Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

ohn-

ohn-,
präfix statt un-, vereinzelt schon im 15., sodann im 16.—18. jahrh. zwar unterschiedlich, aber unzähligemale vorkommend, nun wieder veraltet und durch das richtige un- ersetzt. es ist zunächst entstanden durch schwächung von un- in on-, das lautlich mit dem mnl. (vereinzelt auch mnd. und altfries.) seit dem 15. jahrh. an den Niederrhein und weiter aufwärts vordringenden on- (= un-) zusammenfiel und sich dann misverständlich an das verwandte ohn = ohne anlehnte, in das es auch manchmal aufgelöst worden ist (vgl. mnd. ane- für un- Schiller-Lübben 1, 86ᵃ):
(sie ist) als sonne one meilig (= mhd. unmeilic).
Sal. u. Markolf 1740 Bobert.;
wol gewegen und one nachlessig. Baumann quellen 2, 562 (vom j. 1521); er ist one gessen widerum hinweg gefaren. Zimm. chron. 1, 433, 28; das er vom fahl bei zwaien tagen ohn geredt .. lag. 2, 390, 30; hat ime das ohne ersucht .. nit gepuren wellen. 362, 5 u. ö.; da legt man die (kinder) on eingewickelt hin. Frank weltb. 84ᵇ; traditionen, .. die sie one beschriben (ungeschrieben) vom vatter zum kind mündlich empfangen. Fischart bienenk. (1580) 226ᵃ; das (geld) sie im mit gutem willen gaben on verdient. Wickram rollw. 147, 10 K.; one angesechen. Basler chron. 1, 189, 4 (vom j. 1585); derselbe soll 12 ducaten ohne fehlbarlich .. bezahlen. Breslauer mietsordn. vom j. 1641; gantz und ohne verletzt. eselkönig 38; ich lief ohn ausgezogen durch die see nach dem schiffe zu. Felsenburg 1, 144; ohne schwer. Stoppe ged. 1, 144;
wie immer eine flut die andre vor sich treibt
und keine durch den strom ohn fort gerissen bleibt.
Opitz (1644) 2, 126.
man sieht deutlich, dasz bei one meilig, ohne verletzt, ohnzweifelhaft, ohnnöthig u. s. w. an die präposition ohne in ohne meil, ohne verletzung, ohne zweifel, ohne noth und bei one gessen, ohne ersucht, ohngeachtet u. s. w. an die construction der conj. ohne mit dem infinitiv (ohne zu essen, ohne gegessen zu haben, ohne zu achten, ohne geachtet zu haben u. s. w.) gedacht worden ist. schon von Schottelius 649 werden diese composita mit ohn- (das er auch für ohne hält) als misbrauch getadelt. vgl. Heynatz 2, 312 f. Weigand 2, 267. — die folgende auswahl bringt hinlängliche belege, die aus den schriften des 16.—18. jahrh. bis zum übermasz vermehrt werden könnten. zu vergleichen sind die betreffenden composita mit un-, deren präfix umgekehrt manchmal aus ohne entstanden ist (ungrund statt ohne grund Luther 6, 387ᵇ, ungefähr neben ohngefähr).
1)
ohn- componiert mit substantiven. ohnachtsamkeit, f.: ausz onwissenheit und onachtsamkeit götlicher geschrift. Schade sat. 3, 287, 25 (vom j. 1545, Straszburg). ohnbillicheit, f. unbilligkeit: was ist das für onbillicheit. Frank mor. encom. 5, 26 Götzinger, vgl. 134, 8. ohnchrist, m.: es ist nie beschehen .., dasz die waren christen die onchristen oder falsch christen verfolgt .. haben, dann solch ampt ist der onchristen, der tyrannen und der falschen christen. Schade sat. 3, 285, 33. ohnfall, m.: ein ieder hat seins schreibens wöllen genieszen und des in kein onfall kommen. Frank chron. vorr. a 6ᵃ. ohnfleisz, m.: dem onfleisz die schuld geben. Frank mor. enc. 2, 11 Götzinger. ohngebärde, f.: besorgend, derselbe würde mit ohnhöflichkeiten und ohngeberden des leibes seine vorhabende rede und wort ohnkräftig machen. eselkönig 103. ohngeduld, f.: die ohngedult meiner härzzens-neugungen. Weise erzn. 65 neudruck. ohngrund, m.: das ... sei ein offner ongrund. Ayrer proc. 11, 10. ohnheil, n.: welches dann zu einem groszen ohnheil gerieth. eselkönig 24. ohnhöflichkeit, s. bei ohngebärde. ohnholde, f.: denen höllischen ... nachtweibern oder ohnholden. anm. weish. lustg. 67. ohnkost, m.: es gaht aber ein groszer onkost auf, minder nit dann ein tausent gulden. Schade sat. 3, 274, 1; zu erhaltung der gebäuen an brandschatzung .. und andern ohnkosten. Lennep lands. 2, 126 (vom j. 1651). ohnliebe, f.: man mocht ihm weder durch lieb noch durch onlieb ... zucht noch tugend in sein haupt bringen. Bocc. 41, 105ᵃ (unliebe 311, 24 K.). ohnmanier, f.: wann nun Petrus darfür gehalten, dasz man in gegenwart Christi die geringste ohnmanier nicht solle begehen. Abr. a S. Clara Judas 4, 51. ohnmöglichkeit, f.: die ohnmöglichkeit auf andre weise ... ihren lebens-unterhalt zu gewinnen. Knigge umg.³ 3, 152. ohnmusze, f. occupatio, negotium Frischlin nomencl. 464; nicht müed und lasz werden ausz der onmuͦsz. Frank mor. enc. 123, 22 Götzinger. ohnpässlichkeit, f.: welche das vertrauen auff sie (ärzte) setzen und in vorfallenden ohnpässlichkeiten dieselbe zu rathe ziehen und gebrauchen werden. Wegele gesch. der universität Würzburg 2, 333 (vom j. 1731). ohnrecht:
ob dir onrecht geschicht.
