Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

traube, f., älter auch m.

traube, f., älter auch m.

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verbreitung, form und herkunft.
1)
hoch- und niederdeutsches wort. grundform *þrûƀan- (daneben auch þrûƀôn-?), ahd. thrubo (Otfrid II 23, 13), drubo und spät trubo, s. Schatz ahd. gram. § 193; mhd. trûbe; as. thruuo, thrufo; mnd. druf; nd. druf, druve; mnl. druve, druuf; nl. druif. entlehnt sind schwed. druva (mittelschwed. vindruva), dän. drue.
2)
im ahd., altsächs. und mhd. durchweg als masculinum belegt, das auch im frühnhd. noch vorherrscht und in zusammenhängender bezeugung schriftsprachlich bis zum ende des 17. jh. reicht; die flexion ist zunächst schwach, vgl. bei Graff 5, 251; Schatz ahd. gr. § 373; mhd. wb. 3, 118ᵇ; Lexer 2, 1533 sowie den trauben erste dt. bib. 4, 51 lit. ver.; A. v. Eyb dt. schr. 1, 75; einen schönen, rothen trauben Spee trutznacht. (1649) 313; ein roiter drube voc. ex quo (15. jh. md.) bei Diefenbach 502ᵃ; also wird der traube mit füszen getreten H. Fabricius auszug bew. hist. (1599) 914; mit flexivischem -n im nom. sing., wohl schon im 15. jh.: botrus truben, weintrauben, windruben bei Diefenbach gl. 79ᶜ; häufiger seit dem 16. jh.: ein drauben hoh. lied 1, 14; der trauben uva, botrus, racemus Maaler 406ᵇ; Sebiz feldbau (1571) 333; bey monschein wird kein trauben zeytig W. Spangenberg anm. weisheit lustg. (1621) 119. im 18. jh. wird das masc. seltener: einen trauben M. Kramer teutsch-it. 2 (1702) 1115ᵃ; einen gantzen trauben Faszmann d. gelehrte narr (1729) 59; von einem eintzigen trauben, der bey einer halben elle lang der asiatische avanturier (1754) 162; von dem groszen trauben Schiller briefe 2, 101 J.; (1780-1782) J. G. Müller aus d. Herderschen hause 12 Bächtold; im 19. jh. schriftsprachlich nur noch vereinzelt als masc. und wohl mundartlich begründet: eszt ihr brav trauben? ich habe, als ich krank war, einen einzigen gegessen, welcher mich sechs batzen kostete (1840) G. Keller bei Bächtold leben (1894) 1, 142; einen reifen trauben Ludw. Pfau Benjamin (Stuttgart 1876) 134. — starke formen treten seit dem spätmhd. auf: er hiet ein weintraub in der hanndt Seifrit Alexander 1729 Gereke; bes. frühnhd.: das kind, welches den traub führt Fischart bibl. fig. (1576) widm. 2ᵇ; zuͦ dem bach des trubes erste dt. bib. 4, 51; tal des traubes ebda 4, 135; auch des trubens zimm. chron. 1, 428, 12 B.; umb des draubens willens 4. Mos. 13, 25; das holz des traubens Frisius 1181ᵇ; häufiger und länger erhalten im nom. sing.: uva win-, weintrub, -drub (md. vocabb. d. 14. u. 15. jh.) bei Diefenbach 632ᵃ; der traub, den die landspäher ... truͦgen J. Öcolampadius über M. Luthers buch bekentnusz genant (1528) 129ᵃ; ein ohnzeitiger traub W. spangenberg anmut. weish. lustgarten (1621) 119; (es) wird ... sich lan finden ... mancher traub Spee trutznachtig. (1649) 202; ein groszer traub J. v. Sandrart iconologia deorum (1680) 152ᵇ.
3)
neben dem mascul. ist das schwache femininum für die älteren sprachstufen dünner bezeugt, doch schon im ahd. gesichert seit dem 10. jh.: (gen. sing.) trubun ahd. gl. 1, 359, 60; 2, 408, 55; trupun 2, 406, 18; wintruba 4, 168, 2; truba Notker 3, 374, 3 P. gegen drubo 2, 630, 27, vgl. Schatz ahd. gr. § 373; die ältesten ahd. belege wie botrum drubun ahd. gloss. 1, 363, 32 St.-S. sind mehrdeutig, ebenso im altniederfrk. thruuon ahd. gloss. 1, 711, 12 trotz Gallé altsächs. gr. § 335, 5, s. J. Franck altfrk. gram. 195, und im mhd. u. frühnhd. fälle wie dû ... der reinekeit ein trûbe lobgesang 21, 10 L. Wolff; botrus windrube, weintraube Diefenbach 79ᶜ, im mnd. racemus ... druf Schiller-Lübben 1, 590, sowie vor allem die zahlreichen pluralformen, die hauptanwendung des worts, s. Lexer 2, 1533. eindeutige belege für das femin. sing. sind im mhd. noch selten: dâ funden si eine (einen mhd. wb. 3, 118ᵇ) trûben bei Diemer dt. ged. d. 11. u. 12. jh. 64, 1; zuo einer trouben var. neben zuo einem trûben in hs. d. 13.-14. jh., s. zeitschr. f. dt. altert. 7, 364; auch im ältern nhd. nicht häufig; erst seit dem 17. jh. geläufiger; Luther, W. Spangenberg, auch noch M. Kramer brauchen masc. und fem. nebeneinander; gelegentlich mit -en im nom. sing.: Escol heiszt eine drauben Luther 7, 488 Bindseil (anm. zu 4. Mos. 13, 25); ein unzeitige drauben (n. sg.) Hiob 15, 33; in einer drauben Jesaia 65, 8; 4. Mos. 13, 24; die traube (n. sg.) Martin Rinckart bei Fischer-Tümpel 1, 455; eine traube ... neben der andern W. Spangenberg lustgarten (1621) 121; die schönste trauben (acc. sing.) Opitz teutsche poem. 105 ndr.; eine schöne weintraube Abr. a s. Clara etw. f. alle 1 (1699) 641. in den wbb. erst seit dem 17. jh. als femin. verzeichnet: traube, f. Hulsius-Ravellus teutsch-frz.-it. (1616) 326ᵇ; eine weintraube Corvinus fons lat. (1623) 938; traube, f. Stör dict. (1662) 487ᵃ; Schottel haubtspr. (1663) 1433; Stieler (1691) 2301; in der starken form des singul. seit d. mitte d. 17. jh.: einer welcken traube (dat. sg.) S. Dach 1, 172 lit. ver.; vom ende des 18. jh. ab gilt schriftsprachlich nur noch das femininum.
4)
in den mundarten aber hält sich das mascul. im westen und süden des sprachgebiets, bes. in weinbautreibenden gegenden, s. Fischer schwäb. 2, 327, vgl. auch träubel, m.: druve, m. Hönig Köln. 38ᵇ; der traube Autenrieth pfälz. 141; 'auch nassau. meist masc.' ebda; der trauwə Lenz Handschuhsheim. 71; traubə, draub, traubᵊⁿ Fischer schwäb. 2, 238; im Allgäu der traub A. W. Grube streiflichter (1876) 29; der trauppen Schmeller-Fr. bair. 1, 672; traupe, m. Schmeller cimbr. 178ᵇ; doch fehlt auch in diesen gegenden das femin. nicht: drauwf, fem. Christa Trier 70ᵃ; truw, drauf Follmann lothr. 107ᵃ; trubə, f. Streiff Glarner ma. 81; Wiget Toggenburg 77; traupe, f. Unger-Khull steir. 166ᵇ; hier auch das fem. neben dem masc. in demselben gebiet; z. b. els. einen trauben u. traub, f. Martin-Lienhart 2, 737; tirol. traupp, traupp'n, f. u. m. Schöpf 753; öfters dann mit bedeutungsdifferenzierungen: der trauwe 'die ganze frucht', die traub 'die einzelne beere' Reuting Höchst. 45; umgekehrt Meisinger Rappenau 205; traupe, f., 'die beeren der traube', m., 'eine menge von kleinen dingen' Lexer kärnt. 67; mit anderer unterscheidung: der truhven 'der weinstock', di truhf 'die traube' Waldbrühl rhingscher klaaf 214; entsprechend wb. d. lux. ma. 69. ausschlieszlich femin. ist traube im ganzen norden des sprachgebiets, z. b.: di druv Rovenhagen Aachen 25; druf Leithäuser Barmer ma. 44ᵇ; drûwe, f. Woeste westfäl. 60ᵇ; Damköhler Nordharz. 47ᵃ; Schambach Götting. 50ᵃ; Teuchert neumärk. 145; drᵒuwe Bauer-Collitz waldeck. 23ᵇ; druuv Mensing schleswig-holstein. 1, 881; Mungard Sölring 54; drüw, f. Schmidt-Petersen nordfries. 29ᵃ.
