Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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feme, f.

feme, f.
sagina glandaria, abductio suum in silvam, ein wort, dessen hohes alter in den niedersächsischen und westfälischen wäldern sich nur nicht belegen läszt. zunächst stellt es Schottel de singularibus et antiquis in Germania juribus 1671 p. 562. 563 auf in den zusammensetzungen vehmschweine, porci ad saginationem, in die mastung, destinati, vehmgeld pecunia pro porcis ad saginaria destinatis, vehmmahl adustio porcorum. das einfache vehm deutet er sehr allgemein separatio ad certum aliquem actum, um auch das folgende feme darunter zu fassen. diese angaben werden von Stieler 432 wiederholt und bezweifelt. aber auch Frisch 1, 255ᵇ gewährt sie und das brem. wb. 1, 372 hat 'swine upfemen', schweine in die mast verdingen, mit dem daraus gezognen femen verdingen; besser Fulda idiot. 91 fem eichelmastung, femen mästen; Adelung nimmt fehm für die frucht der eichen und buchen und führt an: die schweine in die fehm treiben, einfehmen, sie aus der fehme nehmen, ausfehmen, diese verba hatte bereits Frisch aus der pommerischen holz und mastordnung geschöpft. bei Strodtmann, Schambach, Danneil, Stürenburg nichts von allem dem. es fällt unmöglich bis in die quelle eines so spät und sparsam bezeugten ausdrucks zu dringen, vielleicht berührt er sich mit feime acervus, manipulus, wobei sp. 1451 das alts. aranfimba, acervus aus dem heberegister von Werden s. 219 anzuführen versäumt wurde. wahrscheinlich aber ist er auch dem folgenden feme identisch, wie sogleich darzuthun versucht werden soll.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1861), Bd. III (1862), Sp. 1516, Z. 32.

feme, f.

feme, f.
supplicium, poena, nirgend im Ssp., aber schon mhd. in gedichten bezeugt, die sich dem nd. nähern:
unde hâst is dînen spot,
daʒ wir von rëhter sculde
die vëme dulden.
vom glouben 1877;
sô beslôʒ man in zu stete
in eine ketinin, die dâ lac,
dâ muoste unz an den drittin tac
ër inne ligin gespannin
vur wîbin und vur mannin,
daʒ al daʒ volc an ime gesê,
von wilchir scult sîn vëme gescê.
sô den dër dritte tac irscein
sô quam daʒ volc ubir ein
zu Rôme in den vrônin sal
und die consule ubir al
und irteiltin ime den haft,
die wart dâ bereitit,
daʒ dës nicht wart gebeitit.
Athis A, 142—156;
mir is beʒʒer herde vële,
dat ich mich dër schande schëme
und lîde âne schult de vëme.
fragm. von Susanna.
in diesen stellen hat vëme den allgemeinen sinn von strafe ganz ohne bezug auf die besonderheit der westfälischen gerichte, die späterhin danach genannt werden, deren eigenheit also gar nicht in ihrem namen begriffen ist. ein gleiches gilt von dem verbum femen und den mit feme zusammengesetzten wörtern, in welchen man erst später, nach dem untergang dieser heimlichen gerichte, abenteuerliches gesucht hat. allerdings mag von Sachsen und Westfalen her das wort feme ausgegangen und auch ins hochdeutsche vorgedrungen sein; nichts scheint doch natürlicher, als es mit dem zuerst aufgeführten feme zu einigen. wie wenn beiden ungefähr die vorstellung des züchtens und züchtigens unterläge? aus ziehen flieszt zucht nutritio, disciplina, castigatio, poena, wie der landmann sein vieh in die mast führt, wird der missethäter in den kerker oder tod geführt und erleidet züchtigung. die verschollne wurzel fëmen (goth. fiman, fam, fêmun?) kann enthalten haben, was den entfalteten bedeutungen von ziehen glich, altn. drückt fimr aus dexter, sollers, ohne dasz sich ein subst. oder verbum dazu vorfände, aber viele composita damit kommen vor. aus der sinnlichen feme des waldes deutet sich die abstracte des gerichts, Frisch suchte vergeblich die letzte der ersten unterzuschieben. in einer aus dem original gedruckten urkunde von 1251 bei Seibertz nᵒ 269 liest man: illud occultum judicium, quod vulgariter vehma seu vridinch appellari consuevit. hier ist das inlautende h bedenklich, welches doch jenen mhd. stellen und allen beinahe gleichzeitigen urkunden, in denen vemenote vorkommt, mangelt. aus fêhen odisse läszt sich feme nicht ableiten. auch in den goslarischen statuten (aus der ersten hälfte des 14 jh.) heiszt es 36, 20: spreke, dat de man osten westen suden unde norden 'der hogen veme' vorscult hebbe, also alse he to rechte sin lif vorwarcht hebbe; bei Heinrich von Hervord († 1370) s. 30: legem secreti judicii, quod illius patriae (Saxonum) lingua 'veme' dicitur. auf fehem in der blume des Ssp. ist nichts zu geben, so wenig als auf die nhd. schreibung vehm, fehm bei Schottel, Stieler und den späteren. Klopstock 9, 322. 10, 258. 316 hat sogar die altn. dîsir (verunstaltet in düsen) zu 'göttinnen der fehm' gemacht, die falsche deutung ist der schlechten formen werth. wie viel schriftsteller des 18 jh. sind mit der heiligen fehme aufs übelste verfahren.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1861), Bd. III (1862), Sp. 1516, Z. 57.

femen

femen,
1)
porcos pastum agere, s. ausfemen, einfemen.
2)
mhd. in judicium vocare, in judicio punire, condemnare:
ze dinge si sie vëmeten.
vom glouben 1397;
man sol sie sân ze stunden
alsô bitterlîche vëmen,
daʒ sich ës ander vrouwen schëmen.
Ebernand 1443.
vgl. vorfemen. rittersp. 1468, nhd. verfemen. in den urk. oft verfemen und verfüren.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1861), Bd. III (1862), Sp. 1517, Z. 36.

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feinseulig ferngehört
Zitationshilfe
„femen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/femen>.

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