Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

gulden, m.

gulden, m.

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form. das aus dem adj. guldin, s. golden, vgl. auch poln. złoty, verselbständigte nomen bleibt in der regel unflectiert, s. die belege unter 1. obd. sind daneben hier und da adjectivische pluralformen belegt: gen. pl. guldiner, guldeinr (1355) monum. Hohenbergica 471; (1359) geschichtsfreund 2, 179 f.; (1374) monumenta Zollerana 4, 301; (1378) bei C. Ferd. Jung miscellanea (1739) 4, 41 (vgl. auch unten guldener, m.); vereinzelt die schwache form der selben guldinen quit, ledig ind lose (1356) monum. Hohenbergica 474; zweideutig ist der dat. pl. auf -en: an den guldeinen ebda 395; vgl. noch 462, 772 u. ö. (aus den j. 1346-1397); mit guldinen (bezahlen) (1351) Zürcher stadtbücher 1, 179; gen den dreizzigtausent guldeinen (1375) mon. Zollerana 4, 330. nd. ist die verbindung mit penning 'münze' lebendiger geblieben und flexion häufiger belegt. für den gen. pl. fehlen hier die formen auf -er: van der guldenen wegen (1336) quell. z. gesch. d. st. Köln 4, 235; der betzalingen der ... tziendusent guldenen content (1385) 5, 450 (neben guldene); der hundert guldenen (1393) 6, 157. der mehrdeutige dat. pl. z. b. myt ungerschen ghuldenen (1451) chron. d. d. städte 30 (Lübeck) 122. ferner findet sich guldenen für den acc. pl.: dy vurschreven hundert guldenen (bezahlen) (1393) qu. z. gesch. d. st. Köln 6, 157; guldene sowohl für den nom. und acc. pl., z. b. (1372, 1386) bei Jesse quellenb. z. münzgesch. 167 ff., als für den gen. pl., z. b. (1374, 1385) qu. z. gesch. d. st. Köln 5, 62; 450 f., auch für den nom. sg. Diefenbach nov. gl. 142ᵃ. ein starker gen. sg. des subst. gulden ist zuerst im 16. jh. nachweisbar: guldens Luther 34, 1, 186 W.; güldens Ruoff hebammenb. (1580) 48; neben gülden bei Wehner observationum liber (1624) 251ᵇ; 246ᵇ. neben dem regelmäszigen nom. sg. gulden, gülden ist vom 15. bis 17. jh. die teils dialektische, teils analogische form gulde oder gülde ziemlich häufig, z. b. (1444) bei Jesse a. a. o. 115; (1454) chron. d. d. städte 36, 322 (Lüneburg); Diefenbach 361ᶜ; 381ᶜ; Luther 15, 312 u. ö. W.; Alberus nov. dict. (1540) 86ᵃ (ein güld); Wehner a. a. o. 246ᵇ (neben gülden); Orsäus nomenclator (1623) 147. umgelautete oder aus dem umlaut entwickelte formen sind aus mundarten von Ostpreuszen bis ins Elsasz belegt, z. b. gille Frischbier preusz. 233ᵇ; gülden, güllen Dähnert pomm. 164; giln Hentrich Eichsfeld. 102; gülle, güllen Schambach Götting. 70ᵇ; gülen Bauer-Collitz waldeck. 42ᵃ; güllen Woeste-Nörr. westfäl. 87ᵇ; drai gilla Sartorius Würzburg 212; gille Autenrieth pfälz. 54; Schön Saarbrücken 83ᵃ; gülde, kilte Martin-Lienhart elsäss. 1, 213ᵇ. bis ins 15. jh. ist der umlaut nur sporadisch bezeichnet, z. b. (1349) pfälz. urk. in zschr. f. gesch. d. Oberrh. 3, 315; (1400) handelsrechn. d. d. ord. 105, 136; (1467) chron. d. d. städte (Straszburg) 9, 1006; (1495) Wormser reichstagsabschied bei Joh. Chr. Hirsch teutsch. reichs münzarch. (1756) 1, 168; dann regelmäsziger, vgl. etwa Kirchhof wendunmuth 1, 234; 2, 54 Österley; Wehner a. a. o. 245 ff.; Schupp (1663) 26, 68, 100; P. Gerhardt bei Fischer-Tümpel 3, 407ᵃ u. ö.; Gryphius lustsp. 95 Palm; J. L. Frisch d.-lat. 1382; bei Luther, H. Sachs, Fischart herrscht schwanken (vgl. dazu Molz nhd. substantivflex. in P.-B. beitr. 27, 267). seit Gottsched etwa wird die umgelautete form unliterarisch zugunsten der heutigen schriftsprachlichen, nicht umgelauteten, die in der südd. literatur bewahrt geblieben war, z. b. bei Jac. Frey gartenges. 39, 179 Bolte; Schweinichen 110; 163 u. ö. Österley; Guarinonius greuel (1610) 17; S. v. Birken verm. Donaustrand (1684) 132, und bis heute in den obd. mundarten, s. Schmeller-Fr. 1, 896; Fischer schwäb. 3, 911; Staub-Tobler 2, 227, sowie in hannöverschen und angrenzenden maa. gilt, s. z. b. Flemes Kalenberg nachtr. 11; Damköhler Nordharz 66ᵃ; Frederking Hahlen 12ᵇ. die umlautlose münzbezeichnung blieb fortan, auszer etwa noch bei Herder: wie der Talmud schreibt: wer hundert gülden im handel hat 24, 74 Suphan, vom umgelauteten adj. gülden, s. golden, getrennt, wie teilweise schon vorher, z. b. (1444) sächs. münzordn. bei Jesse a. a. o. 111 ff.; Dasypodius dict. lat.-germ. (1536) 340ᵇ. functionelle scheidung der form gulden als singular vom plural gülden s. Fischer schwäb. 3, 911. über einen sachunterschied zwischen gulden und gülden s. unten 2. — u erscheint zu o geöffnet in goldin, golden, z. b. pfarrer z. d. Hechte schachbuch (um 1355) in zschr. f. d. alt. 17, 305; Marienburger treszlerb. 4; 519 Joachim; handelsrechn. d. d. ord. 208, 304, 497 ff. Sattler. gölden (plur.) nur belegt bei Logau 463 Eitner.labialisierung des endconsonanten findet sich in guldem (plur.) mon. Hohenberg. 810; 823; 838 (a. d. jahren 1401 bis 1410).
bedeutung und gebrauch.
