Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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kummel, m.

kummel, m.
heidnischer grabhügel, im gebrauche unsrer alterthümler (von denen mancher dabei an lat. cumulus denken wird), s. z. b. jahresbericht des voigtl. vereins 1850 s. 14. ob aus einer nd. mundart? ich finde nur schwed. kummel m. steinhaufe als grabmahl alter zeit, altn. kumbl, kuml n. grabhügel, auch abzeichen überhaupt, z. b. auf helmen, schilden (Fritzner 371ᵃ), entsprechend dem ahd. chumpal heerzeichen Graff 4, 405, alts. kumbal, ags. cumbol, s. J. Grimm zu Andr. u. El. s. 92. s. weiter kummer am ende.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1871), Bd. V (1873), Sp. 2589, Z. 53.

kümmel, m.

kümmel, m.
cuminum, d. i. κύμινον.
I.
Herkunft und formen.
1)
wort und sache kam zu uns mit dem altröm. gartenbau, wie so manches nutzkraut, z. b. kerbel, aber wie dieses selbst erst ein culturgeschenk der Griechen an die Römer; in den vocc. steht öfter noch die griech. form, cyminum, meist ciminum (nach der ausspr.) Dief. 119ᵇ, Graff 4, 399, sodasz das lat. wort nach der classischen zeit zum griech. rückwärts berichtigt worden ist, wie wirs seit vorigem jahrh. mit lehnwörtern machen. übrigens ist auch den Griechen wieder das gewürz aus dem morgenlande gekommen, denn κύμινον ist gleich hebr. kammôn Jes. 28, 25. 27 (s. II, 1), arab. kammûn; vgl. V. Hehn kulturpflanzen 133 ff.
2)
im genauen anschlusz ans lat.
a)
ahd. chumin, cumin Graff 4, 399, sicher betont chúmin (trotzdem mit bewahrung der kürze des lat. u), anfangs gewiss auch noch mit î wie cumînum; man könnte noch im 14. 15. jh. ein kümein erwarten wie kúchein küche, d. i. coquîna sp. 2490; vgl. unter c das czymey. Auch ags. cymen ciminum Wright vocc. 32ᵃ, wahrscheinlich auch cumen, comen, denn altenglisch comyne siminum Wright 191ᵃ, jetzt cumin. ebenso isländisch kúmen n. Biörn 1, 282ᵃ, schwed. kummin m., dän. kummen.
b)
während aber da überall germanische betonung eingetreten ist, zeigt das nl. komijn m. eigner weise den lat.-rom. ton, wie franz. cumin, it. sp. comino (die also das altlat. u fortführten, ohne einflusz der gelehrten herstellung cyminum), und wie poln. böhm. russ. kmin. auch nrh. camijn Dief. 119ᵇ, hoffkamyn (d. i. gartenkümmel) 104ᵃ, beides aus der Cölner gemma, das a wie in kanín, canyn kaninchen neben nl. konijn, franz. conin (sp. 162).
c)
mit -n auch anfangs mhd. noch: kuͤmin cuminum Haupt 9, 396 (12. jh.); nim den cumin. Pfeiffers arzneib. 17, 6; nim zwô unze cumins. 13, 3. dann md. 13. 14. jh. comin Dief. 119ᵇ, mnd. komen Nyerup 408, sumerl. 66, 17, Dief. 104ᵃ, carvi gartkoͤmen Mones anz. 4, 243. noch um 1400 hd. mattekümin carve (wiesenkümmel) Dief. n. gl. 77ᵇ, nd. aber noch im br. wb. 2, 841 kömen, vgl. 723 kämen. Eigen md. 14. jahrh. cimin, in der evang. übers. Haupt 9, 280: wante ir verzcentet (so l.) menten und tille und cimin. Matth. 23, 23; ebenso cymmin Dief. 119ᵇ (vgl.czymey das.), das mlat. ciminum mit gelehrtem zopfe beibehalten.
3)