Sal. u. Markolf 436 Bobert.;
damit ihr .. mir nit onrecht gebt. Schade sat. 3, 289, 35. ohnruhe, f.: damit kein tumult oder ohnrug .. sich erheben möchte. eselkönig 42 (unruge 24). ohnvermögen, n.: mein ohnvermögen entschuldigt zu haben bittend. Weise erzn. 65 neudruck. ohnvermöglichkeit, f.: tamarisken baum ein bild menschlicher ohnvermüglichheit. anm. weish. lustg. 731. ohnverstand, m.: ausz onverstant, auch onwissenheit götlicher geschrift. Schade sat. 3, 286, 4. ohnwissenheit, s. das vorige und ohnachtsamkeit.
2)
ohn- componiert mit adjectiven oder adverbien. ohnabbrüchig: (es soll) dasjenige ohnabbrüchig befolget werden, was wir ... befohlen und erkläret haben. Wegele gesch. der universität Würzburg 2, 389 (vom jahre 1734); die (stadtverordneten-) versammlung hatte sich einverstanden erklärt ..., dasz die stadtkämmerei beauftragt werde, auf möglichst vortheilhaften verkauf der städtischen grundstücke bedacht zu nehmen .., ohnabbrüchig der in den einzelnen veräuszerungsfällen ... einzuholenden ermächtigung. Frankf. journal 26. mai 1871, zweite beilage. ohnabhängig: obwohlen selbige in ihrer geistlichen ordnung .. ohnabhängig zu verbleiben haben. Wegele a. a. o. 2, 401 (vom jahre 1742). ohnablöschlich: die da gebrunnen haben ohnablöschlich (nicht auszulöschen) vom wasser. Paracelsus 1, 1117ᵇ. ohnabschlägig: das wir uns ... onabschlägig (ohne weigerung) zu ewer weishait ... vertrawen. Baumann quellen 2, 33 (Rotenburg ob der Tauber). ohnachtsam: da ich (die gelegenheit) so liederlich und ohnachtsam hatte verstreichen lassen. Simplic. 1, 563, 24 var. ohnansehnlich: was oft in einem schlechten ohnansehnlichen wort verborgen steckt. Schuppius 9. ohnärtig: diese erzehlte ohnärtige art vatterlands- und muttersprach-verächter. Simplic. 1, 1069, 4. ohnaufhaltlich: den (geforderten) beirath ohnweigerlich und ohnaufhaltlich zu erstatten. Wegele a. a. o. (vom j. 1754). ohnaufrührisch: sich still und bescheidenlich und onufrierisch ze halten. Basler chron. 1, 216, 14. ohnaussprechlich: also ist gottes wort .. onaussprechlich, onbegreiflich. Frank lob des göttl. worts 161ᵃ. ohnausstellig: ohnausstelliger (sofortiger) vollzug. Wegele a. a. o. 2, 400 (vom jahre 1741). ohnbegreiflich, s. bei ohnaussprechlich. ohnbehörlich, niederrh. onhehôrlich, ungehörig. Br. Hans Marienl. 1066. ohnbeliebig: bei vermeidung unserer schweren ungnad, auch ohnbeliebig exemplarischen einsehens. Hartmann fluchspiegel (1672 Nürnb.) 242. ohnbescheiden: er fellet nicht ohnbescheiden herein, wie tapp ins musz. eselkönig 123. ohnbillich, -billig: doch will ich aus ohnbilliger gedult der sachen zu gut solchs erst an ... gelangen lassen. Luther br. 5, 125; onbilliche beschwerden. Schade sat. 3, 286, 12; darumb sol ein bischof disen falschen onbillichen eit dem bapst nit leisten. 288, 10. ohnchristlich: die oncristliche religion. Basl. chron. 1, 462, 3; dise onchristliche ordenung. Schade sat. 3, 288, 1. ohndankbar: durch einen ohndankbaren gesellen ... umbgebracht. eselkönig 75. ohnedel, unadelig: die (Schweden) ihre ohnedle soldaten höcher, als ihre edle und doch ohnkriegbare landsleut ästimirt. Simplic. 2, 147, 13. ohnehrsüchtig: ohnehrsichtige rechtschaffene theologi. polit. maulaffe 222. ohnempfindlich: mit gantz gelassenen gebärden und gleichsam ohnempfindlich. der teutsche Esop (1733) 20. ohnendlich: also ist gottes wort onendlich. Frank lob des göttlichen worts 161ᵃ;
onentlich, merk, der kirchenschatz,
ist recht und guͦt dein fürsatz.
