Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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herab, adv.

herab, adv.
abwärts in der richtung nach einem sprechenden zu.
1)
mhd. her abe in getrennter stellung (mhd. wb. 1, 688ᵃ), nhd. schon in den ältesten quellen meist (doch vielfach nicht bei Luther) verbunden geschrieben in manigfach abweichender form; in der vollsten herabe, die im 15. jahrh. durchaus herscht:
wenn ich das aber herabe stiesz.
fastn. sp. 789, 10;
z. b. noch bei Fleming:
die zeiten tauschen abe
mit höchster einigkeit. die sonne steigt herabe,
macht dasz sich alles liebt.
62, 134 Lappenb.;
während das gekürzte herab bereits seit anfang des 16. jahrh. als gewöhnlich erscheint: du magst din alte feddern herab schwingen. Keisersberg bilg. 10ᵃ; die betonung heráb veranlaszt in mitteldeutschen quellen des 15. und 16. jahrh. formellen rückgang der ersten silbe und die schreibung erab, vergl. th. 3, 694; daraus entwickelt sich die äuszerste kürzung rab: dimissus sermo, rab gelassen in das mittel (mitte). Melber varil. g 3ᵇ. über die umstellung abher vergl. th. 1, 56.
2)
die bedeutung von herab tritt schärfer oder weniger bestimmt hervor; schärfer, wenn sie, an die örtliche bedeutung von her anschlieszend, die richtung nach einem sprechenden von einem höher gelegenen orte bezeichnet, unbestimmter, wenn sie ohne berücksichtigung solcher genauen richtung mehr ein allgemeines abwärts angibt. in dem ersten falle ist der gegensatz hinauf: wer feret hin auf gen himel und erab? spr. Sal. 30, 4; er gieng die treppe hinauf, kam aber bald wieder herab; und der ausgang der richtung wird durch praepositionen bestimmt: von dem allmechtigen bistu gesegnet, mit segen oben vom himmel erab. 1 Mos. 49, 25; der herr donnerte vom himmel herab. Sirach 46, 20; eine stimme vom himmel her ab sprach. Matth. 3, 17; gott von oben er ab müsse nicht nach ihm fragen. Hiob 3, 4; du hettest keine macht über mich, wenn sie dir nicht were von oben erab gegeben. Joh. 19, 11; herab von der herrligkeit, du tochter, die du zu Dibon wonest, und sitze in der dürre, denn der verstörer Moab wird zu dir hinauf komen, und deine festen zureiszen. Jer. 48, 18; dasz sie das beste von oben herab auffiengen. Simpl. 1, 56 Kurz. auch die ganze ausdehnung der richtung wird durch einen accusativ bezeichnet; jagten sie fur dem thor bis gen Sabarim, und schlugen sie den weg erab. Josua 7, 5; da sie fur Israel flohen den weg erab zu Beth Horon. 10, 11; die feinde hören ein jamergeschrei, den weg von Horonaim herab. Jer. 48, 5; er stieg die ganze treppe herab zu mir; er kam die steile halde herab gegangen.
3)
im andern falle tritt der erste bestandtheil von herab dem sinne nach zurück, das ab hervor, es bezeichnet nur ein vollständiges, ganzes abwärts, eine volle entfernung abwärts, aber nicht mehr in der richtung des sprechenden. so schon früh:
als lanc sô der rüke gât
von den ahseln her abe.
Iwein 5055;
wann sie (die haut) lang in dem wasser gehanget, so nimpt man si ausz dem wasser und .. schapt dʒ har härab, das noch daran hanget. Keisersberg has im pf. c 6ᵃ, der weiszgerber an den bei dieser stelle gedacht ist, schabt das haar nicht abwärts nach sich zu, sondern im gegentheil abwärts von sich weg; stirbt er dann, so legen sie ihn herab auf ein stro bisz er erkalt. Frank weltb. 153ᵇ; die schultern herab hängen, pendere ex humeris. Hederich 1246; der herabgebückte elende hungernde bettler. Fr. Müller 2, 187; vergl. herab drücken, herab kommen nachher unter 5. herab wird dann auch unsinnlicher gesetzt, und aus dem vollen abwärts entspringt die vorstellung des endens, vollendens überhaupt, namentlich in den verbindungen ein lied herab leiern; seinen rosenkranz herab beten.
4)
in noch andern fällen ist, sicher unter vermittelung der bedeutung 3, gerade zu verwechselung mit hinab eingetreten; besonders häufig jetzt in der gewöhnlichen redeweise, wo man z. b. von oben auf dem berge stehenden hört laszt uns den berg herab gehen; oder als drohung: ich werfe dich die treppe herab. ähnliches auch bei guten schriftstellern (vgl. unten herab schlingen): Just. er musz dir begegnet sein; er ging eben die treppe herab. Werner. ich komme die hintertreppe herauf. Lessing 1, 523; so zog er sie bis an die treppe. mir war schon bange, er würde sie mit herabreiszen. 547;
begab sichs, dasz vom rand des brunnens, wo
er seine waffen auf einander hingelegt,
sein gutes schwert herab ins wasser fiel.
Wieland 18, 62.
anders ist es, wo herab in verbindung mit einem verbum einen unbeweglichen abstracten sinn angenommen hat:
ich bin vom berg der hirtenknab,
seh auf die schlösser all herab.
Uhland ged. 20,
wo nicht das blicken auf die schlösser zu füszen des knaben, sondern die verachtung derselben angedeutet werden soll, vergl. herab sehen unten unter 5.
5)
die verbindung von herab in den bedeutungen 2 bis 5 mit verben der bewegung ist häufig, wobei in den neuern quellen gewöhnlich, in den ältern selten das adverbium mit unmittelbar folgender verbalform als éin wort geschrieben wird. in dringlicher rede, beim befehl, wird ein imperativ unterdrückt: herab vom pferde! für steig herab!
(wenn ich) die kelber auf dem acker seh,
so wolt ich schreien: zehe! zehe!
herab! das euchs unglück bestehe!
B. Waldis Esop 4, 80, 94;
du feind! herab in grünes feld!
Gleim 4, 26;
in der verbindung herab müssen kann man sich verben wie gehen, kommen, steigen ausgelassen denken: er musz herab zu uns; der könig wird noch herab müssen (vom throne). Von den mit herab verbundenen verben der bewegung sind aufzuführen: beten:
sagt mir doch, wo steckt mein kind?
soll sie schon vergöttert werden?
bet ich sie vielleicht herab,
oder ziert sie noch die erden,
o so reis ich bis ins grab.
Günther ged. 283;
ich bete mit dir von dem himmel
diese wohlthat herab.
