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Fiskus |
M. (-; Fisken und -se), im späten 15. Jh. übernommen aus lat.
fiscus ‘öffentliche Kasse, Kasse der Staatsgelder, Staatskasse; (in der
Kaiserzeit) kaiserliche Einkünfte, Privatvermögen’ (eigentlich ‘der/das
Geflochtene; geflochtener Korb; Geldkorb’; → konfiszieren), früher auch in der
lat. (flekt.) Form Fiscus und lat. Syntagmen wie jura fisci, fiscus
rei publicae/militaris/universitatis.
Zunächst mit Bezug auf das
römische Rechtswesen in der Kaiserzeit seit Augustus für ‘kaiserliche Einkünfte,
private Geldkasse, Schatzkammer, Krongut des Kaisers zum eigenen Gebrauch (im
Unterschied zur Staatskasse)’ (→ Schatulle), z. B. königlicher/kaiserlicher
Fiskus, auch allgemein ‘Geldkasse’ (s. Beleg 1670), z. B. der Fiskus ist
leer, nichts mehr im Fiskus haben, dann ‘Einkommen der Obrigkeit,
städtische, staatliche Schatzkammer, Staatseigentum, -schatz, -vermögen (im
Unterschied zur landesherrlichen Privatkasse); Strafkasse’, bes. zur Zeit des
Absolutismus auch bezogen auf den Staat selbst als Träger des staatlichen
Vermögens in seiner Verfügungsgewalt über alle Staatseinnahmen und -ausgaben (s.
Beleg 1783), heute ‘staatliche Steuer(-einnahmen), öffentliche Kasse,
Staatskasse, wobei der Staat wie jede andere Person des öffentlichen Rechts als
reiner Vermögensträger und Rechtssubjekt im Privat- und Zivilrechtsverkehr
auftritt’, in Wendungen wie der Fiskus macht sein Rückforderungsrecht
geltend, die Erbschaft ist an den Fiskus gefallen, Abgaben, ertragsabhängige
Steuern an den Fiskus abliefern, zahlen, sechs Millionen Mark sind davon an den
Fiskus zurückgeflossen, hiervon kassierte der Fiskus 44 Mio. Euro, und in
Zss. wie Fiskusbeamter, -experte, -flüchtling, -jahr, -kammer, -kasse,
-kunde, -netz, -recht; fiskusfrei, -gebeutelt; Auslands-, Bundes-, Forst-,
Gemeinde-, Justiz-, Kammerfiskus.
Dazu die in der Rechtssprache des
14./15. Jhs. aufgekommene, bis Ende 19. Jh. belegte, heute nur noch
historisierend gebuchte, auf mlat. fiscalis zurückgehende
Personenbezeichnung Fiskal M. (-s; -e und Fiskäle), früher auch
Fiskale und in Verballhornungen wie Fischal, Fischkal, Fischgal,
Fischkol, ‘Vertreter des Fiskus, Rentmeister, öffentlicher Amtsträger, der
berechtigt ist, nicht nur öffentliche Einnahmen einzuforden, sondern auch
obrigkeitliche Rechtsinteressen wahrzunehmen und vor Gericht die Vermögensrechte
des Kaisers oder Landesherrn als öffentlicher Strafankläger, Rechts-,
Staatsanwalt, Gerichtsvollzieher einzuklagen’ (→ Advokat, vgl.
Prokurator), auch ‘Eintreiber der Vorlesungsgelder für Professoren (vgl.
Famulus)’, speziell im 18. Jh. in Preußen in Bezug auf die mit
ausgedehnten polizeilichen Befugnissen ausgestatteten Kontrollorgane in fast
allen Verwaltungszweigen und bezogen auf russische Verhältnisse für die von
Peter dem Großen eingeführten Agenten der Zentralverwaltung zur Kontrolle der
neu errichteten Behörden und Beamten, z. B. General-, Jagd-, Hof-, Kammer-,
Kirchen-, Ober-, Reichsfiskal; Fiskalapparat, -wesen; das im 15./16. Jh.
vereinzelt, in jüngster Zeit (bes. schweiz.) erneut nachgewiesene, auf lat.
