Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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brod, n.

brod, n.
bulla, vapor, sud, aufsud, ahd. prod jus, brühe. Graff 3, 291, ags. brođ, engl. broth; brod oder choch. vocab. 1429. 3ᵃ. bair. brod, brühe, abgesottenes viehfutter. Schm. 1, 253, vgl. die zusammensetzungen fischbrod, fischleich; kalkbrod, gelöschter kalk; leimbrod, leimmasse; schneebrod, schneeklumpe: in flüssen schwimmt schneebrod, schott. snawbroo. s. brodeln und brodem.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1854), Bd. II (1860), Sp. 395, Z. 73.

brot, n.

brot, n.
panis, ahd. prôt (Graff 3, 291), mhd. brôt (Ben. 1, 263), alts. brôd, nnl. brood, ags. breád, engl. bread, fries. brâd, altn. brauđ, schw. dän. bröd, durch alle unsere sprachen gehend, nur mangelt ein goth. braud und Ulfilas verdeutscht ἄρτος durch hlaifs hlaibis, welches unserm laib, leib, leib brotes, ahd. hleib, ags. hlâf, engl. loaf, altn. hleifr und zugleich dem sl. chljeb'', poln. böhm. chléb, finn. leipä, lapp. laipe entspricht. bei einem so alten und nothwendigen wort werden alle verwandtschaften und hinneigungen der sprachen für die geschichte der völker bedeutsam. wir haben es hier blosz mit der erklärung von brot zu thun. Gedacht worden ist an brauen und braten, wie sich auch die begriffe des brauens und backens anrühren (1, 1066, 8 und oben sp. 310. 322) und braten, rösten dem backen gliche (auch lat. panis für pacnis steht). allein die lautverhältnisse widerstreben und die wesentliche vorstellung bei brot scheint das brechen, (348, 14), es wird bei der austheilung und beim essen, mit hand und zähnen gebrochen, gekaut. eben haben wir die verwandten wörter brocke und brosam erörtert, in beiden ein brechen gefunden, Ulfilas drückt durch hlaifs auch ψωμίον aus und den Neugriechen ist ψωμί geradezu brot. wie aber nun das wort brot selbst? ich denke, es stammt von dem oft besprochnen ags. breotan, altn. briota, ahd. prioʒan frangere, doch noch aus einer zeit ab, wo die lautverschiebung uneingetreten war, es also goth. etwa briudan braud, ags. breodan breád, ahd. priotan prôt gelautet haben würde. im nomen behielt man nachher, als das verbum verschoben wurde, die alte consonanzstufe, so wie im altn. ausnahmsweise neben briota frangere ein brydja (falsch geschr. bryđja) mandere, dentibus perfringere fortdauert; die vorstellungen des brechens und kauens einigen sich. diese etymologie von brot müste zumal den Dänen gefallen, welche bröd panis und bryde frangere gleichartig schreiben; doch ihr bryde entspringt aus bryte, schw. bryta. gewinnt die ableitung von brot aus briutan, breotan halt, so liesze das bekannte phrygische βεκός (vgl. alban. baukea) sich durch ausfall des R in βρεκός vervollständigen und unmittelbar auf goth. brikan frangere zurückführen. brod für brot zu schreiben ist unhochdeutsch, obwol es schon einige im 16 jh. sich gestatten, z. b. Alberus; das richtige brot setzen Dasypodius, Maaler, Henisch, Stieler, brod aber Frisch, Adelung, Schmeller, noch schlechter ist brodt. der pl. lautet brote, bei Keisersberg auch bröter.
Bedeutungen.
1)
die aus mehl im ofen gebackne speise: weiszes, schwarzes, gemischtes, gesäuertes, ungesäuertes, gesalznes, geöltes, frisches, trocknes, grobes, schimmliches, hartes, erweichtes, begossenes brot; neubacken, altbacken, hausbacken brot. im schweisz deines angesichts soltu dein brot essen. 1 Mos. 3, 19; Melchisedech trug brot und wein erfur. 14, 18; und ich wil euch ein bissen brots bringen, das ir ewr herz labet. 18, 5; legt brot auf! 43, 31; ich wil euch brot vom himel regenen lassen. 2 Mos. 16, 4; brich dem hungerigen dein brot. Es. 58, 7; bistu gottes son, so sprich das diese steine brot werden. Matth. 4, 3; unser täglich brot gib uns heute. 6, 11; nam die fünf brot und zwen fische, sahe auf gen himel, danket und brachs und gab die brote den jungern. 14, 19; wie viel brots habt ir? 15, 34; brach die brote und gab sie den jüngern. Marc. 6, 41; da ich fünf brot brach unter fünf tausend. 8, 19; und wie er von inen erkant wäre an dem da er das brot brach. Luc. 24, 35; brot brechen ist oft = essen. brot ist gottes gabe; das liebe brot. Simpl. 2, 460; er hat nicht das liebe brot; hat nicht satt brot; man soll kein krümchen brot umkommen lassen; das brot nicht verkehrt auflegen; es dient so mancher guter mensch, als mancher brot auflegt. Henisch 698; das brot heischen (am tisch). Scheit grob. F 3ᵃ; wenn man sagte 'tischchen decke dich', so erschien ein weiszes tuch an dem gras und ein brot darauf; der tisch war mit sehr schönem brote und vortreflichen früchten besetzt. Wieland 27, 297;
