Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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fert

fert,
die nhd. abgehende flexion von fahrt (sp. 1263), mhd. vart, verte, erscheint noch hin und wieder im 15. 16 jh., z. b. bei Schwarzenberg:
und wolt gebrauchen grosze hert (härte),
da fielen von im auf der fert
zehen von den zwelf geschlechtern.
108, 1.
dies fert ist anders auszusprechen, als die folgende partikel, welcher mhd. ë gebührt. Stieler 1442 führt an: den hirsch an seiner fert und gelös spüren, was man aber auf den nom. fährte zurückleiten kann.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1861), Bd. III (1862), Sp. 1547, Z. 37.

fert

fert,
anno praeterito, gleichbedeutend mit fern und fernt. mhd. sehr oft verwendet:
ëʒ nam in dem jâre vërt
dës landes vrouwe einen man.
Iw. 4054;
wê mir armen hiure! diz was vërt.
Walth. 102, 32;
jâ weist dû vil wol war ich dich sande vërt,
disiu reise ist goldes wërt.
Neidhart 10, 35;
wol genætiu hüetel truoc si dannoch vërt.
48, 39;
hiure tumber danne vërt.
86, 5;
wol im dër nu vërt verdarp,
dër hât hiure sîn leit verklagt.
MS. 1, 82ᵇ;
ëʒ vert lîhte, ëʒ ist hiure vërrer danne vërt.
1, 158ᵃ;
mirst mîn altiu klage hiure niuwer danne vërt.
1, 166ᵃ;
ich alte ie von tage zu tage,
und bin doch hiure nihtes wîser danne vërt.
MSF. 157, 2;
dër hiure ist bœser danne vërt.
Winsb. 28, 10;
ëʒ ist hiure und was ouch vërt,
und ist die wîle minne wërt.
Trist. 298, 25;
ër hât vërt unde hiure
manegem man den tôt getân.
Lanz. 3910;
beidiu vërt und hiure.
6321;
dër vërt lachete dën lât hiure weinen.
Gudr. 1377, 4;
und sant Ruffînes sint sô wërt
vor allem heilictuom als vërt.
Renner 9051;
und ist hiur elter danne vërt.
1616;
mînem vater vërt alsam geschach.
Reinhart s. 304, 371;
kukuk hiure unde vërt,
das gibt benamen zwei jâr.
Helbl. 2, 484;
kukuk hiure unde vërt,
sô koment zwei jâr für.
4, 800;
ëʒ troumt mir vërt von einem man,
dën sach ich hiure blinden gân.
Helmbr. 585;
immer auf wërt, gërt, swërt, nie auf vert, wert, swert, hert, zert reimend, so dasz ë unzweifelhaft ist. stellen Wolframs und Conrads nicht darunter. nhd.
was fert sitt was, das ist auch sitt heur.
fastn. 103, 7;
herr, gilt der grosch heur als fert.
208, 11;
du tetst mir fert auch also Metzen.
588, 18;
wir sind heur ains jars elter denn fert.
609, 11;
vert heten wir auch ein solche unru.
730, 10;
fert an der fasnacht da rait ich
und setzt ain junkfrau hinder mich.
758, 22;
das ich dich herzlieb musz meiden
gleich heut (l. heur) als ferd
auf dieser erd.
Ambr. lb. s. 233, 23;
noch heur als fert
bin ich unwert.
Uhland 395;
auch het wir fert gut fried im land,
heur hab wir fenknus, raub und brant.
H. Sachs III. 1, 242ᵃ;
du kambst fert nit so bald herwider.
III. 1, 242ᵇ;
und wenn das jar umb ist, können sie hewer so viel als fert. Luther 4, 394ᵇ;
bleibt ein narr hewer als fert.
Eyering 2, 611;
ich traw und traw hewr gleich als fert.
Rebhuhn klag des a. manns 12;
gleich wie ein vogel von dem hert,
so bin ich ihr entwischet fert.
Hayneccius schulteufel 1, 3;
von stund an ich mir geben hiesz
brief in ein ander kloster fert.
1, 4;
drumb wär zu wündschen, dasz die uns auch hielten wert,
die wir zu ehren brachten fert.
1, 5;
und wann ihr kompt zusamen
und scheint es sei was wert,
so hats doch nur den namen,
bleibt sonsten heur wie fert.
Doman lied von der teutschen hanse in Morhofs unterr. s. 388;
wünsch ihm von herzen wol heuer und fert
gut nudl und küchel, so viel er begert.
Abele 4, 503.
später schwindet diese partikel aus dem gebrauch wie aus den wörterbüchern und musz nun durch voriges jahr, vorigen jahrs, im vorigen jahr umschrieben werden. wie ist sie selbst zu fassen? kaum als kürzung von fernt (sp. 1540), das wol durch den anhang eines t aus fern entsprang. vërt scheint unmittelbar von vër wie vërnt von vërn gebildet; eine ahd. form liegt uns gar nicht vor. deutliche analogie herscht auch zwischen vërt, fert, fort und dërt, dört, dert, dort (2, 1304), wie sich goth. fairraþrô und þaþrô, gr. πόῤῥωθεν und ἐκεῖθεν berühren und es ist schon bei ferr und fern dargethan worden, dasz die vorstellung des rückgangs sowie vorgangs in zeit und raum einen gemeinschaftlichen ursprung haben müsse. die bedeutsamste einstimmung mit vërt ergibt das skr. parut (anno superiori), gr. πέρυσι, wobei die störung der auslaute nichts verschlagen kann. an skr. para ulterior, remotus, parama supremus schlieszen sich fairra, furiro, furisto und fruma primus, aus dem skr. acc. param entsprang die adverbialbedeutung ultra, welche auch im lat. perendie, skr. parêdjut an den tag tritt. eigenthümlich gieng das schw. und norw. ifjol, fjol = vërt aus ifjör, ifjörd, i förra aͦret hervor, und alle diese partikeln sind vielgestaltig verschlungen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1861), Bd. III (1862), Sp. 1547, Z. 47.

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Zitationshilfe
„fert“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/fert>.

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