Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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fort

fort,
porro, prorsus, protinus, procul, eine partikel, die sich goth., wo man faurþ, ahd., wo man ford zu erwarten hätte, gar nicht zeigt, alts. forth, ags. forđ, fries. forth, mhd. vort, nnl. voort, engl. forth lautet. wie die angeführten lat. wörter unter sich und den praepositionen pro und per verwandt sind, unterliegt auch die berührung zwischen fort und den partikeln faur, faura, fair keinem zweifel und auf die analogie der bildungen fort und fert, die in forn und fern widerscheint, wurde 3, 1548 gewiesen. das mangelnde ahd. ford findet seine bestätigung in forder und fordern, in fürder und fürdern. noch aber ist dem fort auch dort ähnlich, das sich aus dem pronominalen dar leitet und den begrif der ferne enthält, wie das unmittelbar dazu gehörige dannen ein von da, davon deinceps und porro ausdrückt. wenden wir uns zur bedeutung, so ist in fort zweierlei, sowol der vorschritt, fortschritt, das weitere, als auch ein abgang, weggang, das ferne gelegen, sowol das protinus, vorwärts als das procul, abhinc, abwärts, denn der vorrückende, fortrückende geht zugleich von dem bisher eingenommnen orte weg. jenes dürfte die positive vorstellung, dieses die negative, privative heiszen. das positive fort! meint age! das negative apage (ἄπαγε)! den nordischen sprachen ist ein nicht ungünstiger unterschied eigen, der an allem, was bisher gesagt wurde, irre machen könnte. Schweden und Dänen drücken unser positives fort gleichfalls durch fort, das privative aber durch bort aus und viele ihrer zusammensetzungen, die bei uns zweideutig sind, empfangen damit volle deutlichkeit, z. b. das schw. fortgaͦ ist progredi, procedere, bortgaͦ abscedere, discedere, abire. so treffend diese ausdrucksweise scheint, verliert sie doch historisch betrachtet. die altn. sprache nemlich kennt kein forđ, wol aber für bort, abhinc hat sie braut, â braut, das in schw. dän. bort verschoben wurde, fort hingegen, wie schon das t lehrt, ist aus dem deutschen entlehnt. braut bedeutet nun eigentlich via strata, von briota frangere, welche beide, nomen und verbum, den übrigen dialecten abgehn, 2, 351 wurde gleichwol ein ahd. prioʒan, briutan vermutet, die sich auf die linie von giutan, niutan u. s. w. (3, 1793) stellen. braut, folglich bort, schlieszt sich offenbar an verba in der weise und im sinn unseres weg und des it. via, so dasz bortgaͦ vollkommen unserm weggehen und dem it. andare via, ja dem fr. s'en aller entspricht, dessen en = inde steht. wir hätten also ein mittel an der hand, jener zweideutigkeit auszuweichen, wenn wir, wie oft geschieht, weg setzen wollten, da wo das fort ein bort ausdrückt. doch besser ist, dasz wir auch dem fort beide bedeutungen lassen, wie sie ursprünglich darin enthalten und auch an andern partikeln wahrzunehmen sind, vgl. was 1, 820 bei aus gesagt wurde. an buchstäbliche verwandtschaft zwischen fort und bort (wie f und b öfter wechseln) ist kein gedanke, da fort eigentlich ein d, altn. đ hat, bort ein t = ahd. ʒ. ihre ähnlichkeit ist bloszer zufall; vgl. übrigens hd. port unter fortmüssen, sein, sollen. Wie schon ahd. ford ausfällt, darf die seltenheit des mhd. vort nicht verwundern, das sich zum reim auf wort, ort, hort und das gleich unhäufige dort eignete. die guten dichter des 13 jh. liefern nur wenige beispiele, und meines wissens lauter des positiven vort:
(reit) in jënen boumgarten vort.
Er. 8899;
hie ein tjost, diu ander dort.
daʒ her begunde auch trecken vort.
Parz. 357, 2;
kêrte wider unde vort.
Lanz. 3110.
anderwärts gibt es mehr stellen:
diu êrste sprach aber vort.
GA. 1, 374 und 375
von Priamo spriche ich vort.
Herbort 3124;
beide vort und wider.
4227;
dannoch ûf den tac vort.
7918;
ër sluc si vort und wider.
8853;
beide vor und vort
wart daʒ mêre gebreit.
12242;
sie sprâchen ir ze leide
beide vor und vort
spêhe rede und scheltwort.
12803;
vil manige rede si tâten
beide vor und vort.
13095;
dër wint lieʒ ouch dare gân
und warf sie vort und wider.
17092;
eʒ vûr vort und vure
von der want zu der ture.
18232;
sô müeʒe si got trœsten dort,
nu wil ich aber sagen vort.
livl. chron. 7345; 8495;
ind genk mit dem trussêten vort.
Karlm. 22, 31;
vort so weisz ich mê gewis.
30, 41;
do lach id allet gar dar nëder
beide vort ind wëder.
203, 24;
hei halp up ind nëder
beide vort ind wëder.
207, 40;
wat mocht ich mê wort
kêren wëder inde vort.
241, 8.
die partikel scheint vorzugsweise im mittlern und niedern Deutschland verbreitet, wie sie bereits alts. ags. und nl. galt. das vort und wider begegnet gerade so im mnl. voort ende weder. nhd. hat sie einen noch gröszeren umfang und steht
1)
für fortan, oft in dem gelinden sinn, den auch unser jetzt oder nun und das lat. jam, porro haben, so dasz es in einigen der folgenden bibelstellen von Luther hinzugesetzt wird, ohne dasz ein bestimmter ausdruck des textes entspricht, meistens in verneinenden sätzen: wenn du den acker bawen wirst, sol er dir fort sein vermügen nicht geben, unstet und flüchtig soltu sein auf erden. 1 Mos. 4, 12; so wartet nu des dienst des heiligthums und des diensts des altars, das fort nicht mehr ein wüten kome uber die kinder Israel. 4 Mos. 18, 5; und füre das volk nicht wider in Egypten umb der rösser menge willen, weil der herr euch gesagt hat, das ir fort nicht wider durch disen weg komen solt. 5 Mos. 17, 16; ich wil fort nicht mehr hören die stim des herrn meines gottes. 18, 16; ich werde fort nicht mit euch sein, wo ir nicht den bann aus euch vertilget. Jos. 7, 12; das man fort nicht mehr da wone noch iemand da bleibe fur und fur. Es. 13, 20; weil sichs so lang verzeucht, so wird nu fort nichts aus der weissagung. Ez. 12, 22; denn ir solt nu fort inne werden, das keine gesicht feilen. 12, 24; wie vil weniger kan nu fort mehr etwas draus gemacht werden. 15, 5; und bin fort nicht mehr werd, das ich dein son heisze. Luc. 15, 9; wir gleuben nu fort nicht umb deiner rede willen, wir haben selber gehört und erkennet, das dieser ist warlich Christus. Joh. 4, 42; sihe zu, du bist gesund worden, sündige fort nicht mehr, das dir nicht etwas ergers widerfare. 5, 14; und wandelten fort nicht mehr mit ihnen (goth. þanaseiþs). 6, 66; ich werde fort mehr nicht viel mit euch reden, denn es kompt der fürste diser welt und hat nichts an mir. 14, 30; umb die gerechtigkeit aber, das ich zum vater gehe und ir mich fort nicht sehet. 16, 10; das er in aber hat von den todten auferweckt, das er fort nicht mehr sol verwesen. apostelg. 13, 34; das ir nu fort im deste mehr vergebet und tröstet. 2 Cor. 2, 7; so haben doch nu fort die keine entschüldigung, die wissentlich zwingen und sich zwingen lassen. Luther 6, 324ᵃ; ich bin entschüldigt itzt, fort an jenem tage und in ewigkeit. 8, 38ᵃ; so hat die sünde ire kraft auch ganz und gar verlorn, das sie fort mehr nicht reizen noch schrecken mag. 8, 323ᵃ;
nun hab fort dein wonung bei mir,
mein haubtstat die steh offen dir.
H. Sachs III. 1, 70ᵈ;
dardurch er sie alsbald verlur
das er sie fort sah nimmermehr.
Ayrer 323ᵇ;
nimmermehr ich fort zu euch kumb.
457ᵈ;
dasz dich fort nich mehr erschrecke
deines feindes ungestüm.
P. Gerhard 2, 10;
ich bleibe fort bei euch.