ich bin ein ursach dieser not
das wir essen das hartselig brot.
H. Sachs III. 1, 243ᵇ;
wer nie sein brot mit thränen asz,
wer nie die kummervollen nächte
auf seinem bette weinend sasz,
der kennt euch nicht, ihr himmlischen mächte.
Göthe 18, 217;
der alte, fromme Klimps, bei jedem bissen brot,
den er genosz, sprach 'segne gott!'
Lessing 1, 22;
schmackhaft durchdringt es (salz) unser täglich brot,
es thut dem menschen, thut dem thiere noth.
Göthe 47, 125;
er sitzt gefangen bei wasser und brot; mit wasser und dem brot der trübsal verlieb nehmen. Simpl. 3, 857; er besorgt, das brot wird schimlich. Eulensp. cap. 64; wes brot ich esse, des lied ich singe. unw. doct. 754;
we dem der brot hat und kein zan.
fastn. sp. 528, 8;
er gibt ein stückchen brot so dünn, dasz man den psalter dadurch lesen kann; der becker hat seine seele in das brot gebacken (wenn es zu viel löcher hat). Noch andere redensarten:
des gieng ir vil grôʒiu nôt,
wan er kiut si tegelich vür schœneʒ brôt.
MSH. 3, 279ᵇ;
sweme wart ein slac oder ein stôʒ,
der was des gewissen tôdes
und ern beiʒ darnâch niemer brôtes.
Diemer 218, 15;
sein letztes brot ist ihm gebacken, vgl. 1, 1066; Worble, dem wahrscheinlich in anderm sinne sein brot im dorfe gebacken war. J. P. komet 3, 50. einen vom brote thun, richten, ihm vom brote helfen heiszt ihn umbringen, ums leben bringen, dasz er nicht weiter nöthig hat brot zu essen: Christi boten müssen teufels boten sein, die man dann in einem götlichen eifer vom brot richt. Frank parad. 10ᵇ;
nun wöll wir in vom brot than.
H. Sachs III. 1, 262ᶜ;
haben sie gelegenheit mit fleisz gesucht, dasz sie ihne (Jesum) von dem brot gethan hetten. Ayrer proc. 2, 6;
nun hab ich mich gethan vom brot,
seht, lieber, seht, ich bin steintod.
Gryphius 1, 748;
er wolte seinen widersacher gegen einer verehrung ab dem brot richten. Zinkgref apophth. 41, 28; da sich ein verräter erbot gegen einer belohnung seinen erzfeind auf der jagt vom brot zu thun. Birken ostl. lorb. 116; blieb sie bei den gedanken, unsere feinde wurden nicht ehe ruhen, bis sie uns vom brote geholfen. Felsenb. 3, 222; dahero sich die ganze rotte verschwor, meinen vater von dem brote zu thun. Pierot 3, 11; einige erhiengen sich an den bäumen und die übrigen halfen sich vom brot, so gut ein jeder konte (οἱ δ' ὡς ἕκαστοι ἐδύναντο ἀνηλοῦντο. 3, 81). Heilmans Thucyd. 416 und auch 518; er hat kein brot mehr nöthig, sie haben ihm (dem aufgehängten) vom brot geholfen. Arnims nov. 1, 4. höchsten grad von verächtlicher schlechtigkeit eines menschen drückt die redensart aus, dasz kein hund ein stück brot ihm abnehmen werde:
ein hund ein brot kaum von mir nem.
H. Sachs I, 521ᶜ;
der weiber gibts noch wol heutiges tages, die alsobald, wann sie der mann nicht eben schlägt, sondern oft nur ein krumb wort redet, denselben also aushiepen, dasz kein hund kein stück brot von ihm nähme. Creidius 1, 274; sintemal sie alsdenn ihrem eifer den zügel liesz und die schuldige person dergestalt herunter machte, dasz kein hund ein stück brot von selbiger nehmen mögen. ehe eines mannes 279. er kann mehr als brot essen (vgl. altfranz. il sait plus que boeuf d'arer, versteht mehr als der ochs vom pflügen): lieszen die alten leute immerhin bei den gedanken, das ich mehr als brot fressen könte. Felsenb. 2, 141. ich wagte es drauf, es auf meine kosten drucken zu lassen und mein brot aufs wasser zu werfen. Reiske lebensb. 68. was? sind Marx Curio und Marx Kolencarbo nicht mit zänen gleich auf erden kommen, als ob sie gleich dein brot träueten (dein brot bedrohten, essen wollten)? Garg. 106ᵃ. ich erschrack, dasz mir die butter vom brote fiel. brautsuppe 1679 3ᵇ; dasz ime und seiner gesellschaft die butter vom brote hette mögen fallen. ratschlusz in Parnasso 45, vgl. den rugianischen landbrauch tit. 95: went de olden nicht also hedden geholden, de groten jeger und junkern hedden der armot de botter vom brode gejaget. nach dem brote gehn, um das brot gehn, das brot heischen, suchen, ist der althergebrachte ausdruck für betteln gehn: ich bin jung gewesen und alt worden und habe noch nie gesehen den gerechten verlassen oder seinen samen nach brot gehen. ps. 37, 25;
