Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

salbei, salwei, m., f., n.

salbei, salwei, m. f. n.
salvia.
I.
Formales. der name ist das im volksmunde veränderte mlat. salvia (von salvus, salvare). zahlreiche nebenformen begegnen in älterer wie in neuerer zeit: mhd. salvei(e), salbei(e). mhd. wb. 2, 2, 43ᵃ. Lexer mhd. handwb. 2, 587; salbag, salban, sälvi, selbin, salvan, salven, salbe, selbe, selff. Dief. gloss. 509ᵇ. nov. gloss. 325ᵇ. Maaler 342ᵃ bietet salbinen (die), salvia herba, wilde salbin, stachis, während Dasypodius salbei angiebt. die späteren wörterbücher gewähren folgende formen: salbey, salvei. Schottel 1391, salbey, rusticis salbien. Stieler 1674, salbey Frisch 2, 144ᶜ. Adelung, oder salvei Campe. in heutigen mundarten findet sich salbine. Stalder 2, 298, salbine, selbine, sabine. Seiler 248ᵃ, salver Schm. 2, 272. Höfer 3, 59. Hügel 132ᵃ, salverer Schm. a. a. o., sälf, salf (siebenb), saͦlfa Castelli 225, salbme (schweiz.) Pritzel-Jessen 357, salve (thüring., schwäb.) 358, salwen Regel 148, salbe Spiesz 202, nd. selve ten Doornkaat Koolman 3, 173ᵇ, selvi, zaffe und sogar saphie, sophie Pritzel-Jessen 358. das geschlecht des worts ist seiner ableitung gemäsz das fem., doch hat besonders in älterer zeit auch übergang ins masc. statt: von dem salvei. Megenberg 421, 6, daneben bei demselben: diu krot iʒt gern salbai und vergift der salbai wurzeln. 295, 34. landschaftlich begegnet das masc. noch heute. Frischbier 2, 245ᵃ. neben der starken flexion, wie sie obige belege zeigen, weist das mhd. auch die schwache auf:
wir sulen ouch parrieren den wîn
mit guoter salveien.
W. v. Eschenbach Willeh. 326, 21.
schwache singularformen bietet auch das frühere nhd.: wenn das zäpfflein gefallen und geschwollen ist, der nemme salbeyen, senffsaamen und pfefferkörner. Tabernaemont. (1664) 763 A. der plur. kommt vor in der bedeutung 'arten von salbei' oder als 'salbeikräuter': es werden die salbeyen auch gelobt das zittern der hände zu vertreiben. Tabernaemont. (1664) 762 J;
dort eins (ein beet) mit spictan gar besessen,
lavander und edlen salbeyen.
Wickram irr. pilger 79ᵇ.
II.
Bedeutung.
1)
eigentlich die pflanzenfamilie salvia: salvia haiʒet salvei. Megenberg 421, 6; der salvei ist zweierlai, wilt und haimisch. 10; salbey ist jederman wol bekant, ein gutes küchenkraut. ist zweyerley, zam und wild. Tabernaemont. (1664) 760 J; salbey ist ein staudengewächs zweierley gattung, zahm und wild. öconom. lex. (1731) 2109. bei Tabernaemont. 760—762 werden sechs geschlechter unterschieden: grosz oder breite salbey, salvia major, spitz salbey, salvia minor, indianisch salbey, salvia indica, alpen-salbey, salvia alpina, wilde salbey, salvia sylvestris, cretische salbey, salvia baccifera cretica. die neuere botanik dehnt die bezeichnung salvia auf verwandte pflanzen aus, die dann auch als salbei bezeichnet werden (so salvia horminum Nemnich 2, 1215, scharlach-salbey Oken 3, 1073. bei Tabernaemont. 764, horminum, scharlach). volksthümlich war und ist der name salbei schlechthin in erster linie für salvia officinalis, dem dann die wilde salbei, salvia pratensis und silvestris gegenübergestellt wird. vgl. Pritzel-Jessen 357—359 und die oben angeführten stellen. die salbei ist seit langer zeit als würzmittel und als heilkraut geschätzt: des wilden (salvei) wurzel legt man in erznei und des heimischen pleter. der heimisch salvei verzert und kreftigt, und so man wein damit seudet, daʒ ist guot wider das paralis und wider das vallent lait, daʒ epilencia haiʒt. Megenberg 421, 12; so nim denne ein halb meʒʒigen hafen, unde tuo in halp vol hopphen, unde ein hantvol salbey unde siede daʒ gein einer halben mile. quelle in Haupts zeitschrift 5, 12; salbey benimpt das zittern der glieder, ist gut vor den schlag und schwere kranckheit. Coler. hausb. 2, 172; welche viel mit den flüssen des haupts geplaget werden, die sollen sich stätigs der salbey gebrauchen. Tabernaemont. (1664) 762 K; alle speisz mit dürrer salbey, so zuvor als ander würtz gestossen, bereitet sind lieblich und gesund. ebenda; salbey im mund gekäuwet, machet einen guten athem. 763 A; sie fing hierauf an zu erzehlen, wie Andreolus sie unter diesen salbeystock geführet und .. ein blat abgebrochen, darmit seine zähne gerieben mit vermelden, die salbey wäre köstlich gut und gesund, machte die zähne und das zahnfleisch gar rein und sauber von allem, das man isset. Simpl. 2, 306, 18 Kurz; in der küche wird die salbey in allerhand fleischbrühen, ingleichen schöpsenbraten, aal und anderes zu spicken, abgekochte schinken mit zu belegen, auch mit eyern in der pfanne aus schmaltz gebacken, als ein gebackens gebrauchet. öconom. lex. (1731) 2109. die heilende kraft des krauts, die ihm auch den namen gegeben hat (s. oben formales), gilt als so grosz, dasz es sogar ein mittel gegen den tod überhaupt sein soll. sprichwörtlich:
wer salbey baut,
den tod kaum schaut.
Wander 3, 1847.
ein nd. sprichwort ist: selv is e got kraut, dat wächst e Mallich' s gade net oder selv wes net in Allemanns gaad'n (mit dem wortspiel selv = selber und salbei). Firmenich bei Wander a. a. o. alt ist die mahnung bei salbei rauten zu pflanzen: die kroten eʒʒent gern salvei aber man scheuht si dâ von, der nâhent rauten dâ pei setzt. Megenberg 421, 15; es sollen die salbeyen nit ohne rauten gepflanzet werden, wegen der schlangen, so sich gerne dabei verhalten. Tabernaemont. (1664) 761 H; von rechtswegen soll bey der salbey allezeit raute gepflanzt werden, weil sonsten die schlangen, kroten, spinnen und andere ungeziefer das kraut vergifften. öcon. lex. (1731) 2110.
2)
von anderen ähnlichen pflanzen:
a)
lantana Nemnich, lantana aculeata, wilde salbey 2, 236. b) teucrium Nemnich, teucrium scorodonia, wilde salbey. 2, 1450, elsäss. waldsalben. Pritzel-Jessen 399ᵇ. c) chrysanthemum majus, römische salbei. Pritzel-Jessen 95ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1892), Bd. VIII (1893), Sp. 1686, Z. 58.

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Zitationshilfe
„salwei“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/salwei>.

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