Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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rot, adj.

rot, adj.
ruber, goth. rauþs (raudai Skeireins 42), altnord. rauđr, ags. reád, alts. nd. nld. rôd, ahd. mhd. rôt. gemeingermanisches wort, neben dem auf anderer ablautsstufe altn. rjóđr, ags. reód stehen. die sippe ist in den urverwandten sprachen weit verzweigt; genau entsprechen: lat. rôbus = rûfus, altir. rúadh, sanskr. lohá, rötlich, kupfer; auf anderer tonstufe stehen z. b. griech. ἐρυθρός, sanskr. rudhirá- (vgl. Fick⁴ 1, 526). die schreibung roth mit dehnungs-h macht der historischen rot jetzt wieder platz. in älteren quellen auch rott geschrieben:
er (ein freund) ist edler den rottes gold.
H. Sachs fastn. sp. 2, 80, 318.
von den steigerungsgraden ist nur der comparativ röter häufiger:
heller und röther blühn
alle wangen des blumenvolks,
das den schmeichelnden kusz ihres gewandes fühlt.
Hölty 73;
wonneseliger und röter
bricht uns dieser morgen an.
1)
rot als adjectiv bezeichnet zunächst die farbe schlechthin; so z. b. vom weine: weisz und rot Wangheimer. Fischart Garg. 58ᵇ; roter Marlheimer 59ᵃ; es gab ein groszes gelächter, als wir uns die müden füsze mit rothem wein und kleien badeten. Göthe 16, 255;
da bleib es bei
eim fuder roten wein.
H. Sachs meisterl. 93 Gödeke;
kind, was gaben sie dir zu trinken?
kind, sage dus mir!
'ein glas mit rotem weine,
wie we ist mir!'
Uhland volksl. nr. 120, 3;
hier ist weisz und rohter wein.
Grob versuchg. (1678) 149;
auch zu dem rothen champagner, auf Silleri's gute gekeltert,
kaisergetränk von Tokai und der nektarähnliche Kapwein.
Voss id. 13, 221.
rot, die farbe des blutes und des damit gefärbten:
dâ verlôs manic man den lîb.
di grûnen wisen worden rôt.
der môre lach dâ vile tôt.
Lamprecht Alex. 4698;
doe wart van den bloede
dat mere dâ engegen rôt.
dâ bleif menich helet dôt.
Veldeke Eneit 7443;
das schleierlein war von blute so rot,
und da sie in verband da ward sie halb tot.
Uhland volksl. nr. 93ᵇ, 5;
nun fleusz, nun fleusz, du pluͦt so rot,
fleusz in des möres grund!
76ᵃ, 15;
(der hammer zu Jesus:)
gleich die warme purpur spritzet,
mich in eilen färbet rot;
ich, vom heiszen saft erhitzet,
wurd geweicht ab deiner not.
Spee trutzn. 188, 110 Balke;
o was rote wundengüsz!
220, 141;
schau den menschen, der unschüldig
wird verdammt zum galgentod,
o wie friedsam und gedüldig
leidet er die wunden rot!
183, 92;
die last, die ist die kriegesflut,
so itzt die welt mit rotem blut
und heiszen thränen füllt.
dein schwert, wie ist's von blut so roth? Edward, Edward!
Herder 8, 35;
die rechte zeit zur guten sache,
zur freiheit, zum tyrannentod!
vor deinem schwerte sinkt der drache
und färbt die deutschen ströme roth
mit sklaven-blut und freiem blut!
Körner 1, 138;
doch mit mir zu scherzen
ist gefährlich, meine wuth
nach so liebem rothen blut
ist nicht leicht gleich auszumerzen.
Brentano 415 (1854);
o pyramidenschlacht! o tag des ruhms, der beute!
roth, wie dein turban, war im Nile jede furt.
schilfgürtel tragen sie (die inseln) und kokospalmenkronen:
die prächt'gen vögel, die hoch auf den kronen wohnen,
sind das gestein daran, goldgelb und roth wie blut.
1, 103;
und es klaffte dem ritter das stahlhemd weit,
und es färbten die ringe sich roth.
Geibel 2, 160;
das feld ist roth und die brüder sind todt,
und hinter uns rasselt der feind.
2, 158;
stieszest ihm ins herz das spitze messer,
wandtest dich und flohst mit rothen händen.
2, 178.
auch das fleisch wird rot genannt, im gegensatz zum blutlosen fett und der haut: tarmus haiʒt ain speckmad, wan daʒ ist ain wurm, der in speck wehset, sam Isidorus spricht, und maint die vaiʒten, diu in dem swein ist zwischen der swarten und dem rôten flaisch. Megenberg 309, 23. das blut wird in derber rede die rote suppe genannt: gaben mir da rücklings ein iedweder eine presche, dasz mir flugs die rothe suppe zu maul und nase beinsdicke heraus schosz. Reuter Schelmuffsky 90; gab mir mit geballter faust eins ins gesicht, dasz mir die rothe suppe darnach flosz. Pierot 1, 352; der eyfer überlief mich dergestalt, dasz ich mich drehete, und dem officier eine solche derbe maulschelle, statt der antwort versetzte, wovon er dermaszen unsanfte zu boden sanck, dasz ihm die rothe suppe über maul und nasen flosz. Plesse 3, 177. auch roter saft: drey wichtige streiche uber den rukken hinab gab, dasz der rothe safft darnach lieffe. Salinde 75. auch der ausdruck rother schweisz ist gebräuchlich:
ab falber stirn und wangen,
füsz, händen, marmorweisz,
die tropfen anher drangen
von weisz und rotem schweisz.
Spee trutzn. 31, 68 Balke;
nur der boden wolgenetzet
für den weisz und roten schweisz
ihm zu dank herauszer setzet
rosen rot und lilgen weisz.
168, 62;
schönes böcklein,
rotes röcklein,
du bist rot von lauter schweisz;
rot getränket,
wol beschenket
seind auch deine zähnlein weisz.
219, 123;
o maydlein, wir dich fragen;
ist er dann rot und weisz?
thut er die farben tragen
von rotem traubenschweisz?
37, 98;
tropft rother schweisz von schrammen, rissen,
so dorn und distel ihm (dem hirsch) gerissen.
Immermann 13, 59.
andere bildliche ausdrücke, in denen rot sich auf die farbe des blutes bezieht:
o was marter dir begegnet?
hör zu schwitzen einmal auf!
gnug es einmal hat geregnet,
nit in rotem bad ersauf.
Spee trutzn. 168, 72 Balke;
Daphnis, deine rote rosen
werf ab deinem kreuz herab;
wann die welt mir lieb will kosen,
darf ich solcher blumengab.
Daphnis, deine rote rosen,
dein so schöner blumenstrausz
allen kraft- und lebenlosen
hilft aus aller schwachheit aus.
226, 57;
Daphnis dopple thränen weinet,
weisze perl, korallen rot.
167, 52;
von den augen Jesu fallen
runde thränen silberweisz,
von der stirnen rot corallen,
beide seind euch (den bienen) geben preis.
75, 71;
als ich neulich auf der reisen
wollt zum weinhaus kehren ein,
mich zur herberg that man weisen,
hiesz: zum roten lämmerlein.
auf dem schilde stund gemohlet
Daphnis in der kelter sein,
jeder dort zu trinken holet,
o was rot und guten wein!
226, 44;
wie sonderbar musz diesen schönen hals
ein einzig rothes schnürchen schmücken
nicht breiter als ein messerrücken!
Göthe 12, 219;
doch nicht an der rache des himmels verzagt!
es hat nicht vergebens blutig getagt,
roth musz ja der morgen sich lösen.
Körner 1, 127;
so kommen wir, so brausen wir,
und schwören rothe rache.
Arndt 234;
schon geschlossen ist sein aug!
roth sein schlaf, gleichwie die blume auf dem fackeldistelstrauch!
(vom leichnam eines weiszen, der vom tiger zerrissen wurde).
Freiligrath 1, 155;
und ich sah hinab und ich sah genau —
da schwammen die äcker in blut,
da hing's an den ähren, wie rother thau,
und der himmel war eine gluth.
