Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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sand, m.

sand, m.
arena.
I.
Formales. mhd. althd. sand; ags. engl. sand; mndld. sand, holl. zand; mnd. md. sand; altnord. sandr, dän. schwed. sand; altfries. sond, neufries. (helgold.) sun (Frommanns zeitschr. 3, 33) zeigen die verbreitung des wortes über das ganze germanische sprachgebiet. im goth. ist das griech. ἄμμος (Matth. 7, 26. Röm. 9, 27) durch das schwache m. malma (vgl. nhd. zermalmen) wiedergegeben. auszerhalb desselben entspricht griech. ἄμαθος gramm. 2, 232. Fick⁴ 1, 556. dieser form näher steht das in mhd. und älteren nhd. quellen begegnende sampt, sambt Lexer mhd. hdwb. 2, 605. Schm. 2, 282 Frommann, das sich auf oberd. sprachgebiet mundartlich bis heute erhalten hat. Schmeller a. a. o. Hunziker 205. Kluge etym. wb.⁴ 290ᵇ. ältere perioden des hd. geben dem wort neben masculinem auch neutrales geschlecht, ebenso heutige mundarten. Maaler 342ᵇ. Hunziker 216. Seiler 248ᵇ: die gemsen lecken das sand, als ob es salz wäre. Forer thierb. 63ᵇ;
den schilt leit er ûf daʒ sant.
Ulr. v. Zatzikhoven Lanzelet 4197;
die zwilling-klippen und das sand
und die charybdische gefahren.
der hirte Dafnis lag immittelst an dem flusz,
und schrieb ins weiche sand: disz heiszet zeitverdrusz.
Rist Parnasz 416.
schweizerisch auch mit unterschiedener bedeutung als n. im sinne von II, 2, als m. nach II, 1. Stalder 2, 300. weiterverbreitung zeigt das n. im nd., mnd. ist es sogar das regelmäszige. Schiller-Lübben 4, 24ᵇ, doch hat sich, wahrscheinlich durch hd. einflusz, in der neueren zeit sein gebrauchsgebiet wieder eingeschränkt. mnld. und holl. ist das wort durchgängig n., während es im dän. auszer als n. in besonderm sinne (sandart) als commune gebraucht wird. in der bedeutung 'sandgrund' weisen Tiroler mundarten sand als f. auf. Frommanns zeitschr. 3, 462. auch das finnische sanda, ein lehnwort aus dem deutschen, ist fem. Thomsen 169. im collectiven gebrauche kann der plur. naturgemäsz nur die bedeutung 'sandarten' haben. häufiger ist er im sinne von II, 2: (wir bestätigen ihm die lehen mit allen) wasserflüssen, leinpfäden am Rhein und Mayn inseln und neuen werthen oder senden. quelle von 1546 bei Dief.-Wülcker 829ᵃ; es erheben sich und legen sich die inseln, werde und neue sände im strom desz wassers und nit auff dem land. quelle des 17. jahrh. ebenda. dieser umgelautete plur. ist die genaue entsprechung des ahd. santi nom. plur. Graff 6, 257. schweiz. sänder in gleicher bedeutung. Stalder 2, 300, ebenso nd. sanden ten Doornkaat Koolman 3, 85ᵃ.
II.
Bedeutung und gebrauch.
1)
als stoffname für gesteintrümmer in kleinkörniger form, besonders für quarz, kieselsäure: inti allero giuuelîh thie thar thisu mînu uuort gihôrit inti siu ni tuot, ther ist gilîh tumbemo man, thie thar gizimbrôta sîn hûs ubar sant. Tatian 43, 2; da er sahe, das kein mensch da war, erschlug er (Moses) den Egypter, und bescharret jn in den sand. 2 Mos. 2, 12; sie werden die menge des meers saugen, und die versenckte schetz im sande. 5 Mos. 33, 19;
joh lesent thâr in lante   gold in iro sante.
Otfrid 1, 1, 72;
kunde sant, loup und gras
lobelîch sprechen von der tât,
die got an uns begangen hât,
die kunden in nicht vollen loben.
livländ. reimchron. 30;
mnld. (hi) stoppede dat hol met sande.