1)
ursprünglich eine goldmünze, bezw. der ihr entsprechende geldwert. die substantivierung des attrib. adject. guldin bei münzbezeichnungen wie pfennig, florin u. a. ist etwa um 1300 eingetreten; gelegentlich läszt sie sich noch im entstehen beobachten:
der (zoll) giltet vierzec tusent guldin
bysantzer der Sarrazin
Joh. von Würzburg v. 6193 Regel;
neben
daz im ieglicher sendet dar
tusent guldin für bar
haidnischer bysanzer
v. 6168;
die zal der gült (zu Baldach) sag ich auch:
der ist drizzec tusent guldin
v. 6213;
so steht auch der früheste beleg (um 1280):
sehzec tusent guldin sie versliezen hiez
Lohengrin v. 3852 Rückert
neben
guldiner phenninc tusent pfunt
ebda v. 6511.
als ursache für die allgemeine verbreitung dieser sprachlichen verkürzung kommt kaum das mlat. aureus (sc. denarius, i. florenus), s. Diefenbach gloss. 61ᵃ, in betracht, sondern vor allem der eroberungszug des goldflorens, s. unter a, der ersten goldmünze von europäischer bedeutung.
a)
für den goldfloren, mlat. florenus (vgl. die durchgängige abkürzung fl. für gulden), dessen urbild, zuerst 1252 von Florenz ausgeprägt, seit 1300 etwa über die Alpen drang. seit spätestens 1340 wurde er auch in Deutschland geprägt. gegen ende des jahrhunderts hatten diese deutschen münzen die Florentiner verdrängt, vgl. v. Schrötter wb. d. münzkde 228ᵇ. die belege sind nur eindeutig, sofern sie nähere angaben, s. e α, β, γ, enthalten, z. b. mit guten und gewegen guldin Florentzer müntze (bezalt) (1349) urkb. d. bisch. z. Speyer 2, 24 Remling; jedoch dürfen die frühen, auch ohne solche angaben, auf die florene gedeutet werden, für die es neben dem seltnen florin, vgl.e β, keinen andern namen als gulden gab: (ein goldschmied und sein weib bekennen,) daz sie hetten verkaufft alle ire recht ... an 6 hubin landes ... dem convente des huses zu Sassinhusen ... umb 20 gulden (1300?) hess. urk. 1, 299 Baur; enen guldenen vur ene marc (Köln 1326) altes rathsbuch in zschr. f. gesch. d. Oberrh. 11, 391; umb siben hundert march silber und um zwainzich march, ie vir guldein fur ain march (1340) notizenbl. z. arch. f. kde österr. gesch.-qu. 9, 135; insbesondere gehören die belege hierher, in denen gulden als fester begriff unbestimmtem gold, d. i. andersartigen goldmünzen gegenübersteht: gold und guldin, turney etc. (1335) Zürcher stadtbücher 1, 69 Zeller-W.; vort so sal man alle andere goilt, dat wichtich ind gut is, nemen na syme werde, darop dat dat goilt na gebuere ind na werde der gulden nu gesat is (1372) ndrhein. urkb. 3, 613 Lacomblet; deutlich auf die deutschen prägungen gehen: vort solen wir (d. erzbisch. v. Trier u. Köln) doen slain sware guldene, as gut as man sy hude zu daghe zu Duytze sleit (1372) ebda; ein iecliche herre von uns sal in sinen munzen tun slan guldene, die halden sullent driu und zwenzig krait. unde der guldene sullen gen ses unde seszig uf ein mark gewegen (1386) rhein. münzverein bei Jesse qu.-b. z. münz- u. geldgesch. 170; als gattungsbegriff die fülle der spielarten einschlieszend: item 97 gulden ... ungerische, rynisch, ducaten, gellirsche under en ander (1404) Marienb. treszlerb. 281 Joachim; dasz alle gülden mit dem gewicht genomen würden (1495) Joh. Chr. Hirsch münzarch. (1756) 1, 168.
b)
für goldmünzen andrer art, s. o. bysantzer, vgl. 1 e α, β; später wohl in übertragenem gebrauch; für den ähnlichen ducaten (vgl.e δ): von eim gulden ... ein ducatus geheissin (1404) bei P. Joseph goldmünzen 126; ducate, eyn guldene van der stad to Venedic Diefenbach nov. gl. 142ᵃ; vgl. das compositum ducatengulden (1444) Jesse a. a. o. 113 und (1481) numismat. zschr. 41, 157; selten für artverschiedene ausländische goldmünzen: und nament den aht pilgerin, der warent ... vier von Engellant, siben hundert bar guldin; der warent achzig nobol (1388) urkb. Freiburg i. B. 2, 72 Schreiber; vgl. nobulus ein guldein Diefenbach 381ᶜ; das compositum nobelgulden s. ebda; einen guldin, den man nemmet schiltfranken (1416) Zürch. stadtb. 2, 54.