5)
neben anlautendem tr-, seit dem spätahd. die regel, findet sich dr- auszer im nd. hauptsächlich in md. u. alem. quellen, schriftsprachlich bis ins 17. jh.: drube (12. jh.) Hoffmann v. Fallersleben sumerlaten 4, 62; 2, 70; drube, windrub, -draub, druben in md. vocabul. des 15. jh. bei Diefenbach gloss. 502ᵃ; 632ᵃ; 29ᶜ; 79ᶜ; 482ᵇ; drauben Alberus dict. (1540) F f 2ᵇ; der draub H. Bock kreutterbuch (1587) 375ᵃ; 376ᵇ; drauben Serranus syn. libell. (Nürnberg 1552) 53ᵇ; B. Waldis psalter (1553) 142ᵇ; die drauben Eyering prov. cop. (1601) 1, 462; drauben Hulsius (1618) 95ᵇ; Dannhawer cat.-milch (1642) 1, 311. Luther hat nur drauben Hiob 15, 33; 4. Mos. 13, 25; Jerem. 8, 13; Matth. 7, 16 u. ö.; bei Fischart gelegentliches draub (s. nachtrab v. 1888 Kurz) neben häufigerem traub(en) bibl. fig. (1576) widm. 2ᵇ; Garg. 79 ndr.; drauben Soranus thes. (1587) 976ᵃ neben weintrauben ebda 114ᵇ.
6)
neben der altbezeugten hauptbedeutung 'weintraube' (s. u. 1) steht die allgemeinere 'haufen zusammensitzender früchte, blüten, pflanzen', die, in der schriftsprache jung und zumeist deutlich übertragen, in den mundarten der nordwestlichen und südlichen randgebiete, vor allem in den ableitungen (s. träubel 2 und traubig, -lich), offensichtlich selbständigen charakter hat (s. u. 2 und 3). aus ihr kann sich die übliche bedeutung in weinbautreibenden gegenden verengt haben. ob darüber hinaus eine noch allgemeinere, ältere bedeutung 'menge, haufen, klumpen von gleichartigen einzeldingen überhaupt' zugrunde gelegt werden darf (vgl. träubel 5), bleibt ungewisz: die spuren dafür sind entweder zu vereinzelt oder in ihrer selbständigkeit nicht völlig gesichert oder in ihrer zugehörigkeit zweifelhaft (s. u. 6). noch unsicherer ist es, ob es sich bei der bedeutung 'knopf, knauf, klotz' u. ähnl. (s. unter 7) um übertragenen oder selbständigen gebrauch handelt; in einzelfällen ist auch die zugehörigkeit unwahrscheinlich, trotz Hellqvist et. 1011 f., der schwed., norw., dän. dial. trubb 'kurze, dicke figur', 'stumpf, stummel' heranzieht; die seit Schade altd. wb. 1, 112 oft wiederholte zusammenstellung mit lit. trupùs 'bröckelig', kirchenslav. trupъ truncus, membrum, griech. τρύφος 'bruchstück' ist wegen der bedeutungsferne abzulehnen, vgl. Persson beitr. z. idg. wortforschg. 858; Trautmann baltoslav. wb. 326 f.
bedeutung und gebrauch.
1)
frucht des weinstocks, die weintraube; seit dem ahd. für uva, botrus, racemus, corimbus drubo, trubo, wintrubo Graff 5, 251 f.; trube Hoffmann v. Fallersleben sumerlaten 40, 48; truben, weintraube Diefenbach 79ᵃ; 632ᵃ u. ö.; acinus, uva beere von trauben, weinbeere Dentzler clavis (1716) 648ᵃ. allgemein, ohne besondere einzelvorstellung gebraucht, fast nur im plural: als vil all berge trauben geben Fischart Garg. 85 ndr.;
... dies land mit seinen lorbeersträuchen,
von korn und trauben segenschwer
Geibel w. (1883) 1, 115 Cotta;
das kali ..., das sich besonders in unreifen pflanzen, z. b. trauben, so häufig findet Hegel 7, 1, 531. so als obstart, oft in verbindung und gegensatz mit andern früchten: traub, den man nit zuͦ wein, sondern alleyn zuͦ speisz zeühet Dasypodius (1537) 442ᵇ; im herbst ... wolte ich frische trauben und obs mir genug essen volksbuch v. dr. Faust 86 Braune; als kirsen, pflaumen, trauben Paracelsus opera (1616) 2, 130 Huser; wenn auszer den gewöhnlichen obstsorten auch aprikosen, pfirschen und trauben wohl gerieten Göthe II 4, 99 W.; viel trauben eszen gereütt man etlich mahl, wen man einen braffen tribsdrill bekompt Elisabeth-Charlotte briefe 1, 297 Holland; ich langte gedankenlos nach den trauben in der krystallschale Storm werke (1899) 1, 42. häufig mit besonderer bedeutungsnüance:
a)
meist als fruchtstand, traubengehänge, beerenbüschel gesehen: racemus, conglobacio uvarum druf bei Schiller-Lübben 1, 590; der gantz traub oder zweig racemus Dasypodius (1536) 439ᵇ; Frisius 1113ᵇ, vgl. uva eyn wyntrub est totus cum racemis et acinis gemma gemm. (Straszburg 1508) e 5ᵇ. so in der zusammenstellung mit weinstock, rebe, stengel, laub u. dergl.: da irfrois der win unde di truben an den stocken Limburger chron. 85 Wyss; Seb. Franck chron. Germ. (nov. 1538) 284ᵃ; drauben am weinstock hoh. lied 7, 8; Jerem. 8, 13; der ... von mancherley art trauben behängten weinstöcke Faustbuch d. christl. meinend. 12 Szamatolski;
der rebenstock voll trauben schwaͤr
Spee trutznacht. (1649) 124.
— an den truben ..., da er an der reben hieng hs. d. 14. jh. bei Schmeller-Fr. 1, 640; der win stat also wol, das man an ainer reben het fünden 80 trüben bei Steinhausen privatbriefe 2, 76; reben stetz voll truben Niklas v. Wyle transl. 234 Keller; Luther 35, 437, 15 W.; die reben nicht ein trauben gebracht haben Guarinonius grewel 35. — wann der traub ... anfengt zeittig zu werden, schneiden sie den stengel, daran er henget, bisz auff die mitten entzwei oder ab G. Braun beschreib. u. contrafactur 5, 11ᵃ; ein trauben mit den trappen Dentzler clavis (1716) 95ᵃ. — die traube ist mit laub bedeckt Steinbach dt. wb. (1734) 2, 845;
und längs dem flusz auf hohem rain
im laub die traube schaukelt
besonders ausgesprochen im gegensatz zu den die traube bildenden beeren, vgl. racemus ... eine traube von kleinen beeren, so man am stock hangen lässet Weismann lex. bipart. (1698) 444ᵇ; grape der kamm, woran die weinbeeren an der traube hangen Frisch nouv. dict. (1772) 1085; schneite die drauben auff erden, denn jre beer sind reiff apokal. 14, 18; ach dasz ich doch nur alle tag ein beerlein hätte von einem trauben aus dem gelobten land continuatio speculi Speideliani (Nürnberg 1686) 307;
an einer süszen traube musz
wohl beer an beere sitzen
Cl. Brentano 2, 147;
besonders bei artbestimmung: bumastus traube mit groszen beeren Stieler 2301; die persischen trauben mit schwarzen ... fleischigen, abstehenden beeren Krünitz 187, 126. — in andern fällen reichlichster anwendung ergibt sich diese specialvorstellung, mehr oder weniger deutlich hervorgekehrt, aus dem zusammenhang: als angezaigt worden, man hab trauben pracht, hat sie von stund an bevolhen, man soll ir etliche bringen ... hat sie onerlesen ainen darausz genommen und darvon gessen zimm. chron. 1, 428 Barack, vgl. auch oben asiat. avantur. 162 und G. Keller sp. 1287; vor allem aus der wahl des verbs, vgl. unten 1 e: wir eilten ... die weinberge hinauf, brachen unsre hüte voll schöne rothe trauben Ulr. Bräker sämtl. schr. (1789) 1, 153;
es giebt ein land, heiszt Kanaan,
da tragen an einer traub zwei mann!
A. v. Arnim 19, 85 Grimm;
wie sie die köstliche traube mit heiter staunendem blicke
über sich halten
Hölderlin ges. dicht. 1, 60 Litzmann.
b)
in beschränkterer anwendung für die einzelbeere, mundartlich z. b. für Rappenau, Höchst, Kärnten verzeichnet, s. oben form nr. 4; vielleicht schon ahd. acinus trubo gloss. 4, 29, 4; 128, 37, vgl. Diefenbach gl. 9ᶜ; die bedeutungsabgrenzung ist im einzelfall nicht immer scharf: nimb dürre trauben, von kern gesäubert, stosz und machs mit essig an Wirsung artzneybuch (1588) 83;
ich sah nicht nur das niedliche gedrenge
der runden aufgequollnen trauben
Brockes ird. vergn. (1721) 221;
weil er (der regen) die trauben anfüllte, die sonst nicht gröszer als Johannisbeeren bleiben Forster sämtl. schr. 2, 446; der saft der weintraube, durch die äuszere schale von der berührung mit der luft geschützt, erleidet kaum eine bemerkbare veränderung, die traube trocknet allmählig zur rosine aus Liebig chem. briefe (1844) 150.
c)
selten für die ganze pflanze einschlieszlich des weinstocks und der reben; mundartlich am Rhein und in Luxemburg, s. oben form nr. 4; vgl. ahd. palmites druoben Graff 5, 252; gelegentlich zur benennung der art des weinstocks, der rebensorte: amerikanischer weinstock (vitis labrusca) ... Orwisburger traube (vitis dimidiata) ... milde traube (vitis blanda) ... rebstock sehr stark ... blatt sehr grosz Metzger pflanzenkde (1841) 965 f. ähnlich in compos. wie traubengang, -laube (s. d.).
