Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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tratsch, m., auch n.

tratsch, m., auch n.
(z. b. Stalder schweiz. id. 1, 299), selten trätsch (ebda), trascht, tresch und formen mit dr-; ableitung von dem lautmalenden tratschen, trätschen (s. d.), vgl. auch trantsch.
1)
'wassergusz, geräuschvolles auffallen ausgegossenen wassers' Knothe schles. 189ᵇ; besonders vom regen: tresch 'regengusz, strahl von wasser' Müller-Fraureuth obers.-erzgeb. maa. 1, 239ᵃ; drasch 'heftiges regenwetter' Damköhler Nordharz. 45;
gen süden strich ein fürchterlicher wind,
mit derbem regentrasch und dicken schloszen
Regis Bojardos verliebt. Roland (1840) 174.
'schmutz, schlamm': Rovenhagen Aach. 147; Fischer schwäb. 2, 324; 'breiiger schnee auf wegen' K. Reiser sagen d. Allgäus 2, 741; 'koth, pfütze, überhaupt unreines gemengsel von verschiedenen sachen, eine miszratene speise' Lexer kärnt. 67; vgl.tratschtrommel: das erz. ... passiert (im reinigungsprocesz) zur entfernung des tonschlamms die ... tratschtrommel Muspratt chemie (1889) 2, 1158 Stohmann-Kerl; tratsche, f., mistjauche Spiesz henneb. id. 257, vgl. misttratsche Hertel Thür. 246. davon traschtig, adj., 'voll wasser und koth auf den straszen, z. b. es ist sehr trāschtig darauszen' Höfer Österr. 3, 234; traschi 'nasz, kothig' id. austriac. 64.
2)
'geräuschvolles tun': drasch 'eifrige, eilige tätigkeit ohne rechte besinnung, rechtes geschick, bes. festvorbereitung' Müller-Fraureuth obers.-erzgeb. maa. 1, 239ᵃ; trasch 'unruhe, wobei es viel zu thun ... gibt' Anton Oberlausitzer wörter 13, 18; Jecht Mansfeld 113ᵇ, vgl. bei tratschen 3. hierher wohl ein frühnhd. tretsch: diewil die ufruͦr in Schwaben zum tail ain zit lang gestillet, wil ich enzwischet anderer länder tütscher nation embörung, die sich in diesem tretsch erhept, mit kürzeren worten ... anzeigen, damit sollich grosz bluͦtvergieszen und erschrockenliche ufruͦren zuͦ ainem vorbild nit usz der gedechtnusfallend Keszler Sabbata 182, 43. mnd. ist trāts ein plumper (tanz)schritt Schiller-Lübben 6, 283ᵇ, s. auch tratschen 3.
3)
das geräusch der menschlichen stimme; der älteste beleg indifferent nur aufs sinnliche gehend:
und hört ein seltzams dräsch und gschray
von schönen sprachen mancherley
Schmelzl lobspruch (Wien 1548) ⅬⅩⅩⅤ;
vgl. trasch, trosch groszer lärm; macht mir keinen solchen trāsch Berndt Posen 320; traasch 'aufsehn, groszes gerede' Brendicke Berlin. wortsch. 184; was ist das vor ein drasch? quae harum rerum perturbatio Steinbach 1, 291. den inhalt betreffend, 'leeres gerede, geschwätz': drasch schwätzerei Rädlein 1, 200, s. auch geträtsch; in den maa.: trätsch Stalder 1, 299; tratsch Lexer kärnt. 67; Schmeller-Fr. bair. 1, 681; Rother schles. sprichw. 177; Müller-Fraureuth 1, 240ᵇ; Rovenhagen Aach. 147; ich habe hier in Hilligenlei soviel tratsch gehört von heiligland Frenssen Hilligenlei 326; wo mag es herrühren, dasz mir kein albernstes geschwätz ... so albern klingt, ... als jenes wohlbestallter kindermägde und wärterinnen? ists vielleicht eine unbestimmte ahnung, dasz dergleichen tritsch und tratsch auf die scheinbar theilnahmlose kindheit dennoch einflusz übt? Holtei erz. schr. 39, 32, s. auch tritschtratsch; der theologische trasch J. v. Müller 7, 34, gern von geringwertigen literarischen erzeugnissen (vgl. geträtsch teil 4, 1 sp. 4427): kritiklos öffnete er jedem klatsch und tratsch ... die spalten seines blattes A. Bebel aus meinem leben 3, 45. meist mit moralischem wertaccent 'üble nachrede': im übrigen beschäftigte er sich mit gesellschaftlichem tratsch, und da er in allen kreisen verkehrte, so zeigte er sich auch mit der Wiener skandalchronik aufs innigste vertraut v. Saar s. w. 12, 91; ich habe daraus nur ersehen, ... dasz das ganze erbärmlicher tratsch sei briefe v. u. a. Herwegh 85; der tratschende tratsch ist noch lange nicht das schlimmste, der vertuschende tratsch ist weit schlimmer Rosegger schr. II 14, 105; gern mit synonymon klatsch und tratsch u. ähnl.: klatsch und tratsch, den der gesamte emigrationspöbel auf deine rechnung machen kann Fr. Engels an Marx 1, 143 Bebel-Bernstein; die ganze nation hat ein interesse daran, dasz dem unsauberen klatsch und tratsch ... endlich ein ende gemacht werde tägl. rundschau 1907 nr. 569 1ᵇ; der gleiche, nämliche tratsch und wasch Anzengruber ges. w. 3, 272;
ich dürfte in solcher gesellschaft erscheinen
vor der feinen welt und ihrem klatsch,
ihrem gemunkel, geflüster und tratsch
F. Th. Vischer lyr. gesänge 206;
verdinglicht: op dem drasch sen 'unterwegs sein, um zu klatschen' rhein. wb. 1, 1436.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1933), Bd. XI,I,I (1935), Sp. 1275, Z. 12.

