Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

abtreiben

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GrammatikVerb · treibt ab, trieb ab, hat/ist abgetrieben
Aussprache 
Worttrennung ab-trei-ben
Wortzerlegung ab- treiben
Wortbildung  mit ›abtreiben‹ als Erstglied: Abtreibung  ·  mit ›abtreiben‹ als Grundform: abgetrieben · Abtrieb
eWDG und DWDS

Bedeutungen

1.
(etw., jmdn.) wegtreiben
a)
etw., jmdn. aus seinem Kurs bringen, vertreiben
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiele:
der Wind treibt die Wolke, den Ballon ab
die Strömung treibt das Boot, den Schwimmer (rasch, mehrere Meter, nach Süden, weit ins Meer) ab
Das Menschengewühl trieb mich ab […] [ WerfelAbituriententag150]
übertragen
Beispiel:
[…] Schlächtersleute, denen die […] Warenhäuser die Kundschaft abtrieben (= abzogen) […] [ A. ZweigBeil531]
b)
vom Kurs abkommen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’
Beispiele:
die Wolke, das Flugzeug treibt ab
der Kahn, Schwimmer treibt (vom Ufer) ab
c)
etw. aus dem Körper heraustreiben
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiele:
ein abtreibendes Mittel
ein Kind abtreiben (= die Leibesfrucht vorzeitig entfernen)
Würmer, (Gallen)steine abtreiben
übertragen
Beispiel:
salopper hat ihm die Würmchen abgetrieben (= ihm fortgesetzt Aufträge erteilt)
d)
(Vieh) von den Sommerweiden in die Stallungen im Tal herunterführenDWDS
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiel:
die Hirten haben das Vieh (von der Alm) abgetrieben (= herabgetrieben)
2.
Jägersprache (ein Gebiet) durch Treiben von Tieren leerenDWDS
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiele:
die Jäger haben den Wald abgetrieben (= eine Treibjagd im Wald veranstaltet)
Und als der [zweite Kessel] abgetrieben war […] [ LönsMümmelmann4,96]
3.
Sonderbedeutungen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
a)
Forstwesen abholzenDWDS
Beispiele:
den Wald abtreiben (= abholzen)
der Tannenbestand musste (kahl) abgetrieben werden
b)
Bergmannssprache gelockertes Gestein losbrechen
Beispiel:
zur Sicherung der Einfahrenden wurde der Gang abgetrieben
c)
Hüttenwesen Metalle, Edelmetalle von unedleren Bestandteilen befreien
Beispiele:
(aus dem Bleikonzentrat) Silber abtreiben
Gold, Wismut abtreiben
d)
Chemie etw. durch Destillation trennen
Beispiel:
Alkohol aus einem wasserhaltigen Gemisch abtreiben
e)
österreichisch, süddeutsch, Kochkunst (Teigbestandteile) schaumig schlagenDWDS
Beispiele:
einen Teig abtreiben (= rühren)
Butter, Zucker und Eier treibt man zusammen ab

letzte Änderung:

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
treiben · Treiben · Treiber · Treibeis · Treibjagd · abtreiben · abgetrieben · Abtreibung · antreiben · Antreiber · Antrieb · auftreiben · Auftrieb · vertreiben · Vertrieb
treiben Vb. ‘vorwärtsbewegen, fortjagen, sich mit etw. beschäftigen’, ahd. trīban (8. Jh.), mhd. trīben, asächs. drīƀan, mnd. mnl. drīven, nl. drijven, aengl. drīfan, engl. to drive, anord. drīfa, schwed. driva, got. dreiban (germ. *dreiban) sowie die unter Trieb und Trift (s. d.) behandelten Substantive lassen sich lediglich vergleichen mit lit. drìbti ‘in Flocken niederfallen, schlaff, schlapp werden’ (vgl. anord. drif, drīfa, drīft, dript ‘Schneegestöber’). Ob ein daraufhin angenommenes ie. *dhreibh- ‘treiben, stoßen’ an die unter Treber, Trester, trübe (s. d.) genannte Wurzel ie. *dher(ə)- ‘trüber Bodensatz einer Flüssigkeit, Schmutz’, auch ‘matschiges Wetter’, angeschlossen werden kann, ist ungewiß. – Treiben n. ‘geschäftiges Tun, Treibjagd’ (18. Jh.). Treiber m. ‘wer bei der Treibjagd den Schützen das Wild zutreibt, wer ein (Arbeits-, Last)tier führt, Vieh (auf die Weide) treibt, Antreiber’, ahd. trībāri (11. Jh.), mhd. trīber, mnd. drīver; als Jagdausdruck seit dem 17. Jh. Treibeis n. ‘auf Gewässern treibende Eisschollen’ (Anfang 18. Jh.). Treibjagd f. (18. Jh.). abtreiben Vb. ‘in eine andere (nicht gewünschte) Richtung bringen, vom Kurs abkommen, eine Schwangerschaft abbrechen, Vieh mit sich forttreiben’, ahd. abatrīban (Hs. 12. Jh.), mhd. abetrīben ‘ver-, forttreiben’; veraltet ist heute die Bedeutung ‘abhetzen, durch Treiben erschöpfen’ (seit Anfang 16. Jh.), erhalten in abgetrieben Part.adj. ‘abgehetzt, erschöpft, kraftlos’, häufig von Zug-, Reittieren (16. Jh.); Abtreibung f. ‘Schwangerschaftsabbruch’ (Anfang 16. Jh.). antreiben Vb. ‘(ein Tier) vorwärtstreiben, jmdn. zu größeren Leistungen, zur Eile drängen, anschwemmen, künstlich zum Treiben bringen’, mhd. anetrīben ‘tun, anstiften, ausüben, fortsetzen’; Antreiber m. ‘wer andere (zur Arbeit) antreibt’ (15. Jh.); Antrieb m. ‘Anstoß, Anreiz, Beweggrund’, in der Technik ‘die einer technischen Vorrichtung zugeführte Bewegungsenergie, Teil einer Maschine, die diese Energie liefert oder überträgt’ (16. Jh.). auftreiben Vb. ‘in die Höhe treiben, aus der Ruhe aufscheuchen, aufblähen, Vieh zum Verkauf auf den Markt bringen, ausfindig machen’, ahd. ūftrīban ‘erhöhen, (eine Fähre) stromaufwärts treiben’ (11. Jh.), mhd. ūftrīben ‘emportreiben, errichten, erbauen, beunruhigen, auferlegen, sich erheben’; Auftrieb m. in der Physik ‘der Schwerkraft entgegengesetzte Kraft, Aufwärtsdruck’, übertragen ‘(Auf)schwung, Elan, Schaffenskraft’ (19. Jh.). vertreiben Vb. ‘verjagen, (Zeit) verkürzen, kurzweilig gestalten, Waren (im großen) verkaufen’, ahd. firtrīban ‘vertreiben, verstoßen, entfernen’ (8. Jh.), mhd. vertrīben; Vertrieb m. ‘Verkauf von Waren’ (16. Jh.), ‘Abteilung eines Betriebes, die die Bestellung und Auslieferung der Waren besorgt’ (20. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

abdriften · abtreiben · vom richtigen Kurs abdriften · wegdriften
Assoziationen

(eine) Schwangerschaft unterbrechen  ●  abtreiben ugs. · wegmachen derb

(die) Schwangerschaft unterbrechen lassen  ●  (einen) Schwangerschaftsabbruch vornehmen (lassen) Amtsdeutsch · abtreiben (lassen) ugs. · wegmachen lassen derb
Assoziationen
Antonyme
  • abtreiben (lassen) ugs.

Typische Verbindungen zu ›abtreiben‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›abtreiben‹.

Zitationshilfe
„abtreiben“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/abtreiben>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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Wortverlaufskurve ab 1946

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