das -n wich aber bei uns einem -l, schon später ahd. chumil, veltkumil Graff 4, 399. 400, mrh. cumel Nyer. 331, d. h. man empfand wol das -în oder in als heimische verkleinerung, wozu das kleine kümmelkorn einlud, und änderte sie bei deren absterben in die geläufigere form (s. u. küchlein sp. 2515 mitte). so dann mhd. kumel, kümel, 15. jh. kimel voc. inc. t. n 8ᵇ, md. komel, kommel, kommil, kömel Dief. 119ᵇ, oberd. 16. jh. kümel, kümmel, auch nd. kömel Chytr. c. 115, nnd. kœmel Schamb. 108ᵇ, kömmel Danneil 112ᵇ. Darin ist denn wieder die form nhd. zum siege gekommen, die in md. landen die herschende ist, und die daher auch Luther brauchte (II, 1).
4)
an ahd. chumin dagegen sich anschlieszend
a)
ahd. chumi, veltchumi (im dat. chumin) Graff 4, 399, was man wieder als kleinform empfinden konnte. und so auf alem. boden lange: carvi kümi, ciminum rœmsche kümi. Mones anz. 8, 401, 13. jh.; ciminum rœmsche kümi, carvi veldkümi Wack. voc. opt. 50ᵃ, vgl. cumi sum. 61, 22 und cömi Dief. 119ᵇ. noch schweiz. chümmi Stalder 2, 143, chümi, chemi (e für ö) Tobler 99ᵇ, elsäss. kimmi.
b)
aus chumi weiter chume anz. 8, 95, chüme 6, 343, cume, kyme Dief. 119ᵇ, rhein. kume, veltcume Germ. 9, 23, come Dief. 119ᵇ. 104ᵃ, mattekümme, nd. wiltkome das., carve gartkome, syminum peperkome n. gl. 77ᵇ, nrh. come Teuth. 54ᵃ. noch elsäss. im Sundgau mattekimme, kärnt. küme Lexer 168, auch nd. kœme m. Schamb. 108ᵇ.
c)
daraus endlich chüm, kum Dief. 104ᵃ; gemeiner kümm, welscher kümm. Hohberg 1, 315ᵃ. noch bair. östr. kümm m. Schm. 2, 299, Höfer 2, 179, kim Castelli 182; thue ein wenig kümm dazu. tirol. kochb. v. 1795 b. Schöpf 352. auch nd. köm Dähnert 213ᵇ, westf. küem Kuhns zeitschr. 2, 98.
5)
aber auch mit einem ganz neuen auslaute, zu dem cuminum keinen anlasz gab, kümich, kümmel.
a)
schon ahd. in veltcumih, veltchumich ciminum Graff 4, 399, chumich Haupt 5, 365ᵃ; mhd. kumich, kümich Lexer 1, 1769. im 15. jh. u. s. w.: kumich, kumel, veltkumel, carve, ciminum. voc. 1482 r 6ᵃ, kümich, kymich, kimich Dief. 119ᵇ, matkummich 104ᵃ, kümich Dasyp. 46ᶜ, Maaler 255ᵃ, beide nur so. kümich Keisersb. narr. 57ᵇ, Manuel 377 Gr., kümmich Serranus dict. f 3ᵃ, Fischart groszm. 134 (Sch. 653); der blust erzeigt sich weisz kronet und doschet oder doldend fast wie des kümichs. Thurneisser erdgew. Berl. 1578 51; thue darzu ein wenig enisz, kümmich. Spangenb. lustg. 587; wann man ein händl voll kümmig unters mahlgetraid thut, so staubts nicht, die müller aber sollens nicht gerne sehen Hohberg 1, 202ᵃ; fenchel, anis und kümmig. 1, 253ᵇ, vorher kümmel, nachher kümen (3, c). auch kömich Schnurr (1664) 172.
b)
die merkw. form, nach diesen zeugnissen haupts. dem südwesten eigen, aber auch fränkisch, gibt noch Schm. 2, 299 aus Baiern neben kümi, küm, Schöpf 352 aus Tirol, sie mag dort auch in kümi mit versteckt sein. Die sonderbare endung ist ebenso in kämich, kemich gleich kämi, kemi, d. i. kamin (s. d. 3, c), selbst kümich kamin (sp. 2588), und bair. stehn kümich kümmel und kümich schornstein neben einander Schm. 2, 299, wie schon im voc. inc. teut. n 8ᵇ kumich ciminum und 'kumich vel rauchroren, cardo, est canna fumi'.
II.
Gebrauch und bedeutung.
1)