fiscalis zurückgehende seltene Adj. fiskal, z. B. fiskale
(Spar-)Maßnahmen, verdrängt von Anfang 16. Jh. aufgekommenem
fiskalisch ‘die Staatskasse betreffend, ihr zustehend; strafklägerisch,
sachwalterisch; vermögensrechtliche Belange der öffentlichen Verwaltung
betreffend, steuerrechtlich’, z. B. fiskalischer Knecht, Strafprozess,
fiskalische Güter, Lasten, Rechtsangelegenheiten, Sparmaßnahmen, Untersuchungen,
Zölle, im fiskalischen Interesse liegen, fiskalisches Verbot, jmdn. fiskalisch
bestrafen, gleichbed. mit dem seit spätem 18. Jh. belegten Bestimmungswort
Fiskal-, konkurrierend mit Kammer-, Steuer- in zum Teil leicht
negativ konnotierten Zss. wie Fiskalabgaben, -beamter, -behörde, -defizit,
-delikt, -eigentum, -eingänge/-einnahmen/-erträge, -experte, -fahnder,
-forderungen, -gesetze, -hoheit, -kontrolle, -kriminalität, -krise, -last,
-macht, -monopol, -paket, -paradies, -politik (nach engl. fiscal
policy), -prozess, -quartal, -recht, -reform, -sozialismus, -spritzen,
-staat, -steuer, -tricks, -union, -verwaltung, -vorteile, -zoll.
Dazu die im späten 18. Jh. vereinzelt belegte, im 19./20. Jh. gebuchte, erst
in jüngster Zeit wieder nachgewiesene verbale Ableitung fiskalisieren V.
trans. (vgl. daneben im 16. Jh. vereinzelt bezeugtes fiskalieren und
fiskieren) für ‘zum Staatseigentum machen; fiskalisch untersuchen,
behandeln oder bestrafen’, mit dem Verbalsubst. Fiskalisierung F. (-;
-en); gleichzeitig die subst. Ableitung Fiskalität F. (-; ohne Pl.) für
‘Bestreben, die Einkünfte des Fiskus zu vermehren’, heute allgemeiner (bes.
schweiz.) ‘Besteuerung, Steuerwesen, -system’; im 19. Jh. vereinzelt
nachgewiesenes Fiskalat N. ‘Amt eines Fiskals, Strafklägeramt’ und
Fiskalien Pl. ‘königliche, landesherrliche Nutzungsrechte an
Staatsgeldern’; seit Mitte 19. Jh. Fiskalismus M. (-; ohne Pl.) ‘Richtung
der Finanzpolitik, die an der Beschaffung von Einnahmen zur Deckung des
Staatsbedarfs orientiert ist’, auch Bezeichnung für die Theorie der staatlichen
Wirtschaftskontrolle mittels Steuern nach J. M. Keynes (vgl.
Keynesianismus, Ggs. Monetarismus), mit der dazugehörigen, seit
früherem 20. Jh. selten nachgewiesenen Personenbezeichnung Fiskalist M.
(-en; -en), auch moviert Fiskalistin F. (-; -nen), und der adj. Ableitung
fiskalistisch.
Belege
Tucher 1487 Kaiserangesichte
(1895 VG Nürnbergs XI 74)
[Marcus Aurelius Antonius] hat den lendern die
gult oder zinse lassen varen, er hat die geschrifft des gelts, das man im oder
dem kaiserlichen seckel – den man fiscum nennet, von dem der nam fiscal komt –
verfallen was . . offenlich auf dem marckt verprennen lassen;
Nazarei 1521
Gott 43
nehmen mechtig radschleg für henden . . was wir für barschafft im
Fisco hant;
Hedio 1531 Josephus VIIIa
Fiscus ein seckel darynnen des
gmeynen nutzs gelt hingelegt würt, als hie der pfennig thurn;
1536 (Urkunden
Tübingen 196)
betreffend den fiscum der Vniuersitet;
Perneder 1544 Straff
14b
Fiscus Fiscal. Wo der Fiscus jemandts beklagt/ muoß man jme für seine
richter nach faren;
ebd. 22b
so hat er all sein hab vnd guot verwürckt/
es bleibt auch alles dem Fisco;
1558 Heidelb. Statuten 11
fiscus
universitatis;