c)
für gulden nicht näher bestimmter art, bezw. für goldmünzen überhaupt, vor allem im liter. gebrauch:
viertzig guldin er ir gab
Heinr. v. Neustadt Apoll. v. 15725 u. ö. Singer;
guldein chöph (humpen) und silbrein schal,
dar in vil guldein tzu dem mal
Suchenwirt 4, v. 500 Primisser;
als ob ain mensch wölt geen zu dem babst und im bringen ainen guldin, und der ... gaͤb im hundert tausent pfundt goldes wider Tauler pred. 100 Vetter; da nam Georius einen guldin und sprach: den guldyn opfer ich der sunnen got summerteil der heyl. leben (1472) 12ᵇ; über das alles haben wir etlich tausent guldin ... in unserm closter vergraben Schade satiren 3, 216; mit dem 16. jh. wird gulden in der bedeutung 'goldmünze' durch goldgulden (s. d.) ersetzt; vgl. i. f. g. hatten auch ... 1000 goldgulden bekommen ... die 1000 gulden (bei einem aufenthalt) verzehrt wurden H. v. Schweinichen denkw. 163 Österley. in übersetzungen an stelle von 'aureus' oder fremden münzwerten: do er (Naaman) ... mit im hett genomen 10 talent des silbers und 6 tausent guldein (aureos vulg.; gülden Luther) erste d. bibel 5, 366 (4. kön. 5, 5); gaben ... zum schatz ans werk ein und sechzig tausent gülden (auri solidos) Esra 2, 69; namen fünff und dreissig tausent gülden (septuaginta milibus didrachmis acceptis) von inen 2. Macc. 10, 20; zwenzig gülden becher, die hatten tausent gülden (qui habebant solidos millenos) Esra 8, 27; auch 2, 69.
d)
mit dem aufkommen der guldenrechnung im kleinverkehr, vgl. ort I 4 und ortsgulden, schied man den gulden an golde vom gulden an gelde (silbergeld) oder an werunge u. ähnl.: 1 gulden an golde (1444) sächs. münzordn. bei Jesse a. a. o. 114; wa einer ein gulden an gold soll (schuldet) (1490) bei Staub-Tobler 2, 228; dat gy my sanden anderen halven gulden, 1 an golde, 1⁄2 an gelde (1458) Germania 10, 390; vierzig guldin an golde und 44 [[undefined:poundsign]] 13 sch. an werunge (1380) Frankfurter urkde bei Lexer 3, 797; (einem boten wird u. a. geraubt) gereide gelt alz elff gulden an golde unde an Bemeschen (1430) bei Steinhausen privatbr. 1, 29; auch: tusent guter rynischer guldin an golde (1438) urkb. v. Freiberg i. S. 2, 83; 60 guter rinischer guldin in gold (1398) bei Fischer schwäb. 3, 909; hierzu noch zimm. chron.² 4, 185 B. unter 1 e ε. vgl. auch geld 4 b (teil 4, 1, 2, 2898), währung (teil 13, 1011) und goldgulden.
e)
für die verschiedenen guldenmünzen finden sich besonders in urkunden und münzerlassen mannigfache, örtlich verschiedene, nähere bestimmungen:
α)
form, gewicht und gediegenheit hervorhebend; speciell klein im 14. jh. formelhaft für den floren (vgl. florenus parvus, z. b. (1313) bei Joh. P. Schunck cod. dipl. [1797] 189), aus dem gegensatz zu gröszeren französischen u. englischen münzen zu erklären (vgl. E. Kruse köln. geldgesch. 43), vielleicht auch zu doppelgulden (1371 für Trier u. Luxemb. belegt bei Joh. Chr. Hirsch münzarch. [1756] 1, 43): (ein bürger von Köln beschwört,) dat ime dye burgere van Venedychen genomen hedden he vuͦrmoyls seys inde drissich cleinre guldenen in irre stat (1336) qu. z. gesch. d. st. Köln 4, 235 Ennen; der gegensatz nur einmal:
daz (pferd) truͦg ain deck, diu was wol wert
fümf tusent grozzer guldin
Joh. von Würzburg v. 6447 Regel;
öfter zusammen mit schwer für die vollgewichtigen oder leicht für eine (brabantische?) abart (vgl. E. Kruse a. a. o. 43, dazu quell. z. gesch. d. st. Köln (1364) 4, 482; (1374) 5, 61): (münzver. Köln-Jülich-Aachen) vort so sin wir ... oevercomen van deme guldenen gelde ..., dat ... eyn cleyne gulden van Florencie guyt van golde ind svair van deme svairen gewichte sal gelden zwei ind zwentzich schillincge ... ind eyn cleyne gulden guyt van golde ind svair van deme lichten gewichte eyn ind zwentzich schillincge (1357) ndrhein. urkb. 3, 481; eychtzien guͦlden van Florenzie guͦt van goilde ind van lichten gewichte (1355) quell. z. gesch. d. st. Köln 4, 411; vunfdusent swairre guldenn (1376) ebda 5, 187; fur einen guten cleynen sweren guldein (1374) bei Heinr. Günter münzwes. i. Württemb. 49; anders: guldin der gewicht von Florentz, z. b. (1359) monum. Hohenbergica 490; gut und gäbe u. ä.: zway tusent guldin guter und geber guldin, gut von gold und swer von gewichte (1368) monum. Hohenberg. 559 u. ö.; zweinzig guldin guoter und geber (1402) geschichtsfreund 8, 82; vierzehenhundert guldin guͦter und genemer guldin (1385) monum. Hohenberg. 727. vgl. auch unter β und δ, ε.
