Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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urkund, m.

urkund, m.,
'ursprung, auferstehen', bes. in mystischtheosophischer literatur gebräuchlich gewesen, dreimal schon in der überlieferung des ackermanns a. B. vorkommend, ohne bisher erkannt zu sein. es ist das mhd. urkunft (s. urkunft unten), das durch ekthlipsis sein f verloren hat (vgl. mnl. orconde für orconste) und das geschlecht von dem syn. ursprung entlehnt. die Karlsruher hs. des ackermanns und Luther gebrauchen auch das f. (wie mhd. urkunft und urkunde). zu diesem u. sind ¹urkunden und ¹urkundlich gebildet: als er dann selbs in dem ersten urkunde der werlte hat gesprochen ackerm. a. B. 25, 22 B. (so ast α der überlieferung); wie alle sache auf urkund sint gebawet 31, 25 (α); herre, in deiner urkund (dem ursprünglich entstandenen) ist nicht greulichers ... dann der tod 15, 19 var. der Karlsruher hs.; wenn Christus ... von seiner urkund (herkunft) und geburt Pilato ... geantwortet hette Luther 28, 358 W.; häufig bei Jac. Böhme: allein wenn man forschet, wovon böses oder gutes komme, musz mans wissen, was da sey der erste und urkundlich quell des zornes und denn auch der liebe, weil sie beyde aus einem urkunde seynd, aus einer mutter, und sind ein ding (1620) 4, 12; denn in der grimmigkeit besteht des lebens und aller beweglichkeit urkund drei principien 11; das ist im urkund alles ein ding, es ist alles aus gott 12; die seele, welche aus gottes erstem principio ihren urkund hat 16; ein jeder geist siehet nicht weiter als in seine mutter, darausz er seinen urkund hat 59; ein wunderauge der ewigkeit, ein begehrender wille und ungrund in und aus dem ewigen band, dem ewigen urkunde, aus dem feuerlicht seiner liebe A. v. Franckenberg nosce te ipsum (1676) 46;
das Babel ist di miszgeburt des rundes:
drum pinselt es di muther des uhrkundes
Q. Kuhlmann kühlpsalter (1685) 2, 25;
zusammensetzungen:
urkundsmontag, preis den herrn!
urkundsdinstag, rühm den herrn!
urkundsmittwoch, schall den herrn!
urkundsfünftag, hall den herrn!
urkundsfreitag, thön den herrn!
Q. Kuhlmann kühlpsalter 2, 33; 34.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 16 (1935), Bd. XI,III (1936), Sp. 2454, Z. 38.

urkunde, f., früher auch n.

urkunde, f., früher auch n.,
aus *urkund, g. uskunþs 'erkannt, bekannt, offenbar' gebildet (Wilmanns d. gramm. 2, 559; Franck-van Wijk 477ᵃ) zu g. *uskunnan 'herauskennen'; vgl. erkennen. eine ableitung von kunde (s. d. 3 c), wie sie im mnl. wb. 5, 1973 vertreten wird, kommt wohl i. a. nicht in frage. nur deutsches wort, mit bed. B 4 ins nl. und schwed. übernommen. ahd. urchundi, n., -chunda, f.; mhd. urkünde, -kunde; mnd. nd. orkunde; mnl. orconde, nl. oorkonde. es gehört zu den wenigen wörtern, die unter einflusz starker präfixbetonung und infolge frühzeitiger isolierung innerhalb ihrer wortgruppe das ursprüngliche ur-präfix bewahrt haben (ur- A 1). irrig ist seit Kilian (testimonium amplissimum et magni ponderis) und Martin van der Beeck (Haltaus 2004; vgl. Weigand syn. 3, 913) ur- C 4 c in das präfix hineingetragen, woraus sich dann auch der vergebliche versuch ergab, u. für original zu setzen; z. b. (ein schlechter übersetzer kann) seine übersetzung so sehr verstellen, dasz ihr die u. schwerlich darinnen finden werdet Breitinger crit. dichtkunst (1740) 2, 11; fortsetzung der crit. dichtk. 157; 158 u. ö.; in den übrigen (übersetzungen) ist er ein sklave seiner u. M. Mendelssohn 4, 1, 241; 272; 273; schon von Adelung und Campe in dieser bed. abgelehnt. formen und schreibung: orkunde, urkunn Lexer 2, 2006; orkunn Haltaus 2006; oirkund, urkuinde Scherz-Oberlin 1905; urkuende weisth. 6, 27; latinisiert orekundium Haltaus 2005; das 17. jh. liebt uhrkunde, das noch bei S. Fr. Hahn einleitung zu d. t. staatshistorie (1723) 3, 27 erscheint. der umlaut schwindet schriftsprachlich im 17. jh., erhält sich aber in der mundart. die verkürzte zweisilbige form ist in ä. spr. und in mundarten sehr häufig, noch im 18. jh. von wörterbüchern vertreten: uhr(ur)-kund Schottel haubtspr. 96; Wiederhold (1669) 403ᵃ; Kramer (1702) 2, 1220ᵇ; Dentzler (1716) 339ᵃ; Apinus (1728) 113; Frisch (1730) 650; (1741) 2, 409ᶜ; vgl. Lexer 2, 2006; Staub-Tobler 3, 351; Fischer schwäb. wb. 6, 298; Steinhöwel Äsop 187 Ö.; Schwarzenberg Cicero (1535) 133ᵇ; J. Ayrer dramen 5, 3292 lit. ver.; Birken verm. Donaustrand 10; Schiller 2, 177 G.; nach der urkund Pocci komödienb. 2, 117 (vgl. die zusammensetzungen). plur.: die urkunde Binhardus thüring. chron. 15; urkund M. Quad teutscher nation herligkeit 62; urkund (1769) Staub-Tobler 3, 351; sonst die regel urkunden. neutrales geschlecht, im ahd. und mhd. vorherschend, dauert mundartlich bis ins 18. jh. (Fischer 6, 298; v. j. 1736); das f. schon ahd. (Graff 4, 427), mhd. (1280 Lexer 2, 2006; 1308 Lori bergrecht 6; Schiltberger reiseb. 17 lit. ver.), Luther gebraucht n. und f. nebeneinander: des zu warem urkund 18, 342 W.; kein andere urkund 18, 459 W. vereinzelt als m.: einen urkund Grimmelshausen Simplic. 3, 213 Keller; aber Genglers angabe (Schwabenspiegel 279), dasz u. m. sei, ist irrig, es liegt n. vor (ebenso österr. weist. 1, 425ᵇ). vgl. urkund, m. von der überaus reichen entwicklung in der ahd. und mhd. periode ist im nhd. wenig übrig geblieben; dagegen ist nhd. bed. B 4 zu fast unbeschränkter geltung gekommen.