disz hast du vor gethan, fort wird es nicht geschehn.
146;
soll ich euch fort nicht sehen,
so ists ümm mich geschehen.
449.
statt dieses fort wird heute nur fortan oder hinfort gesetzt, welches auch in den angezognen bibelstellen die späteren ausgaben einführen.
2)
unmittelbar daran grenzt fort für porro, ferner, weiter, anhaltende, dauernde bewegung ausdrückend, oft im geleite anderer partikeln: so fort, sic porro, und so fort, et sic porro; sofort, illico, statim, alsbald; in éinem fort; immerfort, immerdar, fortwährend, welche sämtlich an ihrer stelle besonders abgehandelt werden. dies fort bezieht sich zwar meistentheils auf das verbum des satzes (s. hernach), steht aber auch noch unabhängig, z. b. in Göthes bundeslied heiszt es nach dem ersten druck im Merkur 1776 febr. 124:
uns wird es nimmer bange,
wenn alles steigt und fällt,
und bleiben lange, lange
fort ewig so gesellt,
späterhin 'auf ewig';
so! die menschheit fort zu ehren,
lasset, freudig überein,
als wenn wir beisammen wären,
kräftig uns zusammen sein.
47, 135;
giesze nur, tränke nur fort die rothbemäntelten frösche.
1, 353;
nur durch deine leitung, deinen beistand kann er seine tugend fort ausüben. Klinger 5, 297.
3)
verstärkungen.
a)
fort und für:
so so thu fort und für,
so stelle heirath an.
Opitz 1, 240;
das ohr klingt fort und für, und läutet mir zu grabe.
versichre nur für mich den gnädigsten gemahl,
mein wunsch sei fort und für nach überstandner qual
ihm, wie ich schuldig bin, vor so viel gnad und güte
nur einen dienst zu thun.
827.
b)
fort für fort: in welchen sie fort für fort grünen. poeterei s. 73;
die wir das trübe meer
des irrthums fort für fort mit groszer angst durchreisen.
Opitz 2, 108;
die duplierung deiner freuden
die verspricht sich fort für fort
in dein wort,
nimmermehr von dir zu scheiden.
Fleming 395;
den stein, den kann man nicht gar wol erheben,
er ruhet fest und unbeweglich dort,
so liegt und bleibt dergleichen fort für fort.
Schönborn bei Gryphius 2, 502;
der weg, welchen unser heiland fort für fort gewandelt. Butschky kanzl. 652; wenn das widersinnische gelücke mir fort für fort alle mittel benimt. 36; beherzige, dasz du fort für fort abstirbest. 889; der himmel, welcher von dem ersten augenblick seiner schöpfung bis auf diese stunde seine bewegungen fort für fort behält. Patm. 594.
c)
fort und fort: darauf der hohmeister fort und fort drang auf seine privilegien. Schütz Preuszen 147;
und wünschen fort und fort wollustig gute tag.
Rompler 152;
wan fort und fort der tonder kracht.
176;
und ergetzt sich fort und fort.
vielmehr ihre sicherheit in der ihnen, nach ihrem geruch und geschmack temperierten luft fort und fort suchte. Felsenb. 4, 243; gewis, er hiesz mich nicht wieder gehen, ich dürfte fort und fort im haus herumwandeln. Bettine 2, 31;
will von euch an eine that
nicht fort und fort erinnert sein, bei der
ich nichts gedacht.
Lessing 2, 224;
was mit blick und halbem wort
fragest du mich fort und fort.
und es soll auf diese weise
brennen fort und fort ihr ruhm.
203;
und singen ihres vaters lieder fort und fort.
533;
schwärmt nur immer fort und fort.
Göthe 12, 283;
und das gekicher
dauerte fort und fort, so viel sie auch sangen und spielten.
40, 255.
Opitz hat auf allen blättern für und für. man sieht, wie nah sich vor, für, fort liegen.
4)
fort! im sinne von age, agite! weiter:
fort gelben! bis der trab euch das gebisz beschäumt.
Caniz 270,
gelben! wird den gelben, fahlen pferden zugerufen, wie es vorher s. 267 hiesz: die gelben merken dies und fangen an zu prauschen;
spude dich, Kronos,
fort den rasselnden trott!
Göthe 2, 68;
ich kenne das. fort! (rede weiter). Schiller 149ᵇ;
sehr gut! sehr brav! nur fort, erzähle weiter!
260ᵃ;
uf und furt, i gang.
Hebel s. 241;
fort! aufgemacht!
Kotzebue dram. sp. 2, 304;
fort! marsch! laszt uns gehn!
5)
fort! im sinne von apage, foras, schw. bort! geh fort! mache dich fort, aus dem staub! move te hinc! fort von hier! auf und davon! weg, fort aus meinen augen! mir aus den augen! e conspectu! fort, ungeheuer! fort canaille! fort mit dem hund! fort mir dir! aus mit dir! (1, 818). fort mit ihm, hinaus mit ihm! welches mit den alten instrumental vertritt, wie er von den Slaven noch gebraucht wird: poln. precz toba̜! böhm. pryč tebau! russ. protsch' toboio! fort mit dir!, precz, pryč, protsch' gehören deutlich zu pre, pro, wie fort zu für, vor. fort mit so einer! böse sieben s. 10; fort, fort! hats geheiszen, sonst macht die gelegenheit lieb und dieb! Megerle Judas 1, 190;
fort, o seele, von der welt!
wohin nichtswürdger? fort!
Hagedorn 1, 67;
nur fort, du braune hexe, fort!
Göthe 1, 214;
unwürdge grille fort!
7, 76;
wir alle wünschten die bilder endlich fort (weggeschaft) zu sehen. 24, 175;
denn fort ist fort, und was éinmal
dir ein mächtiger nimmt, das hast du besessen.
40, 132.
gleichviel ist von hinnen, von hier! davon!
Cardenio von hier!
Gryphius 1, 202.
6)
bei weitem die meisten fälle des fort begegnen in uneigentlichen zusammensetzungen, nach dem grundsatz unserer sprache, die auf das verbum bezüglichen partikeln in indirecter rede ihm unmittelbar vorausgehen zu lassen, während in directer das verbum voransteht und die partikel hinten folgt. dadurch werden diese partikeln oft und namentlich an die infinitive und participia dicht angeschlossen und scheinen damit verwachsen, vor dem ind. und imp. springen sie alsbald wieder ab und nehmen die hintere stelle ein. dieselbe wortfolge gilt nun zwar auch für die lebendigen vom verbum abhängenden casus, ohne dasz sich diese ihm äuszerlich anfügen, wenigstens in den meisten fällen nicht. die deutsche sprache hat auf solchem wege unmäszig viel composita erzeugt, unter denen unsere wörterbücher anschwellen und die den übrigen sprachen, deren partikeln sich freier bewegen, fremd bleiben. wo aber nomina entspringen, wie hier fortgang, fortschritt, fortsetzung, müssen überall die verba fortgehen, fortschreiten, fortsetzen voraus gegangen sein; diese nomina werden dann unauflöslich. am allerwenigsten gehört die partikel zu dem verbum in den zusammensetzungen fortmögen, fortmüssen, fortkönnen, fortdürfen, fortsollen, fortwollen, wo zwischen partikel und verbum ein gehen, laufen und dgl. zu denken und zu ergänzen ist, also besser fort mögen, fort müssen, fort können, fort sollen, fort wollen geschrieben wird. die mühsame und unerschöpfliche alphabetische aufzählung aller dieser uneigentlichen composita vergütet sich dadurch, dasz die einzelnen wortbedeutungen genauer bestimmt und erörtert werden können. in dem folgenden verzeichnis ist, wo der privative sinn eintritt, ein * vorgesetzt, der positive bleibt unbezeichnet. für das privative, nicht für das positive, fort läszt sich gewöhnlich auch weg setzen, z. b. für fortgehen, fortlaufen, fortnehmen, fortschleichen: weggehen, weglaufen, wegnehmen, wegschleichen, nur klingt weg zwar traulicher, doch gemeiner und fort ist edler, Göthes
meine ruh ist hin.
12, 177
dürfte auch lauten meine ruh ist fort, kaum meine ruh ist weg. umgekehrt läszt sich weg nicht überall durch fort ersetzen, z. b. in der redensart: er hat es weg. mehr unter weg.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1863), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 7, Z. 31.