ich wil zwar ein buͦlen han
und solt ich darumb nach brot gan.
Diocl. 3400;
herre got, mîns willen mich ervröu
daʒ si loufen nâch dem kleinen brôt in kurzen tagen!
MSH. 3, 188ᵇ;
ich hoffe dicke,
daʒ er blicke
nâch kleinem brôt.
3, 191ᵇ;
die künste gehn nach brot.
nicht dasz ich mir dadurch das brot erfiedeln wollte.
386;
flohen ins weite elend, um andern leuten das brot aus den händen zu suchen. Lisch jb. 17, 214; einen geschickten mann, dessen kunst nach brote gieng, indem die heiligen und märtyrer, die er zu schnitzen gewohnt war, keinen absatz mehr fanden. Göthe 23, 29.
2)
weil nun das brot wesentlicher bestandtheil der nahrung ist, so bedeutet es überhaupt speise, kost und die stelle, welche kost und unterhalt darreicht; wir sagen das morgenbrot, abendbrot essen für frühstücken, zu abend essen; einen zum abendbrot einladen, zum abendessen, so schon mhd.
bî dem Plimizœl ûf ein gras
wart gesidel und wîter rinc genomn,
dâ si zem brôte solden komn.
Parz. 803, 26;
nie muoter gunde ir kinde baʒ
den im der wirt, des brôt er aʒ.
552, 4.
ich habe mein gutes brot, mein auskommen; er half mir zu brote; das amt gibt mir brot; ich verdiene mein brot; ich stehe im brote des gutsherrn; wir beide stehen in éinem brot; du hast sein brot zehn jahr gegessen; sie ouch an éime brote gewest sin. Neumann Magdeb. weisth. s. 3 (a. 1414); in brot und lohn stehn; wenn euch euer brot lieb ist, memmen! Schiller 194ᵃ, wenn ihr die stelle behalten wollt, die euch ernährt. der herr entläszt den diener, der vater den sohn aus seinem brot, er behält den sohn, nach dessen verheiratung, noch ein jahr lang im brote; die bauern haben die kinder gern aus ihrem brot. bauernst. lasterpr. 179;
gescheite leute sie finden ihr brot.
Göthe 3, 287;
erst in der ferne brot und täglich plackerei,
das stand mir gar nicht an.
7, 63;
erst kinder und dann brot für sie zu schaffen,
und brot im allerweitsten sinn.
12, 153;
sein witz ist nicht zu erben, doch sein brot,
und ungleich ihm, denkt mancher ehrenmann,
verdien ichs nicht, wenn ichs nur essen kann.
13, 139;
ist wol irgend ein stückchen brot kümmerlicher, unsicherer und mühseliger in der welt? 18, 79.
3)
dem eintretenden fremden legt der östreichische landmann brot und messer auf den tisch mit den worten 'geh, schneid ab!' unterbleibt es, so gilt das für ein zeichen der misgunst: 'er hat mich nicht einmal abschneiden lassen!' Höfer 1, 121.
4)
das tägliche brot drückt auch die täglich vorgenommne arbeit und beschäftigung, den unterhalt aus, und selbst den zustand, in welchem man sich anhaltend befindet:
berauben, brennen, stelen
das ist ir teglich brot.
Uhland 375;
ich weine durch die ganze nacht,
und wann der tag sich zu uns macht,
so sind mein morgenbrot die threnen.
Opitz geistl. poem. s. 154;
dann weh ist täglich brot auch bei der besten eh.
Logau 1, 6, 7;
thränen waren sein tägliches brot. ebenso kann ein andrer genusz das tägliche brot heiszen: andere leute, bei welchen der toback gleichsam als das tägliche brot im hause (für eben so nöthig) gehalten würde. Weise erzn. 317.
5)
gestolen brot schmeckt süsze; aus dem korn, das nächstes jahr wächst, kann man heuer kein brot backen; fremder leute brot ist den kindern kuchen; freundliche gesichter sind uns so nöthig als das liebe brot.
6)
figürlich, ich bin das brot des lebens. Joh. 6, 35;
ir herzeliep, ir herzeleit
deist aller edelen herzen brôt.
Trist. 7, 33;
ir leben, ir tôt sint unser brôt.
7, 37;
daʒ lebende brôt gebære du.
Gotfr. lieder 2, 2;
gib gott, dasz korn im feld, in uns dein wort bekleibe,
dasz wir theils haben brot der seele, theils dem leibe.
Logau 1, 9, 19.
7)
wie brot den laib brotes bezeichnet, sagt man auch ein brot zucker für einen hut zucker. schön ist ags. beobreád, favus.
8)
s. abendbrot, bauerbrot, beckerbrot, bettelbrot, bienenbrot, botenbrot, butterbrot, eierbrot, gauchbrot, haberbrot, halbbrot, hausbrot, himmelbrot, hundebrot, kümmelbrot, lustbrot, milchbrot, morgenbrot, raspelbrot, saubrot, schifbrot, schüsselbrot, schwarzbrot, semmelbrot, tellerbrot, tischbrot, vesperbrot, waizenbrot, weiszbrot, zuckerbrot.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1854), Bd. II (1860), Sp. 399, Z. 58.