Reinaert 2389 Martin;
viel sandes hot des meres grunt.
Alsfelder passionsspiel 2743;
was sind dieses lebens güter?
eine hand   voller sand.
P. Gerhardt 123, 56 Gödeke;
dann im sand uns zu verlieren.
der uns keinen weg versperrt!
Göthe 1, 162;
sie werfen sand und steine nach dem fenster.
Grillparzer 5, 171.
unterschieden wird feiner und grober, oder, in älterer sprache, groszer sand: grob sand, sabulum Dasypodius; grosz unnd grob sand, darmit man die schiff beschwärdt, saburra. Maaler 342ᵃ; mit grobem sand beschwärdt, saburratus. ebenda; grieszsand, sive grober sand. Stieler 1680; feiner, grober sand. Adelung. grober, mit thon vermischter sand heiszt in technischer sprache männlicher sand, läszt er sich durch reiben kleiner machen, weiblicher sand. Jacobsson 3, 506ᵇ. nach der farbe unterscheidet man weiszen, gelben, roten, schwarzen sand: gelber, fulva, roter, rubicunda Stieler 1680; der sand aus morastigen gegenden ist schwarz. Eggers kriegslex. 731; in Wien sagt man du kummst bald in rothen sand, d. h. auf den friedhof. Hügel 132ᵃ; der Hamburger wanderkäufer ruft:
kriedewewitt sand
gar keen geel mank!
Schütze 4, 12.
der sand heiszt erd- oder gegrabener sand, wenn er in sandgruben gewonnen wird, im gegensatz zum flusz- oder seesand. künstlichen sand bereitet man im pochwerke aus gestein, besonders aus quarz, kiesel, granit, rasenstein. Jacobsson 7, 163. sand graben Adelung. sand streuen in den zimmern, sälen und gängen, damit der unflath nicht so gleich an dem fuszboden hafften kan. haushaltungslex. (1728) 811. der verwendung des sandes als mittel, geschriebenes zu trocknen, wie sie folgende stelle zeigt: um eins bitte ich sie: keinen sand mehr auf die zettelchen, die sie mir schreiben. Göthe 16, 58, entstammt die wendung: punctum, streu sand drauf, auch in allgemeinerem sinn von 'fertig, abgemacht'. Hügel 132ᵃ. ein alter fechterkniff ist es, den gegner dadurch zu blenden, dasz man ihm sand in die augen streut, wirft. diese ausdrücke werden dann bildlich gebraucht für 'jemanden durch allerhand kunstgriffe täuschen, betrügen, seine geistige sehkraft trüben'. Frommanns zeitschrift 6, 322, 325. Sartorius 179: ich machte gleich abends .. einen prolog in knittelversen, wo Arlekin mit zwey groszen säcken auftritt .. und nach verschiedenen vorläufigen späszen den zuschauern vertraut, dasz in den beiden säcken moralischästhetischer sand befindlich sey, den ihnen die schauspieler sehr häufig in die augen werfen würden. Göthe 25, 140. nd. heiszt enem sand in de ogen streuen auch, einen durch bessere verdienste und eigenschaften übertreffen. brem. wb. 4, 588. sand in den augen haben:
ists möglich, oder hab ich sand
im auge? seh ich recht?
Wieland 21, 228;
von müden: der sandmann (s. dieses) streut den müden kindern sand in die augen. Frischbier 2, 247ᵃ. ähnlich nd. du, de sandman kümt un smit dek sand in de âgen. Schambach 179ᵃ. 'k häff sand in d' og'n, bin müde. Danneil 179ᵇ. sprichwörtlich sand zusammen knüpfen, etwas unmögliches beginnen. Wander 3, 1862. mit sand scheuern, reinigen; dielen mit sand bestreuen; der sand im stundenglase, in der wanduhr; er rinnt, läuft ab:
indessen läuft der sand der abschiedsstunde ab.
Wieland 10, 273;
o! goldne zeit
der reise, wo uns jede neue sonne
vereinigte, die späte nacht nur trennte!
da rann kein sand und keine glocke schlug.
