Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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roosz, n.

roosz, n.,
s. rosz.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1891), Bd. VIII (1893), Sp. 1161, Z. 36.

rosz, roosz, rost, roosze, m. und n.f.

rosz, roosz, rost, roosze, m. und n.,f.
zurückgehend auf mhd. râʒ, n., râʒe, f. honigwabe, mit oder ohne honig (s. oben rasz sp. 154). gramm. 3, 464. die form des wortes ist sehr schwankend, s. Dief. 228ᵇ unter favus, nov. gloss. unter gleichem stichwort 169ᵃ. Frisch 2, 126ᶜ. Kehrein 332. Vilmar 330. Schm. 2, 138: wie die bienen nit alleyn junge zeugen, sondern auch die waben und das rost, desgleichen auch das wachs pringen. Fischart ehz. 502; daran gegossen endivien, roosz, und rot kornblumenwasser. Forer fischb. 194ᵃ; kölblin, die seind voller löchlein oder heuszlein, wie die rossen der bynen anzusehen. Tabernaemont. kräuterb. (1588) 391; die bienen machen das honig, einen süszen subtilen und fast gesunden saft, desgleichen die waben oder das rost und dazu das wachs. Heyden Plinius (1584) 381; und bringen den (saft) in die sechseckigen löchlein, cellulas hexagonas, des rohsts. Colerus hausb. 401 (1640); die letzte ausraumung wird nach Michaelis verrichtet, da machet man die stöcke wiederum auf, denen, die voll angebauet haben, wird das roosz einer spannen lang am boden verschnitten. Hohberg 2, 380ᵇ; man schneidet roosz und honig heraus. 371ᵇ; roosz oder rusz. so nennen einige die scheiben im stock. es pfleget öfters für die ledigen scheiben genommen zu werden. Overbeck bienenwb. 70 (1765);
(die biene spricht zur trägen henne:)
wir hassen allen stolzen schein,
und wer uns kennen will, der musz in rost und kuchen
fleisz, kunst, und ordnung untersuchen.
Gellert 1, 70 (1775).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1891), Bd. VIII (1893), Sp. 1286, Z. 65.

ross, n.

ross, n.
equus.
1)
form und verwandtschaft. ross ist eine gemeingermanische bezeichnung des pferdes. ahd. hros, ros, gen. rosses Graff 4, 1179, mhd. ros und mit umstellung ors mhd. wb. 2¹, 763ᵃ. Lexer 2, 488; nhd. ross, daneben mundartlich rosch, caballus, cabo Diefenb.-Wülcker 823. Zingerle lusern. wb. 48ᵃ:
zu diesszer begrebenyssz
vorstall sych Gebelon so ryssze
daz er zu rosche dar von qvam.
zeitschr. für d. alterthum 30, 68, 195.
im siebenberg.-sächs. mit dehnung des vocals rôs. Frommann 5, 40, alts. hros, mnd. ros, häufiger ors, urs und orsch. Schiller-Lübben 3, 236ᵇ u. 508ᵃ, ags. hors, engl. horse, altfr. hors, hars, hers und ros, ndl. ros, altn. hross. goth. ist das wort nicht belegt; dafür die indogerm. bezeichnung aihva- in aihvatundi, f. der dornstrauch, die sich auch in altn. jór, alts. ehu-skalk, ags. eoh und in dem namen der e-rune ehu erhalten hat, vgl. Grimm gr. 3, 325. abstammung der romanischen sippe ital. rozza, prov. rossa, franz. rosse von unserem worte hält Diez wb.⁴ 277 wegen des ital. zz für nicht möglich. der ursprung von ross ist nicht durchaus deutlich. gehört es, wie meistens angenommen, zu der in lat. currere (für cursere) steckenden wurzel, so wäre die ursprüngliche bedeutung 'läufer, renner', vergl. Fick wb. 3, 66. pluralbildung: neben dem gewöhnlichen suffixlosen plural tritt zuerst, aber selten, im mhd. die bildung mit dem er-suffix auf, vgl. mhd. wb. a. a. o.:
do sach ich vier rösser.
altd. blätter 1, 164, 54.
auch im nhd. erscheint der plural rösser nur vereinzelt, und zwar nur in der älteren sprache: allein, das er (der könig) nicht viel rösser halte, und füre das volck nicht wider in Egypten, umb der rösser menge willen. 5 Mos. 17, 16; die rösser seind hültzen, und so es aber an das reiten geht, so ist es gauckelwerck. Paracelsus opera 1, 84 C; wie man auff die rösser sitzt. 1, 290 A;
ich waisz ein stall voll rösser (: schlösser).
Fadingerlied 1626 in Phillips u. Görres hist.-pol. blättern 33, 955;
so reutten wir jhre rösser,
und seynt mit schön ehrn,
allsambt freyherrn,
im landt uber städl und schlösser.
33, 962.
Stieler 1624 führt rösser und rosse an. noch heute rösser dialektisch, in verächtlichem sinne und in der kindersprache. Hunziker 209.
2)
bedeutungswandel von ross. sein verhältnis zu pferd: ahd. ist der ganz allgemeine ausdruck hros (vergl. Graff 4, 1179), wöhrend parafrid, ursprünglich wol das postpferd bezeichnend, paredrus, vilis equus glossiert. mhd. hat sich die bedeutung von ross verengert. ros oder ors ist in der regel das streitross des ritters; pfert dagegen drang mit erweitertem begriffe in die sprache des volkes ein, es bezeichnet das gemeine reit- oder zugpferd, insbesondere auch das frauenpferd (vergl. pferd 7, 1675). schon mhd. ist also pfert das allgemeinere wort geworden (vgl. mhd. wb. 2¹, 482ᵇ). deutlich tritt der unterschied zu tage in stellen wie:
vil stiller ime (Iwein dem knappen) sagte
daʒ er im sîn gereite
ûf sîn pfert leite:
er wolt ze velde rîten
und sîn dâ ûʒe bîten
unz erm sîn harnasch bræhte nâch.
Iwein 952;
im zusammenhange mit:
sus reit er ûʒ und lieʒ in dâ.
vil schiere brâhter ime nâ
sîn ros und sîn îsengewant.
963;
bringt mir mîn pfærit her,
harnasch, ors unde sper.
Wigalois 1178;
schœne ros und schœne pfert.
Heinr. v. Freiberg Tristan 1527;
sô sol diu frowe sîn (ihres verstorbenen mannes) ros gesatelt oder sîn phaert, daʒ beste daʒ er hete, und den besten harnasch, den er hete ze sînem lîbe, und sîn besteʒ swert geben sînem herren, ob er ein dienstman was. Schwabensp. 25, 4. strenge wird indesz dieser unterschied von den mhd. dichtern, vielleicht mit ausnahme Wolframs, nicht festgehalten (vergl. Pfeiffer ross im altd. 2), eher tritt er im mnd. hervor, belege bei Schiller-Lübben 3, 236. 237: de ryken quemen erlik ut mit vordeckeden rossen, de middelmatigen mit starken perden. d. städtechron. 7, 161, 15. im beginne der nhd. zeit ist nachher der alte unterschied schon bis zur unkenntlichkeit verwischt. ross und pferd werden bis in den anfang des 18. jahrh. ohne wahrnehmbaren bedeutungsunterschied verwandt. ross wird häufig genug von dem pferde, das den pflug zieht, gebraucht (vergl. die belege aus der älteren zeit unter c). gerade das gewöhnliche ackerpferd im gegensatz zu dem reit- und ritterpferd wird durch ross bezeichnet: die rosz so den habern bawen, fressen am wenigsten, sondern die reysigen faulen unnützen cabal, die allein ein bürde der erden, zum pracht dienen. Agr. 232ᵇ; wann man sagt gaul, so bedeuts dasz ein pferd grosz, wann man sagt ross, dasz es arbeitsamb, und wann man sagt pferd, dasz es schön und zierlich sei. Simpl. 4, 409 Kurz. ein altes krankes thier wird ross genannt: er hatt ein rossz, das hancke an allen fieren und war an eim aug blind und under dem sattel geschunden, in summa, er meint nit, das er ein gröszeren schelmen finden möcht. Wickram rollwagenb. 52, 11 Kurz (daneben pferd 51, 24. 52, 30). die bedeutungsgleichheit von ross und pferd beweist namentlich der wechsel der beiden wörter: grosze kauffmanschafft, wuͦcher unnd gwün wirdt mit den rossen getriben, das zuͦzeyten ein pfärdt umb zwey hundert guldin gekoufft wirdt. Forer thierb. (1583) 137ᵃ; dann die rind und ochssen wöllen eben so wol gute wartung haben, als jmmermehr die rosz und phert. Sebiz feldbau 122; nimb eine taubenfeder, netze die mit nüechtern spaichel, ehe das pferd trinckt, thue die feder also nasz in das pulver, streichs dem rosz in das aug. Seuter rossartzn. 151; die nachgeschrieben büchlein von artzeney der rosz oder pferdt ... hat gemacht meister Albrecht. Albrecht rossartzeneyb. (1638) 2; ein rosz oder pferd ist das alleredelste und nützlichste thier unter allen vierfüszigen thieren. Walther pferde- u. viehzucht (1658) 1; (dasz) also der wagen, welchen 6 pferde ziehen müsten, von zweyen rossen kan gezogen werden. Schuppius schriften 706;
ich will dir einen alten pflug geben
und darzu an alles geferd
ausz meinen rossen ain gut pferd.