3, 194.
auch krankheiten, die sich durch blutausflusz äuszern, werden rot genannt. die rote ruhr: für allen dingen aber stellt er (das kraut sanickel) das blutspeien, und rote rur, häfft die jnnerliche wunden zusamen, wo man mit meyszeln und mit salben nicht mag zu kommen. Sebiz 213; disz kraut (schaftheu) inn wein oder wasser gesotten, stellt den blutgang, und alle andere flüsz, als die rote rur, und dergleichen mehr. 220; sophienkrautsamen in speisz und tranck gebrauchet ... stopffet alle bauchflüsz, sonderlich aber die rothe ruhr. Tabernaemontanus 26 (1664); der safft des garbenkrauts auff 4 loth mit soviel weins vermischet und getruncken, hat gleiche wirckung die roteruhr zu heylen und zu vertreiben. 376; daher haben die ärzt gelernet, dasz dieses kraut wider die roteruhr und blutflüsz dienstlich sey. 509; wir wurden, uns entweder zu erfrischen, oder weil die rothe ruhr und die pest selbst unter uns regierte, an einem ort .. etliche wochen an die Thonau ins freye feld mit unserem regiment logirt. Simpl. 3, 111 Kurz;
lieber meister Vivian,
eur weiszickeit seh den harn pas an!
er ist so dick von natur,
ich furcht, er hab die roten rur.
fastn. sp. 63, 32.
auch roter flusz, rotes weh: regenwaʒʒer gesament in den zistern, sô eʒ gestêt, sô vellet diu erd ze podem, diu dar zuo gemischet was von irdischem rauch, sô wirt eʒ denn gar lauter und süeʒ und ist guot zuo der ruor, daʒ diu verstê, und zuo dem rôten flusz. Megenberg 82, 35; des paums rinde gesoten mit honig ist gar ain guoten erznei für den roten auʒfluʒ des leibs. 371, 15. rote we, fluxus, vocab. von 1470 bei Frommann 6, 175 (in Nordböhmen rûte wî ebenda); den rothen wehe oder rothe ruhr (dysenteriam). Zechendorfer (1571) 90); auch roter schaden Schmid schwäb. wb. 435 (s. unten rotschaden): das rosszmägle wirt gebraucht zuͦ dem roten schaden, bauchflusz und allerley schmertzen, ausz weyn getruncken. Forer thierb. 137ᵇ (1583). en roden könig nennt man die monatliche reinigung der weiber. Schütze holst. idiot. 3, 304 (vergl. rot im kalender, die menstruation Hügel 130). rot von hautkrankheiten, geschwüren: es überkomt das pferd dick ain rotte geswulst, die ettlich die radpewlen haiszent, die grosz und weit ist in der hawt und in dem flaisch, und ist vast hitzig und clopffent die audern dar inn gar vast. Mynsinger 70; und (die schlangen) mit jrem gifftigen beiszen die leute anzündeten, wie ein roter carbunckel, und hitzige sterbedrusz, oder pestilentzisch apostem unnd geschwür, mit ubernatürlicher hitze einen menschen verbrennet, und erwürget. Mathesius Sar. 72ᵃ;
der (der floh) war gewont der greulichkait,
und bisz dem kind rot flecken prait.
Fischart 2, 77 Kurz.
von blumen: die (blume) war aber inzwischen verwelkt und die rothen kelche hingen blasz und erschöpft vom stengel herunter. Immermann Münchh. 3, 61;
wîʒe rôte rôsen, blâwe bluomen, grüene gras,
brûne gel und aber rôt, dar zuo des klêwes blat,
von dirre varwe wunder under einer linden was.
minnes. frühl. 90, 32;
sie wolte in den grünen wald
nach roten röslein gen.
Uhland volksl. nr. 93ᵇ, 1;
es waren die roten röselein,
die blüten über mich.
28, 2;
darinn wachsen blümlein rot und weisz.
3, 1;
so bauet ich mir ein häuselein
von petersilgen,
womit war es bedecket?
mit roten lilgen.
28, 4;
ist jener roht-wein ein frantzosz,
so thut er wol zu uns zu kommen,
er lächelt wie ein rohte rosz.
blumen wehn, vom west gefächelt,
gelb und roth, auf grüner flur.
Hölty 139 Halm;
roth und grün ist die wiese.
193;
roth stehn die blumen, weisz und blau,
und mädchen pflücken sie.
146;
tanzt dem schönen mai entgegen,
der des waldes haar verneut,
roth und weisze farbenbögen
auf des fruchtbaums wipfel streut.
130;
wie der apfelbaum nickt!
roth und weisze
blüthen purpern
seinen grünen wipfel,
purpern alles gezweig umher.
136;
schaue wie die rosen blühen
mit der roten brust voll flammen.
Arndt 218;
wo hoch und golden sich die ernte hebt,
mit rothen, blauen blumen hell durchwebt.
Uhland 115;
wann die roten rosen blühen,
singt die nachtigall im rausche.
Platen 157ᵃ;
da berauscht und schweiszbefeuchtet
du dich zeigst im garten wieder,
wirft dein auge, wenn es leuchtet,
feuer in den roten flieder.
157ᵃ;
zum dichterlorbeer voll und ganz,
zum kranz des patrioten
den leichten, losen blüthenkranz,
den weiszen und den rothen (von apfelblüten)!
da summen die bienen um sie (dis haide) her,
und durch ihr rothes blüthenmeer
ausschlagend jagt der senner.
3, 139;
baum neben baum, und reis an reis,
so viel sie können tragen,
all weisz und roth und roth und weisz,
die pracht ist nicht zu sagen.
4, 25.
im bilde:
o blume weisz und roth,
dich hat gezieret gott,
jungfrau Maria!
von früchten:
die bieren gelb, die öpfel rot.
Spee trutzn. 89, 145 Balke;
sie schält einen apfel, war roth und weisz,
zu locken den knaben hinan.
Herder 8, 34;
laut platzte der königsapfel vom baum her,
roth und mürb'!
Voss id. 14, 53.
oft wird rot von pflanzen (blumen, früchten, wurzeln) zur unterscheidung von andersfarbigen pflanzen derselben gattung oder art gebraucht, namentlich in der sprache der botanik: die rôten epfele (granatapfelbäume). Williram 126, 5; dîne hûffelon sint samo der bruch des rôten apfeles âne daʒ, daʒ noh inlachenes an dir uerholan ist. 57, 2; die früht sint dreirlai und die pest ist weiʒ, dâr nâch sint die rôten veigen die pesten und die swarzen die allerpœsten. Megenberg 323, 23; rot rüblin, siler Dasypodius; hochdeutsch, rothe rüben, rothe pasteney und caroten. Tabernaemont. 193 (1664); nd. rodebeet, rote rübe, salatrübe Schütze 3, 304. roter klee, rote nelke u. a. m.: nimm mier oder meier und beeten oder böze, betant nennen es die gelehrten, ist auch zweierlei, rothe und weisze. Hohberg 3, 242ᵇ; menta haist ain minz, daʒ kraut hât ainen rôten stengel. Megenberg 408, 9. hirsche nennt man rotes wildpret (s. unten rotwild) im gegensatz zu schwarzem wildpret, schwarzwild, wildschweinen. Campe: rothe hirsche werden sie deswegen genennet, weil ihre ordentliche couleur im rothen bestehet. es ist aber deren rothe farbe in dreyerley zu unterscheiden: 1. giebt es gemein-rothe, 2. bräunlich-rothe, und 3. gelb-rothe. Döbel jägerpract. (1754) 1, 3ᵃ. gold, kupfer, edelsteine und andere mineralien werden häufig rot genannt. rotes gold ist in der dichterischen sprache eine äuszerst beliebte wendung:
von der erde hûp er einen stein:
zuhant von rôtem golde er schein.
ein freunt, getrew, stil und verschwigen,
dem man mag clagen als anliegen,
das man den hab lieb, wert und holt;
er ist edler den rottes golt.
H. Sachs fastn. sp. 2, 80, 318;
was soll mir das rote gold,
so ichs nit tragen soll
vor rittern und vor knechten?
Uhland volksl. nr. 76ᵃ, 12;
was zoch si ausz irer schaide?
ain messer von gold so rot.
14;
ir gelbes har sie in seiden band,
sie kleidt sich in silber und rotes golt
gleich wie eine die von hinnen wolt.
74ᵃ, 4;
mir ist ein rot goltfingerlein
auf meinen fusz gefallen.
35;
sie (die hauersknaben) hawen das silber, das rote gold.
93ᵃ, 12;
der buchsbaum sprach: bin ich so fein,
aus mir macht man die löffelein,
mit silber und rotem golt beschlagen,
tuͦt mich für die geste tragen.
9ᵇ, 6;
dort niden in jenem holze,
leit sich ein mülen stolz,
sie malet uns alle morgen
das silber, das rote gold.
Gödeke - Tittmann liederb. 11;
ich erwähl ein stücklein brot,
das mir wol gedeihet,
vor des roten goldes kot,
da man ach bei schreiet.
und wenn auch gleich sein bruder wollt
ihm an die seite treten,
doch kann ihn weder rotes gold,
noch bruders blut erbeten,
er musz dem tod herhalten.
