesetzt,
noch itzt gehör und augen weiden
ged. 603;
eines aber seh ich hier mit bestürzungs-wunder-freuden
unvergleichlich, wie den sinn, also auch die augen weiden
ostl. lorbeerh. XIᵇ;
ε)
vertauschbar ist das prädicat auch in allen weiter anschlieszenden wendungen. sie schreiten von körperlicher sättigung zu den verschiedensten arten geistiger befriedigung empor, dabei ist der ausdruck für körperliche sättigung zunächst derb und verfeinert sich spät: (der geistliche stand) weydet seynen wanst von der andern schweysz und blutt 12, 108 Weim.;
der ausdruck seelischer befriedigung setzt umgekehrt bei den feinsten religiösen bedürfnissen ein:
mit diesen ... zuͦsagungen unnsers allergütigsten Christi müssen wir ... unnsern glauben stercken und waiden 7, 258 Weim., und wird in den beiden von da ausgehenden formeln die seele, das herz weiden zusehends starrer und äuszerlicher. beide formeln sind gleichalt: drumb wollen wyr ... die euangelia auch der maszen handellnn das wyr ... unszer seelen drynnen weyden 10 i 1, 19 Weim.; dieweil ein christ nit die augen, sonder die seel in der gemeyn gottes weyden soll binenk. 36ᵃ;
die andere ist häufiger: wil ich eyn mal widder ynn die schrifft und unser hertzen widderumb weyden, stercken, trösten und rusten 19, 185 Weim.; gib, das wir unser hertzen ... inn deiner fülle weiden evang. C 2ᵃ, vom älteren plur. entwickelt sie sich im 17. jahrh. zu ausschlieszlichem gebrauch des sing.:
andere fügungen werden nur vereinzelt gewagt: leib und leben weiden reimget. 1, 187; eure lust Oct. 3, 754 (viel öfter büszen, s. th. 2, 573. 6, 1315 ff.); fleisch und blut 1 (1740) 45; meinen trieb 29ᵃ; seinen muth Shakespeare 5, 118; seine liebe I 38, 337 Weim.; seine vernunft 4, 285; meinen humor nov. 4 (1853) 1, 17.
ists besser, seinen leib mit essen mäszig weiden,
und, so viel möglich ist, die trunckenschafft vermeiden
H. Grot. 410;
wer weisz, wer uns den tisch noch deckt,
der uns den körper weidet
21, 94 Grimm.
o wo wird ich dan weiden
mein consciencz
auff erden trost zu finden?
meisterl. 10, 35 Mayer;
mein Cäsar, bist du hier? kan ich mit neuen freuden
an deiner küsse trost itzt mund und seele weiden?
vers. 74 neudr.
kom, wirst du sagen, weyde
dein hertz in ewigr freude
3, 404ᵃ Fischer-Tümpel;
er sah und weidete sein rachbegierig hertz
u. 96 neudr.;
bleibt nicht in England, dasz der Britte nicht
sein stolzes herz an eurem unglück weide
12, 556.
B.
fallen subject und object des weidens zusammen, so entsteht reflexiver gebrauch. er ist seit ende des 13. jahrh. reichlich entwickelt.
1)
ein thier ist subject und object, dann bez. weiden stets körperliche sättigung. am frühesten und zumeist von zahmem herdenvieh: es (das vieh) kan sich selber nicht weyden, non potest se futtern und schuttern 34 i 331 Weim.; die schäffle, in dem so sy sich weidend, gond sy hüpschlich dahär dict. (1556) 1145ᵇ;
die see-kälber haben da gelegen, wo die geiszen sich zu weiden geflogen abh. v. d. wunderb. 420. wenig jünger von vierfüszigem wild: geet derhalb, wenn es sich weyden will, zuͦ ruck hinder sich Plinius 8, 49; entspr. Plinius 108;
wo (rehe) sich weiden können vollk. t. jäger 101; die bären, die ... man ... an den beeren der himbeer ... gesträuche sich weiden sieht erdk. 2, 872; man sagt, der dachs bewohnt den bau ... weidet sich oder nimmt weide an, sticht oder wurzelt, wenn er nahrung aus der erde gräbt thierl. 1, 646. von vögeln nam. in älterer sprache nicht selten: wachteln ... pflegen sich gemeynlich bei der nieszwurtz zuweyden feldbau 118; wo sich solche vögel weidend, werdend keine schnäcken gesehen fischb. 195ᵃ;
nur vereinzelt von fischen und würmern: dise fisch weidend sich an krautechten orten thierb. 3, 33 Herold;
allda sein rosz zugleich auch sich zu weyden gienge
Ariost 2, 35ᵇ;
die heerden gehn sich weiden
ged. d. Königsb. dicht. 126 neudr.;
und wie das wilde vieh sich weidet,
sollst du dich auch ernähret sehn
auserl. ged. 1, 169;
(vom totenkauz) der der sonnen straal nicht leidet
und sich bey den gräbern weidet
geh. Venus 65 neudr.;
so stirbt der phönix fünf jahrhundert' alt ...
sich nicht von kräutern noch von körnern weidend
Dantes hölle 24, 109.
und überm rade liegt ein leib,
an dem sich weiden kräh' und made
1, 270 Schücking.
2)
in weitaus den meisten fällen ist ein mensch subject und object des reflexiven weidens.
a)
der gebrauch ist als übertragung aus 1) zu beurtheilen, die zunächst vom ziellos behaglichen wandeln auf der flur ausgeht:
wie und wohin ihr euch mit einander weidet, darauf sinn ich 1 (1812) 97. die vorstellung des wandelns tritt zurück, hauptbed. wird die sättigung:
einer büszenden ziemt es nicht, sich an herrlicher tafel zu weiden I 12, 61 Weim. gedacht wird zunächst an körperliche sättigung, in synonymen und vergleichen tritt das oft hervor: (schmeichler) weiden und mästen sich durch ihrer herren sünde Pathmos 5; vollkommenheiten ... an denen ich mich bisher nur wie an einem geträumten gastmahl geweidet hatte Agathon 1, 277; er weidete sich an allem bösen, wie ein esel am feigenbaum einsamk. 1, 99. auch dasz die vorstellung von der sättigung der thiere genommen ist, wird wie hier noch mehrfach deutlich: (der herr weidet) drier hand selen. die ersten waident sich in dem riet, die andern in dem bongarten, die dritten an den bômen St. Georgener pred. 23, 4 Rieder; wee den hirten Israel, die sich selbs weyden 2, 143 Böcking;
denn wir schnappten nach phantomen, oder weideten uns wie thiere, an den sinnlichen dingen I 2, 364. im ganzen scheidet doch der geschmackssinn früh aus, während die befriedigung durch gehör und geruch nie eine grosze rolle spielt: da luden sie mich zum traulichen gastmahle und weideten sich an meinem hellauf leben 2, 5; (der geruch der speisekammer) hatte eine so leckere wirkung auf ihn, dasz er niemals versäumte, so oft er in der nähe war, sich an der eröffneten atmosphäre auf einige schritte wenigstens von ferne zu weiden I 21, 22 und 51, 16 Weim.; so laszt auch an dem dufte dieser rosen mich weiden theatr. quodlib. 1, 172.
