eWDG
Bedeutung
historisch geächtet, ohne Rechtsschutz
Beispiele:
jmdn. für vogelfrei erklären
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Vogel · 1vogeln · Vogler · Vogelbeere · vogelfrei · Vogelperspektive · Vogelschau
Vogel m. gefiedertes, in der Regel flugfähiges Wirbeltier, ahd. fogal, fugal (8. Jh.), mhd. vogel, asächs. fugal, mnd. vōgel, vāgel, mnl. voghel, nl. vogel, aengl. fugol, engl. fowl (‘Haushuhn’, selten ‘Vogel’), anord. fugl, schwed. fågel, got. fugls (germ. *fugla-). Herkunft unbekannt. Etymologisch wenig befriedigend ist der Versuch, unter Annahme einer Dissimilation des l von germ. *flugla- auszugehen und dieses mit Suffix germ. -la- (ie. -lo-) zu dem unter fliegen (s. d.) behandelten Verb zu stellen. Ebenfalls unsicher ist eine Verbindung mit lit. paũkštis ‘Vogel’, das (mit unterschiedlich weitergebildeten) lit. putýtis ‘Küchlein’, aslaw. pъtica, russ. ptíca (птица) ‘Vogel’ sowie den unter Fohlen (s. d.) genannten Formen an die Wurzel ie. *pōu-, *pū̌- ‘klein, gering, wenig’, vielfach für ‘Junges, Tierjunges, kleines Tier’ anzuschließen ist. Die umgangssprachliche Wendung den Vogel abschießen ‘als Bester abschneiden, die beste Leistung erreichen’ (16. Jh.) stammt vom Vogelschießen, dem Schützenfest auf der Vogelwiese. Auf den Menschen übertragen kommen in frühnhd. Zeit Fügungen auf wie ein lockerer, loser Vogel ‘ein leichtsinniger, leichtfertiger Mensch’, ein seltener Vogel ‘ein sonderbarer, wunderlicher Mensch’. Die umgangssprachliche Wendung einen Vogel haben ‘fixe Ideen haben, überspannt, verrückt sein’ ist literarisch seit dem 19. Jh. bezeugt. – 1vogeln Vb. seltener vögeln, ‘Vögel fangen, Vogelfang treiben’, ahd. fogalōn ‘auf Vogelfang ausgehen, Vogelschau anstellen’ (8. Jh.), mhd. vog(e)len, asächs. fugolon, mnd. mnl. vōgelen, aengl. fugelian, fuglian. Auch frühnhd. vogeln ‘aus dem Vogelflug weissagen’. Vogler m. (heute selten) ‘Vogelfänger, -steller’, ahd. fogalāri (9. Jh., für lat. auceps, auch ‘Wahrsager’, für lat. augur), mhd. vogelære, vogeler, noch bekannt als Beiname König Heinrichs I., der Vogler. Vogelbeere f. rote Frucht der Eberesche, als Lockspeise beim Vogelfang verwendet (17. Jh.). vogelfrei Adj. ‘frei von Herrschaftsdiensten, frei wie ein Vogel in der Luft’ (Ende 15. Jh.), ‘rechtlos, ohne gesetzlichen Schutz, geächtet’ (16. Jh.), eigentlich ‘den Vögeln (zum Fraße) freigegeben’, da dem Körper eines Geächteten das Grab versagt wurde. Vogelperspektive f. ‘Sicht von hoch oben, von einem hochgelegenen Blickpunkt aus’ (2. Hälfte 18. Jh.), frz. à vue d’oiseau ‘aus der Sicht des Vogels’ nachgebildet, dafür auch Vogelschau f. (19. Jh.).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
ausgestoßen ·
geächtet ·
unwillkommen ·
verachtet ·
verfemt ·
verstoßen ·
vogelfrei ●
wolfsfrei historisch, juristisch
Assoziationen |
|
Jura
Assoziationen |
|
Freiwild ·
auf der Abschussliste ·
auf der Todesliste ·
vogelfrei ·
zum Abschuss freigegeben
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›vogelfrei‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›vogelfrei‹.
Verwendungsbeispiele für ›vogelfrei‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Und er war vogelfrei für jeden, der ihn jagen wollte, aber auch frei zu jeder Wahl.
[Kolbenheyer, Erwin Guido: Das dritte Reich des Paracelsus, München: J. F. Lehmanns 1964 [1925], S. 749]
Sie ist vogelfrei; das ist immerhin auch eine Art von Freiheit.
[Die Zeit, 29.11.1985, Nr. 49]
Sie ist vogelfrei, und sie hat noch sieben Tage zu leben.
[Süddeutsche Zeitung, 03.03.2001]
Es handelt auch davon, was es heißt, vogelfrei zu sein.
[Süddeutsche Zeitung, 02.12.1996]
Ein herrlich vogelfreier Single ist er – und genießt das schön doll.
[Bild, 13.03.2003]
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