ohnerdenklich: von ohnerdenklichen jahren hero. eselkönig 167. ohnerschöpflich: ohnerschöpflicher reichthumb. eselkönig 358. ohnerträglich: mein ohnerträglicher hunger. Simpl. 1, 55, 17. ohnfehlbar, adv.: man .. verspürt, dasz man ohnfehlbar courirt wirdt. Elis. Charl. (1874) 151; bei straff der ohnfehlbar erfolgenden verstoszung. Wegele a. a. o. 353 (vom j. 1733); es (schiff) solte uns ohnfehlbar ... nach Ceylon geführet haben. Felsenb. 1, 152; der leser hat sich ohnfehlbar gewinnen lassen. Kant 8, 11; ohnfehlbar eignete sich die braut dieses compliment zu. Hippel 2, 262; dessen (einflüssen) es sich ohnfehlbar bedient haben würde. Schiller 4, 115. — adj.: zu meiner auf die bestimbte zeit ohnfehlbaren ankunft. Simpl. 2, 551, 3; mit ohnfehlbarem groszem vortheil. Wegele a. a. o. 357. ohnfeierlich, ohne zu feiern: derowegen bliese er ohnfeierlich zu und ruhete nicht. Simpl. (1684) 3, 245. ohnfern: ohnfern vom flusse. Felsenburg 1, 160; wir sind von räubern ohnfern überfallen worden. Lessing 2, 152;
ohnfern höhlet sie nun in das land zwo gruben.
Voss Ovid verw. 32, 243.
ohnflätig: ein ohnflätige abzucht und ursach alles ubeln. Schuppius 775. ohnförmlich: ein ohnformliches geschrei. eselk. 224 y 1ᵃ. ohnfreundlich: zuͦletzt sterben — ist onfreundlich! aufgehängt werden am creutz — schmälich. Frank mor. enc. 122, 12 Götzinger. ohnfristlich: onfristlicher, peremptorius. voc. 1482. ohnfruchtbar: hohe, fölsügte, onfruchtbare ... berrg. Kiechel reisen 244. ohnfürträchtig, unbedacht, unvorsichtig: Cyrus .. folgte onfürtrechtig der königin nach. Kirchhof wend. 1, 13 (1, 5) Öst. ohngehorsam: den ohngehorsamen die klawen zeigen. eselkönig 100. ohngerecht: und wiewol der krieg ... so ongerecht. Frank mor. enc. 123, 17 Götzinger. ohngern: dasz der böse geist .. den unterhabenden raub schwerlich und ohngern mehr aus den händen läst. Simpl. 4, 270, 17 Kurz. ohngewichtig, leichtfertig: dessen humor und ohngewichtiger sinn mir vor längst andictirt worden. Simplic. 3, 29, 24. ohngewöhnlich: warumb ich aber mit dieser ongewönlichen wadt (kleidung) heut sei herfür getretten. Frank mor. enc. 9, 19; ein ohngewöhnlicher ungehorsam. Schuppius 202; ohngewöhnliche music. Simplic. 1, 56, 13. ohnglückhaft, -haftig: tamariscenbaum, dessen holtz wir ohnglückhaft nennen, da es doch noch ohnglückhafter im Griechenlande ist. anm. weish. lustg. 730;
drumb seint wir onglückhaftig leut.
Murner schelmenz. 10ᵃ.
ohngnädig: ir sehen die armen dörfpfefflin auszen auf dem land und seind ihnen gar ongenedig. Schade sat. 3, 274, 38. ohngütig:
wann dich zum esel hat gemacht
das glück, so gar ohngütig.
eselkönig 334.
ohnhinterdenklich: von alten ohnhinderdenklichen zeiten her. Fischart Garg. 214ᵇ (unhinderdenklichen 1617 Cc 1ᵇ). ohnkeusch: der pfaffen onkeusche keuscheit. Schade sat. 286, 9. ohnkräftig s. bei ohngebärde; das machte mich nun dermaszen ohnkräftig, dasz ich nichts bei mir im leibe behalten kondte. Albertinus landstörzer 95. ohnkriegbar, unkriegerisch s. bei ohnedel. ohnlang: wie einer onlang (vor kurzem) ... darvon geschriben hat. Schade sat. 3, 66, 16; mit vor: du hast dich vor ohnlang verlauten lassen. Kirchhof wendunm. 3, 260 (14, 286 Öst.) ohnlängst: ohnlängst hernach. Simpl. 1, 723, 4; dasz ohnlängst vorhero Saul den tempel gottes ausgeraubt habe. Abr. a S. Clara Jud. 4, 53;
es ist derselbe ritter, ich erkenn ihn,
der mich ohnlängst aus feindes hand befreit.
Schiller 13, 6 (Macbeth 1, 2).
ohnlängsten, Weise erzn. 318 (unlängst 158 neudruck);
ich habe dich ohnlängsten müssen speisen.
der teutsche Esop (1733) 33.