diu vrouwe missewende vrî
begunde sich dâ weiden,
hin z' einer wegescheiden
gienc si
Troj. 10515 Keller;
(andere) die mit uch hine wandern
und sich der spise weiden
buch Daniel 225 Hübner;
das einen an der Thur und Ill
also der giftig neid verfüll,
das jm die menschlich speis erlaid
und sich wie ein gauchkapfer ('mistkäfer', th. 4 i 1535) waid
glückh. schiff, kehrab 120 neudr.;
b)
die befriedigung durchs auge steht im mittelpunkt des gebrauchs. sie geht aus vom gefallen an schönen naturformen:
wir weideten uns an dem reichen, mit aneinander hangenden städten besäeten rebengestade 3, 4; mich an der pracht der jetzt zusammenstehenden drei planeten ... zu weiden gespr. 6, 314 Biedermann; indem ich ... mich an dem erstaunlichen und frohen anblick (von Jerusalem) weidete 4, 300; ich bin ein mahler aus Florenz und halte mich hier auf, um nach den toskanischen gerippen mich am venezianischen fleische zu weiden 4, 14 Schüddekopf; heute weidete er sich förmlich an dem offenen jungen gesicht schlaf. heer 2, 308. jünger und seltener steht s. weiden vom ästhetischen genusz an kunstwerken: mit welchem wechsel der ... gedanken weideten wir uns an diesem kupferstiche einsamk. 4, 167; in Vicenz hab ich mich an den gebäuden des Palladio höchlich geweidet IV 8, 41 Weim.; (Anselmus gewann zeit) sich an dem herrlichen anblick, den der einfache schmuck dieses saals gewährte, zu weiden 1, 211 Grisebach; (Eugenia betrachtet ihre statue:) lautlos weidete sie sich am anblick ihres eigenen früheren wesens 7, 345. bevorzugt wird weiden bei optischen eindrücken, die mit starkem seelischen antheil aufgenommen werden: dem an diesem schauspiel reiner liebe sich weidenden Danischmend 8, 403; oft entzog er sich selbst die dürftigsten erfrischungen ... um sich am anblike des erquikten elenden zu weiden leben 1, 6; ich schmiegte mich an die pochende brust meines jugendfreundes, der mit liebenden augen sich an dem zärtlichen erzittern weidete, das mich übermannt hatte reise 1 (1791) 154. hier liegt der übergang zum genusz der liebe.
der hirt läuft zu ...
an deinem ansehn sich zu weiden
Parnass 3;
andre mögen am lächelnden abend des sommers sich weiden
5, 147;
c)
ein sich weiden am liebesgenusz betheiligt alle sinne und seelenkräfte:
wenn ich bei ihr gesessen bin, zwei, drei stunden, und mich an ihrer gestalt, an ihrem betragen, an dem himmlischen ausdruck ihrer worte geweidet habe, und nun nach und nach alle meine sinne aufgespannt werden 19, 79;
ich will sie sehen an, ich will fort immer weiden
in ihrem odem mich, sie in dem meinen sich
d. ged. 1, 209;
indessen könnt ihr ganz allein
an aller hoffnung künft'ger freuden
in ihrem dunstkreis satt euch weiden
I 14, 131 Weim.;
dasz ich mit namenloser freude
gefährte deines lebens bin
und mich mit tiefgerührtem sinn
am wunder deiner bildung weide
1, 220 Minor.
d)
übersinnlichen genusz bez. weiden am frühesten wider auf religiösem gebiet: du solt dich ym glauben weyden, das du ein solchen herren hast 20, 522 Weim.;
nachmals kann man sich auch an gebilden der eignen oder fremder phantasie, einem affect oder wissen weiden. dieser gebrauch scheint der prosa vorbehalten: mit so süszer hoffnung weidete sich Nero Oct. 4, 493; er weidet sich mit diesen vorstellungen crit. dichtk. 2, 55; er ... weidete sich nur an seinen inneren phantaseyen herzenserg. 233; ich hatte mich ... in den schmachtenden süssen gedanken des abscheidens, des wiedersehens geweidet, als ich sie die terasse herauf steigen hörte I 19, 82 Weim.; will mich in der melankolie meines alten schicksaals weiden, nicht geliebt zu werden, wenn ich liebe IV 3, 90; (der theaterbesucher weisz) dasz er im eigentlichen sinn sich nur an träumen weidet 14, 5; drei tage sasz er bei der theuren
leiche ... ohne speise und trank, am kummer sich weidend gesch. Alexanders 559; seit herzog Christophs tode konnte er sich an der aussicht weiden, zwei seiner abkömmlinge mit kronen des nordens geschmückt zu sehen gesch. v. Dännemark 2, 17; es gibt mädchen, die das genie der verschwiegenheit haben ... und sich an dem geheimnisz weiden erz. a. d. Ries 1, 213.
alsdann solt jhr (seelen)
euch in seinen wahren frewden
ewig weiden
ged. d. Königsb. dichterkr. 77 neudr.;
wo man sich mit süszen freuden
kann im hause gottes weiden
ged. (1744) 85.
e)
dieses weiden wird zur schuld, wenn es dem unglück eines andern gilt, zufrühst: iam haeret hic in cruce ... sie weiden und wüelen sich drinnen et cor in lust 34 i 251 Weim. die durch das auge vermittelte lust steht auch hier voran: wenn sie nicht von einem dämon besessen wäre, so könte sie ja ohnmöglich sich an dem blute ihres ermordeten liebhabers weiden briefe die neueste lit. betr. 18 (1764) 183; dich am auge meines jammerberges zu weiden briefe 2, 74 Strausz; warum an den schandgesellen mich schmieden, der sich am schaden weidet und am verderben sich letzt? I 14, 226;
hirsche zu hetzen und an ihrem blut sich zu weiden und an dem ächzen und stöhnen der kreatur volksb. 124;
die durch das ohr vermittelte schadenfreude und die nur innerlich empfundene sind seltener und jünger:
doch sollst du dein herz bewahren und dich an keinem rachgedanken weiden 2, 226. auf dem ganzen gebiet neigt neuere prosa zu harmloserem gebrauch: Tebaldo weidete sich eine zeitlang an dem erstaunen seines edlen genossen zauberr. 1, 72; er weidete sich an ihrer verblüfftheit 14, 331; willst du mich zappeln lassen und dich an meiner unruhe weiden, tigresse! briefe an braut u. gattin 74; schadenfroh weidete sich der neue hofkanzler an der verlegenheit der constitutionellen groszmächte d. gesch. 3 (1897) 192.