Schiller Piccol. 3, 3.
der sand, der in groszen massen den erdboden bedeckt, heiszt dürr, unfruchtbar, trocken, staubig: unfruchtbarer, truckener sand. Stieler 1680; in dürrem sand gedeiht nichts;
al grüene klê, niht stoubec sant,
stuont touwec dâ diu tjost geschach.
Parz. 679, 28;
einem unfruchtbaren sand und stein,
kein regen hilfft, noch sonnenschein.
Henisch 1267, 41.
die glut der sonne macht ihn heisz, brennend, glühend: heiszer sand Stieler 1679; (im bilde) er wandelt durch ungebahnte sandigte wüsten — Amalias liebe macht den brennenden sand unter ihm grünen. Schiller räuber 4, 4 schauspiel. tiefer unter der oberfläche, wo der todte ruht, ist der sand kühl: und also will ich auch den kühlen sand, die sanffte schlaffstätte (des todten) mit diesen zeilen kentlich machen. Weise erzn. 135 neudruck;
wil man sonst was nützlichs schaffen,
so legt uns der würger (der tod) schlaffen
ausz dem bett ins kühle sand.
Rist poet. lustgarte E 4.
der trockene, von der sonne ausgedörrte sand des binnenlandes wird leicht genannt:
sagt mir nichts von gutem boden,
nichts vom Magdeburger land!
unsre saamen, unsre todten,
ruhen in dem leichten sand.
Göthe 1, 162.
als schwer gilt der nasse sand, der sand am meer: wenn man meinen jamer wöge und mein leiden zusamen in eine wage legte, so würde es schwerer sein, denn sand am meer. Hiob 6, 3;
blei, naʒʒer sant wart nie so swere,
als ein geitig ubel rihter.
Hugo v. Trimberg Renner 8669.
doch wird auch sand im allgemeinen unter die schweren körper gezählt: stein ist schwer, und sand ist last, aber des narren zorn ist schwerer denn beide. spr. Sal. 27, 3; es ist leichter, sand, saltz und eisen tragen, denn einen unverstendigen menschen. Jes. Sirach 22, 18. vom sand des meeres heiszt es:
und ist sîn sant so herte,
daʒ er trites nicht gevaʒʒet.
sonst drücken sich fuszspuren leicht in den sand ein:
ouch spurten si zwei durch den sant ..
mannes trite und mannes spor.
Gottfr. v. Straszburg Trist. 443, 8 Maszmann;
eines mannes spur im sande,
die von dem linken eingang dieser laube
nach einer grotte sich verlor, ..
erweckte gleich verdacht.
Schiller don Carlos 3, 3.
eine spur im sande zerrinnt bald, ebenso wasser, das in den sand gegossen wird, ein bächlein, das in den sand mündet, so erklären sich wendungen wie: etwas ist im sande zerronnen, hat sich, ist im sande verlaufen, ist erfolglos geblieben, oder zu keinem erwünschten abschlusz gekommen. unschwer ritzt man, schreibt man zeichen, figuren in den sand, was besonders bei beschwörungen, bezauberungen geschieht:
nu si des alles vil getreip
und ir karactêres geschreip
mit der hende in einen sant,
dô wart eʒ tunkel sâ zehant
und kam ein hagel und ein regen.
K. v. Würzburg troj. krieg 10559;
grabe keine wurzeln
um mitternacht, bereite keine tränke,
und schreibe keine zeichen in den sand —
leicht aufzuritzen ist das reich der geister.
Schiller jungfrau, prolog 2.
doch rasch verwehen solche zeichen: (im bilde)
seiner klagen reim, in sand geschrieben,
sind vom winde gleich verjagt.
Göthe 5, 33.
das ist in den sand geschrieben sprichwörtlich für etwas, das keinen bestand hat. Wander 3, 1862; etwas in den sand schreiben, nicht zu herzen nehmen, bald wieder vergessen. ebenda. im dürren, trockenen sande gedeiht keine frucht:
ir wiʒʒent, herre, selber wol,
daʒ man verliuret alzehant,
waʒ man gesæjet ûf den sant,
wan dâ niht frühte wirt gesehen.
