Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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dippel, m.

dippel, m.
s. döbel.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1857), Bd. II (1860), Sp. 1184, Z. 1.

döbel, dübel, dippel, m.

döbel dübel dippel, m.
was man zusammenfügt, zusammenhält. ahd. tupili tubila, gatubili (Graff 5, 352) wird durch incastraturae übersetzt, im mlat. soviel als compaginationes, conglutinationes, uncini, catenulae; daher tubilâri tignarius der die balken zusammenfügt. mhd. tübel, bair. düpel Schmeller 1, 387. schwäb. diebel Schmid 125. im Münsterland nennt man ein rad dessen felgen nur lose zusammenhängen, ein diebelloses, und sie müssen verdiebelt zusammengefügt werden. das wort gehört zu einem weitverbreiteten stamm, dessen wurzel verloren ist. hierher gehört tüppen tupfen tüpfen dippen tippen mit den fingern berühren, eintüpfen einstoszen; s. auftipfen, betippen. ferner tüpfel tipfel tippel, die stelle die man berührt, auf die man gestoszen hat, wie punctum von pungere kommt; s. dift. verwandt scheint daube faszdaube, däuben domare, und was damit in verbindung steht.
1.
zapfen, pflock, klotz, nagel.
wîsheit überwindet übel,
alsô twinget vaz der tübel
daz ez niht rinne zaller zît
Freidank 76, 16.
diebel starker eiserner nagel oder stift, bretter oder pfähle zu befestigen Schmid 125. tubbe kurzer zapfen am eisenwerk, z. b. am hufeisen, an klammern Brem. wörterb. 5, 120. dippel stipes, caudex Serranus Synon. 52, im Diction. ein klotz oder düppel 664ᵇ. dübel nagel Vocab. 1482. dobel bei faszbindern hölzerne nägel, womit sie die bodenstücke aneinander fügen Frisch 1, 200ᵇ. uneigentlich und bildlich,
ich meine daz vil freislich übel
daz in uns haftet als ein dübel
lüge ist sünden und schanden tübel schirm und schutz.
Renner 957.
vorhte und schame sint êren tübel
16607.
2.
mörserstöszel, tuppel vel morser stoszel Vocab. v. 1429.
3.
flachskloben, ein düpel har Schmeller 1, 387. ein dupel haar Höfer Östreich. wörterb. 1, 168.
4.
beule, geschwür, weil sie wie ein pflock, pfropf aussehen. gelsen düpel mückenbeule Schmeller 1, 388. (Saturn) macht krank im beutel, krüppel und tippel Fischart Garg. 56. die händ sein mit beul und tiplen überhäuft wie im april die wiesen mit scheerhäufen (maulwurfshügeln) Abrah. a S. Clara. ein groszer dippl oder geschwär am leib auffahrend Altötting. histor. gschwären, gflechten, düppel, grind Adelholzer Badbeschr.
5.
ein alberner, unempfindlicher mensch, ein klotz von einem menschen, ein dummkopf; so in Baiern Schmeller 1, 387. am Rhein hört man als scheltwort du düppel, du bist ein rechter düppel, gerade wie das latein. caudex gebraucht wird. dippel blax (βλάξ, mlat. blas) Serranus Synon. 52ᶜ. tüppel unbesinnter unverständiger mensch excors, stolidus, socors, tardus Maaler 411ᶜ. diese bedeutung des worts ist alt, die rohrdommel (ardea stellaris) heiszt ahd. horatupil horodubil horitubil hortubel Graff 5, 351 und horotumbil 4, 1001. mhd. horetubel. hortybel Gesner Hist. nat. 216. diese benennung erklärt sich daraus, dasz der vogel, wie Nemnich anmerkt, auch dummkopf, tölpel, französ. butor genannt wird, weil man glaubt er vertheidige sich auf eine einfältige weise gegen seine feinde. vergl. dippelbaren und dippelnarr.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1857), Bd. II (1860), Sp. 1198, Z. 56.

1tüppel, m.