so lade nicht auf dich verhaszten tadel,
dasz du mit grausam höhnendem triumph
am anblick deines opfers dich geweidet
12, 464;
bösartig aber weidete an ihrer not
sich Aphrodite
olymp. frühl. 2, 224.
zwickst die wütende, grausam an ihrem geschreie dich weidend
1, 80 Göschen;
f)
statt des ganzen menschen steht das organ, mit dem er sich weidet, zufrühst das herz:
von da führen übergänge zum auge:
das wider am häufigsten steht: wie würden sich ihre augen an meiner verwirrung weiden! 2, 87; wie mein auge an diesen farben sich weidete 2, 54 Litzmann; meine augen haben sich geweidet an allem, was von gothischen handschriften zu Mailand noch vorhanden war kl. schr. 1, 57. gleichbed. steht der blick: mein blick weidete sich an dem ... bewusztseyn, das in den augen des jungen weibes lag reise 8, 345. weitere übergänge führen zu anderen organen: sie tragt ein schönes wolriechendes büschl in der hand, darmit nicht allein die augen sich wayden, sonderen auch die nasen versehen seynd Judas 1, 611; das gesicht und gemüth fand woran sich zu weiden, und nicht weniger der geschmack 2, 661 König, doch bleibt der weitere gebrauch beschränkt:
seine seele weidete sich nun aufs neu an dem gedanken ans klosterleben Siegwart 1, 147; noch itzt weidet meine erinnerung sich daran Neseggab 2, 174.
gib, Jesu, gib, dasz immerzu
mein hertz in dir sich weyde
3, 375 Fischer-Tümpel.
nun zerbrecht mir das gebäude,
seine absicht hat's erfüllt,
dasz sich herz und auge weide
an dem wohlgelungnen bild
11, 316,
soll sich ein kranker mund an wilden äpfeln weiden?
ged. 109;
3)
von übermenschlichen wesen sagt man, dasz sie sich weiden, sofern sie anthropomorph gedacht sind. geistlicher gebrauch geht wider voran: Maria wird gepriesen:
in diesem kreis bleibt der wortgebrauch meist auch später:
selten wird er überschritten:
(seine augen) leuchten wie die eines bösen geistes, der sich an einem unglück weidet hungerp. 2, 198. auch wenn von abstractionen gesagt wird, dasz sie sich weiden, zufrühst: pascitur in vivis livor ... die abgunst weidet sich an lebendigen leuten thes. (1587) 457ᵃ, geht die vorstellung vom menschen aus. das beweisen grenzfälle gegen 2 f), in denen statt des menschen einer seiner affecte zum subject des weidens erhoben wird: ja die liebe (der Banise) schiene sich selbst auf dieser weichen rosen-saat zu weiden Banise 236; die herrschaft des ministers (will sich) an der eigenen machtvollkommenheit weiden gesch. d. franz. rev. 45. insofern ist neol. wb. 154 neudr. ungerecht, wenn er über F. J. W. Schröders ode spottet:
dasz die ruhe am bache, wie eine kuh, grasen oder weyden gehe — alles dinge, die wir vorher nicht wuszten. nicht einmal neu war das bild i. j. 1752:
richtig ist dagegen, dasz die wendung im bequemen reim miszbraucht wurde:
in prosa wird z. b. von der eitelkeit und der schadenfreude gesagt, dasz sie sich weiden: verm. schr. 3, 342; 1 (1811) 306.
sich hât schône underscheiden (eine gute wahl getroffen)
gotes wort (ὁ λόγος), dô eʒ sich weiden
wolt in dir
minnesinger 1, 68ᵃ v. d. Hagen.
wi ain schafe uf der schlachtbanke, also ligen si im grabe:
der dote wird sich von ynen waiden
psalmen 190 neudr.;
die harrende geduld, an der sich engel weiden
verm. ged. 46,
Pervont ist nun entfernt, und hat den scherzen, freuden
und liebesgöttern platz gemacht,
in voller freyheit sich zu letzen und zu weiden
18, 202;
die ruhe, die das morden fliehet
und sich bey kühlenden wassern weidet:
will sich das glück denn stets nur weiden,
nie sättigen an meiner pein?
ged. d. Königsb. dichterkr. 93 neudr.
schlaf, mein kind, dasz mutterfreude
sich an deinem lächeln weide
ged. 1, 19.
II.
intrans. weiden bed. 'pasci'.
A.
subject ist der hirt. dieser gebrauch ist aus I. durch auslassung des objects entstanden:
pabulare. i. pascere vel pabulum dare: furen: spysen: oder weyden gemma gemm. (Str. 1508) r 8ᵇ. trans. gebrauch liegt erkennbar voraus auch in fällen wie: sonst wäre alle arbait den menschen unnot, als ackhern, wayden, pawen, kind neren t. theol. 284 Reithmeyer. für das verlorene acc.-obj. stellt sich gelegentlich ersatz ein: ein schäffer, welcher mit seiner heerde an einem teiche weidete pol. maulaffe 284.
(Andreas zu Petrus:) sint wir denn schullen scheyden
und von eyn andir weyden (näml. unsere herden),
so musse wir erst von deser ouwe
scheyden
altd. schausp. 1, 170;
1)
die vorstellung des wandelns auf der flur herrscht (wie bei I B 2 a) in der frühzeit: mîn trût íst níder gegángen ... daʒ ér uuêidene in dén gárten 99, 2;
sofern hier ein acc.-obj. zu ergänzen ist, gilt die bed. 'auf (rechter) bahn führen':
oder 'treiben':
solange die vorstellung eines ortswechsels wesentlich ist, können richtungsbest. zu weiden treten:
mag da den gang hinunter weiden 1 (1811) 185. verwandt sind fälle, in denen die richtungsbest. von einem neben weiden stehenden verb abhängt:
vor kurzer zeit noch wäre ein mägdlein aus ihrem dorf nebst etlichen geisen an den ort zu weiden gewesen d. sagen 1, 120.
ze linde noch ze vaste
heten si beide (die beiden Isolden) ir weide.
sie weideten beide
als ebene unde als lîse
Tristan 11004.
swer ungewon ist êren, sô dem êre komt,
diu niuwe envromt.
swer aber ir pfliget von kinde,
dem ist niht ze swinde
... sus kan gewonheit weiden
43, 12 Ettmüller,
in kummer daʒ leben leydet,
aber wan der tot her weydet ...
so ist lieb des lebens schin
md. Hiob 3992 Karsten.
