Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

salamander, m.

salamander, m.
in neuerer sprache, mhd. der, diu salamander, salamandra. es ist das lat. salamandra, griech. σαλαμάνδρα und ein arabisch -persisches lehnwort. das persische samandar ist gebildet zu samand feuerroth. in älterer sprache ist das wort noch als fem. belegt: stellio haiʒt ain sternslang ... dâ von ist stellio ainer andern lai slangen dann diu salamander, wie daʒ sei, daʒ Jacobus sprech, daʒ diu salamander in kriechisch stellio haiʒ. Megenberg 280, 16.
1)
eine art eidechse, molch (s. dass. th. 6, 2476), lacerta salamandra. salamandra, salemander, salamander, salmander, salmender, molch. Dief. 507ᶜ. bei Maaler 293ᵇ, Alberus Cc 4ᵃ und Schottel 1365 wird salamandra durch molch erklärt. auch sonst findet sich die nebeneinanderstellung von salamander, molch und eidechse: er spricht auch, dasz mangerlai eydehsen sein, als borax, salamandra und stellio. Megenberg 274, 28; diu salamander ist vierfüszig und hât ain antlütz sam ain eydehse. 277, 1; mit dieser arzenei hab ich von einem manne ein mollen oder salamander getrieben. Tabernaem. 234 C; salamandra ist ein art der molen. Calepin (1570) 1361. über die sagenhafte natur des salamanders vgl. Oken 6, 461. er wurde früher für ein giftiges und selbst durch feuer nicht zu tötendes unthier gehalten, wozu die starke absonderung seiner hautdrüsen veranlassung gab. daher die bezeichnung salamandra, salamender für worm, feuer wurm, vür tyr. Dief. nov. gloss. 324ᵇ; man spricht, daʒ ain pâbist, Alexander, ain gewandt het, daʒ was gemachet auʒ des tiers (d. i. der salamander) wollen, und wenn man daʒ rainigen wolt, sô wuosch man eʒ mit anderm waʒʒer niht, dann daʒ man eʒ in ain feur warf, dâ von wart eʒ weiʒ. es spricht Albertus, daʒ er selber mit seiner hant ain snuor in ain geweltigeʒ feur würf, diu was gemacht aus des tiers wollen, und lieʒ si sô lang in dem feur, unz daʒ si glüend wart als ain haiʒ eisen. dô zôch er si her auʒ, und dô si erkuolt, dô handelt er si mit vleiʒ in seinen handen und vant nie kain hâr verprunnen. eʒ spricht auch Isidorus von derlai snuor ainer, daʒ si nie verlaidigt moht werden von dem feur. Megenberg 278, 5; zufälligerweise erblickte er mitten in der stärksten glut ein thierchen, wie eine eidexe, das sich in diesen lebhaften flammen ergötzte .. das ist ein salamander, wie man, so viel ich weisz, noch keinen gesehen hat. Göthe 34, 20. die gleiche eigenschaft des salamanders zeigt der vergleich:
arm und arm dann um einander!
an einander brust und brust!
wenn du dann in heiszer lust —
ha, du bist ein salamander,
wenn du nicht zerlodern muszt.
Bürger 122ᵃ.
ein anderer vergleich zielt auf das rote, funkelnde aussehen: Falstaff zu Bardolph. du bist unser admiral, du trägst die laterne am hintertheil; aber sie steckt dir in der nase, du bist der ritter von der brennenden lampe ... seit zwei und dreiszig jahren habe ich diesen euren salamander mit feuer unterhalten (d. i. die nase). Shakesp. Heinrich IV. 1, 3, 3 (have maintained that salamander of yours with fere any time this two and thirty years).
2)
salamander nannte der aberglaube des mittelalters menschenähnliche wesen, die im feuer hausten, Theophrastus Paracelsus nahm sie unter die elementargeister auf. noch in den alchimistisch-cabbalistischen anschauungen des 18. jahrh. spielen sie eine grosze rolle: eben das, was du für einen feurigen mann ansiehst, ist ein salamander, sag' ich dir, und einer der schönsten, die den thron der groszen Radiante umglänzen. siehst du nicht, wie seine haarlocken gleich gekräuselten sonnenstrahlen um seinen morgenröthlichen nacken wallen? siehst du nicht seine augen wie zwey morgensterne blitzen? siehst du die lazurnen, mit licht durchwebten flügel nicht, mit denen er, wie ein unsterblicher, in majestätischem fluge den äther theilt? Wieland 11, 173; ich besorge immer er (der salamander) wird es uns nicht besser machen als ein gemeiner feuermann; denn diese boshaften schelme haben keine gröszere freude, als wenn sie arme wandersleute zum besten haben und in einen morast oder froschgraben hinein führen können. 176;
verschwind' in flammen
salamander!
rauschend fliesze zusammen
Undine!
Göthe 12, 68;
von meinem hof erkannt' ich ein und andern,
ich schien ein fürst von tausend salamandern.
41, 62.
3)
das studentische einen salamander reiben, als besondere form einer trinksitte, jetzt so allgemein, ist im 18. jahrh. noch nicht gekannt. wo und wie es aufgekommen, und was dem ausdruck und der sitte zu grunde liegt, hat sich bisher auch nicht einmal mit einiger wahrscheinlichkeit, geschweige denn sicherheit feststellen lassen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1892), Bd. VIII (1893), Sp. 1678, Z. 71.

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Zitationshilfe
„salamander“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/salamander>.

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