ohnleugbar: so ist es doch ohnleugbar, dasz. eselk. 167. ohnmaszgeblich: jedoch ist mein ohnmaszgeblicher rath. rockenphil. 12. — adv. ohnmaszgeblich dünkt mich. J. E. Schlegel 2, 279; ohnmaszgeblich dächt ich. Lenz 2, 177. ohnmäszig, adv., ndrh.: alle dink was onmeszig duir. städtechron. 13, 182, 16 (vom jahre 1435). — adj. ihre krankheit kompt von .. ohnmaszigen fressen. Elis. Charl. (1877) 89. ohnmaszleidig: gleich wie das blut ein onmaszleidige und allzeit fürsörgige nutrix des fleisches .. ist. Thurneiszer von prob. d. harnen 93. ohnmeisterlich: also hat ers onmeisterlich (parum dialectice) teilt und beschrieben. Frank mor. enc. 102, 9 Götzinger. ohnmenschlich: wiewol der krieg ein so wild onmenschlich ding ist. Frank a. a. o. 123, 13; eine onmenschliche schand. Sleidanus zwei reden 93 Böhmer. ohnmittelbar, immediatice Denzler 217ᵇ. ohnmöglich, adj.: so were ihm ohnmöglich gewesen .. Schuppius 117; dem grindigen ists bei nahe ohnmüglich das kratzen zu lassen. Simplic. 2, 511, 4; folglich ist ohnmöglich, dasz. Wieland an Merck 1, 153. 164; es ist mir ohnmöglich. F. Müller Faust 83, 27 neudruck; siehst du sie! dieses gesicht, das ohnmögliche, betrügerische ohnmögliche, das darinnen liegt! man sollte schwören, es könnte gott hintergehn. Lenz 1, 204. — adv. wozu sie ohnmöglich einen genugsam starken verstand haben können. Lessing 3, 162; ich konnte ohnmöglich (antworten). d. j. Göthe 1, 44 (vom j. 1769); (dasz er diese forderungen) ohnmöglich befriedigen kann. Knigge umgang³ 2, 27; ohnmöglich hab ich meinen Fiesko verloren. Schiller 3, 44 (Fiesko 2, 2); du hast ein trauriges handwerk, wobei du ohnmöglich seelig werden kannst. 440 (kabale 3, 6). ohnmüszig, negotiosus Frischlin nomencl. 464; die welt aber, in den creaturen onmüssig, rauscht fürüber, nimpt des verborgen und eingelegten schatz in ir herz nit war. Frank lob des göttl. worts 156ᵃ. ohnnachlässig, ohne nachlasz: funfzig centner .. wol gewegen und onnachlessig. Baumann quellen 2, 485 f. ohnnöthig: ohnnöthige wacht. Simpl. cal. 148ᶜ; dasz compliment hettet ihr wohl ersparen konnen, dasz ist gar ohnnöhtig. Elis. Charl. (1874) 392. ohnnütz: keine schächerei oder ohnnuzes geschwez treiben. österr. weisth. 2, 43, 11 (16. jahrh.); welcher von eim ieden onnützen wort rechnung fordert. Schade sat. 3, 273, 6; darumb er bischof und gnediger herr heiszt, .. vil onnützer müsziger leut bei ihm hat. 283, 18;
und seint allzeit gar onnütz knecht.
Murner schelmenz. 8ᵇ.
ohnrathsam: ob zwar ohnrahtsam ist, der alten ihre weisheit gar beiseit zu setzen. Schuppius 778. ohnrechtmäszig: ohnrechtmäsziger weise. eselk. 177. ohnschmecklich, unschmackhaft: den unlieblichen und onschmäcklichen speisen gibt es einen guten geschmack. Tabernaemont. 712. ohnschuldig: der arm onschuldig dorfpfaff. Schade sat. 3, 283, 13; ein onschüldig verwalten und darreichen der sacrament. Frank mor. enc. 119, 30 Götzinger; solch onschuldig bluͦt. Sleidanus zwei reden 132 Böhmer; die weisze farb bedeut freude in einem ohnschuldigen gewissen. eselkönig 111. ohnschwer: der fahrend schüler ermasz ohnschwer was ich argwohnte. Simpl. 2, 526, 29; darausz ein jeder ohnschwer die grösze ihres anliegens abnehmen konte. 529, 18; wie man damals studiret, solches lässet sich aus einigen nachrichten ohnschwer erlernen. Hahn hist. 2, 13 anm. 1; indessen wünscht ich doch ohnschwer zu wissen, wie oft sie dero seliger herr vater begnadiget. Hippel 2, 234; wie sie gar leicht sehen könnten, wenn sie die ackten ohnschwer lesen wollten. d. j. Göthe 1, 370 (vom j. 1773). ohnsichtbar: auf dasz sie die onsichtbare feind ... die teufel überwinden. Schade sat. 3, 278, 14; die onsichtbaren ding. Frank mor. enc. 146, 15 Götzinger. ohnstark: die beren handt ein krank onstark haupt. Steinhöwel Esop 166ᵃ. ohnsträflich: S. Paulus spricht, ein bischof sol onsträflich sein. Schade sat. 3, 166, 36. ohnstreitig, ohnstrittig, adj.: dazumahlen ohnstrittig ist, dasz ... Wegele gesch. der univ. Würzburg 2, 337 (vom j. 1731). — adv.: der eidschwur ist ohnstreitig eine der wichtigsten handlungen im gemeinen leben. Rabener 