fastn. sp. 573, 23.
wie schon diese belege zeigen, erscheint ross geradezu, wie in der ältesten zeit, wieder als allgemeiner gattungsbegriff: wann ein rosz mangel an den augen hette. Seuter rossartzn. 149; so ein rosz monig, das erkenne also. 174; wie man machen sol, dasz die fliegen im heiszen sommer, den beschädigten rossen von den offenen schaden bleiben. Walther pferde- u. viehzucht (1658) 116; wider die harnstreng oder harnwind der rosz. Tabernaemont. (1664) 253 K. der grund dieser erscheinung liegt in der hauptsache in der gebietsseinschränkung der beiden worte. während nämlich ross in den niederdeutschen gebieten allmählich völlig ausstirbt und perd den platz räumt, gewinnt umgekehrt im oberdeutschen ross die oberhand und verdrängt, wenigstens in der volkssprache, pferd vollständig. die erscheinung läszt sich deutlich schon in der älteren sprachperiode wahrnehmen. in einem ratbüchlein aus dem 16. jahrh. heiszt es: ein frag, in welchem land kein pferdt sey. antwort. Schwaben, do sein rosz. Haupts zeitschr. 3, 33. für die gegenwart vgl. Schm. 2, 151. Frommann 5, 40. Tobler 370ᵇ. Hunziker 209 u. a. daher bei schriftstellern oberdeutscher heimat: der habe einen ganzen stall voll rosse, sagte der stallknecht. Gotthelf Uli der knecht 141; während Uli herbeisprang, das rosz abzunehmen. 142; für die rosse nehme sie (die trinkgelder) der pferdeknecht, für die kühe der melker. 145; den berg hinauf aber ging er zu fusz wegen den rossen. Hebel 2, 98; ich hab' ihm eben das rosz drauszen angebunden. 2, 182; und wie der curiose herr da nicht leiden wolle, dasz sie den schimmel vor den postwagen spannen, und es sei doch kein ander rosz mehr da. 2, 267. auch bei Schiller:
so eine guldne gnadenkett' etwa,
ein krummes rosz, ein pergament und so was.
Wallensteins tod 5, 2.
in der neueren schriftsprache hat sich endlich das verhältnis wieder so gestaltet, dasz ross als das edlere wort empfunden wird und daher besonders in dichterischer sprache lebt, während pferd in gewöhnlicher redeweise und als gattungsbegriff erscheint. die belege s. im folgenden.
3)
körperliche und geistige eigenschaften.
a)
unterschieden nach rasse und geschlecht (vgl. Pfeiffer ross im altd. 4, 15 fg.): es ist ein ungarisch rosz, fornen dürr unnd hinden mager. Fischart Garg. 134ᵃ; umb den 15. tag aprillis, oder umb den tag may, soll man die türckischen und verschnittnen rosz auff das grasz lassen, und allzeit wol bedecken. Seuter rossartzn. 12; so ist inen (den türkischen rossen) auch das geäder auffgelauffen, welliches dann den spannischen rossen auch pflegt zu widerfaren. ebenda; die alten sind der meynung, man solle geschnittenen rossen keine ader lassen. Walther pferde- u. viehzucht ...; ganzes ross heiszt das unverschnittene thier: ich hab es aber in der warheit schädlich befunden, sonderlich an den gantzen rossen, den geschnittnen ist es nit so schädlich. Seuter rossartzn. 94. halbes ross dagegen bezeichnet den maulesel: mit drizehendem halben rosse, cum duodecim equis et mulo. Schöpflin Alsatia diplomatica 966 bei Scherz gloss. 2, 1321; so sol er kommen mit nundehalben ros, dasz ist mit acht rossen und mit einem mule. weisth. 1, 713.
b)
farbe (Pfeiffer ross im altd. 7, 27 fg.). ahd. aphelgrâ ros, glaucus, rôt ros, badius equus, blanc ros, candidus, blas ros, calidi, qui albam frontem habent, bleich ros, pallidus, uizzilueh ros, petili, qui albos pedes habent; suarz ros, niger equus. Graff 4, 1180; nhd.
da strauchlet im sein apfelgrau ros
über eine fenchelstauden.
Gödeke u. Tittmann liederb. 88, 3;
habt jhr nicht einen held, sagt er zum Sacripante,
gesehen, der gantz weisz war uberall gestalt,
auff einem weiszen ross' hie rennen durch den wald.
D. v. d. Werder Ar. 1, 68;
des rechten rosz war silberblinken,
ein feuerfarbner trug den linken.
Bürger 70ᵃ;
man sah zwey riesenjünglinge auf weiszen rossen in den ersten reihen kämpfen. Niebuhr röm. gesch. 1, 618. die weisze farbe gilt für die heiligste. Hehn kulturpflanzen u. hausthiere 45. weisze rosse wurden als abgabe nach Rom entrichtet: zuͦ ainem zaichen, das das gotzhus und gerichtzwang sant Petters sye, so sol der abt des münsters des ersten jars siner wyhung ain buͦch der sacramenten, ain eppistler und ain evangelier bücher, och zway wisze rosz, dem stuͦl zuͦ Rom von dem gedauchten gotzhus zuͦ zins und pension pflichtig, uns und unsern nachkomen bezalen. Öheim 136, 10. schwarze rosse holen verdammte ab (Grimm myth.⁴ 813):
am tag, da selbiges jahr sich schlosz,
da kaufte der abt ein schwarz wild rosz (das nachher den junker erschlägt).
Uhland 322.
jemanden auf dem fahlen rosse finden, auf einem irrthum, bei einer schlechten that ertappen (s. fahl th. 3, sp. 1240): zwar hatte ich auch in des berühmten herrn Heyne so wenigen, als obenhin streifenden aufsäzen, und beiläufigen anmerkungen über die mythologie, nicht seit gestern mich umgesehn, und ihn beständig, wo es galt, entweder nicht zu hause, oder auf dem fahlen rosse gefunden. Voss mythol. briefe 1, 8.
c)
wegen seiner ragenden, stolzen gestalt wird das ross hoch genannt (vgl. über gestalt Pfeiffer ross im altd. 8, 30 fg., insbesondere 47 fg.):
si gerten hôher rosse niht.
Haupt zeitschr. 7, 168, 91;
man band in (den todten grafen) an ein hohes ross,
man schleift in durch das tiefe mos.
Uhland volksl. 282;
sie bunden im hend, sie bunden im füsz
und wurfen in auf ein hohes rosz.
353;
rasch galoppiert' ein graf hervor,
auf hohem rosz ein edler graf.
Bürger 36ᵇ.
daher bildlich: sich aufs hohe ross setzen, auf hohem rosse sitzen, traben (vgl. hochtrabend), stolz, übermüthig sein:
und habt pfaffen, die hohe ross reiten,
die da sölten umb den glauben streiten.
fastn. sp. 296, 17;
das exempel dient uff böse exempel geben, als ordenslüt thuͦn, die etwan hohe rosz reiten, dadurch die edlen etwan geergert werden. Pauli schimpf u. ernst 50 Österley; man höret und lieset selten, das ein fürst, der den Machiavellum oder neuen statisten, in seinen anschlägen, zum director gemachet, und alle seine regeln practiciret, hohe rosse geritten (sich gut befunden habe); sein reich und länder weit ausgebreitet. Butschky Pathm. 524.
d)
stärke und ausdauer zeichnen das ross vor den anderen hausthieren aus (Pfeiffer ross im altd. 9, 1 fg. 22): (wir) waren sehr lustig und wohlgemuth, als unser führer wieder kam und noch einen gröszer und stärker aussehenden mann, der die stärke und tapferkeit eines rosses zu haben schien, hinter sich hatte. Göthe 22, 285. diese eigenschaften treten besonders in allerlei redensarten hervor: lieber herr gott, dye regel (der Augustiner) ist ryndecht, sie ist zuͦ ruch, wer möcht das erlyden oder erzügen das zuͦ halten, es wer eynem rosz doch zuͦ vil. Geiler christl. pilger 42ᵃ; schaffe wie ne ross. Seiler Basler mundart 241ᵃ; er schaffet wi-n es ros, ist ein starker arbeiter. Hunziker aarg. wb. 209;
ich war auch, wie du, jung gesinnt,
aber het man mir dis verkünt,
wie ich dir jzunt zaiget an,
kain rosz mich gzogen het hinan.