Klopstock 2, 118;
anders (s. oben 3 am ende): sein vaterunser herab beten. beugen, einen ast herabbeugen, deflectere ramum. Hederich 1246. blicken,
1)
von einer höhe her zur tiefe blicken: sie öffnet das fenster, sie blickt herab zu mir; sie blickte herab auf den brief und nach einigem besinnen nahm sie ihn auf. Göthe 17, 387;
hoch über dem steine vom rade
blickt, hohl und düster, ein schädel herab.
Bürger 62ᵇ.
2)
übertragen, gleichsam von einer erreichten hohen geistigen stufe abwärts blicken: glaubten mit einigem mitleid auf das sonst so herrliche sechzehnte jahrhundert herabblicken zu dürfen. Göthe 25, 162. blitzen: herab blitzen, defulgurare. Hederich 1246;
der edle hört sein urtheil schweigend, blitzet
auf das verhaszte weib noch einen blick herab,
und wendet sich.
Wieland 23, 263 (Oberon 12, 27).
brechen: herabbrechen, deorsum frangere, defringere. Stieler 235. brennen (nach herab 3): wenn ich aus solchen plänen aufwachte und sah das licht herabgebrannt bei meinem pulte. Arnim schaub. 2, 148. bringen,
1)
her und abwärts bringen: haben auch ander geld mit uns herab bracht. 1 Mos. 43, 22; bringet in herab zu mir. 44, 21; dreimal bracht er fewr herab. Sir. 48, 3; wer ist gen himel gefaren, und hat sie (die weisheit) geholet, und aus den wolken herab bracht? Baruch 3, 29.
2)
übertragen, abwärts bringen in sittlicher und socialer beziehung: der umgang mit leichtsinnigen menschen hat ihn ganz herabgebracht. auch in beziehung auf körperliches befinden: die schwere krankheit hat mich herabgebracht. dachen, abwärts dachförmig gestalten: sie (die gebirge) scheinen gleichsam der alte kern und die strebepfeiler der erde zu sein, auf welche wasser und luft nur ihre last ablegen, bis endlich eine pflanzstätte der organisation herabgedacht und geebnet ward. Herder zur phil. u. gesch. 4, 29. donnern: abermals donnerte es herab durch das chaos. Klinger 5, 367. übertragen von lautem reden: schurken! donnerte er vom fenster herab. drücken, abwärts drücken (nach herab 3), gewöhnlich übertragen: die concurrenz drückt die preise herab; das haus des herrn Hummel war zu einem unbedeutenden dinge herabgedrückt. Freytag handschr. 1, 33; seltener nach herab 2: ob nun altrationalistisch die vernunft die mysterien gottes zu sich herabdrückt. ev. kirchenzeitg. 1866, s. 690. erben: es war ein alter glaube des sinnlichen wahns der menschen, der, durch das ansehen der sage bekräftigt, sich von den ältesten zeiten heraberbte. Herder zur schön. litt. u. kunst 20, 32. ermatten: soll mein guter Max, dessen blick und griff nach kraft dringt, so öde herabermatten? J. Paul Levana 2, 28. fahren: am dritten tage wird der herr fur allem volck erab fahren auf den berg Sinai. 2 Mos. 19, 11; durch die wunder die du thust, deren man sich nicht versihet, da du herab furest und die berge fur dir zerflossen. Jes. 64, 3; Johannes sahe den geist gottes, gleich als eine taube her ab faren, und uber in komen. Matth. 3, 16; ein engel fuhr er ab zu seiner zeit in den teich. Joh. 5, 4. vom regen, blitz, donner: er wird herab faren wie der regen auf das fell. ps. 72, 6; und sollte er auch (der graf) unerwartet, unwillkommen herabfahren wie ein donnerschlag. Göthe 14, 157; in bezug auf blicke:
herabzufahren
in Nettchens busen mit dem frechen blick.
Gökingk 2, 212.
auch in der eingeengten bedeutung von fahren (2 th. 3, 1249): wir fuhren im wagen herab vom berge in die ebene; als er einmahl einen nachen voller frawenzimmer das wasser herab fahren sahe. Zinkgref apophth. 2, 122. fallen,
1)
nach herab 2, abwärts und her fallen: da fiel das fewr des herrn erab. 1 kön. 18, 38; wie der taw der von Hermon er ab felt auf die berge Zion. ps. 133, 3; herabgefallene regenbogen lagen mit ihren trümmern auf den blütenbäumen. J. Paul Hesp. 3, 219; ich blickte zum baume empor, eine frucht fiel herab vor meine füsze. der infinitiv in subst. gebrauche: das herabfallen der steine. Lessing 4, 49.
2)
nach herab 3, abwärts, zu boden fallen, ohne dasz die richtung des her besonders hervortrete: wenn du ein new haus bawest, so mache ein lehnen drumb auf deinem dache, auf das du nicht blut auf dein haus ladest, wenn jemand er ab fiele. 5 Mos. 22, 8; herabfallen vom pferde, decidere ex equo Hederich 1246; schleuderte mich so ungestüm auf ein läer baurenpferd, .. dasz ich auf der andern seite wieder herab auf meine liebe sackpfeife fallen muste. Simpl. 1, 18 Kurz;
wenn ich auch einst von diesen höhen
herab, zum sumpf der untreu fiel.
Gökingk 1, 85;
im hexameter steigt des springquells flüssige säule,
im pentameter drauf fällt sie melodisch herab.
Schiller 94ᵃ;
übertragen: seine verdunkelten augen fielen schmerzhaft vom himmel herab (seine dem himmel zugewendeten blicke richteten sich wieder abwärts) auf Klotildens ihre. J. Paul Hesp. 3, 86. flammen:
raset, ihr winde, flammt herab, ihr blitze,
ihr wolken berstet!
Schiller Tell 4, 1;
der himmel selbst flammt fürstentod herab.
Shakesp. Jul. Caesar 2, 2,
the heavens themselves blaze forth the death of princes.
flehen: rache auf das haupt des mörders herabflehen. Klinger 5, 390;
(ich) flehte segen
auf ihn herab.
Gotter 2, 489.
fliegen: herabfliegen, deorsum volare. Stieler 512; der vogel fliegt vom baume herab; ein stein fliegt vom dache herab;
doch ach! von unsern eignen brüdern
kommt hier vom höchsten tempeldach
ein mördrisch pfeilgewölk auf uns herabgeflogen.
Schiller zerstörung v. Troja 72.
flieszen: das wasser das von oben erab fleuszt. Jos. 3, 13; wie der köstlich balsam ist, der vom heubt Aaron herab fleust in seinen ganzen bart, der er ab fleuszt in sein kleid. ps. 133, 2; lasz tag und nacht threnen herab flieszen, wie ein bach. klagel. 2, 18; so wie ein weiszer, langer bart auf das schwarzsammete wamms majestätisch herabflosz. L. Tieck ges. nov. 6, 227;
da flosz
häufig die thräne vom aug mir herab, du weintest, ich weinte.