(die obrigkeiten) sollen die Turcken, Tartern, heiden
nicht zu nah lassen an sich weiden
vorr. zu Amadis b. 6 A 8ᵇ;
fern von ihrem Daphnis weidet
Daphne durch den buchenhain
ged. (1783) 226;
schönste schäferin, wo weidest du hin?
d. volksl. 919;
als der schäffer aus dem stall
in die wälder weiden gieng
405 Österley;
2)
die vorstellung der ruhe gilt vorwiegend in allem neueren gebrauch.
a)
sie beherrscht den eigentlichen gebrauch des verbs, wie die ortsbest. zeigen: impasco ... in einem ort weiden XI ling. 684ᵇ;
nur der schafhirt hat ausgetrieben; er weidet auf einem stück brachland Juliana (1890) 9. solches weiden ist mit dem dasein der menschen von anfang verbunden:
so selbstverständlich, dasz absolutes weiden der bed. 'leben' nahekommt: hier weideten unsere väter, bevor wir waren 2 (1809) 270; dasz ein gar anderes menschengeschlecht da ist ... als die da vor fünfzig sechszig jahren auf erden weideten pro pop. germ. (1854) 1 u. ö. auf früher stufe ist das weiden der einzige beruf des menschen neben der jagd:
nomaden werden damit gekennzeichnet: türkische völker ... weiden wie die Kirgisen auf der vielleicht höchsten steppe der erde völkerk. 22. das gegentheil musz bes. hervorgehoben werden:
in diesem busche wird er weiden,
und seinetwegen weid ich hie
2 (1766) 233;
du hast geweidet sonst auf diesen bergen?
3, 442;
weil (solange) die schäffer werden weyden,
sol mein hertz beständig dir,
schönste bleiben für und für
Venusgärtl. 4 neudr.,
wer träte aus den öden wüsten steppen
der Tartarei, wo nur der jäger schwärmt,
der hirte weidet
11, 350.
ein freyer Grieche seyn, und weiden,
sind dinge, die sich gar nichts leiden
fab. 147.
b)
übertragener gebrauch ist in der geistlichen dichtung so alt wie bei trans. weiden, doch nicht so breit entwickelt: min uuínne ... uuêidenot unter lílion 46, 2;
er wird abgelöst durch die allegorische ausdrucksweise der schäferdichtung, die sich doch ihre ganze staffage in deren körperlichem sinne bewuszt hält:
o Jesu Christ,
dein kripplein ist
mein paradies, da meine seele weidet
3, 328 Fischer-Tümpel.
wir schäfer sicher weiden in der grünen wiesen welt
ostländ. lorbeerh. 268;
ach, Menalkas! könnt ich doch,
so wie vormals, mit dir weyden
belust. 1, 511;
auf verschwiegnen grünen heiden,
wo götter mit dem mädchen weiden
1 (1807) 53.
B.
object ist das weidende thier, lex. nicht vor 1616: weyden, auff der weyde das grasz essen 407ᵇ.
1)
die vorstellung eines wandelns zeigt sich hier sachgemäsz kräftiger als bei I B 2 a) und II A 1):
langsam und bequem ersteigt ihr die schädelstätte, wie weidendes vieh dies buch geh. d. könig 2, 322. durch ergänzende verba wird sie wirksam gestützt:
eine schöne ... wiese, worauf die edlen gänseseelen ... spazieren weiden 5, 453. in der übertragung
auf leblose subjecte stellt sich die bed. 'gehen, strömen, wehen' ein:
von menschen gebraucht bed. dieses weiden 'sich ergehen':
Rhynsolt! in welchen wollüsten wirst du künftig weiden! theater d. Deutschen 4, 80.
schir di jungen von in (den steinböcken) scheiden,
her und dar sy weyden
md. Hiob. 14416 Karsten;
als sie (die geis) nun in das feldt hinausz
wolt weiden gehn
fab. 56 neudr.;
um dinen hals ouch weiden
sal ein rinc rot von golde
buch Daniel 4642 Hübner;
la, herre, hute weiden
mines gebetis vlute
vor dich in rechter gute
6376;
wenn der süsze westwind weidet
2 (1698) 159.
warum verlangen wir in stetem glück zu weiden?
ged. 27;
2)
die vorstellung der ruhe überwiegt auch hier, wie zusätze von früh an zeigen: caprea díu íst mundum animal ... unte uuêidenet gérno an déro hôhe 59, 8 Seemüller; darumb ist die best schwiger, sagen sie, die einn grünen rock an hat, oder auff deren die gens weyden sprichw. klugreden (1548) 145ᵇ; (die ochsen) weidend in dem klee, als visch in einem see chron. helv. 1, 139.
a)
im eigentlichen gebrauch wiegt das bed.-element der körperlichen sättigung vor, die stets im freien geschieht: der gang des viehes auf die weide ... und das weiden daselbst, im gegensatz der stallfütterung 4, 1561ᵇ. möglich ist sättigung im wasser: dieser fisch (die makrele) weidet im meer hauffacht fischbuch 57ᵇ; der schild-kröten speise ist ein gewisses gras, so auf dem meeresboden wächst, und weil das wasser sehr hell, ist es bey stillem wetter eine lust, sie daselbst weiden zu sehen öcon. lex. 8, 814; nimmt der karpffe zu ... wann er ... immer weidet fischbüchl. 129; wir sind eben fische, die unten an einem meeresboden liegen und im tange weiden ges. br. 2, 327. doch wird gel. deutlich, dasz dem sprachbewusztsein die sättigung auf festem boden als norm gilt: (Plinius) redet von fischen, so auff dem erdreiche wie ander vieh weyden anthr. plut. 1, 71. auch von vögeln kann das verb gebraucht werden: die gyren in irem waiden den schelmigen lychnam ... zerzerren transl. 266 Keller; man warffe inen (den vögeln) auch etwas zu essen für, und sahe, ob sie wurden weiden theatr. diab. 1, 161;
zumal von solchen, die man gemeinhin nicht fliegen sieht: des mans hüner uff der gassen giengen weiden Eulensp. 11 neudr.; als er sahe, das ihm etlicher nachbarn gänsz in den speltzenäckern gingen und weideten apophthegm. 215; die weidenden gänse zogen schnatternd heim Beate (1903) 51. möglich ist der ausdruck auch von insecten:
haben sie (die ichneumonen) eine gruppe der ruhig weidenden thierchen (blattläuse) gefunden ichneumonen 1, 51. im ganzen überwiegt aber gebrauch von vierfüszern, wilden und zahmen: ein lewe und schaff sollen miteinander weyden froschm. A 8ᵇ, unter den wilden noch öfter von fleischfressern: so musz er glauben, dasz ... die wölfe bey den lämmern geweidet samml. (1739) 622, aber doch nie von hund und katze, sondern vorwiegend von pflanzenfressern: im bewusztsein seines sieges blieb der andere hirsch zurück und weidete mit seiner heerde auf dem freien platz was ich erlebte 1, 354; ein elephant, der auf einem berge weidet 9, 198; diese rennthiere weiden im südwestlichen theil tundren 42; sie (die springmaus) weidet in ähnlicher weise wie känguruhs thierl. 2, 480; zwischen den schafen weideten
rehe 6, 259. viel öfter steht weiden von zahmem vieh: die alten, ehe sie sich an eim ort wonhafft niderlieszen, haben zuvor das viech daselbs weiden lassen feldb. 6;
fremdes vieh weidete auf den triften 2, 263: auch im stadtwald weidet das vieh 18, 123, sowol vom einzeln grasenden: so sicht er ungeforlich seinen lieben esel daselbst weiden gehn gartenges. 39 Bolte; nacher stiege er ab, liesz sein pferdt weyden Amadis 1, 355 Keller; die geisz musz an dem ort weyden, da sie angebunden ist flor. pol. 2, 573, meist doch vom herdenvieh. auch hier ist weiden nicht unbedingt auf pflanzenkost beschränkt: ein herde maniger schwein was nit fere waident von in erste d. bibel, Matth. 8, 30 (entspr. cod. Tepl. 1, 50; Luther weicht ab), die doch weit überwiegt. nach diesen grenzbest. bleibt im mittelpunkt des wortgebrauchs die aufnahme pflanzlichen futters durch herdenvieh im freien:
zehentausend von euren lämmern und schaafen auff den bergen und hügeln weiden, hüpffen und springen (1663) 275;
(der wiesenpieper verliert) öfters seine brut durch einen tritt des weidenden viehes nat.-gesch. d. vögel 6, 32; das vieh weidet ohne hirten am Nilufer erdk. 1, 630. zu übertragenem gebrauch leitet über, wenn in der heraldik das mit gesenktem kopf dargestellte wappenthier weidend heiszt: krit. wb. 171.
