Deutsches Fremdwörterbuch | |
fit |
Adj., Ende 19. Jh.
entlehnt aus engl. fit ‘passend, angemessen, tauglich’, speziell
sportspr. ‘gut vorbereitet, leistungsfähig, fertig (beim Wettrennen)’
ungeklärter Herkunft.
a Meist präd., seit den 30/40er Jahren
zunehmend auch attr. oder subst. verwendet zunächst im Bereich des Sports in der
Bed. ‘sportlich gut in Form, durch-/wohltrainiert, in guter Kondition, fähig,
sportliche Leistungen zu erbringen, leistungsstark’, z. B. sich für den
Wettkampf fit machen, alle unsere Spieler sind fit, eine fitte und
siegeshungrige Mannschaft, seit den 30er Jahren dann allgemeiner, vor allem
bezogen auf die gesundheitliche Konstitution und (oft damit einhergehend)
mentale Verfassung von Personen ‘in guter körperlicher/geistiger Form,
Verfassung, körperlich/geistig gesund, rege, (hell-)wach, wendig, beweglich;
gut vorbereitet, gewappnet; gut beieinander, voll da’ (s. Belege 1912, 1932,
1935, 1949, 1952, 1962, 1985, 1991, 2000; → fix), z. B. gesundheitlich fit
sein/bleiben, sich körperlich/geistig fit machen/halten, die Senioren werden
immer fitter, hundertprozentig fit sein, er ist nicht der Fitteste, er macht
einen fitten Eindruck, ein fitter Geist in einem fitten Körper, oft in
(engl. und dtsch.) Fügungen wie Fit-und/and-Fun, Fit-For-Fun, Fit-In-Center;
Fit-und-Froh-Gymnastik, Fit-und-gesund-Programm, Fit-und-frisch-Welle, als
Bestimmungswort in Zss. wie Fit-Aktion, -Ball, -Club, -Drink, -Form, -Frisur,
-Frühstück, -Gymnastik, -Programm, in Adj. fitgeblieben, -gejoggt,
-getrimmt, vereinzelt als Grundwort in frühjahrs-, skifit, in
Werbenamen wie bio-fit, Aquafit, Immunfit; auch ‘spezifischen
Anforderungen gewachsen, geschickt, leistungsfähig in einer bestimmten Technik,
Fertigkeit, in der Lage, etwas zu beherrschen’ (s. Belege 1959, 1974; → firm),
z. B. fit im Maschineschreiben, Kochen, Tanzen; seit den 50er Jahren im
wirtschaftlichen und politischen Bereich von Kollektiven (Firmen, Unternehmen u.
Ä.) und Gegenständen für ‘(gebrauchs-)fertig/bereit, tauglich, einsatzbereit,
geeignet, (gut) vorbereitet, gerüstet, leistungsstark, wettbewerbsfähig’ (s.
Belege 1951, 1963, 1969, 1982, 1989, 1994), z. B. viele Firmen sind heute
fitter denn je, die Bundesrepublik ist ein fitter Partner bei der Verteidigung
der freien Welt, die deutsche Wirtschaft ist wieder fit, sind wir fit für das
nächste Jahrtausend?, Gartenlokal für die Saison fitgemacht; Fit-for-Business,
Fit-for-future, Fit-fürs-Leben/Fit-for-Life; börsen-, europa-,
milleniumsfit.
Daneben die präfigierte Steigerungsform topfit
‘in bester Form, Verfassung, in Höchstform’, z. B. absolut kerngesund und
topfit, immer topfit, auf den Punkt topfit (sein, machen), Senioren zeigen sich
topfit.
b Seit Anfang 20. Jh. fachspr. in der
Evolutionsbiologie (Darwin), anfangs noch in engl. Formen und Syntagmen (vgl.
Survival of the fittest ), für ‘Eigenschaft eines Individuums, sich im
Selektionsprozess zu behaupten’.
Dazu seit den 30er Jahren des 20. Jhs.
aus gleichbed. engl. fitness entlehntes Fitness F. (-; ohne Pl.)
in der Bed. ‘körperliche Leistungsfähigkeit, Kondition von Sportlern’, z. B.