188;
o graf, was ist für lieb' und treu'
all all dein rotes gold?
Bürger 85ᵇ;
sie (gold und geld) sind an jm selbs nicht dann ein weisz und rot erd, sie bringen kein tugent, sie haben kein krafft wie ein magnet. Agr. spr. 157ᵃ. rote speise im bilde für gold:
wann man den Türken jagen wil,
so esze der wolf gerne rote spis (die einkünfte der patriarchen sind gemeint).
Schade sat. u. pasqu. 3, 19, 15.
vom kupfer: vergesset disz nicht, Mosis schlang ist rot gewesen, denn wenn die müntzer jre beschickung im tiegel machen, und kupffer dem silber zusetzen, nennen sie das kupffer absolute rot, von seiner farbe, die es vom schwebel haben solle. Mathesius Sar. 72. von münzen, und zwar zunächst von goldenen: und jre schreine und taschen vol roder gülten samlen. Pape bettel- u. garteteufel (1586) E 1ᵃ;
junkherr, laszt mich aus,
das ich kum heim zu haus,
bring euch die gulden rot.
H. Sachs meisterl. 187 Gödeke;
pocz marter, schawt! hie ligt kain dot,
sunder pey dawsent guelden rot.
H. Sachs fastn. sp. 6, 100, 172;
er gab ir roter guldin drei.
Uhland volksl. nr. 93ᵃ, 7;
die gulden waren von gold so rot.
8.
im bilde:
du (guter hirt) zahlst mit beiden händen dar
die edlen roten gülden (die blutstropfen)
und bringst die ganze menschenschaar
dadurch aus allen schulden.
aber auch verächtlich von kupfernen, roter sechser, dreier, pfennig, heller: ich hatte keinen rothen heller reisegeld im sack. Göthe 8, 77;
auch keinen rothen sechsling gab ich mehr
für unser leben.
Geibel 4, 76.
von edelsteinen:
spricht der erste rabe da zum zweiten:
bruder, sprich, woher hast du den goldreif,
den ich gestern sah in deinem schnabel,
fein und blank, mit sieben rothen steinen?
3, 175;
er (der dichter) steigt hinab in den schwarzen schacht,
taucht in des oceans wellen,
und sucht der rothen rubinen pracht,
und bricht die perlen, die hellen.
1, 29.
von der purpurmuschel:
was die purpurschnecke
in den roten muscheln helt,
ist die haut und decke
Rosabellen.
ged. der Königsberger 56.
von der schminke heiszt es:
die rothe erde nehmt, die wangen zu bestreichen!
laszt euer angesicht dem morgenhimmel gleichen,
wenn er in dunkler röthe glüht!
ferner: mir erscheint sie (die natur) als eine abgelegte matrone, rothe schminke auf ihren grüngelben wangen, geerbte demanten in ihrem haar. Schiller 2, 349; er errieth fast leichter seelenschminke, als wangen - schminke, diese rothe herbstfarbe fallender blätter statt der frühlingsröthe jungfräulicher blüthe. J. Paul flegelj. 3, 99. so auch von salben: aber sie (die wundärzte) thun wie die unverständigen groben eselköpff, und wollen bey jhrer geelen, grünen und rothen wagenschmier bleiben. Tabernaemont. 364 B (1664);
di gelb salb, di rot und di weisz.
fastn. sp. 680, 6;
rot die farbe des beleuchteten himmels, so roter morgen, roter tag, rote wolken: ihre seele wallte, fluthete, es war ihr zu muthe, als stehe sie auf einem hohen berge, rothe wolken zu ihren füszen, rothe wolken, so weit sie blickte, und in der ferne ragten goldene kuppeln aus den rothen wolken hervor. nun wuszte sie was glück ist, sie konnte es aber nicht aussprechen. Immermann Münchh. 3, 65;
wann der rothe tag anbricht.
Opitz 3, 14;
o wie lacht dem (dem verirrten wandersmann) das erste licht,
das aus den grauen wolken bricht,
und uns den rothen morgen zeiget!
Hagedorn 1, 10;
welche nymphe besteigt jetzt das rothe gewölk
mit der krone von gold? (hymnus an die morgensonne).
Hölty 65 Halm;
immer reizest du mich, freundliches auge der nacht (mond),
wenn du dem osten entsteigst und im rothen gewand
hinter dem walde hervorgehst,
oder im grauenden westen sinkst.
68;
in geschwollnen wolken ballet (am abend)
dunkler sich die rothe gluth,
zarter farbenwechsel wallet
auf der rockenblüthe fluth.
Stolberg 2, 123;
roth wie blut
ist der himmel,
das ist nicht des tages glut!
Schiller 11, 311;
wie oft dein herz an meinem lag,
wann schon mit licht der rothe tag
guckt' in den grünen wald.
Arndt 30;
der meermann harft und singt darein,
er fühlt nicht müh noch sorgen;
die nixen schlingen den reigen dazu
bis an den rothen morgen.
im bilde: er risz das fenster auf, und wollte die unbedeckte brust im frischen morgenwinde baden, und das heisze auge im rothen meer Aurorens. J. Paul Hesp. 1, 125. rot ist die farbe der sonne und ihrer strahlen, auch des mondes und der sterne:
du klarer brunnen,
bey welches bächen ich das liecht der rothen sonne
zum ersten angeschaut.
Opitz 2, 47;
ihm (dem morgenrot) folgt die sonn' im sphärenklang
ein rother flammenkahn.
und hell und immer heller flosz
der sonne glanz herein,
um blumen, wald und schlucht ergosz
sich goldig rother schein.
Geibel 1, 40;
ich stand auf hohem berge
und schaut' hinab ins thal,
drei vögel sah ich fliegen
im rothen abendstrahl.
4, 242;
es glühte zur mitternacht helle
der mond wie kupfer so roth.
Brentano 25 (1854);
an seinem arme tönt und glänzt ein kupferschild,
roth wie der volle mond, wenn nebel ihn umgeben.
Freiligrath 4, 224;
noch zuckten funken, sterne roth und grün.
was blitzt dort auf? — ein rother stern —
nun scheint es nah, nun wîeder fern (vom feuer einer schmiede).
1, 122;
vom blitz:
Chronions höchste zier,
die majestät auf rothen donnerkeulen,
die durch zerrissene wolken eilen,
willst du mir geizig schweigen?
Schiller 1, 321.
vom feuer und feuerschein:
rôt alsam ein gluot
sach man dar ûʒ erschînen   golt mit dem gesteine.
Gudrun 332, 2;
dô bewant man diu ruoder   rôt alsam ein gluot
mit dem liehten golde.
265, 2;
so kam per fas et nefas
der gute mann zu brodt;
er malte seinen bauern
die hölle ziemlich roth.
Hölty 12 Halm;
jetzt auf ihr antlitz, das blutrünst'ge, fiel der rothen
wachtfeuer glut, die da vor jedem zelte lohten.
Freiligrath 1, 104;
er sieht, wie man um eines mädchens leiche
beim rothen loderschein sich hülfreich drängt.
Geibel 2, 276.
im bilde:
schau wie das feuer sich zersplittert,
wie's tückisch an der kohle knittert,
lang aus die rothe kralle streckt.
das rote meer, übersetzung von mare erythraeum: rot meer, erythraeum mare, sinus Arabicus. Dasypodius; und in wenig tagen darnach sein die bilger dem Jordan und dem rotten mere zugeritten. Zimm. chron. 1, 478, 27;
und (gott) fürt uns durch das rote meer.
fastn. sp. 814.
im bilde:
der tod, der ist mein rotes meer,
dadurch auf trocknem sande
dein Israel, das fromme heer,
geht zum gelobten lande.
rot erscheint häufig in zusammensetzungen; von bildungen, in denen es an erster stelle steht, ist im folgenden an alphabetischer stelle eine kleine auswahl gegeben; compositionen, in denen rot, durch das erste glied näher bestimmt, an zweiter stelle steht, bezeichnen einzelne abschattungen der farbe. viele dieser letzten zusammensetzungen enthalten einen vergleich: blitzrot, brandrot, blutrot, blutigrot, purpurrot, scharlachrot; hochroth, klatschrot, brennendrot:
o meer, verlieh'st du nicht den brennendrothen saft,
den heil'gen purpur, draus man kön'gen mäntel schafft,
den männern von Beryt und Tyrus?
Freiligrath 1, 100.