K. v. Würzburg troj. krieg 21938;
den sand pflügen, ackern, mhd. ern, etwas vergebliches, thörichtes, verkehrtes unternehmen:
swer mir nu leidet disiu lant,
der sündet sich und ert den sant.
minnes. frühling 75, 5;
wer sich in frembd werbung flicht,
der er mag haben kein bericht,
der müht sich umb unnötig sach,
er pflügt den sand und mist die bach.
Waldis Esop 4, 95, 174 Kurz.
loser sand ist schlechter baugrund: wer diese meine rede höret, und thut sie nicht, der ist einem thörichten man gleich, der sein haus auff den sand bawet. Matth. 7, 26; im bilde: können auch nicht beten, sondern gehen mit klugen anschlegen umb, setzens alles auff jre witz und macht, .. da stehet es denn auff dem rechten sande. Luther 5, 25ᵃ;
wer gott dem allerhöchsten traut,
der hat auf keinen sand gebaut.
G. Neumark lustwald (1657) 27.
in groszen mengen bedeckt der sand den erdboden, daher in vergleichen, um eine ungeheure menge zu bezeichnen: ich gedacht, ich wil in meinem nest ersterben, und meiner tage viel machen, wie sand. Hiob 29, 18; solt ich sie (die gedanken gottes) zelen, so würde jr mehr sein denn des sands. ps. 139, 18; dein same würde sein wie sand. Jes. 48, 19; (sie) werden gefangene zusamen raffen, wie sand. Hab. 1, 9; Tyrus .. samlet silber wie sand, und gold wie kot auff den gassen. Sacharja 9, 3. gern wird in diesem sinne der sand des meeres, sand am meer besonders herangezogen: si warn in der mening alʒ di stern deʒ himelʒ, und alʒ der unzelich sande, der da ist an dem gestat deʒ mereʒ. cod. Tepl., Ebräer 11, 12; also schüttet Joseph das getreide auff, uber die mas viel, wie sand am meer. 1 Mos. 41, 49; diese zogen aus mit alle jrem heer, ein gros volck so viel als des sands am meer. Jos. 11, 4; da versamleten sich die Philister zu streitten mit Israel, dreiszig tausent wagen, sechs tausent reuter, und sonst volck, so viel wie sand am rand des meers. 1 Sam. 13, 5; aber das rate ich, das du zu dir versamelst gantz Israel, von Dan bis gen Berseba, viel als der sand am meer. 2 Sam. 17, 11; Juda aber und Israel des war viel, wie der sand am meer. 1 kön. 4, 20; und gott gab Salomo seer grosze weisheit und verstand, und getrost hertz, wie sand der am ufer des meers ligt. 29; es sollen mir mehr widwen unter jnen werden, denn des sands am meer ist. Jer. 15, 8; wie man des himels heer nicht zelen, noch den sand am meer nicht messen kan, also wil ich mehren den samen Davids meines knechts. 33, 22; gleich wie ein tröpfflin wassers gegen das meer, und wie ein körnlin, gegen dem sand am meer, so geringe sind seine (des menschen) jare gegen die ewigkeit. Jes. Sirach 18, 8; und der könig in Egypto bracht volck zusamen, so viel des sands am meer ist. 1 Macc. 11, 1;
nach ist miner sunde me
dan waszertroppen in dem sehe
und laubes hot der walt,
do zu des meres sant ungezalt.
Alsfelder passionssp. 2005;
ich wünsch ihm so viel gute zeit,
so viel wie sand am meere breit.
des knaben wunderhorn 1, 104 Boxberger;
mache der schwärmer sich schüler wie sand am meere.
Göthe 1, 351;
was zagt ihr tapfre Franken! auf den feind!
und wären sein mehr denn des sands im meere.
Schiller jungfrau 1, 9.
der sand bildet im meere untiefen. ein schiff, das auf den sand gerät, auf dem sande sitzt, bewegt sich nicht mehr fort. in dieser bedeutung werden solche ausdrücke daher auch bildlich gebraucht: mit seiner beweisführung auf den sand geraten; mit seinen kenntnissen auf dem sande sitzen; nur, dünkt mich, wär's wieder zeit, dasz du dich nach einem neuen plan umsähest, es ist doch auch nichts, wenn man so ganz auf'm sand ist. Göthe 10, 52. ebenso wie hier ist der aus sand bestehende erdboden gemeint, wenn es heiszt den gegner auf den sand setzen, legen, fällen, in den sand strecken, ihn auf den boden des kampfplatzes werfen, den man in alter zeit gern auf einer sandfläche wählte (vgl. II, 2, c):
(ich) sol in gesetzen
gar geringe von mîner hant
hinder daʒ ors ûf den sant.
