Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Depression, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Depression · Nominativ Plural: Depressionen
Aussprache  [depʀɛˈsi̯oːn]
Worttrennung De-pres-si-on
formal verwandt mitdepressiv
Wortbildung  mit ›Depression‹ als Erstglied: 1Depri  ·  mit ›Depression‹ als Letztglied: Frühjahrsdepression · Frühlingsdepression · Geodepression · Herbstdepression · Sommerdepression · Winterdepression · Wirtschaftsdepression · Wochenbettdepression
Herkunft aus gleichbedeutend dépressionfrz bzw. aus dēpressiōlat ‘das Niederdrücken, -senken’
DWDS-Vollartikel

Bedeutungen

1.
Psychologie psychische Erkrankung, die sich vor allem in Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, mangelnder Konzentrationsfähigkeit sowie einer starken, lang anhaltenden Verminderung von Lebensfreude äußert
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: eine tiefe, schwere, leichte Depression; eine klinische, behandlungsbedürftige Depression; eine seelische, endogene, postnatale Depression
als Akkusativobjekt: eine Depression auslösen, überwinden, lindern, diagnostizieren
in Präpositionalgruppe/-objekt: in eine Depression verfallen, versinken; unter, an einer Depression leiden; an einer Depression erkranken; zu Depressionen neigen; wegen einer Depression in Behandlung, in einer Klinik sein
als Genitivattribut: die Symptome, Phasen, die Behandlung einer Depression
in vergleichender Wort-/Nominalgruppe: psychische Erkrankungen, Störungen wie Depressionen
in Koordination: Depressionen und Angstzustände, Schlafstörungen, Verzweiflung, Erschöpfung
als Aktiv-/Passivsubjekt: Depressionen befallen, quälen, lähmen jmdn.
Beispiele:
Depressionen machen sich nicht nur in Symptomen wie Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit oder Antriebsmangel bemerkbar. Bei bis zu 90 Prozent der an Depressionen Erkrankten treten außerdem Konzentrationsstörungen auf, was sich auf das Arbeitsleben auswirken kann[…]. [Die Welt, 06.04.2017]
Studien zufolge erkrankt jeder fünfte Mensch einmal im Leben an einer Depression; jeder zehnte bis zwanzigste Deutsche hatte vergangenes Jahr damit zu kämpfen. [Süddeutsche Zeitung, 20.08.2016]
Als eine der vielen Ursachen für Depressionen nannte Gisela Fischer die sinnentleerten Tage vieler sehr alter Menschen. [Der Tagesspiegel, 20.02.2003]
Das Heimtückische an der Depression ist, daß die Gedanken geradezu zwanghaft immer wieder um die gleichen traurigen Inhalte kreisen. […] [Der Spiegel, 11.10.1982]
Er [Dr. Salis] war Psychologe genug, die Depressionen des Professors zu bemerken, und mahnte ihn, sich nicht bei seinem nicht gerade sehr kräftigen Gesundheitsstand zu stark an diese Arbeit zu binden. [Die Zeit, 11.04.1946]
a)
Phrasem:
manische Depression (= bipolare Störung, geprägt von starken Stimmungsschwankungen, Wechsel zwischen Depression und Manie)
Beispiele:
Richard Gere ist hier [als Filmfigur] himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt, weil er an manischen Depressionen leidet. [Süddeutsche Zeitung, 26.05.1994]
Doch vor einigen Tagen war zu lesen, dass Sinéad O’Connor an einer bipolaren Störung (besser bekannt als manische Depression) leide. [Die Welt, 14.01.2012]
Heutige Psychologen rekonstruieren bei ihm [dem Schriftsteller Nikolaj Gogol] eine manische Depression und registrieren zwischen 1832 und 1852 dreiundzwanzig Schübe mit einer Dauer von drei Wochen bis einem Jahr. [Süddeutsche Zeitung, 01.04.2009]
Berichten zufolge leidet Spears an einer sogenannten bipolaren Störung, eine auch als manische Depression bekannte Krankheit. [Der Standard, 14.02.2008]
b)
allgemeiner, umgangssprachlich nicht krankhafte, meist kurzzeitige Phase trauriger, niedergeschlagener Stimmung
Beispiele:
In der Saalsporthalle[…] pendelt die Stimmung gegenwärtig zwischen Depression und Euphorie. [Neue Zürcher Zeitung, 30.10.1999]
Ich beobachte das, was heute mit Europa geschieht, in einem Zustand der Unruhe und Depression. [Der Standard, 21.06.2016]
Das Wetter geht mir hier aufs Gemüt. An Regentagen kriege ich Depressionen. [Die Zeit, 03.09.1998]
2.
Wirtschaft Phase einer stark abgeschwächten (volks-, welt)‍wirtschaftlichen Konjunktur
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die große Depression; eine weltweite Depression
mit Genitivattribut: die Depression der dreißiger Jahre
in Koordination: Depression und Rezession
Beispiele:
In einer Depression verschlechtert sich die Bilanz des Staatshaushalts dramatisch, Einnahmen fallen weg, die Sozialausgaben schießen in die Höhe. [Süddeutsche Zeitung, 03.01.2013]
Der […] Zusammenbruch des Zahlungssystems – wie 1931 – trifft die Grundlagen des Marktwirtschaftssystems und verschärft die konjunkturelle Rezession zu einer Depression mit Massenarbeitslosigkeit. [Neue Zürcher Zeitung, 16.06.2010]
In der Großen Depression der Zwischenkriegszeit brach die Weltwirtschaft zusammen. [Die Welt, 11.08.2000]