furt, m. und f.

furt, m. und f.
1)
ein durchgang für gehende, reitende, fahrende durch ein wasser oder gewässer, vadum. am häufigsten und gewöhnlich versteht man aber das wort von einem solchen durchgangsorte durch einen flusz; von einem durch einen meerarm oder ein nicht allzu breites meer steht es unten in der ersten stelle von Mathesius und in der von J. v. Müller, von einem durch überschwemmendes gewässer in der stelle von Bodmer, eben so kann es, wie es unten in der stelle aus Weises drei klugen leuten geschieht, von einem durchgange durch morastiges gelände, auch einen sumpf, einen see gesagt werden. goth., wo es faúrds lauten würde, nicht nachzuweisen; überhaupt fehlt uns das goth. wort für den begrif, denn die stellen, in welchen sich die gelegenheit bot, ein solches zu setzen, fallen in die bekanntlich fast ganz verlorne übersetzung des alten testamentes. ahd. furt m., mhd. vurt m., mitteld. vurt, vort m. und f.; alts. ist ford für sich nicht nachweisbar, erscheint aber in ortsnamen wie Erpisford Erfurt, Heriford Herford d. i. furt zum durchgang eines heeres, Sandforda Sandford u. s. w.; mnl. vord, doch s. 2), nnl. voort für voord, in ortsnamen; ags. engl. ford, altn. dän. schwed. fehlend. altfries. in ein schwaches masc. übergegangen forda. das wort entspricht der lautverschiebung gemäsz dem mit versetzung des r gebildeten altslav. und russ. brod'' m., poln. böhm. brod m., so wie dem einfachen, ohne antritt eines ableitungsconsonanten erscheinenden gr. πόρος, durchgang oder weg durch einen flusz. der gedanke, dasz furt gleich fahrt von dem wurzelverbum fahren abgeleitet sei, liegt zwar nahe, und Stieler, Steinbach, Frisch, Adelung, selbst noch Heyse lassen das wort von diesem verbum stammen; aber es ist unmöglich dasz es von demselben herkomme, denn dann müste es, wie fahrt (s. d.) von dem praes. ahd. faru ags. fare, von dem praet. ahd. fuor ags. fôr abgeleitet sein und ahd. fuort, ags. fôrd, lauten, was goth. fôrds sein würde. in wirklichkeit sind furt und fahren blosz verwandt und zwar in so fern, als beide auf ein verlornes gemeinsames, unter diesem letzten worte aufgestelltes älteres wurzelverbum zurückgehn: goth. faíran praet. sg. far pl. fêrun p. p. faúran, ahd. fëran far fârun foran, aus dessen sg. praet. eben jenes fahren, goth. ahd. faran, hervorgieng und von dessen p. p. in gleicher weise furt abgeleitet wurde, wie burt, ahd. purt, von dem p. p. des wurzelverbums bären (s. d.) ahd. përan. der pl. lautet ahd. furtî, mit abschwächung des î furte (gl. florent. 985ᵃ), mhd. vürte, was nhd. fürte erwarten läszt, und dies findet sich noch unten in der stelle aus Franks weltbuch. aber es tritt nach dem übergange des wortes von dem männlichen geschlechte in das weibliche nhd. der unten aus Alberus und Schütz belegte pl. furten ein, der auch der heutige ist, gleicher weise wie wir von fahrt (s. d.) den pl. fahrten haben, der eigentlich fährte sein sollte. jener übergang zeigt sich, wie sich nachher aus einer Baurs hess. urkunden entnommenen stelle ersehen lassen wird, zuerst im mitteldeutschen des 14. jh., und später Luther, wie unten stellen von ihm ergeben werden, schwankt noch zwischen dem masc. und fem., doch überwiegt bei ihm bereits weitaus dieses letzte. dasz jenes sich bis zum 19. jh. erhielt, erweist unten eine stelle von Schmidt von Werneuchen, und dasz heute noch mundartlich, z. b. am Lech, der furt gesagt wird, ersieht man aus Schmeller 1, 568, aber nur das fem. ist uns heute schriftdeutsch. neben dem nom. sg. furt kommt auch noch nhd., wie unten eine stelle zeigt, bei Hans Sachs die aus dem mitteld. (s. oben) erhaltene form fort vor, dann selbst, freilich spärlich, ein in seinem umlaute völlig unorganisches die fürt, das noch 1683 das teutschfrantzös. wb. für einen reisenden s. 116ᵇ bringt, aber beide wurden von der sprache nicht festgehalten und erloschen bald wieder. die schreibungen fuhrt, furth beruhen darauf, dasz manche das wort wider den allgemeinen gebrauch, der auf der organischen kürze des u beharrt, gedehnt sprechen; beide, im grunde eins und nur in der stellung des dehnenden h verschieden, sind aber verwerflich, und die noch frühe im nhd. übliche schreibung furt, die auch Stieler, Steinbach, Frisch, Adelung und Campe wahren, ist festzuhalten. nun zu den belegen. furt, vadum. voc. theut. 1482 i 7ᵇ. und zoch an den furt Jaboc. 1 Mos. 32, 22; auff dem wege zum Jordan, bis an die furt. Jos. 2, 7; und gewunnen die furt am Jordan ein, die gen Moab gehet. richt. 3, 28; die Gileaditer namen ein die furt des Jordans fur Ephraim. 12, 5; und schlugen jn an der furt des Jordans. 6; und fertigten sich durch den Jordan fur dem könige her und machten die furt, das sie das gesinde des königs hinüber füreten. 