Heinr. v. d. Türlin crône 225ᵇ;
die zwêne wurden ûf den sant
gevellet ouch von sîner hant.
K. v. Würzburg troj. krieg 31603;
als ein guot ritter ûʒ erwelt
begunde er strîten alzehant
und leite mangen ûf den sant.
32974.
übertragen: über die 400 abendtheurer, die der friede zwischen Frankreich und Spanien auf den sand gesetzt hat, nisteten sich an meine leute, und bestürmten sie, ein gutes wort für sie bei euch einzulegen, dasz ihr sie gegen die ungläubigen schiken mögt. Schiller Fiesko 3, 4. auch in der allitterierenden verbindung über see und sand bedeutet sand 'sandboden': mnd. were dat sake, dat en man were aver ze unde aver sant. quelle bei Schiller-Lübben 4, 25ᵃ; were dejenne binnen landes, de dat bespreken wolde, so moste he dat bespreken binnen jar und dage, were he ock aver see unde sand, so were he siner clage unvorsumet. ebenda; da ... Ebers enigklin ausz bericht jrer vorfahren, nach dem muster Noah kastens schiff beweten, und uber see und sand furen, .. da hat man nach silber unnd gold getrachtet. Mathesius Sar. 161ᵇ. das gleiche gilt für die der rechtssprache angehörende verbindung sand um sand, land um land. Pufendorf bei Wander 3, 1861; er hat weder sand noch land, weder haus noch hof. Horn spinnstube, ebenda. auch nach 2, d: mnd. huse, hove, schune, lande unde sande. quelle bei Schiller-Lübben 4, 24ᵇ. diese verwendung, die auch in der folgenden stelle vorliegt, steht der unter 2 angeführten bedeutung nahe: durch einen breiten strich sand und haideland waren diese orte von polnischen gütern getrennt. Freytag soll u. haben (1883) 2, 141.
2)
ein stück mit sand bedeckten erdbodens, eine sandfläche. häufiger in älterer sprache.
a)
ufer eines flusses, strand des meeres:
þâ wäs on sande   sæ-geáp naca.
Beowulf 1897;
zugun sie thô genôto,   wanta iro was filu thrâto,
zi stade joh zi sante,   zi thurremo ûʒlente.
Otfrid 5, 13, 88;
doch e si da von sande
in sente Andreas lande
di fursten nu geschieden,
mit ein si sich berieden.
leben der heil. Elisabeth 4577;
alhie si stieʒen an den sant.
4616;
je näher dem sande, je besser fleisch im lachse. Henisch 1137, 8. im lande Kehdingen nennt man den untersten theil des auszendeiches sand. brem. wb. suppl. 267. an manchen orten zum eigennamen geworden, so in Nürnberg, in Jena. vgl. Lexer mhd. handwb. 2, 605.
b)
eine sandbank im meere, in einem flusse. brem. wb. suppl. 266. ten Doornkaat Koolman 3, 85ᵃ: nd. und brochte den gallion up dat vulle water up dat Hamborger sant to sitten. Schiller-Lübben 4, 24ᵇ; dar ligt en sand. brem. wb. suppl. 266; dat steerd van't sand, das ende einer sandbank. 267; über auf den sand geraten, auf dem sande sitzen vgl. 1 am ende;
den weg sie uber berg' und durch viel wälder nahmen,
bisz sie bey eine höh' an die Pirenen kamen,
davon man Frankreich kan ersehen, und das land
von Spanien, und also weit unterschiednen sand:
gleich wie der Appenin uns auch zwei meere weiset,
wann nach Camalcoli man uber jhn hinreiset.
D. v. d. Werder Ariost 4, 11, 4;
bildlich:
sünd und teuffel thut uns plagen,
sorg und zorn das hertz abnagen,
unfal jagt uns auff ein sand,
so ist es mit uns bewand.