A.
im allgemeinen, nicht-rechtssprachlichen gebrauch; allerdings fehlt es nicht an einwirkung der rechtsspr. (vgl. 3). nhd. ist u. in dieser bed. undeutlich geworden.
1)
kenntnis, erkennung, cognitio, manchmal von 2 kaum zu unterscheiden: wann ich wol waisz, dasz ich noch hüt reychlich würd gesettet nach myner urkund Steinhöwel Äsop 215 Ö.;
hab ich urkundt von disen dingen (wer den bachen gestohlen)
H. Sachs 14, 226, 23 K.-G.;
ob ich etwann ein feyhel fund,
den ich möcht bringen zu urkund
der edlen, zarten herzogin
17, 199, 27 K.-G.;
ich will hinein gon, das ich der urkundt ein wissens habe (de cognitione ut certum sciam) Boltz Terenz (1539) 54ᵃ; besunder ausz dem vogelgesang und ihrem fliegen namen sie urkund zuͦkünftiger ding S. Münster cosmogr. 855;
hab aber diese urkündt genumen,
das man weysz, wo er (der junge) gwesen sey
J. Ayrer dramen 5, 3292 K.
ohn urkund der weg in wäldern umbher ziehen Grimmelshausen Simplic. (1669) 1, 23 (1, 5); ich glaube, dasz, wenns je ein mensch(!) auf der erde giebt, der dich ganz kennt ..., so bin ich es — und das nicht aus neigung, nicht durch phantasie, nicht durch clubtrinken, nicht durch gewohnheit, sondern durch eigentlichste urkunde, durch gänzliche überzeugung wiederholter erfahrung K. Fr. Cramer Neseggab (1791) 1, 65. zu urkund 'um sich kenntlich zu machen, ein lebenszeichen von sich zu geben':
darnach er zu urkund erschallt
sein horen
Teuerdank 34, 41 G.;
mundartlich und in volksthümlicher rede: eine oder keine u. von sich geben; er gibt kein urkündlein mehr Fischer schwäb. wb. 6, 298; Georg! Conrad! Bastian! Martin! so gebt doch nur eine urkund von euch! Schiller 2, 177 G.; ohne einen laut von sich zu geben noch irgend eine urkunde seines lebens Spindler der jude (1834) 1, 230. im übrigen veraltet.
2)
aufklärung, belehrung, vorschrift, bericht, nachricht, anzeige u. dgl.; 'verklaring, uitspraak, mededeeling, beschrijving, bericht' mnl. wb. 5, 1975 orconde 4; mhd. wb. 1, 814ᵇ; Lexer 2, 2006 (aber in den mhd. wbb. nicht klar erkannt): nach dem gotis urkúnde R. v. Ems weltchron. 12767 E.;
die (brüder) lieplich enpfiengen in
unde vragete(n) in der mere,
welh die meinunge were,
des sandes urkunde (was der sand zu bedeuten hätte)
väterb. 19645 R.;
uf ein urkunt, ob ... um nachricht einzuholen, sich zu vergewissern, ob ... Daniel 5684 H.; urkundebuoch buch mit sammlung von berichten über vorgänge des mystischen lebens C. Schmidt gottesfreunde (1854) 55; 189; 176; item man vindt ware urchundt (vgl. B), das die herren von Wirtemberg ob 500 jarn in deutschen landen gewesen sein Suntheim württ. vierteljahrsh. 1884, 128;
herr schweher, wenn wir ein urkunth
ausz Cecilia haben kündten,
wie die sach umb mein vatter stündten,
ob er wer ledig oder gfangen
H. Sachs 16, 133, 30 G.;
als nun herzog G. und der selig L. solichs gnugsam urkund und wissen hetten, da zoch L. in Preuszen Haug der Hungern chron. (1534) 25ᵇ; Wickram 2, 322 B.; Betuleius (1550) 18ᵃ; des man den vil urkundt auf dem erdtrich spürt S. Münster cosmogr. 11; welcher die merer zal der thieren umbracht ... hatt, der selbigen ware urkundt den herren bringt und der oberkeit zeigt, der empfacht groszes lob Herold-Forer Geszners tierb. (1563) 128; ein wenig elende nachgelassene urkunde indianischer völker Scherdiger novae novi orbis historiae (1591) 186; dessen nimb ein urkund an den fleischfressenden thieren Guarinonius greuel (1610) f 48; u. geben:
wie das alt sprichwort urkund geyt
H. Sachs 9, 403, 12 K.; 3, 369, 39 K.;
die allgemeine urkund der christlichen kirchen ... (hat) hievon den geringsten zweifel niemal gehabt Dannhauer catechismusmilch (1657) 1, 32;
o du unweiser zimmerman,
warumb wilt ausz mir bawen
ein schiff? da ich doch selbst nit kan
des winds gwalt mich vertrawen,
zu gehen auf dem wilden meer;
fürchstu da nit die urkunde,
dasz mich der wind verfolget sehr
noch auf der erden grunde!
er. weiszheit lustg. 618. veraltet.