2)
bedeutung der roten farbe.
a)
über rot in der farbensymbolik des mittelalters s. Wackernagel farben- u. blumensprache, kl. schriften 1, 143 ff. rot ist die farbe der liebe (noch heute, vgl. weiter unten), und der liebesnot. im fastnachtspiel von den sieben farben heiszt es:
ich (die vertreterin der roten farbe) pin peclait mit varb rot,
darein pringt mich der minne not.
die minn mich ser hat erzund
inniklich in meins herzen grund;
das mügt ir erkennen
bei der varb, die mich thut prennen.
mein herz, mein sin und mein mut
brint als in eim feur di glut.
mich hat umbfangen der minne not,
als ir mich seht in dem claide rot.
fastn. sp. 775, 10;
nu hört, ir frauen und ir man,
wie der knab wol gethan
brint in der varb rot
inniklichen in der minne not;
wann ich noch manchen weisz,
dem lieb kalt und heisz
von herzenlieb ist geschehen
und leszt sich doch in roter varb sehen,
und dennoch oft ain tumer man
durch rums willen tregt rot an,
das man main, im won minne pei,
wie wol er ist an minne frei;
davon ich nit wol
die roten varb loben sol.
775, 22;
ich (die rose) kann nicht sterben mehr allein,
einst stand ich wie die lilie bleich,
da gab mir liebe rothen schein,
bin an sehnsucht der liebe nun gleich.
Arndt 68;
was, lilie, keusch in deinem kelche webet,
was, rose, roth dich malet,
und eure augen, stille veilchen, sagen,
auch keusch und bang in meinem busen strebet.
Brentano 384 (1854).
auch des ernstes schlechthin:
die rot (farbe) die ist dem ernst gemäyn,
die grün ertzäygt uns frölich leben.
ring 1ᵈ, 2;
ein rotes kreuz ist ordenstracht, heute das abzeichen der krankenpfleger im felde:
dich trieb dein herz, das warme,
aus England trieb's dich her;
das rothe kreuz am arme,
bist du gefolgt dem heer.
durch sterbende und todte
geh' deines weges treu;
halt' hoch das kreuz, das rothe,
ob blut und barbarei.
4, 70.
rot, die farbe des blutes, ist symbolisch die farbe der revolution, der republik geworden:
pulver ist schwarz,
blut ist rot,
golden flackert die flamme!
Freiligrath 3, 161;
die neue rebellion! ...
und uns're fahn' ist roth!
3, 184.
b)
rot im gesicht, zeichen der gesundheit:
Mausolus treues weib ist noch gesund und roht.
besonders
α)
rote wangen, roter mund, ein zeichen der frische, jugend, schönheit. von ersteren: mîn uuine ist uuîʒ unte rôt, ist eruuelet uone manigen dûsonton. Williram 87, 1. sprichwörtlich: nun, wozu der lärm? heute roth, morgen todt! Göthe 24, 151. im bilde: aus dem stübchen, das die malwe anlacht mit dem runden, rothen vollgesichte. Immermann 12, 11;
mein trost, auff den ich alles richte,
ist weisz und roth in dem gesichte.
Opitz 3, 19;
die morgenröt erbleichet
und scheinet gleich dem kot,
so nur man sie vergleichet
gen seinen (Jesu) wänglein rot.
Spee trutzn. 36, 37 Balke;
er weisz viel tausend weisen,
zu retten aus dem tod,
ernährt und gibet speisen
zur zeit der hungersnot,
macht schöne rote wangen
oft bei geringem mahl,
und die da sind gefangen,
die reiszt er aus der qual.
genug, sie (die tochter der Leda) ist nun da,
macht ihrem vater schwan viel ehre,
ist weisz und roth, als wie ein wächsern bild.
Wieland 10, 194;
heimlich musz ich immer weinen,
aber freundlich kann ich scheinen
und sogar gesund und roth.
Göthe 1, 102;
dennoch lasz' ich wohl mich sehn:
wenn ich weiszgekleidet tanze,
flink und rot, und unterm kranze
mir die braunen locken wehn.
Voss id. 2, 109;
die augen sanft und wilde,
die wangen roth und weisz,
die worte still und milde,
die sind mein zauberkreis.
Brentano 391 (1854);
sind nicht dein thron des busens junges wogen,
dein purpur rothe wangen,
dein diadem der locken goldne schlingen?
386;
doch wiss' die harte fehde
macht rothe wangen bleich.
Arndt 61;
die propheten sind begraben,
Abraham ist todt!
millionen, greis und knaben,
und der mägdlein roth,
viele, die mir liebe gaben,
denen ich sie bot:
alle, alle sind begraben,
alle sind sie todt!
roter mund: dîne lefsa sint samo ein rôta binta unte dîn gekôse ist suoʒʒe. Williram 56, 1; so wil ich dich doch ein ding bitten, beut mir deinen rothen mund zum fenster herausz, unnd lasz mich dich nur einmal küssen. Frey gartengesellsch. 89ᵇ;
daʒ ich von ir gescheiden nicht enkan,
daʒ hât ir schœne und ir güete gemachet,
und ir rôter munt, der sô lieplîchen lachet.
Walther 110, 19;
dîn munt ist rœter danne ein liehtiu rôse in towes flüete.
27, 29;
sie küst jhn an sein roten mund.
Ambraser liederbuch 255;
Helena gar schone was,
als ich eʒ an dem buche las,
ir stirne was offenbar,
ir ougen luter und clar,
rosige wangen, roter munt,
suʒʒe ademe, zene gesunt.
Herbort v. Fritslar liet v. Troye 2493;
die fraw usz rottem munde sprach:
wachter, du pringst mir ungemach.
Hätzlerin 1, 3, 22;
dein mündlein ist verblichen,
ist nimmer rot als vor;
do ich dich zum ersten mal lieb gewan,
ist lenger dan ein jar.
Uhland volksl. nr. 47ᶜ, 4;
man legt den Brandenburger uf einen tisch,
zerschnitten wie ein reinisch fisch,
sein junges leben entwichen,
sein roter munt verblichen.
75ᶜ;
der buchsbaum sprach: bin ich so fein,
ausz mir macht man die becherlein,
ausz mir trinckt manche schöne junkfraw
mit irem roten munde.
9ᵇ, 8;
mit irem roten munde
sie mir den segen gab.
52, 6;
ihr schmollend rohter mund, jhr krauszlecht reines haar.
noch röther ist der lippen schein
als eine rose pflegt zu seyn.
Opitz 3, 16;
nichts vom pracht und prangen
ihrer süszen wangen,
nicht der rothe mund,
nicht die zarten hände
noch der armen bände
sind mir mehr vergunnt.
ged. der Königsberger 62;
nun mehr hab ichs leben sogen,
nur aus Jesu lefzen rot.
Spee trutzn. 74, 56 Balke;
drey küsse nur! dem rothen mäulchen einen,
und auf die backen zwey, so ist der apfel dein.
Wieland 10, 185,
gefiel sie — gut! so hatt' ihr fein gesicht,
der rothe mund, die weisze freye stirne,
die schöne brust, dies oder das, daran
die schuld.
10, 66;
er nannte sie mein lieber schatz,
mein engelchen, mein kindchen,
und gab ihr manchen feuerschmatz
aufs kleine, rothe mündchen.
Hölty 22 Halm;
der kukuk ruft, thut uns die jahre kund,
sanct Veit zieht ein, umtanzt von tausend mücken,
und süsze kirschen küssen rothen mund.
Brentano 470 (1854);
schiltst du der verliebten wandel?
schiltst du trunkener gebrauch?
sind doch rote lippen lieblich,
süsze weine sind es auch.
Platen 159ᵃ;
o dürft' ich auf den rothen mund
ein einzig mal dich küssen!
Geibel 2, 152;
verzeih' dir gott das lachen
von deinem rothen mund!
2, 161.
bezogen ausdrücklich auf rote rosen:
ist eʒ reht, als ich eʒ hân gemeʒʒen,
sô hât si einen rôten rôsen geʒʒen.
minnes. 1, 64ᵇ Hagen.
auch der kusz von rotem munde wird rot genannt:
wenn .. wie morgenroth ein seliges erinnern
aufsteigt aus der stillen dunklen nacht,
alle rothen küsse mitgebracht,
alles lächeln, das die liebste je gelacht.
Tieck ged. 1, 162;
ebenso das lachen, lächeln:
das rothe süsze lachen.
176;
das rothe lächeln, wonne streuend.
3, 20.
roter mund wird mhd. als umschreibung für schöne frauen gebraucht (vgl. Zingerle Germ. 9, 402. Weinhold d. d. frauen 1, 233):
ich sprach: liehteʒ mündel rôt,
ich sage dir, wie eʒ ist getân.