das eigentliche cuminum, bot. 'cuminum cyminum' (s. u. I, 1) Nemn. 2, 1317, gartenkümmel, langer, scharfer kümmel, pfeffer- oder pfaffenkümmel u. a., auch nach seiner heimat oder dem urspr. einfuhrhafen noch römischer (schon mhd. I, 4, a) oder venetianischer, venedischer kümmel, kramer- oder kramkümmel, bes. auf Malta gebaut (Nemnich), schon bei Fischart kümich in Malta, maulbeerbletter zu Messana groszm. 134 (Sch. 653); ir heuchler, die ir verzehendet die minz, till und kümel .. Luther Matth. 23, 23, in Beheims übers. komel, vulg. cyminum (κύμινον), auch die schweiz. übers. kümmel; kümel auch Jes. 28, 25. 27, hebr. ןמֹכַ (s. I, 1). römischer kümmel cuminum sativum Stieler 947, bei uns nur als zierpflanze.
2)
davon verschieden, nur verwandt
a)
unser heimischer kümmel, carum carvi, carum pratense, gleichfalls nutzkraut, genauer der gemeine oder wilde kümmel, auch feldkümmel (schon ahd., s. I, 3), wiesen- oder mattenkümmel, wegekümmel, weiszkümmel, auch speisekümmel, brotkümmel, fischkümmel u. a., bei Nemn. auch krämerkümmel, und karbe u. ä. (s. d.). weiszer kümel Schnurr 200, wilder kümmich cacalia Maaler 255ᵃ. im voc. inc. t. n 8ᵇ wird er unterschieden als kimel, carvi von kumich ciminum.
b)
nigella, melanthium, schwarzkümmel, schon im 15. jahrh. schwarzer kumel nigellum voc. 1482 aa 4ᵇ (Dief. s. v. gid), 16. jh. schwarzer kümmich melanthium Dief. 354ᵃ, in mehreren arten, bei uns nur in einer art als unkraut, nigella arvensis, ackerschwarzkümmel, dagegen nigella sativa römischer schwarzkümmel.
c)
lagoecia, wilder kümmel, bastardkümmel.
d)
lavandula stoechas, welscher kümmel.
e)
anders: camomilla, kömmel. Diefenbachs wb. v. 1470 sp. 57, unterschieden von ciminum kumel das. 67, s. dazu sp. 100. s. auch mohrenkümmel, hornkümmel.
3)
kümmel und salz als verbundenes gewürz:
hier ein pätschchen salz und kümmel.
'kümmel und salz' geschäftlicher name eines stoffmusters, einer aus braungrau und weisz gemischten farbe.
4)
abgekürzt für kümmelbrantwein (wie kirsch u. a.):
spasz ist es nicht, den bart bereift,
nachts unter freiem himmel
im wald zu sein, wenns knirscht und pfeift:
heraus denn grüner kümmel
mit deiner kraft!
Schmidt v. Wern. alm. 1798 s. 68.
dazu ein kümmelchen, doppelkümmel, kümmelbulle u. a.
5)
einem den kümmel reiben s. u. kinn I, e, nass. auch kümmeln Kehrein 250; zu dem vocal vgl. noch künn kinn Alberus Qq 2ᵇ. ii 3ᵇ, könn Oo 4ᵃ, zur ganzen form flämisch kumme f. (auch kummik) backe, wange Schuerm. 309ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1871), Bd. V (1873), Sp. 2589, Z. 62.

kümpel, m.

kümpel, m.
vertiefung worin sich wasser gesammelt hat, tümpel, mrh., westerw. Kehrein Nass. 1, 250, in Coblenz Wegeler 29, auf der Eifel Schmitz 1, 223ᵇ; schon um 1100, eben auch mrh., 'alucus [l. alueus] kumpel vel troch' Germ. 9, 28, vgl. Dief. n. gl. 18ᵇ, alveus eine tiefe oder strudelnde fluszstelle. Es stimmt einerseits zu nd. kump (1, b) cisterne, mit ausgeführterem begriffe nl. kom, d. i. komme, wassergrube, selbst kleiner see (s. kumme 1, c). anderseits zu schweiz. bair. gumpe f. pfuhl, auch tiefe fluszstelle Stalder 1, 495, Tobler 233ᵇ, Schm. 2, 49 (schweiz. auch gunte), vgl. kumpen m.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1871), Bd. V (1873), Sp. 2613, Z. 43.

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Zitationshilfe
„kummel“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/kummel>.

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