Göthe 1, 300;
rühre sie alle, wie du mich gerührt, und es flieszen, zum beifall,
dir von dem trockensten aug herrliche thränen herab.
317.
fordern: herabfordern, devocare. Stieler 541. führen: er führte ihn die treppe herab. geben: gib mir doch das buch herab (vom büchergestell); übertragen:
prinz, der herablassung ist sie nicht werth,
an ihr ists jetzo, sich herabzugeben!
Schiller Turandot 5, 2.
gehen: herabgehen, itione huc descendere. Stieler 630; da er aber vom berge her ab gieng. Matth. 8, 1;
er gieng her ab bald unde sprach.
Boner edelstein 73, 34;
jung Siegfried war ein stolzer knab,
gieng von des vaters burg herab.
Uhland ged. 332.
übertragen: und die grenze gehe erab von Sepham gen Ribla zu Ain von morgen werts, darnach gehe sie erab und lenke sich auf die seiten des meers. 4 Mos. 34, 11; bis an die stuffen, die von der stad David erab gehen. Neh. 3, 15; die preise der lebensmittel gehen herab. gelangen: als er nun herabgelangt (vom berge), ihr unter den hohen bäumen am ländlichen tische gegenüber sasz. Göthe 17, 82. grünen:
von dessen (des thurmes) kahlen ruinen
traurig das fremde gebüsch zum fernen erdreich herabgrünt.
Zachariä (1772) 2, 63.
hageln: es hagelt herab. nach hageln 2, b sp. 147: dasz die arme nutelnussen von den pferden herab hagelten. Garg. 198ᵇ. häkeln: ist sein schreiber bemüht, eine schöne uhr von der wand herab zu häckeln. Lessing 4, 428. hallen:
schwermuthsvoll und dumpfig hallt geläute
vom bemoosten kirchenthurm herab.
Hölty 59 Halm.
halten: herabgehaltene rechte (hand). Heinse Ardingh. 1, 342. hangen, transitiv: die haben ire schild allenthalben von deinen mauren herab gehangen. Hes. 27, 11. intransitiv: ihre locken hangen über die schultern herab; schlappe bis auf den nabel herabhangende brüste. Lessing 6, 518; die herabhängenden puppen. Göthe 18, 25; der mond hing wie ein bethauter mit weiszen blüten überlegter morgen vom himmel herab. J. Paul Hesp. 3, 88;
die krempen (des hutes) hiengen flach herab.
Gellert 1, 9.
hängen: er hat einen teppich über die treppe herab gehängt; da ihm die tief herabhängende zweite welt eine eigne unabhängigkeit von bedürfnissen predigte. J. Paul Hesp. 1, 259; weite, bis über den bauch herabhängende jacken. H. Heine 1, 28. hauen: die bilder oben drauf hieb er oben er ab. 2 chron. 34, 4; den Arcalaus auf die schultern antrafe und ihm vom harnisch ein stück sampt dem fleisch herab hauwet. Amadis 358; den arm nahendt bei der schulter dermaszen antraff, dasz er im solchen herab hieb. 126. heben: die leviten aber huben die lade des herrn er ab. 1 Sam. 6, 15; rannten die zween ritter mit eingelegten lanzen und sterkesten lauf zusamen, und erreichten die schilt so stark, dasz sie zubrachen, und mit leib und pferden mit solcher ungestimmigkeit zusammen stieszen, dasz Gasinan, als der schwechste, herab gehebt und mit eim groben sprung darnider gesetzt wurde. Amadis 290;
doctor Martin der hub herab
den steine von des herren grab.
H. Sachs 4, 1, 88ᵇ.
hetzen: gefunden mein wild, habs ausgestöbert; ihr seid die hunde, nun es vollends herabhetzend nach meiner höhle. Fr. Müller 2, 28. holen: und der könig Salomo sandte hin, und lies in er ab vom altar holen. 1 kön. 1, 53; wenn sie sich gleich versteckten oben auf dem berge Charmel, wil ich sie doch daselbs suchen und herab holen. Amos 9, 3; sprich nicht in deinem herzen, wer wil hin auf gen himel faren, das ist nicht anders, denn Christum her ab holen. Röm. 10, 6. kämmen: etwas herabkämmen, depectere aliquid. Hederich 1247. klettern: herabklettern, deorsum reptare. Stieler 970. klingen:
aber einst ... klang auf das gewohnte zeichen
keine antwort mir herab.
Uhland ged. 281.
kollern: vom berge herab kollern, ex monte devolvi. Steinbach 1, 893. kommen,
1)
in sinnlicher bedeutung, abwärts und her kommen (vergl. kommen II, 3, b theil 5, 1636): Gideon sandte botschaft auf das ganze gebirge Ephraim, und lies sagen, kompt er ab den Midianitern entgegen. richter 7, 24; er aber kam er ab mir entgegen am Jordan. 1 kön. 2, 8; etliche kamen er ab von Judea und lereten die brüder. apostelgesch. 15, 1; alle gute gabe, und alle volkomene gabe kompt von oben herab, von dem vater des liechts. Jac. 1, 17; der rägen ist vom himmel härab kommen, imber actus coelo. Maaler 205ᶜ; herabkommen auf den mark, descendere ad forum. Hederich 1247;
komm herab, du schöne holde,
und verlasz dein stolzes schlosz!
Schiller parasit 4, 4;
sie rief ihm zu ein süszes wort:
o dürft ich gehn hinab zu dir! ...
der jüngling ihr entgegenbot:
o kämest du herab zu mir!
Uhland ged. 197.
von dem laufe einer grenze: und die grenze .. kam erab an den Jordan. 4 Mos. 34, 12.
2)
unsinnlicher und der neuen sprache eigen, abwärts gelangen, in bezug auf sittlichkeit oder glücksgüter: du bist herabgekommen zu einem armen alten gaukler. Freytag handschr. 1, 4; einige zeit darauf legte er in Lauras hände einen kleinen zerrissenen band, der jämmerlich herabgekommen aussah. 2, 188. körnen, locken:
dein lob, das von der berge spitzen
mich sonst herab zum schreibepult gekörnt.
Gökingk 2, 136.
kreisen, sich im kreise herab bewegen: dasz sie herab kreisten von deinem weingeländer. Fr. Müller 1, 172. kriechen: von einem baume herab krichen, arborem derepere. Steinbach 1, 939. krümmen: herabkrümmen, deflectere, detorquere. Stieler 1045. lächeln: sie lächelte heimlich mir von dem balkon herab. Klinger 1, 34; man hört theorien über amtsmisbrauch ... entwickeln, über die die marmorbüste Stahls ... selig herablächelt. grenzboten 26. jahrg., 2 s. 120. lachen: sie lachte zu mir herab. übertragen: die sonne lacht auf uns ab. transitiv: höre auf zu lachen, du lachest das beste und allerfeiste herab (von einem essen). Katziporus Q 5ᵇ;
du lachtest hohn für lieb und treue
auf mich herab.