Fischart 2, 50, 1854 Kurz.
eine starke weibsperson heiszt ross. Tobler appenz. sprachsch. 370ᵇ. vergl. auch der volkssprache geläufige zusammensetzungen, wie rossarbeit, rossgeduld, rosskur, rossnatur u. s. w. in ähnlicher weise bezeichnen mit ross zusammengesetzte namen von pflanzen und thieren, vielfach grobe, grosze arten. Pritzel-Jessen 620ᵇ. und in der neueren sprache wird häufig in scherzhafter rede ross als erstes glied eines compositums in verstärkendem sinne, der auch in pferd, gaul liegt, gebraucht (vgl. rossglück, rosshunger u. a. m.).
e)
schnelligkeit die haupttugend des rosses (Pfeiffer ross im altd. 9, 7 ff.): fruͦtig oder hurtig rossz, acer equus Maaler 335ᶜ; schnell rossz das dahär laufft als ob es fliege, ales equus. ebenda;
er hat ein ros, das ist so genge beritten,
als das hirschlein vor dem grünen walde.
Ambraser liederb. 58;
das rosz, das junker Waters ritt,
ging wie der wind so schnell.
Herder 8, 13;
Antenor stieg
ihm nach, und lenkte durch das Skäerthor
die schnellen rosse fort ins feld hinaus.
Bürger 154ᵃ;
jene kamen schon näher mit ihren fliegenden rossen.
Stolberg 11, 158;
denn zwiespalt war mir im herzen,
ob ich mit eilenden rossen das dorf erreichte.
Göthe 40, 247;
der reuter und sein geschwindes rosz,
die sind gefürchtete gäste.
Schiller 11, 212.
f)
zahlreiche fehler und krankheiten werden beim rosse unterschieden (vgl. Pfeiffer ross im altd. 9, 25 ff. 61 ff. Colerus 2, 358 und die zahlreichen rossarzeneibücher des 16., 17. und 18. jahrh.): dämpffige rossz, die so vil arbeit erlitten habend, dasz sy kaum mögend keychen. hartbissig rossz. keychende rossz. Maaler 335ᶜ; hartmeulig oder beiszig. kutzliges ross, das gern abwirft. erstickts, dempffich, hertzschlechtiges oder hinsch und gichtiges ross. Junius nomencl. (1567) 53ᵇ.
g)
das ross wiehert, schreit, schnaubt, schäumt, knirscht, geht, läuft, tritt, strauchelt, springt, stampft, schlägt, schlägt aus, bäumt sich, steigt, stürzt (Pfeiffer ross im altd. 14, 39 ff. 15, 19 ff.): das rossz leynt sich auff und schlecht mit den füszen in lufft. Maaler 335ᵈ; hinden ausz schlahends ross. Junius nomencl. (1567) 52ᵇ, streuchlends ross. 53ᵃ; schlagend rosz. Frischlin nomencl. (1586) 162ᵃ;
traut Henslein über die heide reit,
er schosz nach einer tauben,
da strauchelt im sein apfelgraw ross
über eine fenchelstauden.
Uhland volksl. 259;
das edle rosz das läufft, tritt, schreyet, springt, und schläget,
weil es von seinem herrn, hierzu wird angereget.
D. v. d. Werder Ar. 2, 19;
die schönsten der rosse springen, und bäumen, und wiehern
bey dem ziehenden her.
Klopstock 10, 249;
freund, gehabe dich wohl! ich kenne die rufende stimme,
höre wiehern die feurigen ross' am flammenden wagen;
sieh', mir winket die mus'; ich folge der winkenden göttin.
Bürger 41ᵇ;
stolz wie die rosse sich sträuben und schäumen,
werfen im sturme die mähne umher,
königlich wider den zügel sich bäumen,
trat er vor sklaven und fürsten daher.
Schiller 1, 107;
ob auch das rosz sich grauend bäumt,
und knirscht und in den zügel schäumt,
und meine doggen ängstlich stöhnen,
nicht rast ich, bis sie sich gewöhnen.
11, 277;
steig, edles rosz, und bäume dich.
Körner 1, 132;
und voran (fliegt) auf feurigschnaubendem rosz
der Harras, der muthige ritter.
2, 278;
die schwerter klirren, der helmbusch winkt,
und die schnaubenden rosse steigen.
2, 179;
da stürzt ein rosz,
der jäger mit, und bügellos
wird dort ein zweiter.
Immermann 13, 58;
das meer daneben bäumet
als ein unbändig ros
zum kampfe sich und schäumet
auf erd und himmel los.
das rosz, das bäumt sich sehr.
werke 1, 57;
rüstig stampfen die rosse fort.
schmettert trompete,
bäumt sich das rosz,
mähet der schnitter
emsiger trosz.
Grillparzer 6, 272;
haltet aus, die rosse schlagen!
jedermann zu seinem pferde.
Freiligrath 1, 154;
die rosse schnoben, der regen rann —
und wir dachten der todten, der todten!
4, 72;
des meisters rosz von dannen schosz
im strahl des mondenlichts.
Geibel 2, 159;
da bäumte sich das rosz
von übergroszem schmerze und stieg mit steilem bug.
2, 204.
h)
die geistigen eigenschaften des rosses werden hoch geschätzt; menschliches empfinden wird ihm nachgerühmt und in dichterischer sprache erhält es fast alle mut und stolz ausdrückenden attribute (Pfeiffer ross im altd. 9, 16 ff.): da Patroclus umbkam, da traureten seine rosz. Walther pferde- u. viehzucht 17;
Rinaldo war noch nicht gar weit von dannen kommen,
siht er sein frewdigs rosz, wie es die flucht genommen.
D. v. d. Werder Ar. 1, 32;
ob wol ein schwacher zaum offt, mitten in dem lauffe,
ein mutigs rosz verhelt, und etwas es zu hauffe
zwar zeücht, jedoch in jhm die heisze brunstbegierd,
durch des gebisses krafft, drumb nicht gedämpffet wird.
11, 1;
auch das kriegrische rosz führet Poseidon heran.
Schiller 11, 78;
das freie rosz gehorcht dem sklavenzügel.
Körner 1, 124;
an funfzig stolze rosse, von den spahis
geführt.
3, 19;
das rosz hat leben, kräfte,
so kluge, schöne, grosz und wilde augen,
so scheu und muthig.
Tieck Octav. 226;
denn es ist diesz rosz das theurste,
stärkste, muthigste.
350;
da kam er geritten so schnell daher,
wie ein löwe sein rosz so muthig war.
Arnim trösteinsamkeit 235 Pfaff;
den wilden rossen schwillt vor kampflust jede ader.
gestern noch auf stolzen rossen,
heute durch die brust geschossen.
Hauff werke 1, 35;
als du vor wenig stunden ...
auf stolzem rosz dort drüben schon als sieger
dich blähtest, lag dein loos in ihrer hand.
Geibel 7, 28.
das volk aber denkt anders. wie die meisten hausthiere erscheint auch das ross ihm, im vergleich mit dem menschen, als dumm, so dasz es als scheltwort für einen ungeschickten, thörichten menschen verwandt wird.
4)
ross als nutzthier.
a)
wartung und pflege (Pfeiffer ross im altd. 25, 37 ff.): die rossz versorgen oder versehen, curare equos. Maaler 335ᵈ; (sie) sinkt, wenn die nacht kommt, ermüdet auf die streu nieder, die seinen stolzen rossen untergeworfen wird. Kleist 3, 10. ein ross füttern, tränken, striegeln, kämmen, putzen, beschlagen, weiden, hüten: mager rossz, übel gefüteret und geraatsamet, male habitus equus. die rossz striglen, equos stringere. Maaler 335ᵈ; ein rossz beschlahen oder andere thier, induere soleas iumentis. 60ᵈ; ein magers, nit wol ghehaltens, und straubachtiges ross. Junius nomencl. (1567) 53ᵇ; equum calceare, das ross beschlahn. 54ᵇ; er versprach allen gueten fleis mit den schweinen zu gebrauchen, wiewol er lieber der ross het gehuet. Zimm. chr. 2, 388, 8; gegen abendts, als die hirten die ross heim triben, sein des Seizen ross in iren gewonlichen stall geloffen. 2, 185, 5;
ich losz das pisz eim ros im maul;
ein tag ich im kein futer gab
und sprich dan, das ichsz gefutert hab.
fastn. sp. 562, 23;
ste auf, ste auf, du gedingter knecht,
und gib dem ross das futter.
Uhland volksl. 232;
hör, lieber schmid, nu lasz dir sagen:
du solt mir meim ross vier eisen aufschlagen!
beschlag mirs wol und bschlag mirs eben!
ich will dir ein guͦten lon drumb geben.
341;
der Lindenschmid der het einen son,
der solt den rossen das futter tun,
den habern tet er schwingen.