wie ein funkelnder adler auf weitgeflügelter vögel
schaaren daher sich stürzt, die weidend am strom sich gelagert (βοσκομενάων)
Ilias 15, 691;
wunderbare vögel wieder
weiden dort auf grüner au'
1 (1864) 566,
du (ein floh) bist nit hoher leut genosz.
bleib hie bey Kundel unser magt,
da kanstu weiden unverzagt
flöhaz 650 neudr.;
dann folg' ich der weidenden heerde,
mein hündchen bewahret mir sie
I 1, 85 Weim.;
doch sî wol virunddrîʒic pfert
nâmen dâ den heidin,
dî sî dâ vundin weidin
chron. 25929 Strehlke;
da schaff und rinder theten weyden
Soph. Ajax v. 2094 Dähnhardt;
wo Philindens heerde weidet
sieht man nie die meine gehen
d. Merkur 1 (1773) 28;
hinweg getrieben wurde mit gewalt
die rinderheerde, die dort weidete
14, 74;
b)
übertragen steht dieses weiden vom menschen, zunächst wenn er thierische art annimmt, wie Nebukadnezar:
entspr. d. ged. 1, 107 Lappenberg; 1, 447, sodann, wenn er und sein thun mit thierischem bewuszt verglichen wird: vil helfant hond mit ainem wald genuͦg, dar inne sy wayden, aber ain wüster fräsziger mensch mag kum gewaidet werden mit dem luft, erden und möre sieben scheiden ff 1ᵇ; (Michel Angelo wird vorgeworfen) San Gallo's plan sei eine gute wiese für ihn, um darauf zu weiden Michelangelo 2, 332. in geistlichem sprachgebrauch sind solche vergleiche fest geworden:
sage mir du den meine seele liebt, wo du weidest? I 37, 301 Weim.;
hier steht gern statt des menschen seine seele als subject des weidens:
wie in weltlicher dichtung längst vorher, herz, auge und blick:
der einengung auf organe des menschen steht gegenüber die erweiterung auf gruppen von menschen:
dagegen greift eine reihe freier vergleiche unmittelbar auf das weidende herdenthier zurück: sonst werden die sentenzen eine heerde, die in gruppen weidet 23, 241; der witz weidet gern auf allen fluren der gedanken herum lit. nachl. 4, 229; (an einem flusz) wo man unzählige orte ... sieht, die an seinen ufern ... weiden Göthes briefw. m. e. kinde 3, 20;
er wart der riche ein gast
e liechtes tagis scheiden
volgienc. da bi sin weiden
was mit den tieren wilden
buch Daniel 4676 Hübner;
er lässet mich mit freuden
auf grüner aue weyden
3, 357 Fischer-Tümpel;
allein des mägdleins reine brunst
vom himmel sich erwarb die gunst
in Christi licht zu weiden
ges. ged. 3 (1837) 174.
die seele lebt vor gott, kan unter rosen weiden
anfangsgr. z. t. poesie 711;
o du, der seelen mann
nimm unsre seelen an,
lasz sie in deinen schmerzen weyden
t. ged. (1766) 153,
daʒ ouge daʒ hanget
vil gerne an sîner weide.
herze und ouge beide
diu weident vil ofte an die vart,
an der ir beider fröude ie wart
Tristan 17829;
ein vröude in mîn herze dringet,
vrîer herzen ougenweide,
und ouch lîbes ougen weident dar
minnesinger 1, 360ᵇ v. d. Hagen;
welch auge will nicht hier auf diesen nelcken weiden?
Agrippina 23;
indes die augen in der ferne weiden
1, 138 Göschen;
wonnig weidet mein blick
6, 19.
alle die andern
armen geschlechter ...
wandeln und weiden
in dunkelm genusz
I 2, 60 Weim.;
ich hindr' euch nicht, wo's euch beliebt, zu weiden
2, 276.
es ist worden kühl und spät,
nebel auf der wiese weidet
ged. 1 (1857) 115.
III.
zusammensetzungen mit weiden sind nicht häufig: ab-, an-, auf-, aus-, be-, durch-, er-, hin-, hinweg-, mit-, nach-, um-, ver-, vor-, vorher-, zer-, zuweiden.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1915), Bd. XIV,I,I (1955), Sp. 561, Z. 66.
2weiden, verb.