1, 106; lustspiele, .. die er (Plautus) ohnstreitig verfertiget hat. Lessing 3, 11; Homer ward vor alters ohnstreitig fleisziger gelesen als itzt. 6, 503 u. ö.; ohnstreitig kommt viel darauf an. Herder id. 1, 166; welches ohnstreitig das einzige .. mittel ist. Schiller 1, 113. ohnträglich, unerträglich: ein ohnträglicher spott. eselkönig 177. ohntröstbar: so würde ich doch ohntrostbar sein, wen. Elis. Charl. (1871) 160. ohnüberwindlich: desz edlen löwen ohnuberwindliche haut. eselkönig 73. ohnumgänglich: wozu das exercitium anatomicum ohnumbgänglich erfordert wird. Wegele a. a. o. 2, 333 (vom j. 1731). ohnunterscheidlich: onunderscheidenlich, indiscriminatim. Maaler 312ᶜ. ohnveränderlich: mein ohnveränderlicher wille. Simpl. 1, 138, 2. ohnvermeidlich: sintemal ihme dieses ohnvermeidenliche gesetz vorgeschrieben, dasz er im schweisz seines angesichts sein brod esse. Schuppius 552. ohnvernehmlich: was die wort und weisen zu reden betrift, so musz man sich hüten vor unanständigen, ohnvernehmlichen und fremden oder unteutschen. Leibnitz 1, 477. ohnverschuldet: ohnverschuldeter weise. eselk. 177. ohnverwerflich: ein ohnverwerflicher zeuge. eselk. 82. ohnverzüglich: er solt onverzogenlich heim kummen. Wickram rollw. 98, 23 K.; wie der paur das vermerkt, hat er ohnverzugenlich sich .. ergeben. Zimm. chron. 3, 25, 22. ohnvorschreiblich: welcher hierüber .. seine ohnvorschreibliche meinung an den tag legen soll. herzog Karl August bei Merck briefs. 1, 241. ohnvorsichtig: ohnvorsichtiger weise. eselkönig 73; ohnvorsichtiglich Simpl. 2, 512, 8. ohnwankelbar, nicht wankend, fest:
(er bleibt) gegen seinem freundt in lieb und leid
ohn-wankelbar.
H. Sachs 12, 450, 3.
ohnweigerlich: sol solches .. dem orden ohnweigerlich gestattet werden. Lennep lands. 2, 114 (vom j. 1600); dasz, wan in zukunnft ein hofrath aufgenohmen wird, dieser dem professori, so älter ist, ohnweigerlich nachzugehen habe. Wegele a. a. o. 2, 381 (vom j. 1734). ohnweise: wann ich euch würt geacht onweis, mich den falschen aposteln zuͦ vergleichen, so werde ich euch noch onweiser dunken, so ich mich disen fürsetz. Frank mor. enc. 133, 6 Götzinger; so schätzte mich männiglich vor einen ohnweisen thoren. Simpl. 1, 213, 11. ohnweit: ohnweit davon pers. baumg. 9, 9; der hafen, welcher ohnweit vom markte liegt. Heilman Thucyd. 409; gegeben in unserm jammervollen lager ohnweit dem keller. Schiller 4, 18. ohnwidersprechlich: ein onwidersprechlicher lerer. Frank mor. enc. 136, 7 Götzinger. ohnwol, nicht gut, schlecht: ohnwol versorgt. Simpl. 2, 633, 9. ohnzählbar: der narren ist ein onzalbere zal. Frank mor. enc. 129, 7 Götzinger;
dergleichen auch ohn-zalbar sorgen
troen (drohen) im abendt und den morgen.
H. Sachs 7, 307, 18.
ohnzahm: alle ohnzahm vögel speisen sich mit fleische. Renner (1549) 101. ohnziemlich: solch jurament ist nit zuͦ halten, dann es onzimlich ist. Schade sat. 3, 274, 43. ohnzüchtig: ein bischof der sein sünd nit abtülgt .., der sol nit bischof sein, sonder ein onzüchtiger oder onverschamter hunt genant werden. Schade sat. 3, 275, 20. 288, 34. ohnzweifelbar: dieses wäre ein ohnzweiffelbares omen. Simpl. 2, 11, 15. ohnzweiffellich, unzweifelhaft: adv. daher will St. Paulus keinen engel vom himel, auch nit sich selbs, auch ohnzweifelig kein heilig im himel und erden solichs vertrauen wirdig achten. Luther br. 598; dardurch der grave ohnzweifenlich got hoch erzurnt. Zimm. chron. 3, 327, 15; welches ohnzweifelich auch dahin gangen. 328, 29; welcher ohnzweifelich an Aarons stat kommen. Fischart bienenk. (1580) 172ᵇ. — adj. welches uns ... ohnzweiffeliche hoffnung gabe. Simpl. 1, 948, 19.
3)
ohn- componiert mit participien, die adjectivisch oder adverbial, gewöhnlich im sinne von ohne dasz, ohne zu (mit infinitiv der gegenwart oder vergangenheit des zu grunde liegenden verbs) gebraucht werden.
a)
mit einem partic. der gegenwart. ohnwissend: wie ein onwissenden nempt mich an. Frank mor. enc. 136, 26 Götzinger; ihme gantz ohnwissend (ohne dasz er es wuszte). eselk. 268; mit genetiv: des lists onwissend. Agricola sprichw. 143ᵇ.
