Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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apfel, m.

apfel, m.
pomum. ahd. aphul aphol, pl. epfilî, mhd. apfel, pl. epfel, heute schreiben wir den pl. äpfel, das 16. 17 jh. häufig öpfel; fries. appel m.; nnl. appel m., ags. äppel pl. äpple; engl. apple; altn. epli n., schw. äple, dän. äble n. den goth. ausdruck würde uns erst die verdeutschung des hohenliedes lehren, nach der ahd. form wäre apuls, pl. apuleis zu gewarten, nach der altn. apli, pl. aplja. litt. obolys, zem. abolis m., lett. ahbols. altsl. jabl′′ko, russ. jabloko, poln. jabłko, böhm. gablko, immer n., nur das serb. jabuka f., das k als diminutivzeichen zutretend (= äpfelchen), die Böhmen kennen auch noch gablo. ir. ubhal, abhal, gal. ubhall, welsch afal, armor. aval. Ein für die europäische sprachgeschichte bedeutsames wort unserer urzeit, denn es erweist, wie affe, zusammenhang zwischen Kelten, Deutschen, Littauern und Slaven, auszerhalb dessen grenze Griechen, Römer und Romanen liegen; viel gäbe man darum, der goth. benennung sicher zu sein, noch mehr, die getische, dakische zu wissen. das neutrum der nordischen sprachen scheint für frucht und erzeugnis am passendsten, wozu auch μῆλον, pomum stimmen; Kelten und Littauer, des neutrums insgemein entrathend, griffen zum m., Spanier und Franzosen bei poma, pomme (Serben bei jabuka) zum f., Italiener bei pomo zum m. für unser apfel war das m. freie wahl, keine noth, oder führte es das ableitende l heran? von der wurzel musz dies l ausgeschlossen bleiben, dann aber bietet sich zunächst die verwandtschaft von obst, ahd. obaʒ, opaʒ, mhd. obeʒ, ags. ofät, nnl. ooft, da der begrif pomum (für opomum?) wie glans (eichapfel) in frucht allgemein übergeht, altsl. ovoschtsch, poln. owoc, wozu sich auch ὀπώρα, herbst und obst nehmen liesze; gerade vom litt. obolys bedeutet der pl. obolei, lett. ahboli obst, lat. poma, und russ. stehn ovoschtschi, böhm. owoce im pl., die störung der labialstufen in ovoschtschi und jabloko, obst und apfel darf bei so altem wort ausnahmsweise entschuldigt werden und die verschiedensten anlässe gehabt haben. nun aber empfienge man mut, das gr. κῆπος garten, das sonst unleugbare ähnlichkeit mit unserm hof hat, auch hier zu vergleichen und in apfel, abhal, jabloko einen abgebrochnen kehlanlaut anzusetzen, wie dem affe ein κῆβος, κῆπος, κεῖπος zur seite stand, ohne dasz darum apfel und affe selbst einer wurzel zu sein brauchten. apfelgarten, dän. abilgaard bezeichnen garten überhaupt, pomarium, pometum, κῆπος, doch ist auch ἄπιον birne anzuschlagen. finden diese etymologien anklang, so bleibt freilich immer noch in dunkel gehüllt, was die wurzel kap = ap aussage; einer vergleichung von apfel mit avalôn, altn. afla sich zu enthalten ist der vorsicht gemäsz, so dasz altn. apli, besser afli, thierjunges nichts zu schaffen hätte mit apli pomum. Apfel ist uns im eigentlichsten sinne malum, im allgemeinen auch andere rund und voll hängende frucht (quae pulpam habet), wie die zusammensetzungen eichapfel, gallapfel, fichtapfel, tannapfel, kienapfel, granatapfel, schlafapfel, erdapfel darthun. an der blume nennt man apfel den samenbehälter: an jedem stengel kompt ein schöne weisze blumen heraus mit zwölf oder dreizehn blätlein umb den apfel besetzt. Tabernaemont. s. 93. In sprache und poesie heiszen äpfel die weiblichen brüste, deren andrehen, anschwellen durch μαζὸς κυδωνιᾶ, apfelt sich, bezeichnet wurde. τὰ μᾶλα. Aristoph. Lys. 155. τοῖς μήλοις. Ecclesiaz. 903; μᾶλα τεὰ πρώτιστα τάδε χνοάοντα διδάξω. Theokr. 27, 48; wo doch überall der dualis τὼ μήλω, τοῖν μήλοιν an seiner stelle und noch schöner wäre. mhd.