2 Sam. 19, 18; das man die schelten soll, die meer dann zween geng, fürt oder flüssz des Rheins sein achten. Frank weltb. 27ᵃ; bis sie an eyn bach kamen, da ritten sie durch den fuͦrt. Aimon F. vadum, der ort im waszer dadurch mann ghen kan, der furt. Alberus dict. Zz ijᵃ; vadare, durch den furt gehn. ebenda. da führt er unsz also daruf durch ein alten furth über den Mayn, das kein gebräuchlich furth mehr war, welches ich gerne sahe, und war auch ein gutes reuterstuck von ihme. Götz v. Berlichingen lebensbeschr. 116; must ich ... sorg haben, ich verfehlt etwann des furths. 167; und als ich vor dem angriff über die Filz wolt, kam ich an ein ort, ein gar alten furth, den man nicht braucht, hatt ich sorg, ich könnt nit hinüber kommen, aber ich hett dennoch einen mensch bey mir, der wust denselben heimlichen furth, dasz wir hinüber kamen. 167 (Büsching u. v. d. Hagen s. 107);
ich bin ein furman, far oft jrr
wenn ich gebrauch fremmde geschirr,
in einer krümm
so würf ich umb,
ist der furt weit, schoffrich und breit,
musz ich mich halten am rangen,
da die schmirlegelein hangen.
liederbüchlein in 12ᶜ,
dessen titel ausgerissen ist, gedruckt zu Nürnberg durch Johann vom Berg und Ulrich Newber;
dieselb (hindin) vor den hunden hinlieff,
traf ein fort durch den see tieff
und kam an das ander gestatt,
als der jäger das gsehen hat,
mit dem pferd in die see auch setzt
und traff auch disen fort zu letzt ...
da rüst sich frawen unde mann
mit vieh und allem was sie hetten
und durch den fürt hinwaten theten
hinnüber an das ander gestatt.
H. Sachs II (1591). 3, 110ᶜ,
nach der erzählung vom eindringen der Hunnen über das asowsche meer bei Jornandes cap. 24, woraus auch jäger (fahren die Römer fort) haben in verfolgung einer hindin in dem mäotischen sumpf eine furth gefunden, diese habe den wilden (den Hunnen) Europa geöffnet. J. v. Müller allg. gesch. (1817) 1, 511; wenn man zu Ezeongaber auffsasz, fuhr man erstlich uber den furt (im rothen meere), dardurch der son gottes inn fewriger seul gestalt sein volck mit trucknem fusz durchfüret und Pharao mit seinen wegen und reutern erseuffet. Mathesius Sarepta (1562) 31ᵇ; wer im wasser den furt nicht weisz. Kirchhof wendunmuth 198ᵇ; da die kreuzherrn die furten und ufer hin und wider verpfalet hetten. Schütz Preuszen 62; dem könige ward endlich eine furt verkundschaftet. ebenda; bisz (er) für den furt zu Vede kam, da erkundigt er bey dem müller, was es für ein gestalt mit könig Picrochol habe. Fischart Garg. (1608) Bb 8ᵇ; im übrigen war das maiste theil morastisch dasz wer den rechten furt nicht wuszte, leichtlich im wege wäre stecken blieben. Chr. Weise kl. leute 65; er hat die reuter die furt laszen versuchen. Aler (1727) 822ᵃ;
auch gab er nach dem sieg euch selber das geleit
bisz an des Jordans fuhrt.
A. Gryphius (1698) 1, 578;
aber sie giengen nicht lang am ufer, als er wolgeneiget
ihre reise zu födern die flut weit über die ebnen
breitet, sie sehn ihn da sanft und nicht hoch von dem grunde
einen furt für sie bähnen, der sie gemächlich hindurch setzt.
Bodmer Noah 12, 900;
mit der dämmernden fackel
leuchtest du ihm
durch die furten bei nacht.
Göthe 2, 66;
ihr werdet mein harren an jenem furth.
Schmidt v. W. alm. 1798 s. 56;
träg hinsumpfende furten.
Voss Propert. 4, 11, 15;
er erstieg unsre ufer, seine abgesandten haufen fanden fuhrten gegen den ursprung des flusses und stürzten von allen seiten auf uns. Klinger 1, 290. durch den furt setzen. Ludwig 678. Vgl. auch Schmeller, 2. ausg. 1, 762. in namen steht furt von durchgängen durch flüsse oder bäche. so z. b. in die gansfurt, eine furt als besonderer aufenthalt der gänse: off dëm dîche nâher dër bache bî dër gansfurte. urk. v. j. 1395 in Baurs hess. urkunden 1, 505, 725. besonders aber ist auch das wort als name orten beigelegt, die an solchen durchgängen liegen. so heiszen mehrere orte Furt, Furth, Fürth, und jene beiden namen erscheinen, wenn man ahd. Vurta von Furt in Östreich (Förstemann 2, 540) betrachtet, als dat. sg. des masc. furt, wogegen Fürth, das im ahd. Furtî, Phurtî (Förstemann a. a. o.) lautet, als nom. oder acc. pl. dieses masc. (s. gramm. 3, 422) zu nehmen ist, schwerlich, obgleich in ortsnamen der dat. näher liegt, als dat. sg. eines femininums, da dieses, wie oben ersichtlich, weder ahd. noch mhd., sondern, nach dem eben angeführten bî dër gansfurte, erst aus dem mitteldeutschen des 14. jh. sich nachweisen läszt. am häufigsten findet sich das wort als letztes in zusammengesetzten ortsnamen, wie Erfurt ahd. Erpesfurt altthüringisch Erpisford, Erpesford, Frankfurt ahd. Francônô furt, Ochsenfurt ahd. Ohsônô furt, Schweinfurt ahd. Suînô furt, Breitenfurt ahd. Preitenfurte, Steinfurt oder Steinfurth ahd. Steinfurte u. s. w., von welchen die beiden letzten dative sg. sind, furt in den vier ersten aber als nom. oder acc. sg. zu fassen ist. nom. oder acc. pl. zeigt sich z. b. in Bökenvörde alts. Bôkînâ vurdî, Bôkînâ vordî, ahd. Puochînê furtî, d. i. büchene furten, furten in buchenwaldung, Rotenförde alts. Rôdonvurdî, Rôtenvorde, d. i. die rothen furten. furt angewandt und bildlich im mhd. s. Ben. 3, 448ᵃ. nhd. alszo ist unsz das sacrament eyn furt, eyn bruck u. s. w. Luther eyn sermon von dem hochwirdigen sacrament (Wittenb. 1519) b iiijᵇ, s. Ph. Dietz 1, 760ᵃ;
