Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

boge, m.

boge, m.
flexus, arcus, goth. buga kommt nicht vor, ahd. poko, pogo, mhd. boge, ags. boga, nnl. boog, altn. bogi, schw. baͦge, dän. bue, engl. bow. den bei uns eingerissenen nom. bogen widerlegt auch die alte schreibung bog z. b. im vocab. 1482 e 1ᵇ; ausgelassener, hörniner, krumber, klinglender bog bei Maaler 74ᶜ, aber neben bogen, aufzogner bogen; Luther schreibt noch richtig: so bleibt doch sein boge fest. 1 Mos. 49, 24; der boge der starken ist zubrochen. 1 Sam. 2, 4; der boge Jonathan hat nie gefeilet. 2 Sam. 1, 22. dagegen steht gedruckt: mein bogen besserte sich in meiner hand. Hiob 29, 20; ir bogen wird zubrechen. ps. 37, 15; gleichwie ein loser bogen. 78, 57. noch sprachwidriger ist, wenn man aus dem sg. bogen sogar den pl. bögen bildet, wie schon Lohenst. Arm. 2, 1644 bögen und schwibbögen. von der wurzel war die rede unter biegen. Boge ist nun das krumme, krumm gehende, springende.
1)
die krumme linie, im gegensatz zur geraden, der kreis ist eine geschlossene krumme linie, deren beide enden sich wieder berühren. die augbrauen sind bogen über den augen; unter braunen bogen funkelten grosze augen; die stirne bildet einen bogen:
ich seh der stirne rein gewölbten bogen.
Schiller 506ᵃ;
der elboge, elnboge, die biegung des arms; sattelboge, krümmung des sattels.
2)
der flusz, der strom macht einen bogen; das wasser springt in bogen:
um die wette
fliegt der eimer, hoch im bogen
spritzen quellen wasserwogen.
Schiller 78ᵇ.
beim aderlasz springt das blut im bogen, vgl. bogen, blutboge, wasserboge. Frey garteng. cap. 11 von einem an der rothen ruhr leidenden: ungeheb mit dem hindern bogen.
3)
der himmlische boge, regenboge, mhd. der boge regenes: meinen bogen hab ich gesetzt in die wolken. 1 Mos. 9, 13.
4)
die wölbung einer mauer, fornicatio, boge der thür, des fensters, schwiboge, vgl. bogengang. die brücke schlägt einen bogen über den flusz; eine brücke mit sechs bogen;
von beiden bogen risz der wind
die pfeiler sammt den bogen fort.
Bürger 36ᵇ;
brücke, die sich in den bogen der riesenschlange über den graben schwang. J. P. Tit. 2, 50.
5)
boge, arcus, das krumme holz, worüber die sehne gespannt wird, zum losschnellen der pfeile, werkzeug der jäger und schützen:
wann wen verwundt eurs pogen geschutz,
der waget darnach allen trutz.
fastn. sp. 258, 24;
nim nu deinen zeug, köcher und bogen und gehe aufs feld und fahe mir ein wildbret. 1 Mos. 27, 3; ein mann aber spannet den bogen von ungefehr und schosz. 1 kön. 22, 34; aber Jehu fasset den bogen und schosz Joram zwischen den armen, das der pfeil durch sein herz ausfur. 2 kön. 9, 24. zu hart gespannt bricht der bogen.
6)
fiedelboge, plectrum, mhd. videlboge.
7)
boge, eine krumme eisenharke, womit die köhler die erde von dem ausgebrannten meiler abziehen. auch die hutmacher und wollweber bedienen sich eines bogens und einer schnur zum schnellen der haare und der wolle (baculus lanarius), vgl. Eulensp. cap. 51 und bogenfeder, wollboge.
8)
boge, die längste aus dem kopf des weinstocks wachsende rebe, die sich umbiegen läszt, arculum, bei Maaler 74ᵈ bogen in räben, arcella. vgl. bodenschosz.
9)
boge papier, plagula, eigentlich gebognes, gefaltetes, zusammengelegtes papier: täglich einen vollen bogen beschreiben; ein weiszer boge; ein gedruckter, gesetzter boge; ein buch von zehn bogen;
siehe, wie zum frohsten morgen
mich der strahl der sonne weckt,
wie sie den bescheidnen wänden
ihren glanz entgegenstrahlt,
freundlich, ohne mich zu blenden,
meinen bogen übermahlt.
Thümmel 3, 54.
10)
boge heiszt den jägern das dickicht, worin sich wild befindet: das wild hat sich in den bogen gezogen, ist zu holz gegangen; beim treiben in dem bogen zogen thiele und hirsche zu funfzigen hervor:
schlag noch einmal die bogen
um mich, du grünes zelt.
Eichendorf ged. 32.
11)
bausch und boge, s. 1, 1198.
12)
durch den bogen fahren heiszt gerade zu gehn, ohne umweg; über den bogen treten, ausschreiten, zur seite:
tritt sie ihm einsmals ubern bogen,
so hat er sie darzu bewogen.
Ayrer fastn. sp. 70ᵇ.
vgl. böglein.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1854), Bd. II (1860), Sp. 218, Z. 48.

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Zitationshilfe
„boge“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/boge>.

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