dô sach er stân ir brüstelîn
alsam zwei pardîsepfelîn.
GA. 3, 114;
nhd. warum auch schlich er diese wege
nach einem solchen äpfelpaar,
das freilich schon im mühlgehege,
so wie im paradiese war.
Göthe 1, 210, vgl. 21, 79;
einst hatt ich einen schönen traum,
da sah ich einen apfelbaum,
zwei schöne äpfel glänzten dran,
sie reizten mich, ich stieg hinan.
Faust.
minnet einer niht, man giht,
daʒ er niht apfel eʒʒen mac.
Ls. 3, 328. fastn. sp. 222, 5;
Fischart sagt: apfel bedeut meidlinspil. Auch für augapfel kann bloszes apfel gesetzt werden: glut in deinen augen! was drehst du die äpfel? Klingers th. 2, 145;
so wie der mensch sich des auges
köstlichen apfel bewahrt.
Göthe 40, 242;
mir verwandter, meines auges apfel.
Platen 323.
Redensarten und sprüche: in den sauern apfel beiszen, sich eines harten, schweren dinges unterziehen: obgleich e. k. gn. ein wenig hat müssen wermut essen und in einen sawren apfel beiszen. Luther 5, 485ᵃ; habe ich doch in einen sauren apfel beiszen müssen. Schweinichen 3, 203; in einen sauren apfel beiszen. Lessing 2, 402. der apfel fällt nicht weit vom stamm; der apfel felt nicht weit vom baum. Mathesius 9ᵃ; altn. sialdan fellr eplit lângt frâ eikinni. der apfel sieht roth, doch sitzt ein wurm darin; rothe äpfel sind auch faul; ein fauler apfel steckt hundert an; es sind süsze äpfel, die der hüter übersieht; ein apfel der runzelt, fault nicht bald;
da kund man mir mit öpfeln locken.
fastn. sp. 345, 16;
es stand alles so gedrängt von leuten, dasz kein apfel niederfallen, zur erde konnte;
voient païens venir à grant huée,
qu'entraus eust une pome jetée,
que ne chaist sor lance o sor espée,
ou sor hauberc, sor ventaille fermée.
Ogier 2285;
de terre vuide trover n'i peussiés,
ou hon jetast un baston de pomier,
que ne caist sus teste ou sus destrier.
8607.
Liebende pflegten sich äpfel zu schenken und darein zu beiszen (vgl. anbeiszen). da sol dir die erde allerlei lust bringen, das wenn du zu eim bawm sagtest, müste er eitel silbern bletter und gülden öpfel und birn tragen. Luther 6, 244ᵇ; den goldnen apfel wieder kriegn, so euch der Türk genommen hat. Ringwald laut. warh. 349; der künstler müsse goldne äpfel in silbernen schalen seinen gästen reichen. Göthe 19, 158; ich wuste die goldnen äpfel des göttlichen wortes auch aus irdenen schalen unter gemeinem obste heraus zu finden. 19, 324; faul öpfel werfen. Garg. 75ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1852), Bd. I (1854), Sp. 532, Z. 66.

epfel, öpfel

epfel, öpfel,
malum, begegnet in oberdeutschen mundarten zuweilen als sg., der sich einem altn. epli vergliche. Megenberg 329, 26 redet 'von dem holzöpfel' und Keisersberg s. d. m. 16ᵃ sagt: Adam und Eva, die von dem öpfel geschleckt haben. Frommanns zeitschr. 5, 461. 6, 169. Schmeller 1, 89 nennt den oberpfälzischen sg. epfl, neben dem pl. apfl widersinnig.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1859), Bd. III (1862), Sp. 677, Z. 69.

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Zitationshilfe
„epfel“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/epfel>.

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