β)
nach dem typus. bair.-alem. belege zeigen eingedeutschtes florîn (s. Lexer 3, 413) verdeutlichend mit gulden zusammengestellt: fünffzig guldin guter florin (1342) ulm. urkb. 2, 1, 230; auch 401; umb ... zehen tousend guldein guͦter florin (1352) monum. Hohenberg. 445 u. ö.; auch: für sechtzig tusent guldin florin (1348) qu. z. bayer. u. dtsch. gesch. 6, 404; vereinzelt: umb zwaintzich guldein guter und geber florentin (1350) monum. Boica 10, 101 (von ital. fiorentino beeinfluszt?); zwenzig guldin guoter und genger florener (1383) geschichtsfreund 8, 66 u. ö.; drissig guldin guoter und wolgewegner florentiner (1361) ebda 8, 63; acht dusent gulden von florentiner (1363) monum. Hohenberg. 521.
γ)
nach der herkunft: von Florenz u. ähnl.: eynen kleynen gulden van Florenze, de wigich is und van gudin golde (1337) ndrh. urkb. 3, 253 u. ö. Lacomblet; 200 gulden van Florentien (1362) qu. z. gesch. d. st. Köln 4, 468; elliptisch: 225 florentien (1370) ebda 4, 606; meist, wie in späterer zeit auch die namen unter δ, ε, als artbezeichnung aufzufassen, s. besonders die belege zu leicht unter α; seit ende des 14. jh. auszer gebrauch; später z. b. ein Florentzer (1416, 1425) Zürch. stadtb. 2, 55, 215; andere herkunftsbezeichnungen, z. b. Genueser (vgl. vatik. quell. 2, einl. 51 K. H. Schäfer), vielfach entstellt: einen jenever g. (1370) Hirsch münzarch. 7, 17; eynen geneboesschen g. (1372) ndrh. urkb. 3, 613; januars guldene (1386) Jesse 170; ein ... jenuersch (1409) P. Joseph goldmünzen 130; lübische (vgl. Jesse 89): einen guden schwaren lübschen g. (1370) Hirsch 7, 17;
der (kaufmann) hett gar vil duckat
und lübisch gulden auch
Herm. v. Sachsenheim sleigertüechlin 228 Holland u. Keller;
ebenso: beiersche (1420) Hirsch 7, 31; gellerische g. (1399) Marienb. treszlerbuch 34, u. andere; die päpstlichen als kamerguldin (1419) Zürch. stadtb. 2, 299 (vgl. vatikan. quell. 2, einl. 58; v. Schrötter 293).
δ)
ungarischer gulden, seit dem 14. jh. die übliche bez. für die seit etwa 1325 nach dem vorbild des (dem floren wertgleichen) ducaten Venedigs in Ungarn geprägte goldmünze (vgl. v. Schrötter a. a. o. 167ᵃ), die vorwiegend in Süd- und Nordostdeutschland verbreitet war: vierhundert guldin ungerischer und beheimischer (1372) augsb. urkb. 2, 172 Meyer; vgl. auch bei Fischer schwäb. wb. 3, 910; viertzig guldein guter, genger und wolgebegen ducatten oder ungrisch guldein (1391) monum. Boica 19, 444; 60 ungersch golden. hirundir woren 15 ducaten ende 1 Florentz golden (1434) handelsrechn. d. dtsch. ordens 518 u. ö. Sattler; als ungarsk gylden auch in Skandinavien umlaufend und bis ins 19. jh. nachgeprägt, s. v. Schrötter 167ᵇ; in Deutschland bis ins 17. jh. belegt: die gelahrte rechnen ausz, dasz David seinem sohn Salomon ... verlassen hab ... 10 000 ungarische gülden Schupp schriften (1663) 68; ungrische gülden soll man zweymahl (doppelt) zehlen Gryphius lustsp. 95 Palm.
ε)
rheinischer gulden für die zunächst von einzelnen, seit 1386 einheitlich nach münzvereinen geschlagenen goldflorene der rheinischen kurfürsten (vgl. v. Schrötter 229ᵃ), die die spezifisch deutsche goldmünze wurden. aus ihr entstanden zahlreiche rechnungsgulden (s. 2): 188 guldin ungerscher und behemscher und 162 guldin rinscher guter und genämer (1377) monum. Hohenberg. 625, auch (1385) 718 u. ö.; seyssindtzwentzich hundert rynscher guͦlden (1391) qu. z. gesch. d. st. Köln 6, 14;
(ich) band daz lumpli uf und nam daz gelt,
do han ich acht rinsch gulden gelt (goldstücke)
schauspiele des mittelalt. 2, 386 Mone; vgl. 399.
als artbezeichnung bis ins 17. jh. für die von nichtrheinischen fürsten nach rhein. muster geprägten (s. Weilmeyr 1, 223, 226, 275; auch in Dänemark, s. v. Schrötter 230ᵃ), zuweilen als minderwertig verbotnen goldmünzen: reinisch gulden sol er (der münzmeister) slahen so guet als ... ertzherzog Sigmundt von Osterreich und des ertzbischof zu Saltzburg sein (1510) österr. münzordn. in numism. zschr. 54, 1; (er gab) ain reinischen gulden in gold ..., nemlich ain bayrischen gulden, doran unser frow im gepreg zimm. chron.² 4, 185 Barack; der preceptor sprach, er hett ain verbottnen rheinischen guldin ussgeben ebda 3, 163; ob an reinischen gulden ... was untüchtiges einschleichen solte (1618) acta publica 1, 21 Palm.