Aber an den Märkten spricht man […] bereits vom Risiko der Deflation, der die Depression folgen könnte. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.01.1998]
In jedem Fall aber wird die Bundesbank ihre [geldpolitischen] Restriktionen in absehbarer Zeit lockern müssen, soll die abflauende Konjunktur nicht in eine Depression münden. [Die Zeit, 15.07.1966]
allgemeiner meist längere Phase des Niedergangs, der Erfolglosigkeit
Beispiele:
Biegler könnte mit seiner Mannschaft derjenige sein, der den Handball der Bundesrepublik in eine Depression stürzt. [Der Spiegel, 07.06.2014 (online)]
Die Depression, die den VfL Bochum erfaßt zu haben scheint, seit die Mannschaft sehr unglücklich aus dem Uefa‑Cup‑Wettbewerb ausschied, hat bis heute ihre Spuren hinterlassen. Die Verunsicherung ließ den VfL mit nur 14 Punkten bis auf Rang 16 abrutschen. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.12.2004]
Der Tag nach den Wahlen in Thüringen und Nordrhein‑Westfalen: Die SPD in tiefer Depression, die CDU strotzend vor Kraft. [Bild, 14.09.1999]
3.
Meteorologie Synonym zu Tiefdruckgebiet, in gegensätzlicher Bedeutung zu Hochdruckgebiet
Beispiele:
Je nach Stärke unterscheiden Meteorologen zwischen tropischen Depressionen (schwacher Wind, »Depression« im Sinne von Tiefdruckgebiet), tropischen Stürmen (mittel) und tropischen Orkanen (stark). [Die Zeit, 08.10.2016 (online)]
Fitow war eine tropische Depression und hat sich über dem chinesischen Meer zum Taifun gemausert. [Süddeutsche Zeitung, 04.10.2013]
Die Insel liegt im Tiefdruckgebiet der tropischen Depression. [Hermann, Judith: Sommerhaus, später. Frankfurt a. M.: Fischer-Taschenbuch-Verl. 2000 [1998], S. 31]
Die Warmluftmassen, die auf der Südseite einer atlantischen Depression ostwärts vordringen, haben jetzt den grössten Teil von Frankreich überflutet und hier Temperaturen von 9 bis 11 Grad Wärme hervorgerufen. [Berliner Tageblatt, 04.03.1931]
4.
Geografie Gebiet auf dem Festland, das unterhalb des Meeresspiegels liegt
Beispiele:
Weshalb ist aber im Jordantal eine Senke, ja sogar die tiefste Depression auf der Landfläche der Erde entstanden, wenn doch alle geowissenschaftlichen Befunde gegen eine Grabenbildung sprechen? [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.05.2004]
Es handelt sich [am Westermoor in Schleswig-Holstein] außerdem um eine »Depression«, wie der geographische Fachbegriff für Land lautet, das sich unterhalb des Meeresspiegels befindet. [Der Tagesspiegel, 19.10.2001]
Die gefundenen Wassermassen stammen aus jahrhundertealten artesischen Vorräten zweier geologischer Depressionen (tiefer als der Meeresspiegel liegende Gebiete). [Neues Deutschland, 01.06.1968]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
deprimieren · Depression · depressiv
deprimieren Vb. ‘unterdrücken’ (17. Jh.), dann ‘herabsetzen’ und (vornehmlich in partizipialer Verwendung deprimierend, deprimiert) ‘seelisch niederdrücken, entmutigen’ (19. Jh.), Entlehnung aus gleichbed. frz. déprimer bzw. aus lat. dēprimere (dēpressum) ‘herabdrücken, -senken’, zu lat. premere (pressum) ‘drücken’ und s. de-. – Depression f. ‘Vertiefung’ (18. Jh.), dann ‘Senkung’ (besonders in geologischer Hinsicht), ‘Niedergeschlagenheit, gedrückte Stimmung’ sowie ‘Krisenzustand, Niedergang im Konjunkturverlauf der Wirtschaft’ (19. Jh.), Entlehnung von gleichbed. frz. dépression bzw. aus lat. dēpressio (Genitiv dēpressiōnis) ‘das Niederdrücken, -senken’. depressiv Adj. ‘niedergeschlagen, gedrückt’ (Anfang 20. Jh.), frz. dépressif.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Psychologie
(melancholische o.ä.) Verstimmtheit · Bedrücktheit · Betrübnis · Gedrücktheit · Niedergeschlagenheit · Schwermut · Traurigkeit · Trübnis · Trübsal · Trübseligkeit · Trübsinn · Wehmut · Weltschmerz · schlechte Laune  ●  Melancholie griechisch · Tristesse franz. · (eine) Depri ugs. · Blues ugs., fig. · Depression fachspr., medizinisch · Depressivität fachspr. · Freudlosigkeit geh. · Leiden an der Welt geh. · Lypemanie fachspr., griechisch, neulateinisch, medizinisch, veraltet · Miesepetrigkeit ugs.
Oberbegriffe
Assoziationen

Ökonomie
Oberbegriffe
Unterbegriffe
  • Rubelkrise · Russlandkrise
  • Lateinamerikakrise · Lateinamerikanische Schuldenkrise
Assoziationen

Geologie
Senke  ●  Depression fachspr.
Oberbegriffe
Unterbegriffe
  • Transkaukasische Depression · Transkaukasische Senke

Depression · depressive Erkrankung · depressive Störung  ●  depressive Episode medizinisch · (eine) Depri ugs.
Unterbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Depression‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Depression‹.

Zitationshilfe
„Depression“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Depression>.

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selten häufig

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