¹tüppel, m.,
hirnkrankheit, beulenkrankheit, geschwulst; dummkopf, tölpel, narr. ein im 16. jh. wiederholt bezeugtes wort, das sich heute in verschiedener lautgestalt nur noch mundartlich hält; md. und obd., kerngebiet ist der alemannische raum. vielleicht mit Ochs bad. 1, 600 zu schwäb. duppeⁿ 'unsicher, schwankend gehen, auch von einem, in dem eine krankheit steckt' Fischer schwäb. 2, 475 ; bad. duppen 'ducken, sich in gedrückter oder kranker verfassung bewegen; einduseln, einnicken' Ochs bad. 1, 600; sich duppe 'stille halten' Seiler Basel 91 und weiter zu norw. dubba 'sich bücken, sich ducken, nicken', anord. dúfa 'untertauchen' oder aber zu taub, toben usw.; primär scheint die verwendung des wortes als name für die hirnkrankheit (drehkrankheit) zu sein, aus der sich dann die naheliegende übertragung auf den träger dieser krankheit ergab. die frühen belege zeigen das wort als synonymon von törpel, tölpel (s. tölpel teil 11, 1, 654), von dem es nicht nur in der bedeutung 'dummkopf', sondern auch als krankheitsname verdrängt wurde; allein in den alem. maa., die das aus der ritterlichen standessprache abgesunkene tölpel nur zögernd aufgenommen haben (s. teil 11, 1, 655), hat sich tüppel lebenskräftig erhalten. offenbar ein altes wort der volkssprache, das tölpel in der bedeutung und vermutlich auch in seiner lautlichen umbildung beeinfluszt hat; der teil 11, 1, 653 unerklärt gebliebene suffixwechsel dörper ˃ törpel wäre somit verständlich; vgl. auch ebda formen wie türppel, dülpel, tülpel. in älterer sprache (16. u. 17. jh.) fast durchweg mit doppelkonsonanz bezeugt (die teil 2, 1199 angenommene verwandtschaft mit ahd. horatupil, -tubil 'rohrdommel', das stets einfachkonsonanz hat, ist daher unwahrscheinlich); die formen in den heutigen maa. schwanken zwischen anlautender fortis und lenis, inlautender doppel- und einfachkonsonanz. die in form und bedeutung z. t. zu erkennende anlehnung an döbel 'pflock' (vgl. teil 2, 1198; Schmeller 1, 529; Fischer schwäb. 2, 475) scheint sekundär zu sein; anders Heusler ma. v. Baselstadt 12.
1)
krankheitsname:
a)
hirnkrankheit, insbesondere die drehkrankheit bei haustieren, vom menschen allgemeiner 'verrücktheit': dippel 'drehkrankheit der schafe, die diesen tieren tölpelhaften, trottelnden gang macht' Höfler krankheitsnamen 98; düppel Fischer schwäb. 2, 474; düppel, düpel, tippel name einer krankheit des hornviehs Unger-Khull steir. 180; düppel drehkrankheit der schafe, des rindviehs bad. wb. 1, 599; vgl. tölpel 3a teil 11, 1, 662 und die zusammensetzungen düppelhirn Keisersberg postill (1522) 3, 57ᵃ; Weismann lex. bip. (1698) 92ᵃ (s. u. 2); teil 2, 1567; düppelhirnig wer den düppel im hirn hat Fischer schwäb. 2, 475; tölpelhirnig teil 11, 1, 67; hirndüppelig, hirndüppig im kopf verwirrt, hirnverrückt Fischer schwäb. 3, 1682; düppelsinnig blödsinnig Fischer schwäb. 2, 475; dippelsinnig verwirrt Seiler Basel 91. hierher die redensart den düppel bohren: 'die eröffnung der schädelkapsel durch bohren, um den drehwurm im gehirne aufzusuchen' Höfler krankheitsnamen 234ᵇ; bad. wb. 1, 599; in übertragenem gebrauch vom menschen: den düppel einem bohren ludibrio habere aliquem Weismann lex. bip. (1698) 92ᵃ; weil er sich vernünftig achtet, muss man ihme den dippel mit einem anderen neper bohren qu. v. 1583 bei Fischer schwäb. 2, 474; 'ihn vom eigendünkel heilen; ihn zur einsicht, zur besinnung bringen; einem gehörig die meinung sagen' bad. wb. a. a. o.; vgl. dippelbaren teil 2, 1184 und tölpelbohren teil 11, 1, 665. auch die bezeichnung dippelhaber (s. o. teil 2, 1184; Fischer schwäb. 2, 475) für 'schwindelhafer' lolium temulentum, geht auf den krankheitsnamen zurück, da der genusz des giftigen samens dieser grasart betäubung verursacht, vgl. düppel rausch Unger-Khull steir. 180; tupper, tüpperer rausch Spiess Henneberg 261.