3)
kennzeichen, zeichen, beweis, zeugnis, unterpfand, beglaubigung u. dgl., sich früh mit B mischend.
a)
hauptbed. der ä. spr.; Edw. Schröder einl. zur kaiserchron. 41; für die weite des begriffs zeugen glossierungen wie enigma, similitudo (symbolisches zeichen) Schröers vocab. 14ᵇ; vgl. enkentenis enigma Diefenbach 202ᶜ. verbunden mit zeichen: H. Seuse d. schr. 16 B.; zuͦ einem urkunt des zeichens heiligenleben summerteil (1472) 30ᵃ; zum zeichen und urkund Luther 6, 230 W.; wortzeychen und urkund 8, 309 W.; ein gewisses sacrament oder heiligs warzeichen, urkundt, losung ..., pfand und sigel Fischart bienenkorb (1588) 87ᵇ;
dar für so waisz ich ain guͦten rigel,
das wir das grab haimlich versigel,
so mügend wir ain guͦte urkund hon
des, ob der stain von dannen sij taun
Mone schausp. d. ma. (1846) 2, 149; 1, 116;
was urkund der liebe sey Hartlieb b. Ovidii v. d. liebe (1482) 5ᵃ; vgl.u. 'krankheitssymptom' Höfler 342ᵃ (1530); Steinhöwel ber. frauen 106 Dr.; ist das ich urkund (vulg. testimonium) gib von mir selb, so ist mein urkund nit war. es ist ein ander, der urkund gibt von mir. ir sandtent in Johanne(m), und er gab auch urkund der warheit. ich nem aber nit urkund von den menschen, sunder ich sprich dise wort, dasz ir behalten werden (Joh. 5, 31) spiegel menschl. behaltnusse (1492) 58ᵇ; Keisersberg granatapfel (1510) g 6ᵇ; wir wissen und fülen, das ... unser glaub gewisse urkund und festen grund habe Luther 28, 417 W.; das heiszt ... urkund gegeben der hoffnung, so in uns ist 30, 3, 561 W.; 18, 459 W.; und zu uͦrkund des sines fürnemens hat er (Christus) uns dasselb testament ... ggeben Zwingli d. schr. 1, 249; nun ist jhe der spittalherr ... der furnemest prelat in ewer stadt, zu urkundt alter herligkeit Eberlin v. Günzburg 3, 5 ndr.; Boltz Terenz (1539) 125ᵃ (indicium); desz zu urkund hat die natur alle wirkliche glider ... herfürgesetzt S. Franck sprichw. (1545) 1, 94ᵃ; die Römer ... verwandleten inen (unterworfenen völkern) die namen, zuͦ urkundt, das sie bezwungen waren S. Münster cosmographie 266; ich besorge, mir diese urkundt (Florio hat einen wunderlichen rosenstrauch gesehen) nicht vergebens sey zu gesicht kommen b. d. liebe (1587) 139ᶜ; ist disz nit urkund gnug? Fischart bienenkorb 133ᵃ; ich thät ... glaubwürdigen schein und urkund meines herkommens ... zuwege bringen Grimmelshausen Simpl. 401 Kögel; prone (s. brane th. 2, 302): heiszet man die äuszerste grentze eines waldes, forstes oder holtzes, so an das feld stöszet oder mit andern höltzern grentzet. und wird in den forstordnungen verboten, solche weg zu hauen und abzutreiben, weil man dadurch theils urkunden der grentzen hat, theils auch das wild sich stecken kan allg. haushaltungslex. 2, 589ᵃ; es sind noch so viele genähete, gesponnene und gestickte urkunden von ihr in unsrer familie Möser 5, 5. in neueren beispielen kann ebenso ein fortwirken der alten bed. wie übertragung aus B 4 vorliegen:
und ehe diese hand,
die du dem Romeo versiegelt, dient
zur urkund eines andern bundes, oder
mein treues herz von ihm zu einem andern
verräthrisch abfällt, soll diesz beyde tödten
Shakespeare 1, 127 (Romeo u. Julia 4, 1);
der mann, der sich zu etwas besonders bestimmt fühlt, musz sich nicht und durch nichts daran hindern lassen. opfer seiner leidenschaft ist die u. seiner selbstständigkeit Iffland 5, 111; was wunder also, dasz man ... der ... geschulten arbeit von vornherein mehr vertrauen schenkt als der vereinsamten, wenn diese auch noch so sehr u. geben sollte von der kraft des talentes und willens H. W. Riehl d. d. arbeit 41.
b)
blosze übersetzung von testamentum ist u. bei Notker ps. 101, 19 P.: so daz niuuua urchunde chome; des alten und niwen urchundes; Lexer 2, 2006, tabernakel des urkundes quelle bei Frisch (1741) 2, 409ᶜ. andere übersetzungen derart mnl. wb. 5, 1976. wo aber in n. spr. die bibel als u. bezeichnet wird, ist von B 4 ausgegangen; z. b. der (verführer) war offenbarlich, wenn man der heiligen u. nicht gewalt anthun will, eine hauptperson dabey Lavater verm. schr. 2, 270; Herder älteste urkunde des menschengeschlechts 1774; die urkunden des christenthums 19, 144 S.; 5, 132 S.; Schiller 9, 139 G.; Matthisson 2, 122; die urkunden des glaubens Ranke sämtl. w. 4, 4; G. Keller 6, 366; D. Fr. Strausz 6, 37. vgl. nl. wb. 11, 114, 2.
c)
die kennzeichen des geschlechts (Höfler 342ᵃ), die geschlechtstheile heiszen u. wie kundschaft; s. d. II 1 e.
