Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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ei

ei,
ein diphthong, in welchem uns ursprünglich geschiedne laute höchst nachtheilig zusammen rinnen, goth. waren ei und ai, ahd. mhd. î und ei, ags. î und â, alts. î und ê, altn. î und ei genau gesondert, noch heute bleiben es nnl. ij und ee, nd., schw., dän. i und e. damit wurde unsre vierte ablautsreihe empfindlich gestört. wir ertheilen beiderlei ei mehr die aussprache von ai als von ei, welches ai sogar in einigen wörtern geschrieben wird (1, 199). oberdeutsche mundarten bis nach Thüringen hin geben dem aus mhd. î entspringenden ei immer noch andere aussprache als dem ei, dessen grundlage mhd. ei war, ersteres nähert sich dem i, das andere dem ai, ja die schweizerische sprache hält î und ei fortwährend auseinander, die schwäbische, bairische ei und ai oder hat statt des ai noch breitere vocale, namentlich oa. nie werden hochdeutsches mein und ein auf oberdeutsch gleichlauten, so wenig als mhd. mîn und ein, oder niederdeutsches min und een; hochdeutsch aber klingt weichen cedere wie weichen mollem, weisz albus wie weisz novi und alle dichter reimen beide ei aufeinander. nicht nur wörter und formen werden dadurch vermischt, sondern auch das gefühl der unterscheidung intransitiver und transitiver verba gieng verloren, mhd. swîgen tacere, sweigen sedare, nîgen inclinari, neigen inclinare, blîchen fulgere, bleichen candefacere lauten eins wie das andere schweigen, neigen, bleichen. das nhd. wörterbuch ist gezwungen die wörter beider ei zu mengen, wie es den unterschied zwischen e und ë nicht mehr zur geltung bringen kann, den doch die aussprache oft noch merkbar macht; diese mischung wirkt zumal hinderlich für die zusammensetzungen mit ein, welchen bald mhd. în, bald ein zum grunde liegt. für zweifel zwischen ei = î und ei = ê mag die oberdeutsche aussprache, oder der niederdeutsche uns hier überlegne dialect den probstein abgeben.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1859), Bd. III (1862), Sp. 73, Z. 28.

