Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

rosseisen, n.

rosseisen, n.
1)
das eisen, mit dem die hufe der pferde beschlagen werden, das hufeisen, mhd. rosîsen, ferra. voc. optim. 20, 36: der smide reht ist, swanne der bischove vert in deʒ keisers reise, das ieglich smit sol geben vier rosse isen und die nagele. recht der stadt Straszburg bei Gaupp stadtrechte des mittelalters 1, 74; sine pferd det er (Nero) beslahen mit güldin roszysen und cosper. d. städtechron. 8, 343, 26; die armen, die nüt hettent gülden zuͦ gende, die schetzeten sü umb roszysen und rossenagel und umb schuͦhe. 8, 487, 3. 9, 816, 5;
sîn (des schildes) velt erlûhte lâsûrblâ,
dar inne stuont von golde ein strûʒ,
dem hienc ze sînem snabel ûʒ
ein silberwîʒ rosîsen.
Konrad v. Würzburg troj. krieg 25525.
nhd. rosseisen, solea ferrea Dasypod. 278ᵃ: das rosszeysen, ein rosszeysen das im reyten ist abgefallen, vestigium equi excussum ungula Maaler 336ᵃ, rossysen, cincinnus, sternipes, babatum Dief.-Wülcker 823, rosseisen Schm. 2, 152. Schöpf tirol. id. 564, das rossisa, ross-ise Tobler appenz. sprachsch. 370ᵇ. Seiler Basl. mundart 241ᵃ. Hunziker 209; item die wägen, so rosszeysen und huffnägel führen. Fronsperger kriegsb. 1, 89ᵃ; wan man sie (die Rombienen) mit geld salbet, so werden sie so lind, dasz man eyn roszeysen in sie schwetzet. Fischart bienenk. 242ᵇ (1586); es reimpt sich gar nicht zusammen, und ist ein naht, als der ausz bley, zinn, kupffer, wolt ein roszeisen machen. Paracelsus op. 1, 728 A; von wannen kompt dem schmid, dasz er mit seiner hand und hammer ein roszeysen macht. 2, 395 C. in den sogenannten zeitsprüchen wird rosseisen wegen der ähnlichkeit mit einem C zur bezeichnung der zahl 100 gebraucht:
ein sinweler ring, do dur ein dorn (das ist ein altes M)
dru rossisen userkorn (d. i. CCC),
ein zimmerax (L), der krügen zal (VI),
do was der ertbidem uberal,
daʒ burg und stett erschutten sich,
daʒ wart ze Basel kuntlich
(daneben lateinisch:
in festo Lucae, completis mille trecentis
et quinquaginta sex annis omnipotentis
ob terrae motum periit Basilea totum,
plurima sic castra ceciderunt montes et astra).
Aufsesz u. Mone anzeiger für kunde des deutschen mittelalters 3, 232
(die zahl der krüge bezieht sich auf die sechs wasserkrüge bei der hochzeit zu Kana. Joh. 2, 6). ebenso: 1356 jaur dau verviel die stat Pasel gar und verpran auch daur zuͦ. man schreybt also: ein ringg mit ierem doren, 3 roszeysen ausz erkoren, ein hälm mit der aygst und die 6 krüg an der zal, dau ward vervallen Basel gar mit einem erdpidem. d. städtechron. 4, 221, 8. mit geringen abweichungen derselbe spruch bei verschiedenen. s. Wackernagel das erdbeben von 1356 in Basel im 14. jahrh. 217. 233. 245. 249;
ain rinck mit eim dorn (M),
vier roszeysen uszerkorn (CCCC),
zwae kreutz (XX) und dryen fändel zal (III)
wart Hochenzoller zerstört gar.
ebenda.
ebenso: 1423 jaur ze pfingsten: ein ringg mit ierem doren, vier roszeysen auserkoren, zway krütz wol gemacht, und drei früden an der zal, ward Zoren ersteret gar von den reichstötten. d. städtechron. 4, 232, 22; es sein auch von der eroberung des schlosz Zollern der zeit vier deutsche reimen gemacht worden, die die jarzall inhalten, und wurden die ringk sampt den rosseisen und anderm über die reimen gemalt;
ein ringk mit seim dorn,
vier rosseisen auszerkorn,
zwei kreuz mit dreier kegel zall
ward Hohenzollern zerstort überal.
Zimm. chron. 1, 264, 11.
2)
eine hufeisenförmige mehlspeise. Schöpf tirol. idiot. 564.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1891), Bd. VIII (1893), Sp. 1257, Z. 5.

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rosen rothuhn
Zitationshilfe
„rosseisen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/rosseisen>.

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