Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

erbexe, m.

erbexe, m.
benennung der markgenossen, vielmehr einer bestimmten art derselben in Westfalen, deren, so viel jetzt bekannt, zuerst eine urkunde von 1297 (Wigands archiv 1. 4, 107) erwähnt, dann aber die weisthümer der folgenden jhh. vielfache meldung thun, z. b. 3, 142. 143. 175. 183. 212. sicher müssen sie schon weit früher erschienen sein und an auffindung der älteren wortform wäre sehr gelegen. Möser osn. gesch. 1 §. 11 (6, 16) deutet erbexe, erfexe aus erbecht und will darin einen gegensatz zum unechten colonen erkennen, sprachlich aber läszt sich exe nicht auf echt zurückleiten. Entweder bleibt es bei der sonst angenommnen, ansprechenden erklärung durch erbaxt, das ebensogut eine persönliche vorstellung enthalten kann, als z. b. sper oder lanze den bewafneten ausdrückt, erbexe ist, dem die axt im walde zusteht, der holz fällen lassen kann. von gewicht sein würde der gebrauchte lat. ausdruck erbexa, pl. erbexae (RA. 504), den man füglich auf ein weibliches exe, axt, beil (1, 1046) ziehen dürfte. Oder exe entspräche dem Hel. 73, 17 begegnenden alts. ecso, eigner, grundbesitzer, welches von êgan habere, tenere zu leiten und êcso zu schreiben oder daraus gekürzt wäre; dann aber würde ein compositum erbiecso ganz nah an das oben aufgeführte erbeige reichen und es bliebe nur übrig das in die bildung eingetretne und den wandel des g in c nach sich ziehende s zu erläutern. merkwürdig, dasz auch bairische urkunden die eigennamen Ehso und Ehsa darbieten (Förstemann 1, 372), worin wieder eihiso, eigiso, egiso stecken könnte und kaum an egiso, horror (Graff 1, 103) zu denken ist. ältere, den namen erbexe überliefernde denkmäler könnten allen zweifel heben. aus Kobbes Bremen und Verden 1, 304—308 sei noch angeführt, dasz dort im bremischen freie erbexen im allgemeinen sich nur in den marschen finden, dasz sie volle eigenthümer und niemand als der landesherschaft unterworfen sind, weshalb sie auch hausleute, nicht bauern heiszen. in Friesland keine spur von ihnen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1859), Bd. III (1862), Sp. 718, Z. 55.

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Zitationshilfe
„erbexe“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/erbexe>.

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