ei

ei,
ein vieldeutiger ausruf, der sich an manche andere interjectionen unserer so wie fremder sprachen schlieszt; es sind halbe naturlaute, die allenthalben, ohne entlehnt zu sein, wiederkehren, doch können auch einzelne zugeführt und schnell in brauch gekommen sein. goth. ahd. ags. altn. begegnet gar kein solches ei, mhd. erscheint es häufig, wer steht dafür dasz lebendigere aufzeichnungen ahd. sprache, als wir besitzen, es dennoch gewähren sollten. wie nah liegen lat. eia und heia gerade in dieser doppelgestalt unserm ei und hei, eia gleicht dem gr. εἶα und ἔα, dann aber kommen in anschlag die gr. klagerufe ἆ, αἶ, αἰαῖ, und das billigende, lobende εὖ, εὖγε, lat. eu, euge, die buchstäblich mehr an ahd. oi, hoi, nhd. hui, sl. oi gemahnen. wie nun inlautend aus eia eja, aus εὖ, εὐά, εὐοῖ euhoe, evoe, evax, dürfen auch anlautend, mit consonantischem j, v, h, sich entfalten ja, jâ, je, ju, ha, he, hei, vae, vai, wê und ähnliche. den verhalt von eh zu ei, hei, he untersuchten wir bereits sp. 35. 36. bei der einwirkung romanischer auf die mhd. sprache liesze sich ei, hei füglich auf altfranz. ai, hai, ahi, auf provenz. ai, hai zurückführen und der mangel dieser interj. im ahd. begreifen. in Lachmanns Wolfram ist die schreibung ey festgehalten, damit auf romanischen ursprung gedeutet, Parz. 123, 21 steht sogar ay, 133, 21 hey; ay ist = aî, vgl. ahi, ahei (1, 191). dieser manigfaltigkeit der form entsprechen schwankende bedeutungen, Dasypodius 319ᵃ hat nur ei, hem, interj. corripientis; Maaler 122ᵇ ei, ein stimm mancherlei anmuͦtung oder anfechtung anzeigende, ei, pa, ein stimm, wenn wir einen strafend oder heiszend schweigen. ei steht, gleich den meisten interjectionen, immer zu beginn des satzes und ist der doppelung in eiei fähig.
1)
nhd. konnte auch das lat. eu der bibelstellen seinen einflusz erzeigen. Matth. 25, 21. 23. Luc. 19, 17 ist euge serve bone et fidelis, euge bone serve bei Luther verdeutscht ei du fromer und getrewer knecht, ei du fromer knecht!, in der letzten, gothisch zugänglichen stelle heiszt es vaila gôda skalk! wie noch nnl. wel goede ende getrouwe dienstknecht! wel ghi goede dienstknecht! dem sinne des gr. εὖ gemäsz; ahd. wird umschrieben gifih guot skalk, freue dich guter knecht, ags. beo blîđe þu gôda þeov, geblissa þu gôda þeova! wie wir gutheiszend ei wol, ei recht, ei ja wol oder wol, wolan, recht so! setzen. anderemal, wo steht: ei welch weise und verständige leute sind das! 5 Mos. 4, 6; ei es wil abend werden und die schatten werden grosz. Jer. 6, 4; ei ein trefliche summa! Zachar. 11, 13; hat die vulgata: en populus sapiens et intelligens! vae nobis, quia declinavit dies et longiores factae sunt umbrae; decorum pretium! die LXX geben ἰδού, οὐαί, in der letzten stelle wiederum ohne ausruf, wozu die variante bei Luther: die trefliche summa! auszer dem aufmunternden, belobenden ei erkennen wir also ein zeigendes, klagendes und spöttisches, offenbar liegt in dem ei nur eine erhöhung des sinns, es kann, wie hier wolan, sieh da, ach! eine menge andrer empfindungen anregen oder ausdrücken helfen.