sportliche Fitness, die Fitness der Spieler, Fitness und Schnelligkeit,
meist allgemeiner ‘gute körperliche Konstitution (z. B. durch sportliches
Training, gesunde Lebenshaltung, Ernährung)’, auch bes. in Wirtschaft und
Technik von gesellschaftlichen Gruppierungen, Einrichtungen, vereinzelt von
Gegenständen im Sinne von ‘Einsatzfähigkeit, -bereitschaft; Leistungsstärke,
Durchsetzungskraft (im Wettbewerb)’ (s. Belege 1934, 1970, 1999), und seltener
‘geistige Fähigkeiten (auf einem bestimmten Gebiet), mentale Eignung (für
bestimmte Anforderungen)’ (s. Belege 1989, 1996), in Wendungen wie
körperliche und geistige Fitness, Fitness und Fun/Gesundheit/Freizeit,
Fitness für den Kopf; als Bestimmungswort in Zss. wie
Fitness-Aktivitäten, -Bewegung, -Boom, -Branche, Fitness-Center/-Zentrum
‘Einrichtung, in der man an speziellen Geräten seine körperliche
Leistungsfähigkeit verbessern oder erhalten kann’, -Club, -Gerät, -Kult,
-Programm, -Studio, -Training ‘systematische Durchführung eines Programms
sportlicher Übungen zur Erhaltung oder Steigerung der körperlichen
Leistungsfähigkeit (von Sportlern)’, -Übung, -Urlaub, -Welle, -Wettbewerb,
Fitnessbekleidung, -diät, -joghurt, -jünger, -wahn; fitnessbegeistert, -erprobt,
-hungrig, -gestählt, -orientiert (zu a); daneben auch im Zusammenhang mit
der Darwinschen Selektionstheorie ‘Tauglichkeit, Tüchtigkeit (des Stärkeren)’
(zu b).
Belege
Zobeltitz 1893 Telamone 354
Er sang
förmlich Hymnen auf die „Artemisia“, die „Hindernis-Stute“ . . die beim Hatali
[sic] noch ebenso stolz und „fit“ aussähe wie beim Abreiten (AWB);
Scheibert
1912 Segelsport 8
den Leser . . zu dem herrlichen Treiben [Segeln] „fit“ zu
machen;
Voss. Ztg. 21. 7. 1929
stürmt . . die Tribünen herauf ins
Klubhaus: dort wird der Kamerad wieder „fit“ gemacht;
1932 St. Georg 2.
Märzh. 22
Erhalten Sie sich „fit“, schlank und jung;
Dtsch. AZ.
31. 8. 1935
Die Aerzte sagen, man könne die Frage, ob man auf dem Damm, ob
man „fit“ ist, am besten morgens beim Aufwachen beantworten;
1939 Geopolitik
669
Begriff der „Fiten“ und „Nichtfiten“;
ebd. 674
Massstab des
„fiten“ Menschen;
NZ. (Basel) 30. 3. 1949
Zweck war, Nutzen und
Auswirkung des Frauenturnens aufzuzeigen: Auf die Fithaltung und Elastizität des
Körpers, . . auf Seele und Gemüt;
Süddtsch. Ztg. 4. 7. 1951
Schlauchboot
geflickt, Tauchgeräte fit gemacht;
Südost-Kurier 14. 7. 1951
„Deutschland
als Partner fit“ (Überschr.) Leuten, die über das angebliche Anwachsen des
Nationalismus in Deutschland besorgt gewesen seien, habe er [McCloy]
geantwortet, daß er die Bundesrepublik für einen „fiten“ Partner und Kameraden
bei den Verteidigungsanstrengungen der freien Welt halte;
Neue Ztg.
24. 12. 1952
Er ist so fit, ich kann einfach nicht mithalten, wenn er Sport
betreibt oder Ausflüge machen will;
1959 Freundin Nr. 4
man merkte es
gleich: Auch darin [Tanzen] waren die Sekretärinnen fit;
Offenburger Tagebl.
23. 7. 1962
in einer Münchner Turnhalle, wo er am Reck, am Barren, am Seil
und an den Ringen übt, um seinen Körper wieder „fit“ zu bekommen;
ebd.
23. 12. 1963
In den nächsten Tagen geht die „Bremen“ ins Dock und wird dort
fit gemacht für die Kreuzfahrten-Saison 1964;
Mittelbayer. Ztg.
19. 1. 1969
Die Überholung der beiden Pfeiler und Widerlager und ein neuer
Überbau machen die Eisenbahnbrücke nun wieder „fit“ (AWB);
Süddtsch. Ztg.
10. 8. 1974
Sachbearbeiterin . . fit in Steno und Schreibmaschine (AWB);
Spiegel 21. 6. 1982
Die . . Lürssen-Werft hielt sich mit Militäraufträgen
halbwegs fit (AWB);
MM 20. 9. 1985
mit 30 bis 35 Jahren machten viele ein
Raucherentwöhnungsprogramm, um fitter zu werden oder fit zu bleiben;
Spiegel
13. 3. 1989
Die Bank . . muß fit gemacht werden für einen national und
international verschärften Wettbewerb (AWB);
taz 3. 1. 1991
um
Sportlerinnen und Sportler fitter als fit zu bekommen;
Spiegel
3. 10. 1994
Die Lufthansa muß noch fitter und schlanker werden;
MM
18. 4. 2000
Von ihrer fitesten Seite zeigten sich die Teilnehmer des
Behindertensportvereins.