in zweien herzen widerstreit zu nähren,
kann, unhold (Amor ist angeredet), dies dir so erfreulich seyn?
du willst die sichre, klare furth mir wehren
und ziehst mich in den tiefsten grund hinein.
Gries Ar. 2, 1,
bei D. v. d. Werder
ob ich den guten fuhrt wol eigentlich kann spüren,
pflegstu mich doch zu grund und in den sumpff zu führen.
Redensarten und sprichwörter. die sach ist in der furt, ausz der gefahr, res in vado est. Aler (1727) 822ᵃ, s. Terent. Andr. 5, 2, 4. die red ist ausz der furt, langs die klippen, emersit è vadis oratio, scopulos praetervecta. ebenda, in der rede sind die grösten schwierigkeiten glücklich überwunden. s. Cic. or. pro Cael. 21 §. 51. neben der furt gehn. Wander 1, 1293, s. aber nachher 3). wer nicht alle furt, weg unnd steg waisz, der soll nicht ausz der fuhrstrasse setzen, damit nicht rosz und mann uberm hauffen bleibe. Mathesius Sarepta 219ᵇ = 1587 154ᵃ, wo nach W. Grimms sicherer aufzeichnung fuͤrt d. i. fürt. auch findet sich das sprichwort bei Henisch 1313, 49. die furt gehört allen leuten, jeder, der will, kann hindurch, kann sie benutzen. Graf deutsche rechtssprichwörter s. 510 nr. 170, s. Wander 1, 1292. wer durch die furt will, darf das waten nicht scheuen. Wander ebenda. wer durch die furt watet, musz das kleid schürzen. ebenda. man musz die furt nicht eher loben, bis man hindurch ist. ebenda. einem den furt verstellen, hindernisse bereiten. 1293. wortspiel mit Fürth bei Nürnberg, vornehmlich aber mit furt, fürt, fort, ist es, wenn Hans Sachs den mann zu Nürnberg im zanke mit seinem weibe diesem vorwerfen läszt:
verthust ein pfenning hinderm andern,
deinthalben müst ich gen Fürt wandern
wo ich het einen sinn wie du.
V, 361ᶜ, vgl. Schmeller a. a. o.
2)
rinnsal eines flusses, fluszbett. zuerst früh mhd.:
ich hôrte sagen daʒ dër Rîn
hie vor in engen fürten flôʒ.
Spervogel, in MSF. 23, 1.
auch mnl. voord, fluszbett, alveus. Kilian 1599 s. 637ᵇ. nhd. er hat die Tiber wider inn iren furt eingefast. Frank Germaniae chron. 28. bei Schönsleder blosz in dieser bedeutung.
3)
weg, bahn. eine bedeutung, die, zunächst anwendung der 1) und so aus ihr hervorgegangen, schon mhd. erscheint:
ër muoʒ sëlbe suochen furt
hinderm ors ûfme grieʒe.
Parz. 68, 12.
nhd. mehr bildlich: denn dis leben im glauben ist ein zunemen und eingang oder furt gen himel in jenes leben. Luther 1, 464ᵃ, = weg; allain das (dasz) diser zuͦ vil witzig von dem furt der natur aufs färest (aufs fernste) abwiche, Frank sprichw. 1, 29; aus dem proposito und furt der sach weysen. 2, 75; nun bin ich aber ausz dem furt kommen und hab nit mögen fürgehen anzuzeigen. kriegsb. d. fr. 182. sprichwörtlich neben der furt gehn, auf einem nebenweg, einem verbotenen weg, einem falschen weg gehn:
er godt auch gantz neben der furt
und sündet auch als wol als ich.
Gengenbach novella 284.
doch vgl. die redensarten vorhin unter 1). auf andere furt bringen, auf einen andern gegenstand bringen, auf etwas anderes bringen im reden und denken: ey was? Sie wollen mich nur auf andere furth bringen. nach belieben, madam. Gotter trunkner mund 26.
4)
einfahrt, anfahrt, landungsort. heptaportus, ein waszer mit siben furten. Alberus dict. Zz ijᵃ, sonach hier furt fem.;
auch dich, Asterie, hat gantz der schlaff umbringet,
der tagesarbeit furth, des todes ebenbild.
Opitz 2, 175 (1624 s. 69), = hafen.
hierher gehört auch, wenn in manchen gegenden, z. b. im osnabrückischen, der in einem gebäude, einer hofreite u. s. w. zum ein- und ausfahren offen gelassene und begrenzte raum die einfurt heiszt: die einfurth (des hauses eines landmanns) wird ein schleichloch des gesindes. J. Möser patriot. phant. 3, 145. hiernach ist auch unter einfurt wb. 3, 183 in der stelle aus Rückerts ges. ged. 4, 284 rathauseinfurt zu beurtheilen, das also nicht dem reim zu gefallen für das allerdings allgemein übliche einfahrt steht. das fassen von furt aber in einfurt und eben so wol in anfurt (s. d.) in hinneigung zu dem sinne von fahrt und nach und nach immer mehr in diesem selbst hat seinen grund in dem gefühle der oben nachgewiesenen urverwandtschaft mit fahren und ist demnach keineswegs unberechtigt.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1871), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 896, Z. 73.