2)
wie in jenem ei du fromer knecht! finden sich auch mhd. ei gern vor dem vocativ, den anruf hervor hebend:
ay ritter guot, waʒ mahtu sîn?
Parz. 123, 21;
ey kranker knabe, waʒ waldes ê muoʒ verswinden
ûʒ dîner hant!
Tit. 102, 1;
ey Heimrîch von Naribôn.
Wh. 14, 1;
ey tievel, wie duns des verbans!
38, 2;
ey fürsten art, reiniu fruht!
60, 21;
ey bruoder tohter, daʒ ich dîn
mit schaden ie sus vil engalt!
80, 10;
ei (hei), sprach er, edelen koufman!
Trist. 57, 30;
ei, sprach er, got der rîche!
64, 10;
ei bërnde magt und êren rîche frouwe!
MS. 2, 213ᵇ.
merkwürdig im reim auf merzî:
î übeler man, sprach Isôt, î!
Trist. 257, 9;
wie man in Niederdeutschland î für ei zu hören bekommt. nhd.
ei du feiner reuter, edler herre mein!
Uhland 398;
ei du mein liebe Thresel!
wunderhorn 3, 151;
ei du mei lieber ma!
Ernst Meier schw. l. 40;
ei mutter seht doch her!
Fleming 167;
ei Kunz, das ding geht ziemlich schlecht.
Gellert 1, 72;
ei Daja, warum wäre denn das so
unglaublich?
Lessing 2, 201;
ei freilich, weise Daja, wärs für dich
kein wunder mehr.
2, 201;
ei mademoisell Lisette!
2, 392;
ei Leander, so jung, und er hat sich schon ein mädchen angesehen? 1, 465; ei lieber, sei nicht böse! bona verba, quaeso! selbst die verwundernden interjectionen ei du mein gott! ei mein gott! ei der teufel könnten hierher gerechnet werden.
3)
die analogie zwischen voc. und imperativ läszt auch vor letzterm ein ei erwarten, dem noch so zur seite treten kann:
ei luͦg wie schön er ist, eia ut elegans est.
Maaler 122ᵇ;
ei, sprach Dorile, so harret,
nehmt euch doch bei uns die ruh!
Fleming 378;
ihr geistlichen, ei messet mir kein böses sonsten bei!
Logau 2, 136, 93;
ei laszt ihn nur tanzen,
ei laszt ihn nur sein.
zu nacht musz er beten
und schlafen allein.
wunderh. 3, 25;
ei lasz laufen, lasz nur laufen!
Spee trutzn. 219;
will dein blitz durch Ungern gehn,
ei so lasz doch nur der bohnen
und des knasters schonen.
ei, lasz er sich den kopf mit warmen tüchern reiben!
Göthe 7, 104;
ei sage mir, du sohn der hölle!
12, 73;
ei sagen sie mir doch!
7, 86;
ei belehre doch deinen unwissenden nächsten! Lessing 1, 411; ei sieh! 2, 227. 437; ei sieh da! 1, 469. 539; ei sieh doch! 1, 563. es ist uns geläufig zu sagen: ei sieh, ei höre, ei bleib noch, ei komm! ei denkt doch! Lessing 2, 530; ei so lüge, dasz die balken brechen!; ei so bleib, ei so geh, ei so schweige, ei so thus! ei lasz mich in ruhe! der nachdruck dieser ei könnte sich dem mhd. imperativen angehängten â vergleichen: lâʒâ, hilfâ, hôrâ, schouwâ (gramm. 3, 290. 291), wie die Griechen einnachfolgen lieszen: ἔασον ὦ. Aristoph. Lys. 350.
4)