B.
der rechtssprachliche gebrauch nimmt schon seit ältester zeit den weitesten raum ein, so dasz vielfache beeinflussung der unter A entwickelten bedd. erfolgen muszte. Kleineberg die bed. des wortes u. im deutschen recht (1933, noch ungedruckt).
1)
im nhd. verschollen ist die bed. 'zeuge', ahd. urchundeo, -chundo, as. urkundeo, afries. orkunda, mhd. urkünde, -kunde, mnl. orconde, ahd. urchunda 'zeugin'. das v. urkunden (s. d.) und die folg. bed. gehen z. th. noch hiervon aus. vgl. urkunder, -kündler, urkundssuite.
2)
bekundung, bekräftigung durch zeugnis oder beweis, rechtsgültige erklärung.
a)
urchunde attestatio, testimonium Graff 4, 427; vgl. urchundituom adtestatio 428; unter dero urchundo eides sub testificatione jurandi 428; mhd. falsches urkunde wb. 1, 814ᵇ; mnl. wb. 5, 1974; ein freier mann kann sein erbtheil einem gotteshause, dem er sich als unterthan 'gegeben', vermachen: daz git er doch got wol; daz sol er tun mit einem urkunde (mit einer rechtsgültigen erklärung) Schwabenspiegel cap. 273 G.; man pflegt diese stelle als ältesten beweis für bed. B 4 zu betrachten, aber von herstellung einer 'urkunde' über dies vermächtnis ist erst in dem gleich folgenden satze die rede: und swer des goteshuses herre ist, der sol im heizen einen brief machen mit siegeln und zeugen; vgl. urkundbrief u. prieff und urkund städtechron. 4, 100, 5 (Augsburg) unter 4; ein falscher zeuge sagt:
sehet, das ist min orkunde,
gwisz logen und sunde
Alsfelder passionsspiel 3462 Grein.
das alte recht unterschied die bekräftigung durch zeugen (lebende, lebendige urkunden) von der toten beweisung (liegende urkunden); Haltaus 2006; Fischer 6, 299; Lübben-Walther 256ᵇ; mnl. wb. 5, 1974; nl. wb. 11, 112. Graf-Dietherr rechtssprichw. (1864) 458 haben versucht, diese sonst veraltete bed. in der übersetzung festzuhalten: treue u. hält der brief von geschlecht zu geschlechte.
b)
zu, mit, in u. bes. in siegelformeln von urkunden und gesetzen: alte biscofa des ze urchunde zoh in testimonium invocabat Graff 4, 427; zurchunde ziuho contestabor ebda; in bekräftigungsformeln (in testimonium, in t. veritatis u. dgl.) zuo einem urkunde, ze einer urkunde Lexer 2, 2006; mnl. wb. 5, 1975; ze ainem staten urkunde, ze aime urkunde und ze ainer festenunge quellen des 13. jhs. bei Fischer 6, 297 f.; und des zu urkund geben wir disen briff versigelt mit unserm anhangenden ynsigel Ulmann Stromer (städtechron. 1) 75; und des alles zu einem waren urkunde und gezeugnusz weisth. 6, 67; datum und zuͦ urkund mit unser stadt ... insigel bewaret Zwingli d. schr. 1, 116; da stiftend si ... gott ... zur danksagung ein ewige mess ... zu einem urkund der gnaden, so er inen ... erzeigt hat Tschudi chron. 1, 366; ze urkund und kreftigen bestand habend wir ... 1, 11;
zuͦ urkundt und warhaftem schein
so henk ich hie mein sigel dran
Wickram 6, 131 B.;
dessen allen zuͦ gewiser urkundt hab ich ... Nas eins und hundert 2, 4ᵇ; acta publ. 1, 7 Palm; der christ bewilliget aus noht in diese, wiewol schmertzliche condition, musz sich auch gar deszwegen zu mehrerer urkund schriftlich verbinden Abele gerichtshändel 211; zu uhrkunt der warheit haben wir ... Fr. A. v. Brandis ehrenkränzel (1678) 124; Herttwig bergb. (1734) 227ᵃ; diesem zu urkund haben wir uns eigenhändig unterschrieben Stranitzky ollapatrida 118 Wiener ndr.; zur u. der wahrheit setzen wir folgendes rescript hierher Möser 1, 126; zu u. dessen Adelung; ir müszt ... zur urkund eurer vollmacht ein zättel lösen Hartmann volksschausp. in Bayern (1880) 125. seltener mit, in u.: gab darüber mine hantvesti mit guͦtem urchünde (c. 1264) quelle bei Fischer 6, 297; mit urkund diess briefs städtechron. 2, 164 (Nürnberg 1449); österr. weist. 10, 74, 30; mit urkund disz brieffs besigelt mit unserm ... insigel Königsberger dichterkreis 262 ndr.; in urkunde diser dinge geben wir disen brief (1338) hess. urkb. 1, 2, 472 W.
c)
mit ersparung der präposition (Behaghel synt. 2, 31) wie im nl. und französischen (mnl. wb. 5, 1976 orconde 5; nl. wb. 11, 113; franz. témoin, nl. getuige): nun hab ich seit der zeit mein messer keinmal eingesteckt, urkund aller andern meiner tischgesellen Kirchhof wendunmuth (1563) 188ᵃ; uber etliche zeit darnach ist obgemelte confirmation keiser O. ... zuͦgestellet, urkhunt irer selbs decreten Sleidanus reden 181 Böhmer.