b)
geschwulst, beule u. ä.: geschwulst, büngel, schwellblatter Höfler krankheitsnamen 98; beulengeschwulst ebda 757; (öl der pflanze) heilt die tüpel an den glidern Toxites horn d. heils (1576) Bb 2ᵃ; darmit schmirbe dem rosz den aller grössesten dippel, den jme der wurm auffgetriben hat Seutter roszartzney (1588) 192; von den frantzösischen kranckheiten, blattern, ... lähmi, tüppel und andern miszgewächsen Paracelsus chirurg. bücher (1618) 131ᵃ; (die pest) wordurch die menschliche leiber durch abscheuliche drüsen ... und tüpeln ... elendiglich vergehen Abr. a s. Clara mercks Wien (1680) 141. durch schlag und stosz hervorgerufene beule: wenn es auf dem tanzboden zum raufen kommt, sieht man am andern tage die burschen mit tüp·ln herumgehen Lexer Kärnten 77; Schmeller 1, 529; Unger-Khull steir. 180; vgl. döbel 4 teil 2, 1199 und düppel 1 teil 2, 1567. ziegenpeter: (wochen-) dippel die nicht über eine woche dauernde tölpelhaftes aussehen verursachende parotitis epidemica (mums) Höfler krankheitsn. 98; vgl. wochendüppel teil 14, 2, 938, wochentölpel teil 14, 2, 956 und tölpel teil 11, 1, 662.
2)
dummkopf, tölpel, narr; vereinzelt auch flegel; als ausgangspunkt der bezeichnung erscheint der krankheitsname (s. o. 1 a): es schos im der düppel ins hirn und vergafft sich ... ab dem frölin Zimm. chron. ²2, 577 Barack; vgl. wer aber zu seinem bruder spricht, öd köpff, düppelhirn, oder töuberich Keisersberg postill (1522) 3, 57ᵃ; hirndüppel dummer mensch Fischer schwäb. 2, 474. truncus, metaph. eyn klotz, düppel Dasypodius (1537) i 3ᵇ; blax eyn düppel, narr, verwehnter ebda C 3ᵇ; stipes stocknarr, tüppel Frisius dict. (1556) 1242ᵇ; socors träg, unfrütig, unbesinnt, hinlässig, sinnlosz, nit witzig, narr oder tüppel ebda 1218ᵇ; excors ein unbesinnter unverstendiger tüppel, törpel ebda 497ᵇ; 1368ᵃ; 424ᵃ; dörppel, düppel, grober und unverstendiger sine acumine homo, bardus Maaler (1561) 92ᵇ; düppel unweyser mensch, der weder weysz noch maasz kan ebda 93ᵇ; tüppel unbesinnter unverstendiger mensch ebda 411ᶜ; βλάξ tippel Martin Crusius gramm. graec. (1566) bei Fischer schwäb. 6, 1788; excors ein vnbesinnter tüppel, tölpel (1590) Diefenbach gl. 215ᵇ; socors hinlässig; unfrütig; tüppel ebda 540ᵃ; thorechtig, narr, tüppel excors, insipiens, stultus Calepinus (1598) 509ᵃ; düppel, tölpel, toll, eins groben verstands obtusus, stupidus Henisch (1616) 770; Schönsleder prompt. (1618) L 8ᵇ; düppel, düppelhirn stolidus homo, quo nullum est saxum stolidius, homo tardus, fatuus, excors, agrestis Weismann lex. bip. (1698) 92ᵃ: die fraw was ein düppel qu. v. 1485 bei Schmeller 1, 529;
ein düppel kan sich mit hosen decken
und für den hunnig hechlen lecken
Murner dt. schr. 4, 53;
