Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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rang, m.

rang, m.
nebenform zu rank, s. d., in zwei hauptbedeutungen.
1)
einfassung, rand: margo, randt o. rang Dief. 349ᵇ; in Franken und der Oberpfalz, der fortlaufende berghang, halde, rain. Schm. 2, 119 Fromm.; im Elsasz führen verschiedene berghänge den namen Rang, Range, vergl. unten Rangenwein und den Elsässer weinspruch:
ze Thann im Range,
ze Gebwiller in der Wanne,
ze Türkheim im Brand,
wachst der besti wîn im land.
Frommann 3, 13;
als grenzrain: der rang an dem ent zwo wisen scheidt. Tucher baumeisterb. 165, 36; wann die herbstwiesen abgemähet, kann man das vieh darauf treiben und weiden; wie auch auf die gemeine straszen, waasen, range und dergleichen. Hohberg 3, 1, 65ᵃ.
2)
rang, das ringen und sich winden, wendung, drehung; in der reimformel rang und drang, in bezug auf das kosen zweier liebender (vergl. dazu das verbum rangen):
ach was ein herzen, mund und brust,
mit rang und drang, voll angst und lust
belauschten jetzt die sterne.
Bürger 53ᵇ;
einen rang nehmen, schnelle wendung nehmen: ja des Rangenweins zu Dann, da steckt der heilig sanct Rango, der nimpt den rang und ringt so lang, bisz er einen rängt und trengt unter die bänk. Garg. 138ᵇ; den rang zu kurz nehmen, den rang verfehlen: er schlug es nicht hoch an, dasz er unterwegs einmal den rang zu kurz genommen hatte, so dasz er mit der nase an ein eck anstiesz. Hebel 2, 128; wollte nach Kandern gehen, verfehlte aber in Schliengen den rang. 3, 60; einem den rang ablaufen, sonst als rank ablaufen (vgl. rank 2) früher mehr gebraucht, es ist vom wettlaufe und der jagd hergenommen, und meint die wendung, durch die einer einen vorsprung gewinnt:
sint dem fromen man zu frü auf die kerwei kumen,
haben im also ein rang abgelaufen.
Schade sat. u. pasqu. 1, 57, 92;
seit dem 18. jh. dieser sinnlichen bed. nach nicht mehr verstanden, indem man an das unten folgende fremde rang denkt: herr Fortunat, wie wollte ich sie doch auslachen, wenn er ihnen einen rang abliefe. J. E. Schlegel 2, 58; dem liebhaber könnt es sogar schmeicheln, einem so wichtigen mitbewerber den rang abzulaufen. Lessing 2, 138; um seinem nebenbuhler den rang abzulaufen, eilte der könig von Dänemark sich im felde zu zeigen. Schiller hist.-krit. ausg. 8, 119; wenn man selbst schon in gewissen jahren sich wieder zum schüler erklärte, und in einem alter worin man sehr schwer neue fertigkeiten erlangt, dennoch durch eifer und anhaltsamkeit, jüngern von der natur mehr begünstigten den rang abzulaufen suche. Göthe 24, 190; o keine erinnerung brennt mehr in meinem herzen .. die dieser den rang abliefe. Bettine tageb. 51.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1886), Bd. VIII (1893), Sp. 91, Z. 62.

rang, m.

rang, m.
drüsengeschwulst, neben range, s. d.: rang, morbus porcorum vel canum in faucibus, cynanche. Schottel 1382; rang, eine krankheit im halse, cynanche Hederich 1817; s. Urbans plag und der rang, wird vielen machen bang. Fischart groszm. 140.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1886), Bd. VIII (1893), Sp. 92, Z. 30.

rang, m.