3)
recognitionsgebühr, jus testimoniale; testimoniale, dictum orkunne Haltaus 2006; testimoniale jus, dictum oirkunde ebda; orkonde seu bodewin (vgl. mhd. bodemwîn) ebda. dann abgabe überhaupt. bes. in mnd., nd., mnl. quellen (vgl. mnl. wb. 5, 1977 f. und 1985 orcontscap 6): so sal he sin urkunde geben deme richtere, daz ist ein schillinc urkb. d. st. Freiberg in S. 1, 23; 4 halbescota czu orkunde den schepfen handelsrechnungen d. d. ordens 202 Sattler; wi es ouch ew. gn. mit der urkunde wil haben gehalden, ab man di ouch sal furderen und inmonen (1452) acten der ständetage Preuszens 3, 506; 'gebühr an gelde, die ein beamter bekommt' Woeste westf. 191ᵃ; eine jährliche urkunde an wachs oder gelde Möser 1, 71; eine hergebrachte urkunde, sie bestehe nun in einem pfennig oder schilling phantasien 3, 187 u. ö. geld, welches ein streitender z. b. wegen eines schimpfworts einem anwesenden gewissermaszen als wahrzeichen übergibt, damit dieser nachher sich des vorgefallenen um so besser erinnere und ihm vor gericht als zeuge diene Staub-Tobler 3, 351, 2; wie es scheint auch die recognitio selbst Fischer schwäb. wb. 6, 298; vgl. ein orloffschilling tho einem ohrkunde des egendoms quelle bei Haltaus 2007.
4)
die heutige, auch ins neuere nl. und schwed. übernommene bed. einer rechtskräftigen schriftlichen aufzeichnung, wodurch etwas bekundet wird, gehört im wesentlichen erst dem nhd. an; vorangegangen scheint das mnl. (wb. 5, 1976 Melis Stoke) zu sein. der für den bedeutungsübergang entscheidende begriff ist der des beweises (B 2; A 3); urkunden ..., schriften, welche über gewisse begebenheiten des beweises halber verfertigt sind K. F. Eichhorn d. staats- u. rechtsgesch. (1821) 1³, 7; diploma, charta, pagina, literae, instrumentum, documentum; documentum literarium Stieler 951; Krünitz 202, 187 ff.; Kinderling (1795) 167; Voigt geschäftsführung 2, 528. bed. B 2 wurde durch bestimmte verbindungen (brief und u., u. und handfeste, instrument, briefliche u. u. dgl.) zu B 4, der modernen bed., hinübergeleitet. über u. im Schwabenspiegel s. B 2 a; in der verb. brief und u. (z. b. als ferr so der Pütrich vor dem Aunsorgen besigelt prieff und urkünd hett, so solt ... städtechron. 4, 100, 5 (Augsburg zum jahr 1395) bezeichnet brief das schriftstück, u. den rechtlich beweisenden inhalt, den beweis (auch städtechron. 4, 99, 5 bedeutet urkund nichts anders: da hett der Püttrich wol urkund umb 'das konnte P. rechtsgültig beweisen'), und so löst sich u. schwer von dem zusatz briefliche, schriftliche u.; vgl. noch urkundbrief. dem neueren sprachgefühl ist dann schlieszlich auch der begriff des beweises abhanden gekommen.
a)
eigentlich: kund und offenbar sei mit disem gegenwertigen urkunde und instrument (1448) weisth. 6, 60; es ist auch ... A. Z. ... zu land kommen, damit er alle vorgehnde urkunden und gewarsame abschribe Pantaleon mitnächtische völkern historie (1562) 2, 233; wir sind knechte, und wenn wir unsere freyheit durch 1000 urkunden bestätiget hätten Chr. Weise polit. redner (1677) 518; fünftens solle der kaufer die notdürftige kaufbriefe ..., protocoll, urbarien ... und urkunden ... ihme einhändigen lassen Hohberg georgica (1682) 1, 13; eine historische schrift, wo man zur beglaubigung der geschichte urkunden beigefüget hat J. J. Schwabe belustigungen (1741 ff.) 2, 101; eben so unentbehrlich ist mir auch mein archiv, damit ich alle puncten mit urkunden belegen könne Petrasch lustsp. (1765) 1, 135; wir wollen ihn (d. traum) erzählen, wie wir ihn in unsrer urkunde (handschrift) finden Wieland Agathon (1766) 1, 243; eine pyramide nach einigen urkunden ... restaurirt Göthe IV 8, 260 W.; staatsrath S. die urkunde zum grundstein zur unterschrift bringend III 8, 263 W.; durch ... einsicht der urkunden Immermann 18, 35 B.;
sie bringt beweis und zeugnis bei,
sie schleppt ein bündel von urkunden
H. Heine 2, 95 E.;