²weiden, verb.
exenterare mhd. mnd. weiden mhd. wb. 3, 555ᵇ; 5, 654ᵇ, häufiger aus-, entweiden. nächstverwandt mit (ein)geweide, weidbruch usw., mit ¹weiden zu vermitteln, sofern die eingeweide des erlegten wilds den jagdhunden zur weide vorgeworfen werden (th. 4 i 5430). ein subst. wayden 'die gedärme' idiotismen d. grafsch. Hoya, hannöv. magazin 1788, 1442 spielt neben (ein)geweide kaum eine rolle, auch das verb mit seiner privativen bed. (wie köpfen) ist selten und nicht vor Lanzelot 196 Peter, nicht nach n. jägerpract. 4 (1754) 25 belegt. voranzustehen hat nach ausweis der etymologie weiden als jägerwort: exenterare leporem einen hasen wäyden fons lat. (1646) 432; ein wild weiden t.-it. dict. 2 (1724) 1293ᵇ, ausgedehnt auch auf vögel: exscaturizare vogel weiden, plucken voc. Hubrilugus bei gloss. 219ᵇ, und fische: weide disen visch und lege zuͦ dir sein hertze und die galle erste d. bibel, Tob. 6, 5. alt auch von den leichen vornehmer: man eylete aber mit dem begrebnisz ... denn der leib war nicht geweidet tischr. (1593) 345ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1915), Bd. XIV,I,I (1955), Sp. 575, Z. 36.
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- weichlautig, adj.
- weichleder, n.
- weichledern, adj.
- weichleibig, adj.
- weichleibigkeit, f.
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- weichmelodisch, adj.
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- weichmäulig, adj.
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- weichmüthigkeit, f.
- weichmüthiglich, adj.
- weichmüthling
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- weichpflaster, n.
- weichplastisch, adj.
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- weichsam, adj.
- weichsandig, adj.
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- weichschwammig, adj.
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- weichsein, n.
- weichseite, f.
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- 2weichsel, f.
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- weichseln, adj.
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- weichselzweig, m.
- weichselzöpfisch, adj.
- weichserling
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- weichsinn, m.
- weichsinnig, adj.
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- 2weide, f.
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- weideau, f.
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- weidemast, f.
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- weidener
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- weidenflechter, m.
- weidenflechtwerk, n.
- weidenfläche, f.
- weidenflöte, f.
- weidenfrevler, m.
- weidenfusz, m.
- weidengang, m.
- weidengarten, m.
- weidengattung, f.
- weidengebauer, n.
- weidengebüsch, n.
- weidengeflecht, n.
- weidengeflochten, adj.
- weidengehege, n.
- weidengeniest, n.
- weidengerte, f.
- weidengestrüpp, n.
- weidengestäud, n.
- weidengewinde, n.
- weidengewunden, adj.
- weidengewächse
- weidengezweig, n.
- weidengickerlein
- weidengrau, adj.
- weidengrund, m.
- weidengruppe, f.
- weidengückerlein, m.
- weidenhahn, m.
- weidenhain, m.
- weidenhauen, n.
- weidenhecke, f.
- weidenheger, m.
- weidenheit, f.
- weidenhof, m.
- weidenholz, n.
- weidenhopfen, m.
- weidenhorde, f.
- weidenhuhn, m.
- weidenhülse, f.
- weideninsel, f.
- weidenirgel, m.
- weidenkahn, m.
- weidenkarmin, m.
- weidenkelchstuppe, f.
- weidenkeule, f.
- weidenkies, m.
- weidenkluppe, f.
- weidenknopf, m.
- weidenknospe, f.
- weidenknüppel, m.
- weidenknüttel, m.
- weidenkohle, f.
- weidenkopf, m.
- weidenkorb, m.
- weidenkranz, m.
- weidenkrone, f.
- weidenkultur, f.
- weidenkäfer, m.
- weidenkäftig, m.
- weidenkätzchen, n.
- weidenköpfen, n.
- weidenkückerlein
- weidenlattich, m.
- weidenlaub, n.
- weidenlaus, f.
- weidenlehen, n.
- weidenlerche, f.
- weidenlich
- weidenlied, n.
- weidenmeise, f.
- weidenmilbe, f.
- weidenminze, f.
- weidenmoor, n.
- weidenmotte
- weidenmulmkäfer, m.
- weidenmösch, f.
- weidenmücke, f.
- weidennutzung, f.
- weidenordensband, n.
- weidenpalme, f.
- weidenpaten, n.
- weidenpfad, m.
- weidenpfahl, m.
- weidenpfeife, f.
- weidenpfeifer, m.
- weidenpflanze, f.
- weidenpflanzung, f.
- weidenpflock, m.
- weidenpförtchen, n.
- weidenpickerlein, n.
- weidenpieper, m.
- weidenpilz, m.
- weidenplan, m.
- weidenplantage, f.
- weidenplatz, m.
- weidenraupe, f.
- weidenreich, adj.
- weidenreich, m.
- weidenreihe, f.
- weidenreis, n.
- weidenreuse, f.
- weidenrinde, f.
- weidenring, m.
- weidenrohr, n.
- weidenrose, f.
- weidenrute, f.
- weidenrüsselkäfer, m.
- weidensamen, m.
- weidensatz, m.
- weidensauer, adj.
- weidensauger, m.
- weidenschale, f.
- weidenschatten, m.
- weidenschild, m.
- weidenschlinge, f.
- weidenschlüpferchen, n.
- weidenschnake, f.
- weidenschneehuhn, n.
- weidenschosz, m.
- weidenschwamm, m.
- weidensee, m.
- weidenseil, n.
- weidensetzling, m.
- weidenspan, m.
- weidenspatz, m.
- weidensperling, m.
- weidenspierstrauch, m.
- weidenspinner, m.
- weidensprosz, m.
- weidenstab, m.
- weidenstamm, m.
- weidenstaude, f.
- weidenstecken, m.
- weidensteckling
- weidenstengel, m.
- weidenstock, m.
- weidenstotz, m.
- weidenstrang, m.
- weidenstrauch, m.
- weidenstrausz, m.
- weidenstrick, m.
- weidenstumpf, m.
- weidenstück, n.
- weidentrieb, m.
- weidentüpfelpilz, m.
- weidenufer, n.
- weidenumbuscht, adj.
- weidenumkränzt, adj.
- weidenumstanden, adj.
- weidenutzung, f.
- weidenvogel, m.
- weidenvogel, m.
- weidenwachs, m.
- weidenwald, m.
- weidenweg, m.
- weidenwerder, m.
- weidenwerft, f.
- weidenwespe, f.
- weidenwespe, f.
- weidenwicke, f.
- weidenwickler, m.
- weidenwinde
- weidenwispel
- weidenwolfsmilch, f.
- weidenwolle, f.
- weidenwurm, m.
- weidenwurzel, f.
- weidenwürger, m.
- weidenzapfen, m.
- weidenzaun, m.
- weidenzein, m.
- weidenzeisig, m.
- weidenzinke, f.
- weidenzucht, f.
- weidenzweig, m.
- weidenzwiesel, f.
- weidenzünsler, m.
- weidenähnlich, adj.
- weidenöl, n.
- weideochs, m.
- weideordnung, f.
- weideort, m.