gleichen nachdrucks fähig und bedürftig sind alle fragwörter: ei wer? ei wen? ei wo? ei wann? ei wie? ei warum? ei wer verlangt denn allzuviel? Lessing 1, 466; ei was sagst du? 2, 346; ei warum nicht? ei warum nicht gar! ei warum bleibt er auch einem zwischen den zähnen stecken? 1, 497; ei was? 2, 211. 401. 403; ei wie so? 2, 389. 395; ei wie gern! ei wie wolt ich so gern wissen, hui quam velim scire! Maaler 122ᵇ; ei welch weise leute sind das! 5 Mos. 4, 6;
ei wie geputzt! das schöne junge blut!
Göthe 12, 51;
ei wie? ei wo? hat ers vielleicht vergraben?
12, 154;
ei wie so einsam, wie so geschwind?
wunderh. 1, 388;
auch ohne sie, alle fragen: ei, und sollte es dem major auch so gegangen sein? Lessing 1, 552; ei sie sind doch wol nicht gar der alte Anselmo selber? 1, 502; ei das wäre? ei der hätte doch recht? dem ei vor interrogativen gleicht aber das franz. eh in eh qui? eh quoi? eh comment? eh pourquoi? und verwandtschaft zwischen eh und ei bricht wieder durch; man dürfte selbst das lat. ecquis, ecquae, ecquid, ecquo? heranziehen, die aus et quis entspringen sollen, in denen ecce, wie in ecca, eccum stecken könnte, vgl. Luthers ei für en, ἰδού 5 Mos. 4, 6. ein mhd., weniger fragendes als ausrufendes ei wie erscheint bei Gotfried:
ei wie sicher ich es bin,
der truhsæʒe daʒ er in
ie getorste bestân!
Trist. 235, 35,
d. i. ei wie gute ruhe hätte ich davor, dasz ihn der truchsesz je bestünde!
5)
an fragendes ei reiht sich das entgegnende, berichtigende, strafende, ablehnende, leugnende, prohibitive, d. h. ablehnung und verbot kräftigende: ei ba! interj. corripientis. Maaler 122ᵇ;
ei possen, das ist nur zum lachen.
Göthe 12, 129;
ei was! es war ein gutes jahr.
Schiller 332ᵇ;
ei was! sie werden uns ja nicht fressen.
319ᵃ;
ei nicht doch!
Lessing 1, 474. 2, 386;
ei ja doch! 2, 558; ei ja doch ja! 1, 17; ei nein! abstine, parce, ne facias:
wilt dich mit solcher list eindringen,
ei nein, es wirt dir nit gelingen.
Waldis 4, 69;
da sprach das thier, ei nein, du irrst!
4, 99;
ei nein, die meinung es nit hat.
Soltau 374;
ei ja wol nein, mein sohn, sagte er, sei zufrieden, ich frisz ich dich nicht. Simpl. K. 59; ei ich mag nicht, ei das soll nicht sein; ei du bist närrisch! Lessing 2, 392. gelindere, mildere entgegnung liegt z. b. in folgenden stellen: ihr son Achemenes ersieht sie, dasz sie weinet. er fraget sie, mutter ist etwas unglücks fürgefallen? sie antwort, ei, du fragest vergebens! lief damit für. buch der liebe 212, 3; sie fragt in, ob er Achemenem kennte? er sagte ja. sie fraget in wider, ob er sein gefangener gewesen wer und ihn gefangen geführt hette? war aber ja. ei, sprach sie, so bist du doch unser knecht und solst uns gehorsam sein. 213, 1;
gehn bauern drauf,
ei, so gewinnt der kaiser mehr soldaten.
Schiller 332ᵇ;
nehmet hin den schlechten willen, gebet nur ein klein belieben,
ei so wird ein jeder glauben, dasz ich köstlich ding geschrieben.
Logau 3, 239, 121.
6)
noch merkbarer ist die wirkung des ei in betheurungen, verwünschungen, flüchen, wiederum mit oft nachfolgendem so: mhd.
