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Leiden, das

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GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Leidens · Nominativ Plural: Leiden
Aussprache 
Worttrennung Lei-den (computergeneriert)
Grundformleiden

Bedeutungsübersicht

  1. 1. langsam verlaufende Krankheit
    1. [übertragen] ...
  2. 2. Qual, Schmerz
eWDG

Bedeutungen

1.
langsam verlaufende Krankheit
Beispiele:
ein chronisches, akutes, verschlepptes, unheilbares, rheumatisches, schleichendes Leiden
er hat verschiedene organische Leiden
sein Leiden fesselt ihn ans Bett
übertragen
Beispiele:
umgangssprachliches ist immer das alte Leiden! (= es sind immer die gleichen ärgerlichen Dinge!)
salopp, scherzhafter ist ein langes Leiden (= ein großer und dünner Mensch)
2.
Qual, Schmerz
Grammatik: meist im Plural
Beispiele:
seelische Leiden
sie wollten die Leiden des Krieges nicht verlängern
die Freuden und Leiden des Alltags, Lebens
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
leiden · erleiden · Leiden · Leidenschaft · leidenschaftlich · leidlich
leiden Vb. ‘von körperlichem oder seelischem Schmerz gequält werden’, mit Akkusativ ‘etw. ausstehen müssen, ertragen, dulden, zulassen’, daher auch (bereits frühnhd.) jmdn., etw. (nicht) leiden können; ahd. līdan ‘ertragen, erdulden’ (Otfrid, 9. Jh., doch zuvor wohl schon gilīdan ‘mit jmdm. dulden’ für spätlat. compatī, 8. Jh. in St. Gallen), mhd. līden ‘ertragen, erdulden’ (vereinzelt ‘dulden’ ohne Akkusativobjekt), mnd. mnl. līden, nl. lijden, afries. lītha, schwed. lida, dän. lide ‘ertragen, dulden’. Das gemeingerm. Verb bedeutet ursprünglich ‘sich fortbewegen, gehen, vergehen’, so got. -leiþan (in Präfixbildungen), anord. līða (auch ‘dahingehen, sterben’; daneben spät ein schwaches Verb anord. līða ‘leiden, dulden’, unter mnd. Einfluß), asächs. līðan, aengl. līþan; Reste des alten Gebrauchs sind gleichfalls ahd. līdan im Sinne von ‘fahren, vergehen’ (8. Jh., meist in präfigierten Formen; hierzu wohl bereits langobard. līd in laib ‘geh ins Erbe!’, 7. Jh.), mhd. mnd. mnl. līden ‘gehen, vorübergehen’, nl. geleden Part. Prät. ‘vergangen, verflossen’, ferner schwed. lida, dän. lide ‘fortschreiten, vergehen’ (von der Zeit); s. auch leiten. Der im Ahd. zuerst nachzuweisende Bedeutungswandel setzt sich offenbar von Süden (alem., rheinfrk.) nach Norden durch, erreicht um 1300 die Küste und findet vom Nd. aus Eingang ins Nl., Fries. und in die nord. Sprachen. Diese semantische Entwicklung, die sich ebenso bei der später bezeugten Präfixbildung erleiden Vb. ‘etw. ertragen müssen, erdulden, durch etw. Schaden nehmen’ vollzieht (ahd. irlīdan ‘durchlaufen, bis zu Ende gehen, erreichen, fertigbringen’, 9. Jh., ‘durchstehen, erdulden’, um 1000, mhd. erlīden ‘bis zu Ende gehen, bestehen, erleben, ertragen’; vgl. got. usleiþan ‘weggehen, vergehen’), beruht vielleicht auf Einfluß der unter Leid (s. d.) dargestellten Wortgruppe, die jedoch etymologisch von leiden zu trennen ist. Da für germ. *līþan sichere Verwandte außerhalb des Germ. fehlen, bleibt sein Ursprung trotz mehrfacher Herleitungsversuche fraglich. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit toch. AB lit- ‘fortgehen’, awest. raēθ- ‘sterben’, außerdem wird auf griech. ló͞itē (λοίτη) ‘Grab’, loité͞uein (λοιτεύειν) ‘begraben’ hingewiesen; dann wäre eine gemeinsame Wurzel ie. *leit(h)- ‘gehen, fortgehen, sterben’ anzunehmen. – Leiden n. ‘anhaltende Krankheit’, auch allgemeiner ‘Qual, Pein’, heute vor allem ‘seelischer Schmerz’, mhd. līden ‘Leiden Trübsal, Plage’; substantivierter Infinitiv des starken Verbs mhd. līden ‘ertragen, dulden’ (s. oben), der sich im Nhd. zunehmend verselbständigt (seit dem 18. Jh. wird dazu ein Plural gebildet), wohl begünstigt durch den biblischen Gebrauch; vgl. das Leiden Christi (häufig als Schwur- und Beteuerungsformel beim Leiden Gottes, Christi). Leidenschaft f. ‘intensive, das gesamte Verhalten bestimmende und vom Verstand nur schwer zu steuernde emotionale Reaktion’, namentlich ‘heftige Zuneigung zu einer Person, ausgeprägter Hang zu bestimmten Tätigkeiten oder Dingen’, Mitte des 17. Jhs. aufkommendes, jedoch erst im 18. Jh. geläufiges Übersetzungswort für frz. passion, auch für frz. passibilité (dieses eigentlich ‘Leidens-, Empfindungsfähigkeit’, vgl. lat. passio ‘Leiden’, spätlat. ‘Empfindsamkeit’, spätlat. passibilitās ‘Leidensfähigkeit’); Ableitung mit dem Kompositionssuffix -schaft (s. d.) vom substantivierten Infinitiv Leiden (wie Wissenschaft, s. d.); dazu leidenschaftlich Adj. ‘von Leidenschaft getrieben, überaus heftig, von starker Zuneigung, großer Begeisterung erfüllt’ (18. Jh.). leidlich Adj. ‘gerade noch zu dulden, erträglich, halbwegs gut’ (15. Jh.), spätmhd. līdelich ‘leidend, für körperliche Leiden empfänglich, geduldig’ (zu mhd. līden ‘ertragen, dulden’).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Medizin
Erkrankung · Gebrechen · Gesundheitsbeschwerden · Gesundheitsprobleme · Gesundheitsschaden · Krankheit · Leiden · gesundheitliche Beschwerden · gesundheitliche Einschränkungen · gesundheitliche Probleme  ●  Gebresten schweiz. · Beschwerden ugs. · Maleste(n) ugs., regional · Siechtum geh., veraltet
Oberbegriffe
Unterbegriffe
Assoziationen

