Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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stammet, stamet, m.

stammet, stamet, m.
eine art grobes zeug, bald von wolle, bald leinen. wort und sache kamen aus Italien zu uns: ital. stametto; franz. estamet, étamet, vgl. mittellat. stameta: item pro pannis conductis in Savona den. 4 pro singula libra, exclusis stametis pro quibus solvuntur den. 6 pro singula libra. quelle von 1536 bei Du Cange 7, 579ᵃ; stammet telae sive panni tenuioris genus. Kilian; stamet, vestis subtilibus filis laneis texta. ebenda; stameth, ein art kleiner leinewand, stametto. Kramer dict. (1693) 1136ᶜ; stammet, geköpertes, dickes und starkes wollenzeug. Schmid schwäb. wb. 506; stamet (neben stament) im 17. jahrh. in Steiermark name eines mittelfeinen tuches. Unger-Khull 569ᵃ; stamet, art leinwand. Gangler 429; wie Martin Scheller, ain kauffman zuͦ Ulm, anfieng und lies tuͦch machen, die man haist stameti, wie man sie zuͦ Rom macht. d. städtechron. 25, 24, 2; anno dni. 1514 da was ain kauffman zuͦ Ulm, der hies Martin Scheller, der bracht Walchen heraus von Rom und lies sie zuͦ Ulm tuͦch machen auff die welsch art, wie man sie zuͦ Rom macht, die man haist stammetti. 7; zu seinen hosen wurden auszgenommen elffhundert fünff ballen und ein drittheil weissen stammet. Garg. 173 neudr.; die männer hatten zu stümpffen stammet, oder särge, oder scharlach 451; stamet und carisei in einer taxordn. v. 1632 bei Bauer-Collitz 152;
das panier war von lauter flecken: ...
von sammet, seiden und dafant,
von schamlot und wüllem gewand,
lündisch, libisch, mechlisch, stammet.
H. Sachs 21, 181, 8 Keller-Götze.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1907), Bd. X,II,I (1919), Sp. 658, Z. 14.

stammen, verb.