Heinzelin minnelehre 1800;
daʒ wil ich dir machen kunt,
rœselohter rôter munt.
2125;
auch hœrt ir, rôten münde chlar.
nun grüsz dich gott,   mein mündlein rot.
Ambras. liederb. 208, 1.
β)
rot im gesicht, ein zeichen eines seelischen zustandes; so zeichen von liebe und freude:
man siht mich vil vrœlich lachen,
daʒ mîn herze muoʒ erkrachen,
machet mich diu liebe in vröuden rot.
minnes. 1, 55ᵇ Hagen;
von liebe und ouch von vröuden   Sîfrit wart rôt.
Nib. 568, 1;
oder sie (Luise) schlich in den garten hinab und beschaut die aurikeln,
unruhvoll und roth im gesicht, wie die gluten des himmels.
Voss Luise, id. 2, 172.
zeichen der trauer:
mein hertz das ligt in groszer not,
mein augen begynnen netzen,
von schaiden wird ich plaich und rott.
Hätzlerin 1, 14, 52.
zeichen von furcht und schrecken: das hertze verändert sich, durch furcht und scham; aber nicht auf einerley, sondern unterschidliche weise. vil menschen seyn, welche aus lauter schamhafftigkeit weis und blasz; andere aus eiteler furcht roht werden. Butschky Pathm. 554;
diu vrouwe wart in schricken rôt.
minnes. 2, 16ᵃ Hagen;
dô machte er si von vorhte rôt.
Laszberg liedersaal 2, 530 bei Lexer;
als Zahren das vernahm, ward seine wange
bald blasz, bald roth; urplötzlich brach er ab,
und lief und schrie (denn ihm war mächtig bange,
das pferd sey durchgegangen).
Göckingk 2, 247.
zeichen des zornes: da ward das männlein so roth am hals wie ein krebs vor zorn. Göthe 8, 25;
wan er al umb und umbe bran
unde was von zorne rôt.
Fleck Flore und Blanscheflur 6433;
Erec wart der rede rôt,
er sprach 'herre, welch nôt
twinget iuch ûf den wân,
daʒ ichʒ durch schimph habe getân?
Hartmann Erec 560;
dô verkarte sich diu varwe an deme guoten man,
gel unde bî wîlen rôt sîn farwe wart getân.
rosengarten 462;
vor zorn der freiherr heisz und roth,
gleich einer feueresse.
Bürger 54ᵇ.
zeichen der scham: aber welcher mensch rôt ist und clâr, der ist schamîch. Megenberg 43, 14; machten allerlei schmutzige anmerkungen, dasz ich rot bis über die ohren ward. d. arme mann im Toggenburg 66; (Humbrecht zu Evchen:) was! du wirst roth, wenn dich dein vater küszt! — solltest du wohl schon so verdorben — doch, ich vergasz, dasz die mamsell auf dem ball war. Wagner kinderm. 30 neudruck; er wurde roth über die mütterliche wache. J. Paul Tit. 3, 129;
ich stê vil dicke in schame rôt,
darzuo sô twinget mich diu nôt,
und mîn grôʒ aremüete.
minnes. 3, 49ᵃ Hagen;
des schemte sich der junge man,
daʒ sach man wol, wan er wart rôt.
gesamtabenteuer 2, 133, 241 Hagen;
hast nit am süntag ghört vom pfaffn
die eprecher so heftig straffn,
wie sie alle des dewffels sein?
schaw zw, da sagt das weibe mein,
wie ich darob so rot sey worn.
H. Sachs 6, 29, 21;
vor scham do stuͦnd ich rot.
Uhland volksl. no. 52, 4;
du wirst bescheiden roth und hörst dein lob gezwungen.
von scham und liebe roth bis an die fingerspitzen,
verbirgt sie ihr gesicht und einen thränengusz
in seinem arm.
Wieland 22, 231;
sie hat viel welt, die muntere Lucinde.
durch nichts wird sie mehr roth gemacht.
Lessing 1, 3;
als aber kaum das werk (Götz) begann,
sie wieder einen sch-kerl rann;
und wurde flugs wie scharlach roth,
drob ich mich lachen thät halb todt.
Gotter bei Göthe 56, 66;
vor groszer scham bald bleich bald rot,
stand Judith bei dem grusze.
Bürger ged. 226, 65;
herzlich danken wir, liebe mama, für die schöne bewirthung.
machen sie Karl nicht roth. gut sein ist besser denn vornehm.
Voss Luise, id. 1, 68;
zeichen der eile, erhitzung: roth wie ein krebs (vom laufen). Lenz 1, 28.
γ)
vom weinen werden die augen rot; rote augen, ein zeichen der trauer: ach! dacht' er, in dieser hohen fliegenden schattenpyramide (die die erde wirft) werden jetzt tausend rothe augen, wunde hände und trostlose herzen stehen und werden eingegraben, damit der todte noch finstrer liege als der lebendige! J. Paul uns. loge 2, 135;
sîn fremeden tuot mir den tôt
unde machet mir diu ougen dicke rôt.
minnes. frühling 156, 9;
armiu schame deist ein nôt,
diu dicke machet ougen rôt.
Freidank 42, 21;
sie liefen mit zerstreuten haaren,
mit augen, die von thränen roth,
mit händen, die zerrungen waren.
Gellert 1, 127;
sein auge
war roth geweint, als ich ihm an der thüre
begegnete (Alba von Carlos).
Schiller don Carlos 2, 10;
roth war ihrer augen rand,
todtblasz ihr antlitz lieb.
selbst ein auge, roth geweint,
labt sich mit den tropfen (maienthau) gern.
Uhland 51.
rote augen sind häszlich:
jhr augen seind rot (von einem alten weibe).
Ambraser liederb. 259.
c)
rote haare und roter bart waren im deutschen mittelalter zeichen der falschheit (vgl. Wackernagel farben- u. blumenspr., kl. schriften 1, 172 ff.):
im was der bart und daʒ hâr
beidiu rôt, viurvar.
von den selben hœre ich sagen,
daʒ si valschiu herze tragen.
Wigal. 2842.
ein roter heiszt der mann mit rotem haupt- und barthaar: euwer angesicht und roter bart geben, dasz nit viel guͦts an euch ist, zuͦ erkennen. sprach der wirt: was sagstu da, bistu doch auch rot, und viel röter denn ich! wiltu dich selber schmehen? ey, darumb recht, sagt der bott; euwer gemüt, was darin steckt, kan ich, so ich selbst mein art und natur bedencke, desto besser abnemmen und ermessen. Kirchhof wendunm. 1, 238 (mit weiterer ausführung in der fortsetzung); wer da hat roth haar, ist zornweg zwar, doch seins herrn sach zu schützen handlich gar ... wer schwarz haar hat und ein roten bart, der ist ohn zweiffel buhler art. Fischart groszm., im kloster 8¹, 598. sprichwörtlich:
roter bart,
untreue art.
Franck spr. 1, 77ᵃ;
rot bart und erlin bogen,
gerathen selten, ist nit erlogen.
ebenda.
auch im folgenden ist rot die farbe des teufels:
ach! mitten im gesange sprang
ein rothes mäuschen ihr aus dem munde.
Göthe 12, 218.
so wird auch die sprache der gauner rot genannt (näheres sieh unter rotwälsch):
von denen (den bettlern) ich ein wenig sag,
wie kummen ist ir bdrug an tag,
den sie hand gbrucht ein lange zyt
und do mit btrogen hand vil luͦt.
nit hie allein in dütschen landen,
sunder die gantze welt durchgangen,
mit jrer sprach, die man nempt rot,
hand sie die menschen fruͦ und spodt
verspottet und geblendet gar.
Gengenbach 343, 25.
rote haare gelten heute als häszlich: er hat nämlich einmal, sie nicht kennend gefragt, oder soll gefragt haben: wer ist denn die dort, die rothen puder braucht? d. h. die rothe haare hat. Göthe 45, 174;
sey nicht mit deinem rothen haar
so äuszerst, Fuska, unzufrieden!
ward dir nicht schönes braunes haar,
so wart dir braune haut beschieden.