Bürger 7ᵇ.
lappen: dieser firlefans lappet im lustig uber das recht or herab, wie den zimmerleuten die hanenfedern. Garg. 119ᵃ; setzete ihm die krone zwischen die ohren, die gleichwohl herab lappeten und nit mehr steif stehen wolten. eselkönig 336. lassen in mehrfacher bedeutung:
1)
transitiv, machen, dasz etwas abwärts gehe: man liesz einen korb aus dem fenster herab; etwas von oben an seilen herablassen, demittere Frisch 1, 579ᶜ; regen von dem himmel herablassen, demittere imbrem caelo. Hederich 1247;
David ward herabgelassen
von dem fenster an dem seil.
Uhland ged. 167.
2)
auch reflexiv: wir lieszen uns aus dem fenster herab zur erde; sich auf die ebne oder weite härab lassen, in aequum, in planitiem descendere. Maaler 205ᶜ; sich an einem seile herab lassen, labi per funem demissum. Steinbach 1, 980; und bildlich: die nacht mit ihrem schweigen liesz sich auf uns herab; schwermuth hatte sich auf sie herabgelassen. Klinger 5, 302.
3)
nachlassen, zugeben dasz etwas abwärts gehe: herablassen, dare locum descendenti, non impedire descensum. Frisch 1, 579ᶜ; etwas vom preise herablassen.
4)
am häufigsten seit der 2. hälfte des vorigen jahrhunderts in reflexiver fügung, von einem höheren standpunkte in geistiger oder socialer hinsicht zu einem niedern abwärts steigen und zwar nur für einmal und einen bestimmten zweck: leute von einigem stande werden sich immer in kalter entfernung vom gemeinen volke halten, als glaubten sie durch annäherung zu verlieren; und dann gibts flüchtlinge und üble spaszvögel die sich herab zu lassen scheinen um ihren übermuth dem armen volke desto empfindlicher zu machen. Göthe 16, 11; sein stolz muszte sich herablassen, er nährte sich mit schreibereien. Arnim kronenw. 1, 228;
ich hab mich oft gewundert,
wie doch ein heiliger, der sonst so ganz
im himmel lebt, zugleich so unterrichtet
von dingen dieser welt zu sein herab
sich lassen kann.
Lessing 2, 219;
ich fühl es wohl, dasz mich der herr nur schont,
herab sich läszt, mich zu beschämen.
Göthe 12, 160;
wer nur von ritterthaten träumt, wird der,
gestehen sie — wird der auch wohl so tief
herab sich lassen, bänder, die den damen
entfallen sind, begierig wegzustehlen ...?
Schiller Karlos 2, 8;
der treffliche liesz selber sich herab,
die hohen glaubenslehren mir zu deuten,
und meines herzens zweifel zu zerstreun.
M. Stuart 1, 6.
seltener ist herab lassen in bezug auf den sittlichen standpunkt gebraucht: ich stehe ihnen dafür dasz mein vater sich zu keiner list herablassen kann. Lessing 2, 48. — Das part. praesent. verliert in adjectivischer und adverbialer stellung das reflexive pronomen: ein herablassender herr; der könig sprach sehr herablassend zu ihm; er (Hamlet) ist nicht höflich, nicht herablassend. Göthe 19, 74; nicht aber wenn es eigentlich participiale function hat: der umsonst sich herablassende. Immermann Münchh. 3, 53. laufen: das eichhorn läuft vom baum herab; das wasser läuft den berg herab; der mond besprengt den pfad mit schimmernden flecken, er zündet im gewirr der blätter und zweige verlorene lichter auf, hier läuft es vom baumstamme bläulich herab wie brennender spiritus. Freytag handschr. 1, 3; worin das rothe kind des ersten akts im fünften zum jubelgreis ermattet und gebückt vor dem herablaufenden vorhang verschwindet. J. Paul Tit. 2, 82; decurrentes lamellae, wenn die blättchen am strunke herablaufen. Nemnich 2, 1385. legen: ein knecht muszte den todtwunden auf ein pferd legen, aber er starb darauf. da machte der Told, dasz man ihn wieder herab legte, wo er vorher gelegen war. Grimm sagen 1, no. 29. leiern: der bänkelsänger leierte ein lied herab. lenken: einen ast herablenken, deflectere ramum. Hederich 1247. locken: herablocken, ad inferiorem partem trahere. Stieler 1173; doch konnte mein auge nicht lange dort verweilen, denn es ward durch ein reizenderes schauspiel herabgelockt. Göthe 24, 89. lösen
die thürme schwanken,
gefugte steine lösen sich herab.
Göthe 9, 378.
machen: sich herabmachen, deducere se deorsum. Hederich 1247. übertragen, tadeln (vergl. herunter machen): er hat ihn wegen des trunks sehr herabgemachet, acriter redarguit ebrietatem ipsius. Stieler 1197; er ist wehrt, herabgemacht zu werden, vehementissime objurgatione dignus est. das. nehmen: halt, laszt sehen, ob Elias kome, und in er ab neme. Marc. 15, 36;
vor sanct Mariens bilde
nahm sie herab die kron.
Uhland ged. 253.
neigen: er neigte sich gütig herab zu mir; der inf. in substantiver verwendung: ein herabneigen deines angesichts auf mich. Bettine tageb. 81; aber ich fühls recht bei deinem freundlichen herabneigen, dasz du mir gut bist. briefe 1, 169. purzeln: wenn einige leute von den thronstaffeln herabpurzelten. J. Paul Hesp. 1, 145; so war der lord so über alle thronstufen aus Jenners herzen herabgepurzelt. 4, 143. quellen: wasser quillt vom berge herab; transitiv:
welche versöhnung diesz blut, aus diesen wunden, herabquoll!
Klopstock 4, 119.
rauschen:
wann gottes regen herab rauscht.
Bürger 221ᵃ.
reden: meine liebe frau magistrinn, will ich mit einem huldreichen tone auf dich herab reden, fassen sie sich, es ist gottes wille. Rabener sat. 3 (1757) s. 34. regnen, unpersönlich: es regnete in strömen vom himmel herab; übertragen: das aufgehellte angesicht Klotildens, über welches der zug eines herabgeregneten kummers so wie ein regenbogen über den hellen blauen himmel schwebte. J. Paul Hesp. 3, 72;
ehre
die menge regnets gleich herab!
