Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

schachzabel, n.

schachzabel, n.
alte bezeichnung des schachbrettes, mhd. schâchzabel, ahd. scâhzabel; zabel ist mit verschiebung des anlauts aus lat. tabula gebildet. das wort erscheint zuerst in glossarien des 11. 12. jahrh.: alea scâhzabel gl. Trev. 9, 10. vergl. Wackernagel kl. schriften 1, 109 ff. in der litteratur zuerst im Rolandslied 22, 17; bald gemein geworden, in der bedeutung erweitert, insofern auch das schachspiel damit bezeichnet wurde, seit dem 14. 15. jahrh. aber der form nach nicht mehr verstanden, daher vielfach entstellt in schâchzagel: einen schâchzagel ziehen quelle von 1433 bei Schm. 2, 363; das acht essen was ain schachzagl von mandlmilch prawn und weisz, die roch und all stain waren von zucker. ebenda (von 1476); in schâfzagel, scacabulum, ludus tessalorum voc. von 1419; mit dem verbum schafzaln schach spielen; in dem Regenburgischen verbot der spiele 1393 war das schafzaln ausgenommen; in mehrfachen ähnlichen formen schaffzagel, schachzogel, schaczagel, schazagel, schozagel, vergl. Massmann geschichte des schachspiels s. 52. mhd. wb. 3, 852ᵇ. in Franken hat sich unter der form schafzagel, schafzaigel auch die bedeutung des ursprünglichen schachspiels seltsam gewandelt, indem dieses zu dem einfachen mühlenspiel herabsank. vgl. Schm. 2, 383. Bedeutung.
1)
schachbrett:
von aventiure eʒ dô geschach,
daʒ Tristan in dem schiffe ersach
ein schâchzabel hangen
an brete und an den spangen
vil schône und wol gezieret.
Tristan 2217;
dô hieʒ brengen diu künegin
ein schâchzabel von elfenbein,
ouh brâhte man zweier hande gestein
von zweier farbe, daʒ edel schein.
Ulr. v. Türheim bei Massmann a. a. o. 58;
in welcher in einem schilde mit dem fürstenhut der schachtzagel gemalet war. Lucae denkwürdigk. Schlesiens s. 1319.
2)
das spiel auf dem schachbrett, das schachspiel; in verbindungen schâchzabel ziehen:
der künec und die künegin
gar minneclîchen vant er
sizzen bî einander,
dâ si ein schâchzabel zugen.
Heinrich v. Freiberg Tristan 4144;
schâchzabel unde seitenspil
daʒ was sîn kurzewîle.
Konr. v. Würzburg der werlde lôn 28;
swâ man des schâchzabels gert.
Tannhäuser hofzucht, in zeitschr. f. d. alterth. 6, 495;
schachzabel ist ein königspiel,
jetzt spielts der eidgenosz.
wunderhorn 1, 102 Boxberger;
nachdem sich Peter Krafft der jüngere eine zeither mit spielen und karten nicht löblich gehalten und sich dadurch merklich schulden zugezogen, verpflichtet er sich gegen seinen vater Conrad Krafft und gegen seine mutter Agathe von Bayszwile, hinfort nicht mehr zu spielen noch zu karten noch kein anderes spiel zu thun, weder allein das schachzagel zu ziehen und mit dem armbrust zu schieszen. quelle von 1461 bei Schmid 450; da begärten die schelmen angentz mit unsern gsellen zu spilen schachzabell, so nannten sie den schach. Th. Platter 18 Boos.
3)
häufig in bildlicher verwendung (vgl.schach); vom kampfe:
ûf disen vierecken schilt
was schâchzabels vil gespilt.
Parz. 406, 26;
von der welt:
disiu werlt ist als ein goukeltabel,
wan sie hât als ein schâchzabel
künig unde künegîn,
roch, ritter, alten, vendelîn.
Renner 22494;
ein meister glîchet dise werlt eime schâchzable, dâ stân ûffe kunige und kuniginnen und ritter und knappen und venden; hie mite spilen si: wan si mûde gespilet haben, sô werfen si den einen unter den andern in einen sack, alse tût der tôt, der wirft iʒ alliʒ in die erden. d. mystiker 1, 164 Pfeiffer.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1892), Bd. VIII (1893), Sp. 1967, Z. 53.

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Zitationshilfe
„schachzabel“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/schachzabel>.

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