d)
typische adjectiva geben den stand der reife und damit verbundene eigenheiten sowie die farbe an, wobei im einzelnen die vorstellungen des beerengehänges und der einzelbeere nicht immer geschieden sind. neben dem allgemeinen reif (vgl. 1. Mos. 40, 11; Kirchhofer slg. schweiz. sprichw. [1824] 316; Stieler; Sal. Gessner werke [1778] 2, 35) und unreif (Gabr. Rollenhagen indian. reisen [1663] 145; Steinbach 2, 845) haben sich zeitig und unzeitig seit alters gerade für die traube als üblich gehalten, wohl dialektgeographisch bedingt durch die süd- und südwestdeutschen weinbaugegenden: der traub ... wirt bald zeitig Petrus de Cresc. v. ackerbaw (1531) 38ᵇ; Stumpf Schweizerchron. (1606) 128ᵃ; zitig rot truben Tschudi chron. Helv. 2, 133; schöne zeitige weintrauben Stranitzky reiszbeschreib. 9 Wiener ndr.; Stieler; Kramer 2 (1702) 1115ᵃ; nim unzeittig trauben Gäbelkover artzneybuch (1595) 1, 147; krankheiten ... welche durch die grosze hitze und unzeitige trauben ... entstanden waren M. I. Schmidt gesch. d. Deutschen (1778) 1, 231. im andern sinne uva praecoqua zytig trube (15. jh.) Diefenbach 632ᵃ, vgl. precoque truben, die bald zyttigen (1512) bei Diefenbach 452ᶜ; fruͦdruͦben ahd. gloss. 3, 91, 11-16 St.-S.; fru thruuon bei Gallée vorstud. 347. für die unreife traube gilt sauer, bitter, herb, auch hart, die gern in bild, vergleich und sprichwort verwandt werden (s. u. 1 h und i): unzeittige oder saure trauben Dasypodius (1536) 439ᵇ; der safft von den bittern hertlingdrauben heisset omphacion H. Bock kreutterbuch (1587) 376ᵇ; junge trauben sind sauer Wander sprichw. 4, 1285; unreife trauben sind herb ebda;
und wenn in herber traube Zeus den jungen wein
läszt reifen
Droysen Äschylus (1841) 77.
auf die reife traube beziehen sich süsz, saftig, voll u. ähnl., überreif, welk: süsze tr. Steinbach 2, 845; das klima mild, die trauben, auch am boden, werden zeitig und süsz jahrb. d. Grillparzerges. 5, 127;
vor dir (Tantalus) der hoffnung
gastliche schatten,
saftige trauben
O. Ludwig (1891) 1, 12;
seht ihr nicht, auf diesen bergen
reifen schon die vollen trauben!
Gleim sämtl. schr. (1771) 5, 217;
die volle, reife traube vom stock Göthe I 41, 1, 353 W.; die strotzende traube Treuer dt. Dädalus (1660) 1, 841; vgl. die schwellende, geschwollene tr. unter 1 e. — der knappe verschlang sogleich das schwebende wort, wie überreife trauben, welche in einen aufgesperrten mund hinabfallen Freytag 17, 340; welcke trauben uva passa Kramer 2 (1702) 1313ᶜ. fachsprachlich: seitdem man zur erzielung eines starken weines die traube am stock 'edelfaul' werden läszt, ... Auerbach landh. (1869) 2, 127. occasioneller sind in diesem bereich:
mit glühenden trauben
ziehe der weinstock schlankgleitende reben hinan
Herder 26, 29 Suphan; vgl. 1 h;
fern im süd das schöne Spanien ...,
wo die heisze traube winkt
Geibel (1883) 1, 22 Cotta.
unter den farbbezeichnungen ist golden allgemeineres literarisches beiwort (vgl. traubengold), z. t. im hinblick auf die reife: als die trauben reif waren, da sah Eva den sperling picken die goldne traube Schubart sämtl. ged. (1825) 2, 269;
die rebe auf zum fenster klomm
mit ihren goldnen trauben
Lenau sämtl. w. 1, 4 Barthel;
oder wie die goldne traube
wonnegeister spürt
Mörike 1, 45 Göschen;
anders: an den bergen war der wein gebawen mit schönen trauben blaw und goldfarb Val. Schumann nachtbüchlein 6 Bolte. so allgemein auch rot gebraucht:
einen schönen, rothen trauben
ich mit augen hab gesehen
Spee trutznacht. (1649) 313;
vor allem in der variierung purpurn:
mein mädgen im schatten der laube
umhangen von purpurner traube
bekränzte mit rebenlaub sich
Göthe I 37, 42 W. (Annette);
wie die volle traube
aus dem rebenlaube
purpurfarbig stralt
v. Salis ged. (1793) 53;
es steht dürr das land,
wo sonst die purpurtraube ... wuchs
Hölderlin 2, 266 Litzmann.
in der regel aber unterscheidet rot ebenso wie blau, weisz, schwarz, gelb, neben dem reifezustand, traubenarten: rubilia rotdruͦben, rottrauben, rote drubin ahd. gloss. 3, 91, 43 ff. St.-S.; rubiliana ein roter drube (15. jh.) Diefenbach 502ᵃ; uvae nigrae rott trauben vocab. rei nummariae (1552) h 4ᵇ; Chr. Weise pol. redner (1677) 679; ein kranz blauer trauben umschattete seine glühende stirn G. Keller 2, 187; A. v. Arnim 8, 146 Grimm; maler Müller 1, 40; Krünitz 187, 128; aminium (d. i. Aminaeum) wizdrubo ahd. gloss. 3, 91, 39; wyszer drube, wyt druyff Diefenbach 29ᶜ; uvae albae blancke tr. voc. rer. numm. (1552) a 4ᵇ; die blanken trauben in Franken und Sachsen Krünitz 187, 127; gelbe tr. ebda 126; Chph. v. Schmid ges. schr. 9, 101; auf die reife zielt bunt: traube, die bald reif ist sive bunte traube uva varia Stieler 2301, vgl. dazu:
der nahe weinstock beut die braunen trauben dar,
mit weiszen untersteckt
P. Fleming geistl. u. weltliche poemata (1651) 91.
in frühen glossaren erscheint für dactyli botri die glossierung lange druben, langtrauben ahd. gloss. 3, 91, 17 ff. St.-S. (summ. Heinric.); Diefenbach nov. gloss. 125ᵃ; s. auch gloss. 165ᵃ (15. jh.), wohl eine vergleichende verlegenheitsbezeichnung der später dattel genannten frucht; vgl. träubel 2. herkunftsbezeichnungen setzen traube meist in association zu dem aus ihnen gekelterten wein, vgl. auch 1 f; die älteste fügung dieser art heunische traube bezeichnet, freilich, soweit die belege sprechen, nur eine geringwertige, hartschalige traubenart mit groszen beeren, vgl. heunisch = riesig, teil 4, 2, 1291; Lexer mhd. hwb. 1, 1309; vom ahd. bis ins 18. jh. in gebrauch: balatinae hunisc drubo, hunisdruben, hunesche drubin ahd. gloss. 3, 91, 47 ff.; 194, 51; trubel mit grossen kornern, hüneschtrube Niger Abbas 26; eyn hunthser drube (15. jh. md.) Diefenbach 29ᶜ; nov. gloss. 20ᵇ; an ab heun uvae spioniae seu duracinae heunische weintrauben dictae sint, quia maiores aliis, in medio relinquo Stieler 832; heunisch tr. spionia, bumamma, hartheunisch duracina alias bleibig ebda 2301, vgl. auch teil 4, 2, 513; so noch bei Frisch (1741) 1, 449ᵃ und als heunschen bauerweinbeere bei Nemnich 247. ihr gegenteil in der qualitätswertung war die fränkische traube, noch bei Stieler 2301, vgl. Lexer, Diefenbach-Wülcker 662, träubel 1 c u. träublein 1. eigentlich: der saft der rheinschen traube J. M. Miller ged. (1783) 93; die burgundische traube J. J. Chr. Bode Yoricks empfind. reise (1768) 1, 26; most der Deidesheimer traube Fr. W. Weber Dreizehnlinden (1907) 49; Muscateller tr. B. Faber (1587) 1391; Traminer tr. Stieler 2301; s. teil 11, 1, 1, 1177 u. ähnl.
e)
von den festeren verbalen verbindungen beziehen sich einige auf wachstum und reife; neben dem auch sonst üblichen tragen (vgl. teil 11, 1, 1, 1082; Castelli it.-teutsch [1709] 1, 966ᵃ; Göthe IV 45, 3 W.; Lipperheide spruchwb. 871) ist vor allem hängen, durch die form des fruchtstandes bedingt, häufig:
zuo einem trûben er (der fuchs) sich stal,
den sach er über den wec hangen
zs. f. dt. altert. 7, 364;
sahe er einen grossen und wolzeitigen trauben in der höhe hangen L. Rabus histor. d. martyrer (1571) 2, 285ᵃ; ein schöne weintrauben daran (an der rebe) hange Abr. a s. Clara etwas für alle 1 (1699) 641; blaue reifende trauben hingen überall in dem laube G. Keller 4, 146. — schwellen:
doch als im herbst am fels die traube schwoll
Geibel (1883) 1, 179 Cotta;
wo auf und auf die goldne traube hängt
und schwellend reift in gottes sonnenglanze
Grillparzer I 3, 104 Sauer-Backmann;
wo die schwellende traube mutwillig
über den zaun wächst
Hölderlin 2, 140 Litzm.;
und edle reben, die tragen
wein in geschwollenen trauben
Voss Odüssee 154 Bernays.