Lessing 1, 20.
d)
über verwendung und bedeutung der roten farbe in der tracht des deutschen mittelalters s. Wackernagel farben- und blumenspr., kl. schriften 1, 178 ff. rote kleidung gilt als besonderer schmuck, als festlich: item zu rossz alle so vom pabst ein officium haben, welcher 600 waren und in rotem scharlachen auff venedisch, und satteldecken bisz auff die erden hetten. item zwölff knaben mit rotem sammat bekleidet. Kirchhof wendunm. 1, 465; item, zwen esel mit rotem sammet und gulden spangen, zwo senfften, welcher eine mit gulden stücken, die ander mit rotem sammat überzogen gewesen. ebenda, wann ir erfaret, dasz ich umbkommen oder gestorben bin, söllen alle meine kleider, die ir bey euch habt, euwer seyn, on mein roten rock solt ir in meiner schwester N., euwer schwegerin, von meinetwegen schenken, und keinem andern. 1, 317; es gehört mehr zum tantz, dann rote schuch .. den tantz zieret ein hüpscher schmuck ann kleydung und schuͦhen. aber es gehören zum tantz nicht allein rote schuͦh, sondern auch jung starcke beyn. Agr. spr. 158ᵇ; holet mir und meiner schwester rothen damasck zu neuen kleidern. Reuter Schlampampe 7; ich kans der Tebel hohlmer nicht sagen, wie ich das mensche so nette zur trauung führete und wie mir der spitzige hut und lange mantel mit dem rothen samt-cragen so proper liesz. Schelmuffsky 53. der narr spricht: aber ich wil luͦgen, er muͦsz mir ain roten rock ins maul schieben, wil er dasz ich schweig, und solt die gugel den ritten hon ... her Bembus, schauwent dasz ir mir ain roten rock bringent mit dem wein und belz, oder ich sag den geheim. Schade sat. u. pasqu. 3, 218, 9;
wie herlich sie mich lies pegraben,
obs mich in irn rotn rock lies neen,
wies mir pey ir trew hat verjehen.
H. Sachs fastn. sp. 5, 116 neudruck;
verkauf du deinen roten rock
und rette mir mein leben doch.
Uhland volksl. nr. 117, 3;
desgleichen sich die Metz beweist
den Heinzen zu bedenken:
umb rote senkel sie sich fleiszt,
tuͦt sie dem Heinzen schenken.
242, 12;
'ach bruder, liebster bruder mein,
lasz dir mein red befolen sein!
rot lündisch will ich dich kleiden,
ein hubsches kleid ist dir bereit
nach dieser frewd,
ein hemdlein von brauner seiden'.
155, 5;
lieff schneller durch den wald her uber stumpff und stock,
als der halb blosze bawr, umb einen roten rock.
D. v. d. Werder Ar. 1, 11;
gab von rother seide ihr drei kleider.
Herder 7, 136.
roter rock, hoftracht (s. oben rock I, 5). das doctorbaret ist rot: da lachet der löw und sprach, 'wer hat dich so lehren theilen?' der fuchs zeigt auf den esel und sprach, 'der doctor da im rothen pareth'. Chyträus fabeln 22;
dem stünd viel basz ein narrenkappen,
als eben ein rots doctors pret.
Ayrer 2933, 27;
lieber, wer macht dich so geleert?
der doctor in der rothen mützen.
Rollenhagen froschm. Pp iij;
es sind nit all doctores hoch,
die rote heublin uf thun tragen.
Eyering 2, 584;
da meldete sich am ende der kranich,
mit dem rothen barett auf dem haupt, ihm flehte der kranke
'doctor, helft mir geschwind von diesen nöthen'.
Göthe 40, 177;
also gieng mein vater beständig dem könig zur rechten.
euer vater verehrt ihm hernach, ich weisz es am besten,
eine goldene spange mit einem rothen barette,
sie vor allen herren zu tragen.
40, 180.
die braut trug und trägt in einigen gegenden einen roten faden um hut und stirn gewunden, ein rotes band durch den zopf geflochten, einen roten seidenfaden um den hals u. ähnl. (s. Weinhold d. d. frauen 1, 369):
es sollte schon die priesterhand
am altar ihn beglücken,
man hieng ein langes rothes band,
das haar der braut zu schmücken,
schon an den bunten flitterkranz.
Hölty 22 Halm.
einen roten hut trägt der cardinal: sonst stehet jhnen rot tuch und hütlein gar cardinal meszig an. Fischart groszm. im kloster 606; si vernügt nit der stand, den si hant, si wöllen darzuͦ äpt und cardinel sin und rote hütlin füren, wo si riten. Schade sat. u. pasqu. 3, 67, 27;
so nimm vergut
mit einem breiten roten huͦt
und fast ein guͦt cardinalat,
das vil ducaten fallen hat.
3, 124, 24;
sinnbildlich:
dem kaiser verkauften wir unser blut
und nicht dem hispanischen rothen hut.
Schiller Wallenst. lager, 11. auftr.
rot ist der mantel des königs und das gewand des kriegers: inti rôt lahhan umbibigâbun inan, et chlamidem coccineam circumdederunt ei. Tatian 200, 1;
rôƀodun ina thia regin-skađon   rôdes lakanes.
Hel. 5499;
und die stirne des kaisers ward finster wie nacht,
und hinter sich stiesz er den sessel mit macht,
hinwarf er den mantel, den rothen.
Geibel 4, 143.
roter rock des soldaten:
dann nehm ich einen rothen rock
und auf den buckel mein gewehr.
Hölty 39 Halm.
da rot die farbe des krieges ist, so sind auch feldzeichen rot: on ein rot marggreflich feldzeichen. Kirchhof wendunm. 1, 126;
er bant ouch zeime schafte   ein zeichen daʒ was rôt.
Nibel. 1535, 3;
so auch:
wie die zelt'
und die sieges-zeichen prangen
weis und roth gemahlt:
also glänzet jhrer wangen
anmuth und gestalt.
ged. der Königsberger 56.
auch der henker hat rote tracht:
und zu der knaben seite,
auf des gerüstes höh'n,
sah' ich ein graus geleite,
den henker wartend stehn;
er stand in rother mütze,
im scharlachrothen rock.
sein schwert war seine stütze,
vor ihm der todesblock.
3)
rot in besonderen wendungen und redensarten.
a)
man streicht in einer schrift, im kalender etwas rot, d. h. mit roter farbe, mit rotem stifte an, um es hervorzuheben: bei meiner geburt! sie werden den tag roth im kalender zeichnen, und darunter schreiben: heute war prinz Doria lustig. Schiller Fiesco 1, 5.
b)
ein roter faden dient als merkmal: und als sie jetzt gebar, that sich eine hand heraus, da nam die wehmutter und band einen roten faden darumb, und sprach, der wird der erste heraus komen. 1 Mos. 38, 28; wir hören von einer besonderen einrichtung bei der englischen marine. sämtliche tauwerke der königlichen flotte, vom stärksten bis zum schwächsten, sind dergestalt gesponnen, dasz ein roter faden durch das ganze durchgeht, den man nicht herauswinden kann, ohne alles aufzulösen, und woran auch die kleinsten stücke kenntlich sind, dasz sie der krone gehören. Göthe 17, 212. der rote faden, der sich durch etwas hindurchzieht, wird auch bildlich gebraucht: (von Ottiliens tagebuch) manches eigene von innigerem bezug wird an dem rothen faden wohl zu erkennen seyn. Göthe 17, 238.
c)
rot als farbe des feuers in folgendem bildlichen ausdruck: jemanden einen roten hahn aufs dach setzen, stecken, s. v. a. ihm das haus anstecken:
der doch zur letzt nur auff dein schewr
ein roten hanen steckt von fewr.
Fischart 3, 317.
näheres s. unter hahn. so auch rotes vieh:
ich träumt mein haus voll rothem vieh,
mein brautbett voll von blut (der traum deutet auf feuer).
Herder 8, 17.
d)
alchymistisch:
da ward ein rother leu (der same des goldes), ein kühner freyer
im lauen bad, der lilie (dem samen des silbers) vermählt,
und beide dann, mit offnem flammenfeuer
aus einem brautgemach ins andere gequält.
Göthe 12, 58.
e)
rot von der gesinnung, ursprünglich der revolutionären (vgl. dazu 2, a am ende sp. 1293), dann abgeblaszter, der radicalen, freisinnigen: ein roter republikaner; er ist ein roter; seit wann ist Benno roth? frug Victor. Freytag handschr. 2, 375.
f)
rot im kartenspiel (vgl. dazu unter 4): das rote daus, die rote zehn u. s. w.); des roten königs gesinde (bezeichnung der karten schlechthin). B. Krüger Hans Clawert (1591) s. 9. auch ein spiel der roten eier:
den brettersitz am weiher,
seit grauer väterzeit
dem spiel der rothen eier
am ostertag geweiht.