Gökingk 2, 97;
factitiv, regnen lassen: sant Catharin regnet knebelspiesz vom himmel herab. Garg. 198ᵇ; regne (du Juno) herab in deiner milde! .. regne auf Dios herab! Klinger theater 3, 413. reisen: und als wir mehr tage da blieben, reiset her ab ein prophet aus Judea .. und kam zu uns. ap. gesch. 21, 10. reiszen: bis das ein stein herab gerissen ward. Dan. 2, 34; bildlich, mit hast entfernen: Emanuel erscheinst du mir? rief bebend Horion und risz seine thränen herab. J. Paul Hesp. 1, 248;
und ich faszte das messer, das krummgebogene, scharfe,
trennte schneidend, und risz ranke nach ranken herab.
Göthe 1, 324.
reiten:
dort oben hielt ich, dort vermasz ich mich
herab zu reiten, grad herab.
Göthe 9, 260.
rennen: er rannte den berg herab. ringeln: dryaden oder waldnymfen, nach der sitte mit herabringelnden locken. Voss zu Virg. Georg. 4, 337. rinnen: herabrinnen, demanare. Stieler 1612;
warf ihn der vater an einen entgegenstehenden felsen,
dasz sein zartes gehirn an blutigen steinen herabrann.
Klopstock 3, 57.
rollen, intransitiv: ein stein rollt vom felsen herab; thränen rollen die wangen herab; transitiv: der küfer rollt ein fasz die strasze herab; der lehrling trat in das land der philosophie: steil hinan steht vor ihm eine höhe, wo von oben herab, synthetisch strenge, begriffe und worte herabgerollet werden. Herder zur sch. litt. 1, 202. rücken: herabrücken, deorsum progredi. Stieler 1569. rufen: alles böse auf ihn herabrufen;
was auch der obermacht gewaltgen schlusz
auf dich herabgerufen.
Göthe 9, 336.
schätzen: der herabschätzende blick, den Platon allenthalben auf die gemeine musik wirft. F. A. Wolf zu Platons Phaedon 27. schauen, wie herabblicken (sp. 1006),
1)
eigentlich: bis der herr von himmel herab schaw und sehe drein. klagel. Jer. 3, 50;
da ist der himmel aufgeschlagen,
sein lichter engel schaut herab.
Uhland ged. 210.
2)
übertragen: er schaut verächtlich auf die armuth herab. schauern:
schauere blüten herab, du baum.
Voss 3, 129.
scheinen:
dein (mond) silber schien ...
auf mich herab.
Hölty 154 Halm;
kein blättchen rauscht im winde,
die sonne schien gelinde
herab aufs stille land.
Uhland ged. 26.
schicken: er schickt seinen diener auf die strasze herab, um zu sehen, was wir treiben. schielen: wie schatten aus dem Elysium schienen jene alten ritter ernsthaft auf das heutige prunkmahl herabzuschielen. Thümmel 3, 484. schieszen
1)
intransitiv: regen schieszt vom himmel herab; ich müszte den blitz des himmels ergreifen können, wenn er auch drohend herabschösse. Klinger 1, 47.
2)
transitiv: liesz .. desselben kind, ein jung knäblein, an ein stock binden, mit einem apfel auf dem haupt, welchen Tell mit einem armbrustpfeil vom haupt herab schieszen muste. Zinkgref apophth. 1, 194;
wenn die sonne nunmehr die müden schnaubenden pferde
nach dem ocean lenket, und mildere stralen herabschieszt.
Zachariä tageszeiten (1757) s. 68.
schlagen: etwas mit einem stocke herabschlagen, decutere aliquid baculo. Hederich 1247; dasz Amadis also zu rosz ihn daselbst nicht beschedigen, und dasz, wo er sich hinzu nahet, er ihn leichtlich herab schlagen möchte. Amadis 290; ein stern wurde jetzt herabgeschlagen. J. Paul Hesp. 2, 250. intransitiv:
nicht der rollende donner (ich hör ihn) soll mich verhindern,
nicht des regens gusz, der drauszen gewaltsam herabschlägt.
Göthe 40, 331.
schleichen: herabschleichen, sensim descendere. Stieler 1835;
und allen jungfraun schlichen stille thränen
die glühnde wang herab.
Wieland 18, 69;
ungesehen schleichen wir den weg
unsers lebens bis zum grab herab.
Gökingk 1, 45.
schleppen: bediente schleppen einen koffer die treppe herab. schlingen:
und endlich nun herab in seinen magen
den schokolat so selbzufrieden schlang.
Gökingk 2, 193.
schlüpfen: da er langsam mit nachspringenden schatten und mit den an ihm herabschlüpfenden sonnenblitzen durch die lorbeerbäume ging. J. Paul Titan 1, 27. schmeiszen: vom turn herabschmeiszen, turri in terram praecipitare. Stieler 1872; dasz steine von vögeln herabgeschmissen werden. Lessing 4, 50. schmelzen intransitiv: das eis schmolz herab; der herabschmelzende schnee. Göthe 48, 130. schmelzen transitiv: dieser zusammenflusz von übeln hatte das reich binnen einem jahrhundert unvermerkt auf die hälfte seiner ehemaligen einwohner herab geschmelzt. Wieland 7, 258. schneiden: einen ast vom baume herabschneiden. schneien: wenns vom Libano herab schneiet. Jer. 18, 14; so weit hats noch nicht herabgeschneit, dasz sich unser einer fürchtete, erwiderte lachend der mühlknecht. Zingerle kinder- u. hausm. 252. schneuzen:
und wohl noch wähnt, vom nächsten sterne
herabgeschneuzt und fortgeschnellt,
er sei die gröszte blendlaterne,
die je das weltall aufgehellt.
Thümmel 6, 456.
schreiben: Voss hat sich auch wirklich durch diese unerträglichen aufsätze so sehr in der achtung von männern, die sicherlich seine feinde nicht waren, herabgeschrieben, dasz sie jetzt nichts mehr lesen, worüber oder worunter Voss steht. Lichtenberg verm. schriften (1844) 4, 244. schütten: ob ich euch nicht des himels fenster aufthun werde, und segen herab schütten die fülle. Maleachi 3, 10; verweise auf jemand herabschütten. Gökingk 2, 64. schwimmen: herabschwimmen, denatare. Stieler 1979; (der morgen) warf über die wühlenden bäche das zitter- und glanzgold des herabgeschwommenen morgenroths. J. Paul Hesp. 4, 62. schwingen: magst din alte feddern herab schwingen und überkomen. Keisersberg bilg. 10ᵃ; reflexiv:
und schwung, der rach am falschen schon gewisz,
vom wagen vollgerüstet sich herab.
Bürger 151ᵃ.
sehen, wie herab blicken, in zweifacher bedeutung.