kochen: (im süden, wo) die freudegebende traube kocht Schiller 3, 576 Göd.; schwere trauben kochten ... in der herbstsonne Timm Kröger eine stille welt (1891) 187;
purpurne Veltliner traube
kochend in der sonne schein
C. F. Meyer ged. (1912) 72;
die ... reben tragen reichlich geschwollene trauben, die aber nicht durchgekocht, nicht reif werden Göthe IV 45, 3 W.; II 3, 42;
sechzehnmal bläht sich die goldne traube
von der gluth der sonne ausgekocht
Schubart sämtl. ged. (1825) 2, 190.
färben: gefärbte trauben uvae coloratae, die schon habend angefangen färben Maaler 406ᵇ; schon färbten sich die trauben und nahte der herbst Hegner ges. schr. 2, 293. — weichen: die trauben beginnen zu weichen uvae a sole mitescunt Stieler 2301. die meisten verbalen verbindungen gehen auf die traubenernte, die lese; am frühesten bezeugt und bis heute am gebräuchlichsten ist lesen, das hier in seiner ältern bedeutung 'sammeln' steht, vgl. schon got. ibai lisanda af þaurnum weinabasja Matth. 7, 16;
ni duit man untar mannon   thaz thrubon lese ir thornon
Otfrid II 23, 13;
racemari druben lesen (15. jh.) Diefenbach 482ᵇ; was aber von jm selber nach deiner erndten wechst, soltu nicht erndten, und die drauben, so on deine erbeit wachsen, soltu nicht lesen 2. Mos. 25, 5; Luc. 6, 44; Matth. 7, 16; des herbstes werke sind obss brechen, trauben lesen theatr. diabol. (1569) 230ᵇ; trauben lesen vendemmiare Kramer 2 (1702) 1115ᵃ;
so oft man viele trauben liest,
geräth die lese gut
v. Erlach d. volksld. d. Deutschen 3, 88.
in älterer zeit auch ablesen: racematio die nachsuchung, so man die trauben abgeläsen hat Dasypodius (1537) 203ᵇ; Jerem. 8, 13; und sintemal die reiffe trauben an manchem ende nicht abgelesen ... Kirchhof wendunmuth 2, 209 lit. ver.; schweiz. schausp. d. 16. jh. 3, 198 Bächthold; Fischart praktik 5 ndr.;
und fangen (die winzer) alszbald an mit angenehmer müh
fein ordenlich zugleich die trauben abzulesen
Weckherlin 2, 382 F.;
vgl. traubenabläser legulus Dasypodius dict. (1536) 440. — brechen:
wie er ein reben vor im sehe
und er den truben braͤche
Konrad v. Helmsdorf spiegel 416 L.;
brich den trauben und lasz die dörner stehen (1581) bei Schmeller-Fr. 1, 640;
hügel, wo man trauben bricht
Schenkendorf ged. (1815) 88;
bricht reiffe trauben ab, die purpur ähnlich sein
Opitz poemata 28 ndr.
schneiden:
(ich möchte) von ferne sehn, wie herden weiden ...
wie winzerinnen trauben schneiden
Platen 1, 53 Redlich;
im herbst man trauben schneiden thut
v. Erlach d. volkslied. d. Deutschen 1, 112;
ebenso abschneiden 4. Mos. 13, 25; dann lieset er (der winzer) den wein, die rappen, trappen oder trauben abschneidend Comenius jan. aur. iv ling. (1644) 129ᵇ; in der weinlese ... schneiden (sie) die trauben ab und sammeln sie in körbe J. G. Forster sämtl. schr. 1, 44. — bes. specifisch sind herbsten, s. teil 4, 2, 1069: erndet die früchten ... bricht die bonen ab, nimpt die ruben ausz, herbstet die trauben ab Messerschmidt v. d. esels adel (1617) 143;
bald geh ich in die reben
und herbste trauben ein
Göthe I 4, 360 W.
und, dialektgeographisch beschränkt, wimmen, wimmeln: racematio nachwimmen vel nachlesen der trauben Frisius (1590) bei Diefenbach 482ᵇ;
du traube von Trimmis, dich wimmeln wir heut
C. F. Meyer ged. (1912) 118.
am wenigsten eigentümlich pflücken, bezeichnenderweise fast nur bei nd. autoren: druuen plucken gemma gemm. (Köln 1507) bei Diefenbach 213ᵇ;
nun pflückte sie die schwerste der trauben
Hebbel werke 6, 222 Werner;
im mond, wo man die reife traube pflückt
Raupach dram. werke ernster gatt. 11, 93.
von der saftgewinnung werden gebraucht pressen (vgl. teil 7, 2105 nr. 1 a), drücken u. ähnl.: kipressit werdent wîntrûbôn Graff 3, 368;
als nun dieser wein zeitig was
und er die trauben schneiden was
und auszbresst, da ward uber masz
darausz ein roter most darnach
Hans Sachs 16, 290 lit. ver.;
Hoffmann v. Fallersleben ges. schr. 1, 9 Gerstenberg; Noah (hat) ... aus den zeitigen trauben den most oder safft getrucket Wickram 3, 185 Bolte; S. Münster cosmogr. (1550) 8; J. G. Jacobi 1, 20. — treten, s. teil 11, 1, 2, 189: traub, den man yetzt stampffen oder trätten wil Maaler 406ᵇ; also wird der traube mit fuͤssen getreten, dasz er ein wein werde H. Fabricius auszug bewerter hist. (1599) 914; allg. haushaltungslex. (1749) 3, 600ᵃ;
er (der prior) sieht dort seine mitpropheten
im bottich tanzend, trauben treten
A. Grün (1877) 4, 303;
mundartlich: die trauben träpplen Fischer schwäb. 2, 328; träppeln O. Wildermuth ges. w. 4, 280. der eigentliche fachausdruck ist keltern, älter kaltern: seczbreder umb drauben zu kaltheren voc. opt. (Lpzg. 1501) x 6ᵃ, vgl. teil 5, 526:
helft die vollen trauben keltern
Gleim (1771) 5, 217;
auf belaubten hügeln mag Lyäus ...
ausgesuchte trauben keltern lassen
Göthe I 2, 107 W.
f)
in enger sprachlicher beziehung steht traube naturgemäsz zum wein, der in umschreibungen in gehobener diction gern saft, blut der traube u. ähnl. genannt wird:
gestern bei dem saft der trauben ...
kam der tod zu mir herein
Lessing 1, 90 Lachm.-Munck.;
und sang beym goldnen saft der traube
mit ihr der liebe seligkeit
Pfeffel poet. vers. 1, 115;
proficiat collega ... sprach der conrector durch den rothen saft der traube die sonne betrachtend W. Raabe Horacker (1876) 35; am abend ... habe ich ... deine gesundheit in dem brausenden saft der traube von Sillery getrunken Bismarck br. an s. braut u. gattin 9; und so sehr oft. lockerer:
alles trawren, leidt und klage ...
wil ich in den süszen saft,
den die traube giebt, vergraben
Opitz poeterei 26 ndr.;
rebensafft,
den uns die trauben weinen
Spee trutznachtigall (1649) 156;
der saft, der aus der traube quoll,
kann heut ja wohl nicht schaden
Wilh. Busch d. heil. Antonius (1870) 37.
occasioneller:
zehnmal füll ich schon dies glas
mit der trauben edlem nasz
E. v. Kleist w. 1, 72 Sauer;
in der goldnen flut der trauben Novalis im Athenäum 3, 190;
nimm, mein vater, und isz und trink dies labsal der traube
Klopstock Messias (1780) 567;
o du der traube sohn, der im golde blinkt
(1753) Klopstock oden 1, 117 Munck.-Pawel;
... gleich dem wilden sohn der trauben
Geibel ges. w. (1883) 2, 81 Cotta.
aus der bibel stammt die verbreitete verbindung blut der traube (s. genes. 49, 11; Jes. 63, 3; apokal. 14, 20, vgl. Herzog-Hauck realencykl. f. prot. theol. 21, 59, vgl. auch traubenblut):
denn bindet er (Juda) sein füllen an den weinstock ...
und wäscht sein kleid in wein
wäscht seinen mantel in der trauben blut
Herder 12, 132 Suphan (segen Jacobs über seine söhne);
vgl. 10, 55;
Jachus safft ...
er wird auch mein verdrieszen
durch seiner trauben blut versüszen
K. Stieler geharnschte Venus 85 ndr.;
freude sprudelt in pokalen,
in der traube goldnem blut
trinken sanftmut kannibalen,
die verzweiflung heldenmut
Schiller 4, 4 Göd.;
der traube süszes sonnenblut,
das wunder glaubt und wunder tut
E. M. Arndt 4, 156 Rösch-Meisner;
das rothe blut der traube Bettine Cl. Brentanos frühlingskranz 208; der traube dunkles blut Geibel (1883) 1, 74; o gott ... wie verdien ich es, ... dasz mir die traube ihr kostbarstes blut spendet Tieck schriften (1828) 4, 275;
wohl quillet aus der traube
das heisze rebenblut
Geibel (1883) 1, 54.