- weidepacht, f.
- weidepferd, n.
- weidepflanze, f.
- weidepflicht, f.
- weideplan, m.
- weideplatz, m.
- 1weider, m.
- 2weider, m.
- weideraum, m.
- weiderecht, n.
- weideregion, f.
- weiderei, f.
- weidereich, adj.
- weiderevier, n.
- weiderich, m.
- weiderin
- weiderind, n.
- weiderlein, n.
- weiderosz, n.
- weiderot, n.
- weidesaat, f.
- weidesatt, adj.
- weidesau, f.
- weideschaf, n.
- weideschaft, f.
- weideschatz, m.
- weideschierling, m.
- weideschimpf, m.
- weideschlag, m.
- weideschmelche, f.
- weideschwein, n.
- weideschädling, m.
- weideservitut, n.
- weidestein, m.
- weidestelle, f.
- weidesteppe, f.
- weidestrecke, f.
- weidestrich, m.
- weidetag, m.
- weideteppich, m.
- weideterritorium, n.
- weidetheilung, f.
- weidethier, n.
- weidetreiben, n.
- weideverbesserung, f.
- weideverbot, n.
- weidevergifter, m.
- weideversicherung, f.
- weidevertheilung, f.
- weidevieh, n.
- weidevogel, m.
- weidevolk, n.
- weidewachs, m.
- weidewald, m.
- weidewanderung, f.
- weidewesen, n.
- weidewinde
- weidewirtschaft, f.
- weidewispel
- weidezeit, f.
- weidezins, m.
- weidezug, m.
- weidezwang, m.
- weidfang, m.
- weidfasz, n.
- weidfenster, n.
- weidfisch, m.
- weidfleisch, n.
- weidgefolge, n.
- weidgeil, adj.
- weidgelag, n.
- weidgenosse, m.
- weidgenossenschaft, f.
- weidgerecht, adj.
- weidgerät, n.
- weidgeschrei, n.
- weidgesell, m.
- weidhaufen, m.
- weidhofer, m.
- weidhorn, n.
- weidhund, m.
- weidich, adj.
- weidicht, adj.
- weidicht, n.
- weidig, adj.
- weidig, n.
- weidiglich
- weidin, f.
- weidisch, adj.
- weidkraut, n.
- weidkugel, f.
- weidlaut, adj.
- weidlein, n.
- weidleute
- weidlich, adj.
- weidlichkeit, f.
- 1weidling, m.
- 2weidling, m.
- 3weidling, m.
- 4weidling, m.
- weidlinger, m.
- weidloch, n.
- weidlust, f.
- weidlöffel, m.
- weidmann, m.
- weidmanns-
- weidmannsarbeit, f.
- weidmannsart, f.
- weidmannsbrauch, m.
- weidmannschaft, f.
- weidmannseifer, m.
- weidmannsfest, n.
- weidmannsflasche, f.
- weidmannsfluch, m.
- weidmannsfrohsinn, m.
- weidmannsfähigkeit, f.
- weidmannsgang, m.
- weidmannsgebrauch, m.
- weidmannsgeschichte, f.
- weidmannsgeschick, n.
- weidmannsgesell, m.
- weidmannsgewohnheit, f.
- weidmannsglück, n.
- weidmannsgrusz, m.
- weidmannsheil, n.
- weidmannshund, m.
- weidmannskleid, n.
- weidmannskunst, f.
- weidmannslied, n.
- weidmannslust, f.
- weidmannslärmen, m.
- weidmannspflicht, f.
- weidmannsrecht, n.
- weidmannsrock, m.
- weidmannssaal, m.
- weidmannsschatten, m.
- weidmannssohn, m.
- weidmannsspeer, m.
- weidmannssprache, f.
- weidmannsspruch, m.
- weidmannsstück, n.
- weidmannstasche, f.
- weidmannstreue, f.
- weidmannswerk, n.
- weidmannswitz, m.
- weidmer
- weidmesser, n.
- weidmännin, f.
- weidmännisch, adj.
- weidmännlich, adv.
- weidnachen, m.
- weidnei, f.
- weidnen, v.
- weidner, m.
- weidnerei
- weidnermesser, n.
- weidnetz, n.
- weidpossen, m.
- weidprinz, m.
- weidrecht, n.
- weidruf, m.
- weidsack, m.
- weidsam, adj.
- weidschaff, n.
- weidschelch, m.
- weidschlitten, m.
- weidschrei, m.
- weidsegen, m.
- weidsiechkraut, n.
- weidspiel, n.
- weidspiesz, m.
- weidsprache, f.
- weidsprosse, m.
- weidspruch, m.
- weidstich, m.
- weidstrick, m.
- weidstück, n.
- weidtasche, f.
- weidung, f.
- weidvogel, m.
- weidwaffe, f.
- weidwall
- weidwasser, n.
- weidwerk, n.
- weidwerken, v.
- weidwerks-
- weidwesen, n.
- weidwort, n.
- weidwund, adj.
- weidwunde, f.
- weidwätschger, m.
- weidzageln
- weidzille, f.
- weidäser, m.
- weidöser
- weiel
- weien, v.
- weien, vb.
- weier, m.
- weifalter, m.
- 1weife, f.
- 2weife, f.
- 3weife, f.
- weifeln, v.
- weifen, v.
- weifenstab, m.
- weifer, m.
- weiferin, f.
- weifhaft, adj.
- weifhaspel, f.
- weifholter
- weificht
- weificht, adj.
- weifkasten, m.
- weifmühle, f.
- weifung, f.
- weifusz, m.
- weifzageln, v.
- weigand, m.
- weigel, m.
- weigelie, f.
- weigeln, v.
- weigen, v.
- weiger, adj.
- weigerer, m.
- weigerhaft, adj.
- weigerig, adj.
- weigern
- weigern, v.
- weigernis, f.
- weigersam, adj.
- weigertrank, m.
- weigerung, f.
- weigerungs-
- weiggen, adj.
- weighaus, adj.
- weih, adj.
- weih, interj.
- weih, m.
- weihaltar, m.
- weihanstalt, f.
- weihbad, n.
- weihbaum
- weihbecken, n.
- weihbezirk, m.
- weihbild, n.
- weihbischof, m.
- weihblick, m.
- weihblume, f.
- weihbrief, m.
- weihbrot, n.
- weihbruch, m.
- weihbrunnbehälter, m.
- weihbrunnen, m.
- weihbrunnengefäsz, m.
- weihbrunnenkasten, m.
- weihbrunnenkessel, m.
- weihbrunnenkrug, m.
- weihbrunnenstein, m.
- weihbrunnentopf, m.
- weihbrunnenwedel, m.
- weihbuch, n.
- weihbutter, f.
- weihbüschel, n.
- weihceremonie, f.
