Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

rosenmund, m.

rosenmund, m.
1)
rosiger mund, os roseum. Stieler 1306; auch der rosenmund Aurorens:
alszlang mir dein hertz war kund,
und dein süsser rosen-mund.
nun stich! und sauge gifft, wo mancher rosen-mund
vor milch und honig sog.
Lohenstein Cleopatra 111, 301;
den rosenmund, die scharlachwangen
macht das geringste fieber blasz.
Reinh. v. Freientahl spazierw. (1700) 29;
es macht der starre blick, der welke rosenmund,
die halb entblösste brust, wie heftig sie erschrocken,
und die gewalt des schnöden räubers kund.
Wieland 17, 72;
er ist's, beginnt auch sie zu rufen, doch die scham
erstickt den ton in ihrem rosenmunde.
22, 213;
trunken von seligkeit,
bebt' ich näher, und ach! unter dem kuss zuckte der rosenmund.
Voss 3, 152;
sah bald den mond
am himmel, bald den schönen, blauen strahl
dich leise küssen auf den rosenmund,
den ich nur küssen will.
Stolberg 1, 440;
dein mund, er ist kein rosenmund.
Uhland 114;
ich schlang den arm um ihren leib,
und bat um einen kusz;
sie spitzte schon den rosenmund.
Körner 2, 134;
es soll der schönste rosenmund
nicht ungeküsset bleiben.
Immermann Münchh. 3, 93.
auch der rosenmund Aurorens:
allein, wie angenehm erblasst,
da sie ihn recht ins auge faszt,
ihr rosenmund — den Tithon selbst zu sehen!
Wieland 10, 206;
blicke mit dem rosenmunde
mich, Aurora, freundlich an.
Göthe 10, 261.
rosenmund auch von der person selbst, die einen rosenmund hat:
euch rosen-mund, und allein euch
gebühret in der schönheit reich
auf der lieb-thron befelch zugeben.
honiglippe, rosenmund,
küsse mich zu jeder stund'!
vgl. auch den namen Rosamunde, der häufig mit bewuszter etymologischer deutung, selbst in der schreibung Rosenmunde, wortspielend gebraucht wird:
ey! itzt fällt mir eben ein,
weil wir bey den rosen seyn,
schöne Rosen-munde.
Venusgärtl. 17 neudruck.
2)
benennung zweier schneckenarten. a) der achatnen blasenschnecke, bulla achatina. Nemnich. b) des rosenmündigen schnirkels, helix oblonga. Nemnich.
3)
nld. de rosemond, unter den tulpennamen aufgezählt bei Brockes 8, 78.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1891), Bd. VIII (1893), Sp. 1212, Z. 11.

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rosen rothuhn
Zitationshilfe
„rosenmund“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/rosenmund>.

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