metonymisch wird daher traube selbst statt wein gebraucht; vereinzelt auf antiker grundlage schon ende des 15. jh.: Virgilius (sagt) vom trauben, er nimbt vom erst die füsz H. Nithart Terenz Eunuch 131 lit. ver., sonst erst seit dem 18. jh.:
warum wollen wir nicht ...
uns mit rosen bekränzen und mit der burgundischen traube,
weil wir noch leben, die herzen erfreun
Fr. W. Zachariä poet. schr. 3 (1765) 154;
... die traube, die seinen becher ihm anfüllt
Giseke poet. w. (1767) 36;
gemeine lust selbst an der traube glut
läszt aneinander die pokale klingen
Müllner dram. w. (1828) 4, 113;
ein viertel trauben, süsz und gut, gibt wieder für ein stück voll muth Wander 4, 1284.
g)
als wirtshausname, meist wohl nach einem wirtshausschild: in der statt (Eichstädt) hab ich auf dem markht beym trauben einkehret (1611) Ph. Hainhofer relation 23 Häutle; (ein mann) der glaubte man könnte anderswo nicht als in der traube logieren Eva König bei Lessing 19, 372 L.-M.; man stellte (die pferde) in der traube nicht weit von dem kloster ein Auerbach dorfgesch. (1884) 1, 163 volksausg.; (er schritt) eilig über den markt in das weinhaus zur groszen traube Storm 8, 151.
h)
aus der häufigen anwendung als bild und vergleich hebt sich heraus
α)
der gebrauch von traube allgemein für werke und wesen der menschen, zumeist im religiösen sinn im anschlusz an metaphorisch gebrauchte bibelstellen z. b. nach 5. Mos. 32, 32 und Jesaia 5 (gleichnis vom weinberg des herrn): ire bere ist also galla, ira truba vile pittir Notker 3, 374, 3 P.; der evangelisch hauszvater, der da sprach: ich hab gepflanzet ein weingarten, vermaint trauben und gute früchte zu bringen, do hat er bracht wilde und biter frücht Knebel chr. v. Kaisheim 13 lit. ver.; da gott hofft sein weinberg ... soll trauben tragen, so trug er herling Lehman flor. polit. (1662) 2, 830 s. v. undanck;
die kirche hast du aufgebaut
zu einem weinstock süszer reben,
ach! dasz sie dir nun bittre trauben geben
Chr. Fr. Henrici ernst-, scherzh. u. sat. ged. 3, 106;
freier:
noch bringest du (die christenheit) kein gute frucht,
nur eytel bösz unzeytig trauben
Hans Sachs 1, 229 Keller;
glick zu, du hof und du hofleben,
da wenig trauben und vil reben,
da weder warheit, trew noch zucht
Weckherlin 2, 448, 13 lit. ver.
β)
in allegorischer ausdeutung von bibelstellen wie 4. Mos. 13, 24; hoh. lied 1, 14 u. a. ist traube in der älteren geistlichen dichtung zum sinnbild einerseits für Christus, andrerseits für Maria geworden, wie botrus, uva in der lateinischen, vgl. Ans. Salzer d. sinnbild. u. beiworte Mariens 39; 197; 309; nl. woordenboek III 2, 3471:
in dir (Maria) mit süezem zarte
wuohs der lebendic troube
Reinbot v. Durne hl. Georg 2747 v. Kraus;
do treit der herbst den truben,
den uns die magt gebar
(15. jh.) bei Wackernagel leseb. (1839) 978;
den truben, der für uns am criuze hienc
Colmarer liederhandschr. 211 lit. ver.;
der edel traub der menschait Jesu Christi Keisersberg ausgang d. kinder Israhel (1510) l 1ᶜ; vgl. J. Öcolampadius üb. M. Luthers buch bekentnusz genannt (1528) 129ᵃ.
sô wol dir (Maria) êrentrûbe
Konr. v. Würzburg gold. schm. 1298 Schr.;
vgl. lobgesang 21, 10 L. Wolff;
du süsser trub von Cyperland
Heinrich v. Laufenberg bei Ph. Wackernagel d. dt. kirchenlied 2, 575;
vgl. bei Salzer 309, 7;
(klage Sions)
sie (d. braut Christi) gleichet einer welcken traube
S. Dach 1, 172 Österley.
γ)
für die kinder des hauses nach dem 128. psalm:
deyn weyb wird ynn deym hause seyn
wie eyn reben vol drauben feyn
(1524) Luther bei Ph. Wackernagel dt. kirchenlied 3, 8;
dein weib ist ... wie ein weinstock, der voller trauben henget J. Barth weiberspiegel (1565) z 1ᵇ;
vieh und menschen müssen hassen
solchen weinstock, der nicht trägt,
den sein ehgatt hat verlassen;
aber welcher trauben hegt
und an ulmen steht gesetzt
wird ja billich hoch geschätzt
S. Dach 2, 726 Österley;
gruͤsset mir euer liebe rebe, meine schwägerin, Hanna Ruͤhlin, mit ihren trauben Luther briefe 2, 670 de Wette; euer hausreben sampt ihren trauben ebda 667; empfiehl mich deiner frau und ihren trauben Schubart br. bei D. Fr. Strausz 8, 171; vgl. auch traubenreich u. träublein 1. anders: hindernisse, die in der moralischen welt ... ursache sind, dasz der beste weinstock ... saure unbrauchbare trauben trägt — und vortreffliche ältern schlechte kinder erwachsen sehen S. v. Laroche frl. v. Sternheim (1771) 2, 83.
δ)
im erotischen sinne seit dem 17. jh.; für die freuden der liebe, spec. den kusz:
Rosill ist zwar Filandern fest verbunden,
doch gönnt sie mir die ersten freudenstunden.
ich bin es, der die vollen trauben brach,
hernach so mag Filander lesen nach
Stieler geharnschte Venus 141 ndr.;
dencke, liesz der keuschheit garten
deine sehnsucht lange warten,
späte trauben werden voll
Chr. Günther (1735) 1047;
sie (die zunge) musz die süszen trauben,
die auff den lippen stehn, verbieten und erlauben
Logau 235 Eitner;
für eine geliebte: ich meinte, der kanzler hätte sich eine reife, süsze traube aus irgend einem besonderen aquitanischen weinberge in den englischen nebel herübergeholt C. F. Meyer der heilige⁶ 71.
ε)
allgemeinere bilder und vergleiche in verschiedenster anknüpfung sind demgegenüber mehr occasionell: traurig ists freilich, wenn einem menschen die lage, in der er lebt, mit allen ihren umständen und kostbarkeiten so verleidet, so verbittert ist, dasz er auch keine traube und blume derselben anrühren mag, sie zerfallen ihm unter der hand zu asche Herder 16, 123 Suphan; mehr redensartlich:
ich will dir jetzt mit qual
zustricken mit dem strang den hals ...
da hängste wie ein traub am reben
W. Spangenberg ausgew. dicht. 183 Martin.
üblicher ist die anknüpfung an die typischen adjectiva, vgl. oben 1 d:
der tod ist es schon so gewohnt,
dasz er der jugend wenig schont
und die noch harte trauben
am liebsten pflegt zu rauben
v. Canitz ged. (1727) 42;
der pöbel bleibt gleichwohl dabey,
dasz an dergleichen wilden ranken (der dichtung kunst-
die bittre traube süsze sey loser gesellen)
Stoppe Parnasz (1735) 31;
du bist weiszer als milch ... aber auch herber als eine unreife traube K. W. Ramler einl. (1758) 1, 334; dein leben ist reif wie die trauben am herbsttag Höderlin Euphorion (1846) 2, 89 Schwab; er merkte, dasz sie von der wahnkrankheit befallen war wie eine süsze traube vom rost G. Keller ges. w. 6, 344; Shakespeare reicht uns ... die volle, reife traube vom stock Göthe I 41, 1, 353 W.; für die form unserer modernen bühne paszt das abgezogene getränk besser als die ungekelterte traube Immermann 19, 142; laster ... seyn die zwar unansehnlichen, aber notwendigen reben, auf denen die volle traube des staatsruhmes und staatsreichthums prange Herder 24, 105 Suphan; die bewegungen in meiner vaterstadt sind zu der glühendsten, vollsaftigsten traube der revolution herangereift Th. Mundt Robespierre (1859) 2, 130.