wer do usz zorn ... spricht zu im (seinem nächsten), du narr, du eszels kopff, du düppel Keisersberg postill (1522) 3, 57ᵇ; er (Dr. Valentin) sagt öffentlich: Luther, Zwingli ... seien nichts als ungelehrte ... duppel (1509 bis 1567) Blaurer briefw. 3, 38 Schiesz; ich red ouch disz nit der meinung, dasz ich rach über disen tüppel berüfe Zwingli dt. schr. 1, 260 Schuler;
ich beut dirs recht, du grober düppel!
Hans Sachs fastnachtspiele 1, 47 Goetze;
wie kanst ein solcher tüppel syn? R. Manuel weinspiel 62 ndr.;
du narr, du bist mir ober dmassen
ein grosser tüppel und böser gauch
ein spil, wie mann die narren von einem beschweeren soll (1554) B 1ᵃ;
oder von einem hertzhafften weisen manne ein tüppel vnd narr gezeuget wird Spangenberg anm. weiszh. lustgarte (1621) 122; und wann das gute weib bei ihren nachbaren sasz, stunden sie hinzu, und trieben gute schwänke und possen mit ihnen. diesz und dergleichen wollte den tüpel schier unsinnig machen Aurbacher volksbüchl. (1835) 93. dialektisch: düppel dummer mensch Fischer schwäb. 2, 474; einfaltspinsel, dummkopf Seiler Basel 91; duppel einfältiger mensch Müller rhein. wb. 1, 1569; düpel oder tüpel cretin Hunziker Aargau 65; düppel, tüppel dummkopf, schwindelgeist Stalder schweiz. id. 328; tupel dummer mensch, tölpel Follmann Lothr. 112; tupel, tuppel dummer mensch, der zu nichts zu brauchen ist Martin-Lienhart 2, 702; tüppel dummer, einfältiger mensch ebda; tuppel einfältiger mensch Keller Thür. waldgeb. 46; tüp·l grober, roher mensch, von dem man gleich einen tüpl (beule) bekommen kann Lexer Kärnten 77; toopl ungeschickter, dummer mensch Meisinger Rappenau 202ᵃ; dupel 'dummkopf' ders. Wiesental 17; dubel tölpel, dummkopf Martin-Lienhart 2, 645; dummkopf, tölpel, geistesschwacher bad. wb. 1, 582; dummkopf, halb blödsinniger mensch Seiler Basel 89; düppel, düpel, tippel unerzogener mensch ohne lebensart, lümmel, flegel Unger- Khull steir. 180. formen mit wechselnden suffixen: dupper blödsinniger, alberner mensch, dummkopf Fischer schwäb. 2, 476; düpper dummer mensch Martin-Lienhart 2, 702; töpper, tepper dummkopf, unüberlegt handelnder mensch Bruns volksw. d. prov. Sachsen 68; düppes dummer, ungeschickter mensch Müller rhein. wb. 1, 1577; duppes dummkopf Kehrein Nassau 119; tuppe halb blödsinniger mensch Lexer Kärnten 77; duppeler dummer, aufgeregter mensch Fischer schwäb. 2, 475. verkleinerungsformen: tuppele, n., dummes, ungeschicktes mädchen Martin-Lienhart 2, 702; 's dubeli halb blödsinniges geschöpf Seiler Basel 89; dupperlein gedankenloser mensch; kleine person, die schlecht sieht und unsicher umhertappt Fischer schwäb. 2, 476. vgl. die folgenden zusammensetzungen: tüppelärtzt, die etwan ein böse döwung für ein kranckheit achten qu. v. 1518 bei Schmidt elsäss. 364; machen ihre schuler schew und zu lauter düppelsköpffen qu. v. 1620 bei Fischer schwäb. 6, 1788; Schmidt elsäss. 70; der muter was angst mit dem tüppelnarren (1556) J. Frey gartenges. 11 Bolte;
ich schlag sie (die mönche) mit dem düppelsack,
das mancher uff der erden lag
Murner dt. schr. 4, 58; 4, 33; 4, 53;
dubelgrind, düppelsgrind starrkopf, mensch der lang zorn hält Stalder 1, 322; bureⁿtüppel bauernlümmel ... krüztüppel dummkopf Martin-Lienhart 2, 702.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 12 (1952), Bd. XI,I,II (1952), Sp. 1831, Z. 67.

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Zitationshilfe
„dippel“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/dippel>.

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