rang, m.
reihenfolge, stufe im bürgerlichen leben. das franz. rang, prov. renc, arrenc, reihe, das selbst ein frühes lehnwort aus ahd. hring, mhd. ring, kreis, namentlich aufgestellter personen, ist (vergl. Diez wb. der rom. spr. 2, 409), wird im 17. jh. herübergenommen, zunächst in die soldatensprache des 30jährigen krieges, die so manches französische wort sich aneignet (vergl. unter marsch und marschieren): Böcklers kriegsschule (1668) s. 1032 führt es unter den fremden gebräuchlichen kriegswörtern in der schreibung range 'eine reihe' auf, mit ranger, in reihen neben einander bringen, wiewol er es im texte noch nicht verwendet; auch viel später noch erscheint es als kriegswort: der rang, die reihe, zeile, oder ordnung, die in schlachtordnung stehenden soldaten, kriegs- und orlogschiffe. Nehring hist.-pol. lex. (1736) 983. bald auch als wort der gesellschaft, um die stufe der würden darin zu bezeichnen; bei der römischen königswahl von 1658 erinnert der churbrandenburgische gesandte: es befänden sich in einem gewissen projecte eines artikels die worte rang und posten, welche weder lateinisch noch deutsch wären, und weil die kaiser nur auf die lateinische und deutsche sprache schwören müszten, so müszten diese worte geändert werden (was geschah, man setzte stelle dafür). Adelung 3, 815 unter posten; aber es faszte fusz, zum schmerze vaterländischer gelehrter, die sich über die aufnahme mit bitterkeit aussprechen: ab hoc reihe, reige et riege est Gallor. rang, propr. ordo, striga, series, quod nostri Germani simii, divitiis suae linguae non contenti, tamquam rem praeclaram arripuerunt. Stieler 1586. die undeutschheit des wortes ward übersehen, Steinbach 2, 317 stellt der rang, locus superior, de quo quilibet certat, ordo, mit ring, zum verbum ringen, gerungen, obwol das wahre verhältnis späteren, wie Frisch und Adelung, gegenwärtig ist. seit der letzten zeit des 17. jahrh. darf rang als eingebürgert gelten. der im ganzen seltene plural machte nach dem zeugnisse Adelungs schwierigkeit, manche bildeten ihn nach dem französischen als rangs, er selbst wollte range; die schiffe von den drei ersten rangen. Jacobsson 3, 360ᵃ; jetzt hat sich (vergl. namentlich die bedeutung 5) ränge ergeben. rang bezeichnet
1)
die stufe die ein mensch innerhalb einer gesellschaftlichen ordnung inne hat, stellung in einem kreise nach würde und ansehen: rang, ehrenstelle, ordo Hederich (1729) 1817; in verschiedenen fügungen.
a)
es wird zunächst örtlich genommen, rang nach sitzen, gehen oder stehen mit anderen: nach dem range gehen, ordinem decentem in ambulationibus servare Stieler 1585 (älter und deutsch sei nach der ordnung gehen); er hat den rang, anteit, praecedit, manum dextram claudit, sedet ei a dextris. ebenda; der könig .. befahl sogleich, die räthe zu versammeln, und, da jeder seinen rang eingenommen hatte, fing der cardinal eine rede an. Wolzogen bei Schiller 1097ᵃ.
b)
dann gesellschaftlich: es heiszt der rang eines fürsten, eines herschers, der rang eines geheimen rates, eines priesters, eines majors, eines obersten; die vorstellung von der würde des menschen und seinem über die thiere erhabenen range. Garve Cic. de off. 1, 30; in diesem falle würde seine stellung am hofe geändert .. er erhält den rang und wird für diese jahre dem hofe bei gelegenheit der stellvertretende prinz des erlauchten hauses. Freytag handschr. 2, 106;
wenn er den rang des priesters nach den stufen masz,
und ihn, — weil er am tabernakel sasz, —
für einen gott ansah.
Blumauer 1, 177;
ein hoher, niederer, unterer, erster, letzter rang:
zum andern hat sich ein magister
des groszen ranges zu erfreun.
nicht geld, noch hoher rang, darnach der eitle spüret,
hat Philalethens arm die gattin zugeführet.
Lichtwer schriften 166;
du hast
ihn mir ertheilt, den mehr als königlichen rang.
Ramler 2, 110;
leute von erstem, letztem, hohem, niederem range: ein mann von eurem rang, vir vestri ordinis, von hohem rang, qui altum obtinet honoris gradum, vom obersten rang, primi ordinis Frisch 1, 86ᵃ; nur erzeigen sie mir zu viel ehre, wenn sie mich für einen Engländer und zwar vom ersten range halten. Göthe 20, 291; indessen hatte sich der ruf seiner verdienste immer mehr ausgebreitet; alle bedeutenden fremden, von jedem rang und stande, besuchten ihn. 37, 220;
der grosze lärm und drang
macht einen krieger kund vom ersten rang (Macbeth selbst ist gemeint).
Schiller Macb. 5, 10,
nach:
by this great clatter, one of greatest note
seems bruited.
Shakesp. Macb. 5, 7;
dein herz verlieh mir diesen stolzen rang (Leicester zu Elisabeth).
M. Stuart 4, 6;
mich sollte billig meines ranges höh
von einem auftrag dieses traurgen inhalts
befrein.
ebenda;
einen rang einnehmen, haben, behaupten; er hat gleichen rang mit ihm; er hat den rang über, unter ihm; in vielen diensten haben die leibcorps und garderegimenter einen besondern rang in der armee, der ihnen nach gutbefinden von der herrschaft zuerkannt wird. in Frankreich zum exempel haben die wirklichen capitains von der französischen und der Schweizergarde, bei der armee rang über alle obristen .., in chursächsischen diensten haben .. die obristlieutenants general - majors - rang, die majors obristenrang. Eggers kriegslex. 1, 549; den rang straks nach dem kanzler haben, secundum esse a cancellario. Stieler 1586; den rang vor andern haben, primarium obtinere locum, er hat den gröszten rang, principatum obtinet, den allerobersten rang haben, altissimum inter homines gradum obtinere. Steinbach 2, 317; die frau hat den rang des mannes, uxor sequitur virum. Serz 122ᵃ; einstweilen behauptet aber Deutschland noch den ersten rang unter den mächten Europas. schlesische zeitung 1886; sich seines ranges begeben, entäuszern; seinen rang abtreten; nun war allerdings, wie der kammerherr zugab, im grunde gleichgültig, wie man hier durcheinander sasz, denn von einem recht auf rang konnte in dieser gesellschaft überhaupt nicht die rede sein. Freytag handschr. 2, 165;