Matthisson (1794) 22.
g)
obscöner nebensinn liegt im folgenden: wolan ich mercks nu, sprach der alte herr, liebe tochter, lasz den kummer faren, weistu nicht, dasz ein grawer schimel eben so wol zeucht, als ein roter fuchs. Frey gartenges. 77, 6. geile leute heiszen böckische männlein, rote hänlein. Fischart groszm. 12 neudruck.
4)
rot substantiviert, das rot; auch das rote, z. b.: es gehet mir aber wie jener jungfer, welche sagte, sie sey schön genug, allein ihre schönheit sey nicht recht versetzt. das rothe, das sie an den lippen haben solt, das habe sie in den augen, das schwartze, das sie in den augen haben solt, das habe sie an den zähnen. Schuppius 100;
wie schön das weisz und rote
am himmel sich verjüngt.
Zinkgref bei Opitz (1624) 172;
und wie das trübe verdunstet und weicht,
das rothe zum hellsten gelb erbleicht.
Göthe 2, 232.
das rot, bezeichnung der farbe an sich: roth. man entferne bei dieser benennung alles, was im rothen einen eindruck von gelb oder blau machen könnte. man denke sich ein ganz reines roth, einen vollkommenen, auf einer weiszen porcellanschale aufgetrockneten carmin. Göthe 52, 319; sie (die alten) lassen das gelbe rötheln, weil es in seiner steigerung zum rothen führt; oder das rothe gelbeln, indem es sich oft zu diesem seinem ursprunge zurückneigt. 53, 62;
(wenn) das roth am kleide
den bleisoldaten schwand.
Matthisson ged. (1794) 23;
personificiert:
das ir fürpas mügt erkennen,
das sibernerlai varb sint genannt
und ein ieclichen wol erkant.
grün, rot, schwarz, blab und weisz,
gel und braun mit irm preis
sind kumen auf disen plan.
Ayrer 774, 9.
das rot beim glücksspiel: rot gewinnt; beim kartenspiel: rot ist trumpf, rot gibt an; als farbstoff: denn etliche farben grebt man ausz der erden, als rot, lazur, braunstein, ockergelb, operment. Mathesius Sar. 101ᵃ. das rot, die schminke: die gesunde wahrheit verachtet gekauftes roth. J. Paul grönl. proz. 2, 8. das rot auf wangen und lippen: die miss, deren angesicht jetzt im brautstand ein höheres roth als im laden hatte, gleichsam die rothe soldatenbinde des nahen ehedienstes, die band- und vorsteckrose auf dem ehelichen bande. J. Paul Fixlein 23; manche holde wange schmückte ein höheres roth, nicht wenn der geliebte in gefahr, sondern wenn er sich zurückzuziehen schien, oder seine hiebe nicht so kräftig waren wie die seines gegners. Hauff 6, 79;
ich schau ein dürres bild von eingefallnen wangen,
der farbe kränklichs roht mit gelbem starck geschmückt,
und fünfzig jahre schon den zügen eingedrückt.
sein rollend auge funkelt wuth, ...
die wange glüht, erblasset, färbt sich wieder
mit braunerm roth.
Wieland 5, 97;
sie sasz auf blumen und moos
in schönen gedanken verloren.
ein frischer roth, als Auroren
in junger rosen schooss
entgegen glänzt, umzog ihr liebliches gesicht.
10, 69;
dann hob er auf das leichentuch:
'bitt', laszt mich seh'n die leich',
mich dünkt, ihr liebes roth ist weg,
mich dünkt, sie sieht so bleich.
Herder 8, 17;
wollt ihr herren nicht skandalisieren,
werft getrost den purpur in den koth,
wandelt wie fürst Jupiter auf vieren,
so erspart ihr ein verschämtes roth.
Schiller 1, 188;
ich sah
ein glühend roth die schönen wangen färben.
Piccolomini 3, 3;
doch kaum wird diesz gesicht der bursch gewahr.
als flammend roth ihm schläf und stirn umgieszt.
Geibel 2, 277.
das rot, das blut:
so wie dem tropfen blut, der aus der wunde quillt,
ganz ähnlich ist das roth, das noch die adern füllt.
er bedachte aber nicht, dasz ja auch seine kämpfe keinen tropfen wasser in das dunkle roth seiner jugend gegossen (sein feuriges jugendblut nicht abgekühlt hatten). J. Paul Tit. 3, 107. das rot, blutharnen, blutlauf, eine krankheit des rindviehes. Stalder² 284. dialektisch: 's roat von oa, eidotter Zingerle Lusern. wb. 476. das rot, symbol der revolution, der republik (s. oben 2, a):
roth, roth, roth! das einzige roth!
kein prunkendes wappen drauf!
Freiligrath 3, 194.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1891), Bd. VIII (1893), Sp. 1287, Z. 22.

röte, f.

röte, f.
rubor, rubedo. ableitung von rot, ahd. rôti Graff 2, 484, mhd. rœte: rode eynes dinges, roty, rothe vel ryt, röte, roede, roide, rubedo Dief. 501ᵇ, roͤti, rubedo. nov. gloss. 321ᵃ. plural selten:
sie (Albions muse) sah die junge bebende streiterin (Deutschlands muse);
doch diese bebte männlich, und glühende
siegswerthe röthen überströmten
flammend die wang, und ihr goldenes haar flog.
Klopstock 1, 101.
1)
die rote farbe.
a)
röte, rubor, rubigo Dasypodius: alabandra ist ain edel stain und ist gar schœn und ist an der varb geleich ainem granâten, ân daʒ sein rœten vaister ist wan des granâten, nâhent sam ains rubîns. Megenberg 435, 19; granâtus ist ain stain gar schœner varb, geleich ainem rubîn, iedoch hât er ain vaister rœten wan der rubîn, sam ain rôteu roͤs. 446, 32. von blumen und früchten:
lieht was ir (der blumen) glîʒe,
ir rôte unde ir wîʒe
vil verre von in schein.
Lamprecht Alex. 5254;
ein granatapffel, ob er wol
ist zierligkeit und röte voll,
musz deinen zarten backen weichen.
Opitz 3, 16.
vom blute: sîe kundent iro auditoribus, uuelich candor lucis aeternae in cuman ist uone dero rôte mînes bluotes. Williram 57, 7; die die rôte mînes bluotes mit effusione sui sanguinis biledoton. 68, 6;
der wart sîn loutervel nu vêch geverwet
mit swertze und ouch mit rôte.
jüng. Titurel 2723;
des kaftans scharlachroth frischt mit des blutes röthe
er auf.
Freiligrath 4, 224.
röte, die farbe des feldzeichens:
die banner wart verkert,
der fleder hieng vor jm ze tal,
sin röte unfar und smal,
der gab ettlicher varwe schîn.
liedersaal 2, 325, 168.
von der farbe des himmels am morgen und abend:
ê daʒ sich geverbe
der tac mit sîner rœte.
minnes. 1, 9ᵇ Hagen;
schwebe, mein geist,
in der röthe dieses morgens,
in der feier dieses tages.
Stolberg 2, 137;
möge nie der tag erscheinen,
wo der himmel,
den des abends sanfte röthe
lieblich malt,
von der dörfer, von der städte
wildem brande schrecklich strahlt.
Schiller 11, 316;
des abends gluth zerflosz in weite röthe.
Brentano 366 (1854).
b)
besonders von der gesichtsfarbe.
α)
rote wangen und roter mund sind zeichen der jugendfrische und des liebreizes: aber die hohe röte, die sie an den lefftzen hat, übertrifft solche farbe weit (nämlich die der nestel, damit die fuhrleute ihre lätz gezieret hatten). Simpl. 1, 143, 32 Kurz;
swenne diu liebe und ouch diu beste
lachet, ich wæne, ir rôter munt
nachtes ûʒ der vinster gleste:
ei, solt ich in lange stunt
tougen spehen in rehter næhe,
dicke ich gerne bî mir sæhe
die vil liehten rœte brehen.
minnes. 1, 113ᵃ Hagen;
ir mündel kust' ich, unde wolde sprechen:
'sich, dîner rœte habe du daʒ!'
2, 21ᵃ;
ob dû sîn geruochest, eʒ ist aber unnœte,
eʒ mac von alten wîben versmæhen wol dîns jungen mundes rœte.
jüng. Titurel 2812;
zarte, schneeweisze wängelein,
wie marmorstein poliert,
doch als die blanken röselein
mit röte purpuriert
tun zwar vor alln meistnteils gefalln,
weil ir gestalt so mannigfalt
lieblich vor andern scheinet.
Gödeke-Tittmann liederb. 19;
der wangen farb ist auszgestrichen,
die frische röth ist gantz verblichen.
ged. der Königsberger 45;
bückt sich sanft auf seine wangen hin,
die, rosen gleich, in süszer röthe glühn.