an der ächtheit der u. scheint kein zweifel zu seyn Dahlmann franz. revolution 228; Stifter 5, 1, 136; urkunden mit hängenden siegeln in holz- oder silberkapseln, auch ohne kapseln und halb zerbröckelt G. Keller 3, 173; kein chronist, keine u. weisz zu sagen, wann er (d. ort) entstand G. Freytag 1, 46; Scherer literaturgesch. 35; kisten voll urkunden Staub drei sommer in Tirol 1, 34; die u. des Rheinbundes Treitschke hist. u. polit. aufs. 1, 152; die urkunden über die bestellung des vorstandes in urschrift oder in öffentlich beglaubigter abschrift handelsgesetzb. 33, 2; umtausch dieser urkunden bankgesetz vom 14. märz 1875, 6; bgb. 99, 2; 273, 1. eine u. (urkunden) abschreiben Pantaleon s. o.; Hoffmann v. Fallersleben ges. schr. 7, 54, aufnehmen Günther recht u. spr. 85 f., aufsetzen Schiller 4, 143 G., ausfertigen Lohenstein Arm. 2, 1384ᵃ, aushändigen wechselordnung 90, 1, bearbeiten, beschädigen, drucken lassen, einsehen, fälschen, verfälschen, unterzeichnen Bismarck gedanken u. erinn. 2, 334 volksausg., vernichten, verschwinden lassen, beseitigen u. dgl. unter den attributiven verbindungen nehmen, wie oben ausgeführt, briefliche, schriftliche urkunde eine besondere stellung ein: alle brieveliche urkunde, stiftungsbrieve, wortzeichen und erbregister Luther 12, 21 W.; Fischer schwäb. wb. 6, 298; die instrument und briefliche urkundt statutenb. 23ᵃ; Ayrer processus juris (1600) 7; Corvinus fons lat. (1646) 186; Harsdörfer secret. 1, 7ᵇ; allgem. d. bibl. anhang 37-52, 1162; Krünitz 202, 262; schriftliche u. B. v. Chiemsee 46 R.; Brentano 5, 56; abschriftliche Krünitz 202, 260, alte, älteste S. v. Birken lorbeerhayn 110; Stolberg 6, 205, archivalische Krünitz 261, archivarische A. v. Humboldt kosmos 4, 226, authentische Immermann 1, 59 B., besiegelte Frisius 2ᵇ, echte, unechte, ehrwürdige F. Schlegel 3, 154, eigene Tschudi chron. 1, 7; Arnold ketzerhist. vorr. 6; Krünitz 202, 264, entscheidende Ranke s. w. 9, 16, gemeinschaftliche Krünitz 264, gerichtliche Prätorius Blockesberges verrichtung 228; hwb. d. staatswiss. 4², 22, geschichtliche Mommsen röm. gesch. 1, 89, glaubwürdige Grimmelshausen Springinsfeld 2, 50 Keller, gute Herder 23, 467 S., gleichzeitige Brentano 5, 240, historische Herder 12, 312 S., merkwürdige allg. d. bibl. 2, 2, 210, notarielle, offene notariatb. passim, öffentliche Lueger 4, 799, private, richtige Chemnitz schwed. krieg 1, 441, staubigte A. v. Droste-Hülshoff 2, 262, ungedruckte Gottsched das neueste 1, 247, unläugbare 7, 481, unumstöszliche Hippel lebensläufe 1, 3, unwiderlegbare kreuz- u. querzüge 1, 10, unzuverlässige A. v. Haller Alfred 155, vermodernde Rückert 2, 490, widerspruchsvolle Ranke s. w. 25, 31 u. dgl. je nach zweck und inhalt treten specialisierungen auf: bescheinigung über verheiratung Grimmelshausen Simplic. 3, 213 Keller; reisepasz G. Keller 3, 156; bes. mundartlich: vollmacht zur zwangsvollstreckung Staub-Tobler 3, 351, 1; bescheinigung, dasz die gemeinde seuchenfrei ist ebda 3; gantu. u., laut welcher der gläubiger vermögensstücke des schuldners zur versteigerung ergreifen darf ebda 351 f.; doppelu. besagt, dasz die beitreibung aufgehoben ist, angefertigt in 2 exemplaren; urteilu., urteilurkundschein über einleitung des concurses 352; der vom schultheiszen aufgesetzte vertrag über die mitgift Fischer 6, 298; quittung ebda; politten oder urkund (1657), urkundszettel quelle bei Schmeller-Fr. 1, 1264.
b)
uneigentlich (vgl. oben A 3): eben solche quitantz und urkund ist der glaub Dannhauer catechismusmilch 1, 230 (zur bed. s. B a a. e.); hauptkupfertafeln und vignetten werden ... hauptsache, fundament, urkunde seyn Lavater physiogn. fragm. 1, 3; dasz die erzählung auch in ihrem ton und umrisz gleichsam ihre u. mit sich führt Herder 12, 15 S.; nie hat er (Jones) ... andre gedichte solcher art für urkunden der völker ausgegeben 16, 90 S.; aber was sind sie (citierte stellen) auszer dem zusammenhange der geschichte, die ihnen eigentlich u. und beleg ist! 17, 255 S.; wie zwei urkunden liegen sie (skelettköpfe von stieren) nun beide vor mir Göthe II 8, 235 W.; dieser rumpf ..., eine unwidersprechliche u. des göttlichen Griechenlands Schiller 3, 581 G.; die biographie eine u. oder ein werk der lebenskunstlehre F. Schlegel im Athenäum 1, 2, 61; die sprache aber ist die treueste u. der völker Creuzer symbolik 1, 10; die beglaubteste u. der neueren philosophie, die kritik der reinen vernunft Fichte 1, 4; meine u. lautet auf die roten lippen eurer frau Hauff (1890) 1, 297; Lionardos zeichnungen, diese urkunden der unsterblichkeit Matthisson 4, 81;
laszt einst nachfühlen mich in leeren stunden,
wie ich vordem in weh und lust mich tauchte,
ihr, süszer lust, ach, süszen wehs urkunden!
Rückert 1, 355;
so ist der arbeitername allerdings die u. einer groszen socialen revolution W. H. Riehl d. d. arbeit 264; die sieben von Gluck componierten Klopstockschen oden, die einzige musikalische u. des künstlerischen freundschaftsbundes freie vorträge 1, 245;
sie ahnten nicht, vergilbt papier werd in der hand des treuen
urkunde deutscher ehre (J. Grimms)
A. Grün 1, 223;
die wichtigste u. unserer volksthümlichen epik (die sammlung Karls d. gr.) ist vernichtet Scherer literaturgesch. 28.