ζ)
sonstige unterscheidungen: sehr häufig nach dem münzherren, z. b. ein gulden, die bischoff Adolff (v. Mainz) slug, die man nennit Adolffsgulden (1400) P. Joseph goldm. 214; 14 new Arnoldus golden (1432) handelsr. d. dtsch. ord. 512 (vgl. v. Schrötter 37ᵇ) u. ähnl.; ferner 6 new arnamsche golden (1428) handelsr. d. dtsch. ord. 497; hornsche g. (vgl. v. Schrötter 275ᵇ, 228ᵇ); hierzu: die hoernichten g. Luther 27, 397 W.; nach dem titel im gepräge: bischofsgulden (1430) handelsr. d. dtsch. ord. 505; postulates g. (1450) chron. d. d. städte 36, 272 (vgl. v. Schrötter 527ᵇ); schlieszlich nicht selten nach dem geprägebild; nach dem reichsapfel: apfelgulden (1432) P. Joseph goldmünzen 188; nach dem räderwappen: redergulden (1550) Hirsch 1, 317; nach dem dargestellten heiligen, z. b. Stephansgulden, s. Schmieder hdwb. d. münzkde, nachtr. 172; elliptisch: ein peter (1386) Jesse 170; 17 peters (1434) handelsr. d. dtsch. ord. 521; s. auch peter 1.
2)
ein rechnungswert. im 16. und 17. jh. liefen goldgulden nur noch selten um. gulden bezeichnet nun, vielfach auch schon früher, teilweise sogar bis ins 19. jh., einen festen, von der bewertung des goldguldens herrührenden rechenwert in landesüblichem kleingeld, für den es, nachdem der goldgulden weiter gestiegen, kein münzstück gab (s. jedoch 3), vgl. v. Schrötter 229ᵇ, P. M. Wehner observationum select. liber (1624) 247ᵇ: (26) guldin, ie zwenzig plaphart fur ein guldin; dieselben sechs und zwenzig guldin (sind auf s. Hilarien zahlbar) (1405) geschichtsfreund 8, 85; umb 2206 guldin, ie fünffzechen batzen oder sechzigk crützer für den guldin gemeiner lantzwerung gereidt (1543) monum. Hohenberg. 914; neunthalben goldgülden ... thut zu 60 creutzern 10 gülden dreyzehenthalben creutzer (1551) bei Hirsch 1, 320; in der regel ohne berechnungsangabe: ein schock grüner hechte ... um zehen gülden (1569) haushalt. in vorwerken 206 Ermisch-Wuttke; wenn einer ... ein 300 oder 400 gülden zu hauff hat bracht (1595) Hennenberger preusz. landtafel 292; (der schuster bringt 9 goldgülden, dagegen)
der goldtschmid sie so bald verehrt
mit einem ring und andern sachen,
thet als bey achtzehn gülden machen
L. Sandrub poet. kurzweil 68 ndr.
in Mitteldeutschland trat später, s. 3, neben gülden (mit umlaut) für den rechnungswert gulden als silberstück, s. Chomel ökon. u. physical. lex. 4, 1427, Jacobsson techn. wb. 2 (1782) 172ᵃ; trotzdem erhielt sich ersterer bis ins 19. jh., s. Weilmeyr 1, 268; Schmieder 214. die verschiedenartigen, als rechnungsgulden üblichen kleingeldsummen bezeichnete man gern nach dem gebiet, in dem die betreffende art kleingeld galt; so waren 60 kreuzer ein rheinischer gulden oder gulden rheinisch u. ä.: ain yede mark (silbers) umb acht gulden reinisch und fünff kreutzer ze reitten (1496) numism. zschr. 54, 4; einen defekt von funfzigtausend gulden rheinl. Nicolai reise 1 (1783) 82; für Baiern, Württemberg und Baden noch im 19. jh. bezeugt, s. Weilmeyr 1, 279; auch reichsgulden oder leichter gulden genannt, ebda; 21 gute (sächs.) groschen waren ein meisznischer gulden, s. v. Schrötter 385ᵃ; Zincke ökon. lex. (1744) 1, 1005; 25 leichte groschen ein fränkischer gulden, s. Schmieder 214; Weilmeyr 1, 268; Reinwald Henneb. 2, 56; beide auch gute gulden oder schlechtweg gülden; vom silbergulden abzuleiten: ein gulden preusz. Weilmeyr 1, 279. besondere bezeichnungen schieden in Köln verschiedene, seit dem 14. jh. nacheinander entstandne (vgl. E. Kruse geldgesch. 83 ff.) rechnungsgulden, wie pagaments- oder kaufmannsgulden, s. auch teil 5, 341, oberländischer oder kurrentgulden oder gulden kölnisch (bis 1824, s. Jos. Müller rhein. wb. 2, 1483); ebenfalls in Trier (vgl. v. Schrötter 229ᵇ); sonst werden besondre städtische rechnungsgulden meist als kurrentgulden bezeichnet: zu Frankfort nun zweyerley gülden sint ... goltgülden in gold ... currentgülden in müntz Wehner a. a. o. 252ᵇ; s. noch Weilmeyr 1, 271 ff.; ähnlich: münzgulden in Luzern, s. v. Schrötter 419; ein gulden giro in Augsburg Jacobsson 2, 172ᵃ. s. auch zählgulden.