Rist poet. lustgarte E 4;
gott lob! der rauhe sturm führt durch die wüste see
der rasend-tollen welt, wo immer neues weh
und leid auf angst sich häufft, wo auf das harte knallen
der donner, alle wind in flack und seile fallen,
von kaum erkennter klipp' und seicht verdecktem sand,
mein schiff (zwar vor der zeit) doch an das liebe land.
A. Gryphius (1698) 2, 50.
c)
der kampfplatz, turnierplatz, arena: das dritt jagen ist jagen im sand, da etwan die menschen muͦszten mit den thieren fechten. Keisersberg narrensch. 146ᵃ;
würde genomen ein turnei
von den ôsterherren ûf daʒ sant.
W. v. Gravenberg Wigalois 8447.
über auf den sand setzen u. ähnl. vgl. 1 am ende.
d)
allgemein ein sandfeld, sandige fläche, gegend. Stalder 2, 300. Schm. 2, 302. Schöpf 580. ten Doornkaat Koolman 3, 85ᵃ: mnd.
se quemen up ein slychten sant,
dar lach eyn kloster tor rechten hant.
Reineke de Vos 1627;
der sand, als eigenname, so als benennung einer sandigen gegend zwischen Nürnberg, Weiszenburg und Neumarkt. Schm. 2, 303; name eines luftkurortes bei Baden-Baden.
3)
sandähnliches.
a)
sandartiger niederschlag im urin: nierensand, calculus renum Stieler 1680; blasensand, calculus vesicae Frisch 2, 148ᵇ; er (der meisterwurzwein) zertheilet das gerunnen blut im leibe, treibet den harn, reiniget die nieren, harngäng und die blasen von allem schleim und unrath, führet aus sand und gries und läszt den stein nicht wachsen. Tabernaemontanus (1664) 241 H; disz kraut (s. Peterskraut) mit hauwhechel und petersilienwurtzeln in wein oder wasser gesotten, und darvon getruncken, eröffnet die verstopffte nieren, treibet den sand, griesz und harn. 940 A;
(der rabe) klüchtzt frölich mit vollem mund,
sagt, frische kesz sein wol gesund,
sie machen weder sand noch stein.
Rollenhagen froschm. (1595) K 3ᵇ.
b)
bezeichnung für zuckerwerk: sand von conserven. sand von verschiedenen farben zu den confituren zu machen. frauenzimmerlex. (1773) 2993.
4)
in technischer sprache findet das wort bei den juwelieren anwendung, die damit körnchen im innern der edelsteine bezeichnen, durch welche diese fehlerhaft werden. Karmarsch-Heeren (1884) 7, 526.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1892), Bd. VIII (1893), Sp. 1755, Z. 70.

sanden, verb.

sanden, verb.
zu sand, arena gehörig.
1)
mit sand angefüllt, bedeckt werden, wol nur in der trennbaren zusammensetzung zusanden: nd. de graven sunt alle to sandet. brem. wb. 4, 588 und in der untrennbaren versanden.
2)
sand streuen Adelung. Hunziker 216. Tobler 376ᵃ, oder mit sand bedecken, bestreuen. sanden, pro quo dicimus, besanden, arena conspergere, sabulo obruere Stieler 1680. sanden, glarea sternere Frisch 2, 148ᵇ. brem. wb. 3, 588. Adelung; die deiche sanden. ebenda: die teiche sollen jährlich gesandet werden, damit sowohl zu winters- als sommer-zeit einer zu dem andern kommen könne. quelle bei Frisch 2, 148ᵇ; den foot-stieg sanden, mit sand erhöhen, um ihn auch bei regenwetter gangbar zu machen. brem. wb. suppl. 267; die schmiede sanden, besanden, versanden das eisen, bestreuen es mit sand, wenn es in der schweiszhitze ist, damit es nicht verbrenne. Jacobsson 3, 507ᵇ; auch holzarbeiten mit dickem leinölfirnisz bestreichen und sie dann mit feinem scharfen sande bestreuen heiszt sanden. Karmarsch-Heeren³ 7, 528. s. oben sandeln.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1892), Bd. VIII (1893), Sp. 1764, Z. 28.

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Zitationshilfe
„sanden“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/sanden>.

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