Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

-gradig, …

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Grad m. ‘Stufe, Abstufung in einer Rangskala, in der Stärke oder Intensität, Maßeinheit’, ahd. grād ‘Stufe, Rang’ (um 1000), mhd. grāt sind aus lat. gradus ‘Schritt, Stufe, Abstufung, Rang’ entlehnt, einem Deverbativum zu lat. gradī ‘Schritte machen, schreiten’. Das Wort wird zunächst in enger Anlehnung an die lat. Bedeutung ‘Schritt, Stufe’, bald auch im übertragenen Sinne von ‘Rangstufe’ verwendet, der im Dt. wie im Lat. eine reiche Bedeutungsentfaltung aufweist. So ist der Gebrauch als Maß- und Rangbegriff für Sachverhalte seit mhd. Zeit, speziell für den ‘360. Teil eines Kreises’ seit dem 16. Jh. (im Anschluß an den mlat. Gebrauch von gradus), der ‘akademische Rang’ seit dem 17. Jh., die ‘Stufe zur Bezeichnung der Nähe einer Verwandtschaft’ seit dem 15. Jh., das ‘Maß der Intensität’, das ‘Ausmaß von Eigenschaften, Zuständen und Verhaltensweisen des Menschen’ ansatzweise im 14. Jh., häufiger seit dem 16. und 17. Jh. bezeugt. – -gradig Adj. ‘Grade enthaltend, in Grade abgeteilt’ (18. Jh.), nur mit vorausgehendem Bestimmungswort gebraucht wie hochgradig. Gradmesser m. ‘Maßstab, Kriterium’ (um 1800). gradieren Vb. heute vor allem im Sinne von ‘Sole in Gradierwerken konzentrieren’ (18. Jh.), älter sind die Bedeutungen ‘abstufen, einteilen’ (16. Jh.), ‘einen Rang, besonders einen akademischen Grad erwerben’ (16. bis 18. Jh.), ‘in seiner Qualität steigern’ (16. bis 19. Jh.); s. auch degradieren. Gradierwerk n. mit Reisigbündeln bedecktes Gerüst, über das langsam Salzsole rieselt, die durch Verdunstung des Wassers konzentriert wird (18. Jh.). graduieren Vb. Die Bedeutungen decken sich teilweise mit denen von gradieren (s. oben): ‘in einen Rangerheben, befördern, einen akademischen Grad verleihen, promovieren’ (Ende 14. Jh.), ‘abstufen, einteilen, mit einer Gradeinteilung versehen’ (17. Jh.). Das Verb ist aus mlat. graduare, vielleicht unter Einfluß von mfrz. frz. graduer, entlehnt; vorwiegend wird das Part.adj. graduiert ‘im Besitz eines akademischen Grades’ gebraucht. graduell Adj. ‘in Graden, stufenweise, schrittweise, allmählich’ (Anfang 19. Jh.), aus gleichbed. frz. graduel, mlat. gradualis.
Zitationshilfe
„-gradig“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/-gradig>.

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