b)
unendlich oft mit einem particip der vergangenheit. ohnabgestiegen: wir rütten onabgestigen oder ongefüetert zur Neystatt. Kiechel reisen 144. ohnangefallen: wenn man hier sicher und ohnangefallen an stell und ort kommen soll. Hippel 2, 158. ohnangefochten: ich werde solches onangefochten nicht fortbringen. Kiechel reisen 150. ohnangelegt, ungerüstet: er rait zu der purkslahpruken herausz onangelegt. städtechron. 10, 385, 21 (vom j. 1487). ohnangesehen, ohne rücksicht auf, ungeachtet (s.ohnerachtet, ohngeachtet): wölte im der convent in allen dingen hylflich sin onangesehen, dasz wir in der kluppten stecken. Basler chron. 1, 480, 42 (vom j. 1530); (dasz die städte) ihnen selbst ware bischof und seelsorger erwelen und setzen onangesehen des bapsts blitzen und dondern. Schade sat. 3, 288, 25; erzürnt sich Apollo dergestalt, dasz, ohnangesehen dazumal die stralen seines antlitzes allbereit zimlich erkühlet gewesen, selbige doch ausz zorn .. wieder erhitzet wurden. Schuppius 567; sagte er, es seie niemals, ohnangesehen was die calender schreiben, besser baden, als .. Simpl. 1, 192, 20. ohnangestochen: scribenten, derer schriften die allerspitzfündigste ohnangestochen lassen müssen. Schuppius 779. ohnbefragt: welches auch endlich den bischof onbefragt beschechen. Basler chron. 1, 168, 8 (vom j. 1555). ohnbekannt: welche (buchdruckerkunst) in vorigen zeiten ohnbekant gewesen. Schuppius 779; bisz anhero ohnbekandte poetische galanterien. schles. Helikon titel. ohnbekümmert: auf dasz der bischof onbekümmert bleib, so musz iederman zuͦ dem (vicarius) umb alle sachen. Schade sat. 3, 279, 33. ohnbemakelt: seines christenthums ohnbemackelt. comm. zum Simplic. 1, 801. ohnbemüht, ohne sich mühe zu geben, nicht bemüht:
wie seid ihr nicht so gut ..
und zum gefallen ohnbemüht.
d. j. Göthe 1, 31.
ohnbenommen: so sol .. dem wirt aller seiner schuld halb sein gebürlich vorderung .. vorbehalten und onbenomen sein. Nürnb. polizeiordn. 120 (15. jahrh.). ohnbeschadet: ich gelangte ohnbeschadet, doch sehr .. ermüdet wiederum bei Concordien an. Felsenb. 1, 205; ebenso ohnbeschädigt 154. ohnbeschlossen: sonsten ist das stättlin ein offen werkh, eben als andere stött ingemein in disem land onbeschlossen sein. Kiechel reisen 64. ohnbeschwert: mit bitte, er wolte sie (geschichte) doch ohnbeschwert erzehlen. Simpl. 2, 26, 12; dasz ihr mir doch ohnbeschwert sagen müget. gespenst 227. ohnbesprochen: ndrh. ein onbesprochen (unbescholtener) man. städtechron. 13, 164, 8 (vom j. 1431). ohnbetrachtet: die göttliche gegenwart vor augen haben und solche kein augenblick ohnbetrachtet oder auszer acht lassen. Simpl. 2, 505, 6; ohnbetrachtet (ohne rücksicht auf) die alte freundschaft. Xylander Polyb. 198. ohnbetrübt:
gelitten hab' ich und geliebt
und liege nieder ohnbetrübt,
da ich nicht weiter kann.
Göthe 3, 200 H.
ohnbewaffnet:
wundre dich nur, o könig, ...
ohnbewafnet .. den bruder des Hermanns
vor dir zu sehn.
Wieland Hermann 3, 626.
ohnbewahrt, ohne die ehre durch absage gewahrt, ohne fehde angekündigt zu haben:
das ich oun recht gefangen wear
und zoberlich gefüret her
ganz ounbewart.
H. v. Sachsenheim mörin 1701.
ohnbewohnt: onbewonte berrg. Kiechel reisen 244;
auf dem ohnbewohnten meer.
Rist poet. lustgarten E 4.
ohnbewuszt: onbewust eins rats (ohne wissen des raths). Baumann quellen 2, 40 (gleich darauf unbewust). ohnbezweifelt: ohnbezweifelt wissen eure herrlichkeit doch den letzten streich mit dem abt. F. Müller 3, 340. ohnbezwungen: onbezwungen (gedr. onbezungen) und ongetrungen. Hug Villinger chron. 59. ohnerachtet = ohngeachtet: ohnerachtet aber der sorge eines verlusts. rockenphil. 79; ohnerachtet ich gestern mich selbst dazu erbot. Thümmel reise 5 (1794), 288; ohnerachtet der schwäche seines körpers. Göthe 19, 52; ohnerachtet deines schweigens zweifle ich keinen augenblick an deiner liebe. Klinger an Schleiermacher bei Rieger 419 (vom j. 1778); ohnerachtet dieser grundsätze schweb ich vom neuen in götterwonne. Heinse Ardingh. 1, 247. ohnerfahren: der doch der ehe onerfaren was. Schade sat. 3, 287, 20. ohnerhangen, ungehängt:
onerhangen er beleib.