1)
abwärts und her sehen: sihe erab von deiner heiligen wonung vom himel. 5 Mos. 26, 15; von der höhe in den thal herabsehen, despicere de vertice in vallem. Hederich 1247; der verklärte sieht jetzt auf uns herab.
2)
übertragen (vergl. herab blicken 2, sp. 1006): da der praktische politiker auf den theoretischen mit groszer selbstgefälligkeit als auf einen schulweisen herabsieht. Kant 5, 413; kein aristokratischer dünkel hat jemals mit solchem unerträglichen übermuthe auf diejenigen herabgesehen, die nicht zu seiner gilde gehörten, als die newtonische schule. Göthe 52, xvi. der infinitiv im substantiven gebrauche: sie legte unbefangen — der gewisseste beweis ihres herabsehens — dem adjunkt die bitte vor, sich nach einer adjunktin umzuschauen. ohne mariage sei er zu empfindlich für die reize ihres geschlechts. J. Paul jubelsen. 18. senden: seid frölich im herrn ewrem gott, der .. euch her ab sendet früregen und spatregen. Joel 2, 23; sende sie (die weisheit) herab von deinem heiligen himel. weish. 9, 10
siehe, die himmlische ceder, von meinem vater erzogen,
sendet noch kühlende schatten herab.
Klopstock 3, 151;
(gott) send aus deines lichtes fülle
nur einen strahl herab, der mir den ausgang zeigt
aus diesem abgrund von gedanken!
Gotter 1, 389.
setzen,
1)
in eigentlicher bedeutung abwärts setzen, auf einen niedrigern sitz bringen: der lehrer setzt einen faulen schüler herab; der schüler musz sich herabsetzen.
2)
übertragen, erniedrigen, geringer machen, in bezug auf wert, meinung, stellung, und in transitiver und reflexiver fügung: der kaufmann setzt die preise herab, er verkauft zu herabgesetzten preisen; die gehälter der beamten wurden auf die hälfte herab gesetzt; die strafe wird herabgesetzt; einen im range herabsetzen; sich selbst herabsetzen, se ipsum contemnere, vilem facere. Serz 67ᵃ; er setzt andere herab, um sich hinaufzusetzen, premendo alios se extollit. das.; wie tief setzen wir alsdann den menschen unter das vieh herab! Rabener sat. 4 (1757) s. 60; Berkelei setzte die körper zum bloszen schein herab. Kant 2, 85; wuth und verzweiflung schändete keines von ihren werken. ich darf behaupten, dasz sie nie eine furie gebildet haben. zorn setzten sie auf ernst herab. Lessing 6, 385; man kann die kunst nicht tiefer herabsetzen, als es dadurch (durch eine vorgetragene meinung) geschiehet. 413; diese (nachahmung) hingegen setzet ihn (den dichter) gänzlich von seiner würde herab. 421; Longin sagt, es komme ihm öfters vor, als habe Homer seine menschen zu göttern erheben, und seine götter zu menschen herabsetzen wollen. 453; war es von 1644 bis 1767 allein dem hamburgischen dramaturgisten aufbehalten, flecken in der sonne zu sehen, und ein gestirn auf ein meteor herabzusetzen? 7, 144; die höheren stände herabzusetzen und sie mehr oder weniger anzutasten. Göthe 26, 197. siechen: dasz seine (Roms) imperatorische schlachtstimme herabsiechte zu betendem pfaffengewimmer und kastratengetriller. Heine 6, 22. singen:
so wär es wahr, dasz dich thessalische frauen,
in frevlend magischem vertrauen,
von deinem pfad herabgesungen?
Göthe 41, 153.
sinken: die wolke sinkt herab auf den gipfel des berges. übertragen: der mensch soll nicht zum thier herabsinken; er (Hamlet) ist nicht höflich, nicht herablassend, nein herabgesunken und bedürftig. Göthe 19, 74. sitzen: alle fürsten am meer werden herab von iren stülen sitzen. Hes. 26, 16. spannen: der jonfer (jungfer) den girtel under die knie heraff spannen. Zimm. chron. 4, 244, 12; den bogen, die saite herabspannen, abwärts spannen, in der spannung nachlassen; danach übertragen: seine anforderungen herabspannen; bevor man .. über die leute abspricht, die man überspannte betitelt, .. sollte man sich genau untersuchen, ob man nicht selbst allzu sehr herabgespannt .. sei. Klinger 12, 69; ich bin heute wieder herabgespannt, das gott erbarm! theater 2, 354. spielen, spielende bewegung abwärts machen: hoch an spalieren sodann eine sorgsam gepflegte, sonst ausländische pflanzenart, das auge nächstens mit hochfarbigen, an leichtem gezweige herabspielenden glocken zu ergötzen versprechend. Göthe 60, 307. — transitiv, in bezug auf musik: eine melodie, eine symphonie herabspielen. spinnen:
dasz ich diese (welt) noch lange, von dir beleuchtet, erblicke,
spinne die parze mir klug langsam den faden herab.
Göthe 1, 283.
spötteln. alles ist so glücklich zum vorurtheil, zum betrug unserer vernunft und unsers gefühls herabgespöttelt. Sturz 1, 199. sprechen: die predigt von der kanzel herab sprechen; auf jemand gnädig herab sprechen. s. herab reden. sprengen:
siehe! wer auf weiszem rosse
sprengt von der kapell herab?
Uhland ged. 260.
springen: vom wagen herab springen, de rheda desilire. Steinbach 1, 647; von dem pferde herabspringen, desilire ab equo. Hederich 1247;
ein heupferd, das bei der gefahr
zu oberst auf dem wiesbaum war,
sprang drauf herab.
Gellert 1, 58.
stechen: der ritter so herab gestochen worden (vom pferde). Amadis 61. steigen: Mose aber und Eleasar stiegen erab vom berge. 4 Mos. 20, 28; bistu gottes son, so steig erab vom creutz. Matth. 27, 40; vom wagen herabsteigen, de curru desilire. Stieler 2135; der Arkturus, der dem liegenden menschen gegenüber stand, stieg schon von der zinne des himmels herab. J. Paul Hesp. 3, 138;
so ists nun allenthalben fried;
drumb steigt herab und förcht euch nit.
B. Waldis Esop 4, 2, 148;
ach! nur im augenblick, im letzten, stieg mir ein leben,
unvermuthet in dir, wie von den göttern herab.
Göthe 1, 296;
und von ihren thronen steigen
alle himmlischen herab.