Wieland 10, 153;
gott lob! noch färbt die röthe deine wangen.
es drängte nur des augenblickes schmerz
die frische kraft der jugendfülle nieder.
Körner 3, 22.
auch anstrengung erzeugt röte im gesicht:
mein Berrintho wird mir sagen
wo mir etwa fleisz gebricht
und durch guten unterricht
eine gute röht' abjagen.
ged. der Königsberger 137.
ähnlich:
des abends gluth zerflosz in weite röthe,
so löst der mühe gluth auf unsern wangen
der schlaf in heilig sanfte röthe auf.
Brentano 366 (1854).
auch im folgenden wird an die röte des gesichtes gedacht, wobei die vorstellung, dasz dieselbe durch das blut bewirkt wird, durchschimmert: es will an theils orten geglaubet werden, dasz, wenn zwei personen zugleich mit einander anfiengen zu trinken und zugleich aufhörten, so tränke eines des andern die röthe ab. dieses fürgeben braucht keiner wiederlegung, weil es für sich selbst dahin fället, in dem ... die galante mode aufgenommen ist, dasz nicht nur ihrer zwei, sondern wohl gar ihrer zwanzig .. auf gesundheit dieses oder jenes zugleich austrinken, ohne besorgung, dasz ein und anderer seine röthe darüber verlieren werde. rockenphilos. 2, nr. 53, 277.
β)
röte im gesicht bekundet seelische zustände des menschen: tausend empfindungen stürmten in ihm, seine knie zitterten, röthe und blässe wechselten in seinem gesichte. Schiller 4, 333. zorn: dem grafen stieg die röthe der kränkung über dieses gesuchte verschieben der bekanntschaft ins gesicht. J. Paul Tit. 2, 89. freudige erregung:
und nechten da ich bei ir war,
ir angsicht stund vol röte,
sie sach den knaben freuntlich an,
sprach: dasz dich gott beleite.
Uhland volksl. nr. 73, 2;
von hoher röthe glut seh ich die wangen
des bruders glänzen, und sein auge blitzt.
ich weisz nicht was es ist, doch ists die farbe
der freude, und mitfreuend theil ich sie.
Schiller braut von Mess. 1, 6.
überraschung: Moor schnell, mit einer fliegenden röthe: dieser ist's! er steht wie vom blitz gerührt. Schiller räuber 4, 2 schauspiel. sehr häufig ist die röte ein zeichen der scham:
dâ gedâhtens an die rœte,
die scham dâ gibt, die helden ie versmâhte.
jüng. Titurel 3414;
ich meyne, weil die scham bey ihnen (den frauen) nicht mehr gilt,
dasz auch die röte nun, der spiegel und das bild
der scham, verächtlich sey (sie wollen gerne bleich sein).
Opitz 2, 65;
die edle röthe mahlt ihr weiszes angesicht.
3, 235;
du wilder geilheit offner laden,
o stirne, deiner scham entblöszt,
schaw, was für röth' jetzt auff dich stöszt,
die in der höllen glut soll baden!
ged. der Königsberger 183;
und greifft man seiner kunst mit nachdruck auff den zahn,
so wird das gold zu bley, sein lob zu schimpff und röthe.
mit keuscher röthe reicht
sie Karamellen die hand.
Wieland 5, 175;
dasz ihr sein blick nur feuriger entdecket,
was Venus selbst nicht ohne röthe hört.
10, 197;
kurz, die wut für sein system
ging weit genug, ganz trotzig, ohne röthe,
zu prahlen.
9, 62;
bald jagt er (Jupiter)
Cytheren selbst die ungewöhnte röthe
der scham ins antlitz.
Gotter 1, 62;
jener sprach's; da begann voll steigender röthe die jungfrau
sanft den gesang.
Voss Luise, id. 1, 467;
eine glühende röthe überzog ihr gesicht, als sie den prinzen ansichtig wurde. Schiller 4, 334; Wilhelmen stieg die röthe ins gesicht, und die wangen der artigen verbrecherin belebten sich gleichfalls durch die reizende farbe der schamhaftigkeit. Göthe 18, 73.
2,
a)
krankheit mit rotem hautausschlag: rote od. urslacht, variola. voc. 1482; die borpele od. die rœte, bei Lexer 2, 504; recht als ain jung kind die rötte und die urschlecht und ander kranckhait, die von bösem pluͦt komt, empfacht von ainem andern kind, das es yetz hat, wenn es by im in ainem gemache wonet. Mynsinger 62; die abschewliche röte des angesichts zu vertreiben, nimb ... Tabernaemont. 626 G (1664); wo die röthe oder rose ist. Eleonore zu Troppau freiwillig aufgespr. granatapfel 395 (kochbuch 1731); die röthe, überröthe, rose. 'der kaiser Sigismund hatte ein gesucht an einem bein, die überröte genannt.' Tschudi 2, 94 bei Stalder 2, 284; die rothe, rötheln oder masern, je nachdem der ausschlag ist. ebenda. röte auch so viel als rippenkuchen (s. d.), herzgespann. Campe.
b)
krankheit an pflanzen, rost: röte, brenner, carbunculus Dasypodius; der brenner an den räben, unnd bäumen, die röte, carbunculus. ebenda; rost, röte am korn, rubigo, ebenda; dafür unumgelautetes masc.: der rote oder brenner. Sebiz 376.
3)
röte als jagdausdruck: item eʒ ist auch geteilt uf den eyt, daʒ ein grefe von Hennenberg reht habe, drystunt zuͦ iagen und daʒ ist eyns in der veiste, daʒ ander in der röte, daʒ dritte in der brunft. mon. boica 39, 277.
4)
name verschiedener pflanzen: sherardia arvensis, gallium mollugo, rubia tinctorum, aus der wurzel der beiden letzten wird roter farbstoff gewonnen. Nemnich; röte die zam. Fuchs historia stirpium (1542) 280; röte die wild. 281; erythrodanum, rubia sativa, röte, die färber brauchen es rot zu färben, hat rauch stengel. Gesner catal. plantarum (1542) 34; der rödt breuchlich wurzel ist fast aus den apotheken kommen, das machen die färber, wollens allein zu den farben behalten. Bock kräuterb. (1560) 195; so vil dann die zame und einheymische röte (dann solche hat man vil lieber, dann die ander wilde röte, welche rubia maior, oder rubia tinctorum von Latinis genannt wird) belanget, wöllen wir für die selbige eynen sonderen platz, ungefär dritthalben juchart grosz, nicht weit vom wasser gelegen, nun auch behalten. Sebiz 285; die rechte bequeme zeit die röte zu setzen oder zu pflantzen, ist vom mertzen an bis inn den halben meyen. dise wurtzel mag nicht eher zu nutz und zu gut kommen, dan erst zwey jar nach der ersten pflantzung. ebenda.
5)
in dem folgenden beispiele scheint die röte das blut zu bedeuten: etliche jäger trincken die röht und feiszt (der gemse), von wegen des guͦten kopffs für den schwindel inn groszen scharffen und klebergängen. Sebiz 570.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1891), Bd. VIII (1893), Sp. 1302, Z. 40.

rote, m.

rote, m.
1)
name eines oder mehrerer rötlicher fische: rote, rubeta vel tinus, roto, rubus piscis, rotte, rutilus, rubellus. voc. bei Schm. 2, 185. rotten, m. cyprinus rutilus Stalder 2, 285: cccc rôten, die mit einander wert sîn suln ij pfunt unde viij schilling, cccc kettelinge, die alle mit einandern v schillinge wert sîn suln, unde xvj êle, der ieglîcher vj pfenning wert sîn sol. habsb.-österr. urbarb. 92, 3; und da kaum (kam) ain groszer rott und nam den angel. Haupts zeitschr. 13, 579. auch rötlein: dâ lît ouch ein vischenze, diu giltet jêrglich ze zinse sechstûsent rœtelîn unde sechzehenhundert balchen. 91, 24. rötelein, forellenart, die auf dem rücken und schwanz rot ist. Frisch 2, 128. häufig rötel: rothele, röthel, cyprinus rutilus, der ritter, gröszte rötele, salmo umbla Nemnich; forellen im land Wirtenberg .. rotteln zu Nürnberg. Fischart groszm. 136. auch rotling wird dasselbe bedeuten: rotling, rubiculus. voc. rer. 1487, im mhd. wb. 2, 1, 772ᵃ.
2)
name einer pflanzenkrankheit, vgl. röte 2, b.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1891), Bd. VIII (1893), Sp. 1304, Z. 70.

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Zitationshilfe
„rot“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/rot>.

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