noch heischts die zeit, dasz wir uns unsres ranges
entäuszern, zu unwürdiger liebkosung
heruntersteigen.
Schiller Macbeth 3, 5;
jemandem den rang streitig machen, auf seinen rang halten, den rang lassen: der sündliche hochmuth einer frau, welche ihr (der frau eines vornehmen) acht tage vorher den rang streitig gemacht. Rabener sat. 1, 115; was die frau oberamtmännin betrifft, so war sie eine grosze, dicke, kupfernasige frau, die .. sehr scharf über ihren rang hielt. Wieland 15, 155;
das ding von gestern und heute
wagts um den rang zu buhlen mit den göttern?
Schiller hist.-krit. ausg. 1, 315;
diese (pfaffenkinder) denken hernach nicht weiter, woher sie gekommen,
lassen niemand den rang und gehen stolz und gerade,
eben als wären sie edlen geschlechts.
Göthe 40, 135;
in scherzhafter wendung:
zween brüder zankten sich zu Prag
einst um den rang beim staupenschlag.
formelhaft verbunden sind rang und stand, rang und titel, rang und würde; personen von hohem rang und stande; ein mann ohne rang und titel; mit verheimlichung von namen, rang und vermögen. G. Keller sinnged. 268;
noch schlief die majestät, die macht, die völker zwang,
auf eines wink zu sehn: es schliefen würd und rang.
Lichtwer schriften 179.
c)
rang in bezug auf überlegenheit an eigenschaften, vorzügen, innerem wert, fertigkeit u. ähnl.: ein redner vom ersten rang, orator primae caveae. Serz 122ᵃ; schriftstellern von meinem range geziemt es ... Lichtenberg 4, 73; unter ihnen eine anzahl wissenschaftlicher namen ersten ranges. L. Häusser deutsche gesch. 3 (2. aufl.) 171; sie ist eine schönheit ersten ranges; er ist ein künstler von sehr untergeordnetem range; in formelhaften wendungen mit verben (über den rang ablaufen vgl. das erste rang 2, sp. 92): lassen sie mich fuszfällig darum bitten .. um ihre freundschaft, lady, und wo ich diese nicht erhalten kann, um die gerechtigkeit wenigstens, mich und Marwood nicht in éinen rang zu setzen. Lessing 2, 72; Maria, mein bruder ist voller freude. Weisl. und doch darf ich ihm den rang streitig machen. Göthe 8, 45; nur deine gegenwart hat mich überzeugt, belebt, überwunden, und deiner schönen hohen seele tret ich gerne den rang ab. 20, 185;
doch blieb ihr (einer schauspielerin) nicht, in der coulisse,
der prinzessinnen ton und gang;
hier liesz die feierliche actrice
der angenehmen frau den rang.
Gotter 1, 122;
lebet wohl (musen)! nun eil ich, und fürcht euch nicht zu beleidgen;
denn ihr stolzen, ihr gebt Amorn doch immer den rang.
Göthe 1, 283.
2)
rang, auf grund der bedeutungen 1, b und 1, c zu dem hervorragenden sinne oberer rang, höherer rang ausgebildet: ein mädchen ohne vermögen und ohne rang, hat ihn in ihre schlinge zu ziehen gewuszt. Lessing 2, 123; der graf war so glücklich, konnoissanzen von rang zu machen. Schiller Fiesko 2, 2; ein gelehrter von range. Kant 8, 10; gott weisz .. dasz ich um den namen eines tapfern und treuen ritters gearbeitet habe, nicht um hohe reichthümer und rang zu gewinnen. Göthe 8, 133; da mich dem alten herrlein meine sechs markgräflichen pferde (ich durfte es erwarten) als einen mann von rang vorstellen muszten. J. Paul leben Fibels 212; ja, wenn ich ihnen rang und reichthum anzubieten hätte. Kotzebue dram. sp. 3, 237;
die tugend, die der himmel minnt,
schätz über gold und rang.
Hölty 124 Halm;
dasz er (der dieb)
von range sein musz, weisz ich.
Schiller don Carlos 4, 9.
3)
rang, von sachen; nach dem franz. vaisseaux du premier, du second rang u. ähnl. werden die kriegsschiffe hinsichtlich des ranges unterschieden: die vom ersten range ... führen in Frankreich 80 bis 100 canonen, und haben drei völlige verdecke oder boden. die vom zweiten range führen von 60 bis über 70 stücke (u. s. f., bis zum fünften range). Eggers kriegslex. 1, 550; auszerhalb der kunstsprache: vom ersten, zweiten rang, werth, primae, secundae notae. Serz 122ᵃ; hat man doch die giftmischerei beinahe in den rang einer ordentlichen wissenschaft erhoben. Schiller hist.-krit. ausg. 2, 58 (räuber 2, 1); unter der rührenden gattung behaupten in der dichtkunst die epopee und das trauerspiel den vorzüglichsten rang. 10, 5; es ist mehrmals darüber gestritten worden, welche von beiden, die tragödie oder die comödie, vor der andern den rang verdiene. 460; seine person ward auch in den restaurationen untergeordneten ranges nicht mehr gesehen. Freytag soll u. haben 130.
4)
rang, reihe im dienst bei hofämtern:
wer hat das hofamt bei der königin?
wen traf der rang, sie heute zu bedienen?
Schiller don Carlos 1, 6.
5)
rang, sitzreihe für die zuschauer in einem theater, je nach dem erlegten eintrittsgeld von verschiedenem wert; auch dies nach dem franz., wo die sache sich im frühen 18. jahrh. bereits ausbildete: der zweite rang war dichtbesetzt, der erste rang dagegen leer; die zuschauer des dritten ranges; auf den verschiedenen rängen im theater hört und sieht man sehr ungleich.
6)
endlich in zwei besonderen bedeutungen.
a)
rang, franz. rang, auf den galeeren die ordnung der ruderbänke und ruderknechte. Eggers kriegslex. 1, 551.
b)
rang, bei den nähterinnen, 'dieses wort wird nicht allein bei den strichen einer mütze, sondern auch bei den manschetten gebraucht, wenn viele leinwande oder kanten schichtweise über einander gelegt sind. daher sagt man zweirangige oder doppelte mütze (bonnet à deux rangs), oder dreirangige manschetten u. s. w.' Jacobsson 7, 31ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1886), Bd. VIII (1893), Sp. 92, Z. 34.

