Deutsches Fremdwörterbuch
Flair
N. und seltener M. (-s; ohne Pl.), im späten 19. Jh. entlehnt aus frz. flair ‘Fähigkeit, etwas zu erahnen, Geschick, Gespür’, eigentlich ‘Geruchs-, Spürsinn’ (zu flairer ‘riechen, wittern’ < mlat. flagrare, dissimiliert aus lat. fragrare ‘stark riechen, duften’).
1a Anfangs und bis ins 20. Jh. gebucht in der Bed. ‘Geruch, Witterung (des Jagdhundes)’, mit dem gebuchten Subst. Flaireur M. ‘Jagd-, Spürhund’ und ‘Ausschnüffler, Spürnase; polizeilich angestellter Inspektor zur Untersuchung von Lebensmitteln auf dem Markt’.
b Von daher etwa gleichzeitig (bes. schweiz.) im Sinne von ‘Gespür, Spürsinn, feiner Instinkt; Geschick’ (→ Intuition), z. B. ein Flair für schwierige Verhandlungen, öffentliche Auftritte, ein technisches, verkäuferisches Flair entwickeln, selten auch für ‘Vorliebe, Neigung, Hang’ (→ Faible; s. Beleg 1997), z. B. ein Flair für schöne Autos haben.
2 Seit etwa Mitte 20. Jh. bildungsspr. für ‘(als angenehm empfundene) persönliche Note, Ausstrahlung eines Menschen oder einer Sache’ (→ Ambiente, → Atmosphäre, → Aura, → Fluidum), z. B. das Flair des erfolgreichen Geschäftsmannes, ein gewisses internationales Flair, mit dem Flair einer selbstbewussten Frau, aristokratisches, modisches, sportliches Flair, 50er-Jahre-, Jetset-, Kaufhaus-, Oldtimer-, Theater-, Weltstadt-, Western-Flair, oft werbespr. Flair-Fashion, -Festival, -Hotel, -Reisen, vereinzelt auch im Sinne von ‘Duft, Hauch’ (s. Beleg 1967), z. B. das Flair der großen, weiten Welt.

Belege

zu Flair 1a (2)
Petri 1879 Handb. d. Fremdwörter 346
Flair . . Geruch, Witterung des Jagdhundes;
Genius 1933 Fremdwb. 340
Flair . . Geruch, Witterung.
zu Flair 1b (13)
Reichenbach 1880 Roman e. Bauernjungen 130
er hatte den unglaublichen Flair, das Terrain . . zu kaufen;
Hofmannsthal 1891-01 (Prosa I 64)
mit einem rätselhaften flair für Ereignisse, die in der Luft liegen;
Friedell 1928 Kulturgesch. II 5
[Schiller] hat im ‘Wallenstein’ mit genialem Flair erkannt, dass das ‘Lager’ . . das Wesentliche . . war;
B. Z. am Mittag 26. 11. 1929
Carl Ludwig Duisberg hat den ererbten Flair für alles Technische;
Baum 1929 Menschen 37
Ich bin eine Frau, ich spüre das besser, ich habe den Flair dafür;
Wahlendorf 1936 Erinn. 101
wo dieses flair mich zu Erkenntnissen geführt hat, da hoffe ich, daß diese dem Erforscher speziell jüdisch-deutscher Dinge von Nutzen sein werden;
1941 Berlin. Monatsh. 214
dieses tüchtige Geschlecht, das sich immer durch politischen „flair“ auszeichnete;
Weltwoche 17. 5. 1984
Voraussetzungen sind gute kaufmännische Ausbildung . . Flair in technischen Belangen (DUDEN 1999);
taz 24. 2. 1992
an ihm gefällt nicht viel außer einem Flair für Akrobatik;
Züricher Tagesanz. 15. 3. 1996
Verlangt wird von der künftigen Direktorin oder dem künftigen Direktor zudem „ein Flair für öffentliche Auftritte“;
ebd. 28. 2. 1997
Eine Frau mit Flair für schöne Fahrzeuge;
ebd. 25. 1. 2000
einen Sinn für theoretische Abläufe sowie „ein Flair für Zahlen, Computer und Experimente“;
ebd. 28. 3. 2000
Er hatte aber auch wenig Flair im Umgang mit den Gewerkschaften.
zu Flair 2 (11)
Südddtsch. Ztg. 20. 12. 1952
Alle [französischen Frauen] haben jenes eigenartig französische „Flair“;
Hoferichter 1958 München 180
das literarische Flair;
Offenburger Tagebl. 16. 9. 1960
Was diesen Filmheldinnen jedoch fehlte, war das Flair der Frau von Welt;
Stuttgarter Ztg. 5. 8. 1967
Flair des Peter Stuyvesant;
ebd. 30. 7. 1969
ein junger Vertreter jener französischen Textilfirma, umgeben mit dem Flair eines Mannes aus der grossen Haute Couture;
Freiburger Wochenber. 1. 7. 1971
Dieser wunderschöne alte Saal mit dem Flair der jahrhundertealten Geschichte;
Zeit 11. 10. 1985
Die dreißiger Jahre und die Jahre der großen Wirtschaftskrise, in denen der Film angesiedelt ist, verleihen ihm ein nostalgisches Flair und einen Hauch sozialkritischer Nachdenklichkeit;
MM 27. 9. 1986
Schließlich ist es aber auch die Musik, die diesem Film sein besonderes Flair gibt;
taz 11. 4. 1990
Ob aber wirklich bald das heiß herbeigesehnte hauptstädtische Flair zwischen die bröckligen Fassaden . . zieht?;
ebd. 17. 7. 1993
Mit den Werbebotschaften aus der Welt der Luxushotels kultivierte der Reisende das Flair von Weltläufigkeit;
Zeit 10. 11. 1995
Sie hat das Flair vergangener Zeiten, den zarten Charme alter französischer Chansons. IN