Elend · Leid · Leiden · Plage · Qual
Assoziationen

Leiden  ●  Leyden veraltet · Lugdunum Batavorum lat.
Oberbegriffe

Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Leiden‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Leiden‹.

Verwendungsbeispiele für ›Leiden‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Heute übt er eher durch die Demonstration seines eigenen Leidens Druck auf sie aus. [Schwarzer, Alice: Der »kleine Unterschied« und seine großen Folgen, Frankfurt a. M.: Fischer-Taschenbuch-Verl. 1977 [1975], S. 16]
Aber das stellvertretende Leiden für die Mutter kommt beim Kinde noch auf andere Weise zum Ausdruck. [Schücking, Beate: Wir machen unsere Kinder krank, München: List 1971, S. 125]
Denn was ist das Leiden der nächsten Zeit gegen die Geschichte der nächsten Jahrhunderte? [Heimpel, Hermann: Der Mensch in seiner Gegenwart. In: ders., Der Mensch in seiner Gegenwart, Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht 1957 [1951], S. 11]
Der Held aber, an den sie ergeht, ist im Leiden mündig geworden. [Horkheimer, Max u. Adorno, Theodor W.: Dialektik der Aufklärung, Amsterdam: Querido 1947 [1944], S. 39]
Gut zwei Drittel der Patienten verspürten nach der vierwöchigen Behandlung Verbesserungen ihrer Leiden. [Die Zeit, 07.10.1999, Nr. 41]
Zitationshilfe
„Leiden“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Leiden>.

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