furt, adv.

furt, adv.,
mit bewahrtem ungebrochenen u, statt der gewöhnlichen form fort (s. d.).
1)
für fortan.
2)
in der bedeutung: ferner, weiter, fernerhin. und geschee dann furt, was recht sy. urk. v. j. 1468 in Thomas d. oberhof s. 356 nr. 104;
der (gott) behüt euch beid (das brautpaar) in allen sachen,
das ir vil hübscher kinder machen,
und sehen euwere kinder furt
lange zeit in die fierd geburt.
Murner luther. narr 4039;
dastu aber furt sagest. Carlstadt antwort geweicht wasser belangend Bjᵇ. noch schweizerisch:
s zîtli eleige tiggerlet furt sîn flîszige rundlauf.
Corrodi de herr vikari 7;
alliwîl furt zwee tag, o iez endli, endli ischt schnee da!
11.
im südwestlichen Baden:
sing herzhaft furt, sie thüen der nüt.
Hebel (1838) s. 148.
straszburgisch
guet genn (gegeben)! nurr furt getrumpft!
Arnold pfingstmontag 28;
herzaft (herzhaft)! als furt in dheeh (die höh).
44.
in der mundart von Jever in ênʒ futt. Strackerjan bei Frommann 3, 277, 123, vgl. s. 284.
3)
verstärkungen, z. b. schweiz. (zürchisch) furt und furt, weiter und weiter:
füehred mi lisli iez furt und furt zum en andere stübli.
Corrodi de herr vikari 7;
tirol. furt und furt, immerfort. Schöpf 163. s. fort 3) c).
4)
wie fort 4). sieh bei diesem die stelle von Hebel (1838 seite 235). andere stellen sind:
und uf und furt! und sieder isch
kei Dieter wit und breit.
1838 s. 66;
und uf und furt! jez gangi (geh ich).
108.
5)
in der bedeutung: von dem orte irgendwohin, nach einem andern orte, nach einem entfernten orte. s. fort 5). er zog furt. Aventinus chron. bei Schmeller 1, 568. noch bair. furt, mit geschwundenem r futt, oberpfälz. fuet. Schmeller ebenda. im südwestlichen Baden:
mi vetter hets drum sölli gmacht
und lauft jez furt in dunkler nacht.
Hebel (1838) s. 182.
straszburgisch
dasz ich die rode sträng (stränge garn) hâ furt genn (gegeben) us de klaoue (klauen).
Arnold pfingstmontag 37;
see welle furt.
78.
oberschwäb. futt. Kuen 17ᵃ. nürnberg. furt, fuet. tirol. geh furt! oder geh fu't! Schöpf 163. niederöstreichisch, obersteirisch fuat. Castelli ged. in niederösterr. mundart 39. Rosegger tannenharz und fichtennadeln (Graz u. Leipzig 1870) s. 192. im bergischen südlich der Ruhr tüh fud! zieh fort! Woeste bei Frommann 6, 47. im Münsterlande
haida, holla futt!
wagen un schoh sind futt.
424ᵇ, II, 2, vgl. s. 429.
dagegen in den 7. u. 13. comuni mit abfall des t furr. Schmeller cimbr. wb. 123ᵇ. S. auch fürt.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1871), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 900, Z. 10.