359;
auf, fauler leibbursch! gib dem rosz,
gib hafer ihm und heu!
Bürger 86ᵇ;
reiche jeder das futter den schnellgeflügelten rossen.
Stolberg 11, 61;
beschlag mein rosz! hab' grosze hast.
Immermann 11, 162.
bildlich: sie seint in dem spital auch siech gelegen und haben ir rosz auch in die trenke geritten (d. h. sie haben es an sich selbst erfahren). Keisersberg narrensch. (1520) 72ᵇ. bis ins mittelalter hinein wurde das ross vielfach in groszen herden abseits geweidet in halbwildem zustande (vgl. Hehn kulturpfl. u. hausth. 21 ff.): er brauchte in hinfur neben andern wiltnern, also haist man dieselben leut daselbs zu seinem gestut und wilden rossen, deren er dozumal ain grosze anzal uf dem Speszhart hett, in der Liechtenow. Zimm. chron. 2, 388, 32.
b)
abrichtung und zähmung: ungebraucht unnd neüw rossz, unzöumig, das noch nit gewonet hat unnd gebraucht ist, intractatus et novus equus. Maaler 335ᶜ; das jung zart rossz richt der meister ab, leitet oder leerts. 335ᵈ; rohes rosz, novus et intractatus equus Stieler 1624; ungezämt und ungezeumt rosz. ebenda.
c)
ross zum reiten.
α)
allgemein, auf der jagd: rossz zum jagen wol gerüst. Maaler 335ᵈ;
es ritt ein jäger wolgemut
wol in der morgenstunde,
wolt jagen in dem grünen wald
mit seinem ross und hunde.
Uhland volksl. 243;
bedächten disz doch nur viel grosze dieser erden!
beym jagen lernen sie nicht selten grausam werden,
vergessen himmel, sich, land, leute, hof und fleisz,
ernehren rosz und hund mit andrer leute schweisz.
wir hören, wie das jagdhorn schallt,
die ross' und hunde brausen.
Uhland ged. 67.
im kriege:
zu dir (Concordia) erheben aus zerstörten städten,
aus ihrer dörfer schutt und brand,
zu dir auf saaten, die des rosses huf zertreten,
die völker aug' und hand.
Ramler 1, 62;
ich sah das rosz des krieges zertreten stadt und land,
dasz seine hufen wurden vom blute rosenfar.
Rückert poet. werke 2, 428;
allitterierend zu reisig:
nicht ross' und reisige
sichern die steile höh',
wo fürsten stehn.
preusz. nationalhymne bei Hoffmann von Fallersleben findl. 1, 123.
auf der reise:
freunde, die auf heiszem rosz
und schnellen rädern zu dir wallen,
Stolberg 2, 33.
von dem flügelrosse der dichter, dem Pegasus:
suchtest bey Cynthius schwan
und dem geflügelten rosse der Pieriden des groszen
Friederich ehrenbild auf.
Ramler 1, 122;
ich steige mutig auf das rosz (das flügelthier);
in wenigen sekunden
seh ich Madrid — am königsschlosz
hab ich es angebunden.
Schiller 4, 18;
auf einem pferdemarkt ...
bracht' einst ein hungriger poet
der musen rosz, es zu verhandeln.
11, 19.
β)
das ross zäumen, satteln, abzäumen, absatteln: in diesen frewden aber hat der graf seines ross weiters nit wargenommen oder auch befolchen, wie man das abzemmen und absatlen solle. Zimm. chron. 1, 280, 4; man wird für euch ebenfalls ein rosz satteln lassen. Hebel 2, 88;
nu sattel mir mein grawes ross!
ich wil von hinnen reiten.
Uhland volksl. 209;
geh, heisz mirs rosz satteln bey zeiten.
H. Sachs fastn. sp. 2, 110, 149 neudruck;
geh, heisz mirn knecht satteln das rosz.
2, 110, 157;
drauff kam er in den stall, und wolte sich nicht seumen,
ein kohl- und pechschwartz rosz zu satteln und zu zäumen.
D. v. d. Werder Ar. 7, 74;
kaum das blatt gelesen, legt der jüngling
auf sein allerschnellstes rosz den sattel.
Herder 7, 136;
nichts war Vulko übrig,
als sein rosz zum zweikampf auch zu satteln.
140;
ein reich gezäumtes rosz steht vor der thür der alten.
Wieland 22, 207;
die oft mein rosz gezäumet
und nach dem sattel sprang,
nun bei mir schläft und träumet
all all mein lebenlang.
Arndt 67;
sie sang und lachte nie, sie zäumt' ihr rosz,
und ritt zu wald im knappen kleid von sammet.
Geibel 1, 178;
früh morgens um vier, eh die hähne noch kräh'n,
da sattelt sein rosz der ulan.
4, 253.
γ)
ein ross beschreiten, besteigen, auf ein ross sitzen, schreiten, steigen, springen, sich schwingen, sich werfen; einen aufs ross schwingen, werfen, setzen, heben (vgl. Pfeiffer ross im altd. 28, 15 ff.); auff das rossz sitzen, auffsitzen, einem auffs rossz helffen, einen auffsetzen. Maaler 335ᵈ; wolan, sitzt auff die rosse. Jerem. 46, 9;
er sasz wol auf sein hohes pferd
und er sein schwesterlein hinder in nam,
er nam schöns Annelein beim gürtelschlosz,
er schwungs wol hinder in auf sein ross.
Uhland volksl. 276;
als nun das fräwlein sich allda in solchem stande
verlassen gantz allein ohn auffsicht auch befande,
schwang sie sich auff jhr rosz geschwind in einem nu.
D. v. d. Werder Ar. 1, 10;
ein edel schönes rosz sie aber nicht beschreitet,
an dessen stete sie auff einem wolffe reitet.
7, 3;
gestieffelt und geschürtzt steigt sie auff dieses rosz.
7, 50;
auf sein rosz, es hiesz Babieça,
stieg er (der Cid).
Herder 5, 80;
steigt er auf sein rosz, und blasen,
blasen läszt er allenthalben
gegen seine brüder krieg.
5, 112;
mit einem ernsten angesicht,
bestieg ich dieses rosz, und ritt.
Göckingk 1, 128;
schön liebchen schürzte, sprang und schwang
sich auf das rosz behende.
Bürger 14ᵇ;
des dorfes und des mädchens satt,
warf er sich auf sein rosz.
Hölty 15 Halm;
ich selbst, bewaffnet mit geschosz,
besteige mein arabisch rosz.
Schiller 11, 277;
ich gebe scheidend die befehle,
und schwinge mich behend aufs rosz.
279;
nicht wolle das gott, rief mit demuthssinn
der graf, dasz zum streiten und jagen
das rosz ich beschritte fürderhin,
das meinen schöpfer getragen!
385;
er schwingt sich aufs rosz.
Körner 2, 164;
der bot' nicht vor- noch rückwärts schaut,
sondern springt auf sein rosz.
Rückert werke 3, 40.
obscön auf das ross sitzen, coire: und dieweil er vormals seinem willen kein genügen thon hat, von newem auff das rosz sasz, noch etliche meilen vor tag ritte. wegkürzer 97ᵇ.
δ)
vom rosse stehen (abstehen), steigen (absteigen), sitzen (absitzen), springen (abspringen), sich schwingen, gleiten, fallen, sinken, fliegen, stürzen (Pfeiffer ross im altd. 37, 35): ab dem rossz fallen. Maaler 335ᵈ; der grave ist auch von seinem ross abgestanden. Zimm. chron. 1, 280, 2; als er vom rossz war abgestanden, gieng er zu seinem vatter dem alten ritter Badwin. buch d. liebe 351ᶜ; wie denn, heutiges tages, die Türken, Araber, Perser, und theils andere Barbern, hierinn meister seyn, von einem rosse auf andere, gleichsam wie die mücken fliegen. Butschky Pathm. 97; weil aber der müller auf einem schmalen steg über einen graben zu dem baum muszte, so stieg er von dem rosz ab. Hebel 2, 5;
also erwehlet sie jhr einen grünen sitz,
und steig ab von dem rosz, und liesz es ledig gehen.
D. v. d. Werder Ar. 1, 36;
drumb sprange sie vom rosz' und auff die füsze trat.
4, 21;
vom rosse springet auch Rinaldo rab geschwind.
5, 89;
des alten gegner
flog vor seiner starken lanze
zehn schuh weit von seinem rosz.
Herder 5, 127;
Pedro Arias stürzt vom rosse
in den staub hin.
5, 141;
ich stieg vom rosz,
und hielt ihn.
Klopstock 10, 110;
herr Gandalin, an dessen schild
sein schwacher stosz leicht abgeglitten,
springt ab vom ross.
Wieland 21, 104;
da schwing ich mich behend vom rosz.
Schiller 11, 280;
und ohne hauch und stimme
er stürzt vom rosz herab.
