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Online-Ratgeber

Woran erkennen Sie ein illegales Schneeballsystem?

Traumhafte Strände, exklusive Partys und schnelle Autos – so werben junge attraktive Menschen im Internet für passives Einkommen und finanzielle Unabhängigkeit. Das Versprechen: ein Leben in Saus und Braus. Dahinter steckt aber oft ein fragwürdiges Geschäftsmodell – auch Pyramiden- oder Schneeballsystem genannt. Wie solche Strukturvertriebe funktionieren und wie Sie solche erkennen können, erfahren Sie in unserem Onlineratgeber.

Die Begriffe Schneeballsystem bzw. Pyramidensystem und Multi-Level-Marketing bzw. Network-Marketing werden oft als Synonyme verwendet. Tatsächlich gibt es Parallelen zwischen den Vertriebsmodellen, aber auch wichtige Unterschiede. Die Abgrenzung fällt dennoch nicht immer leicht.

Was ist ein Schneeballsystem?

Ein Schneeballsystem oder Pyramidensystem ist eine illegale Vertriebsform, bei der es vorrangig um die Anwerbung von weiteren Teilnehmerinnen oder Teilnehmern und nicht (oder nur stark untergeordnet) um den Verkauf von Produkten geht. Nur durch diese Rekrutierung können die Mitglieder Geld verdienen, z.B. in Form von Provisionen. Damit grenzen sie sich vom Multi-Level-Marketing und Network-Marketing ab, dort geht es hauptsächlich um den Verkauf von Produkten.

Typische Produkte, die über ein Pyramidensystem vertrieben werden, sind:

Zudem gibt es Schneeballsysteme, bei denen gar kein Produkt existiert: Schenkkreise (früher: Kettenbriefe) sind Schneeballsysteme, bei denen die Teilnehmenden nur Geld untereinander verteilen. Typisch für ein Schneeballsystem ist in jedem Fall, dass die Einnahmen von den unteren Pyramidenebenen aggressiv zur Spitze der Pyramide umverteilt werden. Also: Neue Teilnehmer finanzieren die Gewinne derjenigen, die bereits länger dabei sind. Am meisten profitieren die wenigen, die das Pyramidensystem gestartet haben.

Was sind die Risiken von Schneeballsystemen?

Solche Systeme versprechen regelmässig hohe Gewinne, ein passives Einkommen oder flexible Arbeitszeiten. Die Realität aber sieht oft anders aus. Tatsächlich profitieren nur diejenigen, die zuoberst an der Pyramide stehen (ca. 10 %) und über die Verkäuferinnen und Verkäufer auf den unteren Pyramidensystem-Ebenen grosse Provisionssummen kassieren.

Häufig müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer grosse Mengen an Produkten oder teure Coachings kaufen, um in das Unternehmen einzusteigen oder um ihre Stellung zu verbessern. Diese Coachings und Produkte sind – wenn überhaupt existent –  jedoch regelmässig überteuert und unseriös, so dass der Grossteil der Teilnehmenden am Ende mit einem wertlosen Produkt und Schulden dastehen.

Überdies sind die Unternehmen darauf angewiesen, dass immerzu neue Teilnehmer dazukommen, um das System am Laufen zu halten. Mit dem zusätzlichen Anwerben von neuen Teilnehmern wird auch das Verkaufsangebot stets erhöht, was das Verkaufen zusätzlich erschwert. Nachdem dieses rapide Teilnehmerwachstum stoppt, bricht das System zusammen und die Mehrheit verliert ihr Geld. Die Profiteure sind die Organisatorinnen und Teilnehmenden, die sich an der Spitze der Pyramide befinden.

Was sind Merkmale von Schneeballsystemen?

Unrealistische Versprechen: Es wird versprochen, dass Sie von zuhause aus oder unterwegs ganz einfach und schnell viel Geld verdienen können. Geläufig ist die Behauptung, dass Sie mehrere 1000 Franken monatlich als «Passiv-Einkommen» verdienen können. Auch vollkommen unrealistische Renditeversprechungen für Investitionen von 20 % bis zu über 100 % jährlich sind keine Seltenheit.

Überteuertes Produkt: Das Produkt existiert entweder gar nicht (z.B. Infrastruktur nicht vorhanden) oder hat minderwertige Qualität.

Neue Teilnehmer: Das Unternehmen drängt Sie dazu, viele neue Teilnehmerinnen anzuwerben, für die Sie dann jeweils eine Provision bekommen. Oft können bei Pyramidensystemen die neuen Teilnehmenden die Produkte wiederum weiterverkaufen und ihrerseits neue Personen für den Verkauf der Produkte rekrutieren. Bei einem illegalen Schneeballsystem ist das zu verkaufende Produkt klar zweitrangig.

Undurchsichtige Strukturen: Ein Teil der Provision geht immer an die Initiatoren und Initiatorinnen an der Pyramidenspitze. Für Teilnehmende ist unklar, wie und an wen konkret die Einnahmen und Gewinne verteilt werden. Oft ist auch nicht erkennbar, wofür das Unternehmen den Gewinn verwendet.

Einstiegsbedingungen: Sie müssen eine grosse Menge an Produkten kaufen, um in das Unternehmen einzusteigen oder um Ihre Stellung im Unternehmen (was z.B. zu besseren Einkaufspreisen führt) zu verbessern. Die Einstiegsbeträge können gering (z.B. 50 € bei Juicy Fields) ausfallen, um möglichst viele Teilnehmenden anzulocken.

Werbung: Mitglieder werben über soziale Medien (insbesonders Instagram und TikTok) mit ihrem Reichtum und bieten überteuerte Produkte, Seminare, Weiterbildungen oder Kurse an. Dabei behaupten Sie stets, durch diesen Vertrieb (oder das in den Kursen vermittelte Wissen) reich geworden zu sein.

Folgende Unternehmen weisen deutliche Merkmale von Schneeball- bzw. Pyramidensystemen auf:

Diese Liste ist unvollständig. Ob die genannten Unternehmen tatsächlich die Legaldefinition eines Schneeball- oder Pyramidensystems erfüllen, müsste ein Gericht überprüfen. Wie im Online-Ratgeber erwähnt, lässt sich ohne tiefen Einblick in die Vertriebsstrukturen und Umsätze nicht zu 100 Prozent feststellen, ob es sich um ein illegales Schneeballsystem handelt.
Unumstritten ist, dass bei den aufgelisteten Unternehmen das Anwerben weiterer Coaches o.ä. für den finanziellen Erfolg de facto notwendig ist. Falls nur das Anwerben von neuen Teilnehmenden finanziell vergütet wird, ohne dass es einen Produkteverkauf gibt, handelt es sich dabei aber klar um ein illegales Schneeballsystem. Diverse Verkäuferinnen und Vertreter dieser Unternehmen beteuern in sozialen Medien, dass es sich bei ihrem Vertriebsmodell nicht um ein illegales Schneeballsystem handelt.

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