fürt, adv.

fürt, adv.
was fort (s. d.). die im 16. und 17. jh. häufig vorkommende form mit umlaut, der wol dem einflusse von für (s. oben sp. 617) zuzuschreiben, an sich aber, da er aus der bildung des wortes nicht hervorgehn kann, unorganisch ist.
1)
für fortan:
damit wolt er erzeigen
wie ers fürt halten wot (wollte).
Hildebrand histor. volksl. 68, 26;
dabey muͦst starcken willen hon
dz (dasz) du fürt wölst kain todtsünd thon.
so ich dein (es ist das geld gemeint) fürt nit me bedarf.
145, 1;
hab fürt zuͦ streyten stargken trost.
153, 2ᵇ.
2)
in der bedeutung: ferner, weiter, anhaltende, dauernde bewegung ausdrückend, sowol örtlich als zeitlich. fürtfaren, pergere. Dasypodius 333ᵈ; das leger fürt rucken, movere castra. 374ᵃ.
wa sie ist, kumpt niemans fürt:
ich mein, das sie die welt verwürt.
Murner luther. narr 155.
insolens, mit dem niemandt fürt kan kummen. Alberus dict. Dd iijᵇ; als er nun nirgendt fürt mit jhr kommen kundt. Alberus ehbüchlin C 2ᵃ; wen der satan so weit bringt, dasz ers wagen und sein ehe brechen darff, den treibt er fürt auch annder laster zu begehn. ebenda A 2ᵇ; pergo, ich far fürt. dessen dict. BB ijᵃ; turris ambulatoria, war hoch, den treyb mann mit vilen reddern fürt. f 4ᵇ; mit der arbeyt fürt farn. X 1ᵇ; wiltu dann fürtfarn wie du angefangen hast. ebenda; promoveo, ich nim zu inn der bewegung, ich beweg fürt. h 1ᵃ.
3)
verstärkungen, z. b. fürt und fürt, wie fort und fort, s. fort 3) c).
und bleiben buben fürt und fürt
bisz in der schopff an galgen rürt.
H. Sachs IV. 3, 74ᵈ.
4)
wie fort 4).
5)
in der bedeutung: von dem orte irgendwohin, nach einem andern orte, nach einem entfernten orte. ich geh herfür oder fürt. Alberus dict. X ijᵃ. Bei Alberus ebenda X 1ᵇ auch fört und eben so wol fort. Es versteht sich von selbst, dasz in den mit fort beginnenden zusammensetzungen im 16. jh. statt dieser gewöhnlichen form auch furt und fürt vorkommen. besondere anführung aber kann im allgemeinen füglich unterbleiben und mag sich nur auf wenige beschränken.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1871), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 900, Z. 64.