3)
übertragen auf silbermünzen. im 16. jh. erst vereinzelt, durch silbern eindeutig bestimmt, für in silber ausgeprägte gold- oder rechnungsgulden (vgl.guldener): wiewoll die gantzen und halb (l. halben) silberin guldin und örter ainander am gradt und khorn etwas ungleich sein möchten (1539) Hirsch a. a. o. 1, 295; silbern kayszers gulden (1582) ebda 7, 202. ganz allgemein seit dem ausgehenden 17. jh. für silbermünzen, die tatsächlich oder ursprünglich ausgeprägte rechnungsgulden darstellten, zuerst für die beliebten, in Preuszen bis 1750, in den nachbarländern bis ins 19. jh. üblichen zweidritteltaler, vgl. v. Schrötter 245ᵇ, 760ᵇ; Weilmeyr 1, 150, 152, 270 ff.; 2, 215, 218: gulden stücker auf den Thorgauer fuesz (geprägt), nehmlich zu 12 rthlr. die mark fein (silber) (1692) bei v. Schrötter münz- u. geldwesen in Trier 181; ich kriege auf einmal solch eine lust nach dem Oberon, dasz du ihn mir gewisz kaufen solltest, wenn er nicht einen gulden kostete Caroline 1, 16 Waitz; so auch in Österr.: (ein junggesellenstand, in dem) eine grosze anzahl gulden jahr aus, jahr ein nicht da ist A. Stifter sämtl. w. 1, 69 Sauer; wer einen gulden zu verzehren hat, wird bereits zu den honoratioren gezählt L. Steub sommer in Tirol 1, 47. mundartlich blieb die bezeichnung gulden auch nach einführung einer andren währungseinheit erhalten: für das zweifrankenstück Schmidt Straszburg 47ᵃ; Martin-Lienhart 1, 213ᵇ; in Österreich nannte man nach 1892 das wertgleiche zweikronenstück so. amtliche bezeichnung der währungseinheit ist gulden in Holland (seit 1816 = 100 cents) und in Danzig (seit 1923 = 100 pfennig), s. v. Schrötter 246. seit beginn des 19. jh. tritt papiergeld neben das münzgeld: ein gulden papiergeld (teilbetrag eines Wiener bankzettels) Schmieder (1811) 40; (ich steckte) ihm eine banknote von zehn gulden in die hand Fürst Pückler briefw. 2, 4. an besonderen benennungen ist häufiger polnischer gulden für dritteltalerstücke, wie sie im nordosten bis 1850 etwa gängig waren, vgl. v. Schrötter 246ᵃ; Weilmeyr 1, 278; Bernd Posen 84: 300 poln. gulden oder 50 thl. (sc. sächsische) v. König ged. (1745) 202; eine polnische fürstin mit einer halben million gulden jahresrente — mögen es meinetwegen nur polnische gulden sein — ist durchaus nicht widerwärtig Holtei erzähl. schrift. 3, 20; (früher kaufte man) ein ganzes ferkel für einen halben polnischen gulden C. Viebig schlaf. heer (1904) 335. in der münzkunde werden die zahlreichen guldenprägungen des 17. und 18. jh. gern entsprechend den talern nach ihrem bilde bezeichnet: bretzen-, röszchengulden Weilmeyr 1, 84; 2, 216; bären-, hirsch-, hunds-, schiff-, Sebastiansg. Schmieder; s. auch stockfisch-, wildemannsg.; andererseits nach ihrem anlasz: ausbeute-, auswerf-, gedächtnis-, gratulations-, huldigungs-, krönungs-, sterbe-, vermählungsg. u. a. Ad. Chr. Weise guldencabinet (1780) passim.s. auch: silbergulden.
4)
der literarische gebrauch von gulden knüpft gern, bes. in älterer zeit, an die wertvorstellung an, die dem gulden besonders als goldmünze eignet: heist das nicht Christum für ein kind odder narren halten, dem man einen gulden neme, und gebe yhm einen zalpfennig odder ein espen laub dafur, und beredet es, das es kostlicher ding were denn der gulde? Luther 23, 158 W., s. auch zahlpfennig 3, 4; denn eyn ewiger gewisser pfennig ist ja besser denn eyn zeytlicher ungewisser gulde 15, 312;
ein gülden war ihm nichts, ein thaler eben viel
Rachel satyr. ged. 33 ndr.;
der schreiber gäb einen gulden drum,
dasz man das liedlein nimmer sung
bei A. v. Arnim 13, 59 Grimm;
oft durch runde zahlangaben wie zehn, hundert und vor allem tausend noch gesteigert und so volkstümlich und formelhaft geworden, vgl. auch hundert-, tausendgüldenkraut sp. 1067: ich wolt zehen gulden darumb geben, das hertzog George meine handschrift und siegel bekomen hette Luther 30, 2, 27 W.;
und solts mich zehen gulden gstan
H. R. Manuel weinspiel v. 1031 ndr.;
sie ist eine gute fraw worden, ja für hundert gülden besser denn gestern engl. comedien u. trag. (1624) c 6ᵃ; ain vernüfftiger mensch gaͤbe ... ain hand oder fuͦesz oder awg nit umb tausent gulden B. v. Chiemsee theologey 348 Reithm.;
doctor Brandt hat manchem man
die narrenschellen knipffet an,
der das liesz tusent guldin gelten,
man dörfft in keinen narren schelten
Murner narrenbeschwör. 119 ndr.;
ich bin sein einzigs töchterlein,
er würde mich nicht geben
um tausend gulden fein
F. L. Mittler dtsche volksl. 395;
der spasz ist für tausend gulden nicht theuer Theod. Körner werke 4, 59 Hempel. in neuerer zeit wird, durch verwendung des worts für den silbergulden veranlaszt, ein absinken der wertvorstellung deutlich:
und wenn die frau was braucht, so hat sie keinen gulden
Göthe 9, 48 (die mitschuldigen) W.;