i)
sprichwörtliche redensarten sind auszerordentlich zahlreich; alle stufen des wachstums und der verarbeitung der traube bieten dazu die anschauliche einkleidung. am verbreitetsten ist das sprichwort von den sauren trauben nach Äsops fabel vom fuchs und den trauben (vgl. zs. f. dt. altert. 7, 364 [13. jh.]; Steinhöwel Esop 173 Österley; teil 8, 1861): die trauben sind sauer sagte der fuchs Göthe IV 1, 226, 3 W.; die trauben sind mir zu sauer W. Lüpkes seemannsspr. 128; und sprach davon nur wie der fuchs von den trauben Bürger 329ᵇ Bohtz; in mannigfachster abwandlung, auch mundartlich, vgl. I. v. Düringsfeld sprichw. 2 (1875) 262; Wander 4, 1286; in erweiterter anwendung wie z. b.: sind mädchen trauben, die nicht fallen wollen, so begreift man leicht in welcher gestalt man uns unten am weinstock denken musz Hermes Sophiens reise (1774) 2, 74. aus derselben fabel stammt:
gleich wie der fuchs auch etwan sprach
dem die drauben hingen zu hoch
Eyering proverb. cop. (1601) 1, 462;
ich bin des fuchses ebenbild,
der trauben, die zu hoch ihm hangen,
um sein vergebliches verlangen
schlau zu bemänteln, sauer schilt
Gotter (1787) 1, 460;
die günstigen verhältnisse seiner (des Schneeferners) ersteigung würden ihn namentlich denjenigen touristen empfehlen, welchen die trauben auf der Zugspitze etwas zu hoch hangen H. v. Barth Kalkalpen 534. anders: die süszesten trauben hängen am höchsten Binder 196; Wander 4, 1234. — bei (am) monschein wird kein trauben zeitig (reif) man musz sich anstrengen, um etwas zu erreichen W. Spangenberg anm. weish. lustg. (1621) 119; Binder 134; ein traub macht den andern zeitig eine hand wäscht die andre S. Franck sprichw. 1, 39; Lehman flor. polit. (1662) 3, 75; schwartze trauben geben so guten wein als die weisze ebda; die roten trauben sind abgelesen, die besten farben sind verspielt s. v. alter ebda; die süszeste trauben werden am hefftigsten gekeltert Joh. Qvirsfeld geistl. myrrhengarten (1717) 910; wann die trauben sind gekeltert, so achtet man der trester nicht Lehman flor. polit. (1662) 1, 14; Wander 4, 1286. eine reihe von sprichwörtern geht auf bibelstellen zurück; nach deuter. 23, 24 und Matth. 12, 1 heiszt es: es ist keinem eine traube verwehret Pistorius thes. paroem. (1715 ff.) 213; Graf-Dietherr rechtssprichw. 389; am fruchtbarsten ist Matth. 7, 16 und Luc. 6, 44 geworden (vgl. bei Otfrid II 23, 13 oben sp. 1292): man liszt nit feigen vonn dornhecken noch weinbeer oder trauben von disteln Seb. Franck sprüchw. (1541) 2, 56ᵃ; B. Waldis streitged. 22 ndr.;
raben hecken keine tauben,
dornen bringen keine trauben
Binder 156,
vgl. J. Rist d. friedejauchz. Teutschland (1653) (:)(:)(:)ᵇ; nur musz man ... keine trauben von den dornen und keine feigen von den disteln verlangen (in bezug auf A. W. Schlegel) Göthe gespräche 6, 115; abgewandelt: wer hat je gesehen von den schleehecken trauben lesen? Moscherosch (1650) 2, 21; wer darf trauben von einer cypresse verlangen (mit bezug auf Tacitus) G. Freytag ges. w. 6, 15; von dem brombeerstrauche ... sind eben keine trauben zu pflücken Fontane I 1, 232; ich war es endlich müde, mich wegzuwerfen, trauben zu suchen in der wüste und blumen über dem eisfeld Hölderlin 2, 81 Litzmann; und wenn ihr den unbestimmten ... charakter seines (d. i. Byrons) liberalismus tadelt: wer heiszt euch denn vom lenze trauben fordern? Treitschke hist. u. pol. aufsätze 1, 332.
2)
traube als fruchtstand anderer pflanzen, deren früchte in bestimmter anordnung traubenähnlich oder überhaupt eng und in haufen zusammensitzen, dann nicht scharf zu trennen von traube 6 'menge, haufen, klumpen', vgl. dort Schmeller-Fr. bair. 1, 672; hauptsächlich bei beerenarten, vgl. Adelung 4, 649: eschbeerbäume, die so mit rothen trauben bedeckt waren, dasz man kaum die blätter durchschimmern sah fürst Pückler briefw. u. tageb. 4, 307; vor allem für ribes rubrum ... Johannisbeere, Johannistrauben, rothe oder weisze trauben Nemnich 2, 116, 2; wohl nur als compositum (vgl. auch träubel 2), in Südwestdeutschland von Lothringen bis Mainz volkstümlich statt Johannisbeere, s. Kretschmer wortgeographie 243; aber auch z. b. in Barmen Leithäuser 44ᵇ u. Jülich-Berg v. Klein prov. wb. 1, 214; vgl. auch traubenbrehme eine art von brombeeren, die ihre beeren in trauben geordnet hervorbringen Krünitz 187, 134; seetraube teil 10, 1, 74, bärentraube teil 1, 1130. von gröszeren früchten wie kirschen (s. traubenkirsche sp. 1314, vgl. schweiz. trubestli zweig eines kirschbaums mit reifen früchten Staub-Tobler 1, 575), 'bes. von nüssen und äpfeln, bei nüssen spricht man von tweedruuf, dreedruuf u. s. w.' Mensing schlesw.-holst. 1, 881, vgl. nusztraube, teil 7, 1020, traubennusz sowie traubenapfel, -birne, -erbse, -kartoffel, -weizen u. a. sp. 1301. geläufig ist diese allgemeine anwendung als fruchttraube vor allem in den mundarten, s. unter träubel 2, traubig, traublich. literarisch tritt meist traube 1 als grundvorstellung auf: die öpffel ... trägt es (das blatt des adamsapfelbaums) traubenweisz am baum, ... etwa zehen, fünfftzehen oder zwentzig zu zeiten an einem trauben Joh. Thucher bericht d. meerfart (1561) 58ᵃ; sorgsam gepflückte ... trauben der ... ebereschenfrucht Holtei vierzig jahre (1843) 2, 42; die früchte (des piriguao) sind pfirsichen ähnlich ... siebzig bis achtzig derselben bilden ungeheure trauben A. v. Humboldt ansicht. d. nat. (1826) 1, 201;
(dattelpalmbäume)
die hier und da voll goldner trauben stunden
Wieland (1794) 23, 53;
mit reinem gold getränkt die purpurwangen
schwellen der palmen sonnenreife trauben (datteln)
W. v. Humboldt ges. w. (1841) 374;
(der pisang) der dreimal im jahre seine 70-80 pfund schweren trauben zur reife bringt O. Peschel völkerkunde (1874) 160; im ausgesprochenen vergleich:
ich sahe, welches kaum zu glauben
morellen, weisz- und rothe kirschen,
birn, äpfel, aprikosen, pfirschen
nicht einzeln, recht wie trauben sitzen
Brockes irdisch. vergnüg. (1731f.) 2, 221.
3)
in derselben anschauung wie 2 bezeichnet traube botanisch einen 'blütenstand, wenn auf einem langen einfachen blumenstiel mehrere der länge nach gestielte fast gleichlange blumen stehen' Dietrich gartenlexikon (1808) 8, 41; man unterscheidet dabei einfache, zusammengesetzte, gipfelständige u. a. trauben ebda 8, 41; 1, 50; Krünitz 187, 125f. und spricht von blüthen-, blumentraube Nemnich 77; 79; Dietrich 1, 50, doldentraube ebda 3, 350; 1, 50, rispentraube Oken allg. naturgesch. 2, 45; vgl. auch unten 8 a: blüthen (des lorbeerseidelbastes) in kleinen, hangenden trauben in den obersten blattachseln v. Schlechtendal flora v. Deutschland⁵ 10, 182; gemeine berberize ... strauch mit trauben gelber blüthen Ratzeburg standortgewächse 69; die blüthen (der tonkabohne) ... stehen in rispen oder trauben Karmarsch-Heeren³ 9, 510; im ältern nhd. vereinzelt in zss.: (wasche das kranke pferd) mit wasser, darinn andorn oder heid oder benedictenkraut inn gesotten oder ebhewtrauben W. Ryff Alb. Magn. thierbuch (1545) 43;
voll blauer trauben duftete der flieder,
die maienglocken streuten wohlgeruch
Platen ges. w. (1843) 1, 266.
mundartlich: drüw traube, dolde Schmidt-Petersen 29ᵃ; blawe druwen für die perlhyazinthe, muscari botryoides Mensing schlesw.-holst. 1, 881, vgl. traubennelke, -hyazinthe und andere derartige blumennamen sp. 1301 sowie träubel 3 u. 7, träublein 3 und träubchen.