range, m.

range, m.,
wie das erste rang, berghang, halde, rain. in Franken und in der Oberpfalz. Schm. 2, 119 Fromm.; fränkischhennebergisch range (mit der bedeutung des sehr abschüssigen und steilen). Fromm. 4, 235. 238; ebenso im Elsasz, ein theil des Thanner schloszberges heiszt der kalte Rangen, ein anderer der hitzige Rangen, dort wächst der Rangenwein (s. d.); meer steet noch ein markstein auf dem hohen rangen, der uberzwerch geet, und an ieder seiten des rangen ein graben. Tucher baumeisterb. 165, 35;
ich wil mich legen zu dem prunen
hie an den schatten von der sunen,
unter die linden, an den rangen.
H. Sachs hürn. Seufrid 39, 1064 Götze;
trat auf ein rechen zu unglück
im gras an einem rangen.
dichtungen 1, 165, 42 Gödeke;
vil schlangen
kamen auch gangen
her aus dem meer
an einen rangen.
313, 16;
nun frist das vieh ohn unterlasz.
desz hütt mein weib auf jenem rangn.
J. Ayrer 7ᵃ (47, 33 Keller);
das folgende macht den eindruck einer sprichwörtlichen redensart, deren genaue deutung jedoch nicht gegeben werden kann:
mit drischeln, messern, stangen,
mit schwertern schluͦgens dar,
durch köpf, maul, nas und wangen
und was einr mocht erlangen;
sie zwar   als bar
bezalten gar,
ir keinr nam war,
wa ieder lag am rangen,
glück het an in sein spar.
Uhland volksl. 660.
vergl. auch rank.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1886), Bd. VIII (1893), Sp. 95, Z. 7.