Sal. u. Markolf 1820 Bobert.
ohnerhört: eine ... onerhörte schand. Sleidanus zwei reden 93 Böhmer. ohnermangelt, ungeachtet: ohnermangelt ... ob den auszer lants bringenten gelt von gulden nur 6 kr. eingelangt werden, so. österr. weisth. 1, 176, 37 (18. jahrh.). ohnerschrocken: man solt onerschrocken wider die .. ungloubigen zychen. Basler chron. 1, 485, 29 (vom j. 1531); hülf und beistand der ohnerschrockenen Teutschen. Schuppius 779. ohnerschüttert: so seind die stett onerschüttert und die land bei frid beliben. Meisterlin 139, 14. ohnerwartet:
dann folg' ich ohnerwartet ihm am flusse.
d. j. Göthe 1, 87.
ohngeachtet, ohne zu achten auf, ohne rücksicht auf, trotz (mit genetiv oder dativ, der durch ohnedem veranlaszt zu sein scheint, s. demohngeachtet theil 2, 919): dem ohngeacht Felsenb. 1, 126, dem ohngeachtet Rabener (1755) 2, 65. Lessing 5, 64. 6, 380, dem allen ohngeachtet Göthe an Zelter 361; der bemühungen einiger neuen schriftsteller ohngeachtet. Lessing 5, 62; suchen sie indessen ohngeachtet alles, ihre ... grazie zu behalten. Herder an C. v. Flachsland 111; ohngeachtet der verdienste. Kant 8, 8; ohngeachtet seiner lust an dem Aristophanes. Heinse Ardingh. 1, 57; ohngeachtet der reichen goldgruben in Amerika waren dennoch seine (Philipps) finanzen sehr oft in unordnung. Schiller 4, 92. ohngebahnt: ein ongebanter weg. Kiechel reisen 58. ohngebeten: iedoch hat er wissen wollen, woher im das gelt komme, und vermaint, er habs villeucht ongebetten entlehnet. Zimmer. chron. 4, 233, 26;
von freiem muott und ongebetten.
Frischlin 94 Strausz.
ohngeblasen: und isset das heisze essen ohngeblasen hinein. rockenphil. 607 (4, 46). ohngebunden: ich will es alles thun, was kais. maj. gefällt, doch gottes wort will ich ohngebunden lassen, wie St. Pauls sagt: verbum dei non est alligatum. Luther br. 1, 605. ohngedrungen s. bei ohnbezwungen. ohngeeint, ndrh. ongeênt, ungeeinigt. städtechron. 12, 384, 4 (vom j. 1463). ohngeengt: ein ieder mag frei das gots wort predigen ongeengt von iedermann. Frank weltb. 79ᵃ. ohngefallen: da stachen (turnierten) zwen mitainander und teten 16 stich und ongefallen. städtechron. 10, 376, 19 (vom j. 1485). ohngefatzet, unverspottet:
dabi wil ichs nun bliben lan,
das schieszen ongefatzet han.
Fischart 2, 214, 122 Kurz.
ohngefordert: er wirt uns .. kaum ongefordert (ohne von eim ieden onnützen wort rechnung zu fordern) sein lassen. Schade sat. 3, 273, 10. ohngefragt: so dann nun anjezo, ohngefragt, solches allesz und ordenlich beschieht. S. Bürster 222; er hätte ohngefragt wissen können was, wie und wer. Hippel 2, 421. ohngefüttert s. bei ohnabgestiegen. ohngegessen, ohngessen:
solt diser man oungessen sin.
H. v. Sachsenheim mörin 5079;
ich hätt .. noch die ganze nacht und den ganzen tag durch ohngegessen und ohngetrunken auf einem fleck sitzen können. H. L. Wagner die kindermörderin 289 Sauer. ohngehört: ohngehört dieses, schrien sie (die advokaten), könne der weg zu dem recht von den richtern nicht gefunden werden. Schuppius 770. ohngekehrt: auf ohngekehrter bank. Simpl. 1, 862, 2. ohngeklungen: ohngesungen und ohngeklungen, ohne sang und klang. Mestwert fluchspiegel 55. ohngeladen: ist er ohngeladen hin (zu dem panquet) gegangen. Schuppius 770. ohngelegen: ein alter abgetaner .. auch diser zeit ongelegener brauch ist es, zeichen tuͦn. Frank mor. enc. 122, 6 Götzinger. ohngelehrt: sie hetten .. uns in ein verachtung bracht, dasz wir so gar ongelert. Schade sat. 3, 292, 12. ohngemahnt, Lennep lands. 2, 148 (vom j. 1724). ohngepflanzet: auch alle reben ohngepflanzet, ungebawen, œd und wiest verbliben. S. Bürster 113. ohngerathen: der ohngerathene galgenschlingel. Simpl. 4, 332, 10 Kurz. ohngeräumt (vergl. ungereimt):
ob ich den ongerumptes sag.
H. v. Sachsenheim mörin 1716 u. anm.
ohngeredet: etlich starben ohngeredt. Fischart Garg. 206ᵇ. ohngerupft: der ... die herren studenten nicht ohngerupft lassen könte. Simpl. cal. 126ᶜ. ohngesagt: ohngesagt verstand er nicht, das wuszt ich, einen herzensbruch. Hippel 3, 175. ohngeschafft, ohne etwas ausgerichtet zu haben, erfolglos:
dieweil ich ongeschafft musz faren
von hinnen.
Teuerdank 10, 173 Gödeke.
ohngescheut:
nun sag mier jez selbst ohngescheucht an, ..
wie ist dier in der statt geschehen?
ohngeschickt: so ein priester ein kint macht, so wirt er irregularis, das ist, ongeschickt mess zuͦ halten. Schade sat. 3, 274, 11; ihr seint der hurerei und ander ongeschickter sachen halb in vil weg sträflich. 275, 39. ohngeschlafen:
auf meinem bett an eim montag
ich traurig ongeschlafen lag.
