Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

kulpe, külpe, f.

kulpe, külpe, f.
nebenform zu kolpe (kolbe), schon fürs 14. jh. bezeugt in md. kulpecht har (s. kolpe 3); aber auch nd., s. u. 1, c. d. e, wo denn kulp und kulf kolbe (s. d. I, b) scharf gegen einander stehn. als oberd. ist die form nicht bezeugt, wie doch kolpe 1. 4. 6; s. auch Fromm. 6, 304, Schöpf 352.
1)
kulpe f.,
a)
in allgemeiner bed. bei Campe, stumpfes ende. vgl. kulpicht.
b)
ein mrh. voc. d. 15. jh. gibt kulpe turonilla Dief. 602ᶜ, gleich kulperske das., d. i. kûlperske, kaulbarsch; kulpe ist aber gleich kolbe II, 8 sp. 1607.
c)
sächs., bei Leipzig kulpe f. die pflaumentasche, verkommene, grün gebliebene pflaume (wie kieke 1), auch von andern harten runden früchten. nd. külpen unreifes obst Dähnert 260ᵃ.
d)
ostfries. kulp grosze nase Stürenb. 128ᵃ; ebend. gröszere thonkugel für kinderspiel (auch kulmer).
e)
in zusammens., z. b. kulpfusz, plumper fusz: wiewol der Judith galantes fuszwerk das meiste darzu (den Holofernes zu vernarren) wird beigetragen haben. dann hätte sie tölpische oder kulp- und speckfüsz gehabt, würden dann die schönsten sandalien schlechte parade gemacht haben. kunst- u. handwerksnotarius 136. nd., ostfries. kulpôge glotzauge Schamb. 116ᵃ, Stürenb. 128ᵇ, dazu kulpen glotzen; külpogen Dähnert 260ᵃ. das kulpaugen für kaulfrösche Junius 54ᵇ scheint misverst. für nd. kulpoggen, s. u. kaulpadde.
2)
külpe, zu dem umlaut s. kolpe 7.
a)
henneb. külpe f. griff oder stiel der ackerpeitsche Reinw. 1, 91, mrh. külp f. schlagholz am dreschflegel Kehrein 250. deutlich ein kolben.
b)
schles. 'rotzkülpe, schleimknoten' Weinhold 49ᵃ, er gibt auch kulpe, külpe überhaupt als kolbe. jenes wie anderwärts rotzkolbe, vgl. rotzkieke unter kieke 2 mit kieke hier u. 1, c.
c)
vom kopfhaar: ein mann der sich als weib verkleiden will, hat die sorge:
doch wie werd ich den bart von wang und lippen streichen ...
wer kehrt die külpen ab? ... 'stell allen kummer ein,
behalt nur haar und bart' u. s. w.
Gryphius 1, 680 (schw. schäfer 2. aufz. am ende);
den külpen entspricht in der erwiderung das haar, es ist das kulpecht har oben, das glatt zu streichen, herab zu kämmen wäre, gleich kolbe als haarschopf sp. 1608, bes. u. β. γ. noch erzgeb. einem die kulpe lausen, wie die kolbe.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1871), Bd. V (1873), Sp. 2587, Z. 7.

Im ¹DWB stöbern

a b c d e f g h i
j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
krös kunsthammer
Zitationshilfe
„kulpe“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/kulpe>.

Weitere Informationen …


Weitere Informationen zum Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)