Arndt 64;
ein alter grauer rittersmann
von seinem rosse steigt.
Immermann 11, 149;
da sank im kampfgewühl ein held vom rosse.
Rückert werke 1, 38;
'ruhm und sieg!' ruft er noch einmal,
springt vom rosz und vor den könig.
Grillparzer 5, 159;
die reiter von den rossen steigen.
vom rosse gleitet der prälat.
schriften 1, 269;
verwundet war er, speergelähmt,
vom rosz gesunken auf der flucht.
Geibel 7, 17.
ε)
ein ross reiten, auf einem rosse, mit einem rosse reiten, rennen, sitzen, traben, sprengen (Pfeiffer ross im altd. 28, 48 ff.): rîtendo ûfen einemo blanchen rosse. Graff 2, 476; du dîniu ros rîtest, qui ascendes super equos tuos. Notker 3, 365, 12 Piper; auff dem rossz sitzen, reyten. Maaler 335ᵈ; also legten sy beyd gen einander ein. nament die rosz under yr sporen, zwungen sy mit lauf czuͦ samen. Wilhelm aus Osterreich 23ᵇ; den man den der könig gerne wolt ehren, sol man her bringen, das man jm königliche kleider anziehe, die der könig pfleget zu tragen, und das ros da der könig auff reitet. Esther 6, 8; sie brausen daher wie ein ungestüme meer, und reiten auff rossen, gerüst, wie kriegsleute, wider dich, du tochter Zion. Jerem. 6, 23; der räuber ritt auf dem rosz des quäckers nach haus. Hebel 2, 70;
nun kan er je mit seinem rosz
nit zu mir reiten in das mosz.
H. Sachs fastn. sp. 2, 111, 193 neudruck;
als sie dem helden nun so tröstlich zugesprochen,
so kömpt auff einem ross' ein postbot hergestochen.
D. v. d. Werder Ar. 1, 68;
gleich oben auff dem rosz' ein groszer ritter ritte.
4, 5;
der herr von Albani sasz auch auff einem rosz.
5, 81;
auff einem rosse rennt dort einer ohne zaum.
6, 62;
es ist nit lang dasz es geschah
dasz man den Lindenschmid reiten sah
auf einem hohen rosse.
Uhland volksl. 358;
auf maulthieren ritten alle,
er allein auf einem rosz.
Herder 5, 75;
und als er auf seinem stattlichen rosz
in eine au kommt geritten,
ein glöcklein hört er erklingen fern.
Schiller 11, 384;
und auf schwarz gewalt'gem rosse
sprengt heran in wilden sätzen
Zawisch, herr von Rosenberg.
Grillparzer 5, 159;
wo er ging, umgab ein namenloses
heer von dienern ihn, eunuchen ritten
auf arabischen rossen.
Platen 333ᵇ;
der alte mit der harfe der sasz auf schmuckem rosz.
Uhland ged. 388.
im bilde:
auf der verzweiflung wilden rossen
wirst du durch's öde leben hingejagt.
Tieck ged. 2, 229;
das leben stürmt auf abgehetzten rossen,
die noch zusammenbrechend haun und wüthen.
Droste-Hülshoff schriften 1, 69.
obscön:
und mancherley ursach erdachten,
das jm das rosz entreiten (das weib abspenstig machen) mochten.
B. Waldis Esopus 2, 100, 14 Kurz.
ζ)
dem ross die sporen geben, ein ross spornen, antreiben, rennen, rennen lassen, jagen, sprengen, anhalten (Pfeiffer ross im altd. 28, 48 ff.): wann man die türckischen rosz rennet, soll mans nit ... in vollem lauff mit gewalt halten. Seuter rossartzn. 14;
laszt ewr ross auf das vest (festeste) laufen.
Teuerdank 103, 35;
er stach in sein vil guͦtes ross
dasz im das bluͦt zum leib auszschosz.
Uhland volksl. 150;
die rosse, die sie auch so schnelle reiten lieszen,
sich wie die widderböck in diesem lauffe stieszen.
D. v. d. Werder Ar. 1, 63;
sein rosz (als er disz hat dem fräwlein fürgesaget,)
er nach dem öden berg', und dessen spitze, jaget.
2, 70;
er hält an sein rosz, und läszt es,
da ihm aufgeht seine sonne,
niederknien in seinem namen.
Herder 7, 173;
und beide ritter ohne weile
spornten die rosse.
Wieland 21, 104;
er spornt sein rosz in beide seiten.
Bürger 71ᵃ;
sie zupft', auf ihren hirtenstab
gelehnt, am busenband,
bis er dem rosz die spornen gab,
und ihrem aug' entschwand.
Hölty 15 Halm;
zum graben winkt er, sprengt, der erste, selbst
sein edles rosz darüber weg.
Schiller Wallensteins tod 4, 10;
statt rosse blutig zu spornen,
gingen wir uns wund auf dornen.
Rückert werke 11, 237;
so sitzt denn auf, ihr reiter,
den rossen gebt den sporn.
Geibel 4, 248;
da entflammt von grimm und zorn,
gab er seinem rosz die sporen.
8, 127.
η)
ein ross führen, lenken, umlenken, wenden (umwenden), herumrücken, herumwerfen, zurückwerfen, sich mit dem rosse wegkehren, wenden (Pfeiffer ross im altd. 24, 34 ff. 28, 48 ff.): (er) warff dasz rosz einmal oder etliche herumb. Frey gartengesellschaft 76ᵃ;
ein schäfer mägdlein hat so schnelle nie gewendet
den fusz, wann eine schlang' ist bey jhr angelendet,
als sich Angelica weg mit dem rosse kahrt,
so bald den ritter sie zu fusz ansichtig ward.
D. v. d. Werder Ar. 1, 11;
zu diesen beyden sich er mit dem rosse wandte.
1, 68;
sie wendet jhr rosz umb, und rennet gar gerade,
in diesem walde weg.
2, 12;
der Friesenkönig drob gewaltig sehr erschricket,
und sein rosz stracks zur flucht rumb mit dem zaume rücket.
9, 77;
dann auf einmal
lenkt er um sein rosz Babieça.
Herder 5, 123;
sie, auf dies wort das rosz zurücke werfend,
rasch einen blick den pfad schickt sie hinan.
Kleist 2, 110;
herr Ott und fühlt ihr euch stark und jung,
noch einmal wendet das rosz.
Geibel 2, 158;
er wandte sein rosz und jagte nach haus.
2, 167.
besondere verbindungen.
θ)
ross und rind waren dem alten Germanen die typischen vertreter der hausthiere, ja der vierfüszigen thiere überhaupt, wie dies die unter rind sp. 959 angeführten stellen zeigen.
ι)
allitterierend, ross und reiter, besonders in dichterischer sprache: und Benhadad der könig zu Syrien entran mitt rossen und reutern. 1 kön. 20, 20; sehr stattlich sahen rosz und reiter aus, als sie den feldweg entlang trabten. Freytag verl. handschr. 1, 98;
und hurre, hurre, hop hop hop!
gings fort in sausendem galopp,
dasz rosz und reiter schnoben,
und kies und funken stoben.
Bürger 14ᵇ;
und rosz und reiter lagen da
wie kraut und rüben.
Hölty 39 Halm;
vom felsen stürzte rosz und reiterin.
Göthe 9, 290;
... mir tödtete
ein schusz das pferd, ich sank, und über mir
hinweg, gleichgültig, setzten rosz und reiter.
Schiller Wallensteins tod 2, 3:
mein vetter ritt den schecken an dem tag,
und rosz und reiter sah ich niemals wieder.
ebenda,
und reiter
und rosz sah kein auge weiter.
Körner 2, 166;
(Ottokar, der) das leben tausender in seiner hand,
es hinsetzt', wie zum fröhlich leichten bretspiel,
auf das von blut und staub getheilte feld
und ausrief: schach! als wenn es steine wären,
vom künstler plump geformt aus todtem stoff,
und rosz und reiter zubenannt zum scherz.
Grillparzer 5, 109;
und als jetzt der nebel wich,
zeigte rosz und reiter sich.
6, 124.
bei H. v. Kleist eigenthümlich appositionell gebraucht:
und weil ich meinen blicken auf dem fusz
musz folgen, eh ich, was ich sehe, wahr
kann nehmen, stürz' ich, rosz und reiter, schon
hinab in einen strom.
1, 14;
und da sie jetzt auf einem
granitblock steht, von nicht mehr flächenraum,
als eine gemse sich zu halten braucht, ...
stürzt sie urplötzlich, rosz und reiterin.
1, 109;
(die jungfrauen) stürzen, hauptmann,
wie in der feueresse eingeschmelzt,
zum haufen, rosz und reit'rinnen, zusammen!
1, 113;
wir alle sammeln uns bei diesem anblick
auf eines hügels abhang, schwer besorgt,
inmitten ihn des feuers zu erblicken,
als plötzlich jetzt der kurfürst, rosz und reiter,
in staub vor unsern augen niedersinkt.