Zorn 1570 Wormser Chronik 167
war er dem fisco rei
publicae auch eine summa gelds schuldig;
Schwartzenbach 1580 Synonyma 34a
Fiscus. Ist nach Rechtlicher außlegung ein königlicher oder fürstlicher beutel
oder kammersack, darin der verurtheilten vnd verrähter güter gelegt werden;
1591 (1900 Mitt. G Erz’gesch. X X 67)
Unndt soll weniger nichtt uber
andernn einkommenn des Fisci, als nehmblichen vom dem Jenigenn, was ihme vom
Einschreybegeldt . . unndt sonstenn zugeeignett;
Letzner 1604 Chronica
13b
jnen nicht allein das leben . . gelassen, sondern auch jre Güter, so dem
Fisco zuerkandt vnd heimgefallen [waren], widerumb zugewandt;
Sandrub 1618
Delitiae 15
Fiscus vnnd die Schatzung;
1619 V. d. Bonorum Cession 15
er sey gleich wegen seiner Handlung oder Contracten schuldig wem er wolle, dem
fisco oder gemeinen nutzen, einem Fürsten, oder andern Privat-Personen;
Doverinus 1623 Geheimnussen b7a
Die Vnterthanen, seind in Auffrichtung
jhrer letzten Willen, vnd Testamenten, auch jres Landsfürsten Cammer oder des
gemeinen Fisci zu erinnern, dz sie dieselbige bedencken sollen . . gemeinem
Fisco zugeeignet;
Olearius 1647 Reisebeschr. (NL XXVIII 231)
Es wurde die
Justitz also administriret, das nach vollendeter Schiffahrt . . unser Fiscus
über 22 Reichsthaler reich ward;
Zeiller 1653 Dialogi 423
dem
rechts-Fisco;
1656 Brandenb. Kriegs-Recht B1a
Der gestohlene Sachen
kauffet/ oder verkauffet/ dessen Güter sollen auf beschehenes beweisen
confisciret/ und unserm Kriegs-Fisco der halbe/ der ander halbe Theil dem Staabe
verfallen seyn;
Schupp 1663 (Ausg. 1701) Lehrr. Schr. 394
Fiscus;
1670
Weimar. Schulordn. (1898 Mitt. G Erz’gesch. VIII 357)
Ein ieglicher Neuer
Tischgenosse, soll dem Fisco [allgemein: Geldkasse] einen halben thaler, zu
glücklichem Antritt . . darlegen;
1689 Polit. Fliegenwedel I 21
Fiscus;
Stieler 1695 Zeitungs Lust 200
Fiscal, ist zwar in Peinlichen Sachen: ein
Ankläger auf den Tod / oder eine große Geltbuße, sonsten aber / der eines
Fürsten Interesse warnimt / und dasselbe zuvermehren suchet und verwahret: von
Fiscus, der gemeine Beutel oder Einkunft eines Fürsten oder Stadt;
Callenbach
1715 Quasi Vero 44
der Fiscus griff zu, ich wurde aus aller Possession
gesetzt;
Marperger um 1720 Reisen 26
sollte auch niemand . . auf selbigen
[Reisen] . . mit 50. oder 100. Reichsthaler dem Fisco Patriae . . zulösen
schuldig seyn;
ebd. 32
daß ein jedes nach fremden Orten . . reisendes
Land-Kind, der Lands-Academie ihrem Fisco zehen Reichsthaler vor zu erhaltende
Frey-Zettel . . erlegen müste;
Dithmar 1745 Oecon. Wiss. 279
Nachdem aber
die Macht und Gewalt der Kaiser angewachsen, so sind solche Cassen unter dem
Kaiser Justinano in eine zusammen gezogen, und überhaupt der Fiscus genant
worden;
Zincke 1752 Cameralistenbibl. III 619
Einkünffte des Fisci;
Wegelin 1783 Werth d. Gesch. 76
Nachdem man dem Fiscus [Staat] dasjenige
zugeschlagen hatte, was zu Bestreitung der öffentlichen Bedürfnisse . .
erforderlich schien;
Kortum 1799 Jobsiade 207
Darauf alle Ohnwitzer
lassen förmlich citiren,/ Und durch Fiscum genau in quiriren,/ Welche da alle an
dem großen Unheil/ Gehabt hätten Part und Antheil;
Hüllmann 1805 Finanzgesch.