Schiller das eleus. fest v. 113;
die .. billigkeit verlange, dasz die ankläger .. von allgemeinen beschuldigungen zu einzelnen beweisen herabstiegen. Schiller 805. sterben: wenn in eurer letzten stunde, bedenkt es, alles im gebrochenen geiste abblüht und herabstirbt, dichten, denken, streben, freuen. J. Paul Levana 1, 138. stimmen, zunächst in bezug auf musicalische instrumente, den ton tiefer bringen: eine seite, die geige herabstimmen. dann übertragen: wer zu deutlichen begriffen sich zu erheben gewohnt ist, kann ja leicht sich wieder zu klaren herabstimmen und es bei diesen bewenden lassen. Lessing 10, 3; einer beschwerlichen frage ausweichen, dadurch dasz man ihren sinn zu seiner gemächlichkeit herabstimmt. Kant 2, 252; die studierte nachlässigkeit, womit Horatius seinen heroischen vers bis zur täuschenden ähnlichkeit edler prosa herabgestimmt hat. F. A. Wolf Horat. erste satire (Berlin 1813) vorwort; da befinden wir uns plötzlich wieder in der mitte eines herabgestimmten lebens. Tieck 4, 72. stören: herabstören, dejicere, disturbare, excidere, evertere. Stieler 2173; aber die zeit meines welkens ist nahe, nahe der sturm, der meine blätter herabstört! Göthe 16, 176. stoszen, intransitiv: der raubvogel stöszt herab auf seine beute; transitiv: er stiesz ihn den felsen herab. strömen: der regen strömt herab. stürmen: er stürmte die treppe herab. stürzen,
1)
intransitiv im sturze abwärts und her gelangen: von der höhe herab stürzen, ex praecipiti devolvi. Steinbach 2, 763; einen jähen, herabstürzenden fall. Ramler dichtk. d. Horaz 93;
die kühne reiterin ist, eben jetzt,
von jener felsenwand herabgestürzt.
Göthe 9, 255;
herabgestürzt seh ich die übergoldten zinnen.
Schiller zerstörung von Troja 79;
brausend stürzt der gieszbach herab durch die rinne des felsen.
spaziergang 179;
bildlich: bei schauspielerinnen, die auf stelzen schreitend, nicht selten in die widerwärtigsten mislaute herabstürzen. H. Heine 11, 217. von dingen die in einer jäh abfallenden lage sich befinden:
muntre dörfer bekränzen den strom, in gebüschen verschwinden
andre, vom rücken des bergs stürzen sie jäh dort herab.
Schiller spaziergang v. 50.
von jähen bewegungen der menschen: vater, mein vater, rief Laura die treppe herabstürzend, sie warf sich ihm an den hals. Freytag handschr. 3, 331.
2)
transitiv, einen durch sturz abwärts befördern: er sprach: störzet sie herab. und sie storzten sie er ab, das die wand und die ross mit irem blut besprenget worden. 2 kön. 9, 33; von der brücke in die Tiber herabstürzen, dejicere de ponte in Tiberim. Hederich 1248;
und nun auf einmal, wie der jähe sturz
dir vorbedeutet, bist du in den kreis
der sorgen, der gefahr herabgestürzt.
Göthe 9, 271;
auf ebnem boden straucheln ist ein scherz,
ein fehltritt stürzt vom gipfel dich herab.
336;
so tief
herabgestürzt von allen meinen himmeln!
Schiller Karlos 2, 8.
auch mit sächlichem object: einen felsblock herabstürzen; schwüre und flüche auf jemand herabstürzen. Gökingk 1, 91.
3)
reflexiv: sich vom obersten gadem zu tode herab stürzen, e superiori parte aedium se dejicere atque ita interire. Steinbach 2, 763; sich von der mauer herab stürzen, e muro se in praeceps jactare. das.;
sonst stürzte sich der himmelsliebe kusz
auf mich herab, in ernster sabbathstille.
Göthe 12, 45.
sudeln: ich bin es müde, meine worte von mund zu mund so herabsudeln zu lassen. Fichte sonnenkl. bericht 231. tanzen:
wohl uns! die siegerfahne tanzt
von Golgatha herab.
Hölty 183 Halm;
der kutscher der nicht halt machen wollte, muszte vom wagen herabtanzen. Schiller räuber 2, 3. tauchen, abwärts tauchen, als bild für eine tiefe verbeugung: die Rollmaus tauchte tief herab. Freytag handschr. 3, 101. thauen intransitiv:
himmel sie ists! himmel sie ists!
seligkeit thauet herab.
Göthe 14, 31.
transitiv: der himmel thauet segen auf uns herab. thun: herabthun, deponere, decerpere. Frisch 2, 374ᵃ; welche ... was sie (von pasquillen) gefunden, nicht herab gethan. Schuppius 678. tragen: ein geräth von oben herab tragen. träufeln: dann schlägt leise der menschen vater auf den goldnen nebel, der seinen thron auf dem Olympos umflieszt und herabträufelt auf die bebende (die erde) die süsze hoff nung, die erhalterin der menschen. Klinger 2, 150;
das nennst du unnütz, wenn von deinem wesen
auf tausende herab ein balsam träufelt?
Göthe 9, 8.
transitiv:
blutige tropfen herab nun träufelt er auf das gefilde.
Ilias 16, 460.
träufen:
als sie noch redete, hub sich um ihren fusz von dem grabe
sanft aufwallender duft, ein wölkchen, wie etwa die rose,
oder ein frühlingslaub einhüllt, das silber herabträuft.
Klopstock 5, 28.
treiben: ich treibe herab, depello, deturbo. Steinbach 2, 855; wird herzog Bernhard von der überlegenen macht in die ebene herabgetrieben. Schiller 984ᵃ;
sind das nicht die fetten hämmel,
die vom Gileath-gebirge
abendlich der hirt herabtreibt?
Heine 18, 175.
trennen: herabtrennen, demetere, desecare, abripere secando, et removere. Stieler 2324. triefen: der segen treuft vom himmel herab, benedictio de caelo manat. Stieler 2328; von allen seiten herabtriefendes wasser. H. Heine 1, 30;
der todesthau troff ihr die wangen herab.
Bürger 35ᵇ.
tropfen: herabtropfen, destillare Hederich 1248; nie sah ich so eine (abendröthe); sie lag wie herabgetropfet in dem gebüsch. J. Paul uns. loge 3, 67; der helle goldne abendsaum blickte durch die herabtropfende nacht. flegelj. 1, 118. verniedlichen: in unserer rosenfarbenen, jungfräulichen zeit sind wir fern den menschen zum halbgott zu erheben, wir verniedlichen ihn lieber herab. Sturz 1, 231. wallen: quellen, von rosen und citronenbäumen umschattet, aus deren zweigen wolken von ambrosischen düften auf sie herab wallten. Wieland 19, 43. wälzen: ich wil meine hand über dich strecken, und dich von den felsen herab welzen (var. herab welzeln). Jer. 51, 25; von oben herab gewelzet werden, ex sublimi devolvi. Stieler 2421. weinen:
rosen und nelkenblumen, glänzet lichter,
wann das beste der mädchen euch besuchet,
dank gen himmel lächelt, und wonnethränen
auf euch herabweint.