2, 26;
doch Froben hat den schimmel kaum bestiegen,
so reiszt, entsendet aus der feldredoute,
ihn schon ein mordblei, rosz und reiter, nieder.
2, 30.
κ)
ross und mann bezeichnen formelhaft den berittenen krieger und sein pferd:
ze Misenburc der rîchen dâ schiften sie sich an.
daʒ waʒʒer wart verdecket von ross und ouch von man,
alsam eʒ erde wære, swaʒ man sîn flieʒen sach.
Nib. 1317, 2;
er (gott) hat eine herrliche that gethan, man und ross hat er ins meer gestürtzt. 2 Mos. 15, 21; zur zeit, wenn er (der strausz) hoch feret, erhöhet er sich, und verlacht beide ross und man. Hiob 39, 18; (ich, der herr) wil dich er aus füren, mit alle deinem heer, ros und man. Hesek. 38, 4; ich .. wil beide wagen mit jren reutern umbkeren, das beide, ross und man, herunterfallen sollen. Haggai 2, 23; rechte christen zucken nit das schwerdt, welches Christus s. Petro verboten hat, sed preces et lachrymae sunt arma verae ecclesiae, vor diesen carthaunen unnd notschlangen behüte gott rosz und mann. Mathesius Sar. 90ᵇ; und waren die venedigische ritter nicht der weniger köstlich wol gebutzt und zierlich heraus gestrichen, ... der ein in lauter blau, der ander in gantz und gar grün, rosz und mann angethan. vom edlen ritter Brissoneto (1656) E 2ᵃ; kaum wurde mich Warbrecht gewahr, so rief er mir schon mit seiner schlachtstimme zu: aus drey andern thälern noch mehr rosz und mann! Klopstock 10, 211;
zweyhundert zwey und dreiszig knaben
sein gröstes heer geschlagen haben,
sein wagen, reüter, ross und man.
B. Waldis streitged. 32, 191 neudruck;
sie (die laute) hilfft auch nicht zuͦr grewlicheit,
zuͦ bluͦt vergieszen, krieg und leid
wie feldtgeschrey, trummeten, trummen, ...
da rasend würd beyd rosz und mann.
Fischart 3, 10, 45 Kurz;
beide ritter stoszen
so kräftig auf einander, ross und mann,
dasz sie die stange vor der faust zersprengen.
Wieland 18, 21;
einsmals der kaiser Konrad war
dem guten städtlein böse,
und rückt' heran mit kriegesschaar
und reisigengetöse,
umlagert' es mit rosz und mann,
und schosz und rannte drauf und dran.
Bürger 25ᵇ;
und fehd entbrannte bald darauf,
und zogen rosz und mann
bei Döffingen mit hellem hauf.
Schiller 1, 345;
nun sind sie da, ein starker trosz,
in eisen starrend mann und rosz.
mit völliger aufgabe der grundbedeutung ganz allgemein für jedermann stehend: für den heimlichen schleichern, für den katzen, die forne lecken und hinten kratzen, hüte sich rosz und mann. Schuppius schriften 290.
λ)
bemerkenswerth wegen des fehlens des artikels ist die verbindung zu ross, selten dafür auch zu rossen:
der turnay lert in streiten
gar ordenleichen reiten,
rotyren unde dringen,
tzu rozzen mandleich ringen.
Suchenwirt 30, 218.
zu ross drückt das ziel der bewegung aus in verbindungen wie zu ross sitzen, sich zu ross setzen, schwingen, zu ross steigen, einen zu ross heben: da waffnet sich Barsiman, und sasz sampt zwentzig reysigen allein zu rosz. Amadis 376; als nun diese thaydigungen so geschwind und in vollem rennen auffeinander abgangen waren, .. konte don Kichote der zeit kaum erwarten, zu rosz zu sitzen. Harnisch 55;
so sagt er, und setzt sich darauff zu rosz, und reitet.
D. v. d. Werder Ar. 2, 62;
er hub zu rosz das schöne weib.
Uhland ged. 206;
recensent, der tapfre ritter,
steigt zu rosse kühn und stolz.
260;
(Paris) schwingt zu rosz sich schwer gerüstet.
261;
schwertumgürtet steigt er dann zu rosse,
steigt zu rosz mit stattlichem gefolge.
Geibel 3, 151;
da wacht' ich auf beklommen
und stieg zu rosz in hast.
4, 199.
elliptisch: auf! zu rosz! in dem sinne von 'auf dem rosse' steht es mit einem verbum verbunden oder allein (gegensatz zu fusz oder zu wagen): wol ze rossz, desz reytens wol bericht. zuͦ rossz sein, equitare. Maaler 335ᵈ; der teufel hat dises land besetzet und behüt mit disem ungeheüren perg, daʒ zuͦ rosz noch zuͦ fuͦsz niemant zuͦ unsz kommen mag. Wilhelm aus Osterreich 28ᵃ; uber etlich tag zugen die bäbstlich heilikhait und kaiserliche majestat mit einander zu ros under einem schönen gülden stück, davon ein himblitz gemacht, von s. Peters münster uf die Tiberpruckn. Wilwolt v. Schaumburg 9 Keller; uber einen tag kamen jre herren her nach zuͦ rossz. Wickram rollwagenb. 25, 15 Kurz; .. hat sich wohl schwerlich ein lustwandler zu rosz und fusz so weit von seiner heimath verlaufen. Musäus physiogn. reisen 2, 90;
und das, was er zu rosz erst nicht verrichten kunte,
solchs er zu fusz ins werck zu setzen jetzt begunte.
D. v. d. Werder Ar. 9, 78;
die kranckheit läst mich nit, desz fiebers kält und hitze:
drumb ist es nur an dem, dasz ich zu rosse sitze,
auf Teutschland wieder zu.
Opitz 2, 47;
und man sah sie rüstig wallen,
theils zu fusze, theils zu rosz,
hin zu Nassaus hohem schlosz.
Fr. Stolberg ged. (1821) 2, 51, 33;
zum zweiten sollt ihr mir berechnen und sagen:
wie bald ich zu rosse die welt mag umjagen?
Bürger 66ᵇ;
und rascher flog's zu fusz und rosz.
70ᵃ;
das weib zu rosse vernahm sehr gern
den bund von fern.
81ᵇ;
alle straszen sind
von menschen vollgedrängt, zu rosz und wagen.
Schiller jungfrau 4, 4;
alter Blücher! alter Blücher!
jüngling mit dem weiszen haar!
der wie Mars zu rosse sitzet.
Arndt 303;
ihr vater kam zu rosse.
Uhland ged. 215;
des ganzen gaues bauern stehn um den ort geschaart
und mitten hält zu rosse der alte Rauschebart.
359;
starr noch vor entsetzen stehn die Franken,
als der könig schon zu rosse sitzet.
Geibel 3, 152;
die unsern gehn zu rosz die andre strasze.
besonders hoch zu ross, mit dem nebenbegriff des stolzen, prächtigen:
und einen ritter, hoch zu rosz,
gewahr' ich aus dem menschentrosz.
Schiller 11, 272;
und durch Pragas weite gassen
wälzt sich schallend das gepränge,
Ottokarn, den herrn, umgebend,
hoch zu rosz mit seiner braut.
Grillparzer 5, 163;
hoch zu rosse wie zur schlacht
ziehen in wolken die walkyren.
Geibel 4, 220.
in engerem sinne von einem kriegsmanne zu ross, dem kavalleristen, im gegensatz zu dem zu fusz, dem infanteristen: krieger zu ross und fusz, eine streitmacht zu fusz und ross sammeln; darnach tet sich der kaiser mit aller macht gen Cöln in die stat, von der schickt er zu ros und fuesz auf der andern seiten des Reins nach Neüs. Wilw. v. Schaumburg 22; und hielt der kaiser mit aller macht zu ros und fues in der wagenburg. 26; da zugent die von Bern us zu rosz und fusz gen Hutwyl. Justinger Berner chron. 122; der harst, der zu rosz war bi dem houptmann, der wollt ihnen helfen. 125; muesten zue ros und fuesz fechten mit sambt dem geraisigen zeug. Aventinus 1, 110, 21; und (Holofernes) rüstete das volck zum kriege, wie jm der könig geboten hatte, hundert und zwenzig tausend zu fusze, und zwelff tausent schützen zu rosse. Judith 2, 7; und (der könig) bracht zusamen hundert tausent man zu fusz, zwenzig tausent zu ross, und zween und dreiszig elephanten, zum krieg gewehnet. 1 Macc. 6, 30; da macht der könig Cendebeum zum heubtman, uber das land am meer, und lies jm ein kriegsvolck zu ross und zu fusz. 15, 38; morgens aber da sie von Modin ins blachfeld kamen, zog ein gros heer zu ross und fusz gegen jnen daher. 16, 5; ein sehr gewaltig kriegsvolck zu rosz und fusz. Luther tischreden 343ᵇ;
würf auf des reiches fanen,
samel ein here grosz
mit auserwelten manen,
zu fusz und auch zu rosz.