4)
auf einen einzelnen gegenstand übertragen wegen der ähnlichkeit seiner gestalt mit einer weintraube.
a)
ein knopf am hinteren ende des kanonenrohrs bei vorderladern, dem stosz, zum aufheben des rohrs beim richten, zum befestigen von hebe- oder wuchtbäumen beim austragen des rohrs aus der lafette (s. Hoyer allg. wb. d. artill. II 2, 220; v. Alten 2, 354), 'welcher gemeiniglich die gestalt einer traube hat und auch davon den namen führet' Eggers 2, 1157: wird ... hinten mit einem holtz an die traube geschlagen, so löset sich die kugel v. Fleming soldat 63; wenns auch nur eine lumpige kanone ist, so gieszen wir einen zierrath auf ihre traube J. J. Chr. Bode Tristram Schandi (1774) 9, 125; das rohr (der schiffskanone) fährt plötzlich zurück und schlägt mit der traube auf meinen linken schenkel W. v. Rahden wanderungen (1847) 2, 499.
b)
eine kartätschenart, die sog. beutelkartätsche, s. Burja gröszenlehre (1799) 325; vgl. traubenkartätsche, -hagel, -kugel, -schusz: die platte der traube (bei den haubitzgranaten) ist breit Hoyer allg. wb. d. art. I 2, 214; ist ein defilée lang und stehet man 500 und mehrere schritt hinter demselben, so musz man sich der ordinairen kugeln und nicht der trauben bedienen Venturini taktik (1800) I 1, 2, 13.
c)
schwäbisch ein 'metallbecher, der mit dem deckel zusammen durch ovale form einer traube gleichsieht' Fischer 2, 327; die mit einer traube gestempelte dritte qualität barchent aus traubenbarchent verkürzt, dazu auch traubenfärber färber von traubenbarchent (Ulm 1547) ebda: das zweifach karten und scheren der trauben quellen von 1552 u. 1579 ebda.
d)
vgl. traube 7.
5)
auf eine vielheit von gleichartigen einzeldingen übertragen, die eng zusammenhängend ein ganzes bilden wie die menge der einzelbeeren die weintraube; der weg der übertragung wird deutlich in vergleichen wie: erdschnecken ... hangen stetts an einnander wie die beer an einem trauben J. Heyden Plinius (1565) 195; auf den drei doppelbänken hängen die menschen wie trauben Kölner lokalanzeiger v. 6. aug. 1932; die vielen neger ... muszten sich (beim ausbooten mit dem ladebaum) an das grosze netz anklammern ... es sah aus wie eine traube von menschen H. Paasche fremdenlegionär Kirsch 86. in allgemeiner anwendung occasionell: sie trugen ... an den zöpfen ganze trauben von zierraten Sven Hedin abenteuer in Tibet¹⁰ 339; trauben electrischer lampen auf eisernen kandelabern überfluteten sie mit weiszem licht Ina Seidel Renée und Rainer (1930) 61; mit ganzen trauben von leeren feldkesseln ... beladen Paul Alverdes Reinhold (1931) 83; eine rakete streute verknallend ihre funkentrauben aus H. König d. klubbisten (1847) 2, 76; vgl. auch traubenperrücke; achtern ruderte eine traube stämmiger vögel Hans Grimm volk ohne raum 1, 133. fest und verbreitet für einen schwarm bienen: traube so heiszt der aufgestandene bienenschwarm aus einem mutterstock. wenn er sich ... an einen zweig hänget ... nennet man solchen knauel bienen der ähnlichkeit halber mit einer natürlichen weintraube, eine traube Overbeck gloss. melitt. (1765) 83; der scharm hänget sich in die traube ebda. schon 1623 verzeichnet: uva apum ein traube bienen, so sich angehangen J. Orsäus nomencl. meth. (1623) 204; wie die bienen im frühling ... ihre volkreiche jugend sich in langen trauben um den stock herum anhängen lassen Bodmer slg. crit. u. poet. schr. 1, 47;
(beim einfangen des schwarmes)
flosz anhaftender bienen bewegliche traube zur erd hin
Voss sämtl. ged. (1802) 2, 204.
auch mundartlich trauppm impm Schmeller-Fr. bair. 1, 672; Lexer kärnt. 67, doch vgl. 6. fachsprachlichem gebrauch nähern sich an wendungen wie: dasz unter den ... eiertrauben (des kieferspinners) sich mehrere behaarte befanden ... auch andere nackte trauben waren öfters nur schwach belegt, andere wieder durchweg (an 60-80 eiern) inficiert Ratzeburg waldverderbnis 1, 145; so auch traubenmonade (sp. 1301); medicinisch für staphyloma: trauben oder traubenkörner beim pferde, die am pupillarrand hangenden und in die pupille hineinragenden schwarzen flocken J. E. L. Falke univ.-lex. d. thierarzneikde (1842) 2, 375, s. Sanders; vgl.: so dasz die (Meibomschen) drüsen wie trauben aussehen Sömmerring 6, 914. dazu zusammensetzungen wie traubenauge, -geschwäre u. ähnl. Höfler dt. krankheitsnamenbuch 747ᵃ.
6)
'menge, haufen, klumpen', z. t. in ähnlicher anwendung wie 5, doch ohne dasz eine übertragung von traube 'weintraube' wahrscheinlich wäre; im mhd. vereinzelt:
daran erbeizten sie zehant,
wan die heide (acc.) gurte und bant
von boumen ein troube
mit wol sô dickem loube,
daz sie da niemen mohte gesehen
H. v. d. Türlin krone 11622 Scholl;
vgl. dazu: trauben, m., buschholz; im groszen, kleinen trauben Buck flurnamenbuch 281 und schwäb. flurnamen wie Traubenhölzle, -knopf, -weide u. ähnl. Fischer 2, 328. ebenso alleinstehend als getreidemasz: unum maldrum tritici annue pensionis, quod trube weize vulgariter nuncupatur (a. 1289) hessisches urkundenbuch I 1, 375 Wyss-Reimer. für einen schwaden (oder stiege?) gemähten getreides: welcher in der erntzeit ehe dann das felt lähr ist unter die mäntl traupen oder mathen halten laszet, deszen dienstboth ist zu pfenten und wan ers vor sich selber getan zu straffen (1701) österr. weist. 8, 860. sonst nur mundartlich; obd.: traupe, f., 'schock, gröszere anzahl, z. b. von menschen' Unger-Khull steir. 166ᵇ; im zusammenhang mit traube 2 und 5: ẽ ganzə̃ trauppm ber, haslnuss, kersch, impm (bienen) Schmeller-Fr. 1, 672; Lexer kärnt. 67. speciell: 'die längs der kanalufer aufgestellten holzstösze werden 'trauppen' genannt' J. Blau Böhmerwälder hausindustrie 1, 74; auch in ableitungen, s. träubel 5, träublein 4, traubicht 2 d, traublich 2 c, träubeln, vb.; nd.: druuv, f., von pferden, die nebeneinander vor die egge oder den pflug gespannt werden, sagt man dree op'n druuv, auch von menschen dor sitt se nu weller all op een druuv Mensing schleswig-holst. 1, 881, vergleichbar die anwendung auf früchte, s. oben 2. im ahd. vergleicht sich vereinzeltes drupo, thrupo cuneus, turbas minores ahd. gloss. 1, 74, 6 St.-S. (hrab.-keron. gloss.), doch ist die zugehörigkeit fraglich; die von galloromanisch troppus 'herde' (lex Alamannorum) dagegen ist lautlich unmöglich, s. Meyer-Lübke 8938; Johansson Kuhns zeitschr. 36, 366; Gamilischeg 869ᵇ; 870ᵃ.
7)
traube, drûwe, drûf als vorwiegend nordwestnd. bezeichnung von werkzeugen, geräten und ihrer teile, vgl. traube 4.
a)
drûf hölzerner griff an eisernen schneideinstrumenten Danneil altmärk. 41ᵃ; ebenso Mensing schlesw.-holstein. 1, 881. drûf und drûfel und trûf das dicke, runde stück holz unten an dem springstock, der dessen einsinken in die erde verhindern soll Doornkaat-Koolman ostfries. 1, 344ᵃ, vgl. holl. druif ronde knop in zonderheit aan een stok, staak of steel woordenboek 3, 2, 3471. traube birnförmiger holzgriff am sog. 'fliegerhacken' (einer stange mit eisenspitze und -haken) zum einstemmen an die schulter K. Dunkelberg Rheinschiffahrtslexikon (1910) 50; druf knop van een schiffersboom Dijkstra friesch 1, 299ᵇ; der rundgedrehte knopf oder knauf an einer schiebestange, wogegen man sich mit der brust oder schulter stemmt, z. b. an dem dîknatel (stange zum bespicken der deiche mit stroh) Doornkaat-Koolman ostfries. 1, 344ᵃ; inbes. am bohrer ebenda, vgl. holl. druifboor boor die van boven van een ronden knop is voorzien woordenboek 3, 2, 3470; für den beweglichen teil eines bohrers bei Stürenburg ostfries. 40ᵃ; drouvə, drūf das gestell am handbohrer, drehbügel rhein. wb. 1, 1437, auch für den bohrer selbst ebda; druuv bohrer, bohrwinde, brustleier Mensing schlesw.-holst. 1881, wie bohrdruuv, f., u. -winn ebda 416, häufig auch druufbohr 882; druwe Frischbier preusz. wb. 1, 153ᵇ; nd. jahrb. 1, 75ᵇ; bôrdrûwe Woeste westfäl. 60ᵇ; baordruv Danneil 13; vgl. auch mnd.: 3 bar szunder druuen (1525) Wismarer inventar fol. 126 u. ö. bei Schiller-Lübben 1, 590ᵃ. heute in der fachsprache: traube bügel am brustbohrer Hoyer-Kreuter technol. wb.⁵ 1, 774ᵃ; falsche traube bohrzapfen ebda; vgl. auch traubenbohrer, draufbohrer, trauch und trauchbohrer sp. 1310 u. 1325, ²trau, f., sp. 1282.
b)
merkwürdig: drûwe, f., faszdaube Woeste westfäl. 60ᵇ; druf, pl. druwen dass. wb. d. Elberfelder ma. 43ᵃ; ebenso draube, druf rhein. wb. 1, 1437.
c)
was ist bair. der traub 'todtensarg' Schmeller-Fr. 1, 640 ? vgl. der trauer sp. 1359.