- weihdorn
- weihduft, m.
- weihe, f.
- weihe, m.
- weihe, m.
- weihe-
- weiheact, m.
- weiheaufenthalt, m.
- weiheaugenblick, m.
- weihebedeutung, f.
- weihebrüchig, adj.
- weihedenkmal, n.
- weihedienst, m.
- weiheduft, m.
- weihefest, n.
- weihefeuer, n.
- weiheflut, f.
- weiheformel, f.
- weihefrühling, m.
- weihegebrauch, m.
- weihegedenken, n.
- weihegefühl, n.
- weiheglanz, m.
- weihegott, m.
- weihegruft, f.
- weihegrusz, m.
- weihegusz, m.
- weihegöttin, f.
- weihehandlung, f.
- weihehymne, f.
- weiheklang, m.
- weihekraft, f.
- weihekranz, m.
- weihekusz, m.
- weihel, m.
- weiheland, n.
- weihelenz, m.
- weiheler, m.
- weihelied, n.
- weiheling, m.
- weihelos, adj.
- weihemahl, n.
- weihen, adj.
- weihen, verb.
- weihenart, f.
- weihenfeder, f.
- weihenfittich, m.
- weihenflügel, m.
- weihenfusz, m.
- weihenkengel, m.
- weihennest, n.
- weiheort, m.
- weiheplatz, m.
- weihepredigt, f.
- weihepriester, m.
- 1weiher, m.
- 2weiher, m.
- 3weiher, m.
- weiher-
- weiherampfer, m.
- weiherandorn, m.
- weiherasche, f.
- weiherbach, m.
- weiherbinse, f.
- weiherblume, f.
- weiherblätter
- weiherbrücke, f.
- weiherburg, f.
- weiherdamm, m.
- weiherede, f.
- weiherer, m.
- weiherfenchel, m.
- weiherfisch, m.
- weihergarten, m.
- weihergraben, m.
- weihergras, n.
- weihergrindwurz, f.
- weihergrube, f.
- weihergrund, m.
- weiherhecht, m.
- weiherhof, m.
- weiherhuhn, n.
- weiherin, f.
- weiherisch, adj.
- weiherkarpfen, m.
- weiherkaule, f.
- weiherkolben, m.
- weiherkolk, m.
- weiherlein, n.
- weiherlied, n.
- weiherlilie, f.
- weiherlinse, f.
- weihermatte, f.
- weihermauer, f.
- weihermeister, m.
- weihermilbe, f.
- weihern, v.
- weihern, vb.
- weihernadel, f.
- weihernusz, f.
- weiherpeterlein, n.
- weiherpfuhl, m.
- weiherpumpe, f.
- weiherried, n.
- weiherrohr, n.
- weiherrose, f.
- weihersbach
- weiherschlosz, n.
- weiherschwamm, m.
- weiherspiegel, m.
- weiherstatt, f.
- weiherständer, m.
- weiherufer, n.
- weiherwasser, n.
- weiherwerk, n.
- weiherwiege, f.
- weiherwirtschaft, f.
- weiherwuhr, n.
- weihesang, m.
- weiheschleier, m.
- weiheschrift, f.
- weihesegen, m.
- weihesinn, m.
- weihespende, f.
- weihespruch, m.
- weihestatt, f.
- weihestimmung, f.
- weihestunde, f.
- weihetafel, f.
- weihetag, m.
- weihetanz, m.
- weihetempel, m.
- weihethron, m.
- weihetod
- weihetrank, m.
- weihevoll, adj.
- weihewort, n.
- weihezeit, f.
- weihezeremonie, f.
- weihfachtel, n.
- weihfalke, m.
- weihfasten
- weihfastengeld, n.
- weihfisch, m.
- weihfleck, m.
- weihfleisch, n.
- weihfleischbutte, f.
- weihgebet, n.
- weihgebrauch, m.
- weihgedicht, n.
- weihgefecht, n.
- weihgehege, n.
- weihgelübde, n.
- weihgepränge, n.
- weihgeräth, n.
- weihgesang, m.
- weihgeschenk, n.
- weihgetös, n.
- weihgift, n.
- weihgras, n.
- weihhaft, adj.
- weihhaus, n.
- weihhof, m.
- weihholz, n.
- weihicht, adj.
- weihinschrift, f.
- weihjünger, m.
- weihkalb, n.
- weihkelch, m.
- weihkerze, f.
- weihkessel, m.
- weihkesselhaltend, part.
- weihkessellein, m.
- weihkleid, n.
- weihkorb, m.
- weihkostüm, n.
- weihkreuz, n.
- weihkrug, m.
- weihlich, adj.
- weihlicht, n.
- weihling, m.
- weihmesse, f.
- weihmilan, m.
- weihmuschel, f.
- weihmünze, f.
- weihmünzensammlung, f.
- weihnacht, f.m., f., n.
- weihnachten, f.m., f., n.
- weihnachten, vb.
- weihnachtlich, adj. und adv.
- weihnachts-
- weihnachtsabend, m.
- weihnachtsandacht, f.
- weihnachtsanfang, m.
- weihnachtsangebinde, n.
- weihnachtsapfel, m.
- weihnachtsarbeit, f.
- weihnachtsartig, adv.
- weihnachtsaufbau, m.
- weihnachtsaufführung, f.
- weihnachtsausstellung, f.
- weihnachtsbaum, m.
- weihnachtsbegeisterung, f.
- weihnachtsbelustigung, f.
- weihnachtsbescherung, f.
- weihnachtsbesuch, m.
- weihnachtsbettler, m.
- weihnachtsbier, n.
- weihnachtsbild, n.
- weihnachtsbirke, f.
- weihnachtsbirne, f.
- weihnachtsblock, m.
- weihnachtsbraten, m.
- weihnachtsbrauch, m.
- weihnachtsbrief, m.
- weihnachtsbrot, n.
- weihnachtsbuch, n.
- weihnachtsbude, f.
- weihnachtsdank, m.
- weihnachtsduft, m.
- weihnachtsdöckchen, n.
- weihnachtseinkauf, m.
- weihnachtsengel, m.
- weihnachtsevangelium, n.
- weihnachtsfeier, f.
- weihnachtsfeiertag, m.
- weihnachtsferien
- weihnachtsfest, n.
- weihnachtsfestlich, adj.
- weihnachtsfesttag, m.
- weihnachtsfeuer, n.
Zitationshilfe
„weiden“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/weiden>.
Weitere Informationen zum Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)
- Überblick
- Erstbearbeitung des DWB [Projektinformation auf bbaw.de]
- Neubearbeitung des DWB [Projektinformation auf bbaw.de]
- Digitalisierung der Erstbearbeitung [Projektinformation auf uni-trier.de]
- Quellenverzeichnis des ¹DWB