Hölty 101 Halm;
denn meine seele hat den freund,
den sie in stillen stunden
vom himmel oft herabgeweint,
in Agathon gefunden.
J. M. Miller ged. 253.
werfen: mit den worten ergreif er den Galoar, der meinung, in herab zu werfen (vom pferde). Amadis 406; einen zur treppen herabwerfen, in inferiorem partem per gradus dejicere. Stieler 2549; die herabgeworfenen wolkenschatten, die von einem hügel zum andern fliehen. J. Paul Hesp. 2, 109; auf dem wagrechten wege .. bewegte sich das pferd ohne tadel und hielt schritt mit dem tauben sohne, dem der vater von der sattelkanzel unzählige rechts- und lebensregeln herab warf. flegelj. 1, 121;
(den nuszbaum) von dem sie manche schöne nusz
herabgeworfen.
Hölty 38 Halm;
wirft plötzlich die betäubten von den höhen
der berg' herab.
Ramler 1, 72;
wo kam der schmuck her?
vom obern stock ward er herabgeworfen.
Schiller M. Stuart 1, 1.
winken: herabwinken, ex superiori loco aliquid nutu significare. Stieler 2543; sie winkte mir vom fenster herab; dafür mit acc. der person:
komm, hier winken dich thäler
in ihr tempe zur erd herab.
Klopstock 1, 80.
mit sächlichem object:
wenn er untergang unerforscht auf welten herabwinkt.
3, 61;
der mit der rechten erbarmung, gericht mit der linken herabwinkt.
4, 155.
wirken: es ist bekannt, .. dasz die weisen sprüche des erleuchteten sancho mit so viel kraft auf deine ohren herabgewirkt, dasz du der tiefsinnigste esel deiner zeit gewesen. Rabener sat. 4 (1757) s. 9;
ja sie (die Venus) ist jetzt in ihrer erdennäh
und wirkt herab mit allen ihren stärken.
Schiller Wallenst. tod 1, 1.
witzeln: aber man hat seinen (des priesters) stand herabgewizelt, er wird verlacht, wenn er an geheimnisse glaubt. Sturz 1, 209. würdigen, den wert abwärts bringen, im werte niedriger stellen; mit von: die meisten haben wunderliche begriffe von poesie, und meinen .. die albernsten pöbelmährchen und kinderfabeln wären ihr bestes und wesentliches, und würdigen sie so herab von ihrem adel. Heinse Ardingh. 1, 349; auch mit zu: dort hat man jeden gottesgelehrten zum pfaffen, hier jeden weltweisen zum gottesleugner herabgewürdiget. Lessing 10, 11; die poesie zur bänkelsängerei herabwürdigen. Gotter 1, viii. ziehen,
1)
intransitiv, in einer schaar abwärts und her gelangen: wir sind vorhin herab gezogen, speise zu kaufen. 1 Mos. 43, 20; ziehet er ab von den Amalekitern. 1 Sam. 15, 6; da macht sich Saul auf, und zog er ab zur wüsten Siph. 26, 2; das ich meinem herrn könig entgegen er ab zöge. 2 Sam. 19, 20; da zoch Holofernes vom gebirge herab. Judith 3, 6; zoch den Oleberg erab. Luc. 19, 37.
2)
transitiv: herabziehen, detorquere, devellere, deorsum trahere. Stieler 2643; einem die haut herabziehen, alicui pellem detrahere. Steinbach 2, 1107; einen könig von seinem thron herabziehen. Gotter 2, 73; fürchte den endlosen jammer, den du auf dein haupt herabziehest! 3, 92;
(der ehebund), der herab zur erde
die seligkeit des himmels zieht.
1, 178;
ich will ...
herab den donner ziehn, und jeden könig schrecken.
2, 8;
sei weise, zieh das wetter
nicht vor der zeit herab.
44;
o! wenn dich (Hymen) noch ein opferschmaus
herab vom himmel ziehet,
so komm in meines Leukons haus,
der am altare knieet.
Ramler 1, 70.
übertragen: er zieht edle bestrebungen ins gemeine herab
Dauphin! bist du der göttlichen erscheinung
schon müde, dasz du ihr gefäsz zerstören,
die reine jungfrau, die dir gott gesendet,
herab willst ziehn in den gemeinen staub?
Schiller jungfran 3, 4;
im particip: dasz wir aber alles miswollende, verneinende, herabziehende durchaus ablehnten und entfernten. Göthe 31, 147. zielen:
bringt mir
Vulkans undurchdringliche
waffen herbei!
will sie (feinde) herabzielen aus ihren wolken.
Fr. Müller 2, 266.
zittern, sich zitternd abwärts bewegen: oben füllet Luna die wehenden wolkenflocken mit flüssigem silber an, und die getränkte silberwolle zittert herab. J. Paul Hesp. 1, 118; die namen Jonathan und Wina zitterten dem notar wie apfelblüthen auf die brust herab. flegelj. 2, 103;
die thräne zittert herab.
Zachariä poet. schr. (1772) 2, 292.
zwingen: herabzwingen, vellere, revellere, difficulter abstrahere. Stieler 2670.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1872), Bd. IV,II (1877), Sp. 1005, Z. 11.

rab

rab,
äuszerste kürzung des adv. herab, in quellen des 15. und 16. jahrh.: warf garben rab auf das theun. Wickram rollw. 170, 3 Kurz;
die sprach, sie het vor gehabt ain man,
der het kain naht an ir gefeirt,
er het ains oder zwai rab gleirt.
fastn. sp. 701, 22;
du nembst es gott von füszen rab,
das du nur kömbst zu groszer hab.
H. Sachs fastn. sp. 1, 88, 197;
(bis) ims pluet ubers maul rab fleust.
2, 91, 294;
dasz er (Sisyphus) den groszen schweren stein,
der immer wider walzt herein,
so oft den berk musz welzn hinan,
wie oft der rabwarts laufen kan.
Schade sat. u. pasqu. 1, 137, 398;
später kaum mehr geschrieben, aber in der hausrede auch heute noch gewöhnlich; vergl. ran, rauf, raus, runter, und nab, nan, naus, nunter; auch unten rabher.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1886), Bd. VIII (1893), Sp. 4, Z. 14.

rab, interj.

rab, interj.
nachahmung des geschreis des raben:
(der rabe) schreit mit betrübtem ton rab! rab!
W. Hey fabeln für kinder nr. 1.
vergl. rap.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1886), Bd. VIII (1893), Sp. 4, Z. 32.

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„rab“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/rab>.

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