ei wolde got der wâre, wær eʒ sëlber mir getân!
Nib. 983, 4;
ei der tac der dâ hiute schein,
daʒ swërt daʒ den slac truoc,
diu müeʒen gunêret sîn!
Iw. 7523;
ei sêgich guot, sô hëlf dir got!
Geo. 4750,
wo sêgich guot aus sô eige ich guot hervorgeht (gramm. 3, 243. fr. Avent. s. 13); nhd. ei zum henker! ei dasz dich, bombax! ei so wollte ich! ego vero malim! ei so wollte ich, dasz er den hals bräche! ei so geh er zum teufel!; ei, du wärst uns der rechte! Lessing 2, 395 (2, 394 o! mein blut, du wärst mir die rechte!);
ei, wär das geld nur da, ich fragte gern nicht mehr!
Göthe 7, 85.
7)
ei, wenn verwunderung, staunen, kosen, freude ausgedrückt wird: ei, wol mir wart, evax! interj. laetitiae. voc. theut. 1482 f 7ᵃ (bei Diefenbach 212ᵃ verdruckt molmirwart); mhd. ei wol mich wart! MS. 1, 185ᵃ, ei wol iuch wart! Berthold 285, vgl. gramm. 4, 175. mhd.
ei ich sach in dem trône
ein frouwen, diu was swanger.
MS. 2, 213ᵇ;
nhd. ei, das war für dich ein fund!
Lessing 2, 257;
ei, das ist ja vortreflich! 1, 407; ei das war ein gelehrter becker! 1, 415; ei das wäre herlich! ei das freut mich! ei mein! amabo, agedum. Stieler 881. es kann auch mit nachdruck bloszes verwunderndes ei stehn: ei! Göthe 7, 103. Lessing 1, 536. 2, 224. ei da! Spee trutzn. 44. 117.
8)
schwächer sind und desto feinere verschiedenheit der bedeutungen einschlieszend die im geleit der partikeln ja, wol, nun, freilich, fürwahr, wahrlich auftretenden ei; von ei nein, ei nicht doch war schon die rede. ei ja, wenn ich sein einziger schuldmann wäre. Lessing 2, 402; ei ja doch! ei wol, genug! 2, 206; ei wol will ich; ei ja wol kommt er; ei versteht sich! ei und ob!
indes, indes! ei nun!
das nemliche kann euer weibchen thun.
Lessing 1, 123;
ei freilich, klüger hättet ihr gethan.
2, 323, vgl. 2, 343;
ei wahrlich! schlimm genug, dasz deiner sache
du nicht gewisser warest.
2, 355.
ei desto besser! 1, 421. ei nu, quid jam?
9)
doppeltes eiei, der form, nicht der bedeutung nach dem wehklagenden αἰαῖ ähnlich, pflegt bedenkliches verwundern aber auch freude auszudrücken: ei ei, wenn einer über einen hön und zornig ist, interjectio paulatim percipi mali, atat. Maaler 122ᵇ;
ei ei, wie scheint der mond so hell,
ei ei, wo scheint er hin,
mein schatz hat alle morgen
ein andern schatz im sinn.
wunderh. 3, 24;
ei ei ei, was haun i gückerlet (verstolen geblickt)
ei ei ei, was haun i thau!
i hau da vetter Michele
zuam lädle eine glau.
ei ei! mit solchen edlen gästen
wär es ein bischen viel gewagt.
Göthe 12, 114;
ei ei! er denkts den menschen nachzuahmen.
12, 203;
aus Sachsen also. ei ei, aus Sachsen? Lessing 1, 530. nein, mein herr. 'ei ei!' 2, 443. 1, 306. 562. Lessing und Göthe hauptsächlich haben den gebrauch der partikel ei, in allen anwendungen, verfeinert. es gilt auch ein kosendes eiei! eiei machen. s. eia.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1859), Bd. III (1862), Sp. 73, Z. 59.