H. Sachs 1, 75, 48 Gödeke;
nimb kriegesrüstung an der stet,
mein son, ein heer zu rosz und fusz.
3, 3, 203ᵇ (1588);
und stund gerüst zu einer schlacht
zu fusz und rosz auff einem plan.
4, 2, 68ᶜ;
sey's zu fusze, sey's zu rosse,
stell' er sich (zum kampfe).
Herder z. litt. 5, 76;
Terzka's regimenter zu rosz und fusz
stimmen alle in diesen schlusz.
Schiller Wallenst. lager 11;
unnahbar im speerkampf
schreck' er zu rosse den wilden Parther.
Geibel 5, 212.
d)
ross als zugthier, packthier u. ähnl.
α)
allgemein:
wie bald kan ich ein haus erkriegen,
ros, kw, und siz den wol pefridet!
H. Sachs fastn. sp. 2, 32, 175 neudruck;
der gleich mir auch genumen sent
all meine ros, schaff, sew und rinder.
6, 61, 263.
β)
zum ziehen des wagens oder pfluges: mit rossen gearbeytet feld. Sebiz feldbau 285;
ich solt meinem herrn noch esten faren,
do tett ich mich mit schlaf bewaren,
das ros den wagen prach zu hant.
fastn. sp. 565, 33;
wen ich daher far in dem dreck,
oft sampt karren und rosz pesteck.
H. Sachs fastn. sp. 2, 2, 46 neudruck;
der schnelle blick des landwirths übersah die zusammengelegten mandeln, die emsigen leute und die harrenden rosse am erntewagen. Freytag verl. handschr. 1, 97. bei den alten ross und wagen auch im kriege, beim wettrennen u. s. w.:
kann vom wagen nicht
der stolze renner ohne rettung stürzen;
und, hingeschleift von zügellosen rossen,
die bahn mit seinem blute färben?
Gotter 2, 211;
sieh, er stürzte dahin, wie ein siegendes rosz mit dem wagen.
Bürger 234ᵇ;
sprach's und geiszelte rasch das gespann schönmähniger rosse
mit hellknallendem schwung.
Voss Il. 11, 531.
in der mythologie, die den sonnenwagen ziehenden rosse: kühlst du schon in den fluthen die flammenden rosse? (an Helios). Klinger 2, 219;
die reine sonn
schmuckt ihre kron,
den kocher füllt mit pfeilen,
ir beste rosz
läszt lauffen los
auf marmorglatten meilen.
Spee trutzn. 26, 28;
die sonn sampt ihren rossen,
spät österlich bezecht,
mit schlaf noch übergossen,
wollt früh kaum wachen recht.
39, 1;
schöne sonn halt auf den wagen,
lasz die rosz verschnaufen doch!
234, 96.
zum ziehen von schiffen: ein ross das die schiff ziehet. Junius nomencl. 53ᶜ; hippago, hippagoga, schiff, das die rosz ziehen, marckschiff. Frischlin nomencl. 270ᵃ.
γ)
das ross anschirren, ab-, ausschirren, an-, einspannen, ab-, ausspannen, ein-, absetzen: die rossz zesamen geschirren, eynspannen, jungere equos. Maaler 335ᵈ;
so ich das ross einsetzen wil,
do het es verlorn den aftersil,
den satel, kumat, zaum und hacken.
fastn. sp. 565, 35;
Iris die rosz thet setzen ab,
und jhnen himlisch futter gab.
Spreng Il. 59ᵃ;
also sprach er und schirrt' in das joch erzhufige rosse.
Voss Ilias 8, 41;
sollen wir gleich abspannen die hurtigen rosse?
Od. 4, 28;
im fluche:
der henker thu irs ross ausspannen!
H. Sachs fastn. sp. 2, 3, 71.
δ)
häufig die verbindung ross und wagen, in der das erste glied unverändert bleibt, auch wenn es sich z. b. um mehrere pferde handelt:
vielleicht wirt er dich etwas fragen
oder dich bitten umb rosz und wagen,
darauff leicht wil auszfaren ehr.
H. Sachs fastn. sp. 5, 35, 162 neudruck;
da gegen mitternacht der nimmer stille Belt
auf seinem kalten eisz auch rosz und wagen helt:
seyd ihr bald an dem Rein' indessen her spatziret.
Opitz 2, 41;
wo vor das sägel pflag auff Niederland zugehn,
da kunte man jetzund mit rosz und wagen stehn.
3, 270;
du schnelle post, o schöne sonn,
o gülden rosz und wagen.
Spee trutzn. 86, 12;
ihr übereilt euch! schritt vor schritt!
ihr kommt mit rosz, cameel und wagen;
so bringt uns fein das werckzeug mit,
den raub bequemer weg zu tragen.
sprichwörtlich: mit rossz und wagen, das ist, mit allem fleysz und vermögen, mit hilff unnd radt. Maaler 335ᵈ; es solt einr rosz und wagen von jrnt wegen verthuͦn, verfarn oder verreiten. S. Franck sprichw. 2, 97ᵃ.
ε)
als last- und saumthier: dann als er in eim nonnen closter fruchtzins auff einem rosz fürete, und die abtissin im zum ersten bekam und fragt, was er brechte, sprach er: aller gnedigste fraw, es ist mit urlaub gtraid. Kirchhof wendunm. 1, 316 Österley.
e)
verbrecher wurden im mittelalter an die schweife wilder rosse gebunden und so geviertheilt, oder auch von rossen zu tode geschleift oder getreten (Grimm rechtsalterth. 692. 693):
Genelunen sie bunden
mit fuʒen unt mit handen
wilden rossen zu den zagelen;
durch dorne und durch hagene
an dem buche unt an dem rucke
brachen si in zestucke.
Rolandes lied 308, 4.
bildlich:
erhabene vernunft, ...
wer bist du denn, wenn du dem tollen rosz
des aberwitzes an den schweif gebunden,
ohnmächtig rufend, mit dem trunkenen
dich sehend in den abgrund stürzen muszt.
Schiller jungfrau 3, 6.
5)
eine grosze rolle spielt das ross in sprichwörtern und redensarten. es erscheint als symbol des muthes und der tapferkeit, aber auch störrischen wesens: rosz die nimmer ziehen, schindt man. S. Franck sprichw. 2, 98ᵃ; ungezempt rosz gieng nie wol. 1, 125ᵃ; muthigem rosse starker zaum. tapfer ross achtet nicht der hunde bellen. einem unwilligen rosse musz man die sporen geben. mit unwilligen rossen ist nicht gut zu acker fahren. Simrock sprichw. 462; schellig ross soll man nicht jagen, sondern aufhalten. 461. auch höhere geistige eigenschaften und thätigkeiten des menschen werden auf das ross übertragen: fromm ross, das gerne betet. Simrock 462. gute pflege und wartung: wer mehr hinter als vor die rosse legt, wird nicht lange fahren. vor hungrigen rossen soll man den hafer nicht wannen. ebenda. das nahe verhältnis des herrn zu seinem thier prägt sich noch insbesondere darin aus: ist das sprichwort nicht vergeblich: herren aug oder auffsehen macht rossz feiszt. Fronsperger kriegsb. 1, 108ᵃ; darumb man auch spricht: ex visu domini fit pulchritudo caballi. das ist auf teutsch, des herrn auge macht das rosz fett. Walther pferde- u. viehzucht 12. aber auch das gegentheil tritt nicht selten ein: die rosse fressen den hafer, die ihn nicht verdienen. will das ross nicht mehr ziehen, fällt es dem schinder anheim. Simrock 462. das ross als etwas werthvolles: es meynt der arm, er sei in der bruͦderschafft sant Valentins, und gibt der thor eyn ross umb eyn pfeiffen. S. Franck weltb. 129ᵇ (vgl. rösslein). daher betrübt sein verlust und macht muthlos: es was ein guͦt rosz, da wirs hetten. S. Franck sprichw. 2, 192ᵇ. Egenolff sprichw. 273ᵃ;
hat dann der tüfel s'ross gefressen,
so fress er ouch den zoum grad mit!
Nic. Manuel 315 Bächtold.
das geschenkte ross: geschencktem rosz sihe nit ins maul. die haut ist dancks werdt. S. Franck sprichw. 1, 75ᵃ. ross als zugthier:
wie die ros ziehend, als get der wagen.