18
den Ausdruck Fiscus . ., so wird darunter . . nicht nur vornehmlich das
Staatsvermögen, sondern jedes öffentliche Vermögen verstanden . . Fiscus ist
also identisch mit Kammer und Kasten;
Schmalz 1818 Privatrecht 57
Fiscus
heisset jede Casse des Staats und des Landesherrn, wenn sie in
Privatverhältnisse tritt;
Jochmann 1838 Naturgesch. d. Adels 105
Erst die
spätere Unterscheidung zwischen Fiskus und Privat-Eigenthum, Domäne und
Patromonialgut, Dominium directum und utiel, fing an den Begriff des
Grundeigenthums zu beschränken;
Krätzer 1840 Domainen 25
der Ausdruck
Fiscus, . . bei den Römern Anfangs das Privatvermögen, später als das ganze
Staatsvermögen der Kaiserlichen Disposition unterlag [wird] bei den Franken ganz
gebräuchlich, und . . als ganz gleichbedeutend für das Gut der fränkischen
Könige gebraucht;
Marx/Engels 1845–46 MEW III 57
Die Zölle enstanden aus
den Abgaben, . . die beim Aufkommen der modernen Staaten das zunächstliegende
Mittel für den Fiskus waren;
Frankf. Postztg. 6. 4. 1854
Alle welche an
die Nachlässe folgender dahier verstorbenen Personen Erb- oder sonstige
Ansprüche und Forderungen . . zu haben meinen, werden hierdurch aufgefordert,
solche . . anzumelden und zu begründen, als sonst die Nachlässe 1 und 2 dem
hiesigen Fiscus überwiesen . . werden sollen;
Springer 1870 Berl. Prospecte
33
er haßt Alle, die Geld verlangen, am meisten den Fiskus, und liebt Alles,
was Geld bringt und Prozentchen abwirft;
Frankf. Ztg. 12. 1. 1880
Das
eigentliche Kloster nebst Garten bleibt noch in den Händen des Fiskus;
Frommel 1893 Lenz 26
‘Fiscus’, der überall ein Schwerenöther ist;
1908
Zukunft LXII 37
Jetzt wartet man auf das neue Urtheil des Reichsgerichtes
. . der Fiskus hat noch keine Aussicht auf den Sieg;
Der Tag 28. 1. 1919
Der „Staat“ gilt als Arbeitgeber dem Arbeiterbewußtsein bis heute doch auch nur
als ein Unternehmer; nicht nur zufällig heißen solche Betriebe fiskalische.
„Fiskus“, das ist der verzerrte Staatsbegriff;
Radbruch 1929 Einf.
Rechtswiss. 71
der Staat kann uns nicht nur als Herrscher gegenübertreten,
sondern auch als „Fiskus“;
Lokal-Anz. 11. 11. 1934
Der Steuerzahler wurde
[im römischen Imperium] derart vom Fiskus schikaniert [und] hatte es in der
Sprache der damaligen Zeit . . so weit gebracht, daß die Worte res publica
(Staat) dasselbe bedeuteten wie Fiskus;
Welt 10. 1. 1959
daß man Haus-
und Grundbesitz in Frankreich weiter verkommen läßt, um den wirklichen Besitz
für den Fiskus möglichst unkenntlich zu machen;
Pörtner 1964 Erben 154
die herzoglichen Besitzungen wurden requiriert und als Königsgut dem fränkischen
Fiskus zugeschlagen;
Welt 11. 9. 1974
Den Nachteil hätte allenfalls der
Fiskus, der . . bei einer Umstellung auf die Pensionsrückstellung auf die in
einem solchen Falle bisher vereinnahmte Pauschalversteuerung verzichten muß;
taz 5. 5. 1989
Nach einem anonymen Hinweis an die Steuerfahndung,
Theissen leite Einnahmen am Fiskus vorbei, beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft
seine gesamte Patientinnenkartei;
ebd. 12. 9. 1992
Hat einer Schwarzgeld,
dann entgeht . . dem Fiskus eine gewisse Einnahme;
Berl. Ztg. 18. 7. 2000
Bei seiner Übersiedlung von London nach Bad Homburg hatte er dem deutschen
Fiskus Millionenguthaben auf Schweizer Konten vorenthalten.
1453 (1928 Mitt. VG Nürnbergs XXIX 296)
gen Bamberg zu
den fischkoll [um Nachricht vom Ableben eines Geistlichen zu geben];
1455
Urkundenb. NdRhein IV 309
unser kaiserlichen Camer procurator fiscal;
um
1475 Chroniken d. dtsch. Städte (Nürnberg) V 524
den W. und den fischkal;
1478 Urkundenb. NdRhein IV 399
durch keyserl. fiscal;
Brant 1494
Narrenschiff 142
bischof, vicari und fiscal (alle MÖLLER);
Gessler 1511
Formulare 7b
Dem ersamen vnnßerm lieben besonderen Heynrich Martin des
reych’s bey der maiestaten fischal procurator;
Murner 1512 Narrenbeschw.