range, m.

range, m.
drüsengeschwulst, wie rang (sp. 92): der rangen, cynanche, ein prästen der seüwen. Maaler 325ᵃ; (die sau) wird fürnemlich mit der breunen und rangen übel geplaget. Heyden Plinius (1570) 249; der rangen ist ein ganz gefärliche krankheit der seüen. Forer thierb. 145ᵃ; in einer verwünschung:
nachpur, gott geb dem bapst den rangen!
es ist mir übel mit im gangen.
Manuel 73, 1110 Bächtold;
elsässisch: dasz dich der rangen, das ist st. Urbans plag oder feuer anstosze! Stöber bei Fromm. 6, 7. 9 (aus der kleinen Thanner chronik, Colmar 1766, s. 78; unrichtig mit dem Rangenwein in beziehung gebracht).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1886), Bd. VIII (1893), Sp. 95, Z. 42.

range, f.

range, f.
das niederdeutsche wrange (Schiller - Lübben 5, 777ᵃ), allgemein ein gewundenes oder gebogenes ding.
1)
am untern Main heiszt so ein pflock im schiffe, um welchen das leitseil geschlungen wird: eine so genannte range von 3 bis 7 schuh lang. verordn. von 1784 bei Schm. 2, 119 Fromm.; auch der rang oder rangen. ebenda. im niederdeutschen heiszen wrangen gebogene schiffshölzer überhaupt, deckwrangen, bodenwrangen, flurwrangen, spiegelwrangen.
2)
pflanzenname: rangen, cuscuta europaea, flachsseide, wilder flachs, ein schmarotzergewächs, welches sich um andere gewächse windet. Nemnich 2, 1331; cassutha, range Dief. 104ᶜ; niederd. niederl. convolvulus, wranghe 149ᵇ; scandulaca, winde, wrange 516ᵇ. vgl. ranke. range aber, beta vulgaris, steht für rande, s. d.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1886), Bd. VIII (1893), Sp. 95, Z. 54.

range, f. und m.