zusammensetzungen zahlreich; z. b. einerseits civil-, criminal- Krünitz 202, 264, gant- Staub-Tobler 3, 351, haupt- Krünitz 268, heirats- Sanders erg. 325ᵃ, kaiser-, ebda, kirchen-, original-, privat- Krünitz 266; 261; 268, protest- gesetz betr. die einführung der a. d. wechselordnung ... in Elsasz-Lothr. v. 19. juni 1872 § 16, 4, staats-, stadt- Krünitz 261, 266, standes- Sanders a. a. o., urteil- Staub-Tobler 3, 352, verfassungs- Krünitz 269, verleihungs- Sanders, anstellungs-, entlassungs- u. s. w. urkunde. anderseits mit urkund, urkunds, urkunden an erster stelle (ein mhd. urkundebuoch s. oben A 2): urkundaberglaube Herder 6, 472 S., -amt hwb. d. staatswiss. 5², 1000, -befugnis 5², 99, -brief, m., mhd. urkundebrief (vgl. oben B 4); Prantl gesch. der Maximiliansuniversität 2, 16 (1472); Fischer 6, 298; Tschudi chron. 1, 97, -brieflin Staub-Tobler 5, 460 (1452), -gelt 2, 252 'gebühr für aufsetzung einer urkunde, speciell eines gantrodels', -recht hwb. d. staatswiss. 5², 1000, -papier 3², 1272, -thätigkeit 5², 1005, -verfassung 5², 1000, -wesen 5², 998. urkundsbrief J. Ayrer processus juris (1600) 25, -befugnis hwb. d. staatswiss. 5², 455, -suite tesmoins, testes Wiederhold (1669) 403ᵃ, -leute 'leute, welche urkund über etwas sagen' Rädlein (1711) 1020ᵇ, -mann Rochholz an W. Menzel briefe (1908) 229; Fr. W. Weber Dreizehnlinden (1907) 128, -nottel J. v. Watt 1, 181, -person W. v. Chezy erinnerungen 4, 62; Hegel 16, 334; G. Büchner nachgel. schr. 254; G. Keller 7, 239; hwb. d. staatswiss. 3², 91; 3, 676; einführungsgesetz z. bgb. 149, 1, -saal Gottsched d. neueste 3, 773, -schriftstück C. Happ Renate 203, -zettel s. o. B 4 a, -zeuge K. Stieler natur- u. lebensbilder 136. urkundenabschrift Lueger 7, 872, -ähnlich Niebuhr röm. gesch. 1, 118, -apparat Gregorovius wanderjahre in Italien (1904) 2, 28, -arbeit D. Fr. Strausz 1, 16, -archiv Rosegger II 4, 52, -auszug allg. d. bibl. 30, 278, -band Savigny gesch. d. röm. rechts 3, 151, -bewahrer für archivar Campe; Fr. L. Jahn 2, 869 E., -beweis (probatio per instrumenta, preuve littéral) allg. d. bibl. 33, 23; Krünitz 202, 270, -briefsteller allg. d. bibl. 37, 200, -buch (chartularium, selten buch, in das urkunden eingetragen werden Adelung, Campe, meist codex diplomaticus, urkundensammlung, urkundenwerk Campe) allg. d. bibl. 39, 224; Krünitz 202, 186; Scherer kl. schr. 1, 116, -datum allg. d. bibl. 66, 328, -druck J. Fr. Böhmer an Stälin bei Janssen 3, 2, -dürftigkeit B. Weber Oswald v. Wolkenstein u. Friedrich 115, -fälscher, -fälschung (als urkundenverbrechen strafgesetzb. 267, 268; älter -verfälschung) Mommsen röm. gesch. 3⁴, 512; Dahn kampf um Rom 4, 57, -fest (adj. den urkundenfesten Muratori) B. Weber charakterbilder 247, -forscher diplomatiker Campe, -forschung Mommsen röm. gesch. 1, 443, -freude Herder 6, 179 S., -gebühr hwb. d. staatswiss. 4², 25, -geld 4², 70, -gewölbe für archiv als neubildung bei Campe; Zschokke 33, 278, -halter besitzer der urk. allg. d. bibl. 13, 264, -haus für archiv Campe, -inhalt Jac. Grimm an Wigand 238, -kammer für archiv Campe, Heynatz; Zschokke 9, 80, -kämmerer 33, 189, -kenner diplomatista Mozin, -kritik Justi Winckelmann 2, 2, 190, -kunde diplomatik Krünitz 202, 286, -lager H. König seltsame gesch. (1856) 275, -lehre diplomatik, neubildung Campes, allg. d. bibl. 111, 191; Krünitz 202, 286; Brockhaus 4¹⁵, 797ᵇ, -lieferung allg. d. bibl. 93, 558, -mangel W. H. Riehl naturgesch. d. volkes 4, 185, -mäszig (adj. adv.) allg. d. bibl. 93, 328; Niebuhr röm. gesch. 1, 174; Bernhardt waldeigentum 1, 89, -material hwb. d. staatswiss. 6², 207, -nachweis Bernhardt waldeigentum 1, 124, -naturselbstdruck Grillparzer 3, 189 S., -papier Karmarsch-Heeren 6³, 532; Lueger 6, 670, -recht hwb. d. staatswiss. 4², 1053, -regest Luschin v. Ebengreuth münzkunde 211, -register, -repertorium, -rotulus allg. d. bibl. 109, 332, -saal für archiv Affsprung bei Campe verd. wb. (1813) 125ᵃ, -sammler allg. d. bibl. 69, 515, -sammlung für archiv und codex diplomaticus Anton bei Campe; allg. d. bibl. 9, 2, 159; Krünitz 202, 186; Lueger 7, 872, -schatz für archiv neubildung Campes, wie alle verdeutschungen für archiv ungebräuchlich; für eine merkwürdige keilinschrift Ritter erdk. 9, 354, -schrank Campe, -schreiber für notarius Kinderling (1795) 304, -sichtung Immermann 18, 27, -sprache Herder 19, 151 S., -stempel hwb. d. staatswiss. 4², 25, -stempelgesetz 3², 403, -stil H. Brunn kl. schr. 2, 228, -studium Vischer altes u. neues 3, 46, -verfälscher Zschokke 33, 94, -verfälschung Krünitz 202, 270 (heute üblich -fälscher, -fälschung), -verfertiger Krünitz 202, 274, -verzeichnis allg. d. bibl. anh. 25/36, 1606, -vorlage 74, 106, -verrat J. Fr. Böhmer an Thomas bei Janssen 2, 257, -werk Campe; Döllinger ak. vorträge 2, 178, -wesen Dahn weltuntergang (1889⁵) 17, -wissenschaft, diplomatik, Gottsched d. neueste 4, 270; Krünitz 202, 187.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 16 (1935), Bd. XI,III (1936), Sp. 2455, Z. 1.