Liliencron volksl. 521, 2 (vom j. 1546).
ohngessen s. ohngegessen. ohngespannt: sein bogen neben ihm ohngespannt. d. j. Göthe 1, 278. ohngesungen s. bei ohngeklungen. ohngetrunken s. bei ohngegessen. ohngewährt: niemandt ongewerdt (ohne gewährung der bitte) von sich gehn laszt. Agricola sprichw. 189ᵇ. ohngewarnt, unversehens: do zugend die Schwitzer den berg umb und fielend ongewarnatt in das leger. Hug Villinger chron. 15;
(sie) erwüscht erstlichen mein vatter ohngewarnt.
Fischart flöhhatz (1573) 835.
ohngewehrt: dahingegen ist auch einem jeden possessore dieses tractätleins ohngewehret, dasz ers ... wol gar siebenzehen mal durchlesen .. darf. Simpl. 2, 502, 25. ohngeweigert: hier genosz ich nun ihre annehmlichkeiten ohngeweigert. avantur. 1, 141. ohngewieget: ein köstlich bett, darinnen ich ohngewieget entschlief. Simpl. 1, 209. ohngezweifelt, unzweifelhaft: welchs ongezweifelt nit felen würde. Schade sat. 3, 80, 30; wir wolten auch ongezweifelt solchen sig leichtlich überkomen. 83, 15; nicht zweifelnd, nicht im zweifel: so bin ich auch ohngezweifelt, dasz der verstandt, der zu den recepten gehört .. viel zu schwer etlichen sein mag. Paracelsus 1, 652ᵃ. ohnunterbrochen: was ich selbsten mit der ersten christcatholischen kirchen und nach deren ohnunterbrochenen ordnung .. zu glauben habe. Wegele gesch. d. univ. Würzburg 2, 338 (vom j. 1731). ohnunterworfen: ein onunderworfene stat. Zwingli bei Staub-Tobler 1, 298. ohnverborgen: denen diese heimlichkeit billig ohnverborgen sein sollte. Tieck 15, 340. ohnvergessen: daher du auch geduld mit mir haben wirst, welche ich bei vorkommenden gelegenheiten zu reciprociren ohnvergessen sein werde. Wieland Merck briefs. 1, 300. ohnvergolten: wein, speusz und andersz zur erquickung der burger und soldaten .. hat er mänigklichem onvergolten (umsonst) geben. S. Bürster 41. ohnvermerkt: in welche (ewige verdamnus) mancher gar leichtlich und ohnvermerkt ... gerathen könne. Simplic. 2, 505, 10. ohnvermischt: eine race, die nur ganz und ohnvermischt für sich allein existiren darf. F. Müller Faust 22, 13 neudruck. ohnverrichtet: dasz man selbigen tag ohnverrichter sachen wider von ainandern gezogen. S. Bürster 136. ohnverschälkt: darzu (ist sie) so einfeltig und onverschelkt, dasz sie leichtlich zu bereden were, die esel flügen. Bebel facet. deutsch (1589) 58ᵇ. ohnverschämt s. bei ohnzüchtig. ohnverschlagen: onverslagen, sine prejudicio voc. 1482 y 1ᵃ. ohnversehen: ein geher onversehener tod ist der best. Polychorius Suet. 12ᵃ; in einem ohnversehenen fall. eselk. 75. ohnversehens: da wurde ohnversehens eines andern unglück zu meinem glück. Simpl. 2, 287, 28 Kurz. ohnversehrt: er viel zu der erden onversert. städtechron. 10, 376, 17 (vom j. 1485);
nur die edle seelen bleiben
ohnversehrt in gottes hand.
Rist poet. lustgarten E 4.
ohnversonnen: onversonnen lieb. Renner (1549) 61. ohnverwarnt: er hat aber meiner ohnverwarnt acht gegeben, wo ich das kistgen hingestellt. der teutsche Esop (1733) 349. ohnverzagt, niederrh.: der statt busse (geschütz) von Cölne, de genant ist onverzagt. städtechron. 13, 58, 2 (vom j. 1416). ohnwidersprochen: (dasz sie) solichs war, stet und onwidersprochen halten wöllten. Baumann quellen 2, 199. ohnzugerichtet: weil sie die kuchel (küche) ohnzugericht gesehen. Schuppius 741.
4)
endlich im alten kanzleistile auch, obwol selten, mit einem verb: ohnermangeln, nicht ermangeln: dasz wir sie zur gebühr durch besondere verordnungen anzuweisen gnädigst ohnermangeln werden. corp. const. Brandenb.-Culmb. 1, 342. vergl. Heynatz 2, 312. ohnverhalten, nicht verhalten, nicht verschweigen: auf euern unterthänigsten bericht ohnverhalten wir euch gnädigst, dasz wir. corp. const. Brandenb.-Culmb. 1, 430; ich will dir auch ohnverhalten, wie. Simpl. 1, 333, 3.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1885), Bd. VII (1889), Sp. 1201, Z. 56.

Im ¹DWB stöbern

a b c d e f g h i
j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
ordonanz
Zitationshilfe
„ohn-“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/ohn->.

Weitere Informationen …


Weitere Informationen zum Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)