Blues, der
GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Blues · Nominativ Plural: Blues · wird im Plural nur selten verwendet
Aussprache [bluːs] · [bluːz]
Wortbildung
mit ›Blues‹ als Erstglied:
Blueser
·
mit ›Blues‹ als Letztglied:
Babyblues / Baby-Blues
· Herbstblues · Stehblues · Winterblues
Herkunft aus gleichbedeutend bluesamerik-engl
Bedeutungsübersicht
- 1. durch den typischen Einsatz sogenannter Blue Notes gekennzeichnete Musikrichtung von zumeist getragenem und melancholischem Charakter, die an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert durch die Verschmelzung afrikanischer, europäischer und karibischer Elemente als Form afroamerikanischer Folklore in den USA entstanden ist
- 2. [umgangssprachlich] ⟨den Blues haben, bekommen, kriegen⟩ melancholische, depressive Stimmung
- 3. langsamer nordamerikanischer Gesellschaftstanz im Viervierteltakt
DWDS-Vollartikel
Bedeutungen
1.
durch den typischen Einsatz sogenannter Blue Notes gekennzeichnete Musikrichtung von zumeist getragenem und melancholischem Charakter, die an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert durch die Verschmelzung afrikanischer, europäischer und karibischer Elemente als Form afroamerikanischer Folklore in den USA entstanden ist
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: schwarzer, weißer Blues; trauriger, erdiger, rauer, langsamer, echter, ursprünglicher Blues
als Akkusativobjekt: Blues spielen, singen, hören
in Koordination: Blues und Gospel, Jazz, Swing, Folk, Soul, Rock
als Genitivattribut: die Wurzel, Heimat, Hauptstadt des Blues; der Vater, der König, die Kaiserin des Blues
Beispiele:
Mit »Lucille«, wie er [B. B. King] seine Gitarren liebevoll nannte, spielte und sang der schwarze Amerikaner den Blues so, wie er ihn als Kind im Mississippi‑Delta gehört hat. [Die Zeit, 15.05.2015 (online)]
Von solchen Widrigkeiten handelt der Blues, der aus dem Süden der USA stammt und das Leiden am Leben zur musikalischen Kunstform erhoben hat. [Welt am Sonntag, 14.06.2015]
Abschließend nahm das Quintett »All Blues« auf, einen weiteren Blues, der zwar dem herkömmlichen Schema aus zwölf Takten folgte aber im 6/8‑Takt dahin floss und mit merkwürdigen Trillern am Klavier. [Die Welt, 10.08.2009]
Die Schwarzen sangen schwermütige Lieder und entwickelten im Laufe der Jahrzehnte den Blues, eine Gesangskultur, die sich immer weiter von den Gospelsongs mit ihren Verheissungen eines schöneren Jenseits entfernten. [Neue Zürcher Zeitung, 17.06.2002]
Die Kraft der Gospel‑Musik, der Spirituals und des Blues kommt aus einem Angstschrei, aus tiefster Seele. Diese Musik gab der ganzen Welt Lebenskraft. [Der Spiegel, 13.06.1988]
●
übertragen melancholische populäre Musik außerhalb des eigentlichen Blues
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: der portugiesische, griechische Blues
Beispiele:
Der Ursprung dieses »portugiesischen Blues« [des Fado] ist in den nostalgischen Gesängen der Seeleute im 18. Jahrhundert zu finden. [Der Standard, 20.01.2014]
Es geht los mit einem Rembetiko‑Intro, dem griechischen Blues der zwanziger Jahre, dem Sound der Knastis und Hafenarbeiter, die im Hasch‑Delirium über Leid und Liebe singen. [Die Zeit, 18.05.2013]
Lange, dunkle und kalte Winternächte, die Sehnsucht nach Licht und Leben – der Tango ist der Blues der Finnen, meint der weltbekannte finnische Regisseur Aki Kaurismäki. [Der Spiegel, 18.07.2005]
2.
umgangssprachlich ⟨den Blues haben, bekommen, kriegen⟩melancholische, depressive Stimmung
Beispiele:
[…] am Anfang wollte ich mir nicht eingestehen, dass ich den Blues hatte, ich schob solche Gedanken zur Seite. [Neue Zürcher Zeitung, 01.11.2017]
Ich hab dir ja erzählt, dass ich auf der Tour zwischendurch den Blues hatte. Ich war wohl einfach auf Entzug. [Welt am Sonntag, 18.06.2017]
Den Blues kann man weiß Gott auf viele Arten haben. Man kann die Schultern und den Kopf hängen lassen und in sein Bier weinen. Man kann die Brust rausstrecken und den Mond anheulen. [Der Standard, 12.06.2014]
Man könnte den Blues bekommen bei diesem Anblick. [Berliner Zeitung, 21.07.2005]
North Dakota soll so einsam sein, daß man unweigerlich den Blues kriegen muß. [Bild, 16.10.1998]
3.
langsamer nordamerikanischer Gesellschaftstanz im Viervierteltakt
Beispiele:
Vorherrschend [beim Gesellschaftstanz] sind Tänze im geraden Takt (z. B. Tango, Rumba, Onestep, Cakewalk, Foxtrott, Shimmy, Blues, Black‑Bottom, Samba, Boogie‑Woogie). [Brockhaus-Riemann-Musiklexikon. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1989], S. 10309]
Als Robert […] auf dem Faschingsball lieber mit Julia als mit mir Blues tanzte, musste ich mein Selbstbewusstsein monatelang mühsam vom Boden zusammenkratzen. [Bild am Sonntag, 30.11.2014]
Eins sollte sich ändern: die Räume, in denen getanzt wird. Sie sind nämlich alle viel zu klein. Wo kann man heutzutage schon einen Blues tanzen[…]? [Die Zeit, 03.05.1956]
[…] die wahrhaften Tänzer, die Tanzgenies und Tanztalente, die ehrgeizigen Dilettanten und die geborenen Favorits des Parketts, […] sie können natürlich schon die neuesten Blues und Foxtrotts, – trotzdem nehmen sie noch einmal Tanzstunde[…] [Berliner Tageblatt (Morgen-Ausgabe), 05.03.1926] ungewöhnl. Pl.
letzte Änderung:
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Musik
Blues[Hinweis: weitere Informationen erhalten Sie durch Ausklappen des Eintrages]
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Psychologie
(melancholische o.ä.) Verstimmtheit ·
Bedrücktheit ·
Betrübnis ·
Gedrücktheit ·
Niedergeschlagenheit ·
Schwermut ·
Traurigkeit ·
Trübnis ·
Trübsal ·
Trübseligkeit ·
Trübsinn ·
Wehmut ·
Weltschmerz ·
schlechte Laune ●
Melancholie griechisch ·
Tristesse franz. ·
(eine) Depri ugs. ·
Blues ugs., fig. ·
Depression fachspr., medizinisch ·
Depressivität fachspr. ·
Freudlosigkeit geh. ·
Leiden an der Welt geh. ·
Lypemanie fachspr., griechisch, neulateinisch, medizinisch, veraltet ·
Miesepetrigkeit ugs.
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