Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

rosenstock, m.

rosenstock, m.
rosenstaude, rosarium Stieler 2161, mhd. rôsenstoc, nd. dafür auch rôsenpot Woeste 218ᵃ; rosetum, rosenstock Dief. gloss. 500ᶜ.
1)
eigentlich: doch wachsen die rosenstöcke vil gröser und schöner inn heyszen landen. Sebiz feldbau 258; die rosenstöcke wachsen uberausz langsam vom samen. 259; zur lust wolt ich haben weisze lilien, roszmarien, rosenstöcke, violet und allerhand negelein oder grasrosen. Schuppius 100; wie gefällt dir dieser rosenstock? fragte die tante. Hebel 3, 14;
ich (der reichthum) hab lustgärten, rosenstöck.
H. Sachs fastn. sp. 1, 27, 187 neudruck;
da dörft sich auch ein rosenstock
sich wagen unter jhren (der Venus) rock,
und sie zu fangen unterfangen.
ein einz'ger rosenstock, wie hier viel hundert glühen,
ein einz'ger gälte wohl bei euch,
ihr leutchen unterm mond, ein kleines königreich.
Wieland 17, 274;
so werd ich bald, ach! bald verwelken müssen,
ein blüthenblatt,
das Boreas, dem rosenstock entrissen,
verwehet hat.
Hölty 17 Halm;
sie möcht' ihre thränen verdecken
mit gelbveiglein und rosenstöcken.
Uhland ged. (1864) 212;
pfleg' mit den feinen händen
den blühnden rosenstock!
Arndt 60;
die blätter sind im buschrevier gefallen ab,
am rosenstock die rose hier gefallen ab.
Platen 74ᵃ.
wilde rosenstöcke: wann ein gaul niderfelt, und die würm hat, so findestu an den wilden rosenstöcken in den knöpffen weisze würmlein mit schwartzen köpfflen, deren drey gib dem gaul. Seuter 181. mit hervorhebung des duftes:
(der alte pelz) schmeckt auch nit wie ein rosen stock,
sünder gleich wie ein alter pock.
H. Sachs fastn. sp. 6, 128, 217 neudruck;
vom nelken- und vom rosenstock
süsz angehauchet.
Göckingk 1, 99.
rosenstöcke auf gräbern:
einen rôsen stoc, ein win reben
hieʒ der künec bringen dar.
er sâte einʒ her, daʒ ander dar:
die reben ûf daʒ reine wîp,
die rôsen ûf Tristanes lîp.
Ulrich v. Türh. Trist. 3546;
ich begiesze morgens und abends einen rosenstock damit, den ich auf das grab meiner mutter gepflanzt habe. Wieland 8, 27; Adolf. wo habt ihr das grab hin bestellt? Anne. dicht neben Carls, wie ihr's befohlen. Adolf. wird mich wieder einen rosenstock kosten. maler Müller 3, 373. sprichwörtlich, mit bezug darauf, dasz rosenstöcke im frühling blühen: jetzt leben wir im frühlinge, da halten wir von dem schlimsten rosenstocke mehr als von dem besten weinstocke (sagt eine jungfer zu einem bejahrten freier). Weise erzn. 72 neudruck.
2)
übertragen.
a)
abbildungen in malerei, stickerei: die junfraw Rosamunda jrem ritter einen schönen unnd köstlichen rosenstock, von berlin unnd goldt, nach dem allerbesten sticken liesz, welchen er hinden unnd fornen auch an seinen harnisch köstlich hatt lassen malen, und den schönen rosenstock auff seinen helmlin führet (als abzeichen glücklicher liebe). buch d. liebe 242ᶜ.
b)
wie das rosige, blühende mädchen oft mit einem rosenstock verglichen wird, vgl. z. b.:
sie gleicht wol einem rosenstock,
drum gliebt sie mir im herzen.
Uhland volksl.² 85 (56, 1),
so wird es auch geradezu als rosenstock angeredet:
Lisette, liebster rosenstock,
meins hertzens zucker-stengel.
Reuter ehrl. frau 56 neudruck.
c)
der theil des hirschgeweihes, der zunächst am kopfe unterhalb der rose (s. rose 5, b) sich befindet. Jacobsson 3, 449ᵇ; der rosen-stock, ist auf dem kopfe der ort, wo eben das gehörne darauf stehet. Döbel jäger-pract. 1, 18ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1891), Bd. VIII (1893), Sp. 1220, Z. 42.

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rosen rothuhn
Zitationshilfe
„rosenstock“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/rosenstock>.

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