da hat er einen gulden für seine bemühung, Johann! Gottsched schaubühne 4, 479; satyren ... lästern den guten Gellert, der für seine fabeln einunddreyszig gulden zum trinkgeld von Wendlern empfing Gleim briefw. 1, 173 Körte; ich kann also über mein persönliches tägliches fixum ... nicht hinaus und habe triftige gründe, auch keinen gulden schulden zu machen Grabbe 4, 499 Blumenthal; (leute,) welche keinen gulden für ihre kinder hergeben, ohne damit zu prahlen, zu lärmen G. Keller ges. w. 3, 47, vgl. heute keinen pfennig, keinen heller in gleicher verwendung. formelhaft sind in der regel auch beiwörter, die auf den äuszeren eindruck, die freude am besitz zielen; in älterer zeit bes. rot, vom golde her:
da greif er in die taschen sein,
er gab ihm rother gülden neun
(14. jh.) bei A. v. Arnim 21, 23 Grimm;
(jungen leuten) ist auch mehr an einem schönen apfel denn an einem rothen gülden gelegen Luther 3², 66 Erl.; und begunden die rothen gülden ihm in die augen zu scheinen Kirchhof wendunmuth 2, 54 lit. ver.; als reimformel:
dem will ich vil der gulden rot
geben für sein verdienten lon
Maximilian Teuerdank 91 Goed.;
so nemet hin den gülden rott
Barth. Krüger v. d. bäur. richtern 25 Bolte;
vgl. auch die belege teil 8, 1291. — auf den silbergulden geht bes. blank, vgl.blanker thaler: deine mühe soll dir ein blanker gulden belohnen J. Fr. W. Zachariä poet. schrift. 2, 157; bis die braut ... den musikanten ... einen blanken gulden verabreicht hat F. M. Böhme gesch. d. tanzes 191. — der kaufmann besah mich und die schönen gulden mit wunderlichen blicken G. Keller ges. w. 1, 123; manchen lieben gulden Heine 1, 125 Elster.vereinzelt in diesem zusammenhang personificiert: und ein roter geselle, ein gulden, erfrewet dich mehr denn alle gottes verheissungen? Luther 28, 693 W., der auch sonst personification verwendet: das gold ist fein und gut an im selbs ... der frome gülden hat nicht gesprochen zu dir: ich bin dein gott, ja er würde vielmehr zu dir sagen, wenn er reden köndte: ich bin dein knecht 28, 553 W.; vgl. noch junker gülden 22, 266. als beiwort erscheint des öfteren alt, wertsteigernd, wie auch sonst bei münznamen, vgl. groschen sp. 449, auf grund der tatsache, dasz die neuen prägungen vielfach geringwertiger waren als die alten: einer der vil guͦter alter gülden hinder sich legt Keisersberg bilgersch. 31ᵈ;
(er fand) gulden und thaler mannichfalt
meistens von gepräge rar und alt
Kortum Jobsiade 1, 35;
sie hat schon einen alten gulden (für das hochzeitscarmen) parat gelegt Lessing 3, 212 L.-M.; selten anders, als ausdruck ästhetischen unbehagens:
(der reiche setzt sich an den tisch,) durchsuchet seine schulden,
wieviel er zinse hat, rührt in den alten gulden,
die grau und schimmlicht seyn, und ganz veraltet sehn,
weil sie stets eingesperrt, und in dem kasten stehn
Triller poet. betrachtungen 1, 281.
5)
in sprichwörtern reich belegt, fast immer mit betonung seines wertes; meist gegenüber geringwertigern münzarten: wer eynen pfenning nit so lieb hat als eynen gulden, der wirt selten reich oder gulden wechszlen Tappius adagiorum centuriae (1545) f 8ᵇ; der heller macht den gülden gantz Petri d. Teutsch. weish. 2, o 1ᵇ; wer den pfennig nicht achtet ... ist des güldens nicht wehrt Kramer (1702) 2, 197ᶜ; weiter in gegenüberstellungen wie: es ist ein guter batz, der einen gulden erscharrt Aler dict. 1, 266ᵇ; es ist ein boser pfennig, der eim einen güldin schadt Terenz deutsch (1499) c 1ᵇ; ich wolt dir lieber ein gulden borgen dann einen pfenning Agricola sprichw. 1, f 4ᵃ; auf das rechte geldausgeben zielend: de rappe (münzsorte) spare und de gulde fare la Staub-Tobler 2, 227; ein gülden hat einen grossen namen und ist doch bald auszgeben Petri 2, v 3ᵇ; ein gewechselter gulden ist auch schon weg Wander 5, 1384; einen gulden auf brot und zehn auf schwerenoth 2, 166; häufig: es ist ein guͦter gülden, der hundert erspart sch. w. klugreden (1548) 76ᵇ, ... der tausend erspart Schellhorn sprichw. 141; eignen und fremden besitz betreffend: es schlefft einer desto sanffter, wenn hundert gülden für dem bette stehen Petri 2, C c 7ᵇ; die reichen mit den gülden klingen, wenn arme ums brot singen r 2ᵃ; besser ein gülden, den man werbet, denn zehen, die man erbet k 5ᵃ; es ist nie kein sack seiden worden, ob er wol voll gulden ist sch. w. klugreden (1548) 162ᵃ; ein gülde bleibt ein gülden auch in desz diebes hand Petri 2, v 3ᵇ. anderer art: kein gülde ist so roth, er gehet durch die noth Petri 2, L l 4ᵃ; an gekrümmeten (durch verbiegen entwertet, s. teil 5, 2459) gülden verleurt man wenig j 4ᵃ; fünffzehen batzen für ein gulden (gleiches für gleiches) geben sch. w. klugreden (1548) 146ᵇ; ebenda eine reihe auch anderweitig belegter redensarten: es redt mancher, wer es ein gülden, er legt in inn die taschen 149ᵇ; von einem bestochenen: es stecken im hundert gülden im hals. es ligen ihm hundert gülden auff der zungen 180ᵃ; vom charakter eines menschen: der gang vermag tausent gulden 10ᵃ; soviel wie 'niemals': wann es gulden regnet 145ᵃ. viele dieser sprichwörter und redensarten auch für die volkssprache der neueren zeit belegt, z. b. bei Fischer 3, 910.