109
Gedenck, myn lieber herr fiscal,/ Wie kann ich doch myn kinder all/
Lassen, ouch das mietterlyn?;
1525 Wegspruch gen Regenspurg (Schade, Satiren
III 164)
Der Fiscal muoß es bezalen;
Zweifel 1527 Chronik 6
fiscal
von Trier;
ebd. 8
gaistlich fiscal;
ebd. 23
Copey der schrift an
den fiscal;
Fürer um 1530 Denkw. (Mitt. VG Nürnbergs XXVIII 298)
ein
verdacht auf ein gesellschaft oder auf einige person ging, daß der fiscal
[Staat] macht het, dieselben oder ire diener zu der purgation zu erfordern;
Schwarzenberg 1534 V. Zutrinken 11
so soll der Kayserlich Fiscal solch
vnderthanen . . zuo gepürlichen straffen fürnemen;
Perneder 1544 Straff
22b
fiscal oder Renntmaister;
Fincelius 1567 Wunderzeichen III V1b
von dem Fiscal getruffen/ vnd nachfolgender gestalt vervrtheilet worden;
Schwartzenbach 1580 Synonyma 34a
fiscal . . Einer der solche güter
verwaltet;
Fischart 1581 Dämonomania 555
Procuratores oder Fiscals;
Carolus 1614 Relation 5b
derowegen der Herzog zween Fiscal abgefertigt;
Schröder 1640 Friedens Posaune 33
Societäten, National-Collegia vnd
Conventen . . erwehlten . . einen aus ihrem Mittel [!] den sie jhren Seniorem
nennen, vnd zwo, die sie Fiscäle heissen, weil sie auff das Blutgeld, so sie
andern abpressen, müssen achtung geben;
Lassenius 1661 Tischreden 343
denn da ist manchesmal ein sogenannter Pennal . . verständiger/ als alle seine
Fiscäl oder Seniores seyn;
Francisci 1672 Histor. Rauchfaß I 59
der
gerichtlichen Anklage des Spanischen fißcals;
Lehmann 1680 Spiel 145
dieweil . . klagender Fiscal, tragenden Ambtshalben . . gebühren will;
Stieler 1695 Zeitungs Lust 199
Fiscal, ist . . in Peinlichen Sachen: ein
Ankläger auf den Tod/ oder eine große Geltbuße/ sonsten aber/ der eine Fürsten
Interesse warnimt/ und dasselbe zuvermehren suchet und verwahret;
1706
Hazards Lebens-Gesch. 29
ein gewisser Inquisire von gedachtem Fiscal;
Belemnon 1728 Bauernlex. 80
Fiscal . . welcher auf die verfallene Güther
Achtung hat, und die Strafen einfordert;
Berlin. Nachr. 3. 3. 1742
Wir
werden weder Unserem Reichs-Hofrath, noch dem Bücher-Commissario zu Franckfurt
am Mayn, verstatten, daß jener auf des Fiscals oder eines andern Angeben . .
einem Theil mehr als dem andern durch die Finger sehe;
Ludwig 1747 Discours
Vorber. CXV
mein librarius oder so genannter fiscal;
1749 Avanturier II
477
als bis ihm der Herr Cantzler durch seinen Fiscal nachdrücklich
anbefehlen ließ, mir eine Stelle anzuweisen;
Zincke 1752 Cameralistenbibl. IV
(Reg.) 895
an einen General-Fiscal gewiesen . . über gewisse Provinzien,
Kreise oder auch Sachen besonders bestellet, überdem aber bald Ober- bald andere
Fiscäle sind;
Lengnich 1769 Danzig Verfassung 180
Der Präsident ist
zugleich Fiscal, daher die Verlassenschaft dererjenigen, deren Erben unbekannt
. . sind . . unter des Präsidenten Aufsicht gehören;
Wagner 1776
Kindermörderin 63
Fischkol (= Fiscal);
Bruce 1784 Nachr. 161 f.
eine
ganz neue Art von Beamten, die Fiscäle oder Angeber hiessen, eingesetzet;
Crome 1791 Wahlcapit. 76
Unserm kaiserlichen Fiskale;
Schiller vor
1805 S. W. XIII 25
Der Fiskal drang auf ihre Zeugnisse . Vier Monate hatte
man dem Fiskal zu seiner Klagschrift eingeräumt (KEHREIN);
Nettelbeck 1821
Lebensbeschr. 24
Fiskal . . Fiskal (Kolonie-Richter);
1851 Ob Östreich
17
nannte sich Fiskal Gottes [Jesuit];
Köpke 1872 Kl. Schr. 73
Er
trat sogar als sogenannter Fiskal [Famulus des Professors] in die nächsten
Beziehungen zu dem gefürchteten Manne;
Braun 1881 Bilder II 16
Das rauhe
Gewand des gestrengen Zucht- und Schulmeisters, des harten Fiskals.