trutsche, f.

trutsche, f.,
abschätzige bezeichnung für ein frauenzimmer, vgl. Unger-Khull steir. 177: das dritte war, dasz er mit der Stemmschlager-Marianne liebäugelte. ja geradezu ... an seite seiner frau mit der trutschen liebäugelte Rosegger schr. II 13, 133. obd. und rheinisch für eine dicke, plumpe, unbeholfene, auch einfältige frauensperson, vgl. z. b. trutsch, f., dickes, ungelenkes frauenzimmer, die schwerfällig, faul daherkommende (Pforzheim) bad. wb. 579ᵃ, trutsch, f., kurzes rundes frauenzimmer lux. ma. 444, deminutiv trutschkn Kisch Nösner ma. 226, drutsch dickes, unbeholfenes weib rhein. wb. 1, 1529, drutschi, n., beleibte, plumpe und einfältige, beschränkte weibsperson Seiler Basler ma. 88, sowie trutsch, trotsch, f. Martin-Lienhart elsäss. 2, 769, drudsch, f., kurze runde, fleischige weibliche person Schön Saarbr. 52, trûtsch (trôtsch), m., f., und trûtsche (trôtsche) Knothe Nordböhmen 191 u. s. w.anscheinend liegt eine bildung zu trutschen 'schwerfällig, faul daherkommen' vor, das (neben truntschen) im bad. wb. 578 bezeugt ist und wohl im ablaut zu tratschen 3 (teil 11, 1, 1, sp. 1278) steht, vgl. dazu auch trantschen (ebda sp. 1249), trantsch 3 (ebda) sowie trotscheln (oben sp. 1072), und letztlich eine expressive erweiterung onomatopoetischen charakters der in treten, trotte, trotten u. s. w. vorliegenden wurzel darstellt, vgl. auch trütsch, m., 'hinkender' Streiff Glarner maa. 88. etymologisches s. oben sp. 183, sp. 1075 u. 1079; jedenfalls wird trutsch(e) durch das siebenbürgisch-sächsische trutschkn als ziemlich alt erwiesen. vgl. weiter ¹trutschel.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1940), Bd. XI,I,II (1952), Sp. 1434, Z. 57.

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Zitationshilfe
„tratsch“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/tratsch>.

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