Schade sat. u. pasqu. 1, 30, 126.
ross als reitpferd: wann einer ein rosz bereit, erkent er sein art. S. Franck sprichw. 2, 71ᵃ; das ross wird nicht nach dem sattel beurtheilt. Simrock 462; wer dasz rosz nicht schmeiszen kan, der schlag den sattel, wer den mann nicht schlagen kan, der schlag den hut, trifft er den mann, so hat er jhne nicht gemeint, sondern nur den hut. Lehmann (1630) 590; zwischen rosz und wand kommen. Stumpf 683 bei Frisch 2, 127ᵇ. von dem entliehenen ross heiszt es: entlehent rosz macht kurtz meil. S. Franck sprichw. 1, 85ᵃ. Egenolff sprichw. 344ᵇ. Schottel 1127ᵇ; gemiethet ross und eigne sporen machen kurze meilen. Simrock 461;
ein gmietes rosz man weidlich reit,
ausz frembder heut breit riemen schneid.
B. Waldis Esopus 2, 95, 25 Kurz.
das reiten zu ross gilt als vornehm und daher als zeichen glücklicher umstände (vgl. hoch zu ross sp. 1247): wieder aufs ross kommen, wieder glück haben. Schöpf tirol. idiot. 564;
so gib ich euch mein trewen rath.
welcher kein rosz am paren hat,
derselbig sol zu fusen lauffen.
H. Sachs fastn. sp. 1, 122, 256 neudruck;
welcher sonst auf dem scheml gesessn,
der musz ein rosz jetzt han,
thut seines handwerks gar vergessn,
die gassen reit er 'ran.
Opel u. Cohn 30jähr. krieg 425.
daher der umschwung durch die redensart vom ross auf den esel kommen bezeichnet wird. Schöpf tirol. idiot. 564;
das heyszt recht hinderm tenn gedroschen,
vom rosz auff den esel gesessen,
und von dem tollen hund gefressen.
B. Waldis streitged. 30, 295 neudruck.
wirtschaftliches unglück durch die redensart das ross ist mir in den barn gesprungen bezeichnet:
hab also lang fortuna gsungen,
bis mirs ros ist in baren gsprungen.
H. Sachs 5, 350ᶜ;
der arm dem reichen nach wil farn,
das jm offt springt das rosz in parn.
H. Sachs fastn. sp. 1, 78, 280 neudruck.
zur sache s. Seuter rossartzn. 210: es geschicht gar vil, dasz durch hinlässigkeit der knecht die pferd oft in die bären oder zigel springen, wann sie (die knechte) beim wein sitzen, also das oft ein ros erkrumbt und erlambt. vom pferdediebstahl stammt folgende redensart:
und welcher wol tut trauen,
dem gret sein kaufmanschaft nit wol,
weil Trau wol hat das rosz gar oft geriten hin.
H. Sachs meisterl. 93, 58 Gödeke.
rosse und weiber haben manche ähnlichkeiten: nichts kommt unter den leuten mehr herum als alte rosse und junge weiber. Simrock 462;
verliehen weib, ross, laut und wehr
bekommst im vorgen stand nicht mehr.
619;
es ist kein man er hat einn wolffszan, und kein rosz on einn duck, und kein weib on einn teuffel. Franck sprichw. 2, 115ᵇ.
6)
scherzhaft wird der esel ross gottes genannt, da Christus auf ihm seinen einzug in Jerusalem hielt. auch Otfrid braucht an dieser stelle ross:
thaz datun sie bi noti   thaz ros ni skrankoloti,
joh iz ni firspurni   so er thera reisa bigunni.
4, 4, 19.
insbesondere wird es dann auf einen dummen menschen übertragen: et äs e rôs gottes. Frommann 5, 36. Hügel Wiener dialekt 130ᵃ. Hunziker aarg. wb. 209. Schöpf tirol. idiot. 564;
und weil dös ross gottes
hat's rossglück in pacht.
Frommann 3, 182, 51.
7)
halbes ross, der maulesel (s. unter 3, a).
8)
ross auf andere dinge, die zur fortbewegung dienen, übertragen; auf schiffe:
macht euch auf, ihr hölzen rosz,
müszet über wellen traben;
nur von ufer drucket los.
Spee trutzn. 77, 46.
die giraffe, die den löwen auf ihrem rücken trägt:
todt, bedeckt mit staub und schaume, wird das rosz des reiters speise.
Freiligrath 1, 152.
ironisch auch von dem galgen:
ob unser einer auch also würd gefangen,
das er an dem leim müst hangen,
so möcht man auch wol unser spotten,
wenn wir das plint ros müsten hotten.
fastn. sp. 788, 22.
von dem strick:
thu auf eim hänfen ross herreiten.
H. Sachs 5, 351ᵃ,
vgl. an den galgen reiten sp. 775.
9)
eine künstlich verfertigte figur, die ein ross darstellt (trojanisches ross, schaukel-, steckenpferd):
der Griechen fürsten, aufgerieben
vom langen krieg, vom glück zurückgetrieben,
erbauen endlich durch Minervens kunst
ein rosz aus fichtenholz.
Schiller 6, 347;
herab am seile gleiten schnell die fürsten ...
zuletzt Epeus, der das rosz gegründet.
6, 359.
beliebt ist das ross als wirthshausschild; das zeichen wird dann auf das haus selbst übertragen: wir sind im goldenen ross, im roten ross abgestiegen (vgl. rösslein). das hülzen ross war im mittelalter ein hölzernes pferd, das zur entehrenden strafe bestiegen werden muste (vgl. Schm. 2, 152): N. N. N. weber und burger zu Augsburg zur straff verubten ungehorsams 3 stund lang uff das hülzen ross gesetzt. cod. monac. ebenda; den 7. juli 1639 werden die hochgericht und hülzene ross in Jacober vorstadt .. hinwekgethan. ebenda; 10. nov. 1646 wurde ob dem weinmarckt ein hochgericht und hülzin ross uffgesetzt. ebenda.
10)
die drei einen dreiangel bildenden sterne des siebengestirns werden rosse genannt. Tobler appenz. sprachsch. 370ᵇ.
11)
technische bezeichnung. als solche scheint ross meist wegen der pferdeartigen gestalt der betreffenden geräte gebraucht zu sein. 1. bei den tuchmachern die krämpelbank, weil der krämpeler rittlings darauf sitzt. Campe. 2. die ähnliche bank der riemer. Jacobsson 3, 450ᵃ. 3. ein theil des strumpfwirkerstuhles. Jacobsson 3, 449ᵃ. 4. in der baukunst heiszen zwei auf einander gekämmte träger, eine last zu tragen, ein gespanntes ross. Campe. 5. in bergmännischer sprache das fahrtross, ein kurzer, krückenförmiger stab, der beim einfahren in den stollen benutzt wird. Campe.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1891), Bd. VIII (1893), Sp. 1237, Z. 59.

ross, n.

ross, n.
honigwabe, s. rosz.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1891), Bd. VIII (1893), Sp. 1251, Z. 29.

rosz, roosz, rost, roosze, m. und n.f.

rosz, roosz, rost, roosze, m. und n.,f.
zurückgehend auf mhd. râʒ, n., râʒe, f. honigwabe, mit oder ohne honig (s. oben rasz sp. 154). gramm. 3, 464. die form des wortes ist sehr schwankend, s. Dief. 228ᵇ unter favus, nov. gloss. unter gleichem stichwort 169ᵃ. Frisch 2, 126ᶜ. Kehrein 332. Vilmar 330. Schm. 2, 138: wie die bienen nit alleyn junge zeugen, sondern auch die waben und das rost, desgleichen auch das wachs pringen. Fischart ehz. 502; daran gegossen endivien, roosz, und rot kornblumenwasser. Forer fischb. 194ᵃ; kölblin, die seind voller löchlein oder heuszlein, wie die rossen der bynen anzusehen. Tabernaemont. kräuterb. (1588) 391; die bienen machen das honig, einen süszen subtilen und fast gesunden saft, desgleichen die waben oder das rost und dazu das wachs. Heyden Plinius (1584) 381; und bringen den (saft) in die sechseckigen löchlein, cellulas hexagonas, des rohsts. Colerus hausb. 401 (1640); die letzte ausraumung wird nach Michaelis verrichtet, da machet man die stöcke wiederum auf, denen, die voll angebauet haben, wird das roosz einer spannen lang am boden verschnitten. Hohberg 2, 380ᵇ; man schneidet roosz und honig heraus. 371ᵇ; roosz oder rusz. so nennen einige die scheiben im stock. es pfleget öfters für die ledigen scheiben genommen zu werden. Overbeck bienenwb. 70 (1765);
(die biene spricht zur trägen henne:)
wir hassen allen stolzen schein,
und wer uns kennen will, der musz in rost und kuchen
fleisz, kunst, und ordnung untersuchen.
Gellert 1, 70 (1775).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1891), Bd. VIII (1893), Sp. 1286, Z. 65.

rösz, adj.

rösz, adj.,
s. räsz und rösch.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1891), Bd. VIII (1893), Sp. 1287, Z. 12.

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Zitationshilfe
„ross“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/ross>.

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