Welt 2. 6. 1964
Die
Stars gehen bald ins Bett, um für den nächsten Tag topfit zu sein;
Lenz 1973
Vorbild (W. VII o. S.)
Man hat mich in jeder Weise beruhigt, ich bin topfit,
ein schriftlicher Befund wird mir noch zugeschickt;
MM 22. 2. 1985
Hierbei gehe es nicht um „Gewinnmaximierung“ . . sondern darum, daß niemand Geld
verschenken könne, der seine Praxis „technisch topfit“ halten wolle;
ebd.
5. 11. 1996
Um ohne „Ausrutscher“ über die Runden zu kommen, muß das Auto
topfit sein;
ebd. 10. 6. 2000
Ich bin topfit, super drauf.
Berl. Illustr. Nachtausg. 18. 5. 1933
als der Gegner
– zumal über die größere Fitneß verfügend – weit ernster ins Gefecht ging als
vorher und die deutsche Mannschaft mit klugen Schachzügen durcheinanderbrachte;
B. Z. am Mittag 3. 5. 1934
auch nach dem „Über die Toppen Flaggen“ wird
. . die „Fitneß“ eines Schiffes [beurteilt];
Süddtsch. Ztg. 31. 12. 1948
sind einer Langstreckenprüfung, die ein ausgesprochenes Stehvermögen erfordert,
nur Akteure mit „Fitness“ und Holzbahnroutine gewachsen;
FAZ 7. 12. 1963
Präsident Kennedy hatte . . nicht etwa an olympische Medaillen und Rekorde
gedacht, sondern allein an die „Fitneß des Leibes“ als Grundlage für eine
dynamische und schöpferische, intellektuelle Aktivität;
Mittelbayer. Ztg.
10. 5. 1969
Neben dem Eissportzentrum für die Schnelläufer haben sich die
Inzeller einen Fitnesspark mit allerlei Trainingsgeräten für jedermann zugelegt
(AWB);
1970 RTV Nr. 28
Geballte Ladung Fitness . . Eine Welt der
technischen Revolution, die Hercules entscheidend mitbestimmt. Deshalb ist
Hercules Schrittmacher der 70er Jahre (Anzeige) (AWB);
Welt 8. 12. 1974
komplett eingerichtete Appartements. Hallenbad, Solarium, Fitness-Studio;
taz
3. 3. 1987
Das Hotel Intercontinental . . soll mit italienischem Kapital zu
einer Art Fitness-, Schönheits-, Einkaufs- und Unterhaltungszentrum ausgebaut
werden;
MM 30. 1. 1989
Als „Mental-Jogging“, eine Art geistiges [!]
Fitneß, bezeichnet der 62jährige seinen Computer-Kurs im Rahmen des
„Seniorenprogramms„;
taz 7. 6. 1991
„Die Fitneß der Mannschaft ist
positiv“;
Süddtsch. Ztg. 24. 6. 1996
Allein die Wirtschaft investiert 40
Milliarden DM in die geistige Fitness ihrer Mitarbeiter;
Frankf. Rundsch.
6. 12. 1999
zur Basis ihres Urteils über die Fitness der hiesigen Wirtschaft
zu machen;
Züricher Tagesanz. 20. 4. 2000
durch Ernährung, Fitness,
Körperpflege und Freizeit einen Ausgleich zum Alltagsstress zu erzielen.
1914 ZDSprachver. XXIX 423
empfiehlt er [Herausgeber
und Leiter der „Allgemeinen Sportzeitung“] für das Wort fit, das dort durch
„fertig“ wiedergegeben wird, das deutsche Wort „reif“;
1927 Zschr. frz.
Sprache L 479
[Spencer:] „Survival of the fittest“;
Brie 1928 Strömungen
260
Prinzip vom survival of the fitter race;
Meissner 1929 Engl.
Schulwesen 216
dass der fittest im Lebenskampf über seinen Konkurrenten
siegen werde;
Berl. Ztg. 16. 9. 1998
die gute Gelegenheit der
Retortenzeugung auch gleich für einen Gencheck zu nutzen und nur den fittesten
Embryo einzupflanzen;
Züricher Tagesanz. 20. 4. 2000
Die europäischen
Börsen treten jetzt in eine Phase des Darwinismus ein . . Die Fitteren werden
die weniger Fitten letztlich schlucken.
1939
Geopolitik 667
dass es innerhalb eines Volkes eine absolute „fitness“ (wie
der Amerikaner sich ausdrückt) nicht gibt;
Weizsäcker 1986
Fehlerfreundlichkeit o. S.
den Begriff Fehlerfreundlichkeit . . im
Verhältnis zu dem Darwinschen Tüchtigkeits-(fitness-)Begriff;
1992 Geo
Wissen II 168
Fitness nennen Evolutionsbiologen die Eigenschaft eines
Individuums, sich im Selektionsprozeß zu behaupten. IN