1urkunden, v.

¹urkunden, v.
zu urkund, m. (s. d.); sich u. 'entstehen' gebraucht Jac. Böhme: und heiszet gott nach dem ersten principio nicht gott, sondern grimmigkeit, zornigkeit, ernstlicher quell, davon sich das böse urkundet schr. (1620) 2, 13; und sinnest weiter, worvon sich die elementa feur und luft uhrkunden 4, 33.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 16 (1935), Bd. XI,III (1936), Sp. 2462, Z. 39.

2urkunden, v.

²urkunden, v.
zu urkunde, f. (vgl. d. B 2). ahd. urkunden testari, attestari, testificari, stipulari Graff 4, 425; mhd. urkünden, -kunden; mnd. orkunden; mnl. orconden, nl. veraltet oorkonden. Fischer 6, 298 f. Adelung, Heynatz und Campe bezeichnen das v., mit ausnahme der geschäftssprachlichen wendungen, als völlig veraltet; doch ist es noch immer belegbar, wenn auch beurkunden (th. 1, 1749) üblicher ist.
1)
urkunde A entsprechend, bezeichnen, bekunden, kundthun, bezeugen; mhd. wb. 1, 815ᵃ; Lexer 2, 2006; mnl. wb. 5, 1980, 2-5; nl. wb. 11, 115: dergleichen auch die gerichtsleut (sollen verpflichtet sein), welcher die (bösen tiere, peern, wolf, lüchs und wiltschwein) am ersten sicht, dem viertlmaister anzuzaigen und ainer dem andern unverzogen urkünden (banntaiding des 16. jhs.) österr. weist. 6, 236, 14 (ohne grund hat Schönbach im glossar 658ᵇ urkunden und urkünden als verschiedene wörter angesetzt);
viel leute von verstand
und die hiernach gefolgt sind ein jahr auf das ander,
urkunden dieses ding einstimmig mit einander
Opitz (1690) 4, 341;
es urkunden die geschichte, dasz ... Harsdörfer gesprächspiele 2, a 2ᵃ; meine stumme red urkundet disz und dasz secret. 1, a 8ᵇ; dessen (des Tacitus) zeugnüsse, als des ältesten und glaubwürdigsten aller geschichtschreiber, die iemahls hiervon geuhrkundet, am meisten zu trauen Zesen beschreibung v. Amsterdam 4; ich urkunde ... hiemit, dasz ich mich hinsetze, um dinge zu erzählen, die mir nicht begegnet sind Wieland Lucian 4, 148; wie unsere tagebücher das oft laut urkunden Musäus volksmährchen 1, 116 H.;
freunde, das leben des alls ist ein tausendzüngig gespräch nur.
was nur lebet, das spricht, die sprache urkundet das leben
Kosegarten inselfahrt (1804) 66;
die offenbarung bedarf dessen nicht, um ihre ewige wahrheit zu urkunden Tieck (1828) 1, 352; wenn ... die mannsbilder sich papa rufen lieszen, so urkundeten sie hiermit, dasz sie sich zu den wohlhabenden und fürnehmen rechnen G. Keller 8, 11. selten urkunden (kunde geben) von Zschokke 10, 152.
2)
urkunde B 4 entsprechend, 'uhrkunden durch glaubwürdige uhrkunde bestetigen' Schottel haubtspr. 254. Lexer 2, 2007: wir ... uhrkunden und bekennen hiermit, dasz ... Neumark palmbaum 221; Melissus Salinde 276; Chr. Thomasius ernsthafte gedanken u. erinn. 3, 12; in notariatsurkunden Adelung; ich N. N. bezeuge und urkunde, dasz ... v. Fleming soldat (1726) 173; wir präses und concilium ... urkunden hiermit, dasz ... Leibniz d. schr. 2, 191; J. G. Müller kom. romane 1², 514;
(der landmann) sah nicht eiserne rechte,
oder den tobenden markt und des volks urkundenden tempel
J. H. Vosz georgica 2, 502 (mit der anm. 'das archiv im tempel');
der brief hier, steck ihn bei, urkundet dein geschlecht
Alxinger 4, 36;
als Alfonso iii. ... der begünstigung Innocentius des iii. bedurfte, bediente sich dieser des anlasses, um die zinsbarkeit Portugals zu urkunden (sich urkundlich belegen zu lassen) J. v. Müller 2, 282; so urkundeten Aragoniens stände in dem eingange zu einem gesetze Fr. L. Jahn 1, 235 E.; herr H. v. A. urkundet 1256 den verkauf der burg D. Scheffel (1907) 3, 68; der begriff des notariats als einer im dienste privater urkundenden stelle erscheint hier (in Baden) völlig aufgelöst hwb. d. staatswiss. 5², 1005. sich u. 'sich rechtlich anmelden' Schatz österr. weist. 11, 723ᵇ (1414). anders sich u. 'wie aus einer urkunde hergeleitet werden': daher urkundet sich der anspruch Bentzel-Sternau bei Campe.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 16 (1935), Bd. XI,III (1936), Sp. 2462, Z. 45.

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Zitationshilfe
„urkunde“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/urkunde>.

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