6)
der plural gulden in älterer zeit gern in allgemeiner bedeutung als 'geld'. zunächst vom goldgeld im gegensatz zum silbergeld (vgl. teil 4, 1, 2, 2898) in der formel gülden und gelt, z. b. sprichw., sch. w. klugreden (1548) 67ᵃ; abgewandelt:
wer nit gulden hett und pfennig,
des denkt man ietz zuon eren wenig
Murner mühle 27 Albrecht;
die weder müntz noch gulden haben
narrenbeschwör. 246 ndr.
dann blasser ohne den gegensatz:
der (advocat) dient uns, do wir gulden hatten,
do er uns geleret die deschen,
nam er myr an dem herdt die eschen
schelmenzunft 9 ndr.;
quando diu gaudium habes von gulden, venit unlust Luther 29, 653 W.; als wir einen reichen man darümb reich nennen, das er vil gülden und gutt hat 10, 3, 349 W.;
hab ich der gulden keine,
so hab ich doch frischen muth
Mittler dtsche volkslieder (1865) 576;
sie sagt, sie hätt viel gulde,
s warn aber lauter schulde
Erk-Böhme 2, 360.
7)
gulden in bezeichnungen der prozentualen höhe bestimmter abgaben: (sie namen) den czenden gulden zu lenrecht von einem iglichen erbe K. Stolle thür. chron. 6 lit. ver.; die losung (bürgersteuer zu Nürnberg) nennen wir ... den 6ten gulden Nicolai reise 1 beil. 79; von abgaben stammen zahlreiche composita her wie meistergulden (s. d.); grabengulden zur aufrechterhaltung des bürgerrechts in abwesenheit Chomel 4, 1289; brautgulden Schmeller-Fr. 1, 900; appellationsguldi, erb- und schirmbgulden, wachtgulden etc. Staub-Tobler 2, 228 f.
8)
als masz- und gewichtsangabe verwandt; so z. b. in alten recepten: so ein menschen die kranckheit anstoszt, so gib einem kind eines pfenning schwer, aber einem alten eins guldins schwer Gäbelkover artzneybuch (1595) 1, 32; ähnlich Sebiz feldbau (1579) 78; J. Ruoff hebammenbuch (1580) 48; weitere belege ab 1500 s. bei Schmeller-Fr. 1, 896; vgl. gulden ein quintlin Henisch (1616) 1774; auch sonst wohl:
ein keten von ungrischem goldt,
die wug wol hundert gülden schwer
Thym Thedel v. Wallmoden v. 1007 Zimmerm.
vereinzelt als mittel zur bestimmung des goldgehalts einer prägung: (k. Sigmund befiehlt,) daz die selben unser moncze ... ye an hundert gulden einen gulden besser sin sulle dan die vorgenanten gulden (1418) Jesse quellenb. z. münzgesch. 91.
9)
die composita mit gulden-, gülden- als erstem bestandteil gehören einesteils der münzwissenschaft und dem geldverkehr der vorigen jahrhunderte an, wobei gulden die münze mit ihren eigenschaften vertritt, z. b.
guldengeld
man gab ... auf das effective guldengeld ein agio von 11⁄2 bis 2 kreuzer K. Braun bilder 3 (1876) 156;
guldengepräge
nachahmung des guldengepräges Luschin v. Ebengreuth münzkde (1904) 47;
guldengewicht
(es soll) iglich gulden sein recht guldengewicht haben (1420) Joh. Chr. Hirsch münzarch. (1756) 7, 30;
guldenkurs
(holztaxationstafeln) im thaler- und guldenkurs berechnet Bernhardt gesch. d. waldeigentums 3, 204;
guldensystem
es war also das (auf der zahl 60 basierende) guldensystem, wie wir es heute noch alle kennen, das hier (in Kleinasien) zu grunde lag Mommsen reden u. aufs. (1905) 257;
andernteils bezeichnen sie im täglichen leben das, was einen gulden kostet oder einbringt oder nach gulden veranschlagt wird, z. b.
guldenmahl
ein hochzeitsmahl, das von den gästen mit je einem gulden bestritten wurde Böhme gesch. d. tanz. 1, 183;
guldenscheibe
eine glasscheibe, von denen das hundert einen gulden kostete Unger-Khull steir. 314ᵃ;
guldensteuer
der von den juden als schutzsteuer zu zahlende gulden (16. jh.) Staub-Tobler 2, 227;
guldenstunde
nächst frühjahr, heiszts, kommt der grosze streik. eine guldenstunde und achtstundentag!
Rosegger laszt uns v. liebe reden (1909) 66;
guldenwein
eine halbe (sc. masz) guldenwein! ... er ist keiner, der apfelmost trinkt, er mag nur guldenwein ders. schriften (1895) II 13, 200; auch 1, 64. vgl. hierzu bicomposita wie vierguldenwein Meisl theatral. quodlibet (1820) 3, 114; halbguldenfasz, ein fasz, das für einen halben gulden bier faszt K. G. Anton Oberlausitzer wörter (1825) 18, 17; 5000 guldenpräbende beitr. zu Bahrdts lebensbeschr. (1791) 177.
in wenigen compositis ist gulden im allgemeinen sinne von geld als zielvorstellung enthalten, z. b.
guldenfieber
die silbersucht und das güldenfiber Luther 53, 512 W.;
guldenfresser
Johannes Calaguritanus, ein überaus geitziger und unersettiger güldenfresser, kratzte und zupfte Alphonsum, den konig Hispanie und Arragonie, das er fast verarmet
W. Bütner epitome historiarum (1596) 137ᵇ;
guldengierig
M. v. Ebner-Eschenbach sämtl. w. 6, 17. die geläufigeren composita s. an alphabetischer stelle.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1933), Bd. IV,I,VI (1935), Sp. 1054, Z. 1.

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Zitationshilfe
„guldengeld“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/guldengeld>.

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