1406–76 Speier. Chronik (Mone, QuSamml. I 493)
mit
schindung der mynnern pfaffheit durch fyschales;
1546 Notariat u. Rhetorik
26b
fiskal(isch) der fiscale Eyd;
taz 18. 11. 1991
Mit fiskalen
Eingriffen will Jelzin künftig die Geldmenge regulieren;
Süddtsch. Ztg.
27. 2. 1995
Deutschland setzt nach wie vor das Maß für monetäre und fiskale
Politik;
taz 12. 9. 1997
als sie sich für eine Steuerprogression als
Instrument fiskaler Gerechtigkeit einsetzen;
St. Galler Tagbl. 21. 1.
2000
Die fiskale Belastung sei „auf ein erträgliches Niveau“ . . zu senken,
damit sich Unternehmertum und Einsatz in der Berufswelt lohnten.
Martini 1788 Recht 69
Fiskalgüter;
Grillparzer
1815 Aktenstücke VI 17
Fiskalamt in Brünn;
Engels 1846 Fragment (MEW IV
418)
Das Fiskal-Monopol, die durch Verfälschung erzwungene Regie;
Schäffle 1878 Bau III 416
Fiskaldespotie des Orients;
1929 Nord u. Süd
218
einer Politik des Fiskalschutzes;
Dtsch. AZ. 8. 1. 1935
Die
Gesamtausgaben werden . . im laufenden Fiskaljahr erhöht;
Süddtsch. Ztg.
14. 12. 1946
Was ist ein Fiskalreferent? (Überschr.);
Arbeitgeber
20. 11. 1957
die „Fiskalpolitik“ als Methode einer allseitigen Lenkung des
Wirtschaftsprozesses bei Aufrechterhaltung der unternehmerischen Freiheit;
Pörtner 1964 Erben 104
die zum Fiskalbesitz gehörigen Siedlungen lebten,
obwohl in den Besitz des Königs überführt, . . unbehelligt . . weiter;
FAZ
18. 11. 1969
Die Fiskalpolitik müsse . . dafür sorgen, dass diese
Übernachfrage sich nicht weiter steigere;
MM 9. 9. 1986
der Bundesverband
der Industrie . . sieht in der Abwasserabgabe eine „reine Fiskalabgabe“;
Züricher Tagesanz. 13. 4. 2000
Für die Fiskalbehörden sei es immer
schwieriger, Steuerbetrüger und -hinterzieher zu packen.
Mayr 1809 Gen.-Index Baiern 685
Stiftungs-Fiskalat;
1851 Staatshandb. Frankfurt 16
Fiscalat [Behörde].
Hüllmann 1806 Regalien 5
Dem Grundbegriffe nach
sind Regalien und Fiskalien unverkennbar identisch: Rechte des Fiskus . . also:
königliche Nutzungen, dem Fürsten . . abgetreten.
Micyllus 1535 Tacitus 104a
haben jm in seine gütter griffen vnd die
selbten fiscalieret.
1507 Reich-Ordnungen 57a
fiscalisch;
Perneder 1544 Process 18b
Fischcalischen Aduocaten;
1616
Bayer. Landrecht 72
Fiscalischen forderungen;
Beier 1710 V.
Hofe-Handwerkern I 124
der Fiscalischen Sachen;
Boltz 1731 Redensarten
113
Eine Sache mehr als fiscalisch exaggerieren;
Berlin. Nachr.