range, f. und m.
unflätiger mensch, wilder bengel, ungezogener bube.
1)
mit dem fem. range bezeichnete man im östlichen Mitteldeutschland, namentlich Schlesien, aber auch in Niederdeutschland (vgl. Hoffmann niederd. Äsop s. 81) eine laufende sau (nach Weigand 'in hinsicht auf das sich hin und her wenden des mutterschweins in seiner begattungszeit', vgl.rangen): die trüffeln werden auch mit einer gefräsigen und junge habenden range gesucht. Frisch 2, 86ᵃ (aus den 'schlesischen neuigkeiten'); was für lust ist wol auf dem lande? man sihet da abgetribene vihknochen, garstige rangen und zerlumpte hirten. Butschky kanzl. 437; Luther braucht das wort als kräftige schelte, eigens in verbindung mit sau: was solt ich solchen rangen und sewen schreiben? 3, 149ᵇ; lieber sage mir, wie es müglich sei, dasz die rangen (rabinen wolt ich sagen) und sewjüden, in jrer sewschulen, solche hohe wort verstehen solten? 8, 123ᵇ; aber der hohepriester, junker Caiphas, die saw und rang, ist blind. 279ᵇ; es sind bauchdiener und sewrangen. tischr. 266ᵃ; dann auch auszerhalb solcher zusammenstellung: die lesterlichen buben und gottesverechter, die groszen groben esel, tölpel, knebel, rülze, filze, rangen, klötze, plöche. werke 8, 208ᵇ; und so anderweit, zu einem seinem ursprunge nach verdunkelten schimpfworte geworden:
du hast dich lassen fangen
von teuflischen calvinischen rangen.
Soltau volksl. 440 (v. 1583);
Schottel 1382 und nach ihm Stieler 1522 gibt das wort als masc. mit der erklärung agrestis et impudens homo, ohne auf andere bedeutung von range zu rücksichtigen; nur Frisch a. a. o. ist der angegebene zusammenhang gegenwärtig: range, ein mensch der als ein schwein lebt, homo agrestis et impudens.
2)
range, in milderem sinne, als unbändiger bube, schlingel, die fortsetzung jenes nicht mehr verstandenen schimpfwortes, von Mitteldeutschland auch ins niederdeutsche eingedrungen und auch als ranke (s. d.) gelegentlich auftretend: range, ein lang aufgeschossener junge oder mensch, groszer junge der stets auf den gassen herumschwärmt. brem. wb. 3, 432; range, hoch aufgeschossener junger mensch, groszer und meist auch böser bube Schambach 167ᵇ; das weibliche geschlecht des wortes ist mundartlich geblieben, in Düringen und Obersachsen eine range von einem jungen; deine range hat mir ein fenster eingeschmissen sagte ein mann zum vater eines wilden buben; ich wollte die range (einen zwölfjährigen reiterbuben) dem rumormeister übergeben, sie hat sich in mein zelt geschlichen und ich traf sie über meiner feldflasche. Freytag ahnen 5, 13; range auch auf mädchen gewendet: ist das eine aufführung für eine wohlgerathne tochter? .. du willst mir nicht folgen? ins zuchthaus mit solchen ungerathnen rangen, ins zuchthaus, und statt des mannes den spinnrocken in den arm! Gellert 3, 192; wie niederdeutsch, um Fallersleben range, fem., ein junges mädchen, das viel mit den jungen auf der strasze herumläuft. Fromm. 5, 289; die schriftsprache, wenn sie das wort auf buben bezog, brauchte es aber gern auch männlich: das fruchtete wenig bei dem rangen, der seine wege gieng und die ermahnungen seiner eltern in den wind schlug. Zingerle 2, 24; wenn ich so meine schmutzigen jungen in einem fort buchstabiren liesz, .. diejenigen, welche lesen gelernt hatten, die schule verlieszen, und frische rangen, die noch nichts wuszten, wieder hineinkamen. Immermann Münchh. 1, 80;
des rangen ungebundenheit
bleibt allemal ein polizeigebrechen.
Wieland 5, 187;
range, auf thiere bezogen, vgl. niederd. en grooten range, ein groszer mensch, groszes thier Schütze 3, 273, im folgenden in fällen, wo eine persönliche auffassung hervortritt:
die garstigen schmutzigen rangen (kinder der meerkatze).
Göthe 40, 203;
ja es gilt dem rangen,
dem wolf, der hier im dorfe ist.
Tieck 2, 340.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1886), Bd. VIII (1893), Sp. 95, Z. 67.

range, f.

range, f.
lehnwort aus dem franz. range, aber in deutscher aussprache.
1)
bei den perückenmachern eine strecke von einer tresse haare, die nach der länge oder breite eines theils der perücke aufgenäht wird. Jacobsson 3, 360ᵃ; die rangen des seitenhaars werden von unten nach oben, von der linken nach der rechten hand zu, angenähet, weil die obersten rangen die untersten zum theil bedecken. 208ᵇ.
2)
range, bei den strumpfwirkern, eine jede reihe zusammenhängender maschen, die durch die ganze weite des strumpfs auf den nadeln des strumpfwirkerstuhls gebildet werden. ebenda 360ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1886), Bd. VIII (1893), Sp. 96, Z. 53.

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„range“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/range>.

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