ei, n.

ei, n.
ovum, ahd. agi, meistens ei, gen. eies und eiges, pl. eigir, mhd. ei gen. eies, eiges, pl. eiger, ags. æg pl. ægru, engl. egg pl. eggs, altn. egg, schw. ägg, dän. äg. östr. bair. tritt das paragogische plurale er schon in den sg. das air. Schm. 1, 40. die goth. form entgeht mit Luc. 11, 12, ich habe addi vermutet, das sich zu ei verhielte wie tvaddjê zu zueierô oder ags. tvegra zu ägra, altn. tveggja zu eggja. ir. ugh und gal. ubh schwanken zwischen kehl und lippenlaut, das lat. ovum, gr. ὠόν scheinen beide inlautend eine muta ausgestoszen zu haben. das sl. jaitze, böhm. vejce, poln. jaje, jajko sind diminutiva. im sanskrit kein zustimmendes wort. finn. muna, est. munna, lapp. monne, manne. ei steht zuweilen für hode, z. b. widderei, widderaier (Schm. 1, 40), ebenso lit. pautas. Ein frisches, rohes, neugelegtes ei; ein altes, taubes, leeres ei; lautere eier, sagt Maaler 122ᶜ, das sind unnütze eier ze schlöufen oder ze hünlen, welche die henn allein gemacht hat on das fügelen des gückels, irrita ova; eier legen, ova ponere; der henne eier unterlegen, supponere; die henne sitzt über den eiern; eier ausbrüten, bebrüten; die hünlein sind aus den eiern geschloffen, erst aus den eiern gekrochen; eier klecken, aufklopfen, aufschlagen; eier in die pfanne, in schmalz, in butter, gebackne eier.
dein geperletes hünchen hat schon im stalle gekakelt,
eil und suche das ei, eh dirs abhole der iltis.
Luise 2, 282;
man schlürft die eier hinunter,
läszt den armen die schalen und glaubt noch redlich zu theilen.
Göthe 40, 160.
Redensarten: sie gleichen sich wie ein ei dem andern; das hun will klüger sein als die henne; ei ist ei, sagte der küster, und nahm das gansei; bös ei, bös küchlein; besser halb ei als eitel schale; man gibt nicht viel goldes um ein ei; er wartet des eis und läszt die henne fliegen; ungelegte eier geben ungewisse küchlein; haben wir nicht eier, so braten wir das nest; wer eier unter den füszen hat, musz leise auftreten; ein faules ei verdirbt den ganzen brei; jedem ein ei, und dem braven Schweppermann zwei; seine eier haben allzeit zwei dotter; er gäbe kein ei darum, nicht das geringste, mhd. daʒ enwas im niht ein ei; sich um ungelegte eier kümmern; mit jemand ein ei zu schälen, ein hünchen zu pflücken haben. frisches ei, gutes ei. Göthe 2, 301. Das altdeutsche recht hat hübsche bestimmungen mit eiern und über eier. war eine grenze irrig geworden, so soll der forstmeister ein ei nemen, es da niederlegen, wo sein gericht angeht oder aufhört, so weit das ei abwärts läuft, so weit stöszt sein forstgericht an das urbargericht. weisth. 3, 679. wann der gehofner schuldig ist 21⁄2 eier und will nicht drei ganzer eier geben, so soll er das dritte ei auf seine schwelle legen und mit einem messer entzwei hauen: fällt das meiste stück binnen die schwelle, so ist er dem herrn um eine busze verfallen, fällt es aber vor die thür, so ist der gehofner los. weisth. 2, 525; jeder viertel landes gibt dem grundherrn 71⁄2 ei, und das achte ei soll die frau auf die schwelle legen und der schultheisz es mit einem kolter (pflugeisen) von einander hauen; was binnen die schwelle fällt, soll der gehöfer und was darbauszen fällt, der grundherr haben. 2, 538; auch so geben wir Bärmer unserm gn. l. herrn eier, so sol des hofs schultheisz umbgehen von haus zu haus und haben einen korb und eine krauche (krug), so etliche hofe in Barmen, die geben halbe eier. da dieselbige sind, sol die frau das ei in die hand nemen und schlagen auf das bord von der krauchen, fellt das dotter in die krauchen, so soll es unser gn. l. herr behalten, behelt die frau das dotter in der schalen (eischale), so ist es der frauen, und soll damit bezahlt haben. 3, 16, vgl. 2, 128. Sie suchen auch nicht der veter ehre damit, sondern ir eigen tyrannei, das sie uns mügen aus der schrift füren, den glauben vertunkeln, sich selbs uber die eier setzen und unser abgott werden. Luther 1, 538ᵃ; hie leret das ei das hun, und kachel den töpfer. 6, 90ᵇ; das ei leret das hun und die saw meistert gott. 6, 139ᵇ; das sie nach tüchtigen, verstendigen, erfarnen und geschickten leuten umbsehen und nicht narren uber die eier setzten. Mathesius 150ᵇ;
dacht, ich hab viel hüner im haus,
die bruten aus aiern hünner aus,
ich kunt ie auch kelber bruten aus.
H. Sachs II. 4, 68ᵇ;
wenn ich zur kirchen gieng,
so hett ich nicht ein ei zutretn.
Ringwald tr. Eckh. J 3ᵃ;
bruder, was wilst du die unschuldigen kinder zeihen? wenns kerl wären, die sich wehren könten, so wärs ein anders. was, antwortet er, eier in die pfannen, so werden keine junge draus. Simpl. K. 647;
herein gerufen wird sodann
die alte, selbst ihr marchen zu erzählen.
die gute mutter fängt beim ei (ab ovo) die sache an.
Wieland 22, 196.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1859), Bd. III (1862), Sp. 76, Z. 52.

ei, f.

ei, f.
schweizerisch für au, aue (1, 598. 601) wie oberd. gei, gai für gau. Stald. 1, 339.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1859), Bd. III (1862), Sp. 77, Z. 57.

eiern

eiern,
ova ponere: tier die da airnt. Megenberg 30, 2. 164, 4.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1859), Bd. III (1862), Sp. 86, Z. 64.

eiren

eiren
für eiern, eine so gut wie bauren, mauren, feiren für bauern, mauern, feiern berechtigte form, H. Sachs z. b. schreibt eirenschmalz II. 4, 15ᵇ; Megenberg airn für eiern (oben sp. 86).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1859), Bd. III (1862), Sp. 359, Z. 46.

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„ei“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/ei>.

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