8)
zusammensetzungen mit traube- als erstem bestandteil sind seit dem ende des 14. jh. bezeugt, draubeneinigung (s. d.), in gloss. d. 15. jh. trubenkamm, -kern, -korn, -rapp, -stain (s. d.), im mhd. nur trûbeblâ, adj., blau wie eine traube Lanzelet 4759. im 16. jh. schon zahlreicher belegt, findet etwa von der mitte des 17. jh. bis ins 19. eine starke vermehrung der bildungen statt. die hauptmasse der zusammensetzungen sind substantiva, neben der die adjectiva und adject. partic. zurücktreten. ganz überwiegend stellen sich die bildungen zu traube 1 'uva', die botanische fachsprache vermehrt seit der wende des 18.-19. jh. bes. die anwendung von traube 2 u. 3, (s. u. a), einzelne kriegstechnische ausdrücke des 18. jh. schlieszen an traube 4 an (vgl. traubenhagel, -kartätsche, -kugel, -schusz), zoologische und chemisch-mineralogische des ausgehenden 18. und des 19. jh. an die von traube 5 (vgl. 8 b β sowie z. b. traubenblei, -erz, -stein, -vitriol, s. auch traubig 2 c), während zusammensetzungen mit dem gebrauch von traube 6 nicht, mit traube 7 nur in traubenbohrer zu verzeichnen sind. aus dieser menge von composita heben sich einige besonders typische gruppen heraus, die übrigen bildungen siehe an alphabetischer stelle.
a)
in zahlreichen pflanzennamen steht traube im sinne von traube 2 u. 3; diesen pflanzen eignet ein trauben- oder büschelartiger fruchtstand oder eine trauben-, d. i. dolden- oder rispenförmige blüte, meist im unterschied von andern ihrer gattung. die bildungen setzen im 16. u. 17. jh. noch sehr vereinzelt ein: traubenkraut (1553), -malde (1594), traubapfel (1645), -eiche (1663), traubenkirsche (1673), -baum (1673), -holder (1682), -hyacinthus (1689), im 18. jh. erfahren sie kaum eine vermehrung, erst seit der wende des 18./19. jh. kommen sie in botanischer fachsprache voll zur entfaltung, ebenso die demselben bereich angehörigen bildungen oder anwendungen wie: traubenblume, -blüte, -büschel, -dolde, -rispe, -spindel u. traubenährig, -artig, -bildend, -blütig, -doldig, -förmig, -ständig u. s. w. (s. diese an alphabet. stelle):
traubenaloe
Campe 4, 861ᵇ;
traubenamarelle
eine glaskirsche Oken allg. naturgesch. 3, 3, 2051;
traubenampfer
coccoloba ebda 3, 3, 1486;
traubenapfel
traubenbaum
(s. d.);
traubenbeere
(s. d.);
traubenbirne
pyrus botryapium L. Dietrich lex. 7, 680; ein name des kanadischen mispelbaumes ... dessen weisze blüten in langen einfachen trauben erscheinen Campe 4, 861ᵇ;
traubenbrehme
brombeerart Adelung 4, 650;
traubeneiche
(s. d.);
traubenerbse
die kronen-, trauben- oder büschelerbse ..., deren stengel am ende mehrere in trauben oder büschel gesammelte hülsen trägt Dietrich 7, 306;
traubenfarn
(s. d.);
traubenfeigenbaum
ficus racemosa L. ebda 4, 171;
traubenflieder
tr. sambucus racemosa L. ... die scharlachrothen beeren bilden eine sehr dichte traube v. Schlechtendal flora (1880) 28, 114;
traubengamander
teucrium botrys L. Waldbrühl pflanzennamen 32;
traubengänsefusz
chenopodium botrys L. v. Schlechtendal a. a. o. 9, 163;
traubenginsel
Dietrich 1, 201;
traubengurke
tr. ... frucht kleiner als irgendeine, mehrere beisammenstehend Metzger pflanzenkunde 704;
traubenhabichtskraut
hieracium racemosum v. Schlechtendal a. a. o. 30, 419;
traubenholder, traubenhollunder
s. an alph. stelle;
traubenhyazinthe
(s. d.);
traubenkartoffel
Mozin dt.-frz. wb. (1846) 4, 852ᵇ;
traubenkirsche
(s. d.);
traubenklee
v. Hohberg georg. cur. (1682) 1, 695;
traubenklisse
ambrosia Oken a. a. o. 3, 754;
traubenkohl
blumenkohl Mozin a. a. o. 4, 852ᵇ;
traubenkoralline
sertularia uva L. Campe 4, 862ᵇ;
traubenkrapp
zusammengeballte krappsorte Karmarsch-Heeren (1876) 9, 626;
traubenkraut
(s. d.);
traubenlilie
kniphotia, tritoma Oken a. a. o. 3, 566;
traubenmalde
eine art chenopodium artiplex botr. (1594) Fischer schwäb. wb. nachtr. 1767;
traubenmaszholler
bergahorn Dietrich 1, 50;
traubennelke
gegen wassersucht koche einen thee aus trufnelken (kleine rote federnelken, wie sie bei Neu-Ruppin wachsen) zs. f. volkskunde 8, 200;
traubennusz
Dietrich 4, 354;
traubenolive
olea racemosa Metzger 566;
traubenpfeffer
piper longum Arends syn. lex. 324;
traubenschimmel
(s. d.);
traubenschmergel
chenopodium botrys Oken 3, 3, 1460;
traubenschwale
limonia ebda 3, 2, 1312;
traubenschwarzwurzel
Arends a. a. o. 353;
traubenstrauch
(s. d.);
traubentulpe
Campe 4, 862ᵇ;
traubenulme
ulmus racemosa Mothes ill. baulex. (1882) 4, 391;
traubenweizen
triticum spici multiplici heiszt derjenige, der auf einen halm 6, 8 oder mehr ähren hat Marperger vollst. küch. dict. (1716) 1315ᵇ.
b)
verhältnismäszig selten und jung ist traube als erstes glied von zusammengesetzten tiernamen. α)
meistens auf traube 1 deutend:
traubenlecker
eine art dämmerungs- und abendfalter Campe 4, 862ᵇ; es gibt noch eine ... raupe, die man den traubenlecker nennt, und welche sich ... von den weinblättern ernährt Oken 5, 3, 1379;
traubenmade
eine ... raupe ist unter dem namen der traubenmade ... in den blütenständen der rebe berüchtigt Brehm tierleben (1890) 9, 454;
traubenmotte
ein rebenschädling, tinea uvella Oken 3, 3, 1869;
traubenwickler
dass., chonchylis ambiguella Brehm ebda. β)
vereinzelt aber auch zu traube 5 gehörig:
traubenmonade
uvella: andere (tierchen der gattung) häufen sich zu gewissen zeiten wie trauben zusammen und heiszen daher tr. Oken 5, 1, 19; Krünitz 187, 142; so wohl auch traubenkäfer staphilinus Ratzeburg waldverderbnis 1, 31;
traubenträger
eine art schildflöhe, monoculus quadricornis, die weibchen tragen die eierstöcke in traubenförmigen bündeln neben dem schwanze Campe 4, 862ᵇ; Mozin wb. 3, 20ᵇ.
c)
in einer reihe von concretis gibt der erste teil des compositums den stoff an, aus welchem das product besteht; immer zu traube 1 gehörig; seit d. 16. jh. üblich:
traubenagrest
(s. d.);
traubenbranntwein
G. H. v. Schubert reise in d. morgenland 1, 324;
traubenextract
ist in einem weine nicht die erforderliche menge von gerbstoff vorhanden, so musz ... tr. zugesetzt werden Karmarsch-Heeren (1876) 10, 590;
traubenhonig
im orient bereitet man aus der frucht des weinstocks einen köstlichen traubenhonig J. G. Forster sämtl. schr. (1843) 5, 187;
traubenkompot
kompot von unzeitigen weintrauben Krünitz 187, 138;
traubenkraut
(s. d.);
traubenkuchen
allg. dt. bibl. 100, 537;
traubenmaische
für die herstellung von haustrunk aus traubenmaische, -most, rückständen der weinbereitung gelten besondere bestimmungen hdwb. d. staatswiss. (1923) 8, 970;
traubenmus
(s. d.);
traubenöl
(s. d.);
traubenpomade
labiale ceratum: gute tr., drücke blaue weinbeere durch ein tüchelgen H. v. Fleming soldat (1726) 340ᵃ; Staub-Tobler 4, 1253; G. Arends syn. lex. (1892) 84;
traubenpulver
die trauben werden ... getrocknet, in mörsern zerstampft, zu traubenpulver ... gebraucht Ritter erdkde 7, 240;
traubenrosine
(s. d.);
traubensalbe
ceratum cetacei album weisze tr. Arends a. a. o. 84;
traubensekt
Ritter 13, 63;
traubenselze
(s. d.);
traubensaft
(s. d.);
traubensirup
Ritter 17, 1377.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1933), Bd. XI,I,I (1935), Sp. 1286, Z. 57.

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Zitationshilfe
„traubentulpe“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/traubentulpe>.

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