fürt

fürt,
zusammengezogen und gekürzt aus für die:
sölch ruͦw und zaufen nach der schlacht,
dj Hannibal ad Cannas macht,
fürt entlich ursach würt erkant
das (dasz) Rom Carthago überwant.
Schwartzenberg 153, 2ᵇ
du sichst der hauszzins geht herein,
sag, wo wöll wir doch nemen den,
dein schauben musz furt lucken stehn.
H. Sachs I (1590), 392ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1871), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 901, Z. 29.

furten, fürten

furten, fürten,
mhd. vürten, eigentlich so viel als eine furt machen, welche bedeutung aber kaum vorkommt, sondern die davon abgeleitete: vermittelst einer furt durchwaten, dann überhaupt durchwaten. mhd. belegstellen s. Ben. 3, 448ᵇ. nhd. furdten oder waten, vadare. voc. theut. 1482 i 8ᵇ. furten. i 7ᵇ. furten oder watten. vadare. voc. incip. teuton. f 4ᵇ. die h. s. (heilige schrift) sey ein wasser, darinnen ein elephant schwimme, aber ein schaaf furts und gehet hindurch mit den füssen. Luther tischreden 4ᵃ; nun hette sich das wasser etwas ergossen, dasz es nicht zuͦ fürten war, unnd dasz kriegszvolck one merklich gefahr nicht kundte übergebracht werden. Lauterbecks verdeutschung von Melanchthons declam. von kais. Friedrichen (Frankf. a. M. 1563) 17. die eigentliche nhd. form ist, wie die mhd. zeigt, die im ahd. furtan, d. i. ursprünglich, mittelst j oder i von furt (s. furt sp. 896) abgeleitet, furt-j-an, sein würde, fürten. in furten erscheint unterdrückung des umlautes, wie sie namentlich mundarten Mitteldeutschlands lieben. aber das u senkt sich selbst zu o und so findet sich, wie fort neben furt, auch forten neben furten und fürten: anno 1473 ... ist ... ein gar dürr jar gewesen ... darüber sind die wasser und bäche auszgetrucknet .... die Thonaw ist so klein gewesen, das (dasz) man sie hat fortten können. A. Hondorf promtuarium exemplorum (1610) 3, 244.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1871), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 902, Z. 37.

furthin, fürthin, adv.

furthin, fürthin, adv.,
s. forthin. zu den dort gegebenen stellen mögen hier noch nächträglich stehn: caetera, heraffter, hernach, hinfürt, fürthin. amodo ..., von nuͦn an, nun fürthin. Alberus dict. n 1ᵇ; ich wolt mich furthin bass fursehen, es sölt mir nit mehr not geschehen. dessen wider Witzeln M 4ᵇ; du solt auch selbst furthin teglich mes lesen. M 6ᵃ, auf derselben seite aber auch besser fürthin dein leben, so will ich dir dein sund vergeben;
ach (spricht das geangelte fischlein zum fischer) lasz mich gehn, dieweil ich noch
klein binn: ich werd dir fürthin doch.
dessen Esop (1550) 117;
da nam das stoltz pferdt seinen lohn,
das (dasz) nun fürthin das köstlich pferdt
nicht wol war zehen gülden werdt.
130;
solt ich fürthin erst ein handtwerck treiben,
so muͤszt ich villeicht in zwilchen gan,
sunst trag ich sammet, gold, seyden an.
Berner fastnachtspiel von 1522 B 7ᵇ;
nun geht mit mir, ich wil euch geben
noch ein recept, das (dasz) jr mügt leben
fürthin frölich in stiller ruh.
H. Sachs III (1588). 3, 8ᶜ;
das wolt er an jhn rechen allen,
auff dasz ander stätte fürthin
hetten dest grösser sorg auff jhn.
IV. 2, 87ᶜ;
fürthin zu eim gmahel zu han.
V, 265ᵈ.
fürthin bei Schade sat. u. pasqu. 2, 229, 1200. 3, 132, 29. aber gnediger herr, fürthin ist nicht mehr von nöthen, dasz e. g. sich also verhelingen. Amadis 168, 353. alle diese stellen zeigen die geläufigkeit der form fürthin im 16. jahrh., die mit furthin später erlosch.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1871), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 904, Z. 68.

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„furt“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/f%C3%BCrt>.

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