broten, bröten

broten, bröten,
pane cibare, mhd.
wir suln uns alle brœten,
den zadelwurm tœten.
Helbling 3, 247.
gebrotet ist cibatus, gespeist, ernährt, unterhalten: gebrotetes gesinde, dem man essen und trinken gibt, das über eines tische iszt; gebrötte diener, famuli. Solms. landordn. §. 12; darumb sollen fürsten und herren, damit sie solche hofmeister nur bekommen, keine mühe noch kosten oder besoldung sparen, auch kein gebrotete diener, den man etwas auf ein scheitl gibt, aus ihnen machen. Moscherosch de exerc. acc. 121. vgl. brötling und brötung.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1854), Bd. II (1860), Sp. 403, Z. 3.

broter, m.

broter, m.
culter pani secando, brotmesser. Oberlin 187.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1854), Bd. II (1860), Sp. 403, Z. 14.

brotz, m.

brotz, m.
in Baiern
1)
rana bufo, weil sie sich aufbläht?
2)
ein handwerksbursche, sudler, brotzenmahler. Schmeller 1, 274, der dazu batze (1, 1160) hält, da man handwerksbrotz und handwerksbatze hört. näher zu liegen scheint aber fratze, fratz (Schm. 1, 622), wie bradem, brodem, fradem tauschen, welches fratz wir gerade wie kröte und wie die Böhmen žaba scheltend verwenden: du kröte! du garstige kröte! = du fratz! du fratze! fratzengesicht; der brotzenmahler ist fratzenmahler. einem ungezognen kinde ruft die erzürnte mutter zu: du brotz! du fratz! du kröte! es heiszt aber auch halb in gutem sinne die blitzkröte, die kröte (oben sp. 134), die fratze, und Fischart Garg. 248ᵃ sagt der fratz Aristophanes, wofür wir heute schalk setzen würden, vgl. žaba Jungmann 5, 819ᵃ und žabec 5, 819ᵇ. das it. botta für kröte könnte mit ausstosz des R von uns übernommen sein.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1854), Bd. II (1860), Sp. 407, Z. 28.

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„brot“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/brot>.

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