stammen, verb.,
oriri, descendere, zu stamm, m. gebildet: stammen, herstammen, ortum esse. Schottel 1420; stammen, gestammet, ortum, prognatum, progenitum esse. Stieler 2119; stammen, abstammen, herstammen, descendere (discendere), originarsi, derivare. Kramer dict. 2 (1702), 905ᶜ; dazu die bemerkung: stammen, verb. mà il semplice non è di tanto uso come li verb. composit. 905ᵇ; stammen, oriri, descendere, originem trahere oriundus, genus ducere. Frisch 2, 317ᵃ; ich stamme, ich habe gestammt, originem traho. Steinbach 2, 666; stammen mit dem hülfsworte seyn. Adelung. mhd.:
nâch im sîn neve ze künege wart
dô genomen, der was ouch der selben art
von keiser Heinrîch her mit burt gestammet.
Lohengrin 7523.
1)
von personen: aus altem geschlechte stammen, aus hohem adel stammen; (die erde als mutter gedacht:) wir stammen alle von der erden, originem omnes a terra ducimus. Stieler 2119; er stammet vom königlichen geblüt, regio sanguine natus; regia stirpe ortus. Frisch 2, 317ᵃ; von denen stammen ihre jetzigen wähler ... das sind kolonisirte polnische soldaten auf den brandstätten deutscher bauernhütten: daraus stammen ihre landsleute. Bismarck reden 3, 147; er stammt aus der freundschaft der herrin. Freytag 8, 21 (ahnen 1); (held Berthar,) obgleich er von erlauchtem geschlecht stammte. 88; beide flehen wir zu demselben hohen gott, die enkel zum ahnen, denn aus dem geschlechte der götter stammen wir beide. 180; und stammte er (der freie bauer) von vier freien ahnen und sasz auf drei freien hufen, so war nach altem Sachsenrechte sein rang höher als der eines ritters, in dem unfreies blut war. 18, 51 (bilder 2, 1);
her schwager, glaube mir, sie (das mädchen) stammt von dir allein.
Hagedorn 2, 94;
ach, Eva, er stammet von dir auch,
der von ewigkeit ist! und den die sterbliche Mirjam
in der hütte gebar!
Klopstock 5, 397 (Messias 5, 1315);
so trift man hier zu lande,
wohin, wer von Prometheus stammt,
jedweden das geschick verbannt,
noch trefliche bekannte!
Schiller 1, 256.
auch: aus einem lande stammen, aus einer provinz stammen u. s. w.; doch der keulenwurf bewies, dasz er (der fremde) aus dem ostlande stammt. Freytag 8, 34 (ahnen 1);
so entlegen wir auch stammen,
kreisend ziehen wir zusammen,
wie das chor von sternenflammen
sich um eine dreht.
Göthe 13, 234 (maskenzug russischer nationen).
aus einer andern zeit stammen, in seinen gedanken und gefühlen kind einer andern zeit sein:
da scheint sie mir was höh'res zu bedeuten,
und dünkt mir's oft, sie stamm' aus andern zeiten.
Schiller 13, 175 (jungfrau v. Orl. prol. 2).
2)
im erweiterten gebrauch von gegenständen, einrichtungen, sitten, gedanken u. s. w.: alle belege aber, wie es beinnahe unnöthig zu sagen ist, drücken durch ihren inhalt lediglich die ansicht des schriftstellers aus, von dem sie stammen. J. Grimm vorrede zum d. wb. xxxviii; wenn er dem sänger in der halle lauscht, hört er kunde, die von den göttern stammt. Freytag 17, 210 (bilder 1);
sie (die philosophie) zeuget freyheit, tugend, muth; entflammt
das herz für gott, von dem sie stammt.
Gotter 1, 424;
der (Wallenstein) führt's kommando nicht wie ein amt,
wie eine gewalt, die vom keiser stammt!
Schiller 12, 27 (Wallensteins lager 6);
woher mag wol das wörtchen hochzeit stammen?
nur eine kleine pausz!
sezt hohe — zeit zusammen,
so kommt hochzeit heraus.
1, 266;
nur freundschaft, die die geister bindet,
ist ewig wie der geist, aus dem sie stammt.
Grabbe 1, 18 Grisebach (Gothl. 1, 2).
der dienst von Selinus im westlichen Sicilien stammte ohne zweifel vom nahen Eryx und war sonach phönikisch. K. v. Müller hellenische stämme 2, 406; der (hof) stammet noch aus der katholischen zeit vom alten Gottorpschen bischof Schondeleff. Storm 5, 29; das alte schlosz und die kapelle, ... die aus sehr alter zeit stammen. Moltke 6, 104.
3)
in älterer sprache stammen in dem sinne 'bei dem stamme bleiben, sich vererben, erhalten werden': er habe aber vilmehr auf gutte tugenden als auf gros geld und gutt gesehen; weil jene ewig bleiben, dises hingegen sich bald verleuret oder zu erhalten vil mich kostet; auch selten auff den dritten erben stammet. Butschky hd. kanzelley 587;
drey ballen schnee in warmem weine;
disz waffen, Bibo, ist zwar deine:
nicht weisz ich, wie die zwei beysammen,
auff deine kinder werden stammen.
Logau 3, 56, 97.
4)
in transitivem gebrauche:
gott schenkt zu diesem jahr das stammhaus zu besitzen,
und stammet unsren wunsch, ihn pflantzend wohl und fest.
dem entsprechend auch als refl.:
fried, treu, gerechtigkeit sol bey uns wohnung bauen, ...
die wahre gottesfurcht sich stammen tief und fest.
ebenda.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1907), Bd. X,II,I (1919), Sp. 652, Z. 43.

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Zitationshilfe
„stamet“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/stamet>.

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