3. 3. 1742
Wir wollen ihnen auch noch vielweniger erlauben, daß sie aich . .
wieder die neuen Ausgaben . ., welche vor und nach dem Religions Frieden als
solche sind erkannt und angenommen worden, . . fiscalisch zu verfahren;
Zincke 1752 Cameralistenbibl. IV (Reg.) 895
Instructiones in fiscalischen
Sachen;
Schlözer 1782 Stats-Anzeigen II 466
fiscalischen Anwälde;
Laukhard 1796 Leben u. Schicksale III 42
[er] wird seines Postens und
seiner Güter fiskalisch beraubt;
Schlabrendorf 1804 Napoleon 195
Es wurde
eine weit größere Menge von Menschen erfordert, die das Rechnungswesen
einigermaßen verstanden . . als bei der alten fiscalischen und despotischen
Regierung angestellt worden waren;
Hüllmann 1805 Finanzgesch. 18
fiscalische Güter . . sind völlig einerlei mit Kammergütern;
1815 Fahnenbergs
Magazin VI 294
[Douanen . . haben nur] fiskalischen Zweck;
Lotz 1822
Staatswirthschaftslehre III 99
von Privatrücksichten kann sich keine
Regierung losreissen, so lange sie Geschäfte betreibt, welche nur eigentlich dem
Privatmann gehören. Der fiskalische Geist, der auch gute Regierungen so leicht
ergreift, erhält hier viel zu viel Nahrung;
Jochmann 1838 Naturgesch. d.
Adels 103
Was bei den Franken Census hieß, war ökonomisch, nicht fiskalisch,
genommen, nur Privateinnahme, nicht öffentliche;
Arbeitgeber 12. 11. 1869
In Preußen geht es mit dem Verkauf fiskalischer industrieller Werke rasch
vorwärts;
Hilse 1892 Strassenbahnkunde I 126
Staats- oder fiskalische
Strassen sind solche, welche entweder durch Gesetz oder durch Beschluss des
Staatsoberhäuptes dafür erklärt . . sind;
Becker 1897 Walchensee 198
Entweder hat nun der Bauer eigenes Holz zu holen, oder er verdingt sich als
„Accordant“ bei der fiscalischen Holzarbeit;
1918 Deutschland u.
Katholizismus II 384
sowohl in volkswirtschaftlichem wie im fiskalischen
Interesse;
Rother 1928 Schles. Spr. 195
fiskalsch;
Th. Mann 1933–43
Joseph (W. IV/V 1582)
ein zusammengesetztes System von Ausnutzung der
Geschäftslage und Mildtätigkeit, von Staatswucher und fiskalischer Fürsorge;
Welt 20. 11. 1959
Ein Teil der noch ungelösten Fragen, wozu die
fiskalischen Zölle Norwegens auf schwedische Autos gehören, soll Anfang nächsten
Jahres auf einer Sitzung in Wien einer Klärung zugeführt werden;
ebd.
25. 11. 1964
Zu diesem Zweck sei eine Rahmenplanung im Sinne einer
Kombination von Martwirtschaft, monetärer und fiskalischer Globalsteuerung und
Wohlfahrtspolitik notwendig;
1971 Spiegel Nr. 21 Z
udem bringt unser Paket
ja bei allen binnenwirtschaftlichen, fiskalischen Sparmaßnahmen keine
zusätzlichen Belastungen für die Arbeitnehmer;
MM 15. 5. 1985
Deshalb sei
es notwendig, die Gesundheitspolitik von fiskalischen Zwängen zu befreien;
taz 24. 8. 1989
ein „ganzheitlicher Vorschlag“ mit dem Bemühen, die
umweltpolitischen und fiskalischen Aspekte von Abgaben und Steuern integriert
anzugehen;
Süddtsch. Ztg. 12. 7. 1995
Aufgrund der fiskalischen
Entlastungen . . durch die steuerliche Freistellung des Existenzminimums;
Züricher Tagesanz. 4. 1. 2000
Nächstes Jahr wird die Polizei im Rahmen
des Budgets voraussichtlich zwei neue Apparate aufstellen, aber eben nicht als
fiskalische Massnahme, sondern einzig wegen der Sicherheit.
Heim 1786 (Keßler 308)
Er verdient wegen dieser
groben Schmeichelei fiscalisirt zu werden (SCHOPPE);
Oertel 1831 Fremdwb.
322
Fiskalisiren . . fiskalisch behandeln oder bestrafen;
Frankf.
Rundsch. 10. 2. 1997
Brasiliens Umweltschutzbehörde (IBAMA) kann sich keine
100 Inspektoren leisten, die den vier Millionen Quadratkilometer großen
Regenwald „fiskalisieren“ sollen;
taz 9. 5. 1990
der Präsident, der . .
mit der Aushandlung der „Wiedergutmachungszahlungen“ in Milliardenhöhe die
Auseinandersetzung der Deutschen mit ihrer Schuld fiskalisiert hat.
Frankf. Rundsch. 12. 4. 1997
Im Schwellenland
Brasilien erklären nach Meinung von Arbeitsminister Paulo Paiva zwei Gründe die
blühende Schattenwirtschaft: die mangelnde „Fiskalisierung“ durch Vater Staat
und die hohe Abgabenlast in der Industrie;
Züricher Tagesanz. 7. 2. 1997
Deshalb ist eine teilweise Fiskalisierung prüfenswert.
Gurowski 1846 Ereignisse Polens 40
nie hat sie
die Vernichtung eines ganzen Standes durch Metzelei oder Fiscalismus zum Zweck;
Nordau 1884 Lügen 189
Wir fühlen uns als Mitglieder einer freien
Vereinigung zur Erreichung gemeinsamer Zwecke, der Fiscalismus sieht in uns
rechtlose Gefangene des Staates;
1916 Festschr. a. Hauck 152
Während das
Papsttum trotz der babylonischen Gefangenschaft seiner Träger in Avignon die
Tendenzen der Zentralisation und des Fiskalismus überspannte;
Voss. Ztg.
15. 8. 1928
Übertriebener Fiskalismus (Überschr.) Kapitalertragssteuer auf
Entschädigung?;
Berl. Tagebl. 13. 4. 1930
Auswüchse des Fiskalismus?
(Überschr.);
Gottl-Ottilienfeld 1934 Wirtschaftslehre I 100
wirtschaftliches Gegenstück zum „Fiskalismus“ und „Bürokratismus“ des Staates;
Reimesch 1942 Donau 46
Kleindeutscher Fiskalismus und engstirniger
Kapitalismus hatten eine wichtige . . Verkehrslinie [Donaudampfschifffahrt]
stillgelegt;
taz 13. 8. 1992
Der Streik ist daher auch ein Protest gegen
den staatlichen Fiskalismus;
Berl. Ztg. 18. 2. 1999
Dies sei „Fiskalismus
pur“ und habe mit der angekündigten qualitäts- und patientenorientierten
Gesundheitspolitik nichts zu tun;
ebd. 28. 9. 2000
Fiskalismus des
Bundes, Taktik des Bezirks und das „Planwerk Innenstadt“ des Bausenats hatten
sich hier so verknotet, dass der Abriss das letzte Schlupfloch aus der Sackgasse
festgefahrener Positionen war.
Aussiger Tagbl.
16. 6. 1936
Fiskalist;
Zeit 9. 8. 1985
da bleibt es nicht aus, daß
bei Gerhard Stoltenberg – je nach seiner Erfolgslage – vom „Nur-Finanzminister“
gesprochen wird oder sogar abschätzig vom reinen „Fiskalisten“;
ebd.
22. 3. 1996
„Eine echte Fiskalistin“ nennen sie diejenigen, die behaupten,
daß sie ihr wahres Metier erst im Rechnungsprüfungsausschuß lernte;
MM
19. 5. 2000
Ist sie nun der große Wurf oder nur das Ergebnis eines
ängstlichen Fiskalisten namens Hans Eichel?
Frankf. Rundsch. 8. 10. 1999
Für den Unionspolitiker Peter Rauen ist das
eine „kleinkarierte fiskalistische Betrachtungsweise“, die die „dynamischen
Prozesse der Wirtschaft“ vernachlässige.
Sonnenfels 1785 Vaterland 74
das Reich der Ausleger ist stets das Reich
der Willkühr und Fiskalität;
1786 Journal aller Journale VI 140
Fiskalität-Frage;
Görres 1819 Teutschland 59
im Gefolge hintennach . .
Schein und Papierthätigkeit, Fiscalität; Unlauterkeit und Pfiffigkeit;
Koch-Sternfeld 1833 Beytr. III 453 Anm.
beschuldigt man unsere
Finanzverwaltung allgemein eines schmerzerregenden Übels, nämlich jenes der
sogenannten Fiscalität;
Schäffle 1878 Bau III 415
Der „Mercantilismus“,
die Fiscalität;
Reinhold 1884 Volkstum 223
Die Fiskalität der Verwaltung
vergißt oft völlig, daß der Staat um des Volkes willen da ist;
Arbeitgeber
20. 4. 1956
Die unangebrachten Eingriffe des Staates auf dem Kapitalmarkt
und das Übermaß der Fiskalität enziehen der Industrie die Mittel zu
Investitionen;
St. Galler Tagbl. 3. 9. 1998
Er setzt sich auch für eine
europäische Verkehrspolitik